Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 228, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 87
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Miscellen. Miscellen. Eine neue Locomotive für Gebirgsbahnen. Am 21. Februar wurde zwischen Aarau und Schönenwerth eine Riggenbach'sche, aus der Fabrik in Aarau hervorgegangene, für die Pariser Ausstellung bestimmte Zahnradlocomotive probirt, welche so eingerichtet ist, daſs sie nicht nur auf der Zahnstangenbahn, sondern auch auf den gewöhnlichen Gleisen mit gröſserer Geschwindigkeit laufen kann. Die Maschine ist ihrer Gröſse nach ähnlich den Rorschach-Heidener-Maschinen, wiegt 18t und leistet auf der Zahnstangenbahn das Gleiche, wie jene. Durch eine äuſserst einfache und sinnreiche Vorrichtung kann bei der neuen Maschine der Führer das Zahnrad auſser Thätigkeit setzen und statt diesem 4 Triebräder mit der Kolbenstange in Verbindung bringen, welche sich mehr als doppelt so rasch drehen wie das Zahnrad und der Maschine ermöglichen, auf der gewöhnlichen Bahn mit ziemlich groſser Geschwindigkeit zu fahren. Die Umstellung geschieht während langsamerer Fahrt, und sind Vorrichtungen, welche ein Aufsteigen des Zahnrades bei Beginn der Zahnstange unmöglich machen, schon bei den Bahnen in Wasseralfingen, Rorschach und Ostermundingen vorhanden. Auf erstgenannter Bahn ist auch schon eine Maschine im Gang, welche auf beiden Bahnen läuft; doch ist dort einfach das Zahnrad mit den Triebrädern zusammengekuppelt, während bei der neuen Maschine Triebräder und Zahnrad ganz unabhängig von einander arbeiten. Die obgenannte Probe bezog sich auf das Spiel des Umstellungsmechanismus und den Gang der Maschine auf der gewöhnlichen Bahn und wurde der Weg zwischen Aarau und Schönenwerth bei der Hinfahrt in 10 und bei der Rückfahrt in 8 Minuten zurückgelegt, was bei einer Entfernung der Orte von 4km,7 einer Geschwindigkeit von 29 bezieh. 35km in der Zeitstunde entspricht, während die Maschine auf der Zahnstangenbahn nur 10km stündlich zurücklegt. Nachfolgende Tabelle gibt die Bruttolast an, welche die Maschine (18t Dienstgewicht) auf der Adhäsionsbahn bei Steigungen von 0,5 bis 2,1 Proc. ziehen kann, während nebenan die Steigungen verzeichnet sind, bei welchen sie die gleiche Last als Zahnradmaschine zu fördern vermag. bei Proc. Steigung der Gezogene Last Adhäsionsbahn Zahnstangenbahn 250t 0,5 1,8 200 0,7 2,4 150 1,1 3,2 125 1,3 3,9 100 1,6 4,8   75 2,1 6,2. Richtet man also beispielsweise die Bahn so ein, daſs in der gewöhnlichen Strecke die gröſste Steigung 1,6 Proc. und in der Zahnstangenstrecke 4,8 Proc. ist, so kann die Maschine einen Zug von 100t befördern. Es ist dies genau die gleiche Last, welche auf der Schweizerischen Centralbahn bei einer Steigerung von 2,7 Proc. von Maschinen befördert wird, welche 50t Eigengewicht haben. Während daher bei dieser Bahn auf 2,7 Proc. nur das doppelte Gewicht der Maschine gezogen werden kann, ist man mit der neuen Zahnradmaschine im Stande, bei einer Steigerung von 4,8 Proc. das 5 ½fache Maschinengewicht zu befördern. Es zeigt sich gerade bei diesen combinirten Maschinen am deutlichsten, welche Vorzüge das Zahnradsystem bietet und wie durch Einführung fester Angriffspunkte, verbunden mit möglichst kleiner Fahrgeschwindigkeit, welche durch Uebersetzung erreicht wird, die schädliche Last der Maschine bedeutend vermindert werden kann. Auſser dieser Type soll noch eine gröſsere Maschine für groſse Güterzüge gebaut werden, deren Leistungsfähigkeit noch um etwa 25 Proc. gröſser ist. Eine solche Locomotive findet sich in der sehr interessanten Schrift von Memminger: Ueber die Alpenbahnen abgebildet. Welchen Finfluſs es auf die Entwicklung der Gebirgs- und Secundärbahnen haben muſs, wenn man, ohne irgend einen Aufenthalt zu verursachen, oder die Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen, an beliebiger Stelle groſse Steigungen einlegen kann und eine Maschine zur Verfügung hat, bei der die Vorzüge beider Systeme vereinigt sind, liegt klar vor Augen, und so dürfte die Einführung der neuen Erfindung nur noch eine Frage der Zeit sein. Carl Müller. Beobachtung schnell gehender Zahnräder. Rasch gehende Zahnräder können nach Carl Tökei (Technische Blätter, 1877 S. 136) auf Verzahnung, Eingriff und Zähnezahl untersucht werden, wenn durch die Verzahnung oder Eingriffstelle nach einem dahinter befindlichen Spiegel geblickt wird. In Folge einer optischen Täuschung scheinen bei dieser Beobachtung die Räder still zu stehen, und tritt die Erscheinung um so deutlicher hervor, je gröſser die Umfangsgeschwindigkeit der Kader, je näher das Auge denselben und je entfernter von ihnen (gewöhnlich 300 bis 500mm) der Spiegel gehalten wird; dabei muſs für eine entsprechende Beleuchtung zwischen Räder und Spiegel gesorgt werden. Sickel's Aschenräumer. Diese von Dr. Richard Sichel zu Nörten unter Nr. 937 vom 27. Juli 1877 im Deutschen Reich patentirte Vorrichtung soll das Anhäufen von Flugasche in den Heizröhren von Dampfkesseln mit Innenfeuerung verhindern und hierdurch nach Angabe des Erfinders eine durch Versuche festgestellte Kohlenersparniſs von durchschnittlich 12 Proc. erzielen. Nach der Meinung des Erfinders ist die Ursache des Ablagerns von Flugasche in den zu groſsen Querschnitten der Heizzüge zu suchen; er construirt daher seinen Apparat als einen dem Heizrohre einzufügenden Cylinder, welcher die Heizgase nöthigt, längs der Kesselwände hinzustreifen und, in Folge der gröſseren Geschwindigkeit, alle Flugasche mitzunehmen. Dabei erhalten die Heizgase noch, um sie vollständig zu mischen, eine wirbelnde Bewegung durch schraubenförmig gewundene Rippen, welche dem Cylinder aufgesetzt sind. Letzterer selbst ist aus feuerfesten Ziegeln hergestellt und gegen die Feuerbrücke eiförmig zugespitzt, um das Entstehen von Stichflammen zu vermeiden; die Rippen sind aus Eisenblech. Der von Heyne und Weickert in Leipzig zu beziehende Sickel'sche Apparat mag in speciellen Fällen, bei übergroſsen Heizkanälen, schwacher Feuerung und vorhandenem starkem Schornsteinzug seine guten Dienste leisten; daſs aber ein stark zusammengezogener Heizzugquerschnitt noch immer reichliches Ansammeln von Flugasche gestattet, kann man allgemein bei den Siederohrkesseln bemerken. M. Zur Kenntniſs der Kesselsteinbildungen. Nach A. Klaus (Organ für Rübenzuckerindustrie der österreichisch-ungarischen Monarchie, 1878 S. 39) hatte ein Kesselstein folgende Zusammensetzung: Wasser 2,87 Organische Stoffe 8,71 Kieselsäure 2,27 Eisenoxyd 0,44 Thonerde 4,68 Schwefelsaurer Kalk 16,73 Kohlensaurer Kalk 6,50 Aetzkalk 23,42 Kohlensaure Magnesia 32,89 Chlor Spuren –––––– 98,51. Das betreffende Speisewasser enthielt in 1l: Organische Stoffe 235mg Kieselsäure     3 Schwefelsäure 139 Chlor     3 Eisenoxyd und Thonerde     6 Kalk   95 Magnesia   97 Gebundene Kohlensäure und Alkalien   28. Die Angabe, daſs der Kesselstein Aetzkalk neben kohlensaurer Magnesia enthalten habe, erscheint unwahrscheinlich; die Berechnung auf Magnesia und kohlensauren Kalk dürfte richtiger sein. F. Erdöl als Brennmaterial. In Paterson (New-Jersey) sind kürzlich Versuche angestellt worden, Petroleum zur Dampferzeugung zu verwenden. Es wurde dazu ein kleiner verticaler Dampfkessel von 0m,41 Durchmesser und 1m,22 Höhe, mit aufgesetztem Blechschornstein benutzt. Unter demselben befand sich die Feuerungsanlage, die allein auf Neuheit Anspruch macht. Sie besteht einfach aus einem eisernen Behälter von 20cm Länge, 15cm Weite und 11cm,5 Höhe, der am Boden etwas zusammengezogen und hier, sowie in den Seitenwandungen gleich oberhalb desselben mit Oeffnungen versehen ist. Dieser Behälter wird mit Asbest angefüllt. Eine Röhre an dem einen Ende des Feuerkastens leitet Petroleum oder Naphta aus dem Behälter zu. Sobald der Asbest vollständig mit Oel getränkt ist, wird angezündet und der Zutritt desselben durch einen Hahn regulirt. Die Flamme streicht durch die eben erwähnten Oeffnungen und gibt eine so groſse Hitze, daſs in wenigen Minuten Dampf von 7at Pressung erzielt wurde. Da der kleine Kessel für höhere Spannungen nicht hinreichend stark war, so wurde das Feuern eingestellt. Es unterliegt keinem Zweifel, daſs bedeutende Temperaturen auf diese Weise hervorgebracht werden können; als Uebelstand erschien nur dabei, daſs sich zumal im Anfang viel dichter, schwarzer Rauch von unangenehmem Gerüche entwickelte. Fabrikation der Preſskohlensteine. F. Mathey (Deutsche Industriezeitung, 1878 S. 125) berichtet, daſs Preſskohle (vgl. 1875 216 38) auch aus Koke von Braunkohle und Torf hergestellt werden kann, doch erfordern diese einen etwas groſseren Zusatz von Salpeter als Holzkohlen; letztere aus verschiedenen Fabriken bezogen enthielten 2 bis 4,5 Proc. salpetersaures Kalium. Als Bindemittel verwendet die Chemnitzer Fabrik Abfälle von arabischem Gummi, Knorr in Weiſsenfels Roggenmehl, andere Dextrin. Von Gummi werden bis 4 Proc., von Dextrin und Roggenmehl 4 bis 8 Proc. zugesetzt. Statt des Roggenmehles würde besser Kleber, Abfallprodukt aus Stärkefabriken, verwendet. Mechanismus zum Auslöschen von Petroleumlampen. Textabbildung Bd. 228, S. 90Die Th. Müller'sche Sicherheitsvorrichtung für Petroleumlampen (::*1876 222 536) ist von G. Bülau, C. H. Köhler und C. F. Schüſsler in Hamburg D. R. P. Nr. 302 vom 2. Juli 1877) dahin verbessert worden, daſs die auſsen und innen um das Brandrohr c gelegten Löschhülsen d, d' durch einen wesentlich vereinfachten Mechanismus bewegt werden, wenn die Lampe umfällt, oder wenn die Flamme gelöscht werden soll. Letzteres geschieht einfach durch Niederdrücken des Hebels h, welcher bei i an den Brennermantel angelenkt ist und lose unter die Hülsen d, d' oder deren Verbindungsstängelchen e, e' greift. Das sichere Auslöschen der Flamme beim Umfallen der Lampe erfolgt durch ein Gewicht G, indem dasselbe hierbei von seiner Schale herabfällt, den Hebel h sofort anzieht und die Löschhülsen hochhebt. Den Vertrieb von Petroleumlampen mit solcher Sicherheitsvorrichtung hat die Firma Schüſsler und Comp. in Hamburg übernommen. Hervé Mangon's registrirendes Thermometer. Unter einer Glasglocke steht eine gute Wage. Auf der einen Schale derselben steht ein Quecksilbernäpfchen, in welches die durch die Glocke hindurch gehende, von einem eisernen Ständer getragene Thermometerröhre mit ihrem untern, fein ausgezogenen Ende hineintritt. Auf der andern Schale steht ein Glycerinnäpfchen, von welchem ein Glasröhrchen nach einem weitern Gefäſse führt; aus letzterem tritt das Glycerin in das Näpfchen, wenn in ersterem durch Einsenken eines Cylinders der Spiegel gehoben wird und umgekehrt. Die Registrirvorrichtung enthält zwei Triebwerke, von denen das eine oder das andere gehemmt ist, je nachdem ein Elektromagnet seinen Anker anzieht, oder dieser durch eine Feder abgerissen ist. Beide Triebwerke sind durch ein Differentialräder werk mit einander verbunden und drehen, in entgegengesetzten Richtungen, eine doppelte Schnurscheibe. Wenn die Temperatur steigt, senkt sich die Schale mit dem Quecksilbernäpfchen, der Wagebalken schlieſst einen elektrischen Strom, der Elektromagnet zieht den Anker an und die doppelte Schnurscheibe dreht sich so, daſs der an der einen Schnur hängende Cylinder in dem Gefäſse niedergeht, die andere Schnur aber von dem an ihrem Ende hängenden Gewicht fortgezogen wird und den an ihr befestigten Schreibstift über dem Papier hin nach einem zweiten Schreibstifte zu bewegt, welcher den Gang des das Papier bewegenden Uhrwerkes markirt. Das Glycerin steigt also im Gefäſs und im Näpfchen, bis sich die Wage wieder im Gleichgewicht befindet, der Strom unterbrochen wird und nun der abfallende Anker das andere Triebwerk arbeiten läſst, so daſs dieses die Schnurscheibe in entgegengesetztem Sinne dreht, den Cylinder hebt und den ersten Schreibstift vom zweiten wieder entfernt; letzteres dauert solange, bis der Spiegel im Glycerin-Gefäss und -Näpfchen so tief gesunken ist, daſs das Quecksilbernäpfchen das Uebergewicht bekommt und den Strom wieder schlieſst. Beim Sinken der Temperatur erhält das Glycerinnäpfchen das Uebergewicht und das zweite Triebwerk kommt oder bleibt in Thätigkeit. E–e. Statistik der Unterseekabel. In einem Supplement zu Nr. 29 des 3. Bandes bringt das Journal télégraphique nach offiziellen Quellen eine ausführliche Liste aller Kabel, welche das unterseeische Telegraphenkabel der Welt bilden. Wir entnehmen derselben folgende summarische Uebersicht. I) Kabel in Betrieb von Privatgesellschaften. ZahlderKabel Länge in Seemeilen derKabel der Leitungs-drähte 1. Submarine Telegraph Company   10     800,69     3716,64 2. Vereinigte Deutsche Telegraphen-Gesellschaft     2     225       900 3. Hamburg-Helgolander Telegraphen-Gesellsch.     1       32         32 4. Scilly Telegraph Company     1       27         27 5. Direct Spanish Telegraph Company     3     748,33       748,33 6. Mediterranean Extension Telegraph Company     3     198       198 7. Black Sea Telegraph Company     1     365       365 8. Indo European Telegraph Company     1         8         24 9. Great Northern Telegraph Company   13   4107     4219 10. Eastern Telegraph Company   39 14502,75   14547,75 11. Eastern Extension Australasia and China Tel. Co.     9   7381     7381 12. Anglo American Telegraph Company   17 12315,12   12315,12 13. Direct United Staates Cable Company     2   3040     3040 14. Brazilian Submarine Telegraph Company     3   3866     3866 15. International Ocean Telegraph Company     4     490       490 16. Cuba Submarine Telegraph Company     3     940       940 17. West India und Panama Telegraph Company   19   3970     3970 18. Central American Telegraph Company     2   1080     1080 19. Western and Brazilian Telegraph Company     9   3750     3750 20. River Plate Telegraph Company     1       32         64 21. West Coast of American Telegraph Company     6   1669,66     1669,66 –––– –––––––– –––––––––– Summe 149 59547,55     63343,50. II) Kabel in Regierungsbetrieb. ZahlderKabel Länge in Seemeilen derKabel der Leitungs-drähte 1. Deutschland     21     149,29       266,97 2. Oesterreich-Ungarn     25       86,26         96,75 3. Dänemark     29     101,34       334,96 4. Spanien       6     283,32       337,32 5. Frankreich     26     673       673 6. Großbritannien und Irland     49     500,74     1338,20 7. Griechenland       2         3,50           3,50 8. Italien     12     218,38       221,15 9. Norwegen   193     233       233 10. Niederlande     18       36,68         54,81 11. Russland       3       62,66         70,70 12. Schweden       4       22,50         22,50 13. Türkei     11     143       146 14.15. BritischIndien Indisch-Europ. Telegraphen-Verw.Indische Verwaltung       6      2   1721      60     1721        60 16. Japan     11       71,65         71,65 17. Niederländisch Indien       1       55,91         55,91 18. Neu Seeland       1       20         20 –––– –––––––– –––––––––– Summe 420   4442,23     5727,42 Gesellschaftskabel 149 59547,55   63343,50 –––– –––––––– –––––––––– Gesammtsumme 569 63989,78   69070,92. Statistik der Glasindustrie Deutschlands. Nach Jul. FahdtJulius Fahdt: Deutschlands Glasindustrie. Verzeichniſs sämmtlicher deutschen Glashütten mit statistischen Angaben. (Dresden 1878.) bestand die deutsche Glasindustrie Ende 1877 aus 329 Hütten mit 600 Oefen, bei welchen in 4660 Häfen, 64 Tiegeln oder Satzeln, 9 Wannen für ununterbrochenen und 22 Wannen für unterbrochenen Betrieb sowie in 3 Schmelzöfen für Uhrgläser Glas geschmolzen wird, und die insgesammt, mit Ausnahme der nicht zu ermittelnden Schleifer auf 12 Perlenfabriken, 31044 Arbeiter beschäftigen, wobei die Nebenarbeiter für Holzschlagen, Grubenbenbetrieb, Torfstich, Ackerbau und Fuhrwesen, ebenso die Lampenbläser und Schleifer verschiedener gröſserer Raffinerien nicht mitgezählt sind. Von diesen 329 Hütten sind im Augenblicke ganz auſser Betrieb 44 mit 57 Oefen und 6 Wannen, 389 Häfen und 5 Sätzeln; als Reserve und auf Grund der Betriebseinschränkungen stehen auf den übrigen 105 Oefen mit 3 Wannen und 833 Häfen kalt. Nach geographischer Zusammenstellung kommen von den 329 Hütten (eine Firma hat 2 Hütten in zwei verschiedenen Bundesstaaten) auf: Baden 4, Bayern 59, Braunschweig 8, Reichslande 9, Hamburg 2, Lübeck 1, Mecklenburg 2, Oldenburg 1, Preuſsen 203, Sachsen 18, Sachsen-Altenburg 1, Sachsen-Coburg-Gotha 3, Sachsen-Meiningen 10, Sachsen-Weimar 3, Schaumburg-Lippe 3, Schwarzburg-Rudolstadt 3, Schwarzburg-Sondershausen 4 und Württemberg 6 Hütten. Von den 600 Oefen entfallen auf: Grünglas und Flaschen 188, Tafelglas 125, Spiegelglas geblasen 20, Spiegelglas gegossen 12, Hohlglas im Allgemeinen 94, Beleuchtungsartikel 61, Flaconnerie 14, Medicinglas 22, physikalische und chemische Apparate 10, Perlen 12, Kurzwaaren 7, Farbenglas (ausgen. farbige Tafeln) 5, Röhren 4, Preſsglas 4, Uhrgläser 6, Rohglas 1, Krystallglas (Bleiglas) 8, Luxusgläser 6 und Optik 1 Stück. Nach den verschiedenen Feuerungsanlagen (vgl. 1877 224 515) bestehen dieselben aus Oefen: mit directer Feuerung 264, Siemens' Regenerativsystem 208, System Boëtius 67, System Nehse 22, System Pütsch 21, System Schinz 7, System Siebert 7, System Kleinwächter 1 unbekannte Systeme der Eigenthümer 3 Stück. Erstes Bauxitvorkommen im Deutschen Reiche. Bei dem Dorfe Mühlbach in der Nähe von Hadamar (Hessen-Nassau) findet sich nach einer Mittheilung von C. Bischof Bauxit; derselbe besteht nach einer Analyse von C. Holthof aus: Thonerde 32,46 Kieselsäure (chemisch gebunden) 6,68 Magnesia 0,44 Kalk sehr geringe Spuren Eisenoxyd 38,04 Kali 0,43 Natron 0,21 Gangart und Sand 0,73 Phosphorsäure 0,27 Glühverlust 19,90 ––––––– 100,06. Dieser nassauische Bauxit, welcher aus wallnuſs bis eigroſsen, theils dichten, leberartigen und theils zerfressenen, feinlöcherigen, äuſserlich mitunter abgerundeten Rollstücken von rothbrauner Farbe besteht, gehört demnach zu den an Thonerde ärmeren und an Eisenoxyd reicheren. Nach der von C. Bischof (Notizblatt des deutschen Vereines für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement, 1877 S. 309) ausgeführten pyrometrischen Untersuchung, schmilzt dieser Bauxit in Platinschmelzhitze zu einer eisen schwarzen Schlacke zusammen und kann daher als solcher hochfeuerfesten Ansprüchen nicht genügen. In heller Rothglühhitze hält sich das Material völlig und brennt sich zu einer sehr gleichmäſsigen und reinen, dunkel eisenblauen Masse, welche auf dem Bruche noch einsaugend ist; es schwindet dabei 19,5 Proc. linear, also sehr bedeutend. Unter bekannten Bauxiten nähert sich der nassauische Bauxit am meisten dem dunkelbraunen Bauxit aus Pitten bei Wiener-Neustadt, Niederösterreich, und dem rothbraunen aus Feistriz, Krain (vgl. 1867 184 329), welcher letztere aber Kieselsäure-haltiger ist. Prüfung von Portlandcement. E. Gärtner berichtet in der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur – und Architectenvereines, 1877 S. 291 über Versuche mit verschiedenen Cementen bezüglich des Gewichtes lose und im Zustande der Verpackung (fest), Bindezeit, Mahlung und mittlere Festigkeit. Folgende Tabelle zeigt die Resultate derselben: Nr. Gewicht von 1cbm Siebe-probe-Rückstand Abbinde-zeit aufGlas Zugfestigkeit für Mörtel1 : 3 nach lose fest 8 Tagen 28 Tagen k k Proc. Min. k auf 1qc 1 1180 1760 34,25   65   7,675 11,775 2 1150 1730 16,75   33 10,710 11,380 3 1130 1805 26,50   33 12,050 12,850 4 1350 1910 12,25 360   9,730 15,600 5 1365 1940   9,50   14   9,580 16,400 6 1505 2160 23,00 360 7,050   9,800 Weiter folgen vergleichende Angaben über drei verschiedene österreichische Portlandcemente, woraus das Güteverhältniſs der neben einander gestellten Cemente zu entnehmen ist, und das Maſs der Vortheilhaftigkeit in der Anwendung derselben mit Bezug auf die erprobte Festigkeit, das Gewicht und den Preis des betreffenden Materials. Derartige Zusammenstellungen auf Grundlage vorhergegangener Erprobungen werden daher immer den nöthigen Aufschluſs ertheilen, wenn es sich darum handelt, für ein auszuführendes Bauobject aus den concurrirenden Portlandcementen das vortheilhafteste, d.h. verhältniſsmäſsig billigste Material zu wählen. Nr. Gewicht,lose,von 1cbm Preisfür100k Preis,lose,für 1cbm Zugfestig-keit (1 : 3)nach28 Tagen Gütever-hältniss Vortheil-haftigkeit k fl. ö. W. k auf 1qc 6 1505 3,72 55,99   9,80 = 1 gesetzt = 1 gesetzt 3 1130 3,88 43,84 12,85 1,31 1,67 5 1365 3,88 52,96 16,40 1,67 1,76 Amerikanisches Gieſserei-Eisen. Die Metallurgical Review, 1877 Bd. 1 S. 138 theilt mit, daſs mehrere Hohöfen im Westen von Nordamerika, unter dem Namen „American Scotch“ Gieſsereieisen aus Blackband herstellen, welches an Weichheit, Flüssigkeit, Reinheit und Stärke dem schottischen Roheisen mindestens gleich ist. Die Hohöfen von Cherry Valley zu Leetona (Ohio) erzeugen dieses Eisen seit mehr als 3 Jahren, und ist namentlich hervorzuheben, daſs dasselbe beim Um schmelzen einen hohen Zusatz von Abfalleisen verträgt und sich leicht mit anderen Roheisensorten mischen läſst. Neuerung bei der Herstellung von Guſswaaren aus Eisen und Stahl. A. J. Nellis in Pittsburgh, Pa., erhielt am 1. Januar 1878 das amerikanische Patent Nr. 198852 auf eine besondere Behandlungsweise von flüssigem Guſsstahl während des Gieſsens. Es ist bekannt, daſs geschmolzener Stahl von geringem Kohlenstoffgehalt die Formen sehr schlecht ausfüllt und dadurch das Gieſsen dünner Gegenstände wesentlich erschwert. Diesem Uebelstande soll dadurch begegnet werden, daſs die betreffende Guſsform mit brennbaren Substanzen imprägnirt wird, welche bei der Berührung mit dem flüssigen Metall sofort Feuer fangen. Wird nun selbst ein kohlenstoffarmes Eisen in diese Formen gegossen, so entsteht in denselben eine so hohe Temperatur, daſs es vollständig flüssig erhalten selbst die kleinsten Ecken und Kanten völlig ausfüllt. Es entsteht nebenbei eine solche Bewegung in der Schmelzmasse, daſs alle in ihr enthaltenen Gase entweichen und daſs der Guſs ganz blasenfrei erscheint. Ueber die Darstellung von Walzeisen nach der abgeänderten Methode Comtoise's. Salzard gibt im Moniteur industriel belge, 1877 S. 431 eine vergleichende Uebersicht über die in der Haute-Marne schon seit lange übliche Methode der Stabeisenfabrikation, welche nach ihrem Erfinder Comtoise benannt wird. Dieses Verfahren, welches schon zu Anfang der dreiſsiger Jahre in dem genannten Departement allgemein eingeführt war, bestand ursprünglich darin, Roheisen mit Holzkohlen zu frischen und unter dem Hammer zu Handelseisen auszuschmieden. Vor 45 Jahren waren in der Haute-Marne schon einige 70 solcher Frischfeuer in Thätigkeit mit einer Jahresproduction von über 11000t. Man verbrauchte damals auf 1t fertiges Eisen etwa 1430k Roheisen und 1840k Holzkohlen und erzielte einen Verkaufspreis von 304 bis 364 M. für gewöhnliche Sorten. Heute hat dieses Verfahren einen wesentlichen Umschwung erlitten, insofern als das Fertigeisen nicht mehr direct unter dem Hammer erzeugt wird, sondern, wie dieſs jetzt allgemein üblich ist, durch Auswalzen. Das Frischen des Eisens geschieht genau wie früher, worauf letzteres unter dem Dampfhammer in cylindrische Blöcke ausgeschlagen und dann durch eine Vorwalze in Stäbe umgewandelt wird. Diese werden zerschnitten, packetirt und in einem gewöhnlichen Flammofen mit Steinkohlenfeuerung erhitzt und geschweiſst, um schlieſslich zu Fertigeisen ausgewalzt zu werden. Dieses Verfahren hat an manchen Orten noch eine Vervollkommnung dadurch erhalten, daſs man das Roheisen durch verlorene Gase bis auf etwa 7000 vorwärmt. In jedem der erwähnten Frischfeuer werden etwa 1000 bis 1200k Eisen in 24 Stunden hergestellt mit einem Aufwand von 1200k Roheisen, 1120k Holzkohlen und 10,24 M. Arbeitslöhne für 1t gefrischtes Eisen; zur Umwandlung des letzteren in Fertigeisen sind erforderlich 1150k gefrischtes Eisen, 550k Steinkohlen und 9,20 M. Arbeitslöhne. r. Festigkeit mehrerer Metalle bei verschiedenen Temperaturen. In ähnlicher Weise, wie Giuseppe Pisati (1877 225 512) die Festigkeit des Eisens bei verschiedenen Temperaturen untersucht hat, bestimmte er auch das Verhalten anderer Metalle gegen Temperaturänderungen. In der Sitzung der Accademia dei Lincei im März 1877 gab Blaserna über diese Arbeiten folgenden Bericht. Indem sie die Temperatur von 0 bis 300° wechselten, fanden Pisati und Saporito, daſs in angelassenen Kupferdrähten der Festigkeitsmodulus gleichmäſsig abnimmt mit steigender Temperatur, und daſs er bei jeder Temperatur unabhängig ist vom Durchmesser der Drähte. Dieses Gesetz bewährt sich für Drähte angelassenen Kupfers, aber nicht für andere, wie man es zuerst geglaubt hat. Für den angelassenen Stahl fanden sie, daſs die Festigkeit, von der gewöhnlichen Temperatur beginnend, abnimmt mit dem Steigen der Temperatur, ein erstes Minimum erreicht bei 100°, von da ab leicht zunimmt, dann wieder abnimmt und ein zweites Minimum bei 180 bis 190° zeigt; weiter wächst sie schnell, so daſs bei 225° die Festigkeit gröſser ist, als sie bei gewöhnlicher Temperatur gewesen. Der Festigkeitsmodulus ist vom Durchmesser der Drähte nicht unabhängig. Die Festigkeit des Messings und Aluminiums hat Pisati mit Scichilone gemeinschaftlich untersucht; die Methoden waren dieselben, wie bei den anderen Messungen; die Regelmäſsigkeit der Erscheinung war weniger befriedigend. Beim Messing erfolgte die Verlängerung in unregelmäſsiger Weise; aber im Allgemeinen nimmt der Festigkeitsmodulus mit dem Steigen der Temperatur ab, wie bedeutend auch die kleine Unregelmäſsigkeit sei. In den Aluminiumdrähten ist der Festigkeitsmodulus des dicken Drahtes bedeutend kleiner als der anderer Drähte. Die Verlängerung aber zeigt ziemliche Regelmäſsigkeit. (Atti della Accademia dei Lincei, 1877 Bd. 1 S. 105 durch Naturforscher, 1878 S. 59). Atomgewicht des Antimons. Bekanntlich wird das Atomgewicht des Antimons zu 122 angenommen, entsprechend der Zusammensetzung des Chlorantimons. J. P. Cooke (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 255) zeigt nun, daſs Chlorantimon stets etwas Oxychlorid enthält, obige Zahl daher zu groſs ausfallen muſste. Aus seinen Versuchen mit Schwefelantimon, Bromantimon und Jodantimon ergibt sich dagegen 120 als Atomgewicht des Antimons. Zur Darstellung des Chromgrüns; von Aug. Scheurer-Kestner. Schützenberger theilt in seinem Werke: Traité des matières colorantes, S. 275 mit, daſs es Scheurer-Kestner gelungen sei, durch Erhitzen von Chromoxydhydrat mit Borsäurelösung und darauf folgende Zerlegung der entstandenen Verbindung mittels Wasser Chromgrün auf nassem Wege herzustellen. Scheurer-Kestner berichtigt diese Mittheilung im Bulletin de Mulhouse, 1877 S. 686 dahin, daſs er gewöhnliches Chromoxydhydrat mit krystallisirter Borsäure calcinirte (auf 1 Th. wasserfreies Chromoxyd 5 bis 6 Th. Borsäure). Er erhielt damit eine theilweise geschmolzene grüne Masse, welche sich beim Zusammenbringen mit Wasser erhitzt und in Chromoxydhydrat einerseits und in Borsäure andererseits zerlegt. Letztere löst sich im Wasser auf, das ausgeschiedene Chromoxydhydrat aber ist Guignet-Grun, von welchem Scheurer-Kestner schon früher nachgewiesen hatte, daſs es nichts anderes ist, als eben Chromoxydhydrat, entstanden durch Zerlegung einer borsauren Chromoxyd-Kaliverbindung mittels Wasser. Nach dem Obigen ist jedoch die Mitwirkung der Potasche bei der Chromgrün-Bereitung nebensächlich, die Hauptsache ist die Bildung eines durch Wasser zerlegbaren borsauren Chromoxydes. Zwei Wege, um künstliches Alizarin von Krappextract zu unterscheiden; von Goppelsröder. Die erste Methode besteht darin, das zuvor getrocknete Product zu sublimiren und das Sublimat mit dem Mikroskop zu untersuchen. Alle künstlichen Alizarine der verschiedenen Fabriken, sei es für Roth oder Violett, sei es für Färberei oder Druckerei, liefern in diesem Fall neben den langen, orangerothen Alizarinnadeln eine gröſsere oder kleinere Menge von Anthrachinon-krystallen. Nach der zweiten, ebenfalls von Goppelsröder im Bulletin de Mulhouse, 1877 S. 737 angegebenen Methode wird der zu untersuchende Farbstoff mit concentrirter Alaunlösung ausgezogen. Die heiſs abfiltrirte Flüſsigkeit läſst man erkalten und filtrirt, nachdem das Alizarin sich zum gröſsten Theil aus der Lösung ausgeschieden, ein zweites Mal. Ist der Farbstoff Krappextract, so wird die Flüssigkeit die bekannte Fluorescenzerscheinung des Purpurins zeigen; ist derselbe Alizarinpaste, so wird kein Fluoresciren der Flüssigkeit zu beobachten sein. (Vgl. auch J. Wagner 1876 220 444.) Kl. Ueber Plastilina. Nach einer Notiz von F. Giesel (1878 227 587) besteht die unter dem Namen Plastilina im Handel vorkommende und als Ersatz des Modellirthones dienende plastische Masse aus einem Gemisch von Fettsäuren und Fett, Zinkoxyd, Schwefel und Thon. Hierbei ist zu bemerken, daſs, wie es scheint, unter demselben Namen auch andere gleichen Zwecken dienende plastische Massen vorkommen. Oberst v. CohausenVgl. Amtlicher Bericht über die Wiener Weltausstellung im J. 1873 (Braunschweig 1874), Bd. 2 S. 414. führt in seinem Bericht über die Thonwaaren auf der Wiener Weltausstellung von 1873 an, daſs L. Giudice aus Genua unter dem Namen „Plastilina“ einen Modellirthon ausgestellt habe, der nicht mit Wasser, sondern mit Glycerin angemacht worden sei und deshalb seine Plasticität beibehalte. Die Anwendung des Glycerins zur Herstellung der Plastilina rührt meines Wissens von Barreswill her, und bereits in der Mitte der Fünfziger Jahre wurde von dem mit Glycerin versetzten Modellirthone von dem Modellirlehrer Heller in Nürnberg beim Unterrichte Gebrauch gemacht. Würzburg, 9. April 1878. R. v. Wagner.