Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 234, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 425
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Miscellen. Miscellen. Eisenbahnzug, System Krauſs, für Localverkehr. Die Klage über das Miſsverhältniſs zwischen beförderter Nutzlast und dem dazu erforderlichen Zugsgewicht ist so alt wie die Eisenbahnen selbst. Und wenn auch kühnere Constructeure in den Festigkeitsdimensionen von Locomotiven und Wagen bis hart an die Grenze des Zulässigen gegangen sind, konnte dies doch jenem Uebelstand nur wenig abhelfen, da andererseits die Beanspruchungen, denen Maschine und Wagen ausgesetzt sind, in noch gröſserem Maſse anwuchsen. Wenn sich somit auf diesem Wege kaum ein ausschlaggebendes Resultat erwarten läſst, so bleibt nur ein anderes Mittel übrig und das ist die weitgehendste Specialisirung des Betriebes und genaues Anpassen desselben an die vorhandenen Verhältnisse. Hierauf – vielleicht zu allererst – hingewiesen zu haben, ist ein unleugbares Verdienst der Locomotivfabrik Krauſs und Comp. in München, und die Erfolge, welche sie in dieser Richtung errungen hat, sind wohl verdiente. Insbesondere der Personenverkehr in der Nähe gröſserer Städte läſst bei seiner heutigen Einrichtung fast alles zu wünschen übrig. Das Publicum, welches in der Umgegend der Stadt entweder wohnhaft oder dort tagsüber beschäftigt ist, die Bewohner von benachbarten Sommerfrischen, die Bauern der benachbarten Ortschaften mit ihren verschiedenartigen Zufuhren, sie alle wünschen selbstverständlich eine möglichst häufige Bahnverbindung mit dem Centralpunkte. Die Bahn dagegen findet schon bei ihrem gegenwärtigen spärlichen Zugverkehr nicht genügende Benutzung, um die mit geschleppte bedeutende todte Last entsprechend auszunutzen, und will daher selbstverständlich von häufigen Zügen gar nichts wissen. Dies ist bei der heutigen Zusammenstellung der Personenzüge wohl begreiflich. Eine Locomotive von mindestens 30t Dienstgewicht, dazu ein Tender von weiteren 25t und – bei einem Fassungsraum von zusammen 120 Personen – drei angehängte Personenwagen zu 10t Leergewicht ergeben ein Zugsgewicht von 85t oder, selbst bei voller Besetzung, auf jeden Fahrgast 700k todte Last. Bei geringerer Besetzung wird dies selbstverständlich noch ums mehrfache erhöht und das Miſsverhältniſs ganz maſslos. Halten wir dem gegenüber den Krauſs'schen Localzug entgegen, so finden wir eine kleine, für diesen Zweck völlig ausreichende Tenderlocomotive von 8 bis 9t, einen groſsen sogen. Etagenwagen mit 90 Sitzplätzen und auſserdem noch etwa 30 Stehplätzen von rund 12t Leergewicht, im Ganzen also 20t oder 220k für 1 Sitzplatz. Daſs dem entsprechend die Ausgaben für die Zugkraft, speciell Brennmaterial, in gleichen Verhältnissen vermindert werden, bedarf keiner besonderen Erwähnung; mindestens ebenso wichtig aber ist es darauf hinzuweisen, daſs durch das geringere Zugsgewicht eine bedeutende Schonung des Bahnoberbaues, speciell der Schienen, stattfindet und auch die hierfür entfallenden Ausgaben entsprechend herabgesetzt werden. Wenn trotz dieser auffälligen Vortheile des neuen Systemes die Eisenbahnen nicht sofort zu diesem Betriebe übergehen, so ist der Grund davon, auſser in dem naturgemäſsen Conservativismus derart groſser Organismen, wohl jedenfalls darin zu suchen, daſs man die Erschwerung des Werkstättendienstes durch Einführung so vollständig abweichender Typen, vielleicht auch besonders groſse Reparaturen an dem neuen Betriebsmaterial und endlich die bei einem Miſslingen des Versuches verlorenen Anschaffungskosten scheut. Dem gegenüber kann aber nun auf zwei Bahnstrecken hingewiesen werden, auf welchen der Krauſs'sche Localzug schon verkehrt; es ist dies die Strecke Berlin-Grünau der Berlin-Görlitzer Eisenbahn, wo das System seit September 1878 eingerichtet ist, und die Strecke Leobersdorf-Gutenstein der Niederösterreichischen Südwestbahn, in der Nähe von Wien, welche seit Mitte August 1879 einen Krauſs'schen Localzug – Locomotive mit Etagenwagen – in Betrieb gesetzt hat. Auf ersterer Bahn, welche sehr günstige Steigungs- und Richtungsverhältnisse hat, ist eine 25e-Locomotive von 7t,5 Dienstgewicht vor den Etagenwagen gespannt, bei der schwierigem Strecke Leobersdorf-Gutenstein ist eine 60e-Locomotive von etwa 13t Dienstgewicht in Verwendung – in beiden Fällen zur vollkommensten Zufriedenheit sowohl der Bahngesellschaft, als des Publikums. Die Locomotiven sind nach dem bewährten Krauſs'schen Type mit der nur von dieser Fabrik erreichten Leichtigkeit und Einfachheit construirt; der Etagenwagen, mit 2m hohem Oberkasten und breitem und bequemem Aufstieg, ist für die kurzen hiermit zurückzulegenden Strecken ganz passend. Die Gesammtkosten von Wagen und Maschine übersteigen nicht 20 000 M., die Betriebskosten stellen sich unter Annahme eines täglichen Dienstes von 135 Zugkilometer auf 24 M. im Tag, während der entsprechende Betrag bei dem oben erwähnten Normalzug unter gleichen Verhältnissen 63 M. ausmachen würde. Mit Hinzurechnung der 10 Proc. Amortisation des Anlagekapitals, sowie der Erhaltungskosten des Oberbaues stellen sich die Ziffern auf 31 M. gegenüber 87 M. Es ist dies ein so wesentlicher Unterschied, daſs die Zukunft des neuen Systemes damit ganz auſser Frage gestellt ist. Wn. Anwendung von Achard's elektrischer Bremse auf Schiffen. Achard und Trève glauben, daſs es zeitgemaſs sei, das Princip von Achard's Bremse (* 1879 233 379) auch für Schiffe zu verwerthen – sei es zum Anlassen, Umsteuern und Stillstellen der Schiffsdampfmaschine oder zur Bedienung des Steuers – unter Einschaltung einer kleinen rotirenden Maschine von etwa 1 bis 1e,5 vor den jetzt zu den genannten Hantirungen gebrauchten Hebeln oder Handgriffen. Nach den Comptes rendus, 1879 Bd. 88 S. 155 ist in Fig. 13 und 14 Taf. 29 der Plan eines Apparates angegeben, welcher erforderlichen Falles die jetzigen Hilfsmotoren ersetzen könnte. A ist die Stange des Steuerruders, B eine zu seiner Bewegung dienende Schraube ohne Ende; die Mutter C gestattet der Stange, über die ganze Länge der Schraubenspindel sich hin und her zu bewegen, ohne sich zu drehen. Die Elektromagnete E und E1 mit 4 Polen sind frei auf die Achse der Schraube aufgekeilt; ihre kreisförmigen Anker G und G1 sind aus einem Stücke mit den lose laufenden Scheiben H und H1. Wenn der elektrische Strom durch die beiden Elektromagnete gesendet wird, so haften sie mindestens mit 350k an den Ankern; dies gibt einen Widerstand gegen das Gleiten von ungefähr 100 bis 150k, wie man aus den Ergebnissen der Anwendung von Achard's Bremse auf den Eisenbahnen schlieſsen kann. Die mit einer Geschwindigkeit etwa 100 bis 150 Umdrehungen umlaufenden Scheiben H, H1 ertheilen der Schraubenspindel die nämliche Geschwindigkeit. Der Kreis, worin die wirksamen Mittelpunkte der Elektromagnetpole liegen, hat einen Umfang von 1m; die Ganghöhe der Schraube ist 5cm, die Uebersetzung also 1 : 20. Demnach wirkt die Schraube auf die Stange verschiebend mit einer Kraft 20 mal 100 bis 150, d.h. mit 2000 bis 3000k. Jeder Umlauf der Scheibe verschiebt die Mutter oder die Stange um einen Gang, d. i. um 5cm; für 100 Umläufe gibt dies 5m, für 150 aber 7m,50 oder den ganzen Weg, den die Stange überhaupt durchlaufen kann. Die Verbindung bei K gestattet eine Umkehrung des gabelförmigen Endes L und dessen Lösung von der Mutter C, durch welche die Stange unabhängig von der Schraube ohne Ende wird. Lloyd's Schleif- und Polirmaschine für Mauersteine. Diese Maschine, welche von Warner und Lee in Battersea (England) gebaut und zu etwa 800 M. geliefert wird, dient nach der Thonindustrie-Zeitung dazu, mittels Schmirgelscheiben gebrannte Ziegelsteine in beliebig profilirte Formsteine umzuwandeln und sie zu poliren. Eine horizontale Grundplatte trägt zwei Ständer, an denen sich ein Rahmen mit Hilfe einer verticalen Schraubenspindel auf die bei Werkzeugmaschinen übliche Weise auf und ab schieben läſst. Dieser Rahmen trägt nun eine horizontale Welle, die durch eine Riemenscheibe in rasche Umdrehung versetzt werden kann. In der Mitte dieser Welle wird eine Schmirgelscheibe befestigt, deren Rand entsprechend dem Profil, welches der Stein erhalten soll, geformt ist. Diese Steine werden, während die Schmirgelscheibe rasch rotirt, an einem zu diesem Zweck auf der Grundplatte befestigten Lineal entlang geschoben, wobei sich dann das betreffende Profil der Schmirgelscheibe in den Mauersteinen einschleift. Der maschinelle Vorgang ist also sehr einfach und es lassen sich dem Mauerstein leicht die verschiedensten Profile geben. Die Schmirgelscheiben haben 20 bis 30cm Durchmesser und laufen mit 1800 Umdrehungen in der Minute. Ein Mann soll täglich auf dieser Maschine 1500 Steine durchziehen lassen können; die Anzahl der fertig geschliffenen Steine hängt selbstverständlich davon ab, wie viel „Schnitte“ zur Erzeugung des gewünschten Profiles nöthig sind. Wenn die Maschine sowohl profiliren, wie auch poliren soll, was mit entsprechend hergestellter Scheibe auf ganz dieselbe Weise geschieht, so sollen täglich etwa 500 Steine fertig gestellt werden. Die geschliffenen Flächen der Steine sollen schön polirt. aussehen und abgestoſsene oder abgebröckelte Ecken fast nicht vorkommen. Die Schärfe der Linien soll an das Aussehen guter Terracotta-Arbeiten erinnern. Der Patentinhaber stellt sich seine Schmirgel Scheiben selbst her, da die im Handel käuflichen für diese Zwecke nicht taugen. Eine solche von ihm hergestellte Scheibe hat bereits, 150 000 Mauersteine profilirt und ist noch in vollständig brauchbarem Zustande, ohne nachgedreht worden zu sein. Die Profile werden mittels eines Stückes Gasrohr in die Scheiben eingedreht, während sie langsam rotiren. Zur Herstellung von Glasbuchstaben. A. Luckner in Berlin (D. R. P. Zusatz Nr. 7760 vom 4. März 1879) schlägt vor, die heiſse Glastafel mit geschmolzenem Metall zu überziehen und aus den so gewonnenen Tafeln Buchstaben und Zahlen auszuschneiden (vgl. 1879 233 313). Verfahren, um Bronze schmiedbar zu machen. P. Dronier in Paris (D. R. P. Nr. 7103 vom 15. December 1878) will Legirungen von Kupfer und Zinn dadurch schmiedbar machen, daſs er denselben ½ bis 2 Proc. QuecksilberQuecksiber zusetzt. Zur Herstellung von Gummischläuchen. Die Compagnie Franco-Américaine de Caoutchouc in Paris (* D. R. P. Nr. 7165 vom 16. April 1879) will Gummischläuche zur Leitung von Säuren mit einer eingelegten Spirale aus Hartgummi herstellen. Shone's Entwässerungsanlagen. Die Entwässerungsanlagen von L. Shone in Wrexham, England (* D. R. P. Nr. 6898 vom 9. Februar 1878) sind für solche Fälle bestimmt, wo die Rieselfelder, auf welchen die Abfallstoffe und Abschwemmwässer einer Stadt abgelagert werden sollen, durch natürliches Gefälle der Kanäle nicht zu erreichen sind. Das künstliche Heben der fraglichen Stoffe erfolgt mittels eigenthümlicher Druckgefäſse (Montejus) durch Dampf oder gepreſste Luft. Diese Gefäſse sind so eingerichtet, daſs sie nach ihrer gänzlichen Füllung selbstthätig abgesperrt und unmittelbar dem Dampf- oder erhöhten Luftdruck ausgesetzt werden, welcher ihre Entleerung durch ein beliebig höher gelegenes oder steigendes Abfluſsrohr bewerkstelligt. Nach der völligen Entleerung wird der Dampf oder die verdichtete Luft wieder vom Druckgefäſs selbstthätig abgesperrt, dagegen die Verbindung des letzteren mit den Zufluſskanälen neuerdings hergestellt und gleichzeitig eine Oeffnung zum Entweichen der Luft aus dem Druckgefäſs in die Abfluſskanäle frei gemacht; diese werden hierdurch in wirksamer Weise gelüftet. Die erforderliche selbstthätige Umsteuerung der Zufluſs- und Abfluſskanäle sowie der Luft- (bezieh. Dampf-) Einströmungen und Ausströmungen erfolgt mittels Schiebern oder Kolben, welche durch Schwimmer im Gefäſs bethätigt werden. Die betreffenden Einrichtungen lassen sich so treffen, daſs die Luft oder der Dampf nur anfänglich mit vollem Druck, schlieſslich aber blos durch Expansion wirken kann. In jedem Stadtviertel führt man nun die Abfuhrkanäle einem oder mehreren unterirdischen Behältern zu, neben welchen in einem besonderen Schachte die Druckgefäſse so aufgestellt sind, daſs der Inhalt der Behälter durch sein eigenes Gewicht in dieselben treten kann. Die Anlage ist zweckmäſsig so zu treffen, daſs das Regelnwasser, von den Abfallstoffen getrennt, besonderen Gefäſsen zugeführt wird. Die Vertheilung der Abfallstoffe und des Wassers läſst sich dann durch geeignete Anlage der Abfluſskanäle nach Bedürfniſs bewerkstelligen. Uebelriechende Gase können unter Umständen aus letzteren durch besondere Rohre in Oefen (Kesselfeuerungen u. dgl.) geführt werden, um sie vor ihrem Austritt in die Atmosphäre zu reinigen. Der Patentschrift des Erfinders ist eine groſse Zahl (11 Blatt) von Zeichnungen beigefügt, welche die Gesammtanordnung sowie Einzelheiten des Druckgefäſses in den verschiedensten Einrichtungen verdeutlichen. Untersuchung der Ferdinandsbrunnquelle zu Marienbad in Böhmen. Die bereits seit d. J. 1528 bekannte und seit 1819 gebrauchte Quelle gibt nach ihrer Neufassung stündlich 1458l Wasser von 10,30. Nach W. F. Gintl (Journal für praktische Chemie, 1879 Bd. 20 S. 356) hat dasselbe neben Spuren von Arsen, Borsäure, Brom, Strontium und Methylamin folgende Zusammensetzung im Liter: mg Kaliumsulfat 49,262 Natriumsulfat 4715,345 Calciumsulfat 14,899 Natriumnitrat 12,355 Natriumchlorid 1711,257 Magnesiumchlorid 77,146 Natriumbicarbonat, 2058,100 Lithiumbicarbonat 30,408 Ammoniumbicarbonat 7,436 Calciumbicarbonat 691,661 Magnesiumbicarbonat 602,491 Ferrobicarbonat 73,736 Manganbicarbonat 18,356 Basisches Aluminiumphosphat 6,334 Kieselsäure 77,645 Organische Substanz 100,521 Freie Kohlensäure 3179,302 Einfluſs des Futters auf die Güte des Schweinefleisches. An verschiedenen Orten Englands wurden hierüber eingehende Untersuchungen angestellt. Yorkshire-Schweine, welche vom Anfang der Mast bis zum Schlachten vorzugsweise mit Milch- oder Molkereiabfällen gefüttert wurden, lieferten das bestschmeckende, sehr zartfaserige Fleisch und kamen in verhältniſsmäſsig kurzer Mastzeit zu den höchsten Schlachtgewichten. Nächst diesen kamen die mit Gerste gefütterten Thiere derselben Race zu hohen Gewichten und lieferten ebenfalls sehr schmackhaftes, feinfaseriges Fleisch. Auch die mit gleich viel Hafer und Erbsen gemästeten Schweine lieferten ein gutes Fleisch mit etwas stärkerer Faser und gutem festem Speck, dabei im Verhältniſs zum Gewicht des werthvollen Fleisches und des Speckes nur geringe Mengen Abfälle. Ausschlieſslich mit Mais ernährte Schweine gaben weichliches Muskelfleisch und ebensolches Fett, kamen jedoch zu bedeutend hohen Schlachtgewichten. Ausschlieſslich mit Kartoffeln gefütterte Thiere lieferten schwammiges, leichtes, unschmackhaftes Fleisch, das beim Kochen stark zusammenfiel. Vorzugsweise mit grünem Rothklee gefütterte Schweine gaben eigenthümlich gelbes, unschmackhaftes Fleisch. Bei starker Fütterung mit Oelkuchen und Leinsamen neben Gerstenschrot bildete sich loses fettiges Fleisch mit starkem, höchst unangenehmem Beigeschmack. Die nur mit Bohnen gemästeten Thiere lieferten festes, schwer verdauliches Fleisch von nicht besonders angenehmem Geschmack. Eichelmast lieferte keine günstigen Resultate und Fleisch von unangenehmem Geschmack. (Biedermann's Centralblatt, 1879 Bd. 2 S. 712.) Zur Beurtheilung der Futtermittel. Bekanntlich nimmt man bei der Berechnung der Zusammensetzung der Futtermittel folgende Durchschnittswerthe für die Zusammensetzung der Proteinstoffe an: Kohlenstoff   53 Wasserstoff     7 Stickstoff   16 Schwefel     1,5 Sauerstoff   22,5 –––––– 100,0, so daſs man den Proteingehalt der Futtermittel durch Multiplication des analytisch ermittelten Stickstoffes mit 6,25 berechnet. Märcker hebt in der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereines Sachsens, 1879 S. 196 das Unstatthafte dieses Verfahrens hervor, da erhebliche Mengen von Stickstoff der Gerste (1878 230 288), Kartoffeln (1878 228 285) und Rüben nicht in eiweiſsartigen Verbindungen vorhanden sind. Futterrüben enthalten kaum ¼ bis ⅓ des Gesammtstickstoffes als wirkliche Eiweiſsstoffe, Malzkeime 25 bis 26 Proc. Asparagin. O. Kellner (Landwirthschaftliche Jahrbücher, Supplement 1879 S. 243) hat eine Reihe diesbezüglicher Bestimmungen ausgeführt, welche auf Wasser freie Substanz berechnet folgende Resultate gaben: Gesammt-StickstoffProc. Stickstoff, nicht inEiweiſs gebunden Stickst.in Amid-verbin-dungenProc. Proc. Prov. vomGesamt-Stickstoff Luzerne (mehrjährig) 1) vom 7. April 1879, 4cm hoch   6,922 2,133 30,5 2)    „  23.      „      „    12cm   „   5,760 2,042 35,5 3) 2. Schnitt ohne Blüthenanlagen   3,570 1,183 33,1 1,025 4) vor der Blüthe, 50cm hoch   2,474 0,721 29,1 0,613 5) in      „        „       50 bis 60cm hoch   3,008 0,729 24,2 0,687 Rothklee (im 2. Jahr). 1) vom 27. März, 4cm hoch   5,200 1,958 37,7 2)     „   27. April, 7cm     n   3,974 0,975 24,5 3) in voller Blüthe, 35cm hoch   2,244 0,370 Esparsette (zweischürig, 2. Jahr). 1) vom 27. März, 4cm hoch   3,028 0,811 26,7 2)     „   27. April, 8cm    „   3,251 0,857 26,4 Roggen (Futterroggen). 1) vom 28. März, 8cm hoch   4,433 1,701 38,5 1,245 2)     „   20. April, 35cm   „   3,574 0,901 25,2 0,758 Italienisches Raygras (2. Jahr). 1) vom 28. März,   8cm hoch   3,921 1,140 29,1 2)     „   20. April, 35cm    n   1,864 0,320 16,1 0,304 Avena elatior (2. Jahr). 1) vom 4. April, 17cm hoch   4,664 1,460 31,3 2)    „  23. Mai,   55cm   „   2,420 0,637 26,3 Dactylis glomerata (2. Jahr). 1) vom 4. April, 15cm hoch   5,091 1,306 25,8 2)    „  23. Mai,   45cm    n   2,533 0,452 17,8 Taraxacum officinale. 1) vom 4. April, mit Blüthenknospen   3,693 0,818 22,2 2)    „    1. Mai,     „   Blüthen und Knospen   2,726 0,479 17,6 3)    „  24.    „        „          „         „    Früchten   1,665 0,294 17,6 Wiesenpflanzen. 1874 1. Schnitt vom 24. April 4,00 0,875 21,8 0,763     „   2.       „         „    13. Mai 2,61 0,496 19,0 0,415     „   3.       „         „    10. Juni 2,14 0,293 13,7 0,257 1877 1. Schnitt vom 14. Mai   2,824 0,983 34,8 0,892    „    2.       „         „       9. Juni   1,787 0,285 16,0 0,239    „    3.       „         „     29.   „   1,354 0,102   7,5 0,033 Wiesenheu. 1877, gut geerntet   1,736 0,218 12,6 0,175 1878, überreif, beregnet   1,450 0,233 16,1 0,187 Grummet. 1878, sehr gut eingebracht   2,269 0,349     „        „      „          „   2,384 0,356 Amidosäuren und Säureamide treten demnach auch unter normalen Vegetationsbedingungen in den verschiedenen Entwicklungsstufen aller grünen Pflanzen in erheblichen Mengen auf (vgl. 1879 233 493). Aus vorstehender Tabelle ergibt sich, daſs die Gramineen um so mehr Stickstoff in eiweiſsartigen Verbindungen enthalten, je näher die Reifezeit heranrückt, während die Papilionaceen in den verschiedenen Wachsthumsperioden nur geringere Schwankungen erkennen lassen. Pflanzen von kürzerer Lebensdauer scheinen daher ihre Stickstoffverbindungen rascher in Eiweiſs überzuführen als solche, welche neben der Ausbildung von Blüthen und Früchten auch ihren vegetativen Apparat noch vermehren. Verwendung des ausgebrauten Hopfens als Viehfutter. Nach den Versuchen von O. Kellner (Deutsche landwirthschaftliche Presse, 1879 S. 332) ist von einer umfänglicheren Verwendung des ausgebrauten Hopfens als Viehfutter wegen seiner geringen Verdaulichkeit und des Widerwillens, mit welchem die Thiere denselben aufzunehmen pflegen, abzusehen. Am besten werden diese Abfälle zur Compostbereitung anzuwenden sein. Kleinere Beigaben von Hopfen zu dem täglichen Futter sind deshalb noch nicht zu verwerfen, zumal hierdurch der Appetit der Thiere gesteigert werden soll. Auch scheint der Vorschlag E. Pott's, den Schlempe- und Treberkuchen, an Stelle des bisher in Anwendung gelangten Strohes, Hopfenabfälle zuzusetzen, wohl zu beachten, zumal letztere ihres Gerbsäuregehaltes wegen wahrscheinlich eine conservirende Wirkung besitzen. Aus demselben Grunde würde der ausgelaugte Hopfen vielleicht auch beim Einsäuern von Rübenschnitzeln u.s.w. mit Vortheil verwendet werden können. Ueber Ahornzucker. Der Saftzufluſs des Zuckerahorns (Acer saccharinum), eines bis 1m dicken und 30m hohen Baumes, ist von der Jahreszeit, vom Wetter, von der Lage und Höhe des Bodens abhängig. Der Zufluſs dauert etwa 6 Wochen, worunter 10 bis 15 Tage besonders reichlich; wenn sich die Blätter entwickeln, wird der nur noch spärlich flieſsende Saft sauer. Im Ahornwald bei Haysville liefern 40 bis 50k Saft 1k Zucker, ein mittlerer Baum 2k, in einzelnen Fällen selbst bis 20k Zucker. Junge Bäume unter 25 Jahren werden selten angebohrt; bei älteren scheint wiederholtes Anbohren keinen nachtheiligen Einfluſs auf deren Kräftigkeit auszuüben. Man hat Beispiele von Bäumen, die 40 Jahre nach einander angebohrt worden sind und deren Saft sichtlich immer besser wurde. Gewöhnlich geschieht das Anbohren mit einem 2cm-Bohrer, 5 bis 15cm tief und etwa Ina über dem Erdboden. Man macht 1 bis 3 Löcher in einen Baum und bringt im folgenden Jahre meist neue an der entgegengesetzten Seite an. Die Verarbeitung des Saftes geschieht in bekannter Weise. Ein groſser Theil des Saftes wird nur eingedickt und als Syrup, ohne Krystallisation, aufbewahrt und zu verschiedenen Speisen verbraucht. Da der Ahornzucker nicht sowohl einen Handelsartikel bildet, als vielmehr an Ort und Stelle in den Haushaltungen verbraucht wird, so ist es schwer, auch nur annähernd die erzeugte Menge desselben zu schätzen. In Massachusetts allein sollen jährlich etwa 300 000k gewonnen werden. (Nach der Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie, 1879 S. 830.) Versuche über den Anbau von Zuckerrüben. Aus den Versuchen von A. Pagnoul (Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie, 1879 S. 852) folgt, daſs man Alles thun muſs, um eine rasche Blattentwicklung zu begünstigen und jedes spätere Wachsthum zu verhindern. Rasch assimilirbare Dünger, wie Natronsalpeter und schwefelsaures Ammon, geben daher den höchsten Zuckergehalt. Starke Stallmistdüngung ist schädlich, wie die nachstehende Analyse einer damit erzeugten, 4020g schweren Rübe zeigt: Zucker in 100 Th. Rüben   4,420 Kohlensaure Alkalien   0,828 Chloralkalien   0,238 Gesammtmenge dieser Salze   1,066 Gesammtmenge auf 100 Th. Zucker 24,120 Salpetersaures Kali   0,728 Zucker in 11 Saft 41,70 Reinheitsquotient   0,49. Ueber das Secret der Talgdrüsen der Vögel. Nach D. de Jonge (Chemisches Centralblatt, 1879 S. 583). hatte dieses Secret von Gänsen und Enten folgende Zusammensetzung: Gänse Wildenten     Wasser 608,07   584,66     Eiweiſsstoffe und Nucleïn 179,66   127,63     In absolutem Aether lösliche Best 186,77   247,08     Alkoholextract 10,90     18,31     Wasserextract 7,53     11,31     Asche, löslich 3,71       9,35     Asche, unlöslich 3,36       1,66 ––––––– –––––––– 1000,00 1000,00 Im Aetherextract waren enthalten:     Cetylalkohol 74,23   104,02     Oelsäure 56,48     Niedere Fettsäuren 3,73     14,84     Lecithin 2,33 Wenn auch der Milchzucker fehlt, so ist doch die Aehnlichkeit dieser Hautsecrete mit der Milch der Säugethiere unverkennbar. Zur Frage der Fettbildung im Thierkörper. Nach E. v. Wolff (Landwirthschaftliche Jahrbücher, 1879 S. 661) enthielt ein Hammel vor und ein gleicher nach 70tägiger Mästung: Trockene fettfreieFleischsubstanz TrockenesFett FrischeKnochen FrischeSehnen Nicht gemästet 2465   5406 2530 2488g Gemästet 2485 15077 2566 1818g. Der gemästete Hammel hatte ferner noch einen Zuwachs an Wolle von 1000g, sowie in den Abfällen etwa 200g Fett mehr als der andere. – Da nun das in den 70 Tagen gereichte Futter nur 2554g Rohfett (Aetherextract) und 9490g Eiweiſs enthielt, aus dem höchstens 4878g Fett hätten entstehen können, so muſsten täglich etwa 50g Fett aus den resorbirten Kohlehydraten des Flitters gebildet sein. Bildung der Salpetersäure durch organisirte Fermente. Bei der Fortsetzung ihrer früheren Versuche (1878 228 275) haben Th. Schlösing und A. Müntz nach den Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 892 gefunden, daſs die gewöhnlichen Verwesungsorganismen Penicillium glaucum, Aspergillus niger, Mucor mucedo u.a., welche sich durch ihre Fähigkeit auszeichnen, den Kohlenstoff zu verbrennen, nicht im Stande sind, Salpetersäure zu bilden, sondern umgekehrt die schon vorhandene Salpetersäure theils zur Bildung von organischer Substanz verwenden, theils zu Stickstoff reduciren. Die Salpeter bildenden Organismen sind noch nicht genauer bekannt. Grete (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 674) führt aus, daſs die Angabe von Reichardt, es bilde sich salpetrige Säure, wenn Luft mit Wasser, Manganoxydhydrat und Magnesiumcarbonat geschüttelt wird, irrig ist. Warington (Chemical News, 1879 Bd. 39 S. 41 und 224) bestätigt durch neue Versuche, daſs Licht die Nitratbildung hindert oder doch stört, die Gegenwart von kohlensaurem Calcium für dieselbe aber unerläſslich zu sein scheint. Die Nitrification scheint noch unter 10 und über 40° statt zu finden. J. Soyka (Chemisches Centralblatt, 1879 S. 137) hat eine Anzahl Versuche über den Einfluſs des Bodens auf die Zersetzung organischer Stoffe ausgeführt; doch ist es auch ihm nicht gelungen, bestimmte Aufschlüsse über die Natur der die Salpeterbildung wahrscheinlich veranlassenden Organismen zu erlangen. Closetofen mit Abdampfapparat. A. Scheiding in Berlin (* D. R. P. Nr. 7177 vom 7. Januar 1879) macht den Vorschlag, im Keller eines jeden von Menschen bewohnten Gebäudes unmittelbar an der Stelle, über welcher in den höher liegenden Geschossen der Abort eingerichtet ist, einen Ofen aufzustellen, in welchem die flüssigen Stoffe zunächst abgedampft, die festen aber verbrannt werden (vgl. Petri 1874 213 258). Verfahren zur Conservirung von Leichen. J. Wickersheimer in Berlin (D. R. P. Nr. 7265 vom 23. April 1879) löst in 3l kochendem Wasser 100g Alaun, 25g Kochsalz, 12g Salpeter, 60g Potasche und 10g Arsenigsäure; 10l dieser Flüssigkeit werden dann mit 4l Glycerin und 1l Methylalkohol gemischt. Von dieser Flüssigkeit werden der zu conservirenden Leiche 1,5 bis 5l injicirt, dann wird dieselbe einige Tage in diese Flüssigkeit hineingelegt, schlieſslich in Leinen gehüllt, welches mit dieser Flüssigkeit getränkt ist, und in luftdicht schlieſsenden Gefaſsen aufbewahrt. – Es ist schwer zu sagen, was an diesem Vorschlage neu ist. Herstellung von Photographien auf Leder. Um namentlich auf schwarzem Leder Photographien herzustellen, muſs man nach B. Lewisohn und Comp. in Stuttgart (D. R. P. Nr. 6891 vom 30. März 1879) das Leder zunächst mit einer dünnen, gleichmäſsigen Firniſsschicht überziehen, dann mit einer Mischung von Eiweiſs mit Bleiweiſs. Nach dem Trocknen dieser Schicht führt man die Photographie in gewöhnlicher Weise aus. Verunreinigung der Schwefelsäure und des Platinchlorids. R. Reinitzer (Berichte der österreichischen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 16) hat in einer sonst reinen Schwefelsäure fast 5 Proc. Ammoniak aufgefunden. – Ein Platinchlorid enthielt etwa 3 Proc. Goldchlorid; um es davon zu reinigen, wird es mit Aether ausgeschüttelt und von dem etwa reducirten Golde durch Filtration getrennt. Ueber den Farbstoff von Palmella cruenta. Nach T. L. Phipson (Comptes rendus, 1879 Bd. 89 S. 316) hat der Farbstoff dieser kleine runde Zellen von 0mm,004 Durchmesser bildenden, an feuchten Mauern wachsenden Alge die gröſste Aehnlichkeit mit Hämoglobin. Der aus der an der Luft getrockneten Alge mit Wasser ausgezogene Farbstoff ist unlöslich in Alkohol, Aether, Schwefelkohlenstoff und Benzin. Verwendung einer Lösung von Seide in Essigsäure. P. Magnier und L. F. Dörflinger in Paris (D. R. P. Nr. 7275 vom 13. Februar 1879) machen den Vorschlag, Seide in gleichen Theilen Essigsäure unter einem Druck von 10 bis 12at Druck zu lösen, mit dieser Lösung aber Holz, Kautschuk, Leder u. dgl. zu überziehen. Ferner soll Baumwolle oder mit Alkalien gereinigter Flachs 4 bis 5 Minuten in eine Mischung von Salpetersäure und Schwefelsäure getaucht, dann abgewaschen und getrocknet werden. Diese Nitrocellulose soll nun mit schwefligsaurem Natrium und Phosphorsäure in einem luftleeren Räume reducirt, dann aber in einem geschlossenen Gefäſse 14 Stunden lang mit der erwähnten Seidenlösung auf 190° erwärmt werden. Der Stoff soll nach dem Trocknen der Seide ähnlich geworden sein.