Titel: Oberingenieur August Rotth † 8. Januar 1929.
Fundstelle: Band 344, Jahrgang 1929, S. 9
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Oberingenieur August Rotth † 8. Januar 1929. [Oberingenieur August Rotth † 8. Januar 1929.] Mit August Rotth ist eine der stillen und zurückhaltenden Naturen hingegangen, wie sie immer seltener anzutreffen sind. Er war stets bestrebt, seine Person der Sache unterzuordnen; deshalb ist sein Name in technischen Kreisen nicht so bekannt geworden, wie er es verdient hätte. Als Schriftleiter von Dinglers polytechnischem Journal ist er seit 1912 tätig gewesen; 9 Jahre gemeinsam mit Geheimrat Professor Dr. Jahnke, bis zu dessen Tode im Jahre 1921. Aber schon seit Uebersiedlung des Journals von Stuttgart nach Berlin im Jahre 1902 stand er dem Verlag ratend zur Seite. Textabbildung Bd. 344, S. 9 Das hilfsbereite Wesen Rotths hat sich stets und überall gezeigt; wo seine Unterstützung begehrt wurde, hat er sie nicht versagt. Die Begabung für seine schriftstellerische Tätigkeit hatte er schon frühzeitig erkannt und ausgebildet und hat ihr durch seine Mitarbeit an einer großen Reihe technischwissenschaftlicher Veröffentlichungen Ausdruck gegeben. Es entsprach seinem inneren Wesen, seiner Einstellung zu den Inhabern der Siemens-Firmen, als er zum Leiter der Archiv-Verwaltung der Siemenswerke berufen wurde, den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Technik wie kaum ein anderer beherrschend. Bis in die letzte Zeit hinein suchte Rotth sein Wissen zu erweitern, um sich auf allen Gebieten der Technik zurecht zu finden. Als er anläßlich des Jubiläums des Fernsprechers dazu ausersehen wurde, ein Buch über die Entwicklung des Telephons zu verfassen,Anmerkungszeichen zu dieser Fußnote fehlt im Text.Vgl. etwa V. Duffek, „Die Ermittlung der Rostgeschwindigkeit von Sonderstählen.“ Ch. App. Benlage „Korrosion“ 1927, S. 38. bewältigte er diese Aufgabe mit Anerkennung, obwohl die Materie nicht sein eigentliches Fachgebiet war. Bei der Einrichtung der Bibliothek des Deutschen Museums in München im Jahre 1927 stand er beratend zur Seite; mußte sich aber während seines Münchner Aufenthalts wegen eines verschleppten Fußleidens in eine Klinik begeben, die ihm aber keine Heilung brachte. Rotth hat seiner Militärzeit bei den Pionieren Genüge geleistet und blieb der Armee immer treu gesinnt. In seinen Mußestunden beschäftigte er sich gern mit dem Studium strategischer Werke. Ein glühender Patriot, nahm er als 65jähriger noch die Waffe in die Hand, als Spartakus Berlin bedrohte. In dieser heißen Vaterlandsliebe stand ihm seine feinsinnige Gemahlin treu zur Seite, die Förderin und Mitarbeiterin Cäsar Flaischlens. Vor 4 ½ Jahren trug man sie zu Grabe; damals glaubte niemand, daß der frisch und elastisch sich bewegende Rotth angehender Siebziger wäre. Nun ist auch er ihr gefolgt. Der Verlag von Dinglers polytechnischem Journal wird diesem seltenen, prächtigen Menschen ein dankbares Gedenken bewahren.