Titel: Mechanische Energieleitung.
Autor: Max Pollak
Fundstelle: Band 339, Jahrgang 1924, S. 167
Download: XML
Mechanische Energieleitung. Von Oberingenieur Max Pollak (Koln am Rhein). POLLAK, Mechanische Energieleitung. Die Vorteile, die der elektrische Einzelantrieb gegenüber dem Transmissionsantrieb hat, sind vielfach auf unzweckmäßige Konstruktion und Ausführung, sowie ferner auf ungenügende Wartung und unsachgemäße oder veralterte Anordnungen zurückzuführen. Es werden noch immer ganz unnötigerweise Vorgelege mit komplizierten Riemenausrückern an Decken, Wänden und Fußböden montiert, obwohl man ganz leicht und billiger vom Hauptstrang mittels Spannrolle und Riemenscheibe in Verbindung mit Reibungskupplung direkt die Arbeitsmaschinen treiben könnte. Während die Installation elektrischer Antriebe immer nur durch Fachleute erfolgt, wird bei der Anordnung von Transmissionen sehr selten oder erst nachträglich, wenn sich die Betriebsstörungen unangenehm bemerkbar gemacht haben, der Fachmann herangezogen. Die Maschinen mit Einzelantrieb sind wohl beweglicher als die mit Gruppenantrieb, arbeiten aber unwirtschaftlich, denn sie erfordern die Aufstellung wesentlich größerer Motorenleistung, weil doch für jede einzelne Maschine der Motor so groß bemessen sein muß, daß er die für den Anlauf bzw. für den Stoßantrieb erforderliche Leistung abgeben kann; während des Betriebes arbeitet der Motor dann auch noch mit einem schlechten Wirkungsgrad, weil dann nur noch ½ oder ¼ der beim Anlauf erforderlichen Leistung in Frage kommt. Textabbildung Bd. 339, S. 167 Abb. 1. Stehlager mit großer Oelkammer. Textabbildung Bd. 339, S. 167 Abb. 2. Elastisch-isolierende Gummihülsenkupplung. Die Anordnung der Anlagen, Konstruktion, Ausführung und Passung, Schmierung und Schmiermittel, Montage und Wartung bestimmen den Kraft- und Oelverbrauch der Transmission bzw. deren Wirtschaftlichkeit. Von der Wahl der Transmission ist also die Wirtschaftlichkeit der gesamten Anlage abhängig, wobei die Mehrkosten für die hochwertige Ausführung im Verhältnis zu den Mehrausgaben für Energie, Schmiermittel und Betriebsstörungen bei schlechten Ausführungen verschwindend gering sind. Durch die vom Normenausschuß der Deutschen-Industrie aufgestellten Normen für Transmissionen wird die Umstellung eines Betriebes, auch bei mechanischer Energieleitung, leicht durchführbar, insbesondere durch den Umstand, daß die Schraubenentfernungen bei Hängelagern und Hängeböcken und bei Wandkonsolen die vertikale Schraubenentfernung nur von der Ausladung abhängig sind, nicht aber vom Wellendurchmesser. Hierdurch ist es möglich, zur Befestigung derselben in einer Flucht durchlaufende Formeisen zu verwenden und man kann dann innerhalb der Wellenleitung beliebig umstellen. Textabbildung Bd. 339, S. 168 Abb. 3. Doppelkonus-Reibungskupplung d. M. A. Humboldt. Textabbildung Bd. 339, S. 168 Abb. 4. Vorgelege mit Einseil-Riemenschalter. Nur die zweckmäßigste Konstruktion und die sorgfältigste Ausführung sollen bei der Wahl der Transmission entscheiden. Die Lager müssen große Oelkammern haben, etwa wie Abbildung 1 darstellt. Eine einmalige Oelfüllung soll für ein Jahr ausreichend sein. Es müssen Oelfüll- und Ablaß-Schrauben vorgesehen sein. Die Schaulochdeckel dürfen nicht zum Eingießen des Oels verwendet werden, weil dann naturgemäß Oel eingeschüttet wird, bis es bei der Bohrung hinausläuft. Die Oelnuten müssen so angelegt sein, daß sie nicht den wertvollsten Teil der Tragfläche wegnehmen. Die für Welle und Lagerbohrung gewählte Passung muß genügend Spiel für die Oelschicht vorsehen. Bei Ringschmierung sollen die Schmierringe langsamer laufen, als die Welle. Ein Ueberschwemmen des Lagers mit Oel erhöht nur die innere Reibung bzw. Erwärmung des Lagers und vergrößert den Oelverbrauch. Die Schmiermittel müssen chemisch neutral sein und möglichst keine verseifbaren Bestandteile haben. Bei Lagern mit Festringschmierung sind verseifbare Bestandteile im Oel besonders nachteilig. Ein wichtiges Element der mechanischen Energieleitung ist die elastisch isolierende Kupplung. Abbildung 2 zeigt eine Konstruktion der Maschinenbau-Anstalt Humboldt (Köln-Kalk). Diese Kupplungen haben den Zweck, die Wellenleitung oder den Wellenzapfen der anzutreibenden Maschine mit dem Motor zu verbinden und durch größtmöglichste Nachgiebigkeit die Maschine zu schonen und Verlagerungen auszugleichen. Als elastisches Zwischenglied wird Leder oder Gummi verwendet, also Material, welches auch im elektrischen Sinne isolierend wirkt. Bei der Berechnung dieser Kupplungen sind die beim Anlauf oder Stoßbetrieb auftretenden Ueberlastungen zu berücksichtigen und so zu konstruieren, daß in das elastische Zwischenglied keine Biegungs- oder Schubbeanspruchung hinein kommt. Zum Ein- und Ausschalten von Wellensträngen und Arbeitsmaschinen während des Betriebes sind Reibungskupplungen der Anordnung mit Fest- und Losscheibe vorzuziehen. Von den vielen Reibungskupplungen haben sich die Ausführungen, welche als Reibkörper einen Konus oder eine senkrecht zur Achse liegende Scheibe haben, am besten bewährt, weil bei denselben der ganze Mantel eines Konusses oder ein ganzer Kreisring als Reibfläche dient. Bei den Zylinder-Reibungskupplungen dienen nur Teile des Zylindermantels als Reibfläche. Die Reibung wird bei denselben durch Anpressen mehrerer Backen an den Zylindermantel erzeugt, es läßt sich dabei naturgemäß nicht vermeiden, daß die einzelnen Backen verschieden stark drücken und dadurch eine zusätzliche Biegungsbeanspruchung in der Welle hervorrufen. Bei Verwendung von Zylinder-Reibungskupplungen sind daher die Wellen entsprechend kräftiger vorzusehen, um Verlagerungen und Betriebsstörungen zu vermeiden. Bei den Konus-Reibungskupplungen, gemäß Abbildung 3 wird der Konus konzentrisch zum Hohlkonus geführt und muß also am ganzen Umfang gleichmäßig drücken. Lassen sich Vorgelege nicht vermeiden, so wähle man hierzu, um dieselben nicht unnötig kompliziert zu machen, Riemenschalter mit einem Zugseil (Abbildung 4). Für die Wellenleitungen sind nur gedrehte Wellen aus S. M. Stahl geeignet, gezogene Wellen sind zwar billiger, haben aber den Nachteil, daß sie rauhe Oberflächen haben, unrund sind und sich krumm ziehen. Die Anordnung der Transmission ist bereits beim Bau der Fabrik zu berücksichtigen, damit eine leichte Montage möglich ist. Bei Betonbauten hat sich die Verwendung von Kahneisen zur Verlegung der Transmission an die Decke, als praktisch erwiesen.