Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | Eckstein |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 105 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Wirtschaftlichkeit von Motorschiffen. Ueber die
Wirtschaftlichkeit seegehender Motorschiffe sind selbst in Fachkreisen die Ansichten
noch geteilt (D. p. J. S. 11 d. Bd.). Aber immerhin herrscht die Ansicht vor, daß
nach Ueberwindung noch mancher Schwierigkeit es dem Dieselmotorschiff gelingen wird,
in sehr vielen Fällen das Dampfschiff mit wirtschaftlichem Erfolge zu ersetzen. Die
größere Anzahl von Beschädigungen an den Hauptmaschinen der in Fahrt befindlichen
Motorschiffe hat allerdings den Bau solcher Schiffe zurzeit sehr eingeschränkt.
Durch die Gleichdruckölmaschine ist es aber möglich, an Stelle der
Dreifachexpansionsmaschine mit einem Wirkungsgrad von 14 v. H. eine Maschine mit
einem solchen von 38 bis 40 v. H. zu setzen. Ausschlaggebend ist allerdings für die
Wirtschaftlichkeit neben dem thermischen Wirkungsgrade der Maschinenanlage auch
derPreis des Treibmittels. Nach der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure 1915 S. 86 bis 92 kommen für die Oelversorgung der Motorschiffe
Nordamerika (Pennsylvanien, Ohio und Texas) in Betracht. Hier ist Treiböl für 50 bis
60 Schilling/t zu haben. Mexikanisches Oel eignet sich zurzeit noch wenig als
Treiböl, da es viel Asphalt enthält. Als Hauptölgebiet der Erde kommt zurzeit
Kalifornien in Betracht, wo Treiböl für etwa 25 M/t zu erhalten ist. Durch die
Eröffnung des Panamakanals wird aber auch hier eine Verteuerung des Oeles eintreten.
Die Oelgebiete in Südrußland (Baku), Rumänien und Galizien kommen für die
Weltschiffahrt wenig in Betracht, da die Transportkosten zu groß sind. Die in
Ostasien gewonnenen Oelmengen werden schon in ausgedehntem Maße für Motorschiffe
verwendet.
Vergleichsfahrten auf derselben Strecke mit gleichgebauten Motorschiffen und
Dampfschiffen sind bereits ausgeführt worden, um einwandfreie, vergleichbare
Betriebsergebnisse zu erhalten. Es sei hier auf solche Fahrten des Dampfers
„Salthurn“ und des Motorschiffes „Eavestone“ der Furneß-Linie
verwiesen (D. p. J. Bd. 329 S. 707). Es sind dies zwei verhältnismäßig kleine
Schiffe, beide aber sind vollkommen gleich nach Länge, Breite, Seitenhöhe, Tiefgang
und Wasserverdrängung. Das Gewicht von Schiff und Maschinen beträgt beim Dampfer
1280 t, beim Motorschiff 1260 t.
Die Betriebsergebnisse werden nicht nur vom Brennstoffverbrauch, sondern auch vom
Schmierölverbrauch, Gehältern der Schiffsbesatzung und Tilgungskosten bestimmt. In
folgender Tabelle sind die dementsprechenden Werte zusammengestellt, wie sie auf den
Fahrten des Motorschiffes „Christian X“, ausgerüstet mit zwei
einfachwirkenden Achtzylinder-Viertaktmaschinen und des mit einer modernen
Heißdampfanlage ausgerüsteten Dampfers „Uckermark“ erhalten wurden. Das
Motorschiff hat auf einer Reise von 27,5 Tagen 404 t Oel zu 26,56 M verbraucht, das
Dampfschiff für dieselbe Zeit 1250 t Kohle zu 12,80 M. Die Tilgungskosten sind für
den Schiffskörper in beiden Fällen zu 10 v. H. angenommen, die Tilgungskosten für
die Motoranlage zu 12 v. H., für die Dampfmaschinenanlage zu 10 v. H.
Motorschiff
Dampfschiff
BrennstoffkostenLöhneSchmierstoffeTilgungkosten
M„„„
10710 3774 182024680
19730 5070 27018900
Betriebskosten f. 1 t Tragfähigkeit
M
2,57
2,74
Der Schmierstoffverbrauch (Maschinenöl, Zylinderöl, Talg, Petroleum) ist bei einer
Dieselmaschinenanlage größer als bei einer Dampfmaschinenanlage. Während für die
Dampfkraftanlage seegehender Schiffe im Mittel mit einem Schmierölverbrauch von 0,4
bis 0,5 g f. d. PSi/Std. gerechnet wird, haben die
für Motorschiffe bekannt gewordenen Werte 2,4 bis 2,5 g f. d. PSi/Std. erreicht.
W.
Ueber die Eisenindustrie unter dem Kriege bringt „Stahl
und Eisen“ (35. Jahrgang Nr. 5 S. 120) einen hochinteressanten Artikel aus
der Feder des Geschäftsführers des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Dr.-Ing. Schrödter.
Von zehn französischen Departements (unter 87) sind bisher 2100000 ha oder 3,7 v. H.
des gesamten Gebiets von Frankreich mit 8,2 v. H. der Gesamtbevölkerung von unseren
Truppen besetzt. Die Verhältnisse der gesamten französischen Industrie, insbesondere
aber der Schwerindustrie, sind hierdurch, wie sich Schrödter gelegentlich der
Bereisung des besetzten Gebietes selbst überzeugen konnte, völlig umgewälzt. Wie
groß die Anteile dieses Gebietes an der Gesamterzeugung der französischen
Schwerindustrie sind, zeigt die folgende Zusammenstellung:
Anteile der besetzten Bezirke an der Gesamterzeugung.
Kohlen
68,8
v. H.
Koks
78,3
„
Bisenerz
90,0
„
Roheisen
85,7
„
Schweißeisen und Puddelstahl
62,4
„
Stahlblöcke
76,0
„
darunter: Bessemer
35,4
„
Thomas
95,3
„
Martin
43,8
„
Stahlerzeugnisse:
„
Schienen, Schwellen usw.
76,6
„
Radreifen
21,4
„
Handelseisen
60,4
„
Träger
88,3
„
Sonstiges Profileisen
87,2
„
Bleche
63,3
„
Draht
52,2
„
Schmiedestücke
36,7
„
Röhren
100,0
„
Stahlguß
76,9
„
Diese Verhältnissätze für die zehn besetzten und 77 freien Departements dürften auch
so ziemlich dem von Deutschland besetzten Teile der französischen Eisenindustrie
entsprechen.
Kläglich ist es in Frankreich auch mit der Gesamtkohlenversorgung des unbesetzten
Gebietes bestellt. Dürfte doch die gegenwärtige Kohlenförderung bestenfalls 35 v.H.,
eher weniger, der gewöhnlichen Förderung erreichen. Dazu kommt noch, daß die
notwendige Einfuhr von rund 23 Mill. t Steinkohlen und Koks, soweit sie aus
Deutschland erfolgte, unterbunden ist, und die englische Anlieferung nicht entfernt
imstande ist, ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Noch schlimmer liegen die Verhältnisse hinsichtlich der Eisenerz versorgung Frankreichs. Dessen Gesamtförderung betrug 1913 21,5
Mill. t, wovon der größte Teil dem Becken von Briey, das unsere Truppen besetzt
halten, entstammen. Durch diese Besetzung hat Frankreich nicht weniger als 90 v. H.
eingebüßt. Dagegen ist es unseren Schutzverwaltungen gelungen, die Zechen mit
Ausnahme dreier Gruben vor dem Ersaufen zu bewahren und teilweise wieder in Betrieb
zu setzen.
Die Roheisenerzeugung in französisch Lothringen, deren Entwicklung erst in den
neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eingesetzt hat, betrug 1913 3,5 Mill. t
von insgesamt 5 Mill. t. Von den 127 französischen Hochöfen sind nur einige 30
übriggeblieben, die ungestört arbeiten können. Doch dürften mindestens 80 v. H. der
Gesamthochofenleistung Frankreichs durch den Krieg kaltgestellt sein, da unter jenen
übriggebliebenen auch kleinere Oefen von 30 bis 60 t Tagesleistung einbegriffen
sind. Von den Rohstahlerzeugungsstätten Frankreichs haben unsere Truppen nach Schrödter ungefähr 70 v. H. besetzt. Sie liegen zum
großen Teil still, obgleich sie durch die Kriegsereignisse wenig gelitten haben. Man
hat dort große Vorräte an Roheisen, Rohblöcken, vorgestreckten Puddelluppen, Stabeisen
aller Art, vor allem auch gewaltige Mengen von Mittelblech vorgefunden. Oft lag das
Walzgut halb fertig gewalzt vor der Walzenstraße, auch die Werkstücke waren vielfach
noch mit angesetztem Span auf der Drehbank eingespannt.
Viele gut ausgestattete Gießereien mit bemerkenswerten Lagern wurden im Maastale
zwischen Charleville und Givet angetroffen. Bei Maubeuge findet sich die größte
Maschinenfabrik Frankreichs, die als die einzige in Frankreich große Walzwerke, dann
auch Krane, Dampfkessel, Winderhitzer usw. baut. In Valenciennes fand man in einer
Hufnagelfabrik riesengroße Bestände von Hufeisen, die damals gerade fehlten, und
heute sind unsere Landsturmleute dabei, dort Hufeisen für den Armeebedarf in großem
Maßstabe zu erzeugen. Ferner liegen auch große Lokomotiv- und Waggonfabriken in den
besetzten Gebieten. Viele fertige Wagen wurden von uns dort vorgefunden. Als
bemerkenswert wegen seiner Rückständigkeit wird noch das Arsenal, die staatliche
Geschoßfabrik in Douai, erwähnt.
Das Gebiet von Lille, Roubaix, Tourcoing ist übersät von Textilfabriken, die alle mit
guten und interessanten Maschinen ausgestattet sind.
Von der Maschinen bauenden Industrie Frankreichs haben wir ebenfalls den größten Teil
in Händen, besonders von den Werken, die sich mit der Herstellung von Lokomotiven
und Eisenbahnwagen befaßten. Nur ein Werk in Belfort gehört noch den Franzosen. Vor
allem aber liegen alle Werke, die schmiedeeiserne Rohre herstellen, im
Besetzungsgebiet, so daß Frankreich bei Bedarf gänzlich auf England bzw. Amerika
angewiesen ist.
Die aufgefundenen Vorräte der Walzwerke, Gießereien usw. haben sich unsere Truppen
zunutze gemacht, und stellen daraus die erforderlichen Waren für die Kriegsführung
an Ort und Stelle selbst her. So hat in der Gegend von Sedan und Charleville ein
Landwehrhauptmann nicht weniger als 14 kleinere Betriebe eingerichtet, in denen
Landwehrleute und Pioniere Schanzzeug aller Art, Stacheldraht, Wellblech zum
Eindecken der Laufgräben, auch Minenwerfer und Schutzschilde mit Schießscharten und
Griffen, Leuchtpistolen, Ofenrohre, fahrbare Feldküchen und dergleichen anfertigen.
Kraft und Licht wird von der elektrischen Zentrale geliefert, die sogar teilweise
die deutschen Laufgräben mit elektrischer Beleuchtung versorgt.
So schöpfen wir denn aus den Vorräten des Feindes, während die Franzosen ihrer
Erzeugungsstätten fast gänzlich beraubt sind und ihre Spaten und dergleichen vom
Auslande beziehen müssen. Und damit ist der französischen Eisenindustrie das
zugestoßen, was England mit der lothringisch-rheinisch-westfälischen Eisenindustrie
beabsichtigte. Nur mit dem Unterschied, daß unsere deutschen Hütten dem Erdboden
gleichgemacht werden sollten, während unser Heer überall nach Möglichkeit das
Privateigentum schont und nur das und nur gegen eine angemessene Entschädigung
herausnimmt, was es zur Kriegführung bedarf.
In England sollen seit Beginn des Krieges einige
Hochöfen mehr als früher in Betrieb genommen sein. Näheres über die Größe der
Erzeugung läßt sich nicht ermitteln. Doch soll die Beschaffung von Kohle wegen
Arbeitermangels und wegen Ausständen und von Eisenerz wegen erschwerter Zufuhr aus
dem Auslande schwierig geworden sein.
In Amerika hat man vielfach versucht, den durch den Krieg
ausgeschalteten deutschen Wettbewerb zu verdrängen. Doch hat auch in den Vereinigten
Staaten die Eisenindustrie in erheblichem Umfang gelitten. Wirtschaftliche
Verwüstungen richtet der Krieg dort vor allem bei den Eisenbahnen an, deren
Bestellungen für die Beschäftigung der Eisenwerke von ausschlaggebender Bedeutung
sind. Die Arbeitslosigkeit ist schon groß. Auf der anderen Seite sind Amerika große
Aufträge an Kriegslieferungen aus den Ländern unserer Feinde in großem Maßstabe
zugeflossen, die auf 250 bis 500 Millionen geschätzt werden.
Die italienischen Werke sind wegen der
Kriegsvorbereitungen gut beschäftigt. Doch macht die Beschaffung der Rohstoffe,
besonders durch gewaltige Frachterhöhungen der aus Amerika bezogenen Kohle,
Schwierigkeiten.
Auch Schweden ist durch die Kriegsereignisse in seiner
Eisenindustrie hart betroffen. Ueber die Gestaltung der russischen Eisenindustrie im Kriege liegen keine Angaben vor. Die von uns
beschlagnahmte polnische Eisenindustrie beträgt nur 3 bis 4 v. H. der
Gesamterzeugung. Von erheblicherer Bedeutung ist das in unserem Besetzungsgebiet
liegende Kohlengebiet im Dombrow-Becken, wo 6,5 Mill. t gegen insgesamt 28,8 Mill. t
des europäischen Rußlands gefördert werden.
Belgiens Eisenindustrie ist heute fast ganz lahmgelegt.
Während es der deutschen Zivilverwaltung gelungen ist, trotz mancherlei
Schwierigkeiten die Wiederaufnahme des Betriebes der Kohlengruben zu fördern (es
sind gegenwärtig 55 v. H. der Arbeiter wieder beschäftigt), blieb die Eisenindustrie
darnieder, weil Belgien auf ausländische Erze angewiesen ist und weil dort ein
regelmäßiger Eisenbahndienst nicht zu ermöglichen ist.
Zum Schluß seiner interessanten Ausführungen kommt Schrödter auf die Verhältnisse in unserem Vaterlande zu sprechen. Bald
nach Kriegsbeginn haben unsere Hüttenwerke den Betrieb wieder aufgenommen. Die
Roheisenerzeugung ist, wie folgende Zusammenstellung zeigt, seit August wieder
erheblich gestigen:
Roheisenerzeugung im Deutschen Reich und Luxemburg in Tonnen.
1913
1914
Juli
1648818
1561944
August
1640016
586661
September
1590849
580087
Oktober
1053051
729822
November
1588985
788956
Dezember
1611250
853881
Von den Hochöfen stehen nach anfänglichen schweren Störungen, besonders in
Luxemburg, an der Saar und in Lothringen, heute wieder im Feuer:
von den oberschlesischen Oefen
88
v. H.
von denen an der Saar
65
„
von den luxemburgischen
56
„
von denen im lothringer Bezirk
46
„
der vor Kriegsausbruch im Betrieb gewesenen Oefen.
Die Erzeugung ist in Oberschlesien seit Beginn des Krieges um 33,5 v. H. im
Monatsdurchschnitt zurückgegangen. Der Rückgang hat sich von 43 v. H. im August bis
auf 27 v. H. Ende 1914 ermäßigt. Die Erzeugung der beiden größten Saarwerke beträgt
zurzeit 30 bzw. 65 v. H. der normalen vor dem Kriege. In Lothringen hatten anfangs
alle Werke ihren Betrieb einstellen müssen. Heute arbeiten jedoch die meisten Gruben
und Hüttenwerke mit 40 bis 50 v. H. ihrer Leistungsfähigkeit.
Die deutsche Rohstahlgewinnung war im August auf 566832 t zurückgegangen und stieg
alsbald wieder in der in der folgenden Zusammenstellung angegebenen Weise:
Juli
1627345
August
566822
September
663223
Oktober
900201
November
900026
Dezember
–
Die Eisenindustrie und der Kohlenbergbau Oesterreich-Ungarns ist durch den Krieg
nicht unmittelbar berührt, sondern nur mittelbar durch den Einfluß auf den Verkehr
und die Arbeiterverhältnisse, sowie durch die Aenderung der Erzeugungs- und
Absatzverhältnisse. Schrödter schließt: „Die Siege unserer Waffen haben mit dem
militärisch-strategischen den wirtschaftlichen Erfolg gezeitigt, daß wir von
etwa 3 Mill. t Ueberschuß an Rohstahlerzeugung vor Ausbruch des Krieges in der
uns jetzt zur Verfügung stehenden Leistungsfähigkeit in Rohstahl auf mehr als 13
Mill. t gestiegen, und daß wir in dieser Hinsicht damit doppelt so stark
geworden sind wie unsere Feinde. Unsere tatsächliche gegenwärtige
Stahlerzeugung, auf das Jahr berechnet, beläuft sich auf rund 10800000 t, ist
somit trotz der durch den Krieg gebotenen Einschränkungen immer noch um 3 Mill.
t höher als diejenige des konservativen, rückständigen Englands.“
Loebe.
Das Eisenbahn- und Verkehrswesen im Kriege. Deutsche
Bauzeitung 1915 Nr. 5. (Professor M. Buhle.) Im Sächsischen Ingenieur- und
Architekten-Verein hielt Prof. M. Buhle von der
Technischen Hochschule in Dresden am 7. Dezember 1914 einen Vortrag über „Das
Eisenbahn- und Verkehrswesen im Kriege“.
Zuerst und entsprechend ihrer Bedeutung am eingehendsten wurden die Voll- und
Schmalspur-Schienenbahnen besprochen'; auch wie sie während des Krieges gebaut
werden, ward gezeigt. Danach wurden die gleislosen Fahrzeuge, sowie die Wasser- und
Luftverkehrsmittel und der Nachrichtendienst behandelt. Dabei bot sich mehrfach
Gelegenheit, auf unsere umfangreichen undgründlichen Vorbereitungen im Frieden
einzugehen, ohne welche die erzielten gewaltigen Kriegsleistungen undenkbar gewesen
wären.
Moltke war der erste Feldherr, dem es im Jahre 1870 gelang, einen planmäßigen, bis in
alle Einzelheiten durchdachten Eisenbahn-Aufmarsch durchzuführen. Erlegte den
größten Wert auf den Ausbau des Eisenbahnnetzes. Noch kurz vor seinem Tode riet er:
„Bauen Sie keine Festungen, bauen Sie Eisenbahnen!“
Wie 1870 sind wir offenbar auch 1914 unseren Gegnern in der Raschheit des Aufmarsches
überlegen gewesen, obwohl diese sich schon zu einer Zeit vorbereitet hatten, als in
Deutschland im Volk noch Niemand an den Krieg dachte. Trotzdem ist es, dank des
schnellen Aufmarsches, fast vollständig gelungen, den Krieg in Feindesland
hineinzutragen und unsere heimischen Fluren über Erwarten zu schonen. Ein Heer wie
das deutsche, das ganz auf den Angriff geschult ist, muß möglichst schnell an den
Feind herangebracht werden. Diese bei den heutigen Heeresmassen gewaltige Aufgabe
ist von unseren deutschen Eisenbahnen glänzend gelöst worden. Der großen Leistung
ist die allerhöchste Anerkennung nicht versagt geblieben. Die tiefempfundenen Worte
kaiserlichen Dankes und Lobes vom 22. August 1914 haben jeden Eisenbahner mit
freudigem Stolz erfüllt.
Die Aufgabe der Eisenbahnen im Krieg ist eine doppelte: bei Ausbruch des Krieges
erstreckt sie sich darauf, die Versammlung des Heeres so rasch als möglich und ohne
Störung, unter Schonung der Kräfte aller Truppen zu bewerkstelligen; also der
Personenverkehr spielt die wesentlichste Rolle. Dieser tritt im Laufe des Krieges
etwas mehr zurück und der Güterverkehr rückt an die erste Stelle; d.h. während des
Krieges besteht die Tätigkeit der Eisenbahnen mehr in der Herstellung der Verbindung
nach rückwärts zum Nachschub der Verpflegung, des Ersatzes an Kriegsbedarf aller
Art, Schieß- und Sprengstoffen, Belagerungsmitteln u. dgl., aber auch an Truppen,
sowie zur Abförderung der Kranken, Verwundeten und Gefangenen. Um nur eine Zahl für
die Leistungen anzugeben, die von den Eisenbahnen im Feldzug erwartet werden, seien
hier die Angaben des Reg.-Rates Wernecke angeführt, daß
der tägliche Verpflegungsbedarf eines Heeres von 1 Million Menschen und 250000
Pferden 2500000 kg wiegt, d.h. daß zu seiner Beförderung täglich etwa 9 Züge nötig
sind. Von dem Umfang der Leistungen im Krieg 1914 kann man sich ungefähr eine
Vorstellung machen, wenn man erfährt, daß allein im Eisenbahn-Direktionsbezirk Köln
während 19 Mobilmachungstagen westwärts über 26000 Militärzüge mit über 2 Millionen
Soldaten und den zugehörigen Geschützen, Pferden, Gepäck, Munition, Lebensmitteln
usw. befördert worden sind. Glasers Annalen 1914, II, S. 123. Ein Militärzug ist bei
den gesetzlich dafür erlaubten 110 Achsen etwa 550 m lang. „Soll ein Armeekorps
von rund 40000 Mann, 2400 Fahrzeugen, einschließlich Geschützen auf einer
zweigleisigen Bahn 600 km weit befördert werden, so sind hierfür nur etwa 5½
Tage, auf eingleisiger Bahn rund 9½ Tage nötig. Zum Marsch würde etwa ein
Monat gebraucht, und man könnte mit viel geringerer Sicherheit darauf rechnen,
die Truppen an einer bestimmten Stelle zu einer bestimmten Zeit mit voller
Kampfkraft zur Verfügung zu haben“.
Weiter wurden die Aufgaben des Etappenwesens (Ergänzung aller Heeresbedürfnisse und
Entlastung von allem, was die Schlagfertigkeit behindern kann), und die Bedeutung
der Etappenverbindungen (Eisenbahn, schmalspurige Feldbahn, Wasserstraßen,
Landstraßen, Kraftwagen, Lazarettzüge und -Schiffe usw.) eingehend erläutert,
insbesondere auch der Bedeutung unserer Verkehrstruppen für das Gesamtheer gedacht,
ihre Einteilung in Friedens- und Kriegszeiten erklärt und vornehmlich die Verwendung
der Eisenbahntruppen bei der Zerstörung und Wiederherstellung von Tunnel- und
Brückenbauten, bei dem Bau neuer Gleisanlagen (Umgehungsbahnen, Feldbahnen usw.) und
beim Betrieb der Eisenbahnen in Feindesland behandelt. Dabei ward auch die Frage der
Einführung des elektrischen Betriebes auf unseren Vollbahnen angeschnitten, im
Hinblick auf Erwägungen der Landesverteidigung. „Sollte sich dereinst die
Wirtschaftlichkeit des elektrischen Vollbahnbetriebes in überragender Weise
herausstellen, so werden allerdings; die zurzeit bestehenden militärischen
Bedenken seine allgemeine Durchführung kaum aufhalten können; allein die Technik
wird dann die Ursachen dieser Nachteile erst beseitigen müssen.“
Im zweiten Teil seines Vortrages ging der Redner auf den Abtransport der Gefangenen
und ihre Verwendungsmöglichkeiten für Verkehrsverbesserungen ein, auf die
Notwendigkeit der Trennung von Kranken und Verwundeten aus dem berufsmäßig tätigen
Heer und ihre Auffindung (Sanitätshunde), Beförderung und Verteilung über ein
größeres Landgebiet (Sanitätsdienst, Rotes Kreuz, Lazarettzüge, -Fluß- und
-Seeschiffe usw.). Beim Seeverkehr wurden die Kanalfrage sowie die Aufgabe der
Lebensmittelzufuhr beleuchtet; alsdann wurde die Nachfuhr der Verpflegungsmittel
seitens des Trains sowie die Verpflegung durch Quartiere, Beitreibung und Ankauf in
den Ländern der Feinde besprochen und dabei auch die Vorteile der fahrbaren
Feldküche gewürdigt. Gestreift wurden die Aufgaben der Feldpost, der
Telegraphentruppen, der Telephonabteilungen und der Funker, ferner der Radfahrer,
der Krafträder und Selbstfahrer für Personen, Einzellasten und Lastenzüge, der
Frei-, Fessel- und Lenkballons, der Flugmaschinen sowie der Brieftaubenzucht und
endlich der Photographie. Auch auf die bewundernswerten Flugbahnleistungen der
Geschütze, die gleichsam als eine Vereinigung von Transport- und Werkzeugmaschinen
angesehen werden können, wurde nachdrücklich hingewiesen (Maschinengewehre,
Oesterreichische Motormörser, 42 cm-„Brummer“). – Krupps Weltruf steht auch durch seinen neuesten „Triumph der
Waffentechnik“ neu gefestigt da. Mit Recht konnten Vertreter dieses Werkes
darauf hinweisen, wieviel Blut und Opfer gerade durch seine Erzeugnisse unserem
Heere erspart worden seien. Zurückzuführen sind diese Erfolge mit auf die gewaltige
Friedensarbeit des Ingenieurs.
Textabbildung Bd. 330, S. 108
Abb. 1. Querschnitt durch den Querbalken einer Karusseldrehbank.
Ueber Großguß. In den letzten Jahren ist es der
Gießereitechnik gelungen, Gußkörper von gewaltigen Abmessungen herzustellen. Hierher
gehören beispielsweise Gußkörper von Turbogehäusen, Elektrogeneratoren,
Gasmaschinenzylindern, Rahmen von Schiffsteven, Holmen hydraulischer Pressen,
ungeheure Walzgerüste und riesige Werkzeugmaschinen. Sofern die Herstellung nicht
mit besonderen Formschwierigkeiten verbunden ist, die Stücke also nur, wie sich der
Gießereifachmann ausdrückt, „glatte Brocken“ sind, werden sie heute von jeder
Gießerei, wo man nur über den nötigen Platz, über entsprechende Hebezeuge, Pfannen
usw. verfügt, spielend gegossen. Bei verwickelteren Maschinenteilen aber, bei denen
ein großes Kernspiel ein bedenkliches Verhältnis zwischen Stückgewicht und
Oberfläche bildet, wird den Gießereien bezüglich der Abmessungen und Gestalt der
Stücke, der Sicherheitsmaßregeln gegenüber dem oft gewaltigen Auftrieb gegen die
Kerne und die Formabdeckungen, sowie gegen den Druck in den Boden, ferner bezüglich
der Gießweise und der Mittel zur Beschaffung genügender Mengen flüssigen Eisens vor
schwierige Aufgaben gestellt. Auch ist darauf Bedacht zu nehmen, daß das Eisen
entsprechende chemische Zusammensetzung aufweisen muß, um die Reißgefahr zu
verhüten, und daß durch zweckmäßige Gattierung die Lunkerbildung vermieden wird usw.
Auf diese Schwierigkeiten und auf die Frage, wie sich die Werke gegen den durch
mannigfache Fehlgüsse entstehenden Schaden sichern könnten, weist J. Leber in einer technisch-wirtschaftlichen Betrachtung hin. (Stahl und
Eisen 34. Jahrg., S. 1521.) Bei der Herstellung großer Werkzeugmaschinenteile durch
acht Großgießereien ist danach in zwei Jahren ein großer Prozentsatz Fehlguß
geworden und nur ein kleiner Teil völlig einwandfrei zur Ablieferung gelangt. Dies
illustriert die Tatsache, daß die Selbstkosten der Gießereien hierbei sehr erheblich
sind.
Abb. 1 zeigt den Querschnitt durch den 16 m langen und
72000 kg schweren gegossenen Querbalken einer Karusseldrehbank. Abbildung 2 seine
Gußform. An Auftrieb waren bei diesem Guß nicht weniger als 700000 kg abzuschweren.
Das Gußmaterial wurde zur Hälfte dem Kupolofen, zur anderen Hälfte dem Hochofen
entnommen. Das Material gab ein einwandfreies Gußstück. Beim Gelingen solcher
Gußriesen spielt der Zufall eine große Rolle. Im Falle eines Mißlingens wäre im
vorliegenden Fall die auf 1/10 der Bodenfläche einer Großgießerei in drei
Monaten geleistete Arbeit zu Schanden geworden.
Textabbildung Bd. 330, S. 109
Abb. 2. Gußform des Querbalkens einer Karusselldrehbank.
Naturgemäß reichen die für solche Gußstücke bezahlten Preise nicht annähernd zur
Deckung der Selbstkosten aus. Um sich gegen solche Schäden zu sichern, schlägt Leber
vor, den Preis für derartige Gelegenheitsstücke so hoch zu setzen, daß er unter
allen Umständen neben einem angemessenen Gewinn auch noch die mit einem einmaligen
Fehlguß verbundenen Lohn- und Materialverluste deckt. Andernfalls sollte zum
Wenigsten der Abnehmer den etwaigen Ausfallzur Hälfte mittragen. Nur dann
können die Großgießereien noch weitergehenden technischen Forderungen folgen.
Der Vorschlag, der im Original eingehender dargelegt ist, stellt weiter einen
praktischen Versuch dar, die betreffenden Kosten nach wenigen, aber bestimmten
Gesichtspunkten schnell und möglichst erschöpfend festzustellen. Ein solches
Berechnungsverfahren tut dringend not, weil nicht nur der wirtschaftliche Erfolg,
sondern auch das technische Gelingen solcher Gußstücke eine richtige Berechnung
voraussetzt.
Dr. Loebe.
Ueber den Kraftbedarf an Walzenstraßen. Die Aufgabe, den
Kraftbedarf an Walzenstraßen zu bestimmen, zerfällt in zwei Teile. Erstens handelt
es sich um die Feststellung der Größe und Menge der von der Antriebsmaschine an die
Walzenstraße abgegebenen Arbeit, sowie der auf dem Wege von der Antriebsmaschine bis
zum Werkstück entstehenden Arbeitsverluste. Zweitens ist zu untersuchen, welche
Formänderungen an dem zwischen den Walzen befindlichen Werkstück von der
Maschinenarbeit geleistet wird. Bezüglich der Arbeitverluste ist es gegenwärtig noch
nicht möglich, diejenige Reibungsarbeit zu berechnen, die durch Reibung zwischen
Werkstück und Walze verloren geht. Die Differenz zwischen der von der Maschine an
die Walzenstraße abgegebenen Energiemenge und den genannten Verlustquellen kann als
die Arbeit bezeichnet werden, die an dem Werkstück formändernd tätig ist. Zur
Berechnung der von der Maschine aufgenommenen Energiemenge bedarf man eines
Ausdrucks für die am Werkstück geleistete und an dessen Formänderungen erkennbare
Arbeit. Denn die Größe der Formänderung bestimmt in erster Linie im Zusammenhang mit
der Temperatur und dem Verhältnis von Walzendurchmesser zur mittleren Stabhöhe die
Größe der Gesamtwalzarbeit. Von diesen Faktoren lassen sich Temperatur,
Walzendurchmesser und Stabhöhe leicht ermitteln, während für die am Werkstück durch
Umlagerung der Massenteilchen durch die Walzarbeit hervorgerufene Wirkung erst ein
Ausdruck gefunden werden muß.
Die Größe der Umlagerungsarbeit wird von folgenden Faktoren bestimmt:
1. Von der Größe der zwischen den Molekeln wirksamen Kohäsionskräfte, oder, was
dasselbe, durch die Elastizitäts- bzw. Quetschgrenze des Materials.
2. Von der Menge der hauptsächlich längs des Stabes bewegten Massenteilchen.
3. Von der Größe des von den Massenteilchen zu rückzulegenden Weges.
Da die von den Walzen bewirkte Formänderung eine bleibende ist, wird die teilweise
bekannte Elastizitäts- bzw. Quetschgrenze des erhitzten Metalls stets überschritten.
Schwieriger ist die Berechnung der Menge der bewegten und voneinander losgerissenen
Massenteilchen. Wie man an den Rändern von Panzerplatten erkennt (Abb. 1), erleidet das Material nur in einer gewissen
äußeren Schicht durch die Walzen eine relative Verschiebung. Beim Blockwalzen kann man sich die auf
beide Walzen zu übertragende Arbeit durch eine am Walzenumfang wirksame Kraft
geleistet denken, die sogenannte Durchzugskraft, welche bestrebt ist, das Werkstück
durch die Walzen zu ziehen (Abb. 2). Auch bei
Betrachtung dieses Walzvorganges erkennt man, daß die äußeren Massenteilchen eine
andere relative Lagenveränderung erfahren, als diejenigen der inneren Blockschicht.
Und zwar ist die Art der Formänderung am Rand mehr eine gleitende, in der Mitte aber
nur Längsdehnung. Abb. 3 zeigt schematisch die
Verteilung der Walzeneinwirkung auf den Walzquerschnitt. Man erkennt daraus, daß die
äußeren, schraffierten Teilchen durch die Berührung mit den Walzen eine
Ortveränderung erleiden, während die immer weiter innen liegenden immer weniger an
dieser Verschiebung teilnehmen. Bei höheren Temperaturen und geringeren
Kohäsionskräften, wie auch bei dünneren Werkstücken werden geringere Mengen des
inneren Querschnitts zu einer relativen Bewegung gegeneinander veranlaßt, während
bei abnehmender Temperatur die Menge der mitgerissenen Massenteilchen zunimmt.
Textabbildung Bd. 330, S. 110
Abb. 1. Rand einer Panzerplatte.
Textabbildung Bd. 330, S. 110
Abb. 2. Walzvorgang.
Textabbildung Bd. 330, S. 110
Abb. 3. Verteilung der Walzeneinwirkung auf den Walzquerschnitt.
Während die Bestimmung des räumlichen Verlaufes der Massenverdrängung sehr schwierig
ist, läßt sich das sogenannte „verdrängte Volumen“, d.h. die Menge, die im
Volumen nach dem Walzvorgange umgelagert erscheint, und der Arbeitsaufwand
proportional ist, durch Rechnung ermitteln. Puppe hat
diesen Vorschlag in einem ausführlichen Bericht in „Stahl und Eisen“ Jahrgang
34, S. 1545, mitgeteilt und gibt darin einige Berechnungsarten an. Der Puppesche Vorschlag wurde gelegentlich der Verhandlungen
des Arbeitsausschusses der Walzwerkskommission des Vereins deutscher
Eisenhüttenleute von Kieselbach und F. Mayer einer
eingehenden Kritik unterzogen, die in der erwähnten Veröffentlichung ebenfalls
mitgeteilt ist.
Dr. Loebe.
Einfluß der Ueberhitzungstemperatur auf den Dampfverbrauch der
Dampfmaschinen. Oberingenieur Kammerer
beschreibt in der Zeitschr. f. Dampfkessel und Maschinenbetrieb eine Anzahl von
Versuchen, um den Einfluß verschiedener Ueberhitzungstemperaturen festzustellen. Vor
Prüfung der Versuchsergebnisse wurdender theoretische Wärme- und Dampfverbrauch
der vollkommenen Maschine bei Voraussetzung verschiedener Betriebsverhältnisse unter
Zugrundelegung des Clausius-Rankineschen Kreisprozesses
und Verwendung der Mollierschen Dampftabellen berechnet.
Diese Rechnung ergab, daß der Wärmeverbrauch in kg/PS-Stunde eine kompliziertere,
der Dampfverbrauch in kg/PS-Stunde nahezu eine lineare Funktion der Temperatur ist.
Man verglich daher zur Feststellung der Ersparnisse bei den Versuchen vor allem die
Dampfverbrauchsziffern, die ein für die Praxis ausreichend genaues Bild liefern. Die
Bestimmung des thermodynamischen Wirkungsgrades bot demgegenüber große
Schwierigkeiten, da die den Wirkungsgrad beeinflussende Austrittsspannung nicht
immer mit genügender Sicherheit festzustellen war. Der Versuch ergab, daß eine
Einzylinder-Sulzer-Maschine, bei welcher der
Dampfmantel mit Frischdampf geheizt wurde, einen Unterschied des Dampfverbrauchs von
22,6 g für eine Temperatursteigerung um 1 ° C aufwies. Bei einer gleichfalls von Gebr. Sulzer gebauten Gleichstrommaschine mit
Frischdampfheizung der Deckel betrug der Unterschied des Dampfverbrauchs für 1 ° C
bei nicht geheiztem Dampfmantel 11 g, bei geheiztem Mantel 5,5 g. Eine ältere
Gleichstrommaschine zeigte einen größeren Einfluß der Temperatur auf den
Dampfverbrauch. Dieselbe Beobachtung konnte man an einer ebenfalls nach dem
Gleichstromprinzip arbeitenden Lokomobile von Wolf ohne
Mantel- oder Deckelheizung machen, so lange die Belastung nicht zu sehr gesteigert
wurde. Bei einer Zweizylindermaschine derselben Firma betrug der Unterschied im
Dampfverbrauch 11 g für 1 ° C. Eine Tandemmaschine von Kerchove in Gent zeigte sogar nur eine Ersparnis von 7,2 g für 1 ° C. Sie
besaß Mantelheizung an beiden Zylindern. Auch waren die Steuerorgane in den Deckeln
gelegen, wodurch deren teilweise Beheizung erreicht wird. Für 1 ° C betrug die
Verringerung des Dampfverbrauchs bei einer anderen Kerchove-Verbundmaschine 11,1 g,
bei einer Verbundmaschine mit Frikart-Steuerung der Elsässischen Maschinenbaugesellschaft 13,7 g, bei einer
Zweizylinderventilmaschine der Maschinenfabrik
Augsburg-Nürnberg 16°. Für Maschinen mit dreifacher Expansion schwankte der
genannte Wert zwischen 8,5 und 14 g. Auspuffmaschinen wiesen eine sehr bedeutende
Steigerung des Einflusses der Ueberhitzung gegenüber den Anlagen mit Kondensation
auf. Man erkennt, daß im allgemeinen der Ueberhitzungsgrad bei vollkommeneren
Maschinen eine geringere Wirkung als bei solchen mit hohem Dampfverbrauch hat.
Ferner bestätigten die Versuche, daß bis zu einer Temperatur von 300° die
Dampfverbrauchskurve eine lineare Funktion der Temperatur ist, und daß die
Proportionalität für Maschinen mit Mantelheizung darüber hinaus bestehen bleibt.
Fehlt letztere, so verringert sich der Vorteil der Ueberhitzung beim Ueberschreiten
der genannten Temperaturgrenze auf einen Wert, der bis 500 ° konstant bleibt. Die
Vorzüge der Mantelheizung sind bei Heißdampf geringer als bei Sattdampf. Uebersteigt
die Temperatur einen gewissen Grad, so wird die Anwendung des Heizmantels sogar
unwirtschaftlich. Die Verminderung des Dampfverbrauchs dürfte für Zwei- oder
Dreifach-Expansionsmaschinen mit geheiztem Hochdruckzylinder und zwischen den
Temperaturgrenzen von 300° bis 350°C im Mittel 10 bis 11 g für 1 ° C betragen. Diese
Ersparnis sinkt bei schwacher Belastung auf 7 bis 8 g und steigt bei wachsender
Belastung auf 13 bis 16 g. Dieselben Werte besitzen vermutlich auch für
Gleichstrommaschinen Gültigkeit. [Kammerer in Zeitschr. für Dampfkessel und
Maschinenbetrieb Nr. 44 bis 46.]
Schmolke.
Dynamometerwagen. Infolge der weitgehenden Vervollkommnung
der Dampf- und elektrischen Lokomotiven hat der Dynamometer- oder Meßwagen in
neuerer Zeit bei den europäischen Hauptbahnen eine ausgedehnte Verwendung gefunden.
Deshalb entschlossen sich auch die Schweizer Bundesbahnen zur Anschaffung eines
solchen Wagens, der bereits abgeliefert ist und den weitestgehenden Anforderungen
entspricht, die an eine fahrende Versuchsanlage zur Bestimmung der
Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von Lokomotiven, der Zugwiderstände unter
den verschiedenen Betriebsverhältnissen gestellt werden können. Der Wagen wurde von
der Schweizer Industrie-Gesellschaft in Neuhausen, die
zahlreichen Meßvorrichtungen von Gebrüder Amsler in
Schaffhausen und Siemens & Halske in Berlin
ausgeführt.
Der mit zwei Drehgestellen versehene Wagen ist 17,35 m lang. Der vier Abteile
enthaltende Wagenkasten ruht, durch eine 2 cm starke schalldämpfende Filzunterlage
davon getrennt, auf einem sehr kräftig gebauten Untergestell. Im Versuchsraum sind
ein hydraulischer Zugkraftmesser mit Zug- und Stoßvorrichtung, ein
Geschwindigkeitsmesser, ein Ergometer und Trägheitskraftmesser, ein Arbeitsmesser am
Zughaken, ein Windmesser, ein Leistungzähler nach Böttcher und Vorrichtungen für die Messung der Leistung elektrischer
Lokomotiven untergebracht.
Bis jetzt haben fast nur Federzugkraftmesser Verwendung gefunden. Die Notwendigkeit
einer öfteren Nachprüfung der Federsysteme ist ein Mangel und führte hier zur
Bevorzugung der hydraulischen Meßmethode. Hier werden die Zughaken- und Pufferkräfte
auf einen Kolben übertragen, der in einem mit Flüssigkeit gefüllten und am
Wagengestell befestigten Zylinder gelagert ist. Der hier ausgeübte hydraulische
Druck pflanzt sich durch Rohrleitungen zu einer Ablesevorrichtung fort. Der
Zugkraftmesser ist für eine größte Zugkraft von 30000 kg bestimmt.
Der Amslersche Geschwindigkeitsmesser ist bekannt und
findet schon in einer Anzahl von Meßwagen europäischer Bahnen Verwendung.
Das Ergometer oder der Trägheits-Arbeitsmesser dient zur Messung der mechanischen
Arbeit, die geleistet werden muß, um die einem Eisenbahnzuge innewohnenden
Trägheitskräfte zu überwinden, ohne Berücksichtigung der Reibungs- und
Luftwiderstände. Als Meßorgan und wesentlicherBestandteil dieser Vorrichtung
dient ein Pendel, das in einer zur Fahrtrichtung parallelen Ebene frei schwingen
kann.
Der Arbeitsmesser, mittels dessen die Arbeit am Zughaken in mkg fortlaufend gemessen
wird, beruht auf ähnlicher Grundlage hinsichtlich der Auswertung wie das
Ergometer.
Der Winddruckmesser beruht hier auf dem Prinzip der Pitotschen Röhre, an Stelle der bisherigen Konstruktionen des
Winddruckmessers. (Windrad mit Windfahne.)
Zur fortlaufenden Messung der indizierten Zylinderleistung von Dampflokomotiven wird
hier ein Indikator mit einem Böttcherschen Leistungzähler
verwendet (s. D. p. J. 1914, S. 593). Diese Vorrichtung gestattet fortlaufend die
mittlere indizierte Leistung festzustellen, indem jedes einzelne im
Lokomotivzylinder entwickelte Diagramm registriert wird.
Mit Hilfe dieses Leistungzählers zusammen mit den Angaben des Zugkraftmessers und des
Ergometers ist man nun imstande, den Eigenwiderstand der Lokomotive zu ermitteln,
eine Größe, zu deren Bestimmung man sich früher unsicherer und wenig zuverlässiger
Mittel bedienen mußte,
Zur Messung der Bremskräfte findet die Kapteynsche
Vorrichtung ausgedehnte Verwendung. Zur Bestimmung der Tangential- und Radialkräfte,
die durch Anpressen der Bremsklötze an die Radreifen entstehen, wird hier ein
zwischen das Bremsgestänge geschalteter hydraulischer Meßzylinder benutzt. Der in
diesem Zylinder beim Bremsen entstehende Flüssigkeitsdruck wird auf einen Indikator
übertragen, der ein Druckdiagramm auf das Papierband niederschreibt. Aus den so
bestimmten Radial- und Tangentialkräften läßt sich der für eine bestimmte
Geschwindigkeit auftretende Reibungskoeffizient bestimmen.
Da auf einzelnen Strecken der schweizerischen Bahnen die elektrische Zugförderung
geplant ist, so wurde der Meßwagen auch mit Vorrichtungen zur Messung der Leistung
der elektrischen Lokomotiven ausgerüstet. Bis jetzt hat dieser Wagen bei Meßfahrten
etwa 2000 km zurückgelegt. [Schweizer Bauzeitung 1914, S. 41 bis 45, 57 bis 62 und
73 bis 78.]
W.
Schlaglochbildung an Lokomotivradreifen. Die Radreifen der
Trieb- und Kuppelräder erleiden im Betriebe keine gleichmäßige Abnutzung, sondern an
gewissen Stellen des Radreifens entstehen Abweichungen von der Kreisform. Diese
ungleichmäßige Abnutzung ruft bei der Fahrt Erschütterungen der Lokomotive hervor,
daher die eigenartige Bezeichnung „Schlagloch“. Gewöhnlich nimmt man an, daß
die Gegengewichte die Ursache der Schlaglochbildung seien. Indessen die verstärkte
Abnutzung der Reifen an bestimmten Stellen entsteht vielmehr dadurch, daß das Rad
etwas gleitet. Dieses Gleiten könnte um so leichter eintreten, wenn die Fliehkraft
des Gegengewichts das Rad von der Schiene abzuheben sucht. Diese Entlastung darf
nach den „Technischen Vereinbarungen“
15 v. H. des
ruhenden Raddruckes nicht übersteigen. Bei Schnellzuglokomotiven erreicht dieser
Wert auch bei größter Geschwindigkeit aber nur 7,5 v. H. Es ist darum wohl nicht gut
möglich, daß diese geringe Schwankung des Raddruckes die Schlaglochbildung
hervorruft. Außerdem müßten ja Lokomotiven ohne Massenausgleich für die hin- und
hergehenden Triebwerkteile, wie sie heute besonders als
Heißdampf-Schnellzuglokomotiven gebaut werden, keine Schlaglochbildung
aufweisen.
Die unregelmäßige Abnutzung der Radreifen entsteht wohl hauptsächlich durch die
Spielräume an den Achslagern von Trieb- und Kuppelachsen. Dadurch ist es möglich,
daß unter dem Einfluß der abwechselnd gleich oder entgegengesetzt gerichteten
Triebzapfendrücke eine abwechselnde Gerad- und Schrägstellung der Achsen eintritt.
Die dadurch entstehende Verdrehung der Achswelle erzeugt an den Radreifen im
Berührungspunkte mit der Schiene Umfangskräfte. Diese vergrößern bei gewissen
Kurbelstellungen die vom Triebweik übertragene Zugkraft, welche ebenfalls als
Umfangskraft am Radreifen wirkt. Entsteht dabei eine Ueberschreitung der
Reibungsgröße, dann tritt eine kleine gleitende Bewegung des Rades ein, die zur
Abnutzung des Reifens an bestimmten Stellen, d.h. zur Schlaglochbildung Veranlassung
gibt. (Organ f. d. Fortschritte des Eisenbahnwesens 1914, S. 333 bis 341.)
W.
Mallet-Lokomotive. Für die südafrikanischen Eisenbahnen
hat die Lokomotivfabrik Maffei, München, zehn Stück
solcher 3/3 gekuppelter Lokomotiven mit vorderer Laufachse in Auftrag erhalten, da
die geforderten Stückpreise die niedrigsten englischen um mehr als 20000 M
unterboten.
Die Spurweite dieser Lokomotiven ist 1067 mm. Die beiden Gruppen des Barrenrahmens
sind durch ein Stahlgußgelenk in der Mittellinie verbunden. Der Kessel hat einen
Rauchröhrenüberhitzer Bauart Schmidt, der Dampfüberdruck
beträgt 14 at. Die gesamte Heizfläche mit 43 m2
Ueberhitzerheizfläche beträgt 221 m2. Da die
südafrikanische Kohle sehr zum Schlacken neigt, so ist ein Gliederrost vorgesehen,
dessen Stäbe durch einen Dampfzylinder bewegt werden, so daß die Schlacke auch
während der Fahrt entfernt werden kann. Für die Dampfverteilung ist eine
außenliegende Steuerung Bauart Heusinger vorgesehen mit
Kolbenschiebern an den Hochdruck- und entlasteten Flachschiebern an den
Niederdruckzylindern. Beim Anfahren können alle Zylinder auf Vierlingswirkung
geschaltet werden. Die Lokomotive ist mit einer Dampfbremse ausgerüstet.
Gleichzeitig mit dieser wird eine Dampfstrahlpumpe betätigt, die die Saugbremse an
Tender und Zug bedient.
Die Lokomotivausrüstung ist mit Ausnahme der elektrischen Wärmemesser von Siemens & Halske englischen Ursprungs. Es sind zwei
selbstansaugende Strahlpumpen nach Gresham und Craven, Sicherheitsventile nach Ramsbottom, Wasserstände von Dewrance,
Heizeinrichtung von Laycock und einWasserstandzeiger
am Tender nach Wittacker vorhanden. Aus England wurden
zum Bau dieser Lokomotiven die Rahmenplatten, Kesselbleche und -Niete, Bronze
für Stehbolzen, Kupferrohre, Stab- und Formeisen, Achsen und Radreifen, Puffer und
Pufferfedern bezogen. Das Dienstgewicht beträgt 86,5 t. Die Zugkraft berechnet sich
zu 20800 kg. Die Rostfläche ist 3,72 m2 groß.
Dementsprechend wird dann:
H : R =
59,4, H : G = 2,55 m2/t,
Z : H =
94,2 kg/m2, Z : G = 240,7 kg/t.
(Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens 1914, S.
362.)
W.
Dampflokomotiven großer Leistung. Zur Beförderung schwerer
Schnellzüge verwendet man in Amerika seit einem Jahrzehnt die 2 C 1 (Pacific)
Lokomotive, die zufolge immer höherer Anforderungen ein stets fortschreitendes
Anwachsen ihrer Abmessungen erfahren hat. Die Einführung der
Vierzylinder-Verbundlokomotive stieß auf mehrfache Schwierigkeiten. Als nun auch von
amerikanischen Bahnen die Vorteile des hochüberhitzten Dampfes im Lokomotivbetriebe
erkannt wurden, ließ man den Heißdampf auf eine möglichst einfache Maschine mit zwei
gleichen Zylindern arbeiten. Dadurch ist die dreifachgekuppelte Lokomotive für
schwere Schnellzüge mit Beibehaltung der Zwillingsmaschine bis zu den größten
Abmessungen entstanden.
Für die Pennsylvania-Eisenbahn wurde im Jahre 1912 von der American Locomotive Co. in Shenectady N.-Y. eine solche Lokomotive erbaut,
deren hauptsächliche Größenverhältnisse aus der nachstehenden Zusammenstellung
ersichtlich sind. Der Dampfkessel ist mit einem Schmidtschen Rauchröhren-Ueberhitzer ausgerüstet. Die Rostbeschickung
geschieht mit Hilfe der Crawfordschen mechanischen
Feuerungseinrichtung. Damit das Lichtraumprofil eingehalten werden konnte, mußten
die Sicherheitsventile und die Signalpfeife liegend angeordnet werden. Abweichend
von der üblichen Bauweise wurden hier zwecks Gewichtsersparnis die beiden Zylinder
aus Stahlguß mit eingezogenen Zylinderbüchsen aus Grauguß hergestellt. Die Bewegung
der Kolbenschieber erfolgt durch die in Amerika nunmehr auch verwendete Heusinger-Steuerung, die die alte Stephenson-Steuerung beinahe ganz verdrängte. Mit dieser Lokomotive wurden
auf dem Lokomotivstande der Prüfanlage in Altoona-Pa eingehende Versuche ausgeführt.
Die Umlaufzahl der Triebräder war dabei 100 bis 320 i. d. Minute entsprechend 38 bis
120 km/Std. Für kurze Dauer wurde sogar eine Drehzahl der Triebräder von etwa 360
erreicht, entsprechend einer Geschwindigkeit von 136 km/Std.
Bei einer Geschwindigkeit von 120 km/Std. wurde eine indizierte Leistung von 2500 PS
erzielt. Der Kohlenverbrauch für eine Pferdestunde war dabei 1,36 kg, der
Dampfverbrauch 8,68 kg. Bei etwa 1900 PSi Leistung
wurde der kleinste Kohlenverbrauch von 1,14 kg/PSi-Std. erreicht mit 8,20 kg Dampfverbrauch. Die Dampftemperaturen bewegten
sich zwischen 320 und 340 ° C.
Als schwere Güterzugslokomotive kommt die Bauart Mallet in Betracht. Die erste Lokomotive dieser Bauart wurde im Jahre 1904
als eine 2 × 3/3-gekuppelte Lokomotive der Baltimore-Ohio-Bahn gebaut. Für den
schweren Güterzugdienst, besonders für den Schiebedienst, haben diese Lokomotiven
bei den meisten amerikanischen Bahngesellschaften Eingang gefunden. Die erste auf
der Weltausstellung 1904 in St. Louis gezeigte Mallet-Lokomotive hatte mit Tender 213 t Gesamtgewicht. Eine solche Lokomotive
der Santa-Fé Bahn, 1-E-E-1-Bauart, hat 380 t Gesamtgewicht. Die Achsdrücke der
Triebachsen haben sich dabei zu 28 t vergrößert. Als größte Lokomotive gilt zurzeit
die von den Baldwin-Werken gebaute Mallet-Lokomotive,
Bauart 1-D-D-D-1, mit zwei Hoch- und vier Niederdruckzylindern und einem
Gesamtgewicht von 388 t. Die Hauptabmessungen sind in folgender Zusammenstellung in
der dritten Spalte enthalten.
Pacific2 C-l
Mallet1-D-D-l
Mallet1-D-D-D-l
Zylinderdurchmesser
mm
686
686
915
Hub
„
712
712
814
Triebraddurchmesser
2030
1420
1600
Heizfläche wasserberührt:
Feuerbüchse
m2
19
38
43
Siederohre
408
535
599
Ueberhitzer
175
224
148
Gesamt
„
602
797
790
Länge der Siederohre
m
6,65
7,55
6,10
Dienstgewicht der Lokomotive
kg
144000
219000
–
Reibungsgewicht
„
89900
199000
346000
Größter Triebachsdruck
„
30000
25000
–
Gesamt-Dienstgewicht (Lokomotive und Tender)
kg
224000
304000
387800
Tender: Wasser
m3
31
34
37,5
Kohlen
t
12,5
13,5
14,5
Rostfläche
m2
6,22
9,0
8,4
Am meisten ausgeführt wird die Mallet-Lokomotive Bauart
1-D-D-l. Mit 712 mm ∅ des Hochdruckzylinders und 1118 mm ∅ des Niederdruckzylinders
sind für eine solche Lokomotive die größten zulässigen Abmessungen mit Rücksicht auf
das Lichtraumprofil erreicht. Um noch größere Leistungen zu erhalten und um
überhitzten Dampf vorteilhafter verwenden zu können, besitzt die Mallet-Lokomotive der Pennsylvania-Eisenbahn vier gleich
große Hochdruckzylinder statt der Verbundanordnung. Die Abmessungen dieser
Lokomotive sind in der zweiten Spalte der folgenden Zusammenstellung enthalten. Der
Kessel ist hier mit einem Schmidtschen
Rauchröhrenüberhitzer, einer mechanischen Rostbeschickung und einem durch Druckluft
betätigten Schüttelrost ausgerüstet. Die Umsteuerung geschieht ebenfalls mittels
Druckluft. Bestimmt ist die Lokomotive für den Schiebedienst auf Steigungen von 17,4
v. T., wo sie den Dienst zweier 4/5-gekuppelter Lokomotiven ersetzen soll.
Versuchsfahrten haben ergeben, daß sie auf dieser Steigungeinen Zug von 1250 t
Wagengewicht mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17 km/Std. fördern kann.
Hierbei betrug die mittlere Zugkraft am Haken 22800 kg, die mittlere indizierte
Leistung 1817 PS. [Schweizer Bauzeitung 1914, S. 87 bis 89.]
W.
Kupferbedarf und Kupferbeschaffung Deutschlands während des
Krieges. (Verein der Kupferschmiedereien Deutschlands.) Der auf 259300 t im
Jahre 1913 angewachsene Verbrauch Deutschlands an Rohkupfer, dessen Zufuhr zu fast
80 v. H. aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika erfolgte, während die
Eigenerzeugung Deutschlands nur 41100 t – davon etwa 24000 t aus heimischen Erzen
und Zwischenprodukten – beträgt, wird voraussichtlich eine erhebliche Verminderung
erfahren. Dieser Rückgang in dem Verbrauch des roten Materials und seiner
Legierungen wird hauptsächlich veranlaßt durch das Ausbleiben von Friedensaufträgen,
die sich für das Jahr 1912, in prozentualen Verhältnissen zum Gesamtverbrauch
ausgedrückt, wie folgt zusammensetzen:
Elektrizitätswerke (Draht, Kabel)
etwa
46,3
v. H.
Kupferwerke (Bleche, Schalen, Stangen, Röhren
usw.)
„
17,9
v. H.
Messingwerke (Bleche, Schalen, Stangen, Röhren,
Patronen usw.)
„
24,1
v. H.
Schiffswerften, Eisenbahnen, Gießereien,
Armaturenfabriken usw.
„
10,5
v. H.
Chemische Fabriken, Vitriolfabriken
„
1,2
v. H.
––––––––––––––––
etwa
100
v. H.
Das fast gänzliche Aufhören der Ausfuhr, sowie der Bautätigkeit in den
Konstruktionswerkstätten für Herstellung elektrischer und anderer industrieller
Anlagen, die Einstellung der Erzeugung von Metallwaren (Kupfer, Messing usw.) und
schließlich der Bauarbeiten (Kupferdeckerei, Bauornamente, gesundheitstechnische
Anlagen) haben gewaltige Ausfälle in den davon betroffenen Industrien und Gewerben
zur Folge. Demgegenüber tritt als Hauptverbraucher während der Kriegszeit die
Heeresverwaltung mit einem Anspruch von etwa 100000 t für das Jahr auf. Andererseits
betragen die Bestände an Kupfer in Deutschland zurzeit etwa 1150000 t, eine Zahl,
die weitestgehenden Ansprüchen genügen müßte.
Wenn trotzdem von vielen Seiten Vorschläge zur Verminderung des Verbrauchs von Kupfer
und ferner auch zur Beschaffung dieses Materials gemacht werden, so zeugt es von
einem gesunden, von vaterländischem Geiste getragenen Sinne, die zur Kriegszeit
schwer oder garnicht beziehbare Rohware möglichst für den Kriegsdienst
zurückzuhalten oder zu gewinnen. Dabei unterlaufen jedoch bedauerliche Trugschlüsse
betreffs der wirtschaftlichen Seite bei Durchführung dieser Vorschläge, sowie
betreffs der Endwirkung der vorgeschlagenen Maßregeln.
Daß in Kriegszeiten, wie den heutigen, die in Feindesland greifbaren Vorräte an
Kupfer, mögen sie in unverarbeitetem oder verarbeitetem Material bestehen, der Beute
anheimfallen, ist ebenso selbstverständlich, wie die – kürzlich erfolgte –
Beschlagnahme der Kupfervorräte bei Herstellern und Verarbeitern des Rohmaterials,
sowie bei Händlern. In jetzigen Zeiten tritt das Interesse des Handels und der
Industrie, wie aller anderen Erwerbsstände, gegen dasjenige des Krieges zurück,
dementsprechend haben sich die von der Beschlagnahme betroffenen Gewerbe und
Industrien widerspruchslos gefügt, wie sie es schon gegenüber den verschiedenen
Ausführungsvorschriften und Ausfuhrverboten taten. Kupferschmiederei und
Apparatebau, sowie manche andere auf Kupferverarbeitung angewiesene Gewerbe, sind
als solche fast gänzlich zum Stillstand gekommen, darüber kann die bei einigen
Betrieben eingeführte Kriegsbeschäftigung nur ganz unzulänglich hinweghelfen.
Können ferner Kupfermaterialien ohne weiteres, wie z.B. schwere Leitungsdrähte,
gewonnen werden, so werden nur gewichtige Betriebs- oder andere vorwiegend
wirtschaftliche Gründe von dem Nichtbenutzen solcher Bestände abhalten. Die noch
besonders empfohlene Maßnahme der Einsammlung und Wiederverwendung verschossener
Patronen usw. dürfte bereits längst von der Heeresverwaltung als selbstverständlich
befolgt sein. Von wenig fachmännischer Einsicht zeugt jedoch der Hinweis auf die
Gewinnung von Rohmaterial aus den Kochgeschirren der Haushaltsküchen. Die
Einsammlung solcher Einzelstücke aus der verhältnismäßig geringen Zahl der
sogenannten „besseren“ Haushaltungen kann nicht nach der Art der
Reichswollwoche, für welche wohl jeder Haushalt beisteuerte, geschehen. Das dünne
und stets mit fremden Metallen vermengte alte Kupfer der Waschkessel und der
Geschirre bildet keinerlei einwandfreies Kupferrohmaterial und gibt eine geringe
Schmelzausbeute. Zur Herstellung von Kupferwalzwerkerzeugnissen kann nur reines,
unverzinntes Material verwendet werden. Die teils verzinnten und teils unverzinnten
kupfernen Wasch- und Kochkessel in Haushaltungen und in gewerblichen Betrieben sind
auch niemals ohne weiteres, d.h. ohne Umwandlungskosten für Oefen, Heizanlagen usw.,
durch eiserne zu ersetzen.
Nicht unwesentlich dürften die im ganzen Reich in gewerblichen Betrieben aller Art:
chemischen Fabriken, Zuckerfabriken, Brauereien, Spiritusbrennereien,
Papierfabriken, Färbereien, chemischen Wäschereien, Elektrizitätswerken usw.,
verstreut liegenden Vorräte an Altkupfer, ausrangierten Leitungen und Apparaten,
Armaturen usw. sein. Das Reich müßte sich dieser Bestände ebenso versichern, wie
dies zum großen Teil durch die Beschlagnahme in Maschinen- und Metallwarenfabriken,
Schiffswerften, Eisenbahnwerkstätten geschehen ist. Wir gehen dabei von der
Voraussetzung aus, daß nicht allein die private Industrie, sondern auch- alle
Staatsbetriebe von dieser Maßregel betroffen sind.
Als höchst bedauerlich müssen aber solche Vorschläge bezeichnet werden, die in dieser
Zeit den Abbruch kupferner Destillierapparate und ihren Ersatz durch eiserne „als
möglicherweise rentabel erscheinen lassen“. Diese Werbearbeit wird noch
verstärkt durch Sonderschreiben mit dem ausgesprochenen Ziele, möglichst das
gesamteKupfer aus den Brennereibetrieben zu entfernen und durch Eisen zu
ersetzen. Der gesunde Sinn eines Brennereibesitzers wird selbstverständlich nur dann
zur Erwerbung eines neuen Brennapparates schreiten, wenn der vorhandene aufgebraucht
ist. Aber auch dann wird niemand von dem Umtausch eines verbrauchten Kupferapparates
gegen einen eisernen einen Ueberschuß erwarten, denn es gibt keine Apparate, welche
ausschließlich aus Eisen bestehen. Heiz- und Kühlflächen, Armaturen, Verteiler,
Regler und Leitungen usw. können entweder garnicht oder nur ganz unvollkommen aus
Eisen hergestellt werden. Zu alledem erfordert die Auswechslung der Apparate neue
Anlage von Röhrensystemen, Fundamenten, Baulichkeiten usw. und andere Umänderungen.
Schließlich sind die hier in Frage kommenden Apparategrößen nicht erheblich teurer
in Kupfer als in Eisen, besonders wenn man den bleibenden Materialwert des
Kupferapparates – etwa 25 bis 30 v. H. des Anschaffungswertes – in Rechnung
zieht.
Von verschiedenen Fachleuten werden sogar die Anschaffungskosten für neue, mit allen
neuzeitlichen Ausrüstungen ausgestattete eiserne Destillierapparate höher
eingeschätzt als diejenigen für Kupferkonstruktionen. Für bestimmte
Verwendungszwecke wird man übrigens dem Gußeisen gegenüber dem Kupfer den Vorzug
geben können.
Die schweren wirtschaftlichen Schäden, welche die auf Export angewiesenen Kreise
unseres Gewerbes durch den Fortfall des letzteren, sowie die Gesamtheit der Kupfer
verarbeitenden Gewerbe durch Beschlagnahme usw. erleiden, brauchen nicht noch
besonders durch unwirtschaftliche und nachhaltig schädigende Maßnahmen vermehrt zu
werden.
In anderer Richtung sind Vorschläge laut geworden und zur Ausführung in Empfehlung
gebracht mit der Absicht, durch Einschränkung im Verbrauch des Kupfers für bestimmt
angegebene Zwecke an den Kupfervorräten nach Möglichkeit zu sparen. Unter anderem
wurde vorgeschlagen, die Heeresverwaltung selbst möge die Anfertigung von Patronen,
Zündern und anderen zur Munition gehörenden Teilen, sowie von sonstigem Armeegerät
aus anderen Materialien nach Möglichkeit erwägen. Soweit uns bekannt geworden ist,
sind Bemühungen von angegebener Seite mit Erfolg gemacht worden. Wir wissen, daß
z.B. die Innenkessel der Feldküchen nicht mehr aus Nickel und Kupfer, sondern aus
Eisen hergestellt wurden. Ferner sind an einigen Munitionsteilen hochprozentige
Kupferlegierungen durch Legierungen anderer Metalle ersetzt worden. Inwieweit ein
derartiger Ersatz des Kupfers im Bereich der Armee- oder Marineverwaltung
durchgeführt werden konnte oder noch durchzuführen ist, geht über den Rahmen der
Aufgabe dieser Zeilen hinaus. Wir wollen aber nicht unterlassen, auf den
zeitweiligen Ersatz mancher kupfernen Schiffsleitungen durch Eisen hinzuweisen,
welche Maßregel bereits in Ausführung begriffen ist. Selbstverständlich können alle
Vorschläge dieser Art, welche den Ersatz des Kupfers zum Zwecke haben, nur
vorübergehenden Charakters sein, denn diejenigen Erfordernisse, welche die Verwendung von
Kupfer in den genannten Fällen voraussetzen, bestehen nach wie vor, nur der Wunsch
und die Notwendigkeit, Kupfer zu sparen, rechtfertigt in jetziger Zeit eine
Aenderung in der Auswahl des Materials.
Im entschuldbaren Eifer werden noch manche andere über das Ziel hinausschießende
Vorschläge zur Behebung des Kupfermangels, sowie der im Verkehr mit Kupfer
auftretenden Mißstände gemacht. Man sollte sich jedoch keinen übertriebenen
Hoffnungen in bezug auf die daraus zu erwartenden Resultate hingeben. Solche
Maßregeln sind und bleiben Behelfe. Auch sollte man im Ueberschwang des Tatendranges
nicht zu Mitteln greifen, für welche die Stunde noch recht fern ist und wohl niemals
erscheinen wird. Erzeugnisse des Kunstgewerbes und der Kunst, in edlen und halbedlen
Metallen, sollten nicht dem Tiegel anheimfällen. Die Losung von 1813 „Gold für
Eisen“ paßt für das heutige wirtschaftlich starke Deutschland auch in bezug
auf Kupfer nicht. Unsere Stärke verpflichtet uns zur Erhaltung dieser zumeist von
den Vätern ererbten Kunstschätze.
Textabbildung Bd. 330, S. 115
Stahlguß- oder Flußeisenwalzflanschen. In Nr. 7 der
Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb wendet sich Ingenieur Seiffert gegen die Anschauung, daß Flußeisenwalzflanschen
solchen aus Stahlguß vorzuziehen seien. Seine Bedenken gegenüber den Untersuchungen
des Materialprüfungsamtes zu Groß-Lichterfelde erscheinen nicht unberechtigt. Diese
ergaben nämlich im Jahre 1907 Resultate, die für Stahlgußflanschen ungünstig
ausfielen, während Versuche, die im Jahre 1911 vorgenommen wurden, zu dem Ergebnis
führten, daß die flußeisernen Flanschen die geringwertigeren seien. Der Widerspruch
ist vielleicht dadurch zu erklären, daß bei den älteren Versuchen die Aufwalzung und
die Abmessungen der zum Vergleich kommenden Flanschen nicht die gleichen waren, was
bei einer zuverlässigen Untersuchung unbedingt gefordert werden muß. Indessen
scheint es ein grundlegender Mangel der Versuche zu sein, daß sich alle
Feststellungen nur auf das Abziehen der Flanschen vom Rohr und deren Verhalten bei
Biegung beziehen. Zuverlässige Flanschenverbindungen dürften vielmehr den
nachstehenden Anforderungen genügen müssen. Das Rohr soll beim Bestreben, den
Flansch abzuziehen, auf Zusammendrücken und Abscherung beansprucht werden. Ersteres
wird durch eine konische, nach der Dichtungsfläche zu erweiterte Bohrung des
Flansches, letzteres durch Anbringung eines feinen Gewindes und breiterer Nuten in
der Flanschbohrung erreicht. Ferner muß das Rohmaterial durch das Walzen in die
Vertiefungen des Flansches eingepreßt werden. Es ist dies ohne Zerquetschen der
kleinen Erhöhungen der Flanschbohrungnur möglich, wenn das Rohr aus weicherem
Material als der Flansch besteht, d.h. letzterer aus Stahlguß ist. Das genannte
Material verdient wegen seiner geringen Dehnbarkeit auch den Vorzug, wenn es sich
darum handelt, Beanspruchungen zu widerstehen, die durch seitliche Bewegungen des
Rohres verursacht werden. Wie die Abbildung zeigt, erfolgt bei Ausdehnung des
Rohrbogens eine Schrägstellung der Flanschen, die ein Herausziehen des Rohres zur
Folge haben kann, wenn das Verbindungsstück den Formveränderungen nicht widersteht,
der Hals des Flansches sich z.B. erweitert. Ein Verbiegen des Materials kann auch
beim Anziehen der Schrauben eintreten. Man vermeidet dies einerseits durch
Verbreiterung der Dichtungsflächen, andererseits wird man mit Recht Stahlguß dem
Flußeisen vorziehen, da seine Elastizitätsgrenze höher liegt. Desgleichen würde die
bequeme Formgebung, wenn es nötig wird, den Hals des Flansches in der Nähe von
Kompensatoren zu verstärken, für das erwähnte Material sprechen. Die Einwendung, daß
Stahlguß schädliche Spannungen aufweist, dürfte bei sorgfältiger Herstellung
gegenstandslos werden. Auch braucht man den Bedenken, die sich durch die unter
Umständen nicht zu vermeidende Porosität des Gusses ergeben, bei den großen
Abmessungen des Flansches keine zu große Bedeutung beizulegen.
Schmolke.
Ueber das Wolframdraht-Patent (D. R. P. 269498), durch das
die Herstellung elektrischer Glühlampen mit gezogenem Wolframdraht geschützt ist,
und das nach einer kürzlich veröffentlichten Meldung unter Zurückweisung zahlreicher
Nichtigkeitsklagen voll aufrechterhalten worden ist, verfügt eine
Patentgemeinschaft, der die Allgemeine
Elektrizitäts-Gesellschaft, die Auergesellschaft
(Osram) und die Siemens & Halske Aktiengesellschaft
angehören. Lizenz auf dieses Patent hat die Patentgemeinschaft von deutschen
Fabrikationsfirmen nur an die Bergmann Elektrizitätswerke
Aktiengesellschaft erteilt.
Wolframdraht für elektrische Glühlampen. Die Firma Julius Pintsch A.-G. Berlin teilt mit, daß sie an dem
Prozeß gegen das D. R. P. Nr. 269498 nicht beteiligt war. Sie hatte an seinem
Ausgang kein Interesse, da sie Wolframdraht nach einem
eigenen, von dem strittigen Patent vollständig unabhängigen Verfahren herstellt. Ihre
„Siriusdrahtlampe“ verstößt daher nicht gegen das fragliche Patent.
Aus dem nunmehr vorliegenden Jahresberichte über die Tätigkeit
desKgl. Materialprüfungsamtes zu Berlin-Lichterfelde-West im
Jahre 1913/14 (Mitteilungen 1914, Heft 6 und 7) ergibt sich eine weitere günstige
Entwicklung dieses zu internationaler Bedeutung herangewachsenen Instituts. Das
dauernde Bestreben, mit allem Nachdruck zur Hebung der Fabrikation von
Qualitätserzeugnissen in der Industrie beizutragen, spricht sich deutlich in den
Neueinrichtungen und den weiteren Ausgestaltungsplänen aus, unter denen besonders
die Pläne für die Errichtung eines Laboratoriums zur Untersuchung der Rohmaterialien
für die Ton-, Zement- und Kalkindustrie sowie zur Erweiterung der textiltechnischen
und Chemie-Abteilung hervorzuheben sind. Außerdem ist die weitere Ausgestaltung der
Kautschuk–, Ballonstoff- und Isoliermaterialprüfung erwähnenswert, denen sich
wichtige Neuerungen auf textiltechnischem und chemischem Gebiet anschließen.
Von besonderem Interesse sind die in der Abteilung für Metallprüfung für den Verein
deutscher Brücken- und Eisenbaufabriken ausgeführten Versuche mit der neuen 3000
t-Maschine. Die Versuche bezweckten zunächst eine Kontrolle der Betriebssicherheit
und Richtigkeit der Kraftanzeige; hinsichtlich dieser Eigenschaften ergaben sie ein
einwandfreies Arbeiten der Maschine. Neben diesen Versuchen wurde an einigen,
praktischen Konstruktionen nachgebildeten Zug- und Druckstäben der Unterschied der
berechneten und der wirklichen Festigkeit ermittelt. Für einen genieteten Zugstab
ergab sich eine tatsächliche Bruchlast von rund 380 t gegenüber dem errechneten Wert
von 302 t; zwei Stäbe aus geschmiedetem Stahlguß hatten rund 485 bzw. 1014 t wahre
Bruchlast gegenüber 500 bzw. 1000 errechneter; zwei Druckstäbe von rund 7 und 13 m
Länge für 860 resp. 1133 t Nutzlast zeigten Bruchlasten von 1862 und 2294 t.
Neben diesen Untersuchungen wurden unter anderm noch folgende ausgeführt: Ueber den
Einfluß des Verzinkens auf die Festigkeitseigenschaften von Flußeisen,
Knickfestigkeit von vergitterten und genieteten Stäben, Verhalten von
Schraubensicherungen, Torsionsfestigkeit von Nickelstahl, Wärmeausdehnung von Bronze
(zu rund 0,0000165 bis 0,0000172 bei 75 bis 235 ° C gefunden), Zugfestigkeit von 0,5
mm starken Feinsilberdrähten (Proportionalitätsgrenze = 9,4 kg/mm2, Streckgrenze = 26,4 kg/mm2, Bruchgrenze = 34,5 kg/mm2), Widerstandsfähigkeit von Storzschen Schlauchkupplungen gegenüber Wasserdruck und Zug- und
Stoßbeanspruchung, Tragfähigkeit von autogen geschweißten und hartgelöteten
Fahrradrahmen (ersterer hielt 700 kg, letzterer dagegen 890 kg Höchstlast aus),
Festigkeit von Flugzeugteilen (hierbei zeigte sich eine Schwächung der Drahtseile am
Beginn der für die Kauschen notwendigen Spleißung), Festigkeit von mehr und weniger
fest geschlagenen Hanfseilen (letztere ergaben eine um 17 v. H. höhere
Bruchfestigkeit und eine um 20 v. H. höhere Reißlänge).
Neben den Metalluntersuchungen führte diese Abteilung noch umfangreiche
Holzuntersuchungen aus; so wurden für das australische Jarraholz zur
Straßenpflasterung gegenüber Eiche folgende Werte gefunden:
Jarraholz
Eichenholz
Druckfestigkeit kg/mm2
(lufttrockenwassersatt
502 336
etwa 420„ 390
Raumgewicht lufttrocken
0,841
„ 0,72
Abnutzungsverlust im
Sandstrahl-gebläse in g(2 Min., 3 at, 28 cm2 Fläche)
1,7
„ 1,9
Die Fäulnisgrenze einer im Jahre 1901 im Ebbe- und Flutgebiet gerammte
Probespundwand wurde an Pfahlabschnitten, welche 4 m unter Bremer Nullpunkt
abgeschnitten waren, bei etwa 1,5 bis 2,0 m unter Bremer Null gefunden.
Bambusstangen von 1,5 bis 1,8 cm ∅ und 0,3 cm Wandstärke, wie sie zu Flugzeugen
verwendet werden, ergaben etwa 16 kg/mm2 Zug- und
etwa 19 kg/mm2 Biegefestigkeit.
Von weiterem besonderen Interesse sind noch die Arbeiten der Abteilung für
Metallographie.
Die wissenschaftlichen Arbeiten dieser Abteilung umfaßten folgende Themen:
Wärmeleitfähigkeit feuerfester Steine (Mitteilungen 1914, Heft 3 und 4);
Untersuchungen über Lagermetalle Blei-, Zinn- und Antimonlegierungen (Verh. des Ver.
z. Bef. des Gewerbefleißes 1914, Beiheft);
Ermittlung der Konstitution des Portlandzementes;
Untersuchungen über Eigenspannungen in kaltgereckten Metallen;
Rosten von Eisen;
Kerbschlagversuche: Feststellung des Einflusses von Glühdauer und -Temperatur
sowie der Abmessungen der Proben.
An laufenden Arbeiten wurden unter anderm die folgenden von besonderem Interesse
erledigt:
Von acht im Betrieb gebrochenen Kurbelwellen waren fünf durch häufige
Ueberanstrengung (Dauerbrüche) zerstört.
Als Ursache von zahlreichen Rostanfressungen an Siederohren wurde der Sauerstoff des
sonst reinen Wassers ermittelt, dessen Lösungsvermögen für Luft mit seiner Reinheit
wächst. Es ergibt sich hieraus die bemerkenswerte Lehre, daß das reinste
(destillierte) Wasser durchaus nicht am geeignetsten für die Kesselspeisung ist.
Zahlreiche im Betriebe geplatzte Kondensatormessingrohre ließen den Grund in den vom
Kaltziehen zurückgebliebenen inneren Reckspannungen erkennen. Das Aufreißen erfolgt
zuweilen erst nach langer Zeit, und zwar oft nach geringen Anläßen, wie Schläge,
Stöße, ungleichmäßiges Erwärmen und Abkühlen oder Verletzungen der Oberfläche.
In der Baumaterial-, Papier- und textiltechnischen sowie chemischen und Oel-Abteilung
war ebenfalls eine umfangreiche Prüfungstätigkeit zu verzeichnen.
Dr.-Ing. W. Müller.
Maschinenlieferung, Versendung und Gefahr. Wer trägt die
Gefahr hinsichtlich einer bestellten, gelieferten Maschine während der Versendung?
Diese wichtige Frage beantwortet sich nach § 446 des Bürgerlichen Gesetzbuches: Es
heißt dort, mit der Uebergabe der verkauften Sache geht die Gefahr des zufälligen
Untergangs und einer zufälligen Verschlechterung auf den Käufer über. Hiervon läßt
sich also der allgemeine Grundsatz ableiten, daß der Lieferant die Gefahr bis zur
erfolgten Ablieferung der bestellten Sache zu tragen hat.
Hätte das Gesetz diesen Grundsatz zur uneingeschränkten Regel erhoben, so würde
es in manchen Fällen in durchaus ungerechtfertigter Weise die Interessen der
Lieferanten hinter denen der Besteller zurücktreten lassen. Sämtliche
Schuldverhältnisse, Kaufverträge, Werkverträge, Werklieferungsverträge usw. sind
dort zu erfüllen, wo der Schuldner (Lieferant, Unternehmer) seinen Wohnsitz, das
heißt in der Regel seinen gewerblichen Wohnsitz, die gewerbliche Niederlassung hat.
Soll die Lieferung innerhalb dieses Ortes erfolgen, so liegt die Versendung auch dem
Lieferanten ob. Andernfalls ist es, wenn man ausschließlich den Vorschriften des
bürgerlichen Rechtes folgt, überhaupt nicht Sache des Lieferanten, die bestellte
Ware zu versenden, sondern Sache des Bestellers sie abzuholen. Dieser letzte
Grundsatz ist nun allerdings durch die Usanzen des Geschäftslebens durchbrochen
worden, es hat sich allgemein der Brauch herausgebildet, daß der Besteller auch
verlangen kann, daß der Lieferant die bestellte Sache an den vom Besteller
bestimmten Ort versendet.
Dadurch wird aber ein Widerspruch in das Gesetz hineingetragen. Der Lieferant braucht
auf Grund des Gesetzes nicht zu versenden, braucht also auch nicht die Gefahr der
Versendung auf sich zu nehmen. Andererseits muß er auf Grund der stillschweigenden
vertraglichen Vereinbarungen die Versendung auf sich übernehmen, und es wäre nun
ungerecht, wenn damit auch sein Risiko sich vergrößert, wenn er die Gefahr für die
Dauer der Versendung zu tragen hätte, was notwendige Folge der gesetzlichen
Bestimmungen wäre, denn die Gefahr geht ja erst mit der Ablieferung auf den
Besteller über.
Hier greift die Bestimmung des § 447 BGB ein: Versendet der Verkäufer auf Verlangen
des Käufers verkaufte Sachen nach einem anderen Ort als dem Erfüllungsorte (also der
Ort der gewerblichen Niederlassung des Lieferanten), so geht die Gefahr auf den
Käufer über, sobald der Verkäufer die Sachen dem Spediteur, dem Frachtführer oder
der sonst zur Ausführung der Versendung bestimmten Person oder Anstalt (insbesondere
der Eisenbahn) zugeführt hat.
Der maßgebende Zeitpunkt für den Gefahrübergang ist also die Auslieferung an die
Versendungsperson. Für den Eisenbahntransport hat die Eisenbahnverkehrsordnung im §
54 nähere Bestimmungen darüber getroffen, wann die Auslieferung an die Eisenbahn als
erfolgt anzusehen ist. Im übrigen entscheiden die besonderen Umstände des einzelnen
Falles.
Aber nur dann geht die Gefahr auf den Käufer durch Uebergabe an den
Transportunternehmer über, wenn die Maschine usw. diesem auch zum Zwecke des
Transportes, nicht nur zum Zwecke der Aufbewahrung übergeben ist. Der Lieferant soll
nicht befugt sein, durch Lagerungsauftrag die Gefahr von sich auf den Käufer
vorzeitig abzuwälzen.Hat er, ohne den Versendungsauftrag gegeben zu haben, die
Maschine dem Transportunternehmer ausgehändigt, so bedarf es erst noch des
Versendungsauftrages, ehe die Gefahr auf den Käufer übergeht.
Läßt der Lieferant den Transport durch seine eigenen Leute ausführen, so ist dem
Buchstaben nach die Vorschrift des § 447 BGB nicht erfüllt. Man nimmt deswegen auch
vielfach an, daß in solchen Fällen die Gefahr noch nicht mit der Uebergabe an die
Transportpersonen, sondern erst mit der Ablieferung bei dem Besteller übergeht.
Diese Auslegung wird aber dem Geiste dieser Bestimmung nicht gerecht; wenn der
Lieferant befugt ist, die Gefahr durch Uebergabe an einen Spediteur usw. von sich
abzuwälzen, so ist nicht einzusehen, warum er sich nicht seiner eigenen Leute zur
Versendung bedienen soll, und dann muß sinngemäß die Uebergabe an die Transportleute
die Uebergabe an einen fremden Spediteur ersetzen. Diese Ansicht scheint sich auch
in neuerer Zeit durchzusetzen.
Bisher ist nur die Rede gewesen von dem zufälligen Untergang oder der zufälligen
Verschlechterung der zur Versendung gegebenen Maschine. Tritt der Schaden nicht
infolge eines Zufalles, oder nicht allein infolge eines Zufalles ein, ist er
vielmehr auf unsachgemäße Verpackung zurückzuführen, so hat in der Regel der
Lieferant zu haften. Denn, wie oben schon erwähnt, muß man eine stillschweigende
vertragliche Nebenverpflichtung annehmen, wonach der Lieferant die Uebersendung der
Maschine, wenngleich er gesetzlich dazu nicht verpflichtet ist, vertraglich
übernimmt, er hat dann auch für die sorgfältige Ausführung der Versendung als
Erfüllung der Nebenverpflichtung einzustehen, hat also auch den Schaden für
unsorgfältige Verpackung zu tragen.
Hat der Transportunternehmer Schuld an dem Untergang oder der Verschlechterung der
Maschine, so hat gegenüber dem Besteller der Lieferant den Schaden nicht zu tragen,
die Ersatzansprüche richten sich dann in der Regel nach dem besonderen
Rechtsverhältnis zwischen dem Spediteur, dem Absender, dem Besteller und in vielen
Fällen auch der Versicherungsgesellschaft; diese Rechtsverhältnisse können sehr
komplizierter Art sein, und können an dieser Stelle nicht weiter erörtert
werden.
Dr. jur. Eckstein.
Das Kuratorium der National-Flugspende hat einen Betrag
von 100000 M zurückgestellt, um daraus für die im Kriege verwundeten Flieger und
Beobachter im Falle ihrer Bedürftigkeit Beihilfen für erforderliche Kuren oder den
Hinterbliebenen von im Kriege tödlich verunglückten Flugzeugführern oder Beobachtern
in besonderen Fällen einmalige Unterstützungen gewähren zu können.