Titel: Die Entwicklung der Schwimmverfahren zur Aufbereitung von Erzen (Flotationsprozesse).
Autor: B. Simmersbach
Fundstelle: Band 338, Jahrgang 1923, S. 23
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Die Entwicklung der Schwimmverfahren zur Aufbereitung von Erzen (Flotationsprozesse). B. Simmersbach , Wiesbaden. (Schluß.) SIMMERSBACH, Die Entwicklung der Schwimmverfahren. In den Vereinigten Staaten von Amerika hatten sich in dem Jahrfünft 1908–1913 mancherlei vorteilhafte Aenderungen vollzogen; es waren ältere Flotationsprozesse den amerikanischen Verhältnissen entsprechend abgeändert und einige neue Aufbereitungsmethoden erfunden worden. Die meisten dieser Verfahren, zusammen mit dem Froment-, Potter-, Delprat-, Cattermole-, Sulman-Picard- und Ballot-Prozeß, wurden alle von der Minerals Separation Co Limited erworben, die nunmehr fast alle Aufbereitungsmethoden in den Vereinigten Staaten besaß. Dieselbe Gesellschaft erwarb auch noch, etwa 1911/12, durch Verschmelzung mit der De Bavay Sulphide Proceß Co, deren Rechte und Patente allerdings nur in ihrer Anwendung für außer-australische Länder. Die gesamten so erworbenen Rechte der Minerals Separation Co wurden für die Vereinigten Staaten dem Minerals Separation American Syndicate (Ltd) übertragen. Innerhalb der fünf Jahre vor 1913 sind in den Vereinigten Staaten Flotationsmethoden in stark wachsendem Umfange in Aufnahme gekommen, hauptsächlich infolge der glücklichen Einführung der Aufbereitung der komplexen Erze zu Butte in Montana. Als Folge hiervon wurden schon sehr bald neue Aufbereitungswerke nach dem Flotationsprinzip erbaut auf der großen Hütte der Inspiration Consolidated in Arizona; auf der Hütte der Tennessee Copper Co zu Ducktown in Tennessee, ferner auf der National Copper Mining Co Hütte zu Wallace in Idaho. Außer noch auf verschiedenen Kupferhütten gelangten Flotationsverfahren auch noch immer mehr und mehr zur Einführung in den beiden großen Bleierzgebieten der Vereinigten Staaten, nämlich in dem berühmten Bleidistrikt des südöstlichen Missouri und in dem Coeur-d'Alene-Bleigebiete des Staates Idaho. Alles das war, wie die amerikanischen Fachzeitschriften durchweg hervorhoben, die Folge davon, daß es mittels des Hyde-Flotationsprozesses gelungen war, die komplexen und sehr schwierig zu behandelnden Erze der Butte and Superior Co aufzubereiten (Eng. and Mining Journ. Bd. 93 S. 1068, 1. Juni 1912). Eine neue Aufbereitungsanlage der Timber Butte Milling Co, welche im Juni 1914 zu Butte (Montana) in Betrieb kam, verarbeitet Erz von der Elm-Orlu-Grube, und wurde beschrieben im Mining and Engineering World (J. E. Cohn: Timber Butte new Concentrator: Min. and Eng. World, Bd. 40, S. 1049 bis 1052, 1914). Das hier zu behandelnde Erz der Elm-Orlu-Grube enthält im allgemeinen Durchschnitt 20 % Zink, l ½ % Blei, 2 ½ % Eisen, 0,8 % Kupfer; ferner an Silber 7–8 Unzen und an Gold 20–30 Cents pro ton. Man erzielt nun mittels der Flotationsaufbereitung ein hochgradiges Konzentrat von Zink, von Blei und von Blei-Eisen. Die Leistung der Anlage der Timber Bütte Milling Co war sogleich auf 400 tons täglich bemessen, und ebenso auch der nötige Raum belassen worden, um die Anlage auf das Doppelte zu bringen. Alles ist hier in Eisenbeton gebaut worden, Wände sowohl wie Fußböden u.a. Das Erz wird zunächst in einer ganz modern eingerichteten Brechanstalt auf die nötige Kleinheit zerbrochen, dann passiert es die erste, mit Stoßherden arbeitende Abteilung der Aufbereitungsanlage, woselbst Klassifizierer, Konzentrationstische, Erzquetschen und Feinmühlen das Erzgutdann für den Schwimmprozeß vorbereiten. Als solcher dient ein Minerals-Separation-Prozeß. Zwei große Flotationsbottiche sind aufgestellt, einer mit 8 Zellen und einer mit 11 Zellen oder Einzelabteilungen. Der erstere leistet täglich 150 tons, der zweite 600 tons. Die endgültige Aufbereitung der Konzentrate erfolgt dann schließlich auf Konzentrationstischen. Als Kraft wird nur Elektrizität angewandt, die von der Montane Power Co geliefert wird; das nötige Wasser für die Erzaufbereitungsanlage wird mittels 2-Meilen-Röhrenleitung herangeholt. Eine Halde von Tailings auf dem Grubenfeld der alten Butte Reduction-Werke, die etwa 1 Million Tonnen Material enthalten wird, wurde im Jahre 1913 gleichfalls von der Minerals Separation zur Verarbeitung nach ihrem eigenen Verfahren übernommen. Der Metallgehalt der Tailings dieser enorm großen Halde besteht in Kupfer und Eisen. Da die technischen Vorversuche günstige Resultate ergaben, sollte auch hier schon bald eine große Flotationsanlage errichtet werden. Die MacQuisten-Anlage, welche im Jahre 1910 auf der Morning-Hütte der Federal Mining and Smelting Co zu Mullan im Staate Idaho errichtet worden war, lieferte endlich gute Aufbereitungsresultate. Behandelt werden hier, wie oben schon gesagt wurde, Zink-Schwefelspat-Siderit(Eisenspat)-Middlings, die von den Stoß- und Schüttelherden des Werkes kommen. Die Anlage wurde im Jahre 1913 dann aufs Doppelte ihrer ursprünglichen Leistung gebracht und kann nun 200 tons Erzgut im Tage verarbeiten. Die erfolgreiche Einführung des MacQuisten-Verfahrens hier auf der Morninghütte zu Mullan und ebenso die guten Ergebnisse der Flotation zu Butte, brachte dann auch die Schwimmverfahren schnell allgemein zur Einführung im Coeur d'Alene-Distrikt, woselbst man bisher unter sehr schwierigen Verhältnissen auf nassem Wege in den Konzentrationswerken zinkhaltige Middlings behandelte. Man arbeitete nunmehr im Coeur d'Alene-Gebiete nach einem Heißsäure-Verfahren, angeblich einer Abänderung des Delprat-Verfahrens; zuerst fand diese Methode hier Eingang auf der Green Hill-Hütte und auf der Hercules-Hütte. Eine kleine Aufbereitungsanlage von nur 50 tons Leistung, die nach dem Callow-Verfahren, mittels geringer Mengen Kreosot, Fichtenöl und Luftbläschen arbeitet, wurde zunächst versuchsweise auf der Hunterhütte zu Mullan errichtet. Als sich der Callowprozeß hier für die Art Erze bewährte, brachte man die Leistungsfähigkeit der Anlage im Jahre 1913 schnell auf größere Basis. Gleichzeitig errichtete auch die Morning-Hütte eine neue Anlage von 350 tons Leistung, die ebenfalls nach dem Callowprozeß arbeitet. Callow-Maschinen wurden des ferneren auch noch errichtet auf der Succeß-Hütte und auf der Cleveland Green Hill-Hütte. Versuche wurden zu Ende 1913 auch auf der Hecla-Hütte mit einer kleineren Callow-Anlage angestellt. Im südöstlichen Teile des Staates Missouri kamen um jene Zeit die Schwimmverfahren zur Erzaufbereitung auf drei Hüttenwerken zur Einführung, nämlich bei der St. Joseph Lead Co zu Bonne Terre, Leadwood und Doe Run. Das hier auf den drei Hütten der St. Joseph Lead zur Anwendung kommende Schwimmverfahren war ähnlich der Methode, die auf dem Werk der Federal Lead Co zu Fiat River geübt wurde. Auch noch verschiedene andere Hütten dieses großen Bleierzgebietes wurden zu Ende 1913 oder Anfang 1914 genannt, die ihre Bleierze nunmehr auch nach irgend einem Flotationsprozeß aufbereiten wollten. So entstanden um jene Zeit in den Vereinigten Staaten nicht nur in den Zinkerzgebieten, sondern allmählich auch in den größten Bleierzzentren immer mehr Aufbereitungen, die nach dem Schwimmverfahren in irgend einer passenden Form arbeiteten. Auch Hüttenwerke des Joplindistrikts ließen unter Führung des „Bureau of Mines“ sowie des „Missouri-Bureaus für Geologie und Bergwerke“ Versuchseinrichtungen erbauen, um eine erfolgreiche Aufbereitung ihrer sehr schwierig zu behandelnden komplexen Zink-Bleierze zu erzielen. So war in der Tat im Frühling 1914 in den Vereinigten Staaten der Begriff „Flotationsprozeß“ den weitesten Kreisen geläufig, überall wurden neue Werke gebaut, oder neue Verfahren geprüft, oder alte Verfahren auf neue Erzsorten versucht. Alte Erzhalden, selbst solche größten Umfanges, bildeten plötzlich wertvolle Kaufobjekte und wurden auch tatsächlich gekauft resp. zur Aufarbeitung in Pachtvertrag gegen gewisse Abgabeegebühren genommen. Australien und die Vereinigten Staaten waren diejenigen Länder, innerhalb deren Grenzen offenbar am meisten nach Schwimmverfahren gearbeitet wurde, und die Minerals Separation Co zu London mit ihrem amerikanischen Syndikat und ihren australischen Zweigen hatte bereits die meisten – vielleicht sogar alle – der damals bekanntgewordenen und technisch als praktisch erwiesenen Flotationsprozesse in ihrer starken Finanzhand vereinigt. Jedenfalls war dieser Gesellschaft in den nächsten Jahren eine führende Rolle auf dem Gebiete der Erzaufbereitung beschieden, sei es nun mittels Flotationsmethoden oder anderer moderner Verfahren. Mit dem Jahre 1914 liegt zum ersten Male ein amtlicher Bericht über die Anwendung von Flotationsverfahren in Japan vor, und zwar stammt dieser Bericht aus der Feder von T. Hirabayashi vom Japanischen Bergbau-Bureau. Wir geben danach folgenden kurzen Auszug hier wieder. Bergbau auf Zinkerze setzte in Japan zuerst im Jahre 1905 ein und die Förderung stieg dann schnell von Jahr zu Jahr, um für 1913 bereits 38223 sh tons zu erreichen. Diese Zinkerzförderung stammt ausschließlich aus den zwei Bezirken Honshu und Kyushu, welche folgende Förderziffern für 1913 angeben. Zinkerzförderung in Japan im Jahre 1913: Bezirk Honshu 34776 short tons (à 907 kg) Kyushu   3447    „      „ ––––––––––––––––– 38223 short tons . Das in Japan geförderte Zinkerz ist, wie auch sonst auf unserer Erde überwiegend Zinkblende, welche zudem gewöhnlich noch mit Bleiglanz und Kupferkies gemeinsam auf der gleichen Lagerstätte auftritt. Nach dem Bericht von T. Hirabayashi ist der größte Produzent von Zinkerz in Japan die Grube Kamioka, welche ungefähr 45 engl. Meilen südlich von der Stadt Toyama belegen ist. Die Zinkerze treten hier in Lagern auf, die kontakt-meta-morphen Typus zeigen und zwischen Quarzporphyr und Gneis liegen. Das Grubenfeld der Kamioka umfaßt ca. 3800 Acres (zu etwa je ¼ ha) und enthält mehrere Zinkerzvorkommen, die alle von außergewöhnlich gut bauwürdigem Charakter sind. Das Roherz enthält im großen Durchschnit 0,01062 % Silber, 4,82 % Blei und 12,50 % Zink. Nach einer mechanischen Separation der Zinkblende vom Bleiglanz werden die Tailings dann weiterbehandelt mittels eines Schwimmverfahrens. Im Jahre 1914 wurden bereits monatlich 2000 tons auf diese Weise aufbereitetes Zinkerzkonzentrat gewonnen, die im Mittel dann 45 % Zink enthalten. Welches Schwimmverfahren auf der Kamioka-Grube Anwendung findet, gibt der amtliche Bericht leider nicht an. Gewinnung von Zinkkonzentraten im Broken-Hill Gebiet (Neusüdwales) mittels Schwimmverfahren in long tons (zu je 1016 kg) Gesellschaft Flotations-prozeß 1912 1913 1914 1915 VerarbeiteteTailings GewonneneKonzentrate VerarbeiteteTailings GewonneneKonzentrate VerarbeiteteTailings GewonneneKonzentrate VerarbeiteteTailings GewonnenKonzentrate Sulphide CorporationBroken Hill ProprietaryAmalgameted Zinc (De Bavays Co)Zinc Corporation          dto.British Broken HillJunction North Minerals SeparationPotter DelpratDe BavayMinerals SeparationHorwoodMinerals Separation 316441538086345425   71040  88008147013  85354  27298 174287349290498289350120  26754  68426   63446  85685140098  86230    6356  16944 152146246682412823221620   52059  53596115204  48235    3986 (a) (a) 280867317239   73036  69985  91663 Gewonnene KonzentrateMittlerer Zinkgehalt % 41871347,2 39875947,0 27317047,1 23471147,6 (a) Die Erze wurden von der Zinc Corporation mitaufbereitet. Australien. Die wachsende Bedeutung, welche die verschiedenen Schwimm verfahren bei der Aufbereitung von Zinkerzen im Broken Hill-Gebiete in Neusüdwales bis in die ersten Kriegsjahre erlangt haben, geht aus vorstehender tabellarischen Uebersicht hervor, die wir hier in Weiterführung unserer weiter oben schon (Heft 2, Seite 13) gegebenen Statistik mitteilen. Auch diese Statistik beruht auf den amtlichen Jahresberichten der Bergbauabteilung von Neusüdwales; sie umfaßt die Zeit von 1912 bis 1915. Weitere Angaben dieser australischen Bergbaubehörde liegen für die späteren Jahre noch nicht vor, wenigstens in Deutschland noch nicht. Ebenso wie in früheren Jahren wurden in Australien auch geringe Mengen von Bleierz mittels irgendwelcher Flotationsprozesse aufbereitet, doch sind die derart gewonnenen Bleikonzentrate in obige Uebersicht nicht einbegriffen worden. An Zinkerzkonzentraten brachte Australien, d.h. also der Bezirk Neusüdwales, folgende Mengen in short tons zum Export: Konzentrate Zinkgehalt 1912 582980 217520 1913 567482 206247 1914 402427 163968 1915 213826 101059 Wenn man diese Exportziffern mit den weiter oben (Heft 2, Seite 15) bereits gegebenen Ausführungen für die Jahre 1904 bis 1911 vergleicht dann konstatiert man, daß die größte Menge Konzentrate im Jahre 1912 zum Versand kam, auch deren Zinkgehalt war am bedeutendsten. Dann aber erfolgte ein schneller Abstieg, bis 1915 der Export schon weit unter der Hälfte sich bewegte. Die Flotationsverfahren gewannen in Australien indessen immer noch mehr an Boden. So hatte die Broken Hill Proprietary, die größte australische Zinkbergbaugesellschaft, in den Jahren 1913/14 eine neue Werksanlage zu Port Pirie gebaut. Auch sonst entstanden im Lande noch manche großen Zinkhüttenwerke. Im Jahre 1915 erfolgten auch zum ersten Male Verladungen von Zinkerzkonzentraten nach den Vereinigten Staaten von Amerika, da die Verträge mit den bisherigen europäischen – deutschen – Abnehmern gestrichen wurden. So erhielten denn die Vereinigten Staaten im Jahre 1915 76410 sh tons australisches Zinkerzkonzentrat mit einem Zinkgehalt von 29723 sh tons. Der Wert dieser ersten australischen Erzsendung bezifferte sich auf $ 1843801, – wahrscheinlich loco amerikanischen Hafen. Binnen der ersten 6 Monate des Jahres 1916 erhielten die Vereinigten Staaten weitere 82775 sh tons australischer Zinkerzkonzentrate mit einem Zinkmetallgehalt von 38133 tons im Werte von $ 2225790. In den Vereinigten Staaten hatte die erfolgreiche Einführung der Flotationsverfahren bei der Behandlung der Zinkerze des Butte-Bezirks in Montana gewaltiges Aufsehen erregt, denn diese Erze waren bislang äußerst schwierig zu behandeln gewesen. So aber gewann die Zinkerzförderung in den Staaten Utah und Colorado einen mächtigen Antrieb. Sehr viele amerikanische Behörden stellten eingehende Versuche an, um bestimmte Schwimmverfahren auszuprobieren, so z.B. das Bergbaubureau der Vereinigten Staaten, das Bureau für Geologie und Bergbau von Missouri, die Universität von Kansas u.a. mehr. Hauptsächlich handelte es sich bei diesen Versuchen darum, die Zink-Bleierze des Joplingebietes mittels eines geeigneten Schwimmprozesses aufzubereiten. Die Hütten gewannen damals nämlich aus den Joplinerzen nur ein 58prozentiges Erzkonzentrat. Das bedeutet von dem Metallgehalt des rohen Joplinerzes nur eine Ausbeute zwischen 60–65 % Zink. Die hauptsächlichsten Verluste erbrachten die Schlieche, oder wie der lokale Ausdruck dort in Missouri lautet, die „Katzen“. Das sind in diesem Falle die kleinen von kieseliger Gangart umgebenen Erzteilchen, die aller Aufbereitung bisher widerstanden. Ein ausführlicher Bericht zur Frage der Verarbeitung solcher kieseliger Zinkerze des Joplindistriktes erschien von C. A. Wright: The Mining and treatment of lead and zinc ores in the Joplindistrict (Mo) (U. S. Bureau of Mines, Techn. Paper 41. 1913.) Das zinkhaltige Erz tritt sehr fein verteilt innerhalb der kieseligen Gangart auf, und um es von derselben zu trennen, müßte man das Rohgut in weitgehendem Maße zerkleinern, wodurch man dann wiederum den Nachteil hätte, übermäßig viel Erzschliech zu erhalten, der dann wieder viele Maschinen erfordert, um aufbereitet zu werden. Auch würden die Kosten dadurch viel zu hoch. Da nun einmal für die Zinkerzvorkommen des Joplinbezirkes die Frage einer wirtschaftlich rentablen Aufbereitung von höchster Wichtigkeit ist, so fanden seitens der Universität von Kansas zahlreiche Versuchs-Experimente mit dem Erz statt, die auch gangbare Wege einer geeigneten Flotation erkennen ließen. Einen ausführlichen Bericht über diese experimentellen Arbeiten veröffentlichten George Belchic und G. L. Allen: Flotation of Joplin Galena slime (Bleiglanzschliech). Metall and Chem. Eng., Band 13, Seite 847, 1915. Danach gab Fichtenöl unter den Bedingungen des Laboratoriumsversuches ein Schaumkonzentrat mit durschnittlich 53 % Zink, entsprechend einer Ausbeute von 73 % des Zinkgehalts der verarbeiteten Erzschlieche. Wenn man nun das Hüttenausbringen an Zink im ganzen Joplingebiete – welches im Durchschnitt der vier Jahre 1911 – 1915 ungefähr 150000 tons Zinkmetall jährlich betrug – von dem bisher erreichten Mittelsatze von 60 – 65 % auf ein durchschnittliches Ausbringen von 70 – 75 % bringen könnte, so würde die Zinkgewinnung in Missouri um 25000 t Metall gehoben. Unmöglich erschien diese Forderung schon im Jahre 1914 nicht, weil es um jene Zeit den Amerikanern bereits gelungen war, aus den ähnlich zusammengesetzten Erzen von Butte in Montana mittels eines geeigneten Schwimmverfahrens 95 % des Zinkgehaltes zu gewinnen. Ueberdies würde für das Joplingebiet eine solche Extraktionserhöhung auch manche Erzvorkommen abbauwürdig machen, die man heute noch nicht bergmännisch ohne Verlust gewinnen kann. Im Jahre 1914 erbaute die American Zinc Co von Tennessee auf ihrer Hütte zu Mascot (Tenn.) eine große Flotationsanlage und nahm zugleich bedeutende Erweiterungen ihrer übrigen Konzentrationsanlagen vor, derart, daß die Hütte nunmehr täglich über 2000 tons Zinkerze aufbereiten kann. Diese Hütte gehört heute zu den größten Flotationswerken innerhalb der Vereinigten Staaten, wo gerade besonders viele Aufbereitungswerke, die nach irgend einem Schwimmverfahren arbeiten, gebaut worden sind. Einen recht ausführlichen Bericht mit den Einzelheiten der Einrichtungen der verschiedenen Flotationssysteme, wie sie in den Vereinigten Staaten Anwendung finden, bringt das Kapitel über die Schwimmaufbereitung von Erzen in dem bekannten Jahrbuch „The Mineral Industry for 1914“ (Seite 855–866), wo auch ein vollständiger historischer Ueberblick über die Entwicklung der Schwimmverfahren gegeben wird, und gleichzeitig ein Verzeichnis aller bis Ende des Jahres 1914 errichteten Flotationsanlagen beigefügt ist. Es wurde damals geschätzt, daß ungefähr 1 Billion tons Erze der verschiedensten Arten mittels Schwimm verfahren im Jahre 1914 aufbereitet wurden und diese Menge wurde für 1915 noch wesentlich höher angesetzt. Selbst, wenn man nun weiß, daß der Amerikaner unter 1 Billon die Zahl versteht, welch e wir mit 1 Milliarde, also 1000 Millionen, bezeichnen, so muß man doch die amerikanische Schätzung als ganz bedeutend zu hoch gegriffen ansehen. Selbst bei Annahme von short tons wären es immer noch 907 Millionen metrische Tonnen, während nach deutschen Schätzungen angenommen wird, daß einige Jahre nach 1914 erst im ganzen etwa 70 Millionen Tonnen Erze mittels Schwimm verfahren aufbereitet werden, also weniger wie 1/10 der amerikanischen Ziffernangabe. Um möglichst alle Aufbereitungsmethoden der Flotation in ihre starke Finanzhand zu bekommen, fing die amerikanische Minerals Seperation Co von Zeit zu Zeit mit den Patentinhabern anderer Verfahren gerichtliche Prozesse an, so z.B. gegen James H. Hyde und die Butte and Superior Co. Dank ihrer finanziellen Stärke und ihrer Rücksichtslosichkeit wußte sie allmählich ein Patent nach dem andern ihren rechtmäßigen Besitzern abzujagen. Neben der Aufbereitung von Zinkerzen, die allerdings in Australien und in den Vereinigten Staaten das Hauptinteresse der Fachleute in Anspruch nahmen, hat man die Probleme der Konzentration und der Separation auch schon bald auf Bleierze erfolgreich zur Anwendung gebracht. Es erwiesen sich dabei vielfach sogar die gleichen Flotationsmethoden als brauchbar, die bei den Zinkerzen oder bei den zusammengesetzten Sulfiderzen von Blei und Zink schon mit Erfolg benutzt wurden. In den Jahren 1913 bis 1915 fand besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika in weitgehendem Umfange die Einführung neuer Flotationsmethoden bei der Aufbereitung von Bleierzen statt. Allle die größeren Aufbereitungswerke in dem großen Bleierzgebiete des südöstlichen Missouri, mit einer Tageserzeugung von rund 17500 tons Roherz, dessen durchschnittlicher Bleigehalt bei 3,6 % liegt, haben in jenen Jahren zur Gewinnung des in den Schliechen und dem feinen Erzschlamm noch verbliebenen Bleigehaltes Flotationsanlagen eingerichtet. So baute im Jahre 1915 die Federal Lead Co ein gänzlich neuzeitliches Schwimmaufbereitungswerk zur Behandlung ihrer Bleierze auf ihrem Hüttenwerk, dessen Leistung auf 2500 t Roherz bemessen war. Ebenso fanden Schwimmverfahren ausgedehnte Aufnahme in die Betriebe der Bleierzwerke und der Blei-Zinkerzwerke im Coeur Alene-Bezirk im Staate Idaho. J. M. Callow, dem Amerika einen eigenen, gut bewährten Flotationsprozeß verdankt, berichtete schon 1914, daß Schwimmaufbereitung bereits in Uebung stehe auf folgenden Bleierzwerken in Idaho, auf den Gruben: Gold Hunter, Morning, Hercules, Bunker Hill and Sullivan, Caledonia, Last Chance, Hecla und Standard. Diese Gruben brachten wahrscheinlich den Callowschen Schwimmprozeß zur Anwendung, da dieser gerade für Bleierze sich als sehr praktisch erwiesen hatte. Man arbeitete im Coeur d Alene-Bezirk derart, daß die Bleierze in 50 Flotationszellen behandelt wurden und man täglich 1500–2000 tons Schlämme und Schlieche verarbeitete. Andere Aufbereitungsmethoden nach dem Schwimmverfahren standen in Betrieb auf den Bleierzgruben von Interstate zu Callahan, Greenhill zu Cleveland, sowie noch weiteren Hütten in Idaho. Schwimmaufbereitung fand auch vielfache Einführung zur Behandlung der Blei-Zinkerze im Staate Colorado und in manchen anderen Weststaaten. Eine ungefähre Schätzung ermittelte, daß die Steigerung der amerikanischen Roh-Bleigewinnung infolge der Anwendung von Flotationsmethoden im Jahre 1915 auf rund 50000 tons Metall anzusetzen sei. Die Gewinnung von Rohblei in den Vereinigten Staaten aus inländischem Erz zeigte von 1910 bis 1915 folgende Entwicklung in short tons: 1910 1911 1912 1913 1914 1915 375402 391995 392517 411878 512794 507026 Wir geben gleichzeitig zum Vergleich auch die Entwicklung der Rohzinkerzeugung aus inländischem Erz an: 252479 271621 323907 337252 343418 458135 Die erheblichen Fortschritte, welche die Schwimmaufbereitung in den Vereinigten Staaten zu verzeichnen hatten, fanden bald schon ihre wissenschaftliche Bearbeitung, teils in längeren technischen Aufsätzen in Fachblättern, teils aber auch in besonderen Büchern. Von letzteren führt der amtliche Bericht der Geologischen Landesanstalt zu Washington „Zinc and Cadmium in 1915“ By C. E. Siebenthal, Washington, 30. April 1917, die folgenden beachtenswerten Erscheinungen an: T. F. Hoover, Concentrating ores by flotation, dritte Auflage; Mining Magazine London 1916, $ 3,50. T. A. Rickard, The Flotation process; Mining and Scimtific Preß, San Francisco 1916, $ 2, –. H. A. Megcaw, The Flotation process; Me Graw Hill Book Co, New York City 1916, $ 2,50. H. F. Stander, The Flotation process; Mining and Engineering World, Chicago 1916, $ 3, –. Jesse Cunningham, List of references on concentrating ores by Flotation: Missouri Univers. School of Mines Bulletin, Bd. 8 Nr. 1, Rolla 1916. In den meisten Weststaaten der Union war die Schwimmaufbereitung von Erzen zwar schon an vielen Plätzen seit Jahren versucht worden, doch scheiterten diese fast allgemein an der komplexen Natur der dort geförderten Zink- und Zink-Bleierze. Erst, nachdem Butte in Montana ein erfolgreiches Verfahren erstanden hatte, fand die Schwimmaufbereitung der Zinkerze auch im Westen der Union schnelle Verbreitung. So verzeichnete diese neue Aufbereitungsmethode besonders große Fortschritte bei der Verarbeitung von Zinkerzen in den Staaten Tennessee und Montana, von Bleierzen in Missouri, von gemischten Blei- und Zinkerzen in den Staaten Colorado, Utah, Idaho und anderen. Schon für das Jahr 1915 gibt der offizielle Bericht über „Zink“ von der Geologischen Landesanstalt an, daß im Südostteile von Missouri fast die gesamte Bleigewinnung in Höhe von 210440 tons aus Aufbereitungsanstalten herstammt, die Flotationseinrichtungen besitzen. Man schätzte damals, daß die Anwendung des Flotationsprinzips allein für Südost-Missouri eine Steigerung der Bleierzeugung um 20000 tons im Jahre 1915 erbracht habe. Des weiteren lauten Berichtsangaben dahin, daß das durchschnittliche Ausbringen der Hüttenwerke auf ungefähr 85 % des Metallgehaltes gestiegen sei, gegenüber nur 77 %, die man vor Anwendung der Schwimmaufbereitung aus den Bleierzen gewann. So ermöglichte denn auch gerade in Südost-Missouri mit seinen weit ausgedehnten Erzvorkommen die Einführung der Flotationsmethoden die Verarbeitung geringerhältiger Bleierze. – Zu Butte in Montana arbeitete die Black Rock-Grube der Gesellschaft Butte and Superior Copper Co schon seit dem Jahre 1910 mit einer Erzaufbereitungsanlage, doch erst im Jahre 1912 wurde hier eine Flotationseinrichtung beigefügt. Vorher gewann die Hütte im Mittel nur etwa 55 % des Metallgehaltes der Zinkerze. Seitdem man aber mit Schwimmaufbereitung arbeitete, gewann man bedeutend mehr Metall aus dem Roherz; nämlich 86,4 % im Jahresdurchschnitt 1913, 91,3 % im Jahresdurchschnitt 1914 und für 1915 sogar über 92,2 %. Im ersten Halbjahr soll das Ergebnis dann noch weiter, nämlich auf 92,6 % des im Roherz vorhandenen Zinkgehaltes gestiegen sein. Der gewinnbare Zinkgehalt der Konzentrate von dieser Black Rock-Grube war 1915 rund 70000 tons. Bei etwa 55 % Erträgnis, ohne Schwimmaufbereitung, hatte man früher nur rund 42000 tons Zink gewonnen. Also brachte die Einführung der Flotation allein auf dieser Grube in einem einzigen Jahre einen Mehrertrag von rund 28000 tons gewinnbarem Zink. Da nun der Staat Montana im Jahre 1915 93573 tons Zink erzeugte, wozu das Roherz die Schwimmaufbereitungsanstalten jenes Staates hatte passieren müssen, so konnte man berechnen, daß Montana durch diese Schwimmaufbereitung ein Mehr von ungefähr 35000 tons erzielt habe. Wenn der Siegeszug der Schwimmaufbereitung in den Vereinigten Staaten in den letzten Vorkriegsjahren seine Anfänge allerdings schon erkennen läßt, so muß man doch die geradezu stürmische Entwicklung mit der starken Anforderung nach Blei und Zink, Kupfer, sowie Metallen überhaupt infolge des Krieges in Verbindung bringen. Ohne Zweifel hat der große Krieg in höchstem Maße dazu beigetragen, daß die Schwimmverfahren auf den Erzhütten der Vereinigten Staaten so schnelle und allgemeine Einführung fanden. Für den Staat Idaho schätzte man das Mehrausbringen von Metall aus dem Roherz infolge von Anwendung von Flotation auf ungefähr 22000 tons Blei und 12000 tons Zink. Etwa 97 % allen in Idaho gewonnenen Bleis und die Gesamtmenge an Zink stammt aus dem Bezirk Coeur d'Alene. Hier scheint besonders der Flotationsprozeß von J. M. Callow sich fest eingebürgert zu haben. Für den Staat Calorado und einige weiter westwärts liegende Staaten bemißt der amtliche Bericht der Geologischen Landesanstalt das Plus an Blei und Zink im Jahre 1915 auf 50000 tons von jedem der beiden Metalle. Dieses Mehrerträgnis kommt vollständig auf die Schwimmaufbereitung der Erze, die es außerdem auch noch ermöglichte, daß man geringerhältiges Roherz heute mit vollem Erfolg verarbeiten konnte, während man es früher, der hohen Kosten wegen, als unbrauchbar ansehen mußte. Im Jahre 1915 war nur in dem Joplin-Erzgebiete und im Bezirke des Oberen Mississippi-Tales die Schwimmaufbereitung noch nicht besonders verbreitet. Allerdings fanden auch hier Versuche in großem Maßstabe statt, an denen sich mehrere behördliche Institute beteiligten, sowie unabhängig davon auch größere Privatunternehmungen. Nach einem besonderen Berichte von C. A. Wright: Possibilities of flotation for Lead and Zinc ores in the Joplin district (U. S. Bureau of Mines) betrug das Hüttenausbringen an Zink im Joplingebiete vor 1915 nur zwischen 60–70 % des Zinkgehaltes der Roherze, während 30–40 % in den Schliechen und Tailings verblieben und derzeit nicht gewonnen werden konnten. Wright wies nun aber durch experimentelle Versuche nach, daß die Joplin-Zinkerze sehr wohl mittels Flotation aufbereitbar seien, und das staatliche Untersuchungsamt der Universität Kansas unternahm Schwimmaufbereitungsversuche, die aus Joplinerzen bis zu 73 % des Metallgehaltes erbrachten. (George Belchic und G. L. Allen: Flotation of Joplin Galena Slime: Met and Chem. Eng, Band 13 Seite 847, 1915.) Bei weiteren Aufbereitungsversuchen konnte die Universität Kansas sogar 98 % des überhaupt gewinnbaren Zinkgehaltes der Joplineize extrahieren. (W. A. Whitaker, George Beichic, Neal, Roy und K L Van Velzer: Flotation experiments on a Joplin tailing: Met and Chem Eng, Band 15 Seite 131/37, 1916.) Allerdings waren diese Konzentrate selbst noch nicht genügend erzreich. Bei Benutzung anderen Oeles aber und anderer Schwimmmethode erzielte man zwar reiche Konzentrate, aber doch wieder weniger Metall aus dem Roherz. Die Frage der Erfindung einer für den eigenartigen Charakter der Zinkerze des Joplin-Gebietes höchstwichtigen Aufbearbeitungsmethode nach dem Flotationsprinzip blieb einstweilen noch offen. Wenn man die Schlieche und Tailings dieses Erzgebietes auch auf Zink verhütten könnte, dann stiege damit das Gesamtausbringen an Metall aus dem Roherz auf 75–80 %; dadurch würde die dortige Zinkerzeugung um 15 % oder etwa um 23000 tons im Jahre sich heben. Auch manches heute noch nicht abbaufähige Erzvorkommen fände dann seine rentable Erschließung. Man hofft in den Vereinigten Staaten, daß man binnen weniger Jahre mit noch mehr verbesserten Schwimm verfahren die Zinkerzeugung der Union um 50 bis 100000 t zu steigern vermöchte.