Titel: Polytechnische Schau.
Fundstelle: Band 337, Jahrgang 1922, S. 238
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Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Gewerbehygienische Anlagen und Abwärmeausnutzung. (Nach einem Vortrage von O. Brandt im Sächs.-Anhalt. Bezirksvereine des Ver. Deutsch. Ing.) Einleitend wurde vom Vortragenden auf die Notwendigkeit hingewiesen, aus hygienischen und betriebstechnischen Gründen, wo in Arbeitsräumen bei Arbeitsvorgängen große Mengen Staub, Rauchgase oder säurehaltige Dämpfe entstehen, diese zu beseitigen. An Hand einiger Mikrophotogramme von anorganischem und organischem Staub wurden die gesundheitsschädlichen Eigenschaften dieser Staubarten erörtert, welche bei ständiger Einatmung während der Arbeitszeit Hals-, Kehlkopfkrankheiten, Bronchitis, Erkrankungen der Luftröhre, Tuberkulose oder Schwindsucht hervorrufen können. Dann wurde eine Reihe in den verschiedensten Industriezweigen ausgeführter Anlagen zur Bekämpfung von Staub, Rauch, Gasen und Säuredämpfen sowie Entneblungs- und Luftbefeuchtungsanlagen in Wort und Bild behandelt. Da bei allen Entstaubungs- und Entneblungsanlagen infolge des erhöhten Luftwechsels im Winter die unangenehme Begleiterscheinung auftritt, daß große Wärmemengen den Arbeitsräumen entzogen werden, zeigte anschliessend der Vortragende eine Reihe Wege, wie sich diese Wärmemengen wirtschaftlich durch Abwärmeausnutzungs-Anlagen ersetzen lassen, indem man den Arbeitsräumen aus Abwärme gewonnene Warmluft zuführt. Unter Abwärme versteht man bekanntlich beispielsweise bei Dampfmaschinen, Dampfturbinen etc. im Abdampf bei Industrie-Oefen und Dampfkesseln in den Rauchgasen für den eigentlichen Zweck nicht verwertbare Wärmemengen. Als Abwärme-Warmlufterzeuger für die Beheizung von Arbeitsräumen mit gewerbehygienischen Anlagen sollten nach dem Vortragenden in erster Linie Rauchgas-Taschenlufterhitzer, Abhitzekessel in Verbindung mit Dampflufterhitzern, Abdampf-Lufterhitzern und Heißwasser-Lufterhitzern Anwendung finden, um die Warmlufterzeugung mittels Frischwärme im Interesse von Brennstoffersparnissen nach Möglichkeit auszuschalten. Rauchgas-Taschenlufterhitzer können in Anwendung gebracht werden bei Industrie-Oefen, wo die Abgase bis ca. 500° C besitzen, oder auch bei Dampfkesseln und sonstigen industriellen Feuerungen. Zu Industrie-Oefen, die sich mit Rauchgas-Taschenlufterhitzern verbinden lassen, gehören u.a. Glas-Oefen, Porzellan-Oefen, Trocken-Oefen, Glüh-Oefen etc. In Fällen, in denen neben Rauchgasabwärme außerdem noch Vakuum- oder Abdampf vorhanden ist, kann dies mit einer niedrigen Temperatur verfügbare Heizmittel zweckmäßig mit einem Dampflufterhitzer zur Vorwärmung der Luft benutzt werden, während zur Vorwärmung der rat höheren Temperaturen vorhandenen Rauchgase von Industrie-Oefen die Aufwärmung der vorgewärmten Luft auf die gewünschte Endtemperatur übernimmt. Das Prinzip des Abas-Taschenlufterhitzers beruht darauf, daß der vorgeschaltete Ventilator Luft ansaugt und diese in dünnen Schichten durch die Taschen des Lufterhitzers drückt. Der Rauchgasstrom durchströmt die Hohlräume zwischen den Lufttaschen in der dem Luftstrom entgegengesetzten Richtung. Die den Lufttaschen an dem einen Ende mittels des Ventilators zugeführte Luft wird hierbei im Wärmeaustausch erwärmt und verläßt dann den Rauchgas-Taschenlufterhitzer am andern Ende. Die Fortleitung der aus der Rauchgasabwärme gewonnenen Warmluft nach den zu beheizenden Räumen erfolgt im allgemeinen durch Blechrohrleitungen. Gegenüber der gewöhnlichen Dampfheizung mit Rippenrohren zeichnet sich die Arbeitsweise der neuzeitlichen Luftheizung mittels Rauchgasausnutzung und Dampflufterhitzer durch kurze Anheizdauer, gleichmäßige Erwärmung der oberen Luftschichten und große Regulierfähigkeit aus. Hieraus ergibt sich, daß dies eine äußerst wirtschaftliche Arbeitsweise ist In hygienischer Hinsicht gestatten die vorbeschriebenen Luftheizungsarten die Möglichkeit einer Lufterneuerung in den Arbeitsräumen und Verhütung einer Verstaubung und Verschmutzung der Heizflächen; es sind somit Raumheizung mit der Lüftung vereint. Anschließend wies der Vortragende darauf hin, daß in den Fällen, wo Abgase vorhanden sind, die eine Temperatur von mehr als 500°C besitzen, Abhitzekessel zur Dampferzeugung für die Speisung von Dampflufterhitzern Verwendung finden können. Die Aufstellung von Abhitzekesseln erfolgt für Hüttenwerke und Großbetriebe mit Gasmaschinen, Flamm-, Schweiß- und Glüh-Oefen, ferner für chemische Großbetriebe, Zement-, Kalk- und Gipsfabriken, Hlashütten usw. Die Dampfleistung der Abhitzekessel richtet sich nach der Gasmenge und deren Temperatur. Durch Beispiele wurden u.a. dabei gezeigt, daß bei einer Hochofengasmaschine von 3000 PS und 7200 jährlichen Betriebsstunden sich durch Aufstellung eines Rodbergabhitzekessels 18360000 kg Dampf von 15 at und 305° C erzeugen lassen. Als weiteren Abwärmeverwerter zur Erzeugung von Warmluft und Abdampf behandelte der Vortragende den Luftkondensator. Durch Einbau eines derartigen Luftkondensators hat man ein Mittel, die Wirtschaftlichkeit der Dampfmaschinenanlage zu erhöhen, denn durch Ausnutzung der Abgasmengen in Luftkondensatoren können erhebliche Mengen Warmluft für Heizungs- und Entneblungsanlagen fast kostenlos erzeugt werden. Bei der normalen Kondensations-Dampfmaschine werden die vom Niederdruckzylinder kommenden Abdämpfe vom Oberflächen- bezw. Einspritzkondensator durch das Kühlwasser niedergeschlagen, die in dem Abdampf enthaltene Wärme geht dabei in den allermeisten Fällen verloren. Beim Luftkondensator dagegen wird die Abdampfwärme von der als Kühlmittel dienenden Luft aufgenommen, wobei sie sich entsprechend erwärmt. Ein Luftkondensator besteht aus einer Anzahl schmiedeeiserner, verzinkter Lamellenrohre, die zu einer Heizbatterie vereinigt sind. Durch die Heizbatterie drückt ein vorgeschalteter Ventilator die als Kühlmittel dienende Luft, dieselbe streicht mit großer Geschwindigkeit an den Lamellenrohren vorbei, entzieht dem Abdampf die Wärme und bewirkt eine intensive Kondensation desselben. Weiter behandelte der Vortragende verschiedene Ausführungen von Dampflufterhitzern und Verwendung derselben zur Beheizung von Fabrikräumen. Anschließend wurden Lufterhitzer besprochen, die mit Heißwasser betrieben werden. Es wurde empfohlen, in dem Falle das Heißwasser in einem Rauchgas-Warmwasservorwärmer zu erzeugen. Da durch den Einbau eines Rauchgas-Wasservorwärmers der Widerstand in den Rauchgaswegen erhöht wird, wurde auch auf die zur Zugverstärkung in Betracht kommenden Saugzuganlagen nach dem direkten kombinierten und indirekten Verfahren erörtert. Die direkten Saugzuganlagen arbeiten in der Weise, daß die Rauchgase von dem Ventilator aus dem Schornsteinsockel abgesaugt und durch einen Druckstutzen wieder oben in den Schornstein gedrückt werden. Bei einer kombinierten Saugzuganlage wird nur ein Teil der Rauchgase abgesaugt und durch eine im unteren Teil des Abzugschlotes angeordnete Düse in denselben hineingedrückt, hierdurch werden infolge Strahlwirkung auch die restlichen Rauchgase durch den Abzugsschlot ins Freie befördert. Bei einer indirekten Saugzuganlage saugt der Ventilator keine Rauchgase, sondern nur Frischluft an und drückt diese mit hoher Pressung durch eine Düse in den Abzugsschlot, und die gesamten Rauchgase werden mittels Strahlwirkung abgesaugt. Nach Ansicht des Vortragenden hat infolge des höheren Kraftverbrauches der indirekte Saugzug heute im allgemeinen seine Berechtigung verloren, denn wenn es sich um die Absaugung sehr heißer Gase mit Temperaturen von über 350° C handelt, so sollte nicht ein indirekter Saugzug eingebaut werden, sondern schon in Anbetracht des bei diesen hohen Temperaturen vorhandenen großen Schornsteinverlustes sollte eine Abgas-Ausnutzungsanlage zur Ausführung gelangen. Im Zusammenhange mit den Saugzuganlagen wurde auch kurz der Aufbau und die Anwendung des Unterwindes gestreift. Nach Ansicht des Vortragenden kommt Unterwind in der Regel in solchen Fällen in Betracht, wo der Zug etwa um den Rostwiderstand von ca. 5 bis 15 mm WS erhöht werden soll. In allen Fällen jedoch, in denen die gesamten Widerstände in den Kessel-Oefenzügen, Economisern und Rauchgaskanälen usw. zu überwinden sind, kann es sich nur darum handeln, ob eine Saugzuganlage oder ein gemauerter Schornstein vorteilhafter ist. Zum Schluß wurde auch kurz die Verwertung loser brennbarer Abfälle, wie Sägemehl, Gerberlohe etc. durch Brikettierung gestreift. Azetylen als Koch- und Heizgas. Im Hinblick auf die zunehmende Verwendung von Azetylen zu Heizzwecken in der Schweiz sowie in anderen Ländern, die keine eigene Kohle besitzen, dagegen über große Wasserkräfte und infolgedessen über eine hochentwickelte Karbidindustrie verfügen, erörtert Dr. W. von Amann obige Frage an Hand recht lehrreicher Tabellen über den Wirkungsgrad, der mit den verschiedenen Brennstoffen in den gebräuchlichen Heizvorrichtungen erzielt werden kann. Die nachstehenden Zahlen wurden, wie Verfasser ausdrücklich bemerkt, nicht mit wissenschaftlicher Genauigkeit ermittelt, da es im vorliegenden Falle darauf ankam, Zahlen zu erhalten, die den tatsächlichen Brennstoffbedarf im täglichen Leben mit den üblichen unvollkommenen Heizsystemen und bei schlechter Bedienung darstellen. Es wurde darum einfach festgestellt, wie viel Brennstoff nötig ist, um eine bestimmte Wassermenge von Zimmertemperatur zum Sieden zu erhitzen, und zwar unabhängig von der Zeitdauer. Dabei wurden folgende Werte erhalten: Menge Heizstoff Heizwertf. d.EinheitWE Heizvorrichtung Prak-tischerreicht.WE Unger-fahrerVerlustin v. H. 1 kg Steinkohl 6880 Gewöhnl. Sparherd   251 96,4 1 kg        „ 6880 Spezial-Sparherd   575 91,6 1 cbm Leuchtgas 5000 Gaskocher (300 l/st) 3000 40,0 1 kg Karbid    (270 l Azetylen) 3240         „       (40 l/st) 1822 43,8 1 kWst Elektr. Strom   860 Elektr. Kochtopf   164 81,0 1 kg Steinkohle 6500 Dampfheizung 2800 56,9 1 kg Koks 7250            „ 3600 50,3 Die Zahlentafel zeigt zunächst sehr deutlich die bekannte Tatsache, daß in unseren Küchenherden die Ausnutzung des Brennstoffs sehr schlecht ist. Bedenkt man, daß der Hausbrandbedarf im Jahre 1913 etwa 25 Mill. t Kohle betrug, so kann man sich ein Bild von den riesigen Kohlenverlusten in unseren Haushaltungen machen. Was das Azetylen betrifft, so zeigt die Tafel, daß der Azetylenkocher in seinem Wirkungsgrad etwa 4 v. H. hinter dem Leuchtgaskocher zurücksteht. Seine konstruktive Verbesserung namentlich in der Richtung, daß das Azetylen mit längerer Flamme und ohne Rußbildung verbrennt, wäre daher sehr erwünscht. Der elektrische Strom ist bei uns die teuerste Wärmequelle, nicht aber in Ländern, die die elektrische Energie ausschließlich mit Wasserkraft gewinnen. Ebenso verhält es sich in diesen Ländern mit der Verwendung von Azetylen zum Kochen und Heizen. In Schweden z.B. stellte sich Ende 1920 das Kochen mit Azetylen nicht einmal halb so teuer wie die Verfeuerung von Kohle in schlechten Küchenherden; ähnlich dürften die Verhältnisse in der Schweiz liegen, wo man neuerdings auch Zentralheizungen mit Azetylen zu betreiben versucht. (Karbid und Azetylen, 25. Jahrg., S. 33–35.) Sander. Neues Verfahren zur Bindung des Luftstickstoffs unter Verwendung von Methan. Das den Naturgasquellen in großen Mengen entströmende Methan wird bisher fast ausschließlich als Heizgas für häusliche und gewerbliche Zwecke benutzt, während seine chemische Verwertung noch in den ersten Anfängen steht, sofern man von der in Amerika in großem Maßstabe betriebenen Rußgewinnung aus Naturgas absieht. In der letzten Zeit hat man indessen auch der chemischen Verwertung des Naturgases bezw. seines Hauptbestandteiles, des Methans, mehr Beachtung geschenkt und es sind Verfahren angegeben worden einerseits zur Gewinnung von Schwefel aus Gips durch Reduktion mit Methan und andererseits zur Gewinnung von Methylalkohol aus Methan auf dem Umweg über das Methylchlorid. Ein beachtenswertes neues Verfahren zur Gewinnung von Zyanverbindungen aus dem Luftstickstoff unter Verwendung von Methan bezw. seiner Spaltprodukte beschreiben Prinz Karl zu Löwenstein und Dr. Fr. Hauff in dem DRP 318286. Methan wird bekanntlich bei Temperaturen von mehr als 1000° glatt in Wasserstoff und Kohlenstoff von hoher Reinheit gespalten. Wenn man den so gewonnenen Kohlenstoff nun mit Bariumkarbonat mischt oder aus diesem Gemisch Briketts formt und diese hierauf im Stickstoffstrom auf 1100–1300° erhitzt, so verbindet sich der Stickstoff, wie schon Margueritte und Sourdeval im Jahre 1862 fanden, mit dem Baryt und dem Kohlenstoff zu Bariumzyanid, aus dem durch Umsetzung mit Pottasche in guter Ausbeute Zyankalium gewonnen wird, wobei als Nebenprodukt wiederum Bariumkarbonat erhalten wird. Infolge der großen Reinheit des aus Methan abgeschiedenen Kohlenstoffs ist das Bariumkarbonat nicht wie sonst durch Schlacke verunreinigt und kann ohne weiteres wieder zur Bildung von Zyanid benutzt werden. Die für den Prozeß erforderliche Wärme liefert der gleichfalls aus dem Methan abgeschiedene Wasserstoff, bei dessen Verbrennung mit der genau berechneten Luftmenge ein Gemisch von Wasserdampf und Stickstoff entsteht. Durch Kühlung der Verbrennungsgase wird der Wasserdampf kondensiert und es bleibt reiner Stickstoff übrig, der seinerseits für die Gewinnung des Bariumzyanids Verwendung findet. Das neue Verfahren bietet somit durch die Reinheit des aus dem Methan abgeschiedenen Kohlenstoffs und Wasserstoffs sowie durch die Wiederverwendung sämtlicher Nebenprodukte gegenüber den bisher benutzten Verfahren große wirtschaftliche Vorteile und ermöglicht mit einfachen Mitteln die Schaffung einer Luftstickstoffindustrie in der Umgebung von Naturgasquellen. Sander. Synthetische Gewinnung von Essigsäure und Azeton aus Azetylen. Ebenso wie bei uns wurden in den letzten Jahren auch in Kanada große Anlagen zur Verarbeitung von Azetylen auf die genannten Stoffe geschaffen. So errichtete die Shawinigan Water and Power Co. in Montreal zur Deckung des großen Azetonbedarfs für die Herstellung des Sprengstoffs Cordit in der zweiten Hälfte des Krieges unter Aufwand von 2 Mill. Doll. eine Fabrik zur synthetischen Gewinnung von Essigsäure und Azeton aus Azetylen. Als aber das Imperial Munitions Board zu Beginn des Jahres 1918 einen weit stärkeren Bedarf an Essigsäure als an Azeton hatte, wurde in der Folge ausschließlich Essigsäure hergestellt. Da die chemischen Vorgänge dieser Fabrikation schon seit längerer Zeit bekannt waren, handelte es sich bei der industriellen Ausführung vornehmlich um konstruktive Aufgaben. Die Fabrikation der Essigsäure aus Kalziumkarbid zerfällt in mehrere Stufen: 1. Gewinnung von Azetylen durch Einwirkung von Wasser auf Karbid, 2. Hydratation des Azetylens unter Bildung von Azetaldehyd und 3. Oxydation des Azetaldehyds zu Essigsäure. Abgesehen von der ersten Stufe handelt es sich hierbei um katalytische Reaktionen, die unter Umständen so heftig vor sich gehen, daß Explosionen eintreten können, ganz abgesehen von der Explosionsgefahr des Azetylens selbst. Auch die Materialfrage machte Schwierigkeiten, da Behälter konstruiert werden mußten, die der Einwirkung der Schwefelsäure und das als Katalysator benutzten Quecksilberoxyds in gleicherweise Widerstand leisten mußten. Von den erprobten Baustoffen hat sich am besten eine Silizium-Eisenlegierung Duriron, bewährt. Da dieses Material jedoch keine genügende mechanische Festigkeit besitzt, mußte es in Verbindung mit Stahl Anwendung finden. Zur Hydratation des Azetylens wurden z.B. Kessel aus Duriron benutzt, die etwa 120 cm Durchmesser und 360 cm Höhe hatten und aus ringförmigen Gußstücken zusammengebaut waren. In diesen Behältern wurde eine Mischung von verdünnter Schwefelsäure und Quecksilberoxyd mit Hilfe von 3 Kührern, deren Schaft aus Stahl und deren Rührarme aus Duriron gefertigt waren, in Bewegung versetzt, während gleichzeitig durch ein durchlochtes Rohr aus Duriron Azetylen in das Gemisch eingeleitet wurde. Der. hierbei gebildete Azetaldehyd sowie das unveränderte Azetylen werden durch Kühler und Wäscher hindurchgeleitet, worauf das überschüssige Azetylen mit Hilfe einer Wasserturbine in den Behälter zurückgefördert wird. Gleichzeitig wird frisches Azetylen zugesetzt. Die Umwandlung des Azetylens in Azetaldehyd wird bei einer Temperatur von 70° vorgenommen, der Vorgang dauert 70 Stunden. Der gebildete Azetaldehyd wird durch Salzsole kondensiert. Dieser Teil der Anlage explodierte im Dezember 1918, wobei mehrere Personen verletzt wurden. Das rohe Gemisch von Aldehyd und Wasser, das etwa 35 v. H. Aldehyd enthält, wird nochmals destilliert und der reine Aldehyd dann in eisernen Kesseln mit Aluminiumauskleidung bei etwa 60° zu Essigsäure oxydiert. Als Katalysator wird hierbei Manganazetat verwendet; die Oxydation des Aldehyds erfordert sehr sorgfältige Ueberwachung, um Brände und Explosionen zu verhüten. Die gebildete Essigsäure wird nach nochmaligem Destillieren in einer Reinheit von 99,8 v. H. erhalten. Zur Gewinnung von Azeton wird die Essigsäure zunächst in essigsaures Natrium verwandelt und dieses hierauf unter Verwendung von Kalk als Katalysator in elektrisch geheizten Stahlrohren zersetzt. Die Anlage kann 10 t Azeton im Tage liefern. (Engineering, Bd. 111, S. 720.) Sander. Dem beim Meßamt für die Mustermessen in Leipzig bestehenden Fachausschuß für die Technische Messe gehören an: Dr. Theodor Horn (Dr. Th. Horn), Leipzig-Großzschocher, Vorsitzender; Dr. Arnecke, Geschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Armaturen-Industrie, Leipzig; Direktor Birnholz (A. E. G.), Berlin; Dr. Curt Braun, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Landmaschinen-Industrie, Berlin; Dr. Friedrich Carstanjen, Chemnitz; Ziv.-Ing. Leo Michael Cohn-Wegner, Düsseldorf-Oberkassel; Fabrikdirektor Johann Dönitz, Porzellanfabrik Hermsdorf, Hermsdorf (S.-.A); Direktor Fessel (Siemens-Schuckert-Werke G. m. b. H.) Siemensstadt bei Berlin; Oberingenieur Heym (Deutsche Maschinenfabrik A.-G.), Duisburg; Dr. Janssen (Friedr. Krupp A.-G.), Essen; Direktor Dr. Heyne (Ernemann-Werke A.-G.), Dresden; Oberingenieur Karl Klute, Verkaufsgemeinschaft der Klingelhöffer-Defrieswerke G. m. b. H., Düsseldorf; Stadtrat Lampe, Leipzig; Direktor Lauber, Leipzig; Karl Lempelius, Direktor der Zentrale für Gasverwertung, Berlin; Rechtsanwalt Hermann Meyer I (Fa. Technik, Meßvermietungs-Gesellschaft m. b. H.), Leipzig; Dr. Albert Müller (Baumesse Dr. Albert Müller), Leipzig; Dr. Negbaur, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken, Charlottenburg IV; Direktor Gustav Nitzsche, Zivilingenieur, Leipzig; Direktor Erwin Othmer, Gaswerk Leipzig-Wahren; Direktor Arthur Otto (Siemens-Schuckert-Werke G. m. b. H.), Leipzig; Stadtbaurat Dr. Paul, Leipzig; Joh. F. A. Schöning, Gen.-Dir. der Zimmermann-Werke A.-G., Chemnitz; Oberbaurat R. Trautmann, Leipzig; Syndikus Dr. E. Voye, Hagen/Westf.; Oberingenieur Bernd Ziemert, Berlin; Prof. Dipl.-Ing. A. F. Greiner, München. Kölner Messe. Die Vorbereitungen für die erste Kölner Messe sind in vollem Gang. Die Arbeiten an den Messebauten auf dem Ausstellungsgelände am rechten Rheinufer nehmen ihren planmäßigen Fortgang; man hofft den Rohbau bis zum Eintritt des Winters noch vollenden zu können, um dann bis zum Frühjahr die Inneneinrichtung fertigzustellen. Voraussichtlich wird die erste Messe Anfang Mai 1923 stattfinden können. Für später ist in Aussicht genommen, die Messe jedesmal zwischen der Leipziger und Frankfurter Messe abzuhalten. Der Aufbau der Messe soll dem besonderen Charakter und den Bedürfnissen des westdeutschen Wirtschaftsgebietes angepaßt werden. Zwei Gesichtspunkte sind dabei maßgebend: Abrundung und Gliederung. Mit Abrundung ist möglichst vollständige Heranziehung der westdeutschen Industriezweige und darüber hinaus solcher Firmen, deren Absatzgebiet in erster Linie im Westen und im westlichen Auslande liegt, somit Vielfältigkeit und Reichhaltigkeit der Messeausstellung gemeint und mit Gliederung die planvolle branchenmäßige Anordnung der Messestände. Die irt messetechnischer Hinsicht vorzügliche Anlage der Messebauten kommt der Durchführung der geplanten Gliederung sehr zu statten. Folgende Einteilung der Messe ist vorgesehen: 1. Maschinenbau (Kraftmaschinen, Werkzeugmaschinen, Arbeitsmaschinen, Transportmaschinen); 2. Werkzeuge, Utensilien und Geräte für Fabrikbedarf, Armaturen und technische Bedarfsartikel; 3. Elektrotechnik (elektrotechnische Maschinen, Transformatoren und Akkumulatoren, Schalt-, Meß- und Sicherungsapparate, Leitungs- und Installationsmaterial, Glühlampen und Bogenlampen); 4. Baumesse (alle Gegenstände für Bau- und Wohnbedarf, Installationsgegenstände für Gas und Wasser, Heizungsanlagen, Maschinen und Geräte für das Baufach, neue Bauweisen und Bausparmittel); 5. Landwirtschaftliche Maschinen und Zubehör; 6. Verkehrsmittel (Lokomotiven, Waggon- und Eisenbahnbedarf, Feld- und Grubenbahnen, Drahtseilbahnen, Kraft- und andere Fahrzeuge); 7. Eisen- und Stahlwaren, Hausund Küchengeräte, elektrische Heiz- und Kochapparate, Schwachstromartikel; 8. Wohnungseinrichtungen (Möbel, Korbwaren, Tapeten, Beleuchtungskörper); 9. Keramik, Glas, Kunstgewerbe); 10. Galanteriewaren, Lederwaren; 11. Korbwaren, Sportartikel, Spielwaren; 12. Edelmetall- und Schmuckwaren, Uhren, Optik; 13. Papierwaren, Kartonnagen, Verpackungsartikel, Bürobedarf, Rahmen etc.; 14. Nahrungs- und Genußmittel. Tabak, Rauchartikel; 15. Hygiene, chemisch, pharm. Artikel, Kosmetik; 16. Textilwaren, Konfektion; 17. Schuh- und Lederwaren. Obwohl die eigentliche Messepropaganda bis jetzt noch nicht eingesetzt hat, laufen schon täglich zahlreiche Ausstellungsanmeldungen beim Messeamt ein. Die bis jetzt angemeldeten Aussteller beanspruchen einen Raum, der über die Hälfte der zur Verfügung stehenden Ausstellungsfläche von rund 30000 qm ausmacht. Am zahlreichsten sind die Anmeldungen von Firmen der technischen Industrien, des Textilgewerbes und der Eisen- und Stahlwaren-Industrie. Man rechnet mit einer Gesamtausstellerzahl von etwa 4000. (Anmeldungen für die Messe sind zu richten an das Messeamt Köln, Domhof 28, das auch Auskunft über alle Angelegenheiten der Messe erteilt.) In einer Besprechung zwischen dem Reichskunstwart Dr. Redslob, der Leitung der Kölner Messe ur d andern beteiligten Stellen über die Vorführung hochwertiger deutscher Handwerksarbeit auf der Kölner Messe wurde man sich darüber schlüssig, eine Messeausstellung der verschienartigen heimatlichen Handwerkstechniken (Tischlerei, Drechslerei, kermanisches, Schmiede-,Textilgewerbe usw.) mit einer Ausstellung von Siedlungsbauten und einer Gartenbauausstellung zu einem abgerundeten Ganzen zusammenzufassen. Die Organisation dieser Ausstellung liegt in den Händen des Messeamts Köln und der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Handwerkskultur. Diese Arbeitsgemeinschaft ist ein Bündnis derjenigen Stellen und Verbände, die sich die Pflege handwerklichen Könnens zur besonderen Aufgabe gemacht haben. Es handelt sich dabei in erster Linie um den Reichsverband des Deutschen Handwerks (Sitz Hannover), den Deutschen Werkbund (Meistering), die deutschen Kunstgewerbevereine und den Deutschen Bund Heimatschutz unter Teilnahme des Reichsministeriums des Innern (Reichskunstwart) und des Reichs Wirtschaftsministeriums. Die weiteren Verhandlungen über die geplante Messeausstellung, vor allem mit Unternehmungen, die Siedlungsbauten auf der Kölner Messe vorführen wollen, sind in die Wege geleitet worden.