Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 161
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Miscellen. Miscellen. Selbstthätiger Regulator für Dampfpumpen. Um durch selbstthätige Regelung des Dampfzutrittes den Gang von Dampfpumpen mit oder ohne Kolben genau den Druckschwankungen im Steigrohr anzupassen, bringen Schäffer und Budenberg in Buckau-Magdeburg (* D. R. P. Kl. 59 Nr. 10960 vom 25. Februar 1880) in der Dampfzuleitung ein entlastetes Regulirventil an, dessen Stellung von der eines mit Federn oder Gewichten belasteten Kolbens abhängt, auf welchen der Druck des von der Pumpe geförderten Wassers wirkt. Mit dem Wachsen dieses Druckes drosselt das Ventil den Dampf, die Pumpe geht demnach langsamer und bleibt gänzlich stehen, wenn die Mündungen der Druckleitung alle geschlossen werden. Beim Oeffnen der Druckleitung geht dann die Pumpe von selbst wieder an, die Vermeidung von Todtlagen bei derselben vorausgesetzt. – Statt des unter Wasserdruck stehenden Kolbens kann auch eine Membran angebracht werden. Regulator für Schleudertrommeln. Zur Selbstregulirung von Schleudertrommeln, wie sie zum Zweck der Unschädlichmachung ungleicher Trommelbelastungen nöthig ist, bringt F. Liebelt in Chemnitz (* D. R. P. Kl. 82 Nr. 10629 vom 11. December 1879) am oberen Trommelrand oder am Boden der Trommel einen Hohlring an, welcher zum Theil mit Quecksilber oder kleinen Kugeln gefüllt wird. Durch diese Anordnung soll gröſsere Empfindlichkeit und rascherer Ausgleich der ungleichen Massenvertheilung bei Vermeidung groſser Belastung und Verengung des Trommelraumes erzielt werden. Radreifen-Befestigung von Wilh. Seel in Wien. Die von W. Seel in Wien (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 11 248 vom 12. Februar 1880) patentirte und durch die Textfigur dargestellte Radreifenbefestigung besteht darin, daſs dem Reifen in seiner inneren Fläche eine Nuth von hakenförmigem Querschnitt eingedreht wird, in welchen der eine Schenkel eines Winkelringes von gleichem, aber etwas schwächerem Profil eingeführt wird, während der zweite Schenkel dieses Winkelringes den entsprechend abgedrehten Felgenkranz übergreift. Der Winkelring muſs, zur Ermöglichung dieser Operation selbstverständlich aufgeschnitten sein und genügend federn können; nach dem Einbringen wird er derart niedergepreſst, daſs das hakenförmige Ende des oberen Schenkels in die entsprechend geformte Aussparung der Radreifennuth eingreift und somit hinter dem Winkelring bei b ein freier Raum in der Nuth entsteht, welcher hiernach mit einer Legirung ausgegossen wird. Ebenso wird das zur Ermöglichung des Einbringens aus dem Winkelring heraus zu schneidende Stück durch ein schlieſslich einzufügendes Paſsstück ergänzt, so daſs ein geschlossenes Band den Radreifen mit dem Radstern vereinigt. Auf der anderen Seite übergreift entweder der Radreifen den Felgenkranz, wie in der Figur skizzirt, oder es wird ein gleicher Ring auch hier angebracht. Textabbildung, Bd. 239, S. 162 Die Construction von Seel bedeutet eine praktische Vereinfachung der bekannten Mansell'schen Schluſsringe, welche bis jetzt noch immer als das beste Sicherungsmittel der Radreifen zu gelten haben. M-M. Neuerungen an Formmaschinen für Ziegel u. dgl. C. Lucke in Eilenberg (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 10938 vom 25. November 1879) hat die Bernhardi'sche Ziegelsteinpresse (1879 234 * 102) in der Construction der Theile und in so weit verbessert, als das Abschieben der gepreſsten und ausgehobenen Ziegel selbstthätig erfolgt. Die ruckweise Drehung des Tisches geschieht durch ein Schraubenräderpaar. Das auf der Tischspindel befindliche Schraubenrad ist an seinem ganzen Umfange verzahnt, das dieses treibende Rad aber nur auf dem vierten Theile seines Umfanges, so daſs bei jeder Umdrehung des treibenden Rades das getriebene sich um 900 dreht. – Es erscheint zweifelhaft, ob auf diesem Wege auf die Dauer eine genügend genaue Drehung des Tisches bewirkt werden kann. Hans E. H. Svendsen in Stavanger (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 11113 vom 6. Januar 1880) will Dachziegel und andere krummflächige Thonplatten durch ein Walzwerk formen. Die eine der Walzen enthält 8 Formen, während die andere Walze das Spiegelbild der zweiten Seite um ihren Umfang gebogen enthält. Demzufolge hat der Patentinhaber die Lagerung der letzteren Walze verschiebbar angeordnet, so daſs sie sich an die unrunde Gestalt der ersten Walze anzuschmiegen vermag. Zu der Schlickeysen'schen Nachpresse für Ziegel, Kohle u. dgl. (1879 234 * 181) ist ein ferneres Zusatzpatent (D. R. P. Kl. 80 Nr. 11 286 vom 25. November 1879) erhalten. Hiernach befindet sich die Antriebwelle unterhalb der Preſsform. Auch andere Theilconstructionen sind geändert. Trocken- u. Darrapparat von J. Bloſsfeld in Laucha a. d. Unstrut. Die Trocknung (* D. R. P. Kl. 82 Nr. 10469 vom 5. Februar 1880) findet in einer liegenden sich drehenden Trommel statt, in welcher an der Wandung befestigte schräge Flügel in bekannter Weise das Vorwärtsschaffen der zu trocknenden Stoffe besorgen. Der Rauch einer gewöhnlichen Feuerung bespült die Trommel von auſsen, während durch das Innere derselben warme Luft geführt wird. Die Erwärmung der frischen Luft erfolgt in wagrechten Röhren, welche in zwei über einander befindlichen Kammern liegen und theils durch den Rauch, welcher vorher die Trommel heizte, theils durch die zum Trocknen benutzte Luft erwärmt werden. Die gebrauchte Luft wird gemeinsam mit dem Rauch mittels eines Schornsteines abgesaugt. Luftheizung für Eisenbahnwagen; von F. Kienast in Berlin. Dem Hohlraum zwischen Feuerkanal und Mantel der gewöhnlichen Salpeterkohle-Heizung wird frische Luft zugeführt und diese vermöge schräger Leisten, welche an der Auſsenseite des Feuerkanales sich befinden, gezwungen, in Schraubenwindungen die Heizflächen zu bespülen, worauf sie durch unter den Sitzen befindliche Gitter in den Wagen gelangt. (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 9250 vom 1. August 1879.) Dalström's Telegraph für fahrende Eisenbahnzüge. In einer sehr an v. Ronneburg's Vorschlag (vgl. 1875 217 * 208) erinnernden Weise will G. Dalström in Hultsfred, Schweden (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 11000 vom 10. Februar 1880) das Telegraphiren von einem fahrenden Zuge nach einem anderen und nach den Bahnstationen ermöglichen. Die der Bahn entlang laufende Leitung ist entweder mittels kurzer Drähte an Isolatoren auf Holzsäulen aufgehängt, oder sie liegt auf Isolatoren; im letzteren Falle verbindet noch ein unter dem Isolator hinlaufender Draht die beiden vor und hinter dem Isolator befindlichen Theile der Leitung. In beiden Fällen kann dann eine mit Flanschen versehene Metallrolle auf horizontaler Achse beim Fahren an der Leitung hin rollen, oder zwei stehende Rollen neben einander sollen den Draht zwischen sich nehmen. Typendrucker von C. Hägele-Ritter in Eſslingen a. N. In diesem Typendrucker (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 9580 vom 20. Juli 1879) erscheint das Telegramm in Zeilen auf einem Papierblatte. Das Typenrad sammt Elektromagnet rückt nach jedem Abdruck eines Buchstaben durch die Wirkung eines Zugwerkes um eine Buchstabenbreite weiter. Das Typenrad wird durch ein Triebwerk in Umdrehung versetzt und in dem Augenblicke, wo die zu druckende und der niedergedrückten Taste entsprechende Type im tiefsten Punkte steht, wird der elektrische Strom geschlossen, der Elektromagnet zieht seinen Anker an und senkt das auf dem Ankerhebel gelagerte Typenrad auf das Papier. Ist eine Zeile vollgedruckt, so drückt man auf einen Knopf, legt eine Sperrklinke in das Zug werk ein, schiebt das Typenrad um eine Zeile zurück und zieht dabei gleichzeitig das Zugwerk wieder auf. Herstellung galvanoplastischer Figuren. Nach R. Rauscher in Berlin (D. R. P. Kl. 48 Nr. 11285 vom 22. November 1879) gieſst man die einzelnen Theile der nachzubildenden Figur in Zink, löthet sie mittels einer Legirung von 3 Th. Blei, 4 Th. Zinn, 3 Th. Cadmium und 9 Th. Wismuth zusammen, überzieht sie galvanisch mit Silber und löst dann den Zinkkern mit verdünnter Schwefelsäure auf. Zur Herstellung künstlicher Steine. O. Junghann und Uelsmann in Königshütte (D. R. P. Kl. 18 Zusatz Nr. 11360 vom 21. December 1879) wollen zur Herstellung basischer Ofenfutter (1880 238 423) gemahlenen, mineralischen phosphorsauren Kalk oder Knochenasche mit einer Lösung von Chlorcalcium und Chlormagnesium zu einer feuchten Masse anmachen, welche entweder als solche in die Oefen gestampft und darin gebrannt, oder zu Ziegeln, Düsen, Muffeln u. dgl. geformt und bei starker Glühhitze gebrannt wird. Zur Herstellung wetterbeständiger künstlicher Steine, welche entsprechend geformt zur Bekleidung von Gebäuden dienen sollen, mengt F. Winkelmann in Berlin (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 11223 vom 27. Februar 1880) 30k Marmorstückchen von 2 bis 10mm Durchmesser mit 10k Cement, 20l Wasser und 125cc Schwefelsäure. In die Formen fest eingestampft oder gepreſst, erhärtet die Masse nach einigen Tagen und wird dann geputzt, geschliffen oder geölt, worauf die Stücke zur Verwendung fertig sind. A. van Berkel in Ehrenfeld bei Köln (D. R. P. Kl. 80 Nr. 11115 vom 18. Januar 1880) löscht zur Herstellung von Steinen, Platten, Röhren oder Dachziegeln gut gebrannten Kalk mit Wasser zu Pulver, welches mit Sand und der erforderlichen Menge Wasser gemischt entsprechend geformt wird. Man läſst die Stücke an der Luft abtrocknen und bringt sie dann in einen Kessel, welcher auf höchstens 120° erwärmt wird, während man die Luft auspumpt, um innerhalb einer halben bis höchstens einer ganzen Stunde das nicht gebundene Wasser zu entfernen. Nun wird auf etwa 150° erwärmter Theer, Asphalt u. dgl. eingelassen, 0at,5 Ueberdruck gegeben, die überschüssige Masse ablaufen gelassen und nach dem Erkalten das fertige Fabrikat herausgenommen. In gleicher Weise sollen aus gebranntem Kalk und Thon hergestellte Steine behandelt werden. Formstücke werden aus gebranntem Kalk und Sägespänen hergestellt und dann in angegebener Weise mit Theer oder Asphalt getränkt. G. d'Adelswärd in Paris (D. R. P. Kl. 18 Nr. 11321 vom 7. Januar 1880) will Magnesialösungen mit Kalk fällen, das erhaltene Magnesiumhydrat trocknen, glühen, pulvern, mit Wasser anfeuchten, unter hohem Druck zu Ziegel formen und dann mindestens 12 Stunden bei möglichst hoher Temperatur brennen, um so feuerfeste Steine zu erhalten. Pergamentpapier undurchsichtig und geschmeidig zu machen. Um Pergamentpapier undurchsichtig zu machen, damit es beschrieben und bedruckt werden kann, mischt P. H. Neumann in Brüssel (D. R. P. Kl. 55 Nr. 11008 vom 9. Januar 1880) entweder das Papierzeug zur Herstellung des für Pergament verwendeten umgeleimten Papieres mit Schwerspath oder Gyps, oder er zieht das noch nicht völlig ausgewaschene, Schwefelsäure haltige Papier durch eine Lösung von Chlorbarium oder Chlorcalcium. – Statt Glycerin wendet Neumann Chlorcalcium oder Chlormagnesium an, um Papier geschmeidig zu machen. Zur Untersuchung von Kaffee. W. L. Hiepe (Chemikerzeitung, 1880 S. 651) äschert 25g des auf Cichorien zu prüfenden Kaffees in der Platinschale ein, zieht mit Wasser aus, neutralisirt mit Salpetersäure und titrirt den Chlorgehalt. Reiner Kaffee soll nur 0,03 Proc. Chlor enthalten, Cichorien dagegen 0,28 Proc. Nach H. Hager (Pharmaceutische Centralhalle, 1879 S. 201. 1880 S. 115) schwimmen gebrannte Kaffeebohnen auf Wasser, künstliche Bohnen sinken unter. Das Wasser wird hierbei nur dann gefärbt, wenn der Kaffee vor dem Brennen mit Zucker bestreut war, um ihn glänzender zu machen. Schüttelt man 2g gemahlenen Kaffee mit etwa 20cc kalt gesättigter Kochsalzlösung und stellt bei Seite, so schwimmt der Kaffee bis auf sehr wenig graues Pulver oben und die Flüssigkeit ist ungefärbt, Lupinen geben starken Bodensatz und gelblische Lösung, Cichorie braune Lösung; der Absatz wird mikroskopisch untersucht. Vermuthet man Zusätze, so schüttelt man das Gemisch nochmals kräftig durch und filtrirt nach einer Stunde ab. Bei reinem Kaffee ist das Filtrat blaſsgelblich und gibt mit Pikrinsäure, Gerbsäure, alkalischer Kupferlösung und Jodlösung keine Reaction, mit Eisenchlorid höchstens eine grünbraune Färbung. Eine Bläuung des Filtrates durch Jodlösung deutet auf Getreide oder Eicheln; wird es durch Eisenchlorid tintenfarbig, auf Eicheln; wird Kupferlösung reducirt, auf Cichorien oder Löwenzahn, weniger stark bei Runkelrübe oder Mohrrübe. Bei Lupinen (vgl. 1880 235 246) wird das Filtrat durch Gerbsäure getrübt. Der mit kochendem, 0,5 Proc. Schwefelsäure enthaltendem Wasser bewirkte Kaffeeaufguſs wird durch Kaliumquecksilberjodidlösung bei reinem Kaffee schwach, bei Gegenwart von Lupinenkaffee sehr stark getrübt. In zweifelhaften Fällen schüttelt man den schwefelsauren Aufguſs mit Chloroform oder Benzol aus, das Caffeïn geht in diese Flüssigkeiten über, nicht aber das Lupinin. Zur Bestimmung des Extractgehaltes bringt man 10g des gebrannten und zerriebenen Kaffees mit 1g Oxalsäure und 80cc Wasser in einen Glaskolben, mischt durch Schütteln und digerirt in der Wärme des vollheiſsen Wasserbades mindestens 3 Stunden lang. Nach dem Erkalten wird filtrirt und der Filterinhalt mit Wasser ausgewaschen, bis das abtropfende Filtrat kaum noch gefärbt ist. Das Filtrat wird im Wasserbade zur völligen Trockne gebracht. Reiner Kaffee gibt so einschlieſslich der Oxalsäure 2,5 bis 3g Extract, gerösteter Roggen dagegen durchschnittlich 8g, Cichorien 5 bis 7g, Runkelrüben 5 bis 6g. Die Oxalsäure hat den Zweck, das etwa vorhandene Stärkemehl in Dextrin zu verwandeln, um die Filtration zu erleichtern. Die Samen von Cassia occidentalis (vgl. Moeller 1880 237 * 61) geben 10 Proc. Asche; Kaffee dagegen durchschnittlich 4,8 Proc. Charakteristisch für dieses Kaffeesurrogat ist besonders der Anblick, welchen die glatte, wie polirt erscheinende Umhüllungshaut unter dem Mikroskop darbietet. Von oben gesehen, sowie auf Schnitten parallel mit der Oberfläche, erscheint ein zierliches, aus ungefähr gleich groſsen, aber relativ kleinen unregelmäſsigen Vielecken bestehendes Mosaik. In Schnitten senkrecht zur Oberfläche zeigt diese Membran eine schöne radiäre Streifung. Die Parenchymzellen des (gerösteten) Samens zeigen in den äuſseren Schichten eine unregelmäſsig polygonale Gestalt; ihre Gröſse nimmt nach dem Inneren des Samens allmählich zu. Die zartwandigen Zellen der peripherischen Schicht sind angefüllt mit einem feinkörnigen dunkelbraunen Inhalt, die gröſseren Zellen aus dem Centrum des Samens enthalten meist in ihrer Mitte den zusammengeschrumpften, braun gefärbten Rest des ursprünglichen Zellinhaltes. Weitere Mittheilungen über den mikroskopischen Bau macht J. Moeller in der Botanischen Zeitung, 1880 S. 738. In Liverpool verarbeitet eine Fabrik süſse Datteln auf Spiritus. Die dabei abfallenden Fruchtkerne kommen nach der Zeitschrift des österreichischen Apothekervereines, 1880 S. 312 geröstet und gemahlen als ein dem Kaffee sehr ähnliches Kaffeesurrogat in den Handel. Amerikanisches Fleischmehl als Futtermittel. M. Schrodt berichtet in der Milchzeitung, 1880 S. 641 über umfassende Versuche, Milchkühen Fleischmehl zu verabreichen, welches, mit den Nährsalzen gemischt (vgl. 1879 232 485), von J. Meiſsner in Leipzig in den Handel kommt. Das Resultat war durchaus günstig, da mehr und gute Milch erhalten wurde als ohne Fleischmehl. Ueber Beeinflussung der Absorption von Phosphorsäure und Kali durch Chilisalpeter. Fiedler zeigt in den Landwirtschaftlichen Versuchsstationen, 1880 Bd. 26 S. 135, daſs die Absorption der Phosphorsäure durch Anwendung von Chilisalpeter begünstigt, die des Kalis nur wenig vermindert wird. Durch den Einfluſs des Chilisalpeters wird ferner Phosphorsäure nicht dem Untergrunde zugeführt. Zwar müssen durch die Umsetzungen desselben die Kalkphosphate innerhalb des Erdbodens löslicher und durch die Flüssigkeit, welche die gebildeten salpetersauren Salze fortwäscht, mit fortgerissen werden, sie werden aber an anderer Stelle wieder von Neuem zu Gunsten ihrer besseren Vertheilung absorbirt, so daſs in der That ein Auswaschen und Ueberführen derselben in die Untergrundflüssigkeit, so lange Natronsalpeter vorhanden ist, nicht gut stattfinden kann. Wohl aber werden die Bedenken, welche man bis jetzt gegen den Werth der zurückgegangenen Phosphorsäure angeführt hat (vgl. 1879 237 462), daſs die Vertheilung derselben innerhalb des Erdbodens eine unvollständige sei und daſs dadurch der Pflanze zu wenige Angriffspunkte für die Aufnahme derselben gegeben werden, durch die Wirkung des salpetersauren Natriums auf diese Phosphate gehoben und somit die zurückgegangene Phosphorsäure der löslichen gleichwerthig werden. Kali wird durch den Einfluſs von Chilisalpeter in groſsen Mengen gelöst und kann so dem Untergrundwasser zugeführt werden. Es wird aber die schädliche Wirkung des Chilisalpeters auf das Auswaschen von Kali durch gröſsere, in dem Boden vorhandene Kalkmengen gemindert, ohne daſs dabei die günstigen Wirkungen des Chilisalpeters auf die Phosphorsäure benachtheiligt würden. Neues Desinfectionsmittel. M. Bauer in München (* D. R. P. Kl. 12 Nr. 10904 vom 31. Januar 1880) will durch ein Gemisch von 300k Wasser und 20k Eucalyptusöl 200 Stunden lang Luft hindurchpressen, während das Flüssigkeitsgemisch auf 70° erwärmt wird. Diese Lösung soll dann für sich, oder mit Oel, Seife oder Kalk gemischt, als Antisepticum dienen. Versuche über den Wirkungswerth dieser Gemische werden nicht mitgetheilt. Ein neues Schmerz stillendes Mittel. Nach Mittheilung von Bonwill und anderen amerikanischen Aerzten kann man bei kleineren Operationen die Patienten dadurch vor der Schmerzempfindung schützen, daſs man sie kurze Zeit vor und während der Operation in schnellster Weise athmen läſst. (Pharmaceutische Centralhalle, 1880 S. 430.) Ueber die Anwendung der Chlorsubstitutionsproducte des Phenoles zur Wundendesinfection. Nach V. Dianin (Chemisches Centralblatt, 1880 S. 689) zeigt das Gemisch von Phenol mit Chlorkalk, welches Trichlorphenol neben Dichlor- und Monochlorphenol enthält, gröſsere Heilkraft und antiseptische Wirkung als reines Phenol. C. O. Cech (Deutsche Industriezeitung, 1880 S. 467) will dieses Gemisch durch Einwirkung von Chlor auf Phenol herstellen. Diese Chlorsubstitutionsproducte des Phenoles haben einen so durchdringenden und wochenlang anhaftenden Geruch, wie ich mich bei meinen Untersuchungen über dieselben häufig in unangenehmer Weise überzeugen muſste, daſs ihre Anwendung für obige Zwecke nicht empfehlenswerth erscheint. (Vgl. Annalen der Chemie und Pharmacie, 1870 Supplementband 7 S. 180.). F. Zur Herstellung von Chloroform. Für die Bildung von Chloroform aus Alkohol und Chlorkalk gibt A. Bechamp in den Comptes rendus, 1880 Bd. 91 S. 771 folgende Reactionsgleichungen: C4H6O2 + ClOCaO = HO + HCl + CaO + C4H4O2 = 2HO + CaCl + C4H6O2 C 4 H 6 O 2 + 3ClOCaO = 3HO + 3CaO + C 2 HCl 3 O 2 = 3CaOHO + C 4 HCl 3 O 2 C4HCl3O2 + CaOHO = C2HO3CaO + C2 HCl3, oder in eine Gleichung zusammengezogen: C4H6O2 + 4ClOCaO = CaCl + 2HO + 2CaOHO + C2HO3CaO + C2Hl3 entsprechend: 2C2H6O + 4CaO2Cl2 = CaCl2 + 2H2O + 2CaH2O2 + Ca(CHO2)2 + 2CHCl3. Das Aufschäumen bei der Bildung des Chloroforms ist lediglich den Chloroformdämpfen selbst zuzuschreiben. Wird dann aber nach dem Abdestilliren des Chloroforms das überschüssigen Chlorkalk enthaltene Gemenge stärker erhitzt, so entwickelt sich Sauerstoff. Ueber die Zersetzung der Wolle. Löst man Wolle in 3 Th. Kaliumhydrat und behandelt diese Lösung mit übermangansaurem Kalium, so erhält man nach J. A. Wanklyn (Journal of the Chemical Society, 1880 Bd. 2 S. 460) unter anderen Zersetzungsproducten Cyanpropionsäure, 2C4H5NO2.3H2O, ein in Wasser und Alkohol leicht lösliches weiſses Pulver, dessen Silbersalz der Formel C4H4NO2Ag entspricht. Oxydirt man die alkalische Wollelösung mit überschüssigem Kaliumpermanganat, so erhält man Kohlensäure, Oxalsäure und Ammoniak. Zur Verwerthung Wolle haltiger Abfälle, soll man dieselben einem Dampfdrucke von 5at aussetzen, wodurch sie nach Angabe von Heddebault (Moniteur industriel, 1880 Bd. 7 S. 446) verflüssigt wird und als Stickstoff reiche Masse, Azotine genannt, vielfache Verwendung finden soll, während die bei dieser Temperatur von 150° nicht veränderten Pflanzenfasern, Baumwolle und Flachs zu Papier verarbeitet werden können. Zusammensetzung des Diadochites. In der Anthracitgrube von Peychagnard (Isère) finden sich Eisenphosphosulfate, Diadochite genannt, welche nach A. Carnot (Annales des mines, 1880 Bd. 18 S. 148) folgende Zusammensetzung haben: Braun, glasig Weiſslich, erdig Eisenoxyd 36,63 36,60 Phosphorsäure 16,70 17,17 Arsensäure   0,45 Schwefelsäure 13,37 13,65 Wasser 32,43 32,20 Kalk   0,30   0,15 Magnesia Spur Spur Organisches Spur –––––––– –––––––– 99,88 99,77 Specifisches Gewicht   2,22   2,10. Organische Säuren in den Gerbbrühen. W. Eitner (Der Gerber, 1880 S. 207) hat sich wiederholt durch Untersuchungen von Säurebrühen aus Sohlledergruben davon überzeugt, daſs bei Anwendung von Eichen- und Fichtenrinde beim Versetzen die Milchsäure, bei Knoppern und Valonea dagegen die Essigsäure vorherrscht. In den Farben kann es bei Eichen- und Fichtenbrühen vorkommen, daſs die Buttersäure in gröſster Menge auftritt. Der glatte volle Schnitt des Leders hängt aber nicht von der Säure allein, sondern wesentlich mit von der Beschaffenheit des Gerbstoffes ab. Die Ansicht, die Buttersäure sei die wichtigste der beim Gerbeproceſs in Frage kommenden organischen Säuren, ist nicht richtig, da diese Rolle der Milchsäure zukommt; wohl aber ist die Buttersäure eine häufige Begleiterin der Milchsäure, doch ist ihr Auftreten unter Umständen ein bedenkliches Zeichen für den Gerber. Die sich in Gegenwart Stickstoff haltiger organischer Stoffe sehr leicht bildende Buttersäure kommt häufig in alten Farben vor, in denen gröſsere Mengen Hautsubstanz, von den verschiedenen Fellpassagen herrührend, enthalten sind; hier verursacht sie eine bedeutende Schwellung, die bei Unterleder erwünscht ist, bei Oberleder hingegen gefürchtet wird. Die Buttersäure entwickelt sich aber auch in gröſserer Menge in der Grube wenn die Häute sehr lange, wie dies oft üblich, auf dem ersten Satz stehen und mit einem an Gerbstoff armen Material versetzt sind. Hier geschieht die Entwicklung auf Kosten der Haut und gereicht derselben zum Schaden. Nachweis von wenig Kobalt neben viel Nickel. Zu diesem Zweck fällt man nach F. Reichet (Zeitschrift für analytische Chemie, 1880 S. 468) die auf Kobalt und Nickel zu untersuchende Lösung mit Kali und erhitzt den gesammelten Niederschlag, ohne ihn auszuwaschen, mit möglichst concentrirter Kalilauge zum Sieden. Kobalt löst sich mit blauer Farbe auf und läſst sich fast völlig von Nickel trennen, indem man das Nickeloxydul auf dem Asbestfilter erst mit heiſser Kalilauge, dann mit Wasser nachwäscht. Sauerstoffabsorption des Pyrogallols in alkalischer Lösung. Th. Weyl und X. Zeitler (Liebig's Annalen, 1880 Bd. 205 S. 255) zeigen, daſs die alkalische Lösung des Pyrogallols den Sauerstoff der hindurch geleiteten atmosphärischen Luft fast vollständig zurückhält, wenn 0g,25 Pyrogallussäure in 10cc Kalilauge von 1,05 spec. Gew. gelöst werden. Bei stärkerer Kalilauge wird weniger Sauerstoff aufgenommen. Zur Löthrohr-Analyse. Statt Stanniol verwendet Biewend (Mittheilungen des Vereines Maja, 1880 S. 126) bei der Nachweisung von Kupfer, Eisen, Mangan u.s.w. mittels der Boraxperle in der Reductionsflamme vortheilhaft Zinnoxyd. Dasselbe wird leicht zu Oxydul reducirt und entzieht dann den aufgelösten Metalloxyden, rasch einen Theil ihres Sauerstoffes, ohne daſs der Platindraht in Gefahr kommt. Ueber das Drehungsvermögen des Holzgummis. Nach Versuchen von Th. Thomsen (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 2168) ist im zur Winterszeit gefällten Holze das Holzgummi (vgl. 1879 233 413) bisweilen von Amylum begleitet. Beide haben ein starkes Drehungsvermögen aber in entgegengesetzter Richtung, indem (α) D für Holzgummi = – 84° und für Amylum = + 168°. Tabelle der Volumgewichte von Brechweinstein-Lösungen bei 17,5°; von G. Streit in Görlitz. ProcentBrechweinstein Vol.-Gew. ProcentBrechweinstein Vol.-Gew. ProcentBrechweinstein Vol.-Gew. 0,5 1,005 2,5 1,015 4,5 1,031 1,0 1,007 3,0 1,018 5,0 1,035 1,5 1,009 3,5 1,022 5,5 1,038 2,0 1,012 4,0 1,027 6,0 1,041 Die Procente Brechweinstein stimmen für die Färbereipraxis nahe genug mit den Graden Baumé überein. ––––– Berichtigungen. In der Abhandlung von W. Rudnew, über Destillation des Petroleumgastheeres, ist zu lesen S. 72 Z. 3 und 4 v. o. Ausarbeitung statt „Ausbreitung“, Z. 6 und 13 v. u. Petroleumrückstände statt „Erdöl“, S. 73 Z. 8 v. o. „100°“ statt „108°“, S. 74 Z. 7 v. o. bis 350°“ statt „über 350°“. – In Jezler's Abhandlung über den Weldon-Schlamm hat die Formel S. 75 Z. 11 v. o. zu lauten „CaMn2O6H2.