Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 228, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 555
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Miscellen. Miscellen. Hart-Post. Unter dieser Bezeichnung kommt jetzt ein Briefpapier von M. Krause in den Handel, welches auf der Maschine gefertigt, dann durch Leimlösung geführt und freihängend an der Luft getrocknet wurde. Dasselbe ist nach der Papierzeitung, 1878 S. 320 blendend weiſs, von tadelloser Durchsicht und sehr angenehm zum Schreiben; es ist auch frei von der glasartigen Oberfläche, die man manchmal bei thierisch geleimten Papieren findet. Solch glasartiger Leimüberzug bildet sich, wenn das Papier zu viel Leim empfängt, oder zu rasch getrocknet wird; er stöſst die Tinte ab und erschwert das Schreiben, kommt aber häufiger bei Papieren vor, welche in endloser Bahn getrocknet wurden, als bei solchen, die auf alte Weise aufgehängt waren. Zugtelegraph von de Baillehache. Auf der Eisenbahn des Marsfeldes wird ein zugleich zur Pariser Ausstellung gehöriger Telegraph von de Baillehache probirt, welcher eine beständige elektrische Verbindung zwischen den fahrenden Zügen unter einander und mit den Stationen ermöglichen soll. Als Leitung wird dabei ein galvanisirter Eisendraht benutzt, welcher in der Mitte des Gleises auf 10 bis 12m von einander entfernten, an niedrigen Holzpfählen oder selbst auf den Querschwellen angebrachten Isolatoren liegt. Neue Abänderung der Bichromatbatterie; von H. C. Rüssel. In einem Glase hängt an dem Deckel ein Kohlencylinder und in der Mitte desselben ein Zinkstab, der in Quecksilber auf dem Boden des Glases eintaucht. Von oben tropft auf die Zinkplatte aus einer Flasche die Lösung von doppeltchromsaurem Kali. Aus einer von unten an der Wand des Gefäſses bis zum Niveau der Flüssigkeit hinaufgeführten, an letzterem mündenden Röhre flieſst stets die schon veränderte, am Boden sich ansammelnde Flüssigkeit aus. (Nach dem Philosophical Magazine, 1878 Bd. 5 S. 201, durch Beiblätter zu Poggendorff's Annalen, 1878 S. 221.) Einfluſs der Elektricität auf die Verdunstung. In zahlreichen Verdampfungsversuchen hat Mascart (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 575) gefunden, daſs in Platinschalen unter dem Einfluſs positiver oder negativer Elektricität fast doppelt so viel Wasser verdampfte, als wenn dieselben nicht elektrisirt wurden. Ueber die Dichtigkeit der Mischungen verschiedener Körper in allen Mischungsverhältnissen. J. Meyer (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1878 S. 152) stellt die Dichtigkeiten der Gemische von Wasser mit Schwefelsäure, Alkohol und Essigsäure zusammen und schlieſst daraus, daſs, wenn man künftig die Eigenschaften zweier Körper, welche sich in allen Verhältnissen mischen können, studirt und die Verhältnisse bestimmen will, unter welchen Verbindungen stattfinden, man nur eine gewisse Anzahl genau gemessener Mischungen herzustellen und deren Volumverhältnisse als Abscissen und deren Dichtigkeiten als Ordinaten aufzutragen braucht; schon aus einer Zeichnung, die sich nur auf eine beschränkte Anzahl von Versuchen stützt, kann man ersehen, zwischen welchen Grenzen man die Versuche zu vervielfältigen hat, um die Berührungspunkte der verschiedenen zuerst vermutheten geraden Linien festzustellen. Sobald man die Verbindungen einmal bestimmt hat, braucht man die Versuche nicht weiter auszudehnen, um eine groſse Genauigkeit zu erlangen, da man für die dazwischen liegenden Punkte entweder Berechnungen anstellen, oder die gewünschte Dichtigkeit von der Zeichnung ablesen kann. Vorkommen magnetischer Eisenkügelchen in älteren Formationen. St. Meunier und G. Tissandier (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 450) haben in dem zum Gault gehörenden Sande aus dem 569m tiefen Brunnen von Grenelle, sowie in den Schichten älterer Formationen bis zum Devon herab magnetische Eisenkügelchen gefunden, die nach Tissandier's früheren Untersuchungen (1876 222 188) kosmischen Ursprunges sein müssen. Ueber die Zersetzung des Braunkohlentheeröles in der Glühhitze. Nach den Versuchen von C. Liebermann und O. Burg (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 723) geht Braunkohlentheeröl, wenn es durch ein rothglühendes Rohr geleitet wird, in ein dem Steinkohlentheer ganz ähnliches Gemisch von Kohlenwasserstoffen über, welches etwa 4 Proc. Toluol und Benzol und 0,9 Proc. Rohanthracen enthält. Vielleicht gelingt es auf diese Weise, das ziemlich werthlose Gasöl der Paraffinfabriken für die Bereitung von Benzol, Toluol und Anthracen nutzbar zu machen. Ueber einige Schmelzpunkte und Siedepunkte. Nach Berthelot (Bulletin de la Société chimique, 1878 Bd. 29 S. 3) schmilzt krystallisirte Phosphorsäure (H3PO4) bei + 41,75°, Chloroform bei –70°, Kohlensäure siedet bei –78,2°. Ueber das atmosphärische Wasserstoffhyperoxyd. E. Schöne hat seine Untersuchungen über das atmosphärische Wasserstoffsuperoxyd (vgl. S. 382 d. Bd.) fortgesetzt und kommt zu dem Schluſs, daſs je höher über der Erdoberfläche sich die Verdichtung des atmosphärischen Wasserdampfes vollzieht, desto reicher im Allgemeinen der daraus gebildete Niederschlag an Wasserstoffhyperoxyd ist. Der Regen hat sich als weit reicher an Hyperoxyd erwiesen als der Schnee; aus der Meteorologie ist aber bekannt, daſs die Regenwolken in der Luft höher schweben als die Schneewolken. Nebel und Eisnadeln, welche sich sehr nahe an der Erdoberfläche bilden, sind im Allgemeinen sehr arm, und der auf der Erdoberfläche selbst sich condensirende Thau und der Reif geben niemals Reactionen auf Wasserstoffhyperoxyd. Je schneller im Allgemeinen die Wiederverdichtung des vom Erdboden verdampften Wassers eintritt, und in je geringerer Entfernung vom Orte der Verdampfung sich diese Wiederverdichtung vollzieht, desto ärmer ist der entstehende Niederschlag an Hyperoxyd; Thau, Reif, der beim Erscheinen einer kalten Luftschicht über warmem feuchtem Boden entstehende Nebel, ebenso wie die unter ähnlichen Umständen sich bildenden Eisnadeln sind entweder frei von Hyperoxyd oder doch arm daran; derjenige Nebel dagegen, welcher bei Eintritt von warmem feuchtem Wetter nach kaltem erscheint, ebenso der unter ähnlichen Umständen erscheinende, nicht durch Wärmeausstrahlung bedingte Thau des Sommers, sowie auch der Rauhfrost und das Glatteis des Winters sind reicher; noch mehr enthalten aber der Schnee und Regen. (Nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 874.) Analyse des Uranprotoxydes aus Joachimsthal. Nach gef. Mittheilung des Hrn. Dr. E. Priwoznik finden sich in der Analyse des Uranprotoxydes, wie sie im Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen, 1878 S. 208 mitgetheilt ist, einige Druckfehler, nach deren Richtigstellung die Zusammensetzung des Uranprotoxydes aus Joachimsthal folgende ist: Uranoxyduloxyd (U4O5) 97,98 Proc. (Uran 83,85) Bleioxyd Spur Eisenoxyd Spur Kalk   0,33 Magnesia Spur Kali Spur Natron   0,44 Arsensäure   0,57 Vanadinsäure Spur Kieselsäure, in Säuren löslich   0,05 Unlöslicher Theil, der Hauptmasse nach aus    Kieselsäure und Thonerde bestehend   0,45 ––––– 99,82. Zur Thonanalyse. Wie früher schon Seger, so hat jetzt auch E. Laufer (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 935) gefunden, daſs eine Trennung von Quarz mit Silicaten durch schmelzendes Phosphorsalz nicht ausführbar ist, da auch der Quarz stark angegriffen wird. Ein Glindower Thon z.B. gab mit Phosphorsalz ein reines, durchsichtiges Glas. Aus demselben Grunde ist auch diese Trennung durch Erhitzen mit Phosphorsäure auf 200° nicht brauchbar. (Vgl. S. 67 d. Bd.) Giftiger Honig. Ein Krankheitsfall, welcher den Kriegs-Correspondenten der Daily News vor Kurzem in Armenien befiel, erinnert wieder an die schon lange bekannte, aber wieder in Vergessenheit gekommene Thatsache, daſs der Honig mitunter giftige Eigenschaften besitzt. Der Correspondent trank nämlich Wasser, welches mit Honig versüſst worden war, und wurde bald darauf von Kopfweh, Brechen, Kälte in den Extremitäten, temporärer Blindheit befallen und wäre beinahe gestorben. Man hatte erst Verdacht gegen den Gastwirth wegen absichtlicher Vergiftung, und er wurde arretirt; aber bei der Prüfung des Honigs, der aus dem Thale Batum war, wo Schierling und Bilsen in Menge vorkommen, erkannte man dabei die Quelle des Erkrankens. Es ist bemerkenswerth, daſs dieser Vergiftungsfall sich nur wenige Meilen von der Stelle erreignete, wo vor mehr als 2000 Jahren die 10000 Griechen auf ihrem Rückzuge unter Xenophon bekanntlich das gleiche Unglück hatten. (Industrieblätter, 1878 S. 182.) Ueber den Nachweis von Surrogaten im gemahlenen Kaffee. Qualitativ läſst sich Roggen und Cichorien durch das Mikroskop nachweisen; um auch Anhaltspunkte für die quantitative Bestimmung dieser Zusätze zu gewinnen, hat C Krauch (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 277) die wichtigsten Bestandtheile mehrerer Kaffeesorten, der Cichorie, des Roggens und Weizens bestimmt. Die Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt, berechnet auf 100 Th. frischer Substanz. Verschiedene Kaffesorten, gebrannt Cichorie,gebrannt Cichorie,ungebrannt Roggen,gebrannt Weizen,gebrannt Kaffee mit 10 Proc.Roggen, gebrannt Kaffee mit 10 Proc.Cichorie, gebrannt I II III IV V Wasser   1,55   4,37   1,53   1,47   1,57   4,30   6,89   0,28   2,15   2,30 Asche   4,43   4,33   4,78   6,29   4,13 10,37   4,99   2,24   2,75   4,22   4,90 Fett 14,55 11,25 13,63 13,33 14,83   1,10   0,41   1,67   1,80 13,80 12,27 In Wasser löslich. 24,821 62,60 73,29 31,84 52,65 25,39 29,93 In Wasser unlöslich 73,63 33,10 19,82 67,88 47,35 72,86 67,77 Zucker   0,2 22,40 22,20   0,19   2,25 Zucker nach Kochen  mit verdünnter SO3 24,21 21,19 75,16 28,97 22,62 Hiernach eignet sich der Gehalt an Fett, Zucker und an wasserlöslichen Stoffen zur quantitativen Bestimmung der Verfälschung. Darstellung von Buttersäure. Einer längeren Arbeit über Schizomyceten-Gährungen von A. Fitz (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 42) entnehmen wir den Vorschlag, zur Herstellung der Buttersäure statt der bekannten Käsemethode Stärke mittels Bacillus subtilis in Gährung zu versetzen. Zur Gewinnung desselben wurden verschiedene Pflanzen gewaschen, mit Waschwässern Glyceringährflüssigkeiten hergestellt, 5 Minuten gekocht und die Kolben in den Thermostat gesetzt. Von Pflanzen wurden u.a. verwendet: Erbsen, Reis, Rüben, Schilfrohr, Zuckerrohr. In allen Fällen entwickelte sich nur der schmale Bacillus subtilis. Zur Bereitung der Gährflüssigkeit wurden 2l Wasser auf 40° erwärmt, 100g Kartoffelstärke, 0g,1 phosphorsaures Kali, 0g,02 schwefelsaure Magnesia, 1g Salmiak und 50g kohlensaurer Kalk zugefügt, schlieſslich etwas Ferment. Die Gährung verlief vortrefflich; 10 Tage nach der Aussaat war sie beendigt. Bei mikroskopischer Untersuchung mit Jod ergab sich, daſs die Stärke völlig verschwunden war; es waren nur noch zweifelhafte Reste von Cellulose-Skeletten übrig. Als Gährungsproducte wurden erhalten: 1g,0 Alkohol, 34g,7 Buttersäure, 5g,1 Essigsäure und 0g,33 Bernsteinsäure. Handelt es sich nach Fitz um Darstellungen im Groſsen, so kann man die Quantitäten der Nährsalze bedeutend herabsetzen, doch wohl nicht unter 1/5 der angegebenen Mengen. Was die Temperatur anlangt, so ist es wohl nicht unbedingt nöthig, die Temperatur von 40° einzuhalten; doch möchte es gerathen sein, wenigstens in der Zeit, die vergeht von der Aussaat bis zum Beginn der Gährung (es ist dies die Periode der raschen Vermehrung der Bacillen, man könnte sie auch die Incubationszeit nennen; sie dauert 12 bis 24 Stunden), die Temperatur womöglich nicht unter 35° sinken zu lassen. Es ist nämlich nach den Untersuchungen von Eidam die Temperatur 30 bis 35° das Temperaturoptimum für Bacterium Termo, das der Entwicklung des Bacillus schaden könnte; bei 40° verfällt es in Wärmestarre; vom Beginn der Gährung an kann es wegen Abwesenheit von Sauerstoff nicht mehr schaden. Um die Buttersäure ganz sicher frei von Essigsäure zu erhalten, ist es wohl am einfachsten, anstatt der theoretischen, nach der Menge des angewendeten, kohlensauren Kalkes berechneten Menge Salzsäure, so viel weniger zu nehmen, als der Essigsäure-Menge entspricht; dieselbe bleibt alsdann im Destillationsgefäſs zurück. Ueber den Aschengehalt des Gehirnes. Nach vier Analysen von E. G. Geoghegan (Zeitschrift für physiologische Chemie, 1878 Bd. 1 S. 330) hatte die Asche von 1000 Th. Gehirnsubstanz folgende Zusammensetzung: I II III IV K2SO4 0,411 0,184 0,246 0,218 KCl 2,524 0,904 2,776 2,038 HK2PO4 0,266 0,052 0,472 0,534 Ca3(PO4)2 0,013 0,052 0,036 0,056 MgHPO4 0,084 0,340 0,300 0,360 HNa2PO4 1,752 0,824 2,212 1,148 Na2CO3 1,148 0,392 0,440 0,748 Uebrige CO3 0,082 0,004 Uebriges Na 0,034 0,064 Fe(PO4)2 0,010 0,096 0,048 0,016. Ueber das Tereben. Zur Herstellung des neuerdings als Wundverbandmittel verwendeten Terebens werden nach H. Hager (Chemisches Centralblatt, 1878 S. 52) 1000 Th. französisches Terpentinöl in eine Retorte gegeben, welche in eiskaltes Wasser gestellt ist. Nun werden mittels eines engen Trichters in das Terpentinöl tropfenweise und unter sanftem Umschütteln 50 Th. Schwefelsäure eingetragen. Die Retorte wird in ein Sand- oder Oelbad eingelegt und erhitzt, wobei eine über 210° hinausgehende Temperatur möglichst zu vermeiden ist. Die Destillation wird so lange unter der erwähnten Temperatur fortgesetzt, als Flüssigkeit überdestillirt. Das Destillat enthält noch unzersetztes Terpentinöl. Man versetzt es daher wiederum in der angegebenen Weise mit 5 Proc. Schwefelsäure und destillirt aufs Neue, wobei ebenfalls eine Ueberschreitung einer Temperatur von 210° zu vermeiden ist. Das zweite Destillat wird mit Natroncarbonatlösung durchschüttelt, nach dem Absetzen decantirt und rectificirt. Das Rectificat ist für die therapeutische Verwendung genügend rein. Zur Darstellung eines reinen und optisch völlig unwirksamen Terebens müſste auch noch eine dritte Destillation mit Schwefelsäure vorgenommen werden. Das Tereben ist eine farblose klare, einem ätherischen Oele ähnliche, nach Thymian riechende Flüssigkeit von 0,860 sp. G. mit dem Siedepunkte von 156°. Malachitgrün, ein neuer Anilinfarbstoff. Dr. O. Döbner in Berlin hat durch directe Wechselwirkung von Benzotrichlorid C6H5CCl3 und Dimethylanilin C6H5N(CH3)2 bei Gegenwart von Metallchloriden einen neuen grünen Farbstoff erhalten, welcher zugleich der Repräsentant einer ganzen Reihe analog construirter Farbstoffe ist. Verfasser hat demselben den Namen Malachitgrün gegeben und nach den Sitzungsberichten des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleiſses, 1878 S. 132 die fabrikmäſsige Darstellung desselben der Actiengesellschaft für Anilinfarbenfabrikation in Berlin überlassen. Das Malachitgrün zeichnet sich vor dem Methylgrün durch eine Reihe bemerkenswerther Vorzüge aus. Zunächst kann es zu einem erheblich billigeren Preise hergestellt werden als dieses. Es hat ferner gegenüber dem Methyl-grün den Vorzug gröſserer Echtheit und Beständigkeit gegen hohe Temperatur, gegen Seifen und Säuren. Während das Methylgrün beim Erhitzen auf 100° unter Uebergang in Violett sich zersetzt (vgl. Jodgrün 1874 211 384), verträgt das neue Grün eine hohe Temperatur ohne Veränderung. Es kann kochend ausgefärbt werden, verträgt ein schwachsaures Bad und erlaubt somit die gleichzeitige Anwendung von Pikrinsäure und anderen Farbstoffen von säureähnlichem Charakter. Im Uebrigen wird das Malachitgrün in der Seide-, Woll- und Baumwollfärberei genau in derselben Weise verwendet wie das Methylgrün. Die dunkleren Nuancen zeichnen sich durch kräftiges reines Grün aus, während die dunklen Töne des Methylgrüns stark ins Blaue übergehen. Mittel gegen das Nachgrünen des Anilinschwarz. F. Lamy, von der Ansicht ausgehend, das Nachgrünen des Anilinschwarz beruhe auf einer Desoxydation desselben, empfiehlt im Bulletin de Rouen, 1877 S. 109 die bedruckte Baumwolle nach dem feuchten Verhängen durch eine Chromflotte von folgender Zusammensetzung zu nehmen: 1000l kochend heiſses Wasser in einer Rollenkufe enthalten 10k rothes chromsaures Kali und 10k Kieselfluorwasserstoffsäure vom sp. G. 1,208 (oder statt letzterer 4k,250 Schwefelsäure vom sp. G. 1,834). Die Waare geht breit durch dieses heiſse Chrombad, hält sich 1½ bis 2 Minuten darin auf, wird dann gewaschen und ½ Stunde bei 60° geseift (mit 3g Seife auf 1l Wasser), nochmals gewaschen und getrocknet. Für Weiſsbodenartikel läſst Lamy die Stücke aus dem Chromkasten direct in eine zweite Rollenkufe gehen, welche mit verdünnter, kochend heiſser Natronlauge (auf 1l Wasser 2g Natronlauge vom sp. G. 1,330) oder mit kochend heiſsem Kalkwasser (5g gebrannten Kalk auf 1l Wasser) angesetzt ist. – Will man das Chromiren nicht in einer Rollenkufe, sondern in einer gewöhnlichen Farbkufe vornehmen, so nimmt man auf 1l kochend heiſses Wasser, 1g rothes chromsaures Kali und 1g von jener Kieselfluorwasserstoffsäure oder statt letzterer 0g,4 Schwefelsäure vom sp. G. 1,834, läſst die Waare ½ Stunde in diesem Bad laufen, worauf sie wieder gewaschen, geseift und getrocknet wird. Ein derartig behandeltes Anilinschwarz, insbesondere wenn es mit weinsaurem Anilin und in genügender Concentration hergestellt und in dem Oxydationsraume richtig behandelt worden ist, läſst kein Nachgrünen befürchten; es widersteht der Einwirkung sowohl der Salzsäure als der schwefligen Säure, wie es auch unter dem Einfluſs des Lichtes und der Luft keine Veränderung erleidet; nur gegen Chlor ist es etwas empfindlicher als ein nicht gechromtes Anilinschwarz. Werden mehr als 10g rothes Chromkali auf 1l Wasser genommen, so steht eine Schwächung des Schwarz und des Gewebefadens zu befürchten. Das Verfahren läſst sich auch anwenden für Schwarz, welches schon im Sodabad fixirt und degummirt ist. Aetzfarben auf Küpenblau; von O. Scheurer. Die vorläufige Notiz Scheurer's über ein neues Aetzweiſs auf Küpenblau (S. 192 d. Bd.) wird vom Verfasser in einer neueren Mittheilung (Bulletin de Mulhouse, 1878 S. 110) ausführlicher besprochen. Hiernach wird die Mennige mit Gummi verdickt, auf küpenblau gefärbte Baumwolle gedruckt, und hernach die bedruckte Waare durch ganz verdünnte, kalte Salzsäure von 1,0035 sp. G. genommen. Eine Minute Aufenthalt in diesem Säurebad genügt, um ein ganz reines Weiſs auf blauem Grund zu erhalten. Nimmt man die Säure noch um die Hälfte schwächer, so wird das Blau in gleicher Weise von der aufgedruckten Mennige weggeätzt; nur muſs alsdann der Aufenthalt in der Säure entsprechend länger dauern. Aus dem Säurebad geht die Waare in kochendes Wasser, um das schwer lösliche Chlorblei von dem Gewebe zu entfernen. Die Reinigung vom Chlorblei gelingt übrigens nicht so vollständig, als wünschenswerth ist; denn es hat sich gezeigt, daſs ein solches Weiſs nach der Behandlung mit kochendem Wasser durch rothes Chromkali immer noch gelb gefärbt wird. Werden der Mennige verschiedene unlösliche Farbstoffe, wie Terra de Siena, Ocker, chromsaures Blei, Zinnober, Chromgrün u.a. beigemengt und nicht mit Gummi, sondern mit Albumin verdickt und aufgedruckt, so kann man auf diesem Wege beliebige Töne auf küpenblauen Grund ätzen. In diesem Fall wird die Waare vor dem Säuren 20 Minuten bei niedrigem Druck gedämpft und nach dem oben angegebenen Säurebad wieder durch kochendes Wasser genommen. Das Chromgelb erleidet bei dieser Behandlung keine Zerlegung oder Entfärbung. Zu erwähnen ist noch, daſs die Salzsäure durch andere Säuren, wie Schwefelsäure, Oxalsäure u.a., nicht ersetzt werden kann, sofern sie aus der Mennige Bleihyperoxyd bilden, welches sehr schwach ätzend wirkt. Wie das Bleihyperoxyd, so hat auch das Manganhyperoxyd keine Wirkung auf Küpenblau beim Durchzug durch verdünnte Salzsäure von der eben angegebenen Stärke. Zur Stenochromie. Nach dem Gewerbeblatt aus Württemberg, 1878 S. 175 ist es dem Lithographen Greth in Zürich gelungen, ein neues Verfahren der Chromolithographie ausfindig zu machen, bei welchem sämmtliche Farben mittels eines Steines und zwar auf einmal zum Abdruck kommen können. Diese Erfindung trifft offenbar mit Radde's Stenochromie zusammen (vgl. 1877 223 536) 1878 227 592). Insbesondere ist die Art und Weise, wie die verschiedenen Farben auf den Stein aufgetragen und auf demselben von einander abgegränzt werden, vollkommen übereinstimmend mit jener Beschreibung von Radde's Verfahren. Greth's Farben sind in der Wärme schmelzbar, während dort angegeben ist, dieselben seien ursprünglich flüssig, aber so zusammengesetzt, daſs sie sehr schnell fest werden. Die weiteren Mittheilungen über Greth's Verfahren besagen nur noch, daſs der mit der Farbmasse versehene Stein in eine lithographische Presse gespannt wird, die so construirt ist, daſs nach jedem Abdruck die Platte um 0mm,01 gehoben wird, so daſs die obere Fläche des Steines immer in gleicher Höhe bleibt. Eine Auflage von 1000 Exemplaren beansprucht eine lern hohe Farbschicht auf dem Stein. Das Papier wird vor dem Bedrucken mit Terpentin befeuchtet. Entsprechend Radde's Verfahren gilt auch von diesem, daſs die farbigen Abdrücke fast mit derselben Geschwindigkeit hergestellt werden, wie Abdrücke mit einer Farbe, und daſs demgemäſs die Anzahl der Farben eines Bildes nur einen unbedeutenden Einfluſs auf den Preis desselben hat, während die Anzahl der Steine beim gewöhnlichen Druck den Preis in ganz auſserordentlicher Weise steigert. Greth hat bis jetzt Bilder mit 400 Farben auf einer Platte hergestellt. – Nach derselben Quelle soll das Verfahren auch schon mit Vortheil in einer groſsen Zeugdruckerei bei Paris und im Elsaſs zur Imitation der persischen Shawls angewendet werden. Kl. Berichtigungen. In Neuerburg's Mineral-Naſsmühle, S. 230 Z. 11 v. u. ist zu lesen „Neu“ statt „Nun“. In Etti's Abhandlung über Hopfenzapfen, S. 355 Z. 10 v. o. ist zu lesen „C25H24O13 statt „C25H24O16.