Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 228, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 280
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Miscellen. Miscellen. Zur Geschichte des Injectors. A. de Hemptinne behandelt im Bulletin du Musée de l'industrie de Belgique, 1878 S. 65 in knapper übersichtlicher Form die Entwicklungsgeschichte des heute zu den verschiedenartigsten Anwendungen gelangten Injectors. Als Vorläufer desselben werden die Wassertrompen angeführt, wie sie selbst heute noch ab und zu in den Alpengegenden und im Harz vorkommen und das erste Mal von dem italienischen Mechaniker Branca in seinem Werke Le Machine (Rom 1629) erwähnt werden. Genauere Beobachtungen über die um einen ausströmenden Wasserstrahl entstehende Saugwirkung wurden zuerst 1797 von Venturi in Paris veröffentlicht; die erste praktische Verwerthung dieser Resultate in einem Injector soll der Marquis Mannoury d'Ectot 1812 gefunden und 1818 in Frankreich patentirt haben. Von hier an folgt eine rasche Entwicklung der verschiedensten Formen, welche der Verfasser in deutlichen principiellen Skizzen dargestellt und mit zahlreichen Literaturangaben belegt hat. In der gewissenhaften Benutzung und Anführung alles vorhandenen Materials sehen wir einen besonderen Vorzug dieser interessanten Abhandlung, welche auch als Sonderabzug bei G. Mayolez in Brüssel erschienen ist. Wiederherstellung gebrauchter Siederohre. Das zur Wiederherstellung alter gebrauchter Siederohre in Amerika eingeschlagene Verfahren besteht einfach darin, daſs dieselben neuerdings erhitzt und schwächer gezogen werden, worauf sie ohne weiteres wieder in neue Kessel eingezogen werden können. Das Engineering and Mining Journal, 1878 Bd. 25 S. 107 bemerkt dazu, daſs die Fabrikanten, welche sich mit diesem Industriezweige beschäftigen, bezüglich der Festigkeit der wiederhergestellten Siederohre Garantien anbieten, und hält dies auch für thunlich, falls nur bei der Auswahl des alten gebrauchten Materials mit der gehörigen Sorgfalt vorgegangen wurde, da angenommen werden könne, daſs das Wiedererhitzen und Ziehen die Festigkeit der Rohre erhöhe, die Qualität des Eisens verbessere und die Schweiſsung vervollkommne. Bisher gegen diesen Industriezweig vorgebrachte Bedenken werden als unstichhaltig bezeichnet, so lange nicht durch Versuchsresultate die Unnahbarkeit derselben neuen Rohren gegenüber erwiesen ist. Es ist übrigens ganz begreiflich, daſs dieser neue Industriezweig von mancher Seite als eine gefährliche Täuschung bezeichnet wird. J. P. Tragbare Bohrmaschine. Bei Gelegenheit der Beschreibung von Stow's biegsamer Transmissionswelle (* 1876 222 111) wurde schon auf die Nützlichkeit solcher Kabel zum Antrieb von Bohrern hingewiesen. Jul. Geiger, Mechaniker in Stuttgart, verkauft nun einen durch Fuſstritt zweckmäſsig angetriebenen Bohrapparat, der mit einer solchen biegsamen Welle versehen ist, an dessen Ende in einem Handstück der Bohrer oder Fräser sitzt und nach jeder Richtung hin angesetzt werden kann. Optische Militär-Telegraphen.Vgl. 1875 217 511. 1876 219 231. Das Journal des Débats theilt einiges über Versuche mit, welche während der Pariser Belagerung begonnen und später fortgesetzt wurden, und die darauf abzielten, eine telegraphische Verständigung durch kürzere und längere Lichtblicke zu ermöglichen, welche der zwischenliegende Feind nicht abfangen könnte. Die dazu benutzten Apparate wurden später sehr vervollkommnet. Jetzt bestehen sie aus einem kleinen Kasten aus Weiſsblech, welcher ein Fernrohr zum Beobachten der ankommenden Signale und ein zweites enthält, das entzwei geschnitten ist, damit man in den Brennpunkt des Oculars eine Lichtquelle bringen kann. Beim Geben wird dann eine kleine Blende zwischen die Lampe und ein kleines Loch in der Kastenwand gebracht und wieder zurückgezogen, damit ein Lichtblick eine Zeitlang durch das Loch entsendet wird; beim Empfangen legt man blos das Auge an das Fernrohr, um die ankommenden Signale zu beobachten. Der Feldtelegraph ist in einem quadratischen Kasten von 20cm Seite eingeschlossen und auf einem Fuſse aufgesteckt; er wiegt 15k und trägt auf 15km. Die durch das Loch ausgesendeten Lichtstrahlen sind nur der Person, für welche sie bestimmt sind, wahrnehmbar, allen andern fallen sie nicht auf. Die beiden Telegraphirenden, die ihre gegenseitige Lage genau kennen, stellen ihre Fernrohre zunächst nach der Karte und gewissen Fixpunkten; auſserdem suchen und finden sie sich schnell durch Lichtblicke, welche sie rasch am Horizonte hin laufen lassen, bis sie das Lichtbündel im Gesichtsfelde des Fernrohres haben. Die langen Blicke sollen dreimal so lange dauern wie die kurzen. Bei raschem Telegraphiren muſs die Blende aber in richtigem Tackte vorgeschoben und zurückgezogen werden, und deshalb hat Oberst Laussedat einen Tastenapparat entworfen, welcher die einzelnen Buchstaben beim Niederdrücken ihrer Tasten entsendet. Durch ein grelles Licht könnte man die Tragweite vergröſsern. Die Apparate aber, welche zur Erzeugung des Drummond'schen Kalklichtes erforderlich, sind zu wenig handlich. Magnesiumlicht enthält zu viel violette Strahlen und durchdringt den Nebel nicht gut; auch erzeugt die Verbrennung des Metalles ein weiſses Pulver, das sich zwischen die Linse und den Beobachter legt und das Telegraphiren stört. Das Sonnenlicht ist zu wenig beständig, es erfordert zur Richtung des Lichtblickes einen Heliostat, und dieser ist empfindlich und schwer zu handhaben. Das elektrische Licht ist nach dem Sonnenlichte das hellste und kann auch selbst bei Tage auf groſse Fernen mittels ziemlich schwacher Linsen gut wahrgenommen werden; leider erfordert seine Erzeugung eine Anzahl Apparate, die leicht in Unordnung gerathen. Für jetzt erwies sich unter allen, welche benutzt wurden, das Petroleumlicht als das bequemste. Mit einer Petroleumlampe mit flachem Docht konnte man auch bei Tage auf 36km Entfernung sprechen. Neuerdings wurden die Signale, welche der Commandant Perrier vom Gipfel des Puy-de-Dome gab, auf mehr als 40km Entfernung wahrgenommen. Bei den groſsen geodatischen Signalen kommt man mit Petroleum 75 bis 80, mit elektrischem Licht über 90 und 100km weit. Die Italiener fanden in Verona und Mantua von den Oesterreichern aufgestellte optische Signalapparate, mittels deren diese beiden, 35km von einander entfernten Festungen unter einander und mit ihren 5 bis 14km entfernten vorgeschobenen Forts sprachen. Zu letzterem Zwecke dienten ebene Silberspiegel von 450mm Durchmesser und eine Petroleumlampe, für ersteren Spiegel von 1m,16 Durchmesser und 180mm Brennweite mit einer elektrischen Lampe, für welche 10 Bunsen'sche Elemente benutzt wurden. Diese Einrichtungen wurden von den Italienern angenommen und in den Jahren 1868 bis 1870 (vgl. das Giornale militare italiano, September 1870) verbessert. E–e. Neuerung an Gebläsen für Hohöfen. Nach W. A. Steffens soll man die Schornsteine bei Winderhitzungsapparaten für Hohöfen dadurch ersetzen, daſs man die abziehenden Gase der Apparate durch Röhren, welche concentrisch um die Gebläsedüsen gelegt sind, leitet und gleichzeitig mit der Gebläseluft in den Hohofen treten läſst. Er verspricht sich hiervon, neben energischem Zug im Apparat selbst, eine vollständige Ausnutzung der im anderen Falle verloren gehenden, theils unverbrannten Gase. Es ist leider nicht angeführt, ob und wo diese Vorrichtungbereits in der Praxis ausgeführt ist. Herstellung von Eisen aus alten Eisenbahnschienen. Die Verwerthung der unbrauchbar gewordenen Stahlschienen ist bisher auf manche Schwierigkeiten gestoſsen. Wenn man das ausgedehnte Netz betrachtet, welches heute mit Stahlschienen belegt ist, und berücksichtigt, daſs der Zeitpunkt nicht mehr fern liegt, wo dieselben durch den Verschleiſs unbrauchbar geworden sein werden, so kann man mit Recht ein Verfahren, welches diese Schienen vortheihaft verwendet, mit Freuden begrüſsen. W. H. Carmont, Director der Cyclops Iron Company in Openshaw bei Manchester, ist ein solcher Proceſs patentirt worden, und das genannte Werk, welches im Februar 1876 gegründet worden ist, verdankt, unter den heutigen traurigen Zeitverhältnissen, seine Lebensfähigkeit hauptsächlich der Ausbeutung dieser Erfindung. Auf den genannten Werken wird nach Engineering, 1878 Bd. 25 S. 6 Stabeisen vorzüglicher Qualität aus Stahlabfällen, welche zum gröſsten Theil aus alten Schienen bestehen, erzeugt; letztere werden in einem Flammofen erhitzt, ausgehämmert und unter der Schere in die zum Packetiren geeignete Form zerschnitten. Die Packete werden in derselben Weise zusammengesetzt, wie dies gewöhnlich bei der Verwendung von Eisenabfällen geschieht; nur fügt man jedem etwa 180k schweren Packete eine beträchtliche Menge Stahldrehspäne zu. Das Packet wird in einem gewöhnlichen Flammofen erhitzt und zu einer Bramme ausgehämmert. 4 oder 5 dieser Brammen werden sodann zu einem Stück zusammengeschlagen und 3 der letzteren wieder zu einem Ganzen verhämmert, aus welchem man je eine Locomotivachse ausschmiedet. Um ein sehnigeres Eisen herzustellen, walzt man die gehämmerten Blöcke zu Stäben aus, welche nach dem Packetiren wieder gewalzt oder geschmiedet werden. Bei sorgfältiger Auswahl des Materials hat man es in der Hand, sehniges, körniges, weiches oder hartes Eisen herzustellen. Ein Stab Rundeisen von 17mm,5 Durchmesser lieſs sich im kalten Zustand, ohne den geringsten Riſs zu zeigen, umbiegen und zusammenschlagen und war ohne jede Schweiſsnaht. Das schwerste Schmiedestück, welches bisher auf diesem Wege erzeugt worden ist, wiegt 4t, und 7 gekröpfte Locomotivachsen sind auf englischen Eisenbahnen nach überstandener Prüfung zur Verwendung gekommen. Einige Probestücke dieses Eisens hielten bei der directen Belastung 75k auf 1qmm, ohne zu reiſsen, jedoch bei verhältniſsmäſsig geringer Längenausdehnung; andererseits wird ein Fall angeführt, bei welchem ein Stab 51k auf 1qmm trug und eine Verlängerung von 43,7 Proc. zeigte. Dieser auſserordentliche Elasticitätsgrad sichert dem Material jedenfalls hinreichenden Absatz, sobald man mit der Fabrikation auf einer Stufe angelangt sein wird, welche genügende Sicherheit für regelmäſsige Qualität verspricht. –r. Erzeugung von Tula- (Niello-) Silber in Deutschland. Das seit Jahrhunderten nur in Ruſsland, bekannte und ausgenutzte Verfahren zur Herstellung des Productes, welches nach der russischen Stadt Tula (eigentlich Niello) heiſst, ist nach dem Berliner Tagblatt von der Firma F. Zacher und Comp. in Berlin aufgefunden worden und wird von dieser in groſsem Maſse betrieben. Tula wird aus 9 Th. Silber, 1 Th. Kupfer, 1 Th. Blei und 1 Th. Wismuth (welches Metall in den bisherigen Vorschriften fehlte) hergestellt, welche geschmolzen und mit Schwefel gesättigt werden. Diese Mischung ergibt das prächtige Blau, welches irrthümlicherweise so oft als Stahlblau betrachtet wird. Blei von Nagybánya. L. Schneider (Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch, 1878 S. 203) hat Weichblei von der Bergdirection in Nagybánya untersucht. Das specifische Gewicht desselben bei 0° betrug gegossen 11,347, gehämmert und gewalzt 11,351; dasselbe bestand aus: Antimon     0,17521 Wismuth     0,06257 Kupfer     0,00114 Silber     0,00650 Gold Spuren Eisen     0,00100 Blei aus dem Abgange   99,75358 ––––––––– 100,00000. Zinkerzanalysen. A. Lindner (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 394) hat eine Anzahl Zinkerze von Neu-Helene-Grube zu Scharley bei Beuthen in Oberschlesien untersucht, welche zur Muschelkalkformation gehören; 1 und 2 zeigen die Analyse von rothem Galmei, der verhüttet wird, 3 die eines Galmei von der Halde: 1 2 3 CaCO3   9,34 16,38 37,02 MgCO3   8,21   9,12 20,56 ZnCO3 45,39 36,12 17,00 Zn2SiO4, H2O 16,22 23,05   7,29 2Fe2O3, 3H2O 14,12 14,50 18,07 Feuchtigkeit   6,43   0,54 Zink 32,50 31,38 12,79. In neuerer Zeit wird auſserdem auch Blende verhüttet, die oft durchsetzt ist von Bleiglanz und Schwefelkies. Zusammensetzung des englischen Mushet-Stahles. Nach M. Lill (Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch, 1878 S. 205) hatte harter englischer Mushet-Stahl folgende Zusammensetzung: Eisen 87,120 Mangan   1,043 Kupfer Spur Wolfram   9,988 Kohlenstoff   1,239 Silicium   0,330 Phosphor   0,039 Schwefel   0,008 –––––– 99,767. Schwefelkies von Schwelm in Westphalen. Es befindet sich in Schwelm auf der Grenze der mitteldevonischen Sandsteine und des Eifelkalksteines ein Kieslager von 3 bis 10m Mächtigkeit auf einer Fläche von 600000qm, von reichem Brauneisenstein bedeckt und der Kies zu Zweidrittel aus mehlförmigen Massen mit eingemengten massigen, meist schön krystallisirten Stücken bestehend. Die Erze treten zu Tage aus. Das Eisenerz hält durchschnittlich 40 Proc., im Uebrigen waltet Thon vor, und je nach dem Gehalt daran ist die Farbe schön gelb bis dunkelbraun. Der Eisenstein findet bedeutenden Absatz nach verschiedenen Hüttenwerken Rheinlands und Westphalens; der Schwefelkies, durch einen Waschproceſs von anhängendem Thon befreit, dient in chemischen Fabriken zur Schwefelsäure-Bereitung und ist wegen Abwesenheit von Arsen sehr geschätzt. Die Schwefelkies-Rückstände dienen auf Eisenhütten als vorzügliches Material für die Darstellung von Bessemerroheisen wegen Abwesenheit oder nur sehr geringen Gebaltes an Phosphor und Kupfer, welches letztere in gewissen Mengen für die Stahlqualität sehr schädlich ist. Nach Mittheilungen von F. Schmidt (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1878 S. 68) hatten Rückstände von Schwelmer Kiesen nachstehende Zusammensetzung: EisenoxydEisenoxydul 90,5470,520 65,0556 Proc. Fe Doppelt-Schwefeleisen 0,574 Schwefelblei 0,142 Schwefelkupfer 0,026 Manganoxydul 0,463 Thonerde 1,448 Kalk 0,388 Magnesia 0,220 Schwefelsäure 1,110 Phosphorsäure 0,035 Kieselsäure 3,447 Wasser 0,897 ––––––– 99,817. Verwendung des Schwefels bei den alten Griechen. Vor einigen Jahren wurde nach Landerer (Archiv der Pharmacie, 1878 Bd. 212 S. 368) auf der Akropolis in der Nähe des Parthenon eine Thonlampe gefunden, wie sie bisweilen in alten Gräbern vorkommen. Sie enthielt einen Docht von Asbest, welcher in Schwefel lag, der augenscheinlich durch den Docht geschmolzen und entzündet wurde bei den Räucherungen zu Ehren der Minerva (Pallas Athene). Es ist eigenthümlich, daſs der griechische Name für Schwefel ϑειον ist, während Gott ϑεος heiſst, wonach also ϑειον „göttlich“ bedeutet. Ueber die Beziehungen des Auftretens schlagender Wetter in Steinkohlengruben zu den Veränderungen des Luftdruckes. In Steinkohlengruben, deren Kohle die Eigenschaft hat, leichtes Kohlenwasserstoffgas zu entwickeln, ist erfahrungsgemäſs diese Entwicklung nicht zu allen Zeiten gleich stark. Nasse (Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1877 S. 267) zeigt nun durch Mittheilung umfassender Beobachtungen, daſs in einer bestimmten, zur Entwicklung schlagender Wetter neigenden Kohlengrube bei jedem continuirlichen Sinken des Barometers um eine bestimmte Höhe schlagende Wetter an denjenigen Punkten, an welchen dieselben sich überhaupt zuerst zeigen und ansammeln, zu vermuthen sind (vgl. 1878 227 62. 146. 315). Comprimirte Schieſsbaumwolle. Dieselbe wird von Förster in der Kruppo-Mühle in Oberschlesien hergestellt. Es soll zur Nitrirung eine gröſsere Menge Säure erforderlich sein als zur Herstellung von Dynamit; dann muſs sie sehr sorgfältig ausgewaschen und später in hydraulischen Pressen comprimirt werden. In Essen angestellte Versuche haben gezeigt, daſs sie durch Stoſs nicht entzündet wird, daſs sie aber, passend zur Explosion gebracht, kräftiger wirkt als Dynamit. Als besondere Vorzüge dieser Schieſsbaumwolle werden (Berg- und hüttenmännische Zeitschrift, 1878 S. 117) folgende genannt: Sie ist den Temperaturunterschieden nicht unterworfen, erstarrt nicht in der Kälte und schwitzt in der Hitze nicht aus, verändert sich also bei allen in der Praxis vorkommenden Kälte- und Wärmegraden in keiner Weise. Die vielen Unglücke, welche oft durch Erwärmen der Dynamitpatronen in den Bergmannsfamilien vorkommen, werden also in Zukunft bei Anwendung von Schieſsbaumwolle vermieden werden. Ferner ist die Sprengwolle nicht giftig, während die Handhabung des Dynamites gesundheitsgefährlich ist; auch entwickelt sie bei der Explosion wenig gesundheitsgefährliche Gase. Brechungsindices des Glases; von J. Hopkinson. Der Verfasser hat für eine Reihe von Glassorten meist an mehreren Prismen mittels eines Spectrometers, dessen Kreis mit dem Nonius 10 Secunden abzulesen gestattete, für die Linien A, B, C, D, E, b, F (G), G, h, H1 (wobei D die brechbarere der beiden Natrium-Linien, b die brechbarste der Magnesium-Linien und (G) die Wasserstofflinie bei G bedeutet) die Brechungsexponenten μ bestimmt und gefunden, daſs sie sich sehr gut durch die Formel: \mu-1=a\,[1+bx\,(1+cx)] darstellen lassen, wo x=\frac{1}{\lambda^2} ist. Die folgende Tabelle enthält die Werthe der Constanten a, b, c. Glassorte Dichte a b c Hartes Crownglas 2,48575 0,523145 1,3077 – 2,33 Weiches     „ 2,55035   0,5209904 1,4034 –1,58 Titan-Kiesel-Crownglas 2,55255 0,550466 1,5044 – 0,93 Extra leichtes Flintglas 2,86636 0,549123 1,7064 – 0,198 Leichtes Flintglas 3,20669 0,583887 1,9605 + 0,53 Dichtes         „ 3,65865 0,634744 2,2694 + 1,48 Extra dichtes Flintglas 3,88947 0,664226 2,4446 + 1,87 Doppelt extra dichtes Flintgl. 4,42162 0,727237 2,7690 + 2,70 Zu beachten ist, daſs μ als Function von \frac{1}{\lambda^2} dargestellt, zwischen C und D einen Inflexionspunkt besitzt, so daſs eine Formel mit drei Gliedern für ultrarothe und ultraviolette Strahlen nicht mehr genügen kann. (Nach den Proceedings of the Royal Society, 1877 Bd. 26 S. 290 durch Beiblätter zu Poggendorff's Annalen, 1877 S. 680.) Anwendung des Sauerstoff-Schwefelkohlenstoff-Lichtes in der Photographie. Nach Versuchen von F. Lossen (Photographisches Archiv, 1878 S. 70) steht das Sauerstoff-Schwefelkohlenstoff-Licht dem des Magnesiums nach (vgl. 1875 215 478). Verfasser hat durch eine enge Blende, welche in allen Versuchen gleichweit von der Lichtquelle entfernt angebracht wurde, bestimmte Mengen der verschiedenen Lichter auf Bromsilberplatten wirken lassen und durch mechanische Vorrichtungen gesorgt, daſs die Belichtung bei allen Versuchen genau dieselbe (etwa ⅓ Secunde) sein muſste. Die Wirkungen der verschiedenen Flammen waren auf derselben Platte verzeichnet (die Platte war mit Pappe bedeckt, aus welcher einzelne Streifen ausgeschnitten und wieder eingesetzt waren, die dann aufgehoben und nach der Belichtung wieder aufgelegt wurden). Bei der nun folgenden Hervorrufung unterlagen sonach alle Bilder der Lichtwirkungen derselben Behandlung. Die Wirkung des Magnesiumlichtes übertraf stets die des Sauerstoff-Schwefelkohlenstoff-Lichtes. Wurden die Versuche ohne Anwendung der Blende angestellt, so war das Resultat ein Umgekehrtes, woraus er schlieſst, daſs die Beobachtungen Anderer aus dem Vergleiche ungleich groſser Flammen erhalten sind. Leuchtkraft des Benzols. Frankland und Thorn (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 257) haben versucht, die Leuchtkraft des Benzols für sich allein zu bestimmen, was ihnen aber nicht gelang, da sie nicht im Stande waren, eine nichtruſsende Flamme hervorzubringen. Sie verdünnten daher das Benzol mit Wasserstoff, Kohlenoxyd und Grubengas. Die Gase strichen durch eine Messingröhre, in welcher sich ein mit Benzol getränkter Schwamm befand, und die mit Wasser umgeben war, um die Temperatur constant zu erhalten. Die Menge des Benzols im Gasgemisch wurde durch Absorption desselben mittels Schwefelsäure bestimmt. Das Ergebniſs der Versuche ist, daſs 1 Th. Benzol, mit Wasserstoff gemengt, so viel Licht gibt wie 5,793 Th. Wallrath; mit Kohlenoxyd so viel wie 6,1 Th., und mit Grubengas so viel wie 7,7 bis 7,8 Th. Wallrath. Ausscheidung von Kohlensäure durch die Haut. Nach den Versuchen von S. Fubini und J. Ronchi scheidet unter normalen Verhältnissen ein Mensch von 27 Jahren in 24 Stunden etwa 6g,8 Kohlensäure durch die Haut aus; bei höherer Temperatur wesentlich mehr. (Nach Moleschott: Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen, Bd. 12 S. 1 durch Naturforscher, 1878 S. 167.) Gehalt der Kartoffeln an Eiweiſsstoffen und an Amiden. Bekanntlich enthalten die Kartoffelknollen den Stickstoff nicht ausschlieſslich in Form von Eiweiſsstoffen, sondern auch in Amiden und etwas im Solanin. E. Schulze und J. Barbieri (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1877 S. 63) fanden nun im Saft von fünf Kartoffelsorten folgende Vertheilung des Stickstoffes in Procent: Albumin Stickstoff Aspargin Stickstoff Stickstoff 1,2311,3230,7560,9431,264 mit 0,19700,21170,12090,15080,2023 0,4770,4340,4700,5050,328 mit 0,10120,09200,09960,10720,0696 AmidosäurenunbekannterArt mit 0,07010,06730,11590,0894 0,0669. Auſserdem enthielt der Saft noch etwas Stickstoff, der, wenigstens theilweise, auf Solanin zurückzuführen ist. Im Durchschnitt gehören 81 Proc. des Gesammtstickstoffes der Knollen dem Safte an. Da ferner 56,2 Proc. vom Gesammtstickstoff der Kartoffeln auf die Eiweiſsstoffe, 43,8 Proc. durchschnittlich auf die übrigen Stoffe entfallen, so erhält man ganz unrichtige Zahlen, wenn man den Gesammtstickstoff der Kartoffel mit 6,25 multiplicirt als Eiweiſs in Rechnung setzt. Es ist wohl anzunehmen, daſs hiernach auch die Kartoffelschlempe bedeutende Mengen Amidverbindungen enthalten wird. Ein neuer Indicator in der Alkalimetrie. Das im Handel mit 0° bezeichnete Tropäolin von W. Thomas und Dower kann nach W. v. Miller (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 460) für alkalimetrische Titrationen als werthvoller Indicator verwendet werden. Versetzt man die alkalische Flüssigkeit mit verdünnter Tropäolinlösung, so schlägt die hellgelbe Farbe bei erreichter Neutralisation plötzlich in Gelbroth um. Die gelbe Farbe der wässerigen Lösung von Tropäolin erlei det weder durch saure kohlensaure Salze noch durch freie Kohlensäure eine Veränderung. Demnach kann man die kohlensauren Alkalien ohne Erwärmen (wie es beim Lackmus nöthig ist) titriren. Die Normallösung der Aetzalkalien, die sich nur schwierig aufbewahren läſst, kann also bei Anwendung von Tropäolin als Indicator durch eine Normallösung von kohlensaurem Natron ersetzt werden. Lackmustinctur wird bekanntlich nicht nur durch freie Säuren, sondern auch durch neutrale Metallsalze geröthet; die gelbe Tropäolinlösung wird dagegen nur durch freie Säuren, nicht durch Metallsalzlösungen roth gefärbt, so daſs man geringe Mengen beigemischter freier Säure daran zu erkennen vermag. Zur Kalibestimmung. Um zu verhüten, daſs bei der Kalibestimmung mittels Platinchlorid durch zu weites Eindampfen auch Natriumplatinchlorid in Alkohol unlöslich wird, empfiehlt Ulex (Zeitschrift für analytische Chemie, 1878 S. 175), der Lösung, welche etwa 0g,5 Chlorkalium enthält, vor dem Eindampfen 5cc eines 20proc. Glycerins und 10cc einer Platinlösung von 1,1 sp. G. zuzusetzen. Wird nun im Wasserbade abgedampft, so scheidet sich das Kaliumplatinchlorid in gröſseren Krystallen ab, die sich leicht und vollständig mit Alkohol auswaschen lassen. Zur Werthbestimmung des Essigs. Lindenmeyer (Industrieblätter, 1877 S. 420) beschreibt ein Acetimeter, welches aber nach Bronner (daselbst 1878 S. 86) völlig unbrauchbar ist. Mit Recht weist Bronner darauf hin, daſs die von Lindenmeyer beibehaltene Bezeichnung „granig“ besser durch Angabe des Procentgehaltes an wasserfreier Essigsäure ersetzt wird. Es ist ferner zu tadeln, daſs sich unter den deutschen Essigfabrikanten, wenigstens unter denjenigen, welche die alte Bezeichnungsweise nach Gran beibehalten haben, allmälig ziemlich allgemein oder vielleicht ganz allgemein der Miſsbrauch eingeschlichen hat, einen höheren Gehalt anzugeben, als der Wirklichkeit entspricht. Ein Essigsprit, der im Handel als 90granig gilt, von welchem also 1 Unze 90 Gran reines Kaliumcarbonat zur Sättigung verbrauchen sollte, ist in Wirklichkeit nicht 90granig, sondern nur 70 bis 72granig. Zur Kenntniſs des Invertins. M. Barth (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 474) hat den den Rohrzucker invertirenden Bestandtheil der Hefe dargestellt; auf aschenfreie Substanz berechnet besteht derselbe aus 43,9 Proc. Kohlenstoff, 8,4 Proc. Wasserstoff, 6 Proc. Stickstoff, 0,63 Proc. Schwefel und 41,17 Proc. Sauerstoff. Ueber einen neuen Kohlenwasserstoff im Steinkohlentheer. Nach Versuchen von R. Fittig und F. Gebhard (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 2141) enthielten aus dem Steinkohlentheer abgeschiedene feste Kohlenwasserstoffe auſser groſsen Mengen des bei 148° schmelzenden Pyren einen neuen Kohlenwasserstoff, Fluoranthen genannt, dessen Zusammensetzung der Formel C15H10 entspricht, und der bei 182° schmilzt. Denselben Körper beschreibt gleichzeitig G. Goldschmiedt als Idryl. Ueber den Stoffumsatz des Kahmpilzes. A. Schulz (Annalen der Oenologie, 1878 S. 115) hat umfassende Versuche über den Stoffbedarf und Stoffumsatz des Kahmpilzes (Saccharomyces Mycoderma) gemacht, aus denen zunächst hervorgeht, daſs dieser als Weinkrankheit gefürchtete, einzellige Pilz nicht ohne Aschenbestandttheile wachsen kann, daſs namentlich ohne Phosphorsäure und Kali keine Kahmbildung eintritt. Die ihn zusammensetzenden organischen Verbindungen kann der Kahmpilz sich selbst erzeugen und er bedarf hierzu nur Ammoniak und Alkohol. Der Alkohol wird von dem Pilz theils zu Kohlensäure und Wasser oxydirt, theils bildet dieser daraus eine Reihe anderer Bestandtheile. Das Glycerin, die Bernsteinsäure und das äpfelsaure Kali begünstigen die Kahmvegetation in hohem Grade. Der Weinstein, das Dextrin, die freie Aepfelsäure und Traubenzucker sind weniger günstige Nahrungsmittel des Kahmpilzes. Die freie Weinsäure, die Essigsäure und das Tannin, namentlich das letztere, wirken eher störend als nützlich auf die Entwicklung des Pilzes. Ueber das Dichtigkeitsmaximum einer Mischung von Schwefelsäure und Wasser, Nach den Versuchen von F. Kohlrausch (Annalen der Physik und Chemie, 1878 Ergänzungsband 8 S. 675) ergeben sich folgende specifische Gewichte für Mischungen von Schwefelsäure (Gewichtsprocent) und Wasser: H2SO4 Spec. Gew. H2SO4 Spec. Gew. 90 1,8147   96 1,8372 91 1,8200   97 1,8383 92 1,8249   98 1,8386 93 1,8290   99 1,8376 94 1,8325 100 1,8342 95 1,8352 Ueber die Siedepunkte von Schwefelsäuren verschiedener Concentration. G. Lunge (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 370) hat folgende Siedepunkte für Schwefelsäure gefunden: Proc.SO4H2 Siede-punkt Proc.SO4H2 Siede-punkt Proc.SO4H2 Siede-punkt Proc.SO4H2 Siede-punkt   5   101° 45   118,5° 70   170° 86   238,5° 10   102 50   124 72   174,5 88   251,5 15   103,5 53   128,5 74   180,5 90   262,5 20   105 56   133 76   189 91   268 25   106,5 60   141,5 78   199 92   274,5 30   108   62,5   147 80   207 93   281,5 35   110 65   153,5 82   218,5 94   288,5 40   114   67,5   161 84   227 95   295 Ueber die Färbungen der Vogeleierschalen. Die lebhafte und auffallend beständige Färbung vieler Vogeleier ist von C. Liebermann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 606) näher untersucht worden. Hiernach erwiesen sich der grüne und der blaue Farbstoff der Vogeleierschalen als Gallenfarbstoffe. Daſs derselbe Biliverdin ist, will Liebermann jedoch nicht so bestimmt behaupten, wie es Wicke thut, da seine alkalische Lösung viel gelber als die von Biliverdin ist. Uebrigens geben auch die andern Gallenfarbstoffe mit Salzsäure und Alkohol leicht grüne Färbungen. Ebenso wenig kann Wicke's Angabe, daſs der braune Farbstoff der Eier Cholepyrrhin (Bilirubin) sei, für bewiesen gelten. Zur Kenntniſs der Benzoe und der Vanille. Ch. Rump (Studien über die Benzoe. Hannover 1878) zeigt, daſs die Benzoesäure als solche nicht frei in der Benzoe enthalten ist, sondern an eine zweite Säure gebunden und daſs das bisherige Verfahren der directen Sublimation der Säure aus dem Harze ein rohes und unrationelles genannt werden muſs; nur die Darstellung auf nassem Wege und nachfolgende Sublimation kann ein gleichmäſsiges und wirksames Präparat geben. Es erscheint dem Verfasser wahrscheinlich, daſs alle Benzoesäure unserer chemischen Fabriken nicht aus der Benzoe gewonnen sein kann, sondern höchstens ein Gemisch von natürlicher und künstlich gewonnener Benzoesäure ist. Tiemann und Haarmann haben den Werth der Vanille abgeschätzt nach dem darin gebildeten Vanillin. Dies ist jedenfalls nicht richtig, da eine gute Vanille im frischem Zustande durchaus unkrystallinisch ist. Rump vermuthet, daſs hier ein Körper vorliegt, der nicht das Vanillin fertig gebildet enthält, sondern nur in seinen näheren Bestandtheilen, daſs also die Vanille nicht nach dem augenblicklich gebildeten Vanillin abzuschätzen ist, sondern weit nachhaltiger wirkt auf die Geschmacksorgane als das reine Vanillin. Ueber die altägyptische Wage. Nach einer Angabe von Rodwell kannten die alten Aegypter bereits das Princip des Reiters an der Wage, A. Wiedemann [Annalen der Physik und Chemie, 1878 Bd. 3 S. 320) hat dagegen über 100 Abbildungen ägyptischer Wagen verglichen und gefunden, daſs die ägyptische Wage eine einfache gleicharmige war ohne Reiter. Ein Haken oben am Ständer trägt an einem Faden ein Gewicht, also ein Senkloth. Bei der Abbildung wurde Haken und Gewicht, da Perspective den Aegyptern unbekannt war, als von der Seite gesehen, in die Ebene der Wage gezeichnet, so daſs das Gewicht bei mangelhaften Darstellungen nicht am Haken, sondern am Wagebalken zu hängen scheint. Der Irrthum Rodwell's wird hierdurch erklärlich. Zur Abkühlung heiſsgelaufener Lager; von Rud. v. Wagner. Um heiſsgelaufene Lager abzukühlen, soll man nach einer Notiz von Beeren eine Mischung von Schwefel und Oel oder Fett zur Anwendung bringen. Der bei der Erhitzung des Lagers entstehende feine Metallstaub, welcher Lagerschale und Zapfen stark angreift, verbindet sich mit dem Schwefel zu Schwefelmetall, welches weich und schmierig wird und daher fast keinen. Reibungswiderstand bietet. – Ob diese Erklärung richtig ist, sei dahingestellt. Thatsache ist es, daſs das vorgeschlagene Mittel seinen Zweck erfüllt, wie ich und meine Freunde, Geh. Bergrath H. Wedding (Berlin), Oberbergrath Althans (Breslau), Salinendirector Chr. Moſsler (Schönebeck bei Magdeburg), Dr. Seelhorst (vom Bayerischsen Gewerbemuseum in Nürnberg), Bergwerksdirector Koch (Tarnowitz), Bergrath Hörnicke (Saarbrücken), Bergreferen dar Haniel (Ruhrort) u.a., bei unserer Ueberfahrt von England nach Nordamerika auf einem Dampfer des Norddeutschen Lloyd im April und Mai 1876 mehrfach uns zu überzeugen Gelegenheit hatten.