Titel: Polytechnische Schau.
Fundstelle: Band 338, Jahrgang 1923, S. 202
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Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Angewandte Abwärmeausnutzung. Abgase von Dampfkesselanlagen, industriellen Feuerungen, Oefen, Großgasmaschinen sowie der Abdampf von Abdampfmaschinen enthalten bekanntlich große Abwärmemengen, welche sich in verschiedener Art für Betriebszwecke wärmewirtschaftlich ausnutzen lassen. So lassen sich aus Abgasen Warmluft für Heiz- und Trockenzwecke, Dampf oder Heißwasser erzeugen, aus Hüttengasen können schließlich neben der Abwärmeausnutzung auch Metalle, wie beispielsweise Zinkstaub usw. sich zurückgewinnen lassen. Der Abdampf von Kraftmaschinen läßt sich zweckmäßig für Heiz- und Trockenzwecke ausnutzen oder die Abdampfwärme wird in besonderen Wärmespeichern an Wasser gegeben zur Erzeugung heißen Gebrauchwassers für die verschiedensten Zwecke. Bei Vorhandensein genügender Abdampfmengen lassen sich diese auch zum Betriebe von Abdampfturbinen und Zweidruckturbinen ausnutzen, die durch Kupplung mit Turbogeneratoren elektrische Energie erzeugen können. An Hand einiger der Praxis entnommener Beispiele soll in folgendem gezeigt werden, wie die Ausnutzung der Abwärme von Abgasen sich in verschiedenen Betrieben durchführen läßt. Zu den in Betracht kommenden Abwärmeausnutzungsapparaten für Rauchgase gehören Rauchgas-Taschenlufterhitzer, Rauchgas-Wasservorwärmer (Economiser), Abhitzekessel zur Erzeugung von Hochdruck- und Niederdruckdampf. Die Ausnutzung der im Abdampf enthaltenen Abwärme dagegen kann unter anderem mittels Dampflufterhitzer, Luftkondensatoren und Abwärmespeicher erfolgen. Die Anwendung von Rauchgas-Taschenlufterhitzern zur Warmlufterzeugung für Heizungs- und Trocknungsanlagen läßt Abb. 1 erkennen. Bei Abb. 1 handelt es sich um die Ausnutzung der Abgase einer Glasofenanlage zur Warmlufterzeugung für die Beheizung der Verpackungsräume. Zur Ausnutzung der Abgase von + 350° C ist in dem zum Schornstein führenden Abgasweg ein Rauchgas-Taschenlufterhitzer eingeschaltet. Durch diesen Apparat wird in der dem Abgasstrom entgegengesetzten Richtung mittels eines Ventilators Frischluft gedrückt, welche sich im Wärmeaustausch hierbei auf etwa + 60° C erwärmt und durch eine Rohrleitung mit Ausblasestutzen in den Verpackungsraum austritt. Die Abführung der aus dem Taschenlufterhitzer austretenden Abgase ins Freie übernimmt bei dieser Anlage die an den vorhandenen Schornstein angeschlossene direktwirkende Saugzuganlage. Textabbildung Bd. 338, S. 201 Abb. 1. Glasofenanlage mit Abwärmeausnutzung zur Warmlufterzeugung für Heizzwecke. Das Prinzip dieser Rauchgas-Taschenlufterhitzer beruht darauf, daß der vorgeschaltete Ventilator Luft ansaugt und diese in dünnen Schichten durch die Taschen des Lufterhitzers drückt. Der Rauchgasstrom durchzieht die Hohlräume zwischen den Lufttaschen in der dem Luftstrom entgegengesetzten Richtung. Die den Lufttaschen an dem einem Ende mittels des Ventilators zugeführte Luft wird hierbei im Wärmeaustausch erwärmt und verläßt dann den Rauchgas-Lufterhitzer am anderen Ende. Die Fortleitung der aus der Rauchgasabwärme gewonnenen Warmluft nach den zu beheizenden Räumen oder Trockenvorrichtungen erfolgt im allgemeinen durch Blechrohrleitungen, kann jedoch auch durch Kanäle erfolgen. Textabbildung Bd. 338, S. 202 Abb. 2.„Abas“-Rauchgas-Taschenlufterhitzer. Die Rauchgase treten nach Durchstreichen des Lufterhitzers entweder in den Sockel eines gemauerten Schornsteines oder in den Abzugsschlot einer Saugzuganlage. Je nach den örtlichen Verhältnissen lassen sich die Lufterhitzer in dem Rauchkanal oder auch außerhalb anordnen. In Abb. 2 ist ein „Abas“-Rauchgas-Taschenlufterhitzer wiedergegeben für eine Großraumheizung mittels Rauchgasausnutzung. An den beiden Enden dieses Rauchgas-Taschenlufterhitzers schließen sich zwei Paßstücke an zur Verbindung der inneren Hohlräume mit dem Ventilator und der anschließenden Warmluftverteilungsleitung. Der Ventilator hat hierbei die Aufgabe, Umluft oder Frischluft anzusaugen und durch den Erhitzer in die Warmluftleitung zu drücken. Für diese werden im allgemeinen Blechrohrleitungen notwendig. Die sachgemäße Verlegung und richtige Dimensionierung der Blechrohrleitungen ist eine der Grundbedingungen für ein gutes Arbeiten der Heizungsanlage. Textabbildung Bd. 338, S. 202 Abb. 3. Ledertrocknungsanlage, betrieben durch Rauchgas-Taschenlufterhitzer und Saugzuganlage. Außerordentlich wichtig für ein gutes Arbeiten der Luftheizung ist die richtige Wahl und Anordnung der Warmluft-Austrittsstutzen. Es ist hierbei Grundbedingung, daß die zugeführte Warmluft zunächst den unteren Raumschichten zugute kommt und der Luftstrom nicht etwa die in den beheizten Räumen befindlichen Personen trifft. Ueber die Bedienung des Rauchgas-Taschenlufterhitzers ist folgendes zu bemerken: Bei Benutzung für die Heizung müssen die Drehklappen die aus der Abb. 2 ersichtliche Lage einnehmen. Falls die Rauchgase bei Nichtgebrauch des Rauchgas-Taschenlufterhitzers nicht durch diesen, sondern unmittelbar in den Schornstein geleitet werden sollen, sind die in dem nach dem Schornstein führenden Rauchgaskanal schrägstehende Drehklappe und die beiden anderen Drehklappen am Ein- und Austritt der Rauchgase in bezw. aus dem Rauchgas-Taschenlufterhitzer wagerecht zu stellen. Durch diese Stellung der beiden Drehklappen werden die Rauchgaskanäle des Lufterhitzers geschlossen, während durch die wagerechte Stellung der Drehklappe in dem zum Schornstein führenden Rauchgaskanal der unmittelbare Weg nach dem Schornstein für die Rauchgase freigegeben wird. Abb. 3 zeigt eine Abwärmeausnutzungsanlage in einer Lederfabrik. Mit dieser Anlage wird die in den Rauchgasen einer Dampfkesselanlage enthaltene Abwärme zur Erzeugung von Warmluft zum Betriebe einer Ledertrocknungsanlage ausgenutzt, bei welcher die Warmluft durch Dampflufterhitzer erzeugt wurde. Die Warmlufterzeugung erfolgt nunmehr bei dieser Abwärmeausnutzungsanlage durch einen Rauchgas-Taschenlufterhitzer. Die Abführung der aus dem Taschenlufterhitzer austretenden Rauchgase ins Freie übernimmt bei dieser Anlage die an den vorhandenen Schornstein angeschlossene, direktwirkende Saugzuganlage. Für die Fortleitung der Warmluft vom Rauchgas-Taschenlufterhitzer nach dem Ledertrocknungsraum dient eine Schwarzblechrohrleitung die unmittelbar hinter dem Taschenlufterhitzer angeschlossen wurde. Zum Ansaugen der zu erwärmenden Frisch- oder Umluft dient der an den Taschenlufterhitzern angeschlossene Niederdruck-Zentrifugal-Ventilator, welcher gleichzeitig auch die Fortbewegung der Luft nach ihrer Erwärmung bis zur Gebrauchsstelle übernimmt. Textabbildung Bd. 338, S. 202 Abb. 4. Abwärmeausnutzungs- und Metallrückgewinnungsanlage für Zinköfen. Einen praktischen und wirtschaftlichen Weg zur Ausnutzung der Abwärme von Hüttengasen, z.B. bei Zinköfen, zeigt Abb. 4. Diese Abwärmeausnutzungsanlage verfolgt einen dreifachen Zweck. Erstens wird das von den Zinköfen abziehende Hüttengas zunächst zur Erzeugung von Dampf bezw. heißem Gebrauchswasser, zweitens zur Erzeugung von Warmluft für Heiz- und Trocknungszwecke und drittens zur Rückgewinnung von Zinkoxyd aus dem Hüttengas ausgenutzt. Zu diesem Zwecke wird das Hüttengas im Abhitzekessel und im Rauchgas-Taschenlufterhitzer genügend abgekühlt und dann in ein Staubfilter geleitet, wo die Trennung der Luft bezw. des Gases von den festen Staubteilchen erfolgt. Das hierdurch zurückgewonnene wertvolle Zinkoxyd wird unterhalb des Filters in Fässer geleitet. Bei größeren derartigen Anlagen empfielt sich pneumatischer Transport des gesammelten Zinkoxydstaubes. Ein anderes Anwendungsgebiet der Taschenlufterhitzer für Abwärmeausnutzung zur Erzeugung von Warmluft für Heizungs-, Trocknungs- und Entnebelungsanlagen bilden die Großgasmaschinen und größeren Dieselmotoren. Abb. 5 zeigt den Grundriß der Kraftanlage eines größeren Mühlenbetriebes, bestehend aus sechs Dieselmotoren mit insgesamt 1200 PS. Die in den Auspuffgasen dieser Anlage enthaltene Abwärme wird in einem Taschenlufterhitzer zur Warmlufterzeugung für den Betrieb einer Getreidetrocknungsanlage ausgenutzt. Die Auspuffgase treten hierbei nach Verlassen der Motore in eine gemeinsame Auspuffrohrleitung. Unmittelbar hinter den beiden Motorgruppen ist in die Auspuffleitung der Taschenlufterhitzer zwischengeschaltet. Textabbildung Bd. 338, S. 203 Abb. 5. Dieselmotorenanlage eines Mühlenbetriebes mit Auspuffgasausnutzung für Getreidetrocknung. Mit vorstehenden Beispielen sind die Anwendungsmöglichkeiten der Taschenlufterhitzer der Abwärme-Ausnutzung und Saugzug G. m. b. H. „Abas“ in Berlin W. 58 nicht erschöpft, denn die Textil-, Holz-, chemische Industrie usw. besitzen ebenfalls Betriebe, welche zu Trocknungs-, Heizungs-, und Entnebelungsanlagen Warmluft in großen Mengen gebrauchen können. Ein weiteres dankbares Feld der Abwärmeausnutzung bei Dampfkesseln, industriellen Oefen und Feuerungsanlagen stellt die Gewinnung von Heißwasser mittels Rauchgas-Vorwärmer (Economiser) dar. Außer der seit längerem bekannten Anwendung dieser Apparate bei Dampfkesseln zur Erzeugung vorgewärmten Kesselspeisewassers sind auch andere Anwendungsmöglichkeiten von Rauchgas-Wasservorwärmern beachtenswert. So zeigt Abb. 6 eine Glaspreßofengruppe eines optischen Werkes in Verbindung mit einer Abwärmeausnutzungsanlage zur Gewinnung heißen Gebrauchswassers. Zu diesem Zwecke ist hinter der Glaspreßofengruppe, die mit Oelfeuerung betrieben wird, ein „Abas“-Abgas-Wasservorwärmer nach Abb. 7 angeordnet. Die den einzelnen Glaspreßofen verlassenden heißen Abgase treten zunächst in eine gemeinsame Sammelrohrleitung. Von hier aus durchströmen die Abgase das Rohrsystem des Wasservorwärmers und erwärmen das in den Rippenrohren desselben im Gegenstrom zirkulierende Wasser. Textabbildung Bd. 338, S. 203 Abb. 6. Glaspreßofenanlage mit Abwärmeausnutzung zur Gewinnung heißen Gebrauchswassers. Von Interesse für chemische Betriebe ist ferner, daß der „Abas“-Abgas-Wasservorwärmer, welcher ein Heizrohrsystem aus gußeisernen Rippenrohren darsellt, zur Aufwärmung von Löselauge, beispielsweise von + 45 au: + 65° C und höher angewandt wurde. Chemischen Betrieben bietet sich hierdurch ein Mittel, die Abgase der Dampfkesselanlage für chemische Fabrikationsvorgänge wirtschaftlich auszunutzen. Für eine nutzbringende Abwärmeausnutzung der bei Flamm-, Schweiß-, Roll-, Stoß-, Glühöfen usw. mit hohen Temperaturen abziehenden Abgase kommt die Anwendung von Abhitzekesseln in Frage. Durch Abwärmeausnutzung der Abgase der genannten Oefen in Abhitzekesseln zur Erzeugung von Hochdruck- und Niederdruckdampf lassen sich bis auf 50 v. H. der diesen Oefen zugeführten Brennstoffwärme zurücks gewinnen. Die Aufstellung derartiger Abhitzekessel hat möglichst nahe den beulenden Oefen zu erfolgen, um deren Abwärme weitmöglichst ausnutzen zu können. Aus diesem Grunde hat man häufig den Abhitzekessel unmittelbar über dem betreffenden Ofen angeordnet. In anderen Fällen hat man den Abhitzekessel unmittelbar hinter dem Ofen bezw. der Ofengruppe aufgestellt. Der Aufbau und die Anwendung von Abhitzekessel zur Erzeugung von Hochdruckdampf werden an Hand einiger Beispiele vom Verfasser in einer der nächsten Nummern dieser Zeitschrift behandelt, weshalb an dieser Stelle nur kurz ein Abhitzekessel zur Erzeugung von Niederdruckdampf besprochen wird. Textabbildung Bd. 338, S. 203 Abb. 7.„Abas“-Rauchgas-Vorwärmer in Verbindung mit einem gemauerten Schornstein mit „Abas“-Saugzug. Der „Abas“-Niederdruck-Abhitzekessel, Abb. 8, besteht in der Hauptsache aus einem System von Rippenrohren, welche mit dem Dampfsammler in Verbindung stehen. Die Anordnung der Rippenrohre erfolgte bei diesem Abhitzekessel so, daß ein guter und schneller Wasserumlauf erzielt wird, wobei gleichzeitig die Unterbringung einer großen Heizfläche bei verhältnismäßig geringem Platzbedarf ermöglicht wird. Der Abhitzekessel dient zur Erzeugung von Niederdruckdampf für Koch- und Heizzwecke. Der Ablagerung von Flugasche in den Rippenrohren wird bei diesem Abhitzekessel durch die verhältnismäßig hohe Gasgeschwindigkeit entgegengewirkt, sich doch ansetzende geringe Mengen von Flugasche werden durch eine einfache Abblasevorrichtung entfernt. Otto Brandt. Textabbildung Bd. 338, S. 203 Abb. 8.„Abas“-Niederdruck-Abhitzekessel. Normen für Rohrleitungen. Die von der gesamten Industrie seit langem mit Interesse erwarteten Normenentwürfe über Rohrleitungen wurden am 15. August in der Zeitschrift „Maschinenbau“ auszugsweise und zusammengefaßt in einem Sonderheft dieser Zeitschrift der Oeffentlichkeit zur Beurteilung übergeben. Die Arbeiten des Fachnormenausschusses für Rohrleitungen reichen bis in das Jahr 1917 zurück. Es bedurfte langwieriger Verhandlungen zwischen Herstellern und Verbrauchern, um dieses umfangreiche Gebiet der Rohrleitungen einheitlich zusammenfassen zu können. Die Entwürfe waren bereits im Jahre 1920 zum erstenmal veröffentlicht. Eine gänzliche Umarbeitung erwies sich dann jedoch als notwendig. Diese Arbeit ist jetzt in vollem Maße gelungen. Druckstufen, Nennweiten, Rohre aus Flußeisen und Gußeisen, Flansche aller Art und die dazugehörigen Dichtungen liegen jetzt vor. Aus der Fülle des Materials wird jede Firma das für ihr Arbeitsgebiet notwendige herausfinden. Die Normen lehnen sich an die bewährten Normalien des Vereins deutscher Ingenieure und deutscher Gas- und Wasserfachmänner vom Jahr 1900/12 an. Sie sind bestimmt, die bisher bestehenden Sonderausführungen im Maschinenbau-, in der Berg-, Hütten- und Heizungsindustrie zu ersetzen. Die Grundlage für den gesetzmäßigen Aufbau der Normblätter war die Festsetzung der Druckstufen und Nennweiten. Für die Rohre sind unabhängig von der Herstellungsart einheitliche Außendurchmesser festgelegt. Hiermit ist der große wirtschaftliche Vorteil erreicht, daß für verschiedene Rohrarten gleiche Flansche verwendet werden können. Aus der großen Anzahl der Flansche seien die ovalen und runden Gewindeflansche, Walzflansche und Vorschweißflansche erwähnt. Eine genaue Berechnung der Schraubenbeanspruchung ist in dem Sonderheft enthalten. Auch die Flansche sind nach Druckstufen und Nennweiten gesetzmäßig aufgebaut. Bei der Ausarbeitung der neuen Normen wurde besonders darauf Bedacht genommen, daß Rohr- und Armaturanschlüsse an die Normalien des Vereins deutscher Ingenieure und deutscher Gas- und Wasserfachmänner möglich sind, auch da, wo der Neuaufbau andere Anschlußmaße ergibt. Anlagen, die nach den neuen Normen hergestellt werden, können ohne weiteres an den Verbindungsstellen älterer Ausführungen angeschlossen werden. Interessenten werden gebeten, das Sonderheft umgehend bei dem Verlag der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin, Beuthstr. 7a, zu bestellen. Ein neues, eigenartiges Mikroskop. Bei einer Reihe von täglichen Arbeiten im Laboratorium, in der Werkstätte, im Betrieb, oder im Büro ist es wichtig, rasch mikroskopische Untersuchungen vornehmen zu können. Sehr häufig ist aber hierfür ein Mikroskop nicht vorhanden, und eine einfache Lupe genügt meist deshalb nicht, weil sie nicht die gewünschte Vergrößerung besitzt, und der Abstand zwischen Gegenstand und Lupe so gering ist, daß die Beleuchtung eine ungenügende wird. Bei den hohen Anschaffungskosten, welche ein Mikroskop der üblichen Art heutzutage verursacht, ist die Schaffung eines einfach gebauten und daher preiswerten, aber dennoch leistungsfähigen Mikroskopes ein dringendes Bedürfnis. Die Optischen Werke Voigtländer & Sohn, Aktiengesellschaft, Braunschweig, haben diesem Bedürfnis durch die Konstruktion eines neuartigen Mikroskoptypes – das sog. Werkstatt-Mikroskop – in vorzüglicher Weise abgeholfen. Dieses Werkstatt-Mikroskop besteht aus einem Tubus, der an seinem einen Ende ein Objektiv, an seinem anderen ein Okular trägt. Dieser Tubus wird von einer Führung gehalten, die von drei Stativbeinen getragen wird. Zum Zwecke der Einstellung verschiebt man den Tubus in der Führung, wobei man eine drehende Bewegung ausführt. Um die zu untersuchende Stelle des Objektes gut beleuchten zu können, ist ein Spiegel vorhanden, welcher an einem Stativbein befestigt, und sowohl in der Nähe verstellbar, als auch neigbar angeordnet ist. In der Regel wird das Werkstatt-Mikroskop mit einem achromatischem Objektiv von 32 resp. 27 mm Brennweite, und einem Huyghens Okulare von 24 resp. 33 mm Brennweite geliefert, wobei sich eine 48- resp. 50malige Vergrößerung ergibt; doch lassen sich, durch die Wahl anderer Brennweiten, auch stärkere Vergrößerungen – bis etwa 250fach – erzielen. Das Werkstatt-Mikroskop kann nicht nur für undurchsichtige, sondern auch für durchsichtige Objekte benutzt werden, und eignet sich besonders gut für die Bedürfnisse folgender Branchen: Maschinenbau, Bergbau, Hüttenwesen, Gewerbe und Industrie, namentlich Mechaniker, Uhrmacher, Brauereien, Eisen- und Metallindustrie, Nahrungs- und Genußmittelbranche, Apotheker, Drogisten, Photo- und Chemiegraphen, Papierfabriken, Textilindustrie, Mediziner, Veterinäre, Naturwissenschaftler, insbesondere Botaniker, für Briefmarken und Münzensammler, Untersuchungs- und Fabriks-Laboratorien, chemische Fabriken, staatliche Behörden, Schulen und Lehranstalten usw. Internationaler gewerblicher Rechtsschutz. Mitgeteilt von Patentanwalt Dr. Oskar Arendt, Berlin W. 50. Deutschland: Die amtlichen Gebühren sind ab 15. September 1923 auf das 50fache der vom 15. 7. 23 ab gültigen Beträge erhöht worden. Die Patentanwaltsgebühren werden nur noch in Goldmark zu ermäßigten Friedens-Grundgebühren berechnet. Die Patentschriftenpreise sind wiederum beträchtlich erhöht worden. Griechenland: Die Nachfrist zur Bezahlung versäumter Jahrestaxen läuft am 7. November 1923 ab. Norwegen: Die Patentdauer ist für alle nach 1908 angemeldeten Patente auf 17 Jahre verlängert worden. Fristgesuche unterliegen jetzt amtlichen Gebühren. Patentschriften von mehr als 3 Druckseiten kosten Extragebühren je Seite. Portugal: Durch das Deutsch-Portugiesische Handelsabkommen erlangen portugiesische Patente und Warenzeichen erhöhte Bedeutung. Für die portugiesischen Kolonien mit Ausnahme Azoren und Madeira ist auch bei internationaler Markeneintragung besonderer Schutz nachzusuchen. Der Kolonial-Patenschutz kann innerhalb zweier Jahre nach Veröffentlichung der portugiesischen Patenterteilung beantragt werden. Sowjet-Rußland: Der Warenzeichenschutz ist auf das ganze Gebiet ausgedehnt worden. Für frühere provisorische Eintragungen gelten Uebergangsbestimmungen. Am 4. Februar 1924 läuft das Prioritätsrecht für Neuanmeldungen ab. Spanien: Die letzte Nachfrist für die Ausübung seit 1. August 1914 nicht ausgeübter Patente lief am 30. 9. 23. ab.