Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 240, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 237
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Miscellen. Miscellen. Ueber Ventile für Kolbenpumpen mit groſser Hubzahl. Ein in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1881 * S. 137 mitgetheilter Vortrag, welchen Professor C. Bach in Stuttgart abgehalten hat, befaſst sich mit der analytischen Untersuchung der Beschleunigung von Pumpenventilen beim Oeffnen und Schlieſsen und führt zu dem Schluſs, daſs die zum Heben eines Ventiles erforderliche Zeit um so kürzer ist, je kleiner die Sitzflache, die Hubhöhe und die Masse des Ventiles und je geringer der auf dem Ventil anfänglich lastende Federdruck ist. Das Schlieſsen der Ventile wird durch Federbelastung wesentlich begünstigt; die Minimalschlieſsungszeit, welche einem jeden Ventil bei gegebenem Hub entspricht, fällt für reine Gewichtsventile gröſser aus als für Gewichtsventile mit Federbelastung und für diese wieder gröſser als für reine Federventile. Diese Schlüsse liefern für die Ventile von Kolbenpumpen mit groſser Hubzahl folgende Regeln: 1) Die Dichtungsfläche ist knapp zuhalten. 2) Die Hubhöhe ist möglichst klein zu wählen. 3) Die Ventilmasse ist möglichst zu vermindern und der fehlende Theil der das Abschlieſsen bewerkstelligenden Kraft durch Federn zu liefern, deren Elasticität ganz oder theilweise die Function der Schwerkraft des gewöhnlichen Gewichtsventiles übernimmt, ohne daſs sie die Trägheit als unerwünschte Zugabe in gleichem Maſse besitzen, Die Federspannung soll beim geschlossenen Ventil möglichst gering, in gehobener Stellung desselben genügend groſs sein. Da sich die Masse des Ventiles für eine gewählte Ventilconstruction aus Festigkeitsrücksichten nicht unter einen gewissen Betrag vermindern läſst, so entspricht jedem Ventiltypus bei bestimmter Hubhöhe selbst bei Anordnung von Federn eine gewisse Maximalhubzahl. Einer ähnlichen Beschränkung unterliegt die Wahl der Gröſse der Sitzfläche. Im Uebrigen ist darauf zu achten, die Ventilanordnung so zu treffen, daſs die Rückströmung, nach deren Beginn der Ventilschluſs in der Regel erst stattfindet, so energisch als möglich auf das Schlieſsen des Ventiles hinwirkt. Der allgemeinen Untersuchung hat Verfasser noch die besondere Beurtheilung einiger Ventilconstructionen beigefügt. Ein Tellerventil mit Gummiliderung kann danach in der Secunde gut 2 mal sich heben und senken. Die gebräuchlichen Gummiklappenventile gestatten noch anstandslos 4 Doppelhübe in der Secunde. Wird durch entsprechende Formgebung der Gummiklappen der Charakter dieser Ventile als Federventile constructiv besser durchgeführt, wie dies bei dem aus Versuchen des Berliner Branddirectors Major Witte hervorgegangenen Ventil der Fall ist, so kann das Ventil bei möglichst groſser Saugfähigkeit 8 Spiele in der Secunde ausführen. Dabei ist bemerkt, daſs bleibende Formänderungen der aus rothem Gummi hergestellten Klappen oder Einreiſsen derselben bei einem Ueberdruck von etwa Hat eintraten, während etwas stärkere Ventilplatten aus grauem Gummi sich bis zu 16at als widerstandsfähig erwiesen. Auch das Field'sche Lippenventil ist für groſse Hubzahlen anwendbar; doch vermindert dasselbe als Saugventil die Saugfähigkeit der Pumpe durch den groſsen schädlichen Raum, welchen seine Unterbringung bedingt. Fallwerk für Kämmen, Schmiedehämmer u. dgl. Bei dem Fallwerk für Rammen u. dgl. von E. B. Herr und E. Goldberg in Weissensee bei Berlin (* D. R. P. Kl. 35 Nr. 11599 vom 20. April 1880) ist der Bär in eine endlose, über zwei Rollen laufende Kette eingehängt. Der zum Heben des Bars erforderliche Zug an der Kette wird mit Hilfe einer Nürnberger Schere ausgeübt, welche mittels Kurbel und Zwischenhebeln abwechselnd gestreckt und zusammengezogen wird. Beim Strecken der Schere gleitet ein an ihrem oberen Ende angebrachtes Schloſs längs des von der oberen Rolle ablaufenden Kettentrums empor; bei der Umkehrung der Bewegung greift die Klinke des Schlosses in die Kette ein; diese wird mitgenommen und der Bär gehoben. Das Anstoſsen des Schlosses an einen stellbaren Anschlag hat das Ausheben der Klinke, also das Freiwerden der Kette und das Fallen des Bars zur Folge. Die zusammengezogene Kette wird gleich darauf neuerdings gestreckt, um das Schloſs wieder in die Höhe zu führen u.s.f. W. Wedding's Maschine für Festigkeitsversuche in der kgl. mechanisch-technischen Versuchsanstalt zu Berlin. Die Grundzüge der Construction der in der kgl. technischen Versuchsanstalt zu Berlin benutzten Wedding'schen Maschine für die Festigkeitsversuche sind im Wesentlichen folgende. Die Maschine ist vorzugsweise bestimmt zur Untersuchung der Druck–, Biegungs- und Zugfestigkeit namentlich von Metallen. Bei der Untersuchung der Festigkeit gegen Druck ist es wünschenswerth, den zu prüfenden Körper einfach auf eine horizontale Platte stellen zu können, und ebenso ist es sehr bequem, namentlich schwere, stabförmige, auf Biegung zu untersuchende Stücke auf zwei Stützpunkte wagrecht aufzulegen, wohingegen bei Zugversuchen die senkrechte Aufhängung der Stücke vortheilhafter ist, damit bei den meist dünnen und langen Stäben die Wirkungen der seitlichen Durchbiegung beseitigt werden. In allen diesen Fällen muſs der zu gebende Druck oder Zug in senkrechter Richtung von oben nach unten stattfinden. Zur Erzielung von Druck oder Zug können directe Gewichte nur bei kleinen Lasten angewendet werden. Für alle gröſseren Belastungen ist eine Multiplication der Gewichte durch Uebertragung nothwendig, die bis zu Wirkungen von 15000k durch einen einfachen Hebel und bei gröſseren Lasten (wie bei der vorliegenden, in den Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbefleiſses, 1881 * S. 206 in allen Einzelheiten mitgetheilten Maschine) durch eine Combination zweier Hebel erreicht sind. Durch die senkrechte Richtung des Druckes ist die wagrechte Lage der Hebel bedingt. Die zu prüfenden Stücke variiren in senkrechter Richtung durch ihre Dimension; aber auch der Punkt, auf den der Druck oder Zug ausgeübt wird, verändert seine Lage bei einer Belastung oder Entlastung in derselben Richtung. Um diesen Veränderungen Rechnung zu tragen, muſs der Unterstützungspunkt des einen oder (wenn zwei Hebel angewendet sind) beider Hebel in senkrechter Richtung verstellbar sein. Im vorliegenden Falle wird diese Stellbarkeit durch Schrauben erreicht, welche auch während der Untersuchung beliebig auf- oder niedergeschraubt werden können. Als Belastungsgewicht dient eine Anzahl leicht hantirbarer Platten von je 25k Gewicht, die einzeln aufgelegt und abgenommen, im ganzen aber am Hebelarme hin- und hergeschoben werden können. Die Wirkung der Eigengewichte der Hebel ist durch Abbalancirung derselben ganz behoben. Die Messung der durch den Druck oder Zug an den geprüften Stücken hervorgebrachten Form Veränderungen findet an den Stücken selbst in solcher Weise statt, daſs die durch die Belastung an den Auflager- bezieh. Einspannstellen entstehenden Eindrücke dabei ausgeschlossen werden. Die in der kgl. technischen Versuchsanstalt in Berlin benutzte Maschine ist eingerichtet für einen Maximaldruck von 40000k. Die Länge der auf Biegungs- oder Zugfestigkeit zu untersuchenden Stücke ist auf Im begrenzt. Neuerung an Kohlensturzvorrichtungen. Durch P. Gerhardt in Ruhrort (* D. R. P. Kl. 81 Nr. 9889 vom 4. September 1879) und durch J. Weidtman in Dortmund (* D. R. P. Kl. 81 Nr. 10428 vom 30. December 1879) wurde in verschiedener Form der Gedanke verwirklicht, Kippbühnen nicht um feststehende Zapfen schwingen zu lassen, sondern dieselben mit convexen Auflagerplatten zu versehen, welche auf ebenen Grundplatten rollen. Das Kippen tritt wie gewöhnlich selbstthätig beim Auffahren des beladenen Wagens auf die Bühne ein und wird durch eine Bremse geregelt. Durch die rollende Bewegung der Stützplatten wird beim kippen zugleich eine Vorwärtsbewegung der Bühne mit dem Wagen herbeigeführt. Die Verbindung der Bühne mit der Bremse erfolgt in der Weise, daſs eine an der Bühne angehängte Zahnstange in ein Getriebe greift, welches auf der Achse der Bremsscheibe sitzt. Zum Festhalten der Bühne in den äuſsersten Lagen hat Weidtman eine durch einen besonderen Hebel steuerbare Klinkenvorrichtung angebracht, während bei der Kippvorrichtung Gerhardt's die Hubbegrenzung schon durch die Form der Auflagerplatten bedingt ist; bei letzterer Vorrichtung ist auch noch eine stellbare Schüttrinne angebracht. – Bei dieser Gelegenheit sei auch auf die ausziehbare Verladerinne von C. Lührig in Dresden (* D. R. P. Kl. 81 Nr. 10183 vom 16. December 1879) verwiesen. Werkzeug zum Herstellen von Einschnitten und Löchern in Glas und Porzellan. Die Schwierigkeiten, welche sich bisher der Herstellung von Einschnitten und Löchern in Glas und Porzellan entgegenstellten, namentlich wenn es erforderlich war, solche in gröſster Zahl neben einander anzubringen, sind durch eine Erfindung der Firma E. O. Richter und Comp. in Chemnitz vollständig beseitigt. Es ist derselben gelungen, durch Imprägniren von dünnen Scheiben, Hohlcylindern oder Stäbchen mit kugeligem Ende aus Neusilber mit Diamantstaub Werkzeuge herzustellen, welche bei etwa 6000 minutlichen Umdrehungen Schnitte in wenigen Secunden, kreisrunde Löcher in einigen Minuten vollkommen glatt und rein und mit unverletzten Rändern auszuführen ermöglichen. Löcher bis zu 5mm Durchmesser werden durch abgekugelte Stäbchen voll ausgebohrt, gröſsere mit Hilfe der zugerichteten Hohlcylinder derart ausgefräst, daſs ein kreisförmiger Schnitt ausgeführt wird, also nach dem Bohren sich ein rundes Abfallscheibchen ergibt. Die Werkzeuge, welche bei der Arbeit stets naſs erhalten werden müssen, sollen eine vorzügliche Widerstandsfähigkeit haben; von ihrer tadellosen Wirksamkeit konnten wir uns durch eingesendete Proben überzeugen. H–s. F. Witte's Aufzug für Speisen u. dgl. Um die Fahrstühle von Aufzügen für Speisen und andere kleine Lasten in jeder Höhe geräuschlos und sicher festzustellen, trifft F. Witte in Berlin (* D. R. P. Kl. 35 Nr. 12035 vom 11. Juni 1880) die Einrichtung, daſs die Triebseilscheibe durch die vom Fahrstuhl und Gegengewicht hervorgebrachte Anspannung des Seiles gegen einen Bremsklotz gedrückt wird. Die Bewegung des Fahrstuhles ist nur so lange möglich, als die Triebseilscheibe mittels einer durch Tritte zu bethätigenden Zugvorrichtung vom Bremsklotz entfernt gehalten wird. Beim Loslassen des Auslösetrittes wird die Seilscheibe sofort abgebremst. Zur Erhöhung der Sicherheit ist der Fahrstuhl mit einer Fangvorrichtung versehen, welche lediglich aus einer Blattfeder besteht, welche ihn mit dem Tragseil verbindet. Dieselbe ist durch die Belastung in der Regel so viel durchgebogen, daſs sie an den Führungssäulen des Aufzuggerüstes vorbeigleitet. Nach eingetretenem Seilbruch streckt sie sich und ihre zugeschärften und gehärteten Enden greifen in die Führungsschienen ein. Anthoine's geräuschlos gehende Uhr. M. Anthoine in Paris (* D. R. P. Kl. 83 Nr. 12285 vom 6. Mai 1880) will bei einer Uhr statt des Gewichtes einen Schwimmer anbringen. Die Flüssigkeit, welche den letzteren trägt, soll durch irgend ein Mittel gleichmäſsig aus ihrem Behälter abgelassen werden; der Schwimmer sinkt dann ebenfalls gleichmäſsig und setzt die Uhr in Gang, welche keines weiteren Regulirungsmittels bedarf und vollständig geräuschlos geht. Bei Uhren, deren Zifferblatt durch eine Lampe zu beleuchten ist, wird der Schwimmer in Oel gesetzt und durch dieses die Lampe gespeist. Das Oel wird gleichmäſsig aufgezehrt, wenn die Flamme stets gleich hoch brennt. Der Erfinder will deshalb am Lampencylinder eine Marke anbringen, welche die einzuhaltende Flammenhöhe zu bezeichnen hätte. Badirtinctur. „Nach langem Suchen gelang es mir endlich, das Problem zu lösen, Tinte ohne Hinterlassung der geringsten Spur auszulöschen: Man nehme einige Tropfen der Tinctur, benetze mit beigegebenem Pinsel die gerne hinweg gewünschte Stelle und trockne sie dann mit Löschpapier wieder ab; sobald das Papier getrocknet, fahre man mittels eines Falzbeines über die radirte Stelle und man wird, ohne das geringste zu merken, wieder wie zuvor darauf schreiben können. Selbstverständlich wird hierdurch Druck oder Farbe nicht irritirt. Man kann daher aus gedruckten Büchern Geschriebenes oder überhaupt Tinte ebenso sicher entfernen.“ So lautet die von Adolf Renz einem 35cc fassenden Fläschchen mit einer gelblichen Flüssigkeit beigegebene Gebrauchsanweisung. Diese Tinctur wurde vor einigen Tagen in Hannover vertrieben und erregte einiges Aufsehen, weil unmittelbar nachher eine groſsartige Fälschung eines Acceptes vermuthlich damit ausgeführt ist. Man erhält eine der vorliegenden völlig gleiche Flüssigkeit durch Lösen von Chlorkalk in 2 Th. Wasser und Filtriren. Der wirkliche Werth eines solchen Fläschchens beträgt demnach 4 bis 5 Pf., während sich der glückliche Erfinder 75 Pf. bezahlen läſst. Einer Fälschung mit dieser Flüssigkeit wird wohl am einfachsten durch Ultramarin haltiges Papier (vgl. 1880 236500) vorgebeugt. F. Fischer. Ueberziehen des Eisens mit Metallen. Nach H. B. Jones, H. W. Shepard und R. Seamann in New-York (D. R. P. Kl. 7 Nr. 11801 vom 4. Mai 1880) werden die Eisenbleche zuerst von dem Hammerschlag und dem Schmutz in einem Bade von verdünnter Saure gereinigt, dann in Wasser gewaschen. Die Bleche werden nun in eine Lösung getaucht von 1 bis 2 Th. Methyl- oder Aethylaminchlorid, Chlorzink oder Chlorammonium in 100 Th. Wasser, welcher etwa 0,5 Th. der Oxyde des zum Ueberziehen zu verwendenden Metalles zugemischt ist. Nach 10 bis 15 Minuten werden sie in eine zweite Lösung gebracht, welche zu gleichen Theilen aus Wasser und aus Chlorverbindungen organischer oder metallischer Basen zusammengesetzt ist, deren Salze bei der Temperatur des Metallbades schmelzbar sind. Statt dieser Salze kann man auch eine Lösung anwenden von 455 Th. Wasser, 100 Th. Chlorammonium und 455 Th. Chlorzink, welche mit einer Schicht Naphtalinöl bedeckt ist. Die aus dieser Lösung herausgenommenen Bleche werden ungetrocknet in gewöhnlicher Weise in das Bad aus geschmolzenem Zink oder Zinklegirung getaucht, bis der gewünschte Ueberzug erreicht ist. Als Metallbad ist namentlich folgende Legirung zu empfehlen: Man schmilzt zunächst in einem groſsen Tiegel 84 bis 1688 Nickel, gibt 1,5 bis 3g geschmolzenes Blei hinzu und gieſst die flüssige Mischung in einen 47 bis 49k geschmolzenes Blei enthaltenden Tiegel, setzt 25 bis 38k Zink und schlieſslich 15k Zinn hinzu. Die so hergerichtete Legirung kann in Barren gegossen und bei Bedarf wieder geschmolzen oder auch sofort als Metallbad benutzt werden. Behandlung von Flächen, welche zum Zeugdruck, Bossiren oder Typendruck benutzt werden. Nach J. Sachs in Manchester (D. R. P. Kl. 8 Nr. 12774 vom 27. Juni 1880) wird das betreffende Muster oder die Zeichnung auf durchscheinendes Papier photographirt oder gezeichnet, welches man dann als Negativ auf eine mit Chromgelatine überzogene Fläche legt und dem Lichte aussetzt. Von dem nach dem Abwaschen der nicht unlöslich gewordenen Gelatine erhaltenen Positiv nimmt man mittels einer leicht flüssigen Legirung einen Abguſs oder einen galvanischen Abdruck, welcher nun zum Drucken verwendet wird. Behandlung von Resonanzholz. Nach A. E. R. Wolkenhauer in Stettin (D. R. P. Kl. 51 Nr. 12422 vom 22. Juli 1880) werden die zugeschnittenen Bretter aus Resonanzholz (Abies pectinata) in einem gut schlieſsenden Kasten aus Zinkblech 24 Stunden lang mit Petroleumäther entharzt und im Schatten getrocknet. Dann kommen die Bretter in eine Lösung von 10k 95procentigen Spiritus, 1k hellen, einmal geschmolzenen Glascopal, 600g Sandarak und 20g Aloe mit etwa 300g Glaspulver, letzteres zur Beschleunigung der Lösung. Schlieſslich werden noch 30g Cajeputöl oder Kampher zugesetzt. Nach 2 Tagen werden die Bretter herausgenommen, getrocknet und weiter verarbeitet. Mutterlauge der Saline Allendorf. Nach der Untersuchung von E. Reichardt (Archiv der Pharmacie, 1881 Bd. 218 S. 187) hat die Mutterlauge der Saline Allendorf an der Werra ein specifisches Gewicht von 1,285. 100 Th. Lauge enthalten: Chlornatrium 6,280 Th. Chlormagnesium 15,990 Chlorlithium 0,014 Brommagnesium 0,070 Schwefelsaures Kalium 4,020 Schwefelsaures Natrium 3,284 Schwefelsaures Calcium 0,068 Kieselsäure 0,004 Organische Substanz 0,904 ––––––––––– Zusammen 30,634 Th. Gewinnung von Magnesia aus gebranntem Dolomit. J. B. Closson in Paris (D. R. P. Kl. 75 Nr. 11456 vom 23. October 1879) macht den Vorschlag, Chlormanganlaugen mit gebranntem Dolomit zu versetzen: 2MnCl2 + CaO,MgO = CaCl2 + 2MnO + MgCl2. Das Manganoxyd wird durch Luft höher oxydirt und die abgelassene Lauge wieder mit calcinirtem Dolomit behandelt, wobei sich Magnesia ausscheidet: CaCl2 + MgCl2 – CaO,MgO = 2CaCl2 + 2MgO. In derselben Weise sollen die Abfalllaugen des Ammoniaksodaprocesses, der Chloreisenrückstände bei der Behandlung der Pyrite auf nassem Wege und der Chlormagnesiumrückstände der Staſsfurter Bergwerke und des Meerwassers behandelt werden. Verwendung des Schwefelkohlenstoffes gegen Phylloxera. Zur Verwendung von Schwefelkohlenstoff gegen die Phylloxera mischt J. Lafaurie (Comptes rendus, 1880 Bd. 91 S. 964) 100 Th. einer 4procentigen Lösung von Japanmoos (Agaragar) bei 35 bis 400 mit 80 Th. Schwefelkohlenstoff. Die erkaltete feste Masse wird in Stücke zerschnitten und am Fuſse der Weinstöcke eingegraben. – Ch. Bourdon (Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 343) will den Schwefelkohlenstoff dampfförmig, J. D. Catta (Daselbst S. 904) denselben in wässeriger Lösung anwenden. Nach Mouilleffert (Daselbst S. 218) ist dagegen die Anwendung des Kaliumsulfocarbonates zu empfehlen. Ueber die freiwillige Oxydation des Quecksilbers. Berthelot (Comptes rendus, 1880 Bd. 91 S. 871) zeigt, daſs sich auch reines Quecksilber an der Luft mit einer dünnen Haut überzieht, welche aus Quecksilberoxydul besteht. Es erklärt sich diese langsame Oxydation durch die Verbrennungswärme. Bei der Oxydation des Eisens entwickeln sich für jedes Aequivalent gebundenen Sauerstoffes 31,9, für Zinn 34,9, für Cadmium 33,2, für Zink 41,8, für Blei 26,7, für Kupfer 21 und für Quecksilber 21,1 Cal., letztere beiden für Oxydul. Alle diese Metalle zeigen freiwillige Oxydation an der Luft, während das Silber mit nur 3,5 Cal. sich an der Luft nicht oxydirt. E. A. Amagat (Daselbst S. 812) findet, daſs entgegen den Angaben Regnault's Sauerstoff vom Quecksilber selbst bei einem Drucke von 100 bis 420at nicht in merklicher Weise absorbirt wird. Zur Bestimmung der Salpetersäure in Wasser. W. Williams (Chemical News, 1881 Bd. 43 S. 69) stellt in das zu untersuchende Wasser einen Streifen Zinkblech, welcher durch Einlagen in eine 3procentige Kupfervitriollösung mit einer dünnen Kupferschicht überzogen war. Die Salpetersäure wird dadurch in Ammoniak übergeführt, welches nun in bekannter Weise mit Neſsler'schem Reagens bestimmt werden soll. Ueber die Bödeker'sche Schwefligsäure-Reaction. B. Reinitzer theilt in den Berichten der österreichischen Gesellschaft für chemische Industrie, 1881 S. 107 mit, daſs das von C. Bödeker (Liebig's Annalen, 1861 Bd. 117 S. 193) angegebene Verfahren zur Nachweisung von schwefligsauren Salzen neben unterschwefligsauren mit Nitroprussidnatrium in den gebräuchlichen Handbüchern und Tabellen der chemischen Analyse falsch angegeben werde. Letztere schreiben ein Ansäuern mit Essigsäure vor, während Bödeker ausdrücklich hervorhebt, daſs die Reaction nur in neutraler oder Natriumbicarbonat enthaltener Lösung empfindlich sei. Wirkung der Kohlensäure auf Kalk. Leitet man über rothglühenden gebrannten Kalk Kohlensäure, so wird der Kalk, wie F. M. Raoult in den Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 189 berichtet, in wenigen Augenblicken weiſsglühend unter Bildung der Verbindung (CaO)2CO2. Bei schwacher Rothglut nimmt dieselbe abermals Kohlensäure auf, bis sich schlieſslich (CaO)4 (CO)3 bildet. War der Kalk beim Brennen zu hoch erhitzt, so wird die Kohlensäure nur langsam aufgenommen. Herstellung gereinigter Oelsäure. Zur Gewinnung der in den Vereinigten Staaten vielfach als Arzneimittel verwendeten gereinigten Oelsäure löst Saunders (Le Technologiste, 1880 S. 457) 60 Th. Oelseife in 240 Th. Wasser, versetzt mit 10 Th. Schwefelsäure, kocht auf, wäscht die Oelsäure mit 60 Th. heiſsem Wasser und löst dann in derselben 4 Th. Bleioxyd. Die noch warme Bleiseife wird mit 60 Th. auf 65° erwärmtem Spiritus von 0,82 sp. G. gemischt, nach dem Absetzen die Losung des Bleioleats mit Salzsäure zersetzt und die abgeschiedene Oelsäure wiederholt mit Wasser gewaschen. Ueber Benzolon und Benzostilbin. Rochleder erhielt i. J. 1842 beim Schmelzen von Hydrobenzomid mit Kali zwei Verbindungen, welche er Benzolon und Benzostilpin nannte. H. M. Rau (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 443) zeigt dagegen, daſs sich hierbei derartige Stoffe nicht bilden, sondern wesentlich Lophin erhalten wird. Zusammensetzung des unterschwefligsauren Natriums. Nach A. Bernthsen (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 438) kommt dem unterschwefligsauren oder hydroschwefligsauren Natrium die Formel Na2S2C4 zu. Seine Bildung wird nunmehr durch folgende Formel ausgedrückt: Zn + 4NaHSO3 = ZnSO3 + Na2SO3 + Na2S2O4 + 2H2O. Ueber Bromäthyl. Nach L. Aronstein (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 606) zerfällt Bromäthyl beim Erhitzen in Aethylen und Bromwasserstoff. Dem entsprechend geht das normale Propylbromid beim Erhitzen auf 280° in Isopropylbromid über. Ueber die Wirkungen des Chinolins. Aus den Versuchen von J. Donath (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 178) ergibt sich, daſs das Chinolin antiseptische, antizymotische und antipyretische Eigenschaften besitzt. Es verhindert in 0,2procentiger Lösung die Fäulniſs des Harnes, des Leimes, die Milchsäuregährung; in 0,4procentiger Lösung hemmt es die Fäulniſs des Blutes vollständig und verzögert in hohem Grade die Gerinnung der Milch; endlich vernichtet es in 1procentiger Lösung die Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Eine Ursache der Zerstörung yon Geweben. Wie Balland in den Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 462 berichtet, wurde eine gröſsere Sendung Hanfleinen, welches mit Eisenoxyd gefärbt war, in kurzer Zeit schadhaft offenbar durch Sauerstoffübertragung, wie dies bereits Kuhlmann (1860 155 31. 1861 162 46) beobachtete. Flüssiger Stärkeglanz. 1 Th. Walrath, 1 Th. arabisches Gummi, 1 Th. Borax, 2,5 Th. Glycerin und 24,5 Th. Wasser werden unter Zusatz von etwas wohlriechendem Spiritus zu einer Emulsion verrieben. Dieselbe wird in der Pharmaceutischen Centralhalle, 1881 S. 25 als Zusatz zu der gekochten Stärke empfohlen. Herstellung von Tanninschwarz. T. H. Cobley und W. G. Gard in Domstable, England (D. R. P. Kl. 22 Nr. 11185 vom 4. Februar 1880) wollen Lederabfälle, Leim haltige thierische Abfälle, Rinden u. dgl. zunächst mit Wasser, dann mit dünner Natronlauge auskochen, die Lösungen mit Eisenlösungen fällen und den erhaltenen Niederschlag mit Theeröl mischen, um das Schimmeln zu verhüten. Zur Herstellung von Stiefelwichse soll dieser Niederschlag mit Harzkalkseife, etwas Salzsäure, Syrup, Zuckerrückstände, Chlorkalium, Oel, Glycerin u. dgl. versetzt werden. Die schwarze Masse soll auch für Buchdruckerschwärze u. dgl. verwendet werden. Ueber Aluminium-Palmitat und seine Anwendung in verschiedenen Industriezweigen; Ton Karl Lieber in Berlin. Das Aluminiumpalmitat, eine Verbindung von Thonerde und Palmitinsäure, ist ein Harz ähnlicher Körper mit bemerkenswerthen Eigenschaften, die ihn zu mannigfacher Anwendung in verschiedenen Industriezweigen befähigen. Es schmilzt erst bei höherer Temperatur als Dammar und Copalharz, löst sich leicht in Terpentinöl und Benzin auf und hat selbst bei einer Lösung von 1 Th. Palmitatharz und 5 Th. des Auflösungsmittels noch lackartig dickflüssige Consistenz, ist also sehr ausgiebig. Der so erhaltene Lack schlägt auf Papier nicht durch, wird niemals brüchig, sondern bleibt immer biegsam, trocknet dabei bald und bekommt erst einige Zeit nach dem Aufstreichen eine gewisse Klebkraft, die aber nach dem Trocknen wieder verschwindet. Der Lack hat einen schönen Seiden glänz und verträgt jeden Zusatz von Dammar und Copal, wodurch er einen höheren Glanz erhält, den beiden letzteren dagegen die Eigenschaft benimmt, spröde und brüchig zu werden. Das Aluminiumpalmitat dürfte für Tapetenfabriken, für Cattundruckereien bezieh. Cattunfabriken und Appreturanstalten, für Lackfabriken, für die Fabrikation von künstlichem Leder, von wasserdichten Zeugen u. dgl. von Wichtigkeit sein. In der Tapetenfabrikation eignet sich der aus dem Aluminiumpalmitat hergestellte Lack besonders durch seine hervorragende Eigenschaft, auf Papier nicht durchzuschlagen, zum Golddruck und zum Ueberziehen von imitirten und echten Ledertapeten, den ersteren den dem gepreſstem Leder eigenthümlichen Glanz verleihend und die letzteren in demselben erhaltend. Es gibt ferner einen vorzüglichen vegetabilischen Leim, der nicht verdirbt, vollkommen neutral ist und bleibt, somit keinen schädlichen Einfluſs auf die Farbentöne ausübt. Als solcher kann er mit Vortheil zur Herstellung von Velourtapeten dienen. Den Cattunfabriken u. dgl. liefert er eine Appretur, welche den Stoffen einen hohen Seidenglanz verleiht, der selbst durch öfteres Waschen nicht ganz verschwindet. Diese Appretur kann vermöge ihrer vollkommenen Neutralität und Indifferenz selbst bei den mit den heikelsten Farben bedruckten oder gefärbten Stoffen angewendet werden, ohne die Farben im geringsten zu beeinträchtigen. Der Palmitatlack ist vom Wasser durchaus unangreifbar und kann eben deshalb und namentlich, da er vollkommen biegsam bleibt, mit Vortheil zur Darstellung von künstlichem Leder, gummiähnlichen Zeugstoffen und wasserdichten Zeugen Anwendung finden, wobei seine Eigenschaft, nach dem Trocknen vollkommen geruchlos zu sein, ganz besondere Beachtung verdient. Das Aluminiumpalmitat wird mit Berücksichtigung seiner Verwendung in zwei Sorten dargestellt. Zündmasse für Reibzündhölzchen. Zur Darstellung der von Phosphor vollständig freien Zündhölzer, welche sich auf jeder Reibfläche entzünden lassen, bereitet L. Wagner in Mühlheim a. Rh. (D. R. P. Kl. 78 Nr. 11474 vom 4. September 1879) die Masse aus 1⅓ Th. Kölner Leim, 1⅓ Th. Gelatine, 1 ⅓ Th. Leiogomme, 16 Th. chlorsaurem Kalium, 34 Th. unterschwefligsaurem Blei, 6 Th. Schwefelantimon, 5 Th. Bleisuperoxyd, 5 Th. Holzkohlenstaub, 10 Th. Glaspulver, 4 Th. Salpeter, 1 Th. Schwefel, 30 Th. Wasser. Das unterschwefligsaure Blei stellt L. Wagner her, indem er 4 Th. salpetersaures Blei in einem Kübel in 12 bis 20 Th. heiſsem Regenwasser löst und 3 Th. unterschwefligsaures Natrium in einem anderen Gefäſs in 9 bis 16 Th. Wasser. Die letzte Lösung wird unter fortwährendem Umrühren in die Bleilösung gegossen. Den entstehenden Bleiniederschlag läſst man absetzen, zieht die obenstehende helle Lauge sorgfältig ab, füllt wieder mit frischem Regenwasser und wiederholt dieses Auswaschen mindestens 4 bis 5mal. Der Niederschlag wird dann ausgepreſst und entweder bei nicht zu starker Erwärmung getrocknet und pulverisirt, oder aber in feuchtem, teigartigem Zustand zur Zündmasse verwendet. Die eigentliche Bereitung der Zündmasse findet nun in folgender Weise statt: Der Leim, 6 bis 8 Stunden, und die Gelatine, ½ Stunde vorher eingeweicht, werden in der vorgeschriebenen Menge Wasser mit dem Leiogomme gekocht. In diese heiſse Lösung wird, nachdem dieselbe vom Feuer entfernt worden, das chlorsaure Kalium eingetragen und vollständig gelöst. Hierauf wird das auf das Trockengewicht berechnete feuchte unterschwefligsaure Blei eingerührt und schlieſslich der Reihe nach die übrigen Stoffe, wie sie vorstehend angegeben sind. Die ganze Mischung wird schlieſslich auf einer gewöhnlichen Reibmühle ganz fein gemahlen und in lauwarmem Zustand zum Eintunken der Hölzer benutzt. (Vgl. Wiederhold 1861 151 221. 268. 1862 163 203. 296.)