Titel: Polytechnische Schau.
Fundstelle: Band 333, Jahrgang 1918, S. 46
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Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Ueber die Zerstörung von Beton durch Gaswasser macht Dr. E. Ott bemerkenswerte Mitteilungen. Ein Gaswasserbehälter aus armiertem Beton, der längere Zeit dicht geblieben war, begann plötzlich zu rinnen und zugleich zeigten sich an den undichten Stellen schwach alkalisch reagierende Auswitterungen. Diese enthielten neben viel Kalziumthiosulfat und Kalziumrhodanat in geringer Menge auch die entsprechenden Ammoniumsalze, dagegen weder Schwefelwasserstoffsalze noch schwefelsaure oder salzsaure Salze. Aus diesem Befund ergibt sich, daß das ursprünglich im Gaswasser vorhandene Schwefelammonium im vorliegenden Falle bereits durch den Luftsauerstoff so weitgehend oxydiert worden ist, daß kein Schwefelwasserstoff mehr nachweisbar war. Zugleich waren durch Einwirkung des im Beton enthaltenen Aetzkalks die Ammoniumsalze in Kalziumsalze verwandelt worden unter gleichzeitiger Abgabe von freiem Ammoniak. Diese Umsetzungen bewirkten die Korrosion des Behälters, wobei auch die Eiseneinlagen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Derartige Angriffe des Mauerwerks können zwar durch gute Anstriche mit Teer, Nigrit, Inertol oder Preolit eingeschränkt, aber kaum gänzlich verhütet werden, weshalb Bleiüberzüge, die etwa nach dem Spritzverfahren von Schoop auf Beton, Mauerwerk oder Holz aufgetragen werden können, vorzuziehen sind. Am widerstandsfähigsten sind Eisenbehälter, die aber vor dem inneren Anrosten durch Verdrängung der Luft mittels Rauchgasen oder Leuchtgas geschützt werden müssen. Auch verzinkte Behälter sind nicht verwendbar, da das Zink von dem Schwefelammonium unter Wasserstoffentwicklung aufgelöst wird, wobei infolge der Wasserstoffentwicklung ein Zerplatzen geschlossener Behälter vorkommen kann. (Chemiker-Zeitung 1017 S. 161.) Sander. –––––––––– Die englische Schieferöl-Industrie. An der Versorgung des englischen Marktes mit flüssigen Brennstoffen und Schmiermitteln sowie mit Ammoniumsulfat ist auch die einheimische Schieferöl-Industrie nicht unerheblich beteiligt. Die schottischen Schieferlager gehören der karbonischen Formation an, die Felder liegen etwa 20 km westlich von Edinburgh im Süden des Firth of Forth. Der bituminöse Schiefer findet sich in einer Tiefe von 600 bis 1200 m und wird in ähnlicher Weise wie Kohle abgebaut. Der zerkleinerte Schiefer wird in stehenden Retorten bei niedriger Temperatur zunächst verschwelt und der entgaste Rückstand hierauf in derselben Retorte bei höherer Temperatur mit überhitztem Wasserdampf behandelt. Die Beschickung und Entleerung der Retorten erfolgt mittels mechanischer Vorrichtungen und die Destillation verläuft kontinuierlich. Diese Arbeitsweise ermöglicht es, einen großen Teil des in den Schiefern enthaltenen Stickstoffs in Ammoniak zu überführen, und gerade hierauf beruht die Wirtschaftlichkeit dieser ganzen Industrie. An sonstigen Destillationserzeugnissen werden Schieferspiritus, Leuchtöle, Motorenöle, Gasöle, Marineheizöle, Maschinen- und Schmieröle sowie festes Paraffin gewonnen. Nach Mitteilungen, die Dr. D. R. Steuart in einem Vortrag vor der englischen Gesellschaft für chemische Industrie in Edinburgh machte, werden gegenwärtig etwa 3 Mill. t Schiefer im Jahre gefördert, und das in dieser Industrie angelegte Kapital beträgt gegen 60 Mill. Mark. In den vier zurzeit bestehenden Raffinerien sind ungefähr 10000 Arbeiter beschäftigt. Das beim Verschwelen des Schiefers entstehende Gas diente früher ausschließlich zur Beheizung der Schwelretorten, doch wird heute auch Mondgas hierzu verwendet. Das Ammoniakwasser wird, wie schon erwähnt, auf Ammoniumsulfat verarbeitet, und zwar belief sich die Erzeugung der Schieferdestillationen an diesem Salze im Jahre 1915 auf 58000 t, d. i. fast ein Siebentel der gesamten Ammoniumsulfaterzeugung Großbritanniens. Das bei dem Schwelprozeß erhaltene Rohöl wird durch mehrfaches Destillieren sowie durch Behandlung der einzelnen Destillate mit Schwefelsäure und Natronlauge raffiniert. Durch Abkühlen der schwereren Oele scheidet sich festes Paraffin aus, das durch Abpressen von den Oelen getrennt, durch Sublimieren gereinigt wird und zur Herstellung von Kerzen dient. Schließlich wird auch noch der bei der Destillation in den Retorten zurückbleibende Koks verwertet. Sander. –––––––––– Ausgangstemperatur für Lehrgeräte. Die Massenfertigung von Heeresbedarf hat die Präzisionsarbeit im deutschen Maschinenbau während des Krieges mächtig gefördert. Der Begriff des Arbeitens nach Lehren unter Zugrundelegung von Toleranzen ist durch die Munitionsherstellung bis in die kleinsten Betriebe getragen worden; und so ist das Verständnis dafür geweckt worden. Die Präzisionsarbeit wird daher, nachdem die Betriebe einmal erkannt haben, welche Vorteile sie in wirtschaftlicher Beziehung mit sich bringt, auch nach dem Kriege in der Friedensfertigung in immer größerem Umfange Platz greifen. Ein großer, wachsender Bedarf an Lehr- und Meßwerkzeugen wird die Folge sein. Schon aus diesem Grunde erscheint es notwendig, für alle Meßwerkzeuge eine Ausgangstemperatur einheitlich festzusetzen, um alle Unzuträglichkeiten, die die Geltung verschiedener Ausgangstemperaturen mit sich bringt, auszuschalten. Als Ausgangstemperatur kann nur die Normaltemperatur des metrischen Systems, also 0° C in Frage kommen, da irgendwelche Gebrauchstemperaturen jeder wirklich wichtigen Begründung entbehren, und sich vielfach nur durch Mißverständnisse in die Meßtechnik eingeführt haben dürften. Zur Beurteilung in der Frage, ob die Ausschaltung der zurzeit üblichen Gebrauchstemperaturen eine Uebergangsfrist erfordert, dürften die Ausführungen Reindls in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure auf Seite 674 des laufenden Jahrganges eine geeignete Grundlage bieten. Es ist wohl anzunehmen, daß, wie dort ausgeführt, die starke Inanspruchnahme während des Krieges die Abnutzung der vorhandenen Lehr- und Meßgeräte so gefördert hat, daß schon jetzt und noch mehr bei Eintritt geregelter Verhältnisse mit erheblichen Neuanschaffungen zu rechnen ist, und dadurch die Umstellung von einer Gebrauchstemperatur auf die Normaltemperatur erleichtert wird. In Fällen, wo noch für längere Zeit auf Lieferung von genau passenden Ersatzteilen zu rechnen ist, wird eine gewisse Uebergangszeit sich allerdings nicht vermeiden lassen, deren Länge von den Werken nach Erfahrung zu bestimmen sein wird und nicht zu kurz bemessen sein darf. Als Materialien für die Herstellung der Lehren- und Meßwerkzeuge können nur selche in Frage kommen, welche gleiche oder sehr angenähert gleiche Ausdehnungsziffern besitzen. Als Hauptmaterialien würden nur Eisen und Stahl zu verwenden sein. Andere Materialien in Verbindung mit diesen sollten nur Verwendung finden, wenn bei großen Meßwerkzeugen die Notwendigkeit einer Gewichtsverminderung die Ausführung der Körper der Meßwerkzeuge in leichterem Metall zweckmäßig erscheinen läßt. An Stelle des zu diesem Zweck bisher gebrauchten Aluminiums würden Metallegierungen zu treten haben, die bei geringerem spezifischen Gewicht die gleiche oder annähernd. gleiche Ausdehnungsziffer wie Stahl besitzen. Sollte es nicht möglich sein, derartige Legierungen zu finden, so wäre bei Feinmessungen das bisher übliche Verfahren beizubehalten, wonach derartige Lehren vor dem Gebrauch nach einem Stichmaß aus Stahl einzustellen sind. Hassenstein. –––––––––– Kolben für Dieselmaschinen. Die bei Verbrennungskraftmaschinen auftretenden hohen Temperaturen üben einen ungünstigen Einfluß auf die Zylinderlaufbüchse, den Zylinderdeckel, die Ventile und den Kolben aus. Besonders hat der aus Gußeisen hergestellte Kolben unter dem unmittelbaren Einfluß der heißen Verbrennungsgase zu leiden. Bei gewöhnlichen Gasmaschinen wird der Kolben im Betriebe rotglühend, das entspricht einer Temperatur von 650 bis 700° C. Bei der Dieselmaschine wird bei gewöhnlicher Anordnung des Brennstoffventils der brennende Strahl des Treiböles gegen die Mitte des Kolbenbodens getrieben und an dieser Stelle entstehen dann Temperaturen von 900 bis 950° C. An manchen Kolben für Dieselmaschinen zeigen sich dann in der Mitte des Kolben Risse, die radial verlaufen. Einen solchen Kolben zeigt die Abbildung. Textabbildung Bd. 333, S. 47 Es ist bekannt, daß die Festigkeit des Gußeisens mit zunehmender Temperatur kleiner wird. Außerdem üben die Verbrennungsgase einen ungünstigen chemischen Einfluß auf das Gußeisen aus, das seine Zusammensetzung mit der Zeit verändert. Der im Gußeisen gebundene Kohlenstoff scheidet sich als Graphit aus und macht das Gußeisen brüchig. Die Analyse an zwei Kolben von Dieselmaschinen, bei denen die genannte Rißbildung auftrat, zeigt, daß der Graphitgehalt an den stark erhitzten Stellen am größten ist. Die Proben wurden an der stärkst erhitzten Stelle, am äußeren Teile des Kolbens und an der Lauffläche, welche nicht mehr den heißen Gasen ausgesetzt ist, entnommen. Kol-ben Stelle Geb.Koh-len-stoffv. H. Gra-phitv. H. Ge-samterKoh-len-stoffv. H. Sili-ziumv. H. Mag-nesiumv. H. Schwe-felv. H. Phos-phorv. H 1 abc 0,150,550,19 3,493,143,10 3,643,693,29 1,601,862,10 0,630,450,64 0,064 0,1340,1620,123 2 abc 0,050,190,19 3,223,033,13 3,273,223,32 1,912,051,93 0,680,740,68 0,055 0,1220,1210,120 Phosphorhaltiges Gußeisen ist für Kolben von Verbrennungskraftmaschinen nicht geeignet. Es treten hier im Kolbenboden nach kurzer Zeit Rißbildungen ein. Ein Kolben mit folgender Zusammensetzung wurde nach kurzer Betriebsdauer unbrauchbar. Gebundener Kohlenstoff 0,78 v. H. Graphit 2,60 Silizium 1,92 Schwefel 0,144 Phosphor 1,08 Nachdem bei Kolben dieser Bauart Gußeisen mit möglichst geringem Phosphorgehalt verwendet wurde, wurde die Lebensdauer der Kolben wesentlich erhöht. (Engineering 1917 S. 332 bis 333.) W. –––––––––– Ballistisch-kritische Untersuchungen der durch den Drall bewirkten konstanten Seitenabweichungen der Wurfminen. Die große Geschwindigkeit der Artillerie- und Infanteriegeschosse bietet der Beobachtung ihrer Seitenabweichung große Schwierigkeiten. Günstiger für eine Prüfung der Geschoßbewegung liegen die Verhältnisse bei Wurfminen. Sie sind für den Nahkampf bestimmt und haben eine geringe Anfangsgeschwindigkeit bei steiler Flugbahn, so daß sie in der Luft mit dem Auge verfolgt werden können. Die hierbei gemachten Beobachtungen gibt Güldner-München in Heft 32 und 33 der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure bekannt. Bekanntlich sucht man, um den Luftwiderstand zu verringern, vor allem dessen Angriffsfläche zu verkleinern. Die dahin zielenden Bemühungen führten auf die Form des Langgeschosses. Dabei zeigte sich indessen zunächst die unerwünschte Erscheinung, daß sich gleich nach Verlassen des Rohres unter dem Einflüsse der Schwerkraft die Spitze des Geschosses hob. Eine solche von der Luftwiderstandsmittelkraft nach Eintreten einer gewissen Schrägstellung kräftig unterstützte Bewegung hat bald zur Folge, daß sich das Geschoß aufrichtet. Wie bekannt, wird dieser Mangel beseitigt durch Einführung einer Kreiselbewegung des Geschosses, infolge deren es einer Aenderung der Lage seiner Drehachse Widerstand entgegensetzt. Beim Kreiselphänomen beobachtet man weiter die Erscheinung der Präzession. Nämlich der in Rechtsdrehung versetzte Kreisel weicht nach rechts aus. Nun beschreibt erfahrungsgemäß die Geschoßspitze ebenfalls eine Präzessionslinie, die rechts von der senkrechten Ebene durch den Schwerpunkt liegt, wenn sich der Angriffspunkt der Mittelkraft des Luftwiderstandes zwischen Spitze und Schwerpunkt befindet und das Geschütz Rechtsdrall hat. Wandert der Angriffspunkt über den Schwerpunkt hinaus dem Boden zu, so tritt das Umgekehrte ein. Anfangs liegt daher die Spitze des Geschosses rechts von der Schußebene. Dieses bietet seine linke Seite dem Luftwiderstande als Angriffsfläche dar und wird nach rechts abgedrängt. Richtet es sich aber wegen zu geringen Drehimpulses auf, oder erfolgt bei zu großer Stetigkeit der Längsachse im Scheitelpunkte der Flugbahn keine Bewegung der Spitze nach vorn, so tritt von diesem Augenblick an ein Ausweichen nach links ein. Somit sind die seitlichen Ablenkungen nur als eine Folge der Präzession anzusehen, und der Treffpunkt kann bei Rechtsdrall sowohl auf der linken wie auch auf der rechten Seite der senkrechten Ebene durch die Rohrseele liegen. Die Größe des Drehimpulses ist nach Obigem hierfür maßgebend. Dieser wird beeinflußt durch den Poisson- und Magnus-Effekt. Ersterer rührt davon her, daß sich vor dem Geschoß die Luft verdichtet, hinter ihm dagegen ein luftverdünnter Raum bildet. Das sich rechts drehende Projektil rollt daher auf der luftdichteren Seite, wo die Reibung naturgemäß am stärksten ist, nach rechts ab. Der Magnus-Effekt ist darauf zurückzuführen, daß die Luft, die das Geschoß umgibt, durch Adhäsion in Umdrehung versetzt wird und, sobald die Geschoßspitze über der Bahntangente liegt, auf der rechten Seite entgegengesetzt der Richtung des Luftwiderstandes fließt, so daß dort eine Luftstauung und Druckerhöhung eintritt, während auf der linken Seite das Umgekehrte geschieht. Das Geschoß wird somit nach links abgelenkt. Poisson- und Magnus-Effekt heben sich gegenseitig auf und haben daher keinen unmittelbaren Einfluß auf die seitlichen Abweichungen. Sie wirken indessen mittelbar durch Verminderung des Drehimpulses. Zum Schlusse sei noch erwähnt, daß Güldners Beobachtungen ergeben haben, daß Präzession und Winkelgeschwindigkeit innerhalb gewisser Grenzen vermutlich im umgekehrten Verhältnis zueinander stehen. Schmolke. –––––––––– Glühkopfmotoren. Die Glühkopfmotoren wurden bisher nur mit kleinen Leistungen von 25 bis 30 PSe für die Zylindereinheit verwendet. In neuerer Zeit wird aber dieser einfache und deshalb billige Schiffsmotor bereits für Zylindereinheiten bis zu 130 PSe gebaut. Die meisten Glühkopfmotoren werden als Zweitaktmaschinen mit Kurbelkastenspülung ausgeführt. Seit längerer Zeit baut die englische Firma W. Beardmore & Co. in Dalmuir solche Motoren für Yachten, Küstenschiffahrt und Fischereifahrzeuge. Das dabei verwendete Treiböl hat ein spezifisches Gewicht von 0,8 bis 0,9. Es können aber auch leichtere und schwerere Treibölsorten Verwendung finden. Textabbildung Bd. 333, S. 48 Die von der genannten Firma gebauten Vierzylindermaschinen haben 280 mm Zylinderdurchmesser und 380 mm Hub. Sie leisten bei einer Drehzahl von 280 in der Minute 160 PSe. Die relativ geringe Drehzahl wurde deshalb gewählt, um für die Schiffsschraube einen möglichst hohen Wirkungsgrad zu erhalten. Die Maschine wird mit Druckluft angelassen und umgesteuert. Zwischen Kurbelwelle und Schraubenwelle ist eine Reibungskupplung eingebaut. Jeder Zylinder hat seine eigene Brennstoffpumpe, die den Brennstoff in fein verteiltem Zustande in den kugelförmigen Glühkopf einspritzt, der vor dem Anlassen der Maschine einige Minuten mittels Lampe vorgewärmt werden muß. Im Betriebe wird der Glühkopf durch die Verdichtungs- und Verbrennungswärme glühend gehalten. Um Spülluft mit entsprechend hohem Druck zu erhalten ist der luftdicht abgeschlossene Kurbelkasten eines jeden Zylinders möglichst klein gehalten. Schwierig ist es, die Kurbelwellenlager luftdicht abzuschließen. Zu diesem Zwecke ist bei jedem Lager auf der Kurbelwelle ein achsial verschiebbarer Bronzering angeordnet, der sich mit der Kurbelwelle dreht. Durch Federkraft wird dieser Ring gegen die Stirnfläche der Lager gedrückt. Auf diese Weise versucht man eine gute Abdichtung zu erhalten, bei der Spülluftverluste möglichst vermieden werden. Verluste an Spülluft verringern die Motorleistung und erhöhen den Brennstoffverbrauch. Da die Kurbelkammer als Spülluftpumpe ausgestaltet ist, kann keine Druckschmierung Verwendung finden. Es würde sonst die Gefahr entstehen, daß Schmieröl mit der Spülluft in den Zylinder übergeführt wird. Die Kurbelwellenlager haben Dochtschmierung. In den hohlgebohrten Kolbenbolzen kann das für die Kolbenschmierung überflüssige Schmieröl mittels Abstreifvorrichtung übergeführt werden. Die einteilige Kurbelwelle ist aus Siemens-Martinstahl hergestellt. An den Kurbelarmen sind Gegengewichte angeordnet, um Erschütterungen möglichst auszuschalten. Außerdem dienen die Gegengewichte dazu, den schädlichen Raum im Kurbelkasten möglichst zu verkleinern. An der Stirnseite der Maschine sind die vier Brennstoffpumpen und die Pumpen für das Einspritzwasser angeordnet. Jede Brennstoffpumpe kann einzeln abgeschaltet werden. Die Druckluft zum Anlassen und zum Umsteuern wird im ersten und im vierten Zylinder während des Betriebes erzeugt. Zu diesem Zwecke sind diese Zylinder mit abstellbaren Druckventilen versehen. Zur größeren Sicherheit ist im Schiff ein Hilfskompressor vorhanden, der Druckluft von 25 at Druck liefert. Zum Anlassen der Maschine ist nur Luft von 7 at notwendig. Die gesamte Maschinenlänge mit Schwungrad ist 3180 Millimeter, die Höhe ist 1625 mm. Das Maschinengewicht mit Schwungrad, Auspufftopf und Rohrleitungen wird zu 7350 kg angegeben. Abb. 1 zeigt ein normales Indikatordiagramm bei einer Drehzahl von 280 in der Minute, Abb. 2 zeigt das Diagramm der Spülluftpumpe bei der gleichen Drehzahl. (Engineering 1917 S. 194 bis 197.) W. –––––––––– Reflektoren. In Heft 40 bis 41 der E. T. Z. (1917) ist ein Vortrag von Dr.-Ing. Halbertsma abgedruckt, der grundlegende Fragen über die Wirkungsweise von Reflektoren aus zum Teil durchaus neuen Gesichtspunkten klarstellt und eingehende Beachtung verdient. Textabbildung Bd. 333, S. 48 Abb. 1. Textabbildung Bd. 333, S. 48 Abb. 2. Bei allen Reflektoren ist spiegelnde, diffuse und gemischte Reflexion zu unterscheiden, die völlig verschiedenen Gesetzen folgen. Nur für die spiegelnde Reflexion gelten die bekannten Reflexionsgesetze der geometrischen Optik, daß nämlich der reflektierte Strahl den gleichen Winkel zum Einfallslot bildet wie der einfallende Strahl und daß er mit diesem in der gleichen Ebene liegt. Dieses Gesetz gilt nicht für die zerstreute (diffuse) Reflexion, vielmehr wird hier der auffallende Strahl nach allen Seiten hin zurückgeworfen (Abb. 1), wobei zu beachten ist, daß bei der rein diffusen Reflexion durchaus keine Richtung und auch nicht etwa die durch einfallenden Strahl und Einfallslot gegebene Ebene bevorzugt ist. Nach dem Gesetz von Lambert ist die von einer diffus reflektierenden Fläche ausstrahlende Lichtstärke proportional dem cos des Ausstrahlungswinkels gegen das Lot auf der Fläche, so daß gemäß Abb. 2 ist Ja = J . cos α. Damit ist gleichzeitig gesagt, daß eine diffus reflektierende Fläche von jeder Richtung aus gleich hell erscheint, da die scheinbare Größe, in der die Fläche bei Betrachtung unter einem gewissen Winkel sichtbar wird, ebenfalls dessen cos proportional ist. Textabbildung Bd. 333, S. 49 Abb. 3. Diffuse Reflexion kann sich, nun mit spiegelnder Reflexion zusammensetzen zu gemischter Reflexion (zum Beispiel bei Milchglas, Porzellan usw.). Eine scharfe Trennung der beiden Bestandteile ist möglich, weil bei der diffusen Reflexion die scheinbare Lichtquelle in der reflektierenden Fläche selbst liegt, bei der spiegelnden Reflexion dagegen durch die primäre Lichtquelle gegeben, die Entfernung im zweiten Falle also größer ist, was bei Aenderung der Gesamtentfernung abweichendes Verhalten der beiden Bestandteile ergibt. Textabbildung Bd. 333, S. 49 Abb. 4. Textabbildung Bd. 333, S. 49 Abb. 5. Textabbildung Bd. 333, S. 49 Abb. 6. Das Reflexionsvermögen verschiedener Stoffe ist für spiegelnde und diffuse Reflexion nicht sehr verschieden. Reines Silber gibt spiegelnd etwa 92 v. H., Spiegelmetalle etwa 60 bis 85 v. H. des aufgestrahlten Lichtes spiegelnd wieder, weißes Löschpapier 82 v. H., Schreibpapier 70 v. H., Magnesia 88 v. H. in diffuser Reflexion. Die meisten künstlichen Lichtquellen werden mit einem Reflektor versehen, der das Licht zusammenfassen und in eine bestimmte Richtung lenken soll. Die Lichtausstrahlung wird gewöhnlich in Form der sogenannten Polarkurve dargestellt (vgl. zum Beispiel D. p. J. 1917 Heft 22 Abb. 1 bis 7); diese Art der Darstellung gewährt aber insofern kein abschließendes Urteil über die Lichtausbeute als sie ohne weiteres die Größe des ausgehenden Lichtstromes nicht ersehen läßt. Dieses Urteil ermöglicht erst das bekannte Rousseausche Lichtstromdiagramm, bei dem die Vektoren der Polardarstellung als Ordinaten über der nach dem Sinus geteilten Abszissenachse eingetragen werden (Abb. 3Nach Monasch, Elektrische Beleuchtung, Hannover 1906.), wobei die Diagrammfläche dem Lichtstrom entspricht. Bringt man über einer Lichtquelle einen Reflektor an, der sie nur teilweise umfaßt, so wird ein Teil des Lichtstromes nach unten abgelenkt und das Lichtstromdiagramm zeigt (Abb. 4) statt der dünn ausgezogenen Linie, die der nackten Lichtquelle entspricht, die stark ausgezogene Linie, die die Wirkung von Lichtquelle + Reflektor darstellt. Setzt man von den Ordinaten dieser Kurve die Werte des Anteils der ursprünglichen Lichtstromkurve ab, so erhält man in der strichpunktierten Linie den Wert des vom Reflektor allein herrührenden Lichtstroms. Die von dieser Linie umschlossene Fläche ergibt in Vergleich mit dem oben fortgefallenen Flächenstück des Diagramms der nackten Lichtquelle eine Darstellung des Wirkungsgrades des Reflektors. Textabbildung Bd. 333, S. 49 Abb. 7. Auf diesem Wege ist es möglich, die Lichtverteilung einer mit Reflektor versehenen Lichtquelle zu analysieren. Diese Analyse ergibt jedoch übersichtliche Verhältnisse nur bei annähernd punktförmigen, d.h. verhältnismäßig sehr kleinen Lichtquellen (zum Beispiel den neuen, gas: gefüllten Glühlampen). Am übersichtlichsten wird das Bild bei der Annahme einer punktförmigen Lichtquelle mit gleichmäßiger Lichtausstrahlung nach allen Seiten. Das Lichtstromdiagramm einer solchen Lichtquelle wird ein Rechteck (Abb. 5). Für den Reflektor ergeben sich besonders einfache Verhältnisse, wenn er kugelkappenförmig gestaltet und aus dem Mittelpunkt der Kugel beleuchtet wird. Seine Lichtausstrahlung folgt dann dem Lambertschen Gesetz (siehe oben) und das Lichtstromdiagramm wird ein Dreieck (Abb. 6). Die Bildreihe (Abb. 7) zeigt in übersichtlicher Weise, wie für solche einfachen Verhältnisse das Gesamtlichtstromdiagramm ermittelt werden kann. Das an das Rechteck der gleichmäßigen Lichtquelle angesetzte Reflektordreieck wäre zunächst (punktierte Linie) flächengleich dem oberen, durch den Reflektor abgedeckten Teil des Rechtecks; es ist dann aber noch dem Wirkungsgrad des Reflektors entsprechend zu verkleinern. Die in Abb. 8 an einem ähnlichen praktischen Beispiel dargestellten Versuchsergebnisse zeigen die gute Uebereinstimmung der Wirklichkeit mit der rechnungsmäßigen Ueberlegung. Der Wirkungsgrad des diffusen Reflektors ist nicht immer nur abhängig von dem Reflexionsvermögen, vielmehr ist bei allen konkaven Reflektoren zu berücksichtigen, daß eine mehrfache Reflexion des Lichtes stattfindet, indem Teile der Reflektoroberfläche das Licht wieder auf andere Teile zurückstrahlen. In dem genannten Aufsatz wird eine Formel für den Wirkungsgrad entwickelt, auf die nur verwiesen werden möge, da eine Verfolgung der Ableitung hier zu weit führen würde. Textabbildung Bd. 333, S. 50 Abb. 8. Spiegelnde Reflektoren finden Verwendung insbesondere als Scheinwerfer für Heereszwecke, für Bühnenbeleuchtung und dergleichen. Abgesehen von solchen Sonderzwecken ist für die meisten Verwendungszwecke des täglichen Lebens, also Arbeitsplatzbeleuchtung, Straßenbeleuchtung, Schaufensterbeleuchtung und dergleichen die spiegelnde Reflexion nicht nur nicht erwünscht, sondern sogar schädlich, da unangenehme Lichtungleichheiten und Blendwirkungen entstehen können. Bei den handelsüblichen Reflektoren ist dabei besonders auf eine richtige Stellung der Lichtquelle zum Reflektor Wert zu legen, da Abb. 9 zeigt, wie sehr die erwünschte Wirkung der Lichthinlenkung auf eine bestimmte Richtung durch falsche Stellung der Lichtquelle beeinflußt werden kann, während Abb. 10 zeigt, daß bei unrichtiger Lage der Lichtquelle eine unerfreuliche „Scheinwerferwirkung“ an Stelle der gewollten gleichmäßigen Lichtverteilung auftreten kann. Textabbildung Bd. 333, S. 50 Abb. 9. Bei gemischter Reflexion macht gewöhnlich der Anteil des spiegelnd zurückgeworfenen Lichtes nur wenig aus, wenn auch die Lichtverteilungskurve (Polarkurve) bisweilen stark beeinflußt erscheint. Abb. 11 zeigt durch Gegenüberstellung der Polarkurve und des Rousseaudiagramms den wahren Anteil der spiegelnden Reflexion am Gesamtlichtstrom bei einer Metallfadenlampe in kegligem Milchglasschirm. Den Hauptanteil behält bei allen gemischt reflektierenden Flächen das diffuse Licht. Textabbildung Bd. 333, S. 50 Abb. 10. Aus den Ausführungen des Vortrags geht also hervor, daß die Gesetze der Spiegelung auf die weit verbreiteten diffusen Reflektoren durchaus nicht übertragen und daher auch deren Konstruktion nicht zugrunde gelegt werden dürfen. Formgebung diffuser Reflektoren nach den für Spiegel maßgebenden Formen ist zwecklos. Ein umfassendes Reflexionsgesetz, das spiegelnde, diffuse und gemischte Reflexion einbegreift und die einzelnen Arten als Sonderfälle hervortreten läßt, hat bisher nicht aufgestellt werden können. Textabbildung Bd. 333, S. 50 Abb. 11. Dipl.-Ing. W. Speiser. –––––––––– Lokomotiv-Auslegerkran. Für die Dock- und Werftanlagen des Panamakanals wurde ein 50 t-Kran von großen Abmessungen für Dampfbetrieb fertiggestellt. Der aus Eisenträgern genietete Unterbau ruht auf acht Drehgestellen mit je zwei Rädern. Es sind drei Winden vorgesehen. Mit der großen Winde können Lasten bis zu 56 t gehoben und in einem Halbmesser bis zu 26 m geschwenkt werden. Die Hubgeschwindigkeit ist dabei 3 m in der Minute, die Hubhöhe beträgt etwa 17,5 m. Die mittlere Winde kann 16,5 t heben und auf einem Halbmesser bis zu 30 m schwenken. Die Arbeitsgeschwindigkeit beträgt hier 6 m in der Minute. Die kleine Windeinrichtung ist für 3,3 t Last und 12 m Hubgeschwindigkeit in der Minute bestimmt. Der Schwenkhalbmesser ist hier 31 m. Der Kran bewegt sich mittels Dampfkraft auf Gleisen von 6,644 m Spurweite. Der kleinste Krümmungshalbmesser ist 26 m. Die größte Fahrgeschwindigkeit ist etwa 0,5 m in der Sekunde. Das Gegengewicht des Auslegers besteht aus Eisenbeton und wiegt 220 t. Der Laufkranz zwischen Untergestell und Ausleger besteht aus Stahlschienen, zwischen denen 60 Rollen aus Gußstahl von 300 mm ? angeordnet sind. Für den Antrieb sind zwei zweizylindrige Dampfmaschinen vorgesehen. Die größere Dampfmaschine treibt die Hauptwindmaschine und die zweite Winde und bewegt den Kran auf den Schienen. Die kleinere Dampfmaschine betreibt die kleine Winde, dient außerdem zum Heben, Senken und Schwenken des Auslegers. Der Dampfkessel von 1,5 m ? und 3 m Höhe hat 250 senkrechte Heizröhren und wird mit Oel gefeuert. Der Wasserbehälter hat 3,5 m3, der Oelbehälter 1 m3 Inhalt. Zur Bedienung des Kranes mit allen Vorrichtungen ist nur ein Mann erforderlich. (Engineering-Record Juni 1917.) W. –––––––––– Die Ausfuhr von Manganerz in Brasilien. Bereits vor dem Weltkrieg führte Brasilien bedeutende Mengen Manganerz aus, von dem dort gewaltige Lager vorhanden sind. Ein großer Teil dieser. Ausfuhr ging nach den Vereinigten Staaten von Amerika, aber auch nach Belgien, Großbritannien, Frankreich usw., wo das Manganerz für die Stahlindustrie verwendet wird. Während des Krieges hat die Ausfuhr eine starke und gleichmäßige Steigerung erfahren. Diese tritt nicht nur in den Wertziffern, sondern auch in den Mengenangaben in Erscheinung. Besonders aus den Vereinigten Staaten war starke Nachfrage nach Manganerz wegen der ständig zunehmenden Stahlerzeugung, und die Vereinigten Staaten haben während der letzten Jahre auf die ganze brasilianische Erzeugung Beschlag gelegt. In einem Bericht des norwegischen Generalkonsuls in Rio de Janeiro ist nachstehende Uebersicht enthalten, die deutlich die ständige Zunahme der Ausfuhr seit dem Jahre 1913, sowohl der Menge als auch dem Werte nach, zeigt: Ausfuhrjahr Menge in t Wert fobin Milréis Papier 1913 122300   2721175 1914 183630   4679842 1915 288671 10529710 1916 503130 29503973 1917 (1. Halbjahr 332497 31056000 Das Manganerz wird ausschließlich über Rio de Janeiro versandt. Die Beförderung nach den Vereinigten Staaten wird durch norwegische Schiffe bewerkstelligt, die Kohlen löschen und Manganerz als Rückfracht mitnehmen. (Stockholms Dagblad.)