Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 233, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 258
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Miscellen. Miscellen. Regulirvorrichtung für Kraftmaschinen; von A. Siepermann in Kalk bei Deutz. Diese Regulirvorrichtung (*D. R. P. Nr. 4928 vom 22. Januar 1878) wird an demjenigen Maschinentheil angebracht, welcher die Uebertragung der Kraft des Motors auf die zu den Arbeitsmaschinen führende Transmission vermittelt, also auf die Hauptriemenscheibe bezieh. das Zahnrad, welches auf der Schwungradwelle des Motors sitzt und von wo aus die Transmission weiter zu den Arbeitsmaschinen führt. Diese Vorrichtung bildet also eine Anordnung einer Riemenscheibe oder eines Kammrades zur Uebertragung der von einem Motor erzeugten Kraft unter gleichzeitiger Regulirung des Ganges dieses Motors. Sie besteht im Wesentlichen aus zwei Theilen, nämlich einem festen, auf der Hauptwelle des Motors fest aufgekeilten, die beiden Stirnwände der zur Uebertragung der Kraft benutzten Riemenscheibe oder des Kammrades bildenden Theil, und einem beweglichen, mit der Schwungradwelle nicht zusammenhängenden Theil, welcher den äuſseren Umfang der zur Uebertragung der Kraft benutzten Riemenscheibe oder des Kammrades bildet, also auch auſsen die entsprechende Form der Riemenscheibe, Schnurscheibe oder des Kammrades haben muſs und mit dem auf der Schwungrad welle fest aufgekeilten Theile durch eine oder mehrere der zu übertragenden Kraft entsprechend starke Federn oder andere elastische Körper derartig verbunden ist, daſs, wenn der Motor die Schwungradwelle mit dem fest auf ihr aufgekeilten Theil behufs Arbeitsleistung in drehende Bewegung versetzt, dieser elastische Körper so weit angespannt wird, bis die Spannung die Arbeitsmaschinen in Bewegung setzt. Es wird also, je nachdem die Arbeitsmaschinen gröſsere oder geringere Kraft erheischen, dieses elastische Verbindungsglied mehr oder minder angespannt werden und die gegenseitige Stellung der beiden Haupttheile der Vorrichtung wird verschieden sein. Die Verschiedenheit dieser gegenseitigen Stellung der beiden Haupttheile der Vorrichtung erzeugt nun durch Uebersetzungen geeigneter Art einen entsprechenden Ausschlag eines auſserhalb angebrachten Hebels, der seinerseits durch geeignete Transmission die Drosselklappe im Dampfzuleitungsrohr der Dampfmaschine oder bei anderen oder anders eingerichteten Motoren entsprechende Regulirungstheile, Ventile o. dgl., mehr oder weniger öffnet bezieh. schlieſst und nach Bedarf gröſseren oder geringeren Kraftzufluſs erzeugt, so daſs der Motor nach Meinung des Erfinders stets dieselbe Schnelligkeit im Gange beibehält. J. M. Plessner's Hydromotor. Mit diesem Namen bezeichnet J. M. Plessner in London (*D. R. P. Nr. 4469 vom 4. Juli 1878) die Combination eines durch die Kraft der Wellen (bezieh. der Wirkung von Ebbe und Fluth des Meeres) in Bewegung gesetzten Körpers in Verbindung mit Pumpen und Accumulatoren, welch letztere als Kraftbehälter dann die Möglichkeit bieten, eine gleichmäſsige Arbeitsleistung zu erzielen. Zur praktischen Verwirklichung seiner Idee bringt Plessner zunächst Einrichtungen in Vorschlag, welche das Anstauen und Leiten der Wellen in einer gegebenen Richtung zum Zweck haben. Diese beschränken sich auf Dammanlagen, welche meist vom Ufer aus parallel, dann divergirend in die' See hinaus gebaut werden und am besten in Verbindung mit einem dreiseitig geschlossenen, gegen die See zu offenen Dock stehen. Selbstverständlich kann jedoch die topographische Gestaltung der Küste diese Anlagen theilweise oder ganz entbehrlich machen. Die Bewegungen der in das Dock einströmenden Wellen müssen behufs Nutzbarmachung der Wellenkraft zunächst einem soliden Körper mitgetheilt werden. Von den vielen diesbezüglich in Vorschlag gebrachten Constructionen heben wir nur die als besonders zweckmäſsig und relativ billig empfohlene Anwendung eines um eine ober Wasser liegende Achse schwingenden Thores hervor, welches quer in das Dock eingehängt ist. Soll auſser der Wellenbewegung auch noch Ebbe und Fluth nutzbar gemacht werden, so ist zur Erzielung eines groſsen Nutzeffectes ein pontonartiger Schwimmer am besten geeignet, welcher um eine unter Wasser liegende Achse in der Längsrichtung des Dockes frei schwingen kann, während er gleichzeitig dem steigenden oder sinkenden Wasser zu folgen im Stande ist, da die Achse von zwei Balanciers getragen wird, welche um an der hinteren Dockwand befestigte Zapfen schwingen können. Die Schwingungen dieser Balanciers lassen sich leicht direct auf vertical angeordnete Pumpen übertragen; die durch den Wellenschlag hervorgerufenen Bogenbewegungen des Schwimmers (bezieh. des Schwimmthores) dagegen können mittels Schubstangen und Winkelhebel zur Bethätigung ebensolcher Pumpen benutzt werden. Damit ist nun die Kraft überhaupt nutzbar gemacht und es ist (wenigstens für die meisten Arten ihrer Benutzung) nur noch ihre gleichmäſsige Uebertragung auf rotirende Wellen erforderlich. Es ist deshalb zunächst die Ansammlung der Kraft in Accumulatoren in Vorschlag gebracht, welche durch die Pumpen gespeist werden. Diese sollen schlieſslich das Druckwasser in gleichförmiger Weise an Turbinen oder Wassersäulenmaschinen abgeben, von denen dann die Kraft unmittelbar zu entnehmen wäre. Um den schwingenden Körper (Thor, Schwimmer) gegen Beschädigung durch den Anprall übergroſser Wassermassen im Falle von Sturmfluthen zu schützen, oder ihn in seiner ruhenden Stellung zum Zweck von Reparaturen o. dgl. zu sichern, genügt die Anbringung von Schleuſsen, Fluthschützen oder Thoren am Seeende des Dockes, durch welche die Menge und Kraft des in das letztere einströmenden Wassers regulirt werden kann. Obwohl der Erfinder eine selbstthätige Regulirung dieser Schleuſsen nicht als nothwendig erachtet, vielmehr die aufmerksame Bedienung solcher Vorrichtungen durch einen Wärter als genügend bezeichnet, gibt er doch zwei sinnreiche Selbstregulirungsvorrichtungen an, bezüglich derer wir indessen auf seine Patentschrift verweisen. H. Elektrische TransmissionVgl. 1878 227 210. 1879 233 171. für landwirthschaftliche Maschinen. Die von Locomobilen hin und her gezogenen mechanischen Pflüge haben trotz der Vortheile, die sie in Bezug auf die Bestellung und den Ertrag gewähren, in Frankreich aus mehreren Gründen, unter denen die hohen Anschaffungskosten der Locomobilen und die Beschaffung des Speisewassers hervorgehoben sein mögen, bis jetzt keine groſse Ausbreitung gefunden. Chrétien und Felix sind daher auf den Gedanken gekommen, die in Frankreich vorhandenen zahlreichen, noch so wenig benutzten Wasserkräfte und die in den verschiedenen Fabrikanlagen vorhandenen stationären Maschinen für landwirthschaftliche Maschinen dadurch mit benutzbar zu machen, daſs sie mit Hilfe zweier kräftiger Gramme'scher Maschinen eine elektrische Transmission herstellen. Man kann dabei bis auf 2km Entfernung unter Anwendung von Kabeln von 10qmm Querschnitt auf 50 Proc. Nutzeffect rechnen. Die Genannten haben eine ganze Reihe von landwirthschaftlichen Maschinen dazu eingerichtet, welche in England mittels Locomobilen getrieben werden. Mit zwei dieser Maschinen sind bei Sermaize (Marne) bereits Versuche angestellt worden: ein Apparat zum Entladen der ZuckerrübenkähneUeber die Verwendung elektrischen Lichtes dabei vgl. 1876 220 472. und eine Windetrommel für den Pflug. Der Entladeapparat hat den ganzen letzten Winter hindurch gearbeitet und etwa 40 Proc. Ersparniſs gegenüber der Handarbeit geliefert und überdies das Entladen sehr beschleunigt, was für die Zuckerfabrikation von Wichtigkeit ist. Die Pflugtrommeln waren erst 3 Wochen in Gebrauch. Unsere Quelle (Revue industrielle, 1879 S. 205) gibt ein Gesammtbild der ganzen Einrichtung zum Pflügen und gröſsere Abbildungen der elektrischen Transmission. Letztere enthält auf einem vierrädrigen eisernen Rahmen oder Wagen, zwei Gramme'sche Maschinen. Auf der Achse jeder Gramme'schen Maschine sitzen zwei kleinere Reibungsscheiben, welche zwei gröſsere solche Scheiben in Umdrehung versetzen. Auf der Triebachse der letztern sitzen zwei Getriebe von verschiedener Gröſse, welche mit zwei auf verschiedenen groſsen Rädern auf der Achse der Seiltrommel in Eingriff gebracht werden können, um die Trommel mit wechselnder Geschwindigkeit zu treiben. Ein stählernes Seil von 250m Länge und 12mm Stärke wickelt sich von der Trommel in dem einen Rahmen ab und gleichzeitig wickelt sich ein zweites Seil auf die Trommel in einem 200m davon entfernten zweiten Rahmen auf; mittels eines Commutators sendet man den elektrischen Strom abwechselnd durch das Paar Gramme'sche Maschinen, welche das Seil auf ihre Trommel aufzuwickeln haben. Die beiden freien Seilenden sind an dem Pfluge befestigt. An dem einen Ende der Achse der beiden Reibungsscheiben sitzt ferner ein Kegelrad, das mit dem einen oder dem andern von zwei Kegelrädern in Eingriff gebracht werden und dann mittels einer Kette ohne Ende die beiden Hinterräder am Rahmen in Umdrehung versetzen und so das Ganze vorwärts oder rückwärts bewegen kann. Zieht man aber einen Keil heraus, so läuft das eine Hinterrad lose auf seiner Achse und der Wagen läſst sich nun in einem Bogen von einigen Metern Halbmesser drehen. Zum Lenken dient eine einfache Vorrichtung, mittels deren sich die Vorderachse schief stellen läſst. Eine Kraftmaschine in der Zuckerfabrik zu Sermaize, 300m vom Felde entfernt, treibt zwei Gramme'sche Maschinen, welche nun den Strom liefern. Durch diese Anlage werden etwa 8e ausgenutzt. Es wurden zunächst für die Beleuchtung bestimmte Maschinen verwendet, und so war blos eine Kraft von 4e zum Ziehen des Pfluges verwendbar. Bald werden kräftigere Maschinen verfügbar sein, welche die Verwendung eines vierscharigen Pfluges und ein tieferes Pflügen gestatten werden, während bisher in lockerem Boden ein blos zweischariger Pflug verwendet wurde, in hartem Boden ein nur einschariger. Zum Schluſs einige Zahlenangaben: In der Minute Geschwindigkeit der Gramme'schen Maschinen in der Fabrik              „          „            „                   „        an den Seiltrommeln              „          „   ReibungsscheibenGröſsere Geschwindigkeit der SeiltrommelKleinere             „              „            „Geschwindigkeit der Laufräder 1600  800  133    27    14      4,6 Umdrehungen Weg des Pfluges bei gröſserer Geschwindigkeit 81m   „     „       „       „   kleinerer              „ 50m   „     „   Wagens 16m Die Furchen sind 0m,275 breit und im Mittel 0m,2 tief. Mit 2 Scharen pflügt man etwa 20qm in der Minute. Dumoulin-Froment's Regulirung an Morse-Telegraphen. Wenn die Abreiſsfeder am Ankerhebel des Elektromagnetes nicht ausreicht, um durch Spannen oder Nachlassen die Verstärkung oder Schwächung der Linienströme auszugleichen und so eine trotz der Veränderungen in der Stromstärke stets gleich gute Schrift zu erzielen, so muſs man die Entfernung des Ankers von den Elektromagnetpolen verändern. Da nun eine Verstellung des Ankers zugleich eine Verstellung der im Ankerhebel sitzenden schreibenden Theile im Gefolge haben würde, diese aber eine nicht beabsichtigte Veränderung der Schrift, so hat Dumoulin-Froment in Paris (Bulletin de la Société d'Encouragement, 1879 Bd. 6 S. 182) den Elektromagnet auf einer drehbaren Platte angebracht, so daſs seine achsiale Ebene um einen gewissen Winkel verlegt werden kann.Vorzüglicher und nicht minder einfach dürfte die bereits vielfach angewendete Hebung und Senkung der Elektromagnete sein.D. Ref. Obwohl dabei der Anker unverändert in seiner Lage bleibt, läſst sich die Entfernung der Elektromagnetpole von der Ankerachse vergröſsern und verkleinern, und es ändert sich die elektromagnetische Anziehung mit dem Winkel, welchen die beiden Theile mit einander machen; man verfügt so über eine Regulirung innerhalb sehr weiter Grenzen. Die drehbare Platte dreht sich übrigens auf einer biegsamen und federnden Scheibe, durch welche ihre Achse hindurchgeht, bevor sie das Spurlager, worauf sie sich stützt, erreicht; dadurch bleibt die Platte immer in der Stellung stehen, welche man ihr gibt. Zur Regulirung der Laufgeschwindigkeit bedient sich Dumoulin-Froment eines eigentümlichen Regulators mit zwei schwingenden Federn, deren Stab schneckenförmig gewunden ist und welche schwere Läufer tragen, mittels deren sich die Geschwindigkeit verändern läſst. Nach den Erfahrungen an den Typendruckern von Hughes gibt ein solcher Regulator eine sehr gleichförmige Bewegung. So schwankt die in der Minute ausgegebene Länge von Papierstreifen in dem Momente, wo der Apparat frisch aufgezogen ist, und jenem, wo er im Begriff ist, stillstehen zu bleiben, an Dumoulin-Froment's Apparaten nur zwischen 1,70 und 1m,60, während er bei Apparaten mit anderen Regulatoren zwischen 1,70 und 1m,40 schwankt. E–e. Staubdichter Kastenverschluſs. In Sammlungen ist der Staub ein gewöhnlicher und gefährlicher Feind, und besonders lästig ist derselbe bei Sammlungen von Gespinnsten und Spinnfasern, welche eine Reinigung durch Klopfen und Bürsten nicht vertragen. Der Wunsch, solche Sammlungen auf die Dauer vor Staub und Motten zu sichern, führte zur Verwendung gefüllter, weicher, runder Lampendochte oder sogenannter (auf der Rundschnurmaschine) übersponnener Watterollen. Bei Schränken wurden dieselben in der Dicke eines kleinen Fingers, bei Schatullen in Bleistiftdicke mit so überaus günstigem Erfolge zur Anwendung gebracht, daſs dieses einfache Mittel bestens empfohlen zu werden verdient. Oben erwähnte Dochte müssen mit gutem Leim an dem einen Theil des zu verschlieſsenden Behältnisses geklebt werden und zwar so, daſs der bewegliche Theil, Schrankthür, Deckel o. dgl., sich dagegen gleichmäſsig anlegt, bezieh. anlegen kann. Bei Schränken erfordert dies einige Uebung, bei kleinen Kästchen aber wird es sogleich gelingen; nur muſs für richtigen Andruck des Deckels durch entsprechend vertheilte Vorreiber gesorgt werden. Dieser Verschluſs dürfte sich auch für zoologische Sammlungen u. dgl. empfehlen; für Mahlproducte und Sammlungen aus der Textilindustrie habe ich denselben seit einem Jahre erprobt. Fr. Kick. Neuerungen an Webereimaschinen. Webeblatt von Tutzschky und Wagner in Chemnitz (*D. R. P. Nr. 4154 vom 19. Januar 1878). Dasselbe soll namentlich für das Weben dichtstehender Wollenketten dienen und die vielen Fadenbrüche vermeiden, welche dadurch entstehen, daſs die bisherigen Rietblätter die Knoten nicht durchlassen. Der eine Bund des Blattes ist wie gewöhnlich angefertigt und sind die Rohre daselbst durch die bisher übliche Verlöthung fest gehalten. In dem anderen Bunde hingegen stehen die Rietstäbe in ihrer Längsrichtung beweglich, so daſs sie beim Durchgang von Knoten aus einander federn können. Es werden hier zwei Stück halbrunde Eisenstäbe auf die Rohre gelegt und um diese stark gewundene Spiralfedern in solcher Weise gewickelt, daſs zwischen jeder Windung der Feder ein Rietstab steht. Die Feder wird durch eine Verlöthung auf dem Rücken der beiden Bundstäbe gehalten. Vorrichtung zum Zerschneiden der Chenillegewebe. R. N. Havers und R. G. Geach in Bradford (*D. R. P. Nr. 2742 vom 10. März 1878) spannen das in Chenillestreifen zu zerschneidende Gewebe in ähnlicher Weise auf, wie dies im Webstuhl geschieht. Die Sahlleiste wird jedoch der ganzen Länge nach umgefaltet, so daſs sie eine Art Tasche bildet; in diese werden vor dem Schneiden Stäbe eingesteckt und hierdurch die Waare breit gehalten. Um auch alle übrigen Kettenfäden in gerader Richtung zum Messer zu halten und somit die Schuſsfäden in der gewünschten Entfernung zu den Kettenfäden zu schneiden, wird querüber das Gewebe eine Stange gelegt, auf welcher Rollen mit V-förmigen blechdicken Vorsprängen sitzen. Dieselben greifen zwischen die Schuſsfäden ein und legen sich die Kettenfäden rechts und links an. Hinter den Messern sind auf einem Brustbaum Stifte angebracht, zwischen welchen hindurch die Chenillefäden nach den Aufwickelwalzen hin laufen. Zum Zerschneiden der zu beiden Seiten der Kettenfäden vorragenden und die Chenille bildenden Schuſsfäden bedient man sich gerader oder gekrümmter Schneiden und befestigt diese auf einer Welle, welche man entweder auf und ab oder auch drehend bewegt. Im letztern Fall kann ununterbrochene Drehung erfolgen, wenn man sich kreisrunder Schneiden bedient, oder es muſs oscillirende Bewegung gewählt werden, wenn man Schneiden nimmt, welche nur Kreisbogenstücke sind. Magnet zum Eintragen und Ausziehen der Sammtnadeln an Webstühlen von F. David in St. Etienne (D. R. P. Kr. 3103 vorn 31. März 1878). Die Nadeln werden hier in die Webkette durch ein Schiffchen gebracht, welches einen Hufeisenmagnet trägt, dessen beide Enden vorn flach sind und so weit vorspringen, daſs sie die Stahlnadel sicher ergreifen, festhalten und während der Bewegung der Schütze in das Fach legen. Damit bei weiterem Laufe der Schütze die Nadel liegen bleibt, ist dieselbe am rechten Ende (die Schütze trägt die Nadel stets von rechts nach links ein) plattenförmig geformt und rechtwinklig nach unten zu gebogen. Dieser Ansatz stöſst gegen einen an der rechten Seite des Gewebes liegenden Draht, so daſs derselbe die Nadel aufhält und der Magnet davon abgleitet. Das Herausziehen erfolgt ebenfalls durch die Schütze und kann dieselbe entweder eine Leiste erhalten, welche entsprechend ausgeschnitten ist, um den Nadelkopf zu fassen und die Nadel bei ihrer Rechtsbewegung mit zu nehmen, oder die Schütze besitzt eine Leiste mit einem Elektromagneten, welcher durch seine Anziehungskraft die Nadelplatte nach sich zieht und sie losläſst, wenn der Strom unterbrochen wird. E. L. Zur Herstellung von Mörtel. A. Seibels in Stettin (D. R. P. Nr. 4058 vom 10. Mai 1878) will 60 Theile fein gemahlene Kieselsäure und 56 Theile gebrannten Kalk mit 20 bis 40 Theile einer concentrirten Lösung von Chlorcalcium befeuchten und dann bei Hellrothglut glühen; das erhaltene Gemisch erhärtet, auch unter Wasser, in etwa 25 Minuten. Nimmt man die doppelte oder dreifache Menge Kalk, so erhärtet der Mörtel schon nach 15 oder 10 Minuten. Zur Herstellung eines hydraulischen Mörtels, „Neutroſs“ genannt, wird nach C. Heintzel in Lüneburg (D. R. P. Nr. 4416 vom 30. Juli 1878) staubfein gelöschter Kalk mit schwach geglühter Infusorienerde gemischt. Für Mörtelarbeiten, welche im Wasser liegen sollen, werden gleiche Theile, für weniger dem Wasser ausgesetzte wird 1 Th. Infusorienerde mit 2 Th. Kalk gemischt verwendet. Ein Mörtel aus 1 Th. Infusorienerde, 1 Th. Kalk und 6 Th. Sand hatte nach 28 Tagen eine Zugfestigkeit von 2k,7. Analysen von Stärkezucker. J. Steiner (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1879 S. 339) hat 4 Stärkezucker, welche zur Bereitung von Bier bestimmt waren, untersucht. Bestandtheile I II III IV Wasser 15,50   6,00 13,30   7,60 Asche   0,30   2,50   0,40   1,10 Dextrose 45,40 26,50 76,00 Maltose 28,00 40,30   5,00 42,60 Dextrin   9,30 15,90 39,80 Kohlenhydrate   1,50   7,00   5,30   8,90 Proteinsubstanzen Spuren   1,80   0,20 Säure = SO3   0,08   0,03   0,05 Jodreaction deutl. blaue Mikroskopischer Befund rein Stärkekörner rein rein Probe I aus einer deutschen Fabrik ist weiſs und weich, die übrigen Proben sind aus englischen Fabriken, und zwar ist II durch Behandeln von Mais mit Schwefelsäure unter hohem. Druck hergestellt und wie IV zähe, III dagegen fest. Zur Herstellung von Milchglas. J. Kempner in Görlitz (D. R, P. Kr. 4551 vom 4. Juli 1878) hat auf die Herstellung von Milchglas aus Feldspath, Fluſsspath und Schwerspath ein Patent erhalten. 100 Theile eines aus 50 bis 80 Proc. Feldspath und 20 bis 50 Proc. Fluſsspath bestehenden Gemenges werden mit 15 bis 50 Th. Soda oder 20 bis 65 Th. Potasche und 50 bis 150 Th. Sand verschmolzen. Ein zweites Gemenge besteht aus 35 bis 71 Proc. Feldspath, 17 bis 50 Proc. Fluſsspath und 12 bis 40 Proc. Schwerspath. 100 Theile dieses Gemenges sollen mit 15 bis 50 Th. Soda oder 20 bis 65 Th. Potasche und 70 bis 120 Th. Sand verschmolzen werden. Die mit Schwerspath hergestellten Milchgläser sind sofort weiſs, bedürfen daher des Wiederaufwärmens selten oder gar nicht; sie sollen sich ferner durch Glanz und Lichtbrechungsvermögen auszeichnen. Die Glashütte, 1879 S. 119 gibt folgenden Satz für englisches Opalglas: Englisch Französich Sand     188 Th.                100 Th. Mennige 94 32 bis 25 Potasche 61 27 bis 28 Kalisalpeter 11 Feldspath 29 Fluſsspath 29 14 bis 16 Entfärbungsmittel nach Bedarf. Das Glas soll ein milderes Ansehen haben als Kryolithglas, jedoch geneigt sein, die Umrisse der Flamme durchscheinen zu lassen, wenn dasselbe nicht genügend wiederangewärmt war. Der daneben stehende Satz für französisches Opalglas zu Beleuchtungsgegenständen nach Peligot ist zuerst in der Glashütte in Bourget verschmolzen. Folgender Glassatz gilt für Lothringer Opalglas zu Blumenvasen: Lothringer Deutsches Sand      100 Th.         180 Th. Soda 30 50 bis 55 Kalk 10          19 Fluſsspath 12 30 bis 32 Feldspath 12 30 bis 32 Das Glas soll sich leicht verzieren lassen, jedoch weniger entglast sein und daher die Umrisse der Flamme durchsehen lassen. – Die „Glashütte“ empfiehlt für deutsche Hütten den daneben stehenden Satz, welcher, wie üblich, durch Nickel entfärbt werden kann. Ch. T. M. gibt im Sprechsaal, 1879 S. 211 für offene und gedeckte Häfen folgende Sätze für Kryolithglas: Offen Gedeckt Reinster Quarzsand        100 Th.      100 Th. 95proc. Soda   12   18 Reinstes 85proc. Kryolithpulver   20   20 Reinster Kalkspath, Kreide oder Marmor   14     8 Reinster Kaliumsalpeter     3     3 Reinstes Arsenikmehl     1     1 Braunstein, Kobalt haltig (10 : 1) nach BedürfniſsKryolithglasbrocken derselben Zusammensetzung   50   50 –––––––––––––––––– Satz: 200 200. Irrthümlich erscheint die Ansicht desselben Verfassers, daſs man statt des Kryolithes besser die entsprechende Menge Natriumaluminat verwenden könne, da er dabei übersieht, daſs hier das Fluor die Entglasung bewirkt, nicht die Thonerde, wie Williams (1869 192 412), Hagemann (1874 213 221) und Ebell (1877 225 76) gezeigt haben (vgl. 1868 188 340. 189 180). Da Williams und Hagemann zur Herstellung von Milchglas bereits Gemische von Feldspath und Fluſsspath verwendet haben (vgl. 1877 224 627), so ist schwer zu sagen, in wiefern die erwähnten patentirten Gemenge von Kempner auf Neuheit Ansprach machen können (vgl. 1869 191 301). Ueber die Alizarinsorten des Handels; von Prud'homme. Die eine Hauptsorte des künstlichen Alizarins, mit der Bezeichnung „Alizarin für Violett“, oder auch „Alizarin Nr. I“ besteht zumeist aus fast chemisch reinem Alizarin C14H8O4 Die anderen unter dem Namen „Alizarin für Roth“ vorkommenden Sorten enthalten auſser Alizarin noch Flavopurpurin und Isö- oder Anthrapurpurin, beide nach der Formel C14H8C5 zusammengesetzt, also Isomerieen des Purpurins, deren Bildungsweise und Eigenschaften von Caro und Perkin, sowie später von Schunk und Römer beschrieben worden sind (vgl. 1876 222 275). Manche Sorten des „Alizarins für Roth“ enthalten auch gar kein Alizarin, sondern bestehen fast nur aus Flavopurpurin und Anthrapurpurin. Diese beiden im Krapp gar nicht vorkommenden Purpurine färben Beizen nur bei Gegenwart einer gewissen Menge Kalk an, wie Prud'homme im Bulletin de Mulhouse, 1879 S. 88 berichtet. Das Roth des Anthrapurpurins ist bläulicher als das des Flavopurpurins, welch letzteres wieder weniger, seifenecht ist. Ein mit Anthrapurpurin hergestelltes Roth widersteht der Einwirkung einer alkalischen Lösung von Ferricyankalium (vgl. J. Wagner, 1876 220 444), nicht so das Violett, welches durch dieselbe entfärbt wird, während sowohl das Roth, als auch das Violett des Flavopurpurins von alkalischem Ferricyankalium nicht angegriffen werden. Beide Purpurine sind, und zwar das Flavopurpurin in kaltem, das Anthrapurpurin in kochendem Alkohol, löslich; letzteres löst sich in Benzin fast gar nicht, während Alizarin und Flavopurpurin darin löslich sind. Schlieſslich ist der Barytlack des letzteren in Wasser weniger löslich als der des Anthrapurpurins. Kl. Zur Analyse des Türkischrothöles. Um den Wassergehalt des Türkischrothöles, bekanntlich ricinusölsulfosaures Ammon und pyroterebinsulfosaures Ammon, zu bestimmen, was auf gewöhnliche Weise oder durch vergleichende Ausfärbungen nicht zu erreichen ist, wendet G. Stein nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 1174 folgendes Verfahren an: In einem Porzellanschälchen von etwa 125cc Inhalt wiegt man 10g Türkischrothöl ab, gibt 75cc kalt gesättigte Kochsalzlösung hinzu (26 : 100) und dann 25g getrocknetes Wachs. Hierauf erhitzt man das Ganze auf dem Dampfbade. Da Türkischrothöl in Kochsalz haltigem Wasser unlöslich ist, so scheidet es sich bald wasserfrei auf der Oberfläche der concentrirten Salzlösung ab und verbindet sich mit dem geschmolzenen Wachs. Den nachher erstarrten Wachskuchen befreit man mittels Filtrirpapier von anhaftender Kochsalzlösung, trocknet über Schwefelsäure und wiegt. Nach Abzug des Wachses ergibt sich sehr einfach der Gehalt an Türkischrothöl. So untersuchtes, nach der vorzüglichen Vorschrift von A. Müller-Jacobs' (*1878 229 544) selbst dargestelltes Türkischrothöl enthielt davon 83,3 Proc; dagegen enthielt käufliches Türkischrothöl aus folgenden 6 Häusern: von J. M. Sumner und Comp., ManchesterBaerlein und Comp., ManchesterC. Breuer, MülhausenO. Wolf, ElberfeldL. Javal Frères, HamburgR. Ziegler und Comp., Zürich 50,561,463,171,973,577,5. Proc.Türkisch-rothöl.