Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 150, Jahrgang 1858, Nr. , S. 429
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Miscellen. Miscellen. Die Telegraphenleitungen durch den großen und den kleinen Belt. Im zweiten Octoberheft (S. 154 in diesem Bande) des polytechnischen Journals befindet sich, dem Scientific American entnommen, eine Uebersicht der bestehenden unterseeischen Telegraphenleitungen, gegen deren Richtigkeit ich mir erlaube eine Einsprache zu thun. Wenn die Dover-Calais-Linie als 1850 angelegt auftritt, dürfte dieses nur insofern richtig seyn, als sich der erste Versuch einer solchen Verbindung von diesem Jahre schreibt; eine wirklich als Telegraphenleitung bestehende Verbindung existirt indessen erst seit dem October 1851. Vor diesem Zeitpunkte bestand eben so wenig eine Telegraphenlinie zwischen England und Frankreich, als in diesem Augenblicke eine solche zwischen Europa und Amerika besteht. Es wird diese Thatsache sehr leicht zu constatiren seyn. Meine Reklamation betrifft indessen besonders den Platz, der den Kabeln durch den großen und den kleinen Belt in dem besagten Aufsatze angewiesen worden ist. Da ich diese Linien angelegt habe, bin ich sowohl persönlich dabei interessirt, als auch fähig, so genaue Auskunft als möglich zu ertheilen. Ich erlaube mir daher die Mittheilung, daß das unterseeische Kabel für die beiden Belte von mir persönlich in London im Juli 1852 bestellt wurde. Da es in der Fabrication – bei HHrn. Newall und Companie – zuerst mißlang, so daß ein neues angefertigt werden mußte, so konnte es nicht im Jahre 1852 gelegt werden. Deßhalb verblieb es in England bis zum April 1853, und wurde ausgelegt über den großen Belt – zwischen Seeland und Fühnen – am 7. Mai, und über den kleinen Belt – zwischen Fühnen und Jütland – am 9. Mai 1853. Die „Berling'sche Zeitung“ hieselbst enthielt am 8. Mai 1853 die erste von mir an das Finanzministerium abgesandte Telegraphendepesche. Allerdings wurde die Telegraphenlinie von Helsingör bis Hamburg in ihrer ganzen Länge erst am 1. Februar 1854 dem Publicum eröffnet, die Beltlinie hatte aber alsdann volle 9 Monate gearbeitet, und namentlich unter den schwierigen Eisverhältnissen im Belte im Winter 1853/1854 treffliche Dienste geleistet. So erinnere ich auch mit voller Bestimmtheit, daß die Beltlinie längst angelegt war, ehe von einer englisch-holländischen Linie die Rede war; sämmtliche Mittelmeer-Linien sind weit neueren Ursprungs, als die dänische Linie. Es war auch der Erfolg der letztgedachten, der zur Anlage der Linie durch den Sund zwischen Dänemark und Schweden (nicht Norwegen) im Jahre 1854 führte. W. Lehmann,                    Capitain im königl. dänischen Ingenieurcorps. Copenhagen, den 12. December 1858. Anfertigung von Sicherheitszündern nach E. Gomez und William Mills. Die Genannten wenden zur Anfertigung der Zünder eine besondere explosive Masse an, welche, in einer geeigneten Hülle eingeschlossen und an dem einen Ende entzündet, mit der größten Schnelligkeit bis zum andern Ende fortbrennt. Die Anwendung dieser Zünder ist gefahrlos, da sie nicht oder doch nur unter einem sehr heftigen Schlag detoniren und das Feuer ihrer Hülle oder überhaupt irgend welchem andern Gegenstand außer Schießpulver nicht mittheilen. Wenn der Zünder nach dem Anzünden nicht schnell seine Wirkung thut, so ist dieß ein Zeichen, daß er nicht in gutem Stande war und gänzlich verlöscht ist; man kann dann also ohne Gefahr hinzugehen und den schadhaften Zünder durch einen andern ersetzen. Diese Zünder sind daher zum Abfeuern von Kanonen und Mörsern, zum Abbrennen von Feuerwerken, für Signale etc. sehr geeignet. Die Anfertigung dieser Zünder geschieht auf folgende Art: Man nimmt gleiche Gewichte fein zerriebenes chlorsaures Kali und Bleieisencyanür, welches letztere durch Fällung eines Bleisalzes mit Blutlaugensalz dargestellt wird. Diese beiden Stoffe werden mit Weingeist zu einem dünnen Brei angerührt und dieser mit einem Pinsel auf Papierstreifen aufgetragen. Der so überzogene Papierstreifen wird in eine aus einem geeigneten Faserstoff verfertigte Hülle eingeschlossen und diese zum Schutze gegen Feuchtigkeit mit Harz, Pech, Gutta-percha u. dergl. überzogen. Die so gefertigten Zünder thun übrigens selbst dann ihren Dienst, wenn sie etwas feucht sind, und verlieren ihre Wirksamkeit durch Naßwerden nicht, vorausgesetzt, daß man sie vor dem Gebrauch wieder trocken werden läßt. Der mit der explosiven Mischung überzogene Streifen braucht nicht über 1/10 Zoll breit zu seyn und eine Quantität von 2 Gran der explosiven Mischung ist hinreichend für eine Länge von 1 Fuß. Die Mischung von chlorsaurem Kali und Bleieisencyanür, welche auch als Schießpulver angewendet werden könnte, detonirt nur zwischen harten Flächen und bei sehr heftigem Schlage. Durch die damit angefertigten Zünder wird lockeres Schießpulver nicht zur Entzündung gebracht, weil durch die Schnelligkeit der Explosion das Pulver umhergeschleudert wird; wenn das Schießpulver aber eingeschlossen ist, so wird es unfehlbar entzündet. – Patentirt in England am 29. December 1857. (Repertory of Patent-Inventions, September 1858, durch das polytechn. Centralblatt, 1858 S. 1514.) Mörtel mit Sägemehl. Als ein Mittel, die Feuchtigkeit von Wandungen zu beseitigen, ist der Aufwurf eines Mörtels vorgeschlagen, welcher mit Sägemehl angemacht wird. Der Mörtel soll in folgender Weise hergestellt werden: Gewöhnlicher abgelöschter Kalk wird mit Wasser verdünnt, sofort wird statt des Sandes Sägemehl beigemengt, und zwar in der Menge, daß der Kalk noch die nöthige Bindekraft hat. Die Masse, welcher auch noch Wasserglaslösung beigemischt werden kann, wird gut getrocknet. Dieser Mörtel ist zur Herstellung neuer Mauern, sowie als Aufwurf bei bestehenden Wandungen vorgeschlagen. Die rauhe Oberfläche läßt sich mit Kalkmilch abpinseln (Württembergisches Gewerbeblatt, 1858, Nr. 25.) Ueber Kunststeinbau. Im zweiten Octoberheft (S. 113 in diesem Bande) des polytechn. Journals ist eine französische Vorschrift für künstlichen Steinbau aus 8 Sand, 1 gebranntem zerstoßenen Thon, 1 zerstoßener Steinkohlenasche und 1 hydraulischem Kalk mitgetheilt. Hiernach scheint man in Frankreich noch sehr weit in dieser Bauart zurück zu seyn und nichts von den von Prochnow in Pommern schon seit beinahe zwei Jahrzehnten und von mir in hiesiger Gegend ausgeführten Kunststeinbauten zu wissen, welche nachgewiesen haben, daß man, um den besten künstlichen Stein zu Gebäuden zu erhalten, weder den theuren hydraulischen Kalk, noch zerstoßenen gebrannten Thon und Steinkohlenasche bedarf, sondern daß ganz einfach 1 Theil gewöhnlicher abgelöschter Kalk und 12 Th. Kiesel oder Kalksand genügen. Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, daß ich hier auch Bauten mit Steinmasse aus Sägespänen ausgeführt habe, welche den großen Vortheil der Leichtigkeit (1 Ctr. Sägespäne ersetzt 8–10 Ctr. Stein), der Wärmehaltung, folglich Brennstoffersparung, der leichten Herstellung und der Wolfeilheit vereinigen. Letztere ist so bedeutend, daß dieser Bau hier nur den fünften Theil des Kunststeinbaues und den 15ten Theil des Quadersteinbaues kostete. Diese Steinmasse ist auch sehr geeignet zur Herstellung von Fußböden, sowie zum Bau von oberirdischen Eiskellern, wo sie gestattet mehrere Bögen übereinander zu bauen mit sehr wenig Kosten, und von einer Masse, welche die Wärme besser abhält als jede andere, die bisher zum Bauen benützt wurde. Nürnberg, den 20. December 1858. Joh. Carl Leuchs. Verfahren, einen falschen Thaler oder Gulden von einem ächten zu unterscheiden. Wie kann man einen falschen Thaler oder Gulden von einem ächten unterscheiden, und als falsch oder ächt auch Andern kenntlich machen? Stets war ich in Verlegenheit, weil ich dem Fragenden nicht mit Salpetersäure, Salzsäure, Chlorsilber u. dergl. kommen durfte. Er wollte eine Flüssigkeit, womit man nur aufzutippen brauchte, um sogleich das Aechte vom Falschen zu unterscheiden. Eine solche Flüssigkeit ist nun in der mit Schwefelsäure vermischten Auflösung von rothem chromsaurem Kali gefunden. Schon lange wußte man, daß sich Silber darin purpurroth färbt,Wenn man zu einer Auflösung von 1 1/2 Thln. zweifach-chromsaurem Kali 1 1/2 bis 2 Thl. Schwefelsäure gibt und in diese Flüssigkeit eine Silberplatte stellt, so überzieht sich dieselbe sogleich mit rothen Krystallen von zweifach-chromsaurem Silberoxyd, indem das Silber auf Kosten des Sauerstoffs eines Theiles der Chromsäure oxydirt wird. (Otto.) aber man dachte nicht daran, dieß als ein bestimmtes Erkennungsmittel für das Silber geltend zu machen, weil man versäumte, das Verhalten der andern Metalle zu dieser Flüssigkeit zu erproben. Dieß ist hier geschehen und nach den Resultaten der Versuche sind die Unterschiede so bedeutend, daß man über die Aechtheit oder Unächtheit eines Stück Geldes nie im Zweifel bleibt, man braucht es jedoch gar nicht ganz in diese einzutauchen, denn wenn man auch nur ein Tröpfchen Chromflüssigkeit auf einen ächten Thaler oder Gulden bringt, wird die Stelle sogleich purpurroth, bei unächtem oder sehr stark mit Hupfer versetztem nicht. Daher hört die Wirkung bei den preußischen Viergroschenstücken schon auf, natürlich ist bei den niederen Münzsorten gleichfalls keine mehr zu erwarten. Hier, wie überhaupt bei stark mit Kupfer versetztem Gelde, kann man sich aber täuschen, wenn es nämlich neu ist, dann ist es angesotten, d.h. mit einer Schichte reinen Silbers überzogen. Dieß wird auf der Stelle purpurroth mit der Chromflüssigkeit, wie alles Versilberte. Man muß daher diesen Ueberzug abkratzen und den Kern untersuchen. Dieß thut man bei Münzen am besten, wenn man einen Theil des Randes durch Abschaben bloß legt. Diese Stelle wird bei einem neuen Viergroschenstück nicht roth, Wohl aber die Gränze, wo das reine Silber in Folge des Ansiedens sitzt. Plattirtes oder galvanoplastisch Versilbertes muß auf gleiche Weise probirt werden. Das oft darunter befindliche Neusilber bleibt eben so blank, wie Kupfer u. dgl. Es ist dieß eine sehr wichtige Probe für Leihämter, und eine um so leichtere, weil ein ganz kleiner Schnitt mit einem scharfen Messer hinreicht, so viel Neusilber bloß zu legen, daß es in der rothen Umgränzung des chromsauren Silberüberzuges als reine weiße Metallfläche wahrgenommen werden kann. (Polytechnische Centralhalle, 1859, Nr. 50.) Anfertigung von Copirpapier mit Zusatz eines Eisensalzes, nach James Hog. Der Genannte verfertigt Copirpapier mit Zusatz von Eisenvitriol oder einem andern Eisensalz, indem er denselben entweder schon bei der Verfertigung des Papiers zufügt oder das fertige Papier, z.B. durch mit Filz überzogene Walzen, mit dem Eisensalz imprägnirt. Ein mit gewöhnlicher aus Galläpfeln bereiteter oder überhaupt Gerbstoff enthaltender Tinte geschriebener Brief gibt eine gute Copie, wenn ein feuchter Bogen dieses Copirpapiers darauf gelegt und das Ganze sodann in der Copirpresse gepreßt wird. Ein mit einer solchen Tinte, welcher etwas Pyrogallussäure und Zucker zugesetzt wurde, geschriebener Brief gibt schon ohne Hülfe einer Copirpresse eine gute Copie, wenn ein feuchtes Blatt dieses Copirpapiers darauf gelegt und einfach durch Ueberreiben mit der Hand, nachdem man zuvor ein Blatt Löschpapier oder Oelpapier darauf gelegt hat, angedrückt wird. (Repertory of Patent-Inventions, September 1858, durch das polytechnische Centralblatt, 1858 S. 1514.) Verfahren zur Anfertigung künstlichen Leders, nach W. E. Newton. W. E. Newton ließ sich am 26. Januar 1858 als Mittheilung ein Verfahren in England patentiren, künstliches Leder anzufertigen, d.h. ein Fabricat welches zu Sohlen für Schuhe und Stiefel, zu Kofferdecken, Reisetaschen, Mützenschirmen, Kutschdecken, Pferdegeschirr, Treibriemen etc. benutzt werden kann. Dieses Fabricat wird im Wesentlichen dadurch erzeugt, daß man Baumwolle oder einen andern Faserstoff im gewebten oder nicht gewebten Zustand mit einer aus Leinöl bereiteten Masse imprägnirt und bedeckt. Um diese Masse herzustellen, bringt man Leinöl in einen Kessel, erhitzt es zum Kochen und setzt dann unter Umrühren pulverförmig gebrannte Umbra, von welcher man auf 1 Gallon des Oels etwa 3 Pfund verwendet, hinzu. Man läßt die Mischung dann, indem man sie dabei häufig umrührt, um die Umbra mit dem Oel gemischt zu erhalten und das Anbrennen des Oels zu verhüten, ferner kochen. Das Kochen wird möglichst gelinde 12 bis 24 Stunden lang oder überhaupt so lange fortgesetzt bis eine herausgenommene Probe der Masse nach dem Erkalten sich zwischen den Händen oder zwischen dem Daumen und einem Finger ausrollen läßt, ohne sich anzuhangen oder sich klebrig anzufühlen. Wenn die Masse diesen Zustand angenommen hat, kann sie entweder sofort auf dem Faserstoff angebracht oder auch erkalten gelassen werden, in welchem letzteren Falle man sie bei der Anwendung wieder erhitzen muß. Um künstliches Leder anzufertigen, legt man ein Stück Kattun oder sonstiges geeignetes Gewebe auf eine hohle eiserne Platte, die durch hineingeleiteten Dampf erhitzt wird, trägt mittelst einer Kelle oder eines andern geeigneten Werkzeugs die Leinölmasse darauf und breitet sie gleichmäßig über der ganzen Fläche des Zeugs aus, erst auf der einen und dann auf der andern Seite desselben. Ist auf diese Weise der Zweck, das Zeug mit der Leinölmasse, die durch die Hitze der eisernen Platte weicher wird, zu imprägniren, erreicht, so läßt man, während dasselbe noch auf der Eisenplatte liegt, eine schwere Metallwalze darüber hingehen, oder nimmt es von der Platte weg und läßt es zwischen zwei Walzen hindurch passiren, so daß es möglichst glatt wird. Das so erzeugte Fabricat wird 24 Stunden lang in einen auf 100 bis 130º F. (30 bis 44º Reaumur) erhitzten Raum gebracht; es ist dann zur Anwendung fertig, kann aber nach Umständen auch noch lackirt werden. Statt des Gewebes kann man für manche Zwecke, die keine so große Festigkeit erfordern, auch bloß eine Schicht von geschlagener Baumwolle mit der Leinölmasse imprägniren. Zur Anfertigung von Treibriemen nimmt man mehrere Streifen von starkem Kattun oder Leinwand, imprägnirt und bedeckt jeden derselben nach dem vorstehend angegebenen Verfahren mit der Leinölmasse und verbindet sie sodann mit einander, indem man sie im heißen Zustande auf einander legt und durch ein Walzwerk gehen läßt (Repertory of Patent-Inventions, October 1858, durch das polytechnische Centralblatt, 1858 S. 1592.) Gutachten von Prof. Balling über die Selbstentzündbarkeit von mit fetten Oelen getränkter Baumwolle. Die Prager Handels- und Gewerbekammer hat über Aufforderung der k. k. Statthaltern ein vom Prof. Balling verfaßtes Gutachten über die Selbstentzündbarkeit von mit fetten Oelen getränkten Baumwollstoffen abgegeben. Die k. k. Statthalterei wurde durch im Sommer d. J. in einer Georgenthaler Sammtfabrik wiederholt entstandene Brände zu diesem Schritte veranlaßt. Das erstemal wurden dort die vorhandenen Sammt- und Garnevorräthe, ohne daß das Gebäude irgend einen erheblichen Schaden gelitten hätte, vernichtet, ein zweites Mal hatte man in der Appreturstube mehrere Stück Baumwollsammte glimmend vorgefunden. Da alle Umstände dafür sprachen, daß das Feuer weder durch Fahrlässigkeit, noch durch Verschulden entstanden seyn könne, so wurde der Verdacht der Selbstentzündung rege. Prof. Balling hat sich nun über diesen Gegenstand im folgenden Sinne geäußert. Es ist eine bekannte Thatsache, daß fette Oele, mit der atmosphärischen Luft in Berührung gebracht, aus dieser Sauerstoff absorbiren, wobei eine Erwärmung des Oeles stattfindet. Je größer die Oderfläche, mittelst welcher das Oel mit der atmosphärischen Luft in Berührung tritt, in desto größerem Maaße geht seine Absorption vor sich und desto mehr Wärme wird dadurch gleichzeitig entwickelt. Die Temperatur nimmt dann immer mehr zu und steigt endlich bis zur Selbstentzündung des mit Oel getränkten brennbaren Stoffes. Beim Gebrauche frischen Oeles, sowie bei der Erwärmung desselben wird die Entzündung noch befördert und beschleunigt. Auf diese Art sind schon mannichfaltige Brände entstanden, namentlich auch in Wollspinnereien, in welchen die zu verspinnende Wolle vorher angefettet wird, wenn die so zubereitete Wolle in größeren Massen aufeinander gehäuft bleibt, so wie die Abfälle davon, welche in Körben u. dgl. stehen gelassen werden. Eben so in Tischlereien, wo beim Politiren von Tischlerwaaren diese zuerst an der Oberfläche mit Oel getränkt und das überflüssige Oel mit Hobelspänen abgerieben zu werden pflegt; die Hobelspäne saugen das Oel ein und entzünden sich dann in den Localitäten, wo sie aufgehäuft werden, von selbst. Nachdem diese Erfahrungen vorliegen, hat die Entstehung einer Selbstentzündung bei mit fettem Oel getränkten oder mit fettem Firniß bedruckten Baumwollwaaren, wenn sie warm in größeren Massen in welcher Art immer aufgehäuft werden, nichts Befremdendes. Das beste Mittel zur Vorbeugung solcher Selbstentzündungen besteht darin, daß alle zufällig oder absichtlich mit Oel getränkten Stoffe nicht in größeren Massen auf einander gehäuft werden und die mit Oel behandelten oder mit farbigem Oelfirniß bedruckten Stoffe erst einige Tage an die Luft aufgehängt werden, bevor man sie in größere Massen zusammenbringt. Die Oxydation des Oels geht dabei allerdings ebenfalls vor sich, aber es kann, da die Wärme sogleich an die umgebende atmosphärische Luft abgeleitet wird, keine Anhäufung und Steigerung dieser Wärme bis zur Selbstentzündung stattfinden. Ist aber das Oel hiedurch schon größtentheils oxydirt worden, so ist auch die Gefahr der Selbstentzündung vorüber. (Tagesbote aus Böhmen.) Verfahren, aus Oel und Fetten durch Behandlung mit Alkali das starre oder schwerer schmelzbare Fett von dem flüssigen Fett zu trennen; in England als Mittheilung patentirt für W. E. Newton. Wenn man Oele oder Fette mit einem Alkali behandelt und von demselben weniger anwendet, als zur vollständigen Verseifung erforderlich ist, so verbindet das Alkali sich vorherrschend mit dem Glain oder überhaupt dem flüssigen Fett, während das starre Fett (Palmitin, Stearin) nicht mit dem Alkali in Verbindung tritt, sondern nachher auf der aus dem Glain gebildeten seifenartigen Masse schwimmt und von derselben abgenommen werden kann. Man kann also durch dieses Verhalten das starre Fett von dem größeren Theile des flüssigen Fettes trennen und dasselbe für sich erhalten, um es als Kerzenmaterial zu verwenden, wogegen die seifenartige Masse, von welcher man es abgeschöpft hat, in Seife verwandelt werden kann. Wenn man z.B. Palmöl nach dieser Methode behandeln will, verfährt man folgendermaßen: Man nimmt 1000 Gewichtstheile Palmöl (am besten gebleichtes), bringt es in einen Seifenkessel und erhitzt es bis auf 93 bis 94º C. Dann fügt man 400 bis 500 Th. caustischer Sodalauge von 1,2 spec. Gew. hinzu. Durch tüchtiges Umrühren bewirkt man die innige Vermischung des Oels mit der Lauge und läßt die Masse dann einige Stunden lang ruhig stehen. Sie hat sich nun in zwei Schichten geschieden, von denen die obere aus von dem Elain mehr oder weniger befreiten Palmitin, die untere dagegen aus einer vorherrschend aus dem Elain gebildeten seifenartigen Masse besteht. Man schöpft die obere Schicht ab und verwerthet sie als Material zu Kerzen, wogegen die untere Schicht durch Zusatz von Wasser und Sodalauge und ferneres Kochen in Seife verwandelt wird. Man kann in derselben Weise mit Kalilauge statt Natronlauge verfahren, nur daß man in diesem Falle eine Schmierseife erhält. Auch kann man statt des caustischen Alkali's kohlensaures Alkali anwenden, dessen Lösung aber concentrirter seyn und etwa 1,25 spec. Gew. haben muß. Der Zweck des hier in Rede stehenden Verfahrens kann auch durch Behandlung des Fettes mit Kalk erreicht werden. Man löscht zu diesem Zweck 60 Th. gebrannten Kalk mit Wasser und fügt mehr Wasser hinzu, so daß man 1000 Th. Kalkmilch erhält. Dieser Kalkmilch fügt man 1000 Th. Palmöl, die man vorher in dem Seifenkessel auf 93 bis 94º C. erhitzt hat, hinzu. Man vermischt das Oel mit der Kalkmilch durch tüchtiges Umrühren oder auch durch Hineinleiten von Dampf, setzt die Behandlung 6 bis 8 Stunden lang fort und läßt die Mischung dann einige Stunden ruhig stehen, wobei sie sich in zwei Schichten scheidet. Die obere vorherrschend aus Palmitin bestehende Schicht wird dann abgeschöpft, die untere Schicht dagegen in ein Faß abgelassen und hier mit Salzsäure behandelt, so daß die entstandene Kalkseife zersetzt und das flüssige Oel wieder für sich erhalten wird. (Repertory of Patent-Inventions, October 1858, durch das polytechnische Centralblatt, 1858 S. 1596.) Ueber das Rhamnoxantin, den Farbstoff des Faulbaums; von T. L. Phipson. Der Verf. hat den früher bereits von Buchner in der Wurzelrinde des Faulbaums (Rhammus frangula) aufgefundenen, mit dem Namen Rhamnoxantin belegten Farbstoff (s. polyt. Journal Bd. CXXX S. 77) auch in den Zweigen des Faulbaums, und zwar in dem Bast und den Gefäßen der Markhülle, aufgefunden und in reinerem Zustande dargestellt. Um ihn ganz rein zu erhalten, bringt man die Faulbaumzweige in Schwefelkohlenstoff und läßt sie 3 bis 4 Tage lang darin verweilen, wobei der Schwefelkohlenstoff den Farbstoff auflöst. Man läßt nachher den Schwefelkohlenstoff von der Flüssigkeit abdunsten, und behandelt den Rückstand mit kaltem Alkohol, welcher den Farbstoff auflöst und ein braunes Fett zurückläßt. Der Alkohol wird wieder verdunstet und der Rückstand in Aether aufgelöst, den man sodann freiwillig wieder verdunsten läßt, wobei man das Rhamnoxantin in kleinen glänzenden goldgelben Krystallen erhält. Es ist, wie Buchner bereits angegeben hat, flüchtig und kann auch durch Sublimiren aus dem mit Weingeist oder Schwefelkohlenstoff bereiteten Extract der Faulbaumzweige gewonnen werden. Es verwandelt sich beim Erhitzen in einen gelblichen Dampf von angenehmem Geruch, welcher sich beim Erkalten zu Krystallen verdichtet. Es ist unlöslich in Wasser und den meisten Säuren und Salzen, löslich dagegen in Alkalien, Aether, Alkohol und Schwefelkohlenstoff. Aus der Lösung in den drei letztgenannten Stoffen wird es durch Wasser niedergeschlagen. Ammoniak löst es zu einer prächtig Purpurroth gefärbten Flüssigkeit auf; Kali und Natron verhalten sich fast ebenso. Die Verbindungen des Rhamnoxantins mit den Alkalien sind in Wasser, Alkohol und Aether löslich, aber unlöslich in Schwefelkohlenstoff. Säuren zersetzen dieselben und stellen den ursprünglich gelben Farbstoff wieder her, Gießt man auf Rhamnoxantin concentrirte Schwefelsäure, so nimmt es eine schöne smaragdgrüne Farbe an, welche aber bei längerer Einwirkung der Schwefelsäure sich weiter verändert; es entsteht dabei ein sehr beständiger grüner Körper, welcher, wie der Verfasser meint, dem sogenannten chinesischen Grün ähnlich oder gleich sehn könnte. Mit unlöslichen Basen kann das Rhamnoxantin sich verbinden und damit rothe, braune oder gelbe Lackfarben bilden. Es verbindet sich leichter mit Seide und Wolle als mit Baumwolle; auf Seide erhält man ein schönes Goldgelb, indem man dieselbe in einem aus Faulbaumzweigen mit ammoniakalischem Wasser bereiteten und darauf mit Citronensäure angesäuerten Auszug färbt. Auf Wolle erhält man mit dem Rhamnoxantin leicht eine braunrothe oder gelbe Farbe, ohne daß eine Beize angewendet wird. (Comptes rendus, t. XLVII p. 153, durch das polytechn. Centralblatt, 1858 S. 1515.) Verfahren zur Fabrication von Kartoffelmehl; von H. Rimels in Brüssel. Um das Kartoffelmehl auf eine einfache und wohlfeile Weise zu erhalten, verfahre ich folgendermaßen: Die Kartoffeln müssen, wie gewöhnlich, zuerst sorgfältig gewaschen und dann mittelst einer Wurzelschneidmaschine in beiläufig einen Viertelszoll dicke Stücke geschnitten werden; diese dünnen Stücke läßt man von der Maschine weg in Körbe fallen, welche auf beiläufig Dreiviertel ihres Inhalts damit gefüllt werden; diese Körbe werden dann in große Gefäße getaucht, die eine Kochsalzauflösung enthalten, welche auf beiläufig 48º Reaumur (60º C.) erhitzt ist; in dieser Auflösung läßt man die Körbe etwa dreißig Minuten, worauf sie in eine Kammer geführt werden, die auf beiläufig 48º R. geheizt ist, worin sie zwölf Stunden verbleiben, worauf die Kartoffeln in dem geeigneten Zustand sind, um durch den gewöhnlichen Mahlproceß in Mehl verwandelt zu werden. Solches Mehl ist zur Fabrication von Körner- und Fadennudeln ausgezeichnet geeignet. – Patentirt in England am 20. Februar 1858. (Repertory of Patent-Inventions, Novbr. 1858, S. 386.) Ueber eine neue Seidenraupenart aus China, von F. E. Guérin-Mèneville. Guérin-Mèneville zeigte in der Sitzung der Pariser Akademie am 16ten August d. J. eine neue Art Seidenraupe vor, welche durch einen Missionär aus China nach Turin gebracht wurde, wo man die Zucht derselben im letzten Jahre mit gutem Erfolge betrieben hat. Diese Raupe nährt sich von den Blättern des Götterbaumes oder drüsigen Aylanth (Aylanthus glandulosa), eines jetzt auch in Frankreich sehr verbreiteten Baumes. Nach den Untersuchungen des Verf. ist der aus dieser Raupe sich entwickelnde Schmetterling die eigentliche Bombyx cynthia von Drury (1773), welche zuerst von Daubenton jun. abgebildet wurde (1760–1765) und in China, wo die von ihr gelieferte Seide ganze Classen der Bevölkerung kleidet, seit Jahrhunderten gezüchtet wird. Roxburg glaubte daß die in Ostindien unter dem Namen Eria gezüchtete Raupe zu derselben Art gehöre, und diese Verwechselung hat bis in die neueste Zeit gedauert, so daß man allgemein die Eriaraupe, welche in Hindostan auch Arrindy-Arria genannt wird, aber eine andere Art ist, sich hauptsächlich von den Blättern der Ricinuspflanze nährt und in einem Jahre bis zu sieben Generationen hervorbringt. Bombyx cynthia genannt hat. Die von dem Verf. ausgeführte vergleichende Züchtigung dieser beiden Arten hat nun sowohl Verschiedenheiten an den Raupen und den Cocons als in der Lebensweise ergeben, durch welche man sie weit besser unterscheiden kann, als durch die geringen Verschiedenheiten der Schmetterlinge. Die Producte dieser beiden Raupenarten sind einander fast gleich. Ihre Cocons geben durch Kratzen eine ausgezeichnete Florettseide, aus welcher man in China und Bengalen sehr dauerhafte Gewebe erzeugt. Der Pater d'Incarville führt an, daß die Seide der Aylanthraupe, welche eine schöne graue Farbe besitzt, eine doppelt so lange Dauer habe als andere Seide und nicht leicht fleckig werde. In Ostindien ist die Seide der Ricinusraupe nicht weniger nützlich und verbreitet; das daraus gefertigte Gewebe hat ein lockeres und grobes Ansehen, aber es ist allen Berichten zufolge von großer Dauerhaftigkeit. Um die Seide der Bombyx cynthia, welche somit nun in Frankreich eingeführt ist, in größerem Maaßstabe zu gewinnen, braucht man nur den drüsigen Aylanth, welcher selbst auf schlechtem Boden leicht fortkommt, anpflanzen, die Anpflanzungen im Frühjahr mit den Raupen, welche man um die Mitte des Monat Mai hat auskriechen lassen, besetzen und die Raupen die Aylanthblätter fressen lassen, indem man sie dabei gegen die Gefräßigkeit der Vögel schützt, wozu ein Wächter anzustellen ist, wie es auch in China geschieht. Gegen Ende des Monats Juni hat man eine erste Ernte, welcher im Laufe des Augusts eine zweite folgt. Die zur Fortpflanzung bestimmten Cocons lassen sich dann, ohne daß die Schmetterlinge auskriechen, bis zum Monat Mai des folgenden Jahres aufbewahren, was bei der Ricinusraupe, die vielmehr eine continuirliche Zucht während des Winters entweder mit im Gewächshause erzeugten Ricinusblättern oder mit den Blättern der Kardendistel erfordert, nicht möglich ist. (Comptes rendus, t. XLVII p. 288, durch das polytechnische Centralblatt, 1858 S. 1597)