Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 241, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 468
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Miscellen. Miscellen. Neuerungen an Drahtstiftmaschinen. Die Neuerungen an Drahtstiftmaschinen von A. von der Becke in Sundwig bei Iserlohn (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 11 994 vom 15. Juni 1880) beziehen sich auf eine Anordnung des Richt- und Schiebewerkes, welche die abwechselnde Benutzung zweier Drahthaspeln mit möglichster Ersparniſs an Zeit bei Einbringung des neuen Drahtes und an Material gestatten soll. Es sind zu diesem Zweck zwei Haspel beiderseits am Ende der Maschine aufgestellt; während die Maschine nun den Draht der Haspel einerseits zu Stiften verarbeitet, wird der Draht der anderen Haspel in die leere Seite des doppelten (horizontalen) Richtwerkes eingelegt und bis nahe an den Führungstrichter zur Zange vorgeschoben. Bevor nun der Draht der ersten Haspel ganz aufgearbeitet ist, schiebt der Arbeiter das in Schlittenführungen gleitende und durch eine Klinke feststellbare Richt werk zurück und in dem Augenblick, wo das Drahtende der ersten Haspel dasselbe verläſst, schiebt er das Richtwerk so weit seitlich, daſs das neue Drahtende gerade in den Trichter mündet. Dann schiebt der Arbeiter das Richtwerk wieder vorwärts, so daſs der neue Draht dem alten durch den Trichter folgt und von dem ersten Halter des Schiebwerkes erfaſst wird. Das alte Drahtende wird nach Verlassen des ersten Halters im Schiebwerk vom zweiten Halter vor die Backen geschoben, so daſs nur das letzte, zur Herstellung eines Stiftes nicht mehr ausreichende Drahtende übrig bleibt, welches entweder von selbst abfällt, oder beim nächsten Vorgehen des Schiebwerkes abgestoſsen wird. Das neue Drahtende wird sofort vom ersten Halter u.s.w. ergriffen, wenn das alte denselben verlassen hat, so daſs die Maschine ohne Unterbrechung fortzuarbeiten vermag. Mg. Zur Herstellung von Phosphorbronze. N. v. Lawroff in St. Petersburg (D. R. P. Kl. 40 Nr. 14422 vom 23. Januar 1880) will zunächst eine Phosphorbronze aus 70 bis 90 Th. Kupier, 4 bis 13 Th. Zinn, 0,5 bis 1 Th. Phosphor herstellen und dieser unter Umrühren 5,5 bis 16 Th. geschmolzenes Blei zusetzen. G. A. Dick in London (D. R. P. Kl. 40 Nr. 14 650 vom 8. Juni 1880) versetzt auf Weiſsglühhitze gebrachtes Eisen mit Zinn oder Phosphorzinn, unter Umstanden unter Zufügung von Blei. Die fertige Bronze soll höchstens 2 Proc. Phosphor und 20 Proc. Zinn enthalten. Ein gutes Lagermetall soll erhalten werden aus 83 Th. Eisenschwamm, 10,5 Th. Phosphorzinn (mit 7,5 Th. Phosphor) und 6,5 Th. Blei oder aus 94,5 Th. Fluſseisen, welches 0,12 Th. Kohlenstoff 0,2 Proc. Silicium, 0,6 Proc. Mangan und 0,35 Proc. Phosphor enthalt, sowie 3,5 Th. Zinn und 2 Th Blei. Preisverhältnisse der Metalle auf dem englischen Markte. In nachfolgender Tabelle über die Preisschwankungen von Eisen und anderen Metallen in England sind nach dem Glückauf, 1881 Nr. 59 die Preise vom 1. Juli 1879 zu 100 angenommen, um die Bewegung schärfer hervortreten zu lassen: Datum SchottischRoheisen BritischBar Schienen VerzinnteBleche Chili-Kupfer Stratis-Zinn EnglischBlei Kokes undKohlen Tonne Tonne Tonne Kiste Tonne Tonne Tonne Tonne 1879 L s d L s d L s d L s d L s d L s d L s d L s d   1. Juli 2 1 3 5 7 6 4 15 0 1 1 0 55 17 6 66 10 0 13 12 6 0 17 9   1. Juli 100 100 100 100 100 100 100 100 1880   1. Jan. 166 146 142 150 117 137 175   93 15. Febr. 169 160 166 169 129 147 147   98   1. März 135 160 166 164 123 127 138   83   1. Mai 115 135 155 129 112 122 122   89   1. Juli 119 109 116 110 108 125 117   82   1. Sept. 128 119 113 112 109 126 120   83   1. Nov. 123 109 110 107 110 135 114   96 31. Dec. 128 107 110 112 111 136 112   94 Rive's elektrische Fangvorrichtung. Wenn auf die gröſsere oder geringere Brauchbarkeit einer Fangvorrichtung bei der Bergwerksförderung von entscheidendem Einflüsse auch der Umstand ist, daſs diejenige Zeit, welche vom Augenblicke des Seilbruches bis zum Eingreifen der Fänger in die Leitung verstreicht, möglichst kurz sei, damit das vom Seile frei werdende Gestell thunlichst kurze Zeit der Beschleunigung durch die Schwerkraft ausgesetzt und Erzeugung gröſserer lebendiger Kraft, als im Augenblicke des Bruches vorhanden, vermieden werde, so hat offenbar E. Rive in Porta bei Minden (* D. R. P. Kl. 5 Nr. 12633 vom 22. Februar 1880) der Gedanke, daſs vorhandene Federn nach dem Bruche längerer Zeit bedürften, um aus ihrer Spannung zurückzugehen und damit das Eingreifen der Fangvorrichtung einzuleiten, veranlaſst, diesen Zeitverlust dadurch zu umgehen, daſs er die Unterbrechung eines constanten elektrischen Stromes im Augenblick des Seilbruches auf die Fänger ihre Wirkung ausüben läſst. Die Einrichtung, welche Rive zur Ausführung seines Gedankens vorschlägt, ist etwa folgende: Der elektrische Strom läuft von einer hinlänglich kräftigen Batterie durch die Seele des Förderseiles nach dem Fördergerüst und durch dieselbe Seele zurück. Das über Tage befindliche Ende des Förderseiles geht durch die Seiltrommel hindurch nach deren Achse und zwar bis zum äuſseren Theil der Nabe, um welche zwei isolirte Messingringe gelegt sind; mit denselben steht je ein isolirter Leitungsdraht aus dem Seile und ein Pol. der Batterie in Verbindung. Am Gerüst selbst ist ein Hufeisenmagnet angebracht, welcher, so lange der Strom nicht unterbrochen wird, den langen Arm eines ungleicharmigen Hebels anzieht, dadurch den kurzen niederdrückt, in Folge hiervon den unter letzteren greifenden langen Arm eines zweiten Hebels niederhält, an dessen kurzem Theil mit Kette die Fänger angeschlossen sind, die innerhalb des Gerüstes liegen, so lange die Anziehungskraft im Magnet vorhanden ist. Reifst nun, so rechnet der Erfinder, das Seil, so. wird der elektrische Strom unterbrochen, der am Magneten liegende Hebelarm frei, durch sein Gewicht zum Fallen gebracht, worauf durch das Gewicht der Fänger der lange Arm des zweiten Hebels sich hebt und die Fänger eingreifen können; es wird also die Wirkung durch das Gewicht des fangenden Theiles erzielt. – Ganz abgesehen von den in Aussicht genommenen, höchst unvollkommenen Fangarmen, welche auf das Princip der alten Büttgenbach'schen Fangvorrichtung zurückgreifen, scheint die Wirkung- um deswillen fraglich, weil sie lediglich auf die Schwerkraft gestellt ist. Da im Augenblicke des Seilbruches Gerüst, Fangarme, Hebel, überhaupt alle Theile in gleicher Weise jener Kraft und somit der Beschleunigung durch dieselbe unterliegen, so ist nicht abzusehen, warum die Fänger und Hebelarme schneller als die übrigen Theile fallen sollen, und erfolgt dies nicht, so fehlt die Möglichkeit für die Wirkung der Vorrichtung. S–l. Ueber Radiophonie. Die fortgesetzten Arbeiten Mercadier's (vgl. 1881 240 319) auf dem Gebiete der Radiophonie haben in der letzten Zeit folgende Ergebnisse geliefert. Mittels sogen. „thermophonischer Säulen“ oder „phonischer Thermomultiplicatoren“, welche aus mehreren an einander gereihten geschwärzten Röhren bestehen, gelang es Mercadier, die thermophonischen Wirkungen zu verstärken und nachzuweisen, daſs die Luft in diesen als Empfänger benutzten Röhren longitudinal schwang. (Nach den Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 450.) Durch Herstellung von spiralförmig gewundenen Selen-Empfängern, wie sie Siemens schon einige Jahre früher verwendet hatte, und durch Einschaltung mehrerer solcher Empfänger wuſste Mercadier (Daselbst S. 789) die photophonischen Wirkungen einer gröſseren Anzahl von Personen zugleich vernehmbar zu machen. Mittels der ein Gas in Berührung mit einer den periodisch intermittirenden Reductionen ausgesetzten dünnen geschwärzten Glimmerplatte enthaltenden Glasröhre („thermosonore Röhre“) und kräftiger Strahlung vermochte Mercadier (Daselbst S. 1224 u. 1226) eine stetige Reihe musikalischer Töne vom tiefsten bis zu Tönen von 2000 ganzen Schwingungen in der Secunde hervorzubringen und ebenso Accordfolgen. Auch das Wort wurde wiedergegeben, so daſs ein „sprechendes Thermophon“ erreicht wäre. Ueber Mehlexplosionen. Im J. 1871 setzte der Verein zur Beförderung des Gewerbfleiſses einen Preis aus für den Nachweis der Ursachen der in Getreidemühlen vorkommenden Mehlexplosionen, welcher Preis i. J. 1878 R. Weber zuerkannt wurde (vgl. 1878 227 407). Wie M. Rühlmann im Hannoverschen Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1881 * S. 226 hervorhebt, war bereits vorher in der Generalversammlung des Hannoverschen Gewerbevereines am 9. Juni 1872 (vgl. dessen Mittheilungen, 1872 S. 127) durch einen mit Experimenten begleiteten Vortrag von Ferd. Fischer auf die Mittel verwiesen, wodurch derartige Explosionen möglichst vermieden werden können, und namentlich vor Anwendung offener Flammen in mit Mehlstaub erfüllten Räumen gewarnt (vgl. 1872 206 417). Dennoch hat am 1. März 1881 in der Dampfmühle von G. Schönert in Würzen eine verheerende Explosion stattgefunden, welche voraussichtlich dadurch entstanden ist, daſs sich Mehlstaub aus der Mischkammer bei ungenügend geschlossener Thür an einer offenen Gasflamme im Vorraum entzünden konnte. Zur Getränkesteuer. Die Getränkesteuer beträgt für den Kopf der Bevölkerung: Wein Bier Branntwein Zusammen Deutsches Reich 0,17 1,13   1,06     2,56 M. Groſsbritannien 0,96 4,67 12,42 18,5 Frankreich 6,58 0,43   1,26     8,47 Oesterreich 0,36 2,01   0,82     3,19 Ruſsland 0,23 0,09   8,10     8,42 Bemerkenswerth ist das Ueberwiegen des Weines in Frankreich, des Branntweines in Groſsbritannien und Rufsland. (Nach Schäffle: Steuerpolitik, S. 415). Zur Untersuchung von Malzextract. Zur Bestimmung- des Gehaltes von Malzextract an bei 110° gewonnener Trockensubstanz gibt H. Hager (Pharmaceutische Centralhalle, 1881 S. 368) folgende Tabelle der specifischen Gewichte bei 17,5°: Proc.Trockengeh. Spec.Gewicht Proc.Trockengeh. Spec.Gewicht Proc.Trockengeh. Spec.Gewicht Proc.Trockengeh. Spec.Gewicht Proc.Trockengeh. Spec.Gewicht Proc.Trockengeh. Spec.Gewicht 50 1,2303 41 1,1792 32 1,1353 23 1,0950 14 1,0574 5 1,0197 49 1,2239 40 1,1741 31 1,1305 22 1,0908 13 1,0532 4 1,0154 48 1,2178 39 1,1692 30 1,1258 21 1,0866 12 1,0490 3 1,0112 47 1,2119 38 1,1643 29 1,1202 20 1,0824 11 1,0448 2 1,0072 46 1,2062 37 1,1594 28 1,1159 19 1,0782 10 1,0406 1 1,0035 45 1,2007 36 1,1545 27 1,1117 18 1,0741   9 1,0363 44 1,1952 35 1,1497 26 1,1075 17 1,0700   8 1,0321 43 1,1897 34 1,1449 25 1,1033 16 1,0658   7 1,0279 42 1,1844 33 1,1401 24 1,0991 15 1,0616   6 1,0238 Starres Malzextract sollte mindestens 75, flüssiges 66,67 Proc. Trockensubstanz enthalten. Zur Untersuchung des Malzextractes löst man dasselbe in gleichen Theilen Wasser und bestimmt das specifische Gewicht. Ferner mischt man 0g,1 trocknes Stärkemehl mit 5cc kaltem, dann mit 50cc kochendem Wasser, läſst auf 60° abkühlen und fügt eine mit etwas Magnesiumcarbonat neutralisirte Lösung von 1g starrem oder 1g,5 flüssigem Extract in 19cc Wasser hinzu. Kann nach 5stündigem Digeriren bei 50 bis 60° durch Jodlösung kein Stärkemehl mehr erkannt werden, so ist die diastatische Wirkung des Extractes genügend und dasselbe als unverdächtig zu bezeichnen. Verpacken von Butter in Pergamentpapier. R. Amsink macht in der Milchzeitung, 1881 S. 431 den Vorschlag, in eine Form gepreſste Butter in Pergamentpapier einzuschlagen und dieses dann luftdicht zu verkleben. Dagegen berichtet J. W. Seibel (Daselbst S. 468), er habe längere Zeit hindurch Pergamentpapier auf die Butter unter dem Deckel der Tonnen legen lassen, bis ihm von England die Bemerkung gemacht wurde, daſs sich an der oberen Fläche der Butter kleine weiſse Punkte entwickelten, welche vom Papier herrührten, weshalb um Weglassung desselben ersucht wurde. Er fand nun durch entsprechende Versuche, daſs die mit dem Papier in längere Berührung gewesene Butter abschmeckend wurde, daſs ferner das Auslegen der inneren Seiten der Butterfässer mit Pergamentpapier das Staffigwerden der Butter beförderte. Beim Trockenwerden des Papieres löst es sich von den Stäben, oder es entstehen Falten und an solchen Stellen wuchert der Staff bei längerem Stehen der Butter besonders stark. Ueber Milchuntersuchung. Nach Versuchen von K. Portele (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1881 Bd. 27 S. 133) war die Abendmilch von Tiroler Rindvieh stets reicher an Trockensubstanz als die Morgenmilch. Das Feser'sche Laktoskop gab Fehler bis 20 Procent des Fettgehaltes, erwies sich somit als unbrauchbar. Caseïn und Albumin wurden stets weniger gefunden, als der directen Stickstoffbestimmung entsprechen würde, so daſs ein Theil des letzteren wohl dem Laktoproteïn zuzuschreiben ist. Die Bestimmung des Milchzuckers durch Polarisation und mit Fehling'scher Lösung gaben genügend übereinstimmende Resultate. E. Egger (Zeitschrift für Biologie, 1881 S. 110) hat in einer Anzahl von Milchproben den Fettgehalt gewichtsanalytisch nach Soxhlet (1879 232 * 461), nach dessen aräometrischer Methode (1881 239 * 389) und mittels des Laktobutyrometers von Tollens (1880 235 144) bestimmt. Die mit der aräometrischen Methode erhaltenen Zahlen weichen von denen der gewichtsanalytischen Bestimmung erst in der zweiten Decimale ab, während das Laktobutyrometer Fehler bis zu –0,36 Proc. ergab. Schmöger (Journal für Landwirthschaft, 1881 S. 129) hat 125 vergleichende Bestimmungen mittels des Laktobutyrometers und der Gewichtsanalyse ausgeführt und dabei für das Laktobutyrometer in der Regel um 0,2, in einzelnen Fällen um reichlich 0,4 Gewichtsprocente zu niedrige Zahlen gefunden. Schmöger schlägt nun auf Grund seiner Versuche vor, die mittels des Laktobutyrometers gefundenen sogenannten Volumprocentzahlen um 0,1 zu erhöhen und dieselben als Gewichtsprocente zu betrachten. Eine solche Correctur ist nach obigen Versuchen von Egger wohl nicht richtig. G. Marpmann (Archiv der Pharmacie, 1881 Bd. 219 S. 34) will zur Bestimmung des Fettgehaltes 20 bis 30 Tropfen Milch in einem Röhrchen von Baumwolle aufsaugen lassen, im Luftstrom trocknen und mit Benzin ausziehen. Das Verfahren wird kaum auf groſse Genauigkeit Anspruch machen können. Versetzt man nach C. Arnold (Daselbst S. 41) frische Milch mit etwas Guajaktinctur, so färbt sich dieselbe in Folge ihres Ozongehaltes blau. Beim vorsichtigen Erwärmen der Milch auf 40 bis 60° tritt die Reaction sofort ein, ebenfalls bei 70 bis 78°, aber schwächer; Milch über 80° erwärmt, bleibt nach Zusatz der Guajaklösung ungefärbt, sowohl in der Wärme wie nach dem Erkalten, ebenso jede einmal aufgekochte Milch. Condensirte Milch zeigt folglich diese Erscheinung gleichfalls nicht, Die Reaction mit Guajaktinctur ist so empfindlich, daſs ein Tropfen Milch, in einem Uhrglase mit einer Spur obiger Tinctur versetzt, oder ein Tropfen Milch, auf Filtrirpapier gebracht und mit einem mit Guajaktinctur benetzten Glasstabe bestrichen, noch blaue Färbung annahmen. Ermittlung der Keimfähigheit von Getreide. Uebergieſst man nach R. Böttger (Jahresbericht des physikalischen Vereines zu Frankfurt, 1881 S. 20) gewöhnliche Kaffeebohnen mit mäſsig starker Ammoniakflüssigkeit, so treiben die keimfähigen Bohnen schon nach 10 bis 12 Stunden millimeterlange Keime. In entsprechender Weise soll sich eine 8procentige Lösung von Kali oder Natron dazu eignen, die Keimfähigkeit von Weizen, Gerste und dergleichen Samen festzustellen. Ueber die Wirkung der Alkalien im Erdboden. Nach den Versuchen von A. Tuxen (Landwirtschaftliche Versuchsstationen, 1881 Bd. 27 S. 107. 114) vermindern der Chilisalpeter und das Kochsalz die Fähigkeit der Erde, Ammoniak und Kali aufzunehmen, sie vergröſsern aber das Vermögen derselben, Phosphorsäure aufzunehmen. Kalisalze vermögen dieses dem Ammoniak und der Phosphorsäure gegenüber in einem höheren Grade. Chilisalpeter und Kochsalz lösen das in der Ackererde gebundene Kali und die Phosphorsäure in gröſserer Menge als Wasser allein. Die Theorie Grandeau's (1880 238 263) über die Fruchtbarkeit des Bodens konnte Tuxen nicht bestätigen. Ueber kaukasisches Erdöl. Die Erdölquellen von Zarskije Kolodzy, im Tiflis'schen Gouvernement, gehören der bekannten Firma Siemens und Halske in Berlin, welche das Rohöl in einer gut eingerichteten Fabrik selbst verarbeitet. F. Beilstein und A. Kurbatow (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 1620) haben nun in dem leichtflüchtigen Antheile des Oeles Pentan, Hexan und Heptan, nebst wenig Benzol und Toluol nachgewiesen. Demnach besitzt das Erdöl aus Centralkaukasien eine andere Zusammensetzung wie das vom kaspischen Meere. Es besteht wesentlich aus den Kohlenwasserstoffen CnH2n+2, die auch im amerikanischen Petroleum vorkommen, und enthält daneben kleine Mengen der aromatischen Kohlenwasserstoffe CnH2n–6, welche auch im hannoverschen und galizischen Erdöl nachgewiesen sind, und der Kohlenwasserstoffe CnH2n, welche im Bakuschen Erdöle aufgefunden wurden. Ueber die Zusammensetzung des Menschenfettes. Nach L. Langer (Monatshefte für Chemie, 1881 S. 382) schmilzt das Fett des Kindes bei 450. Das vom Erwachsenen trennt sich bei Zimmertemperatur in zwei Schichten. Der obere gröſsere Theil ist vollständig flüssig, durchsichtig, gelb gefärbt und erstarrt erst bei Temperaturen unter 0°. Die untere Schicht ist eine krümelige, krystallinische Masse, welche schon bei 36° flüssig wird. Beide bestehen im Wesentlichen aus den Glyceriden der Palmitinsäure, Stearinsäure und Oelsäure, mit wenig Buttersäure und Capronsäure. Das Mengenverhältniſs der drei ersten Säuren ist folgendes: Kind Erwachsener Oelsäure 67,75 89,80 Palmitinsäure 28,97   8,16 Stearinsäure   3,28   2,04. Ellagsäure in der Fichtenrinde. Die Stammrinde von Abies excelsa, das meist gebrauchte Gerbmaterial in Oesterreich, namentlich in Böhmen, sowie in Ungarn und Deutschland, enthält nach F. Strohmer (Monatshefte für Chemie, 1881 S. 539) neben Eichenrindengerbsäure auch Ellagsäure. Gallussäure konnte dagegen nicht nachgewiesen werden. Ueber Verbindungen von Chlorcalcium mit fetten Säuren. A. Lieben (Monatshefte für Chemie, 1881 S. 919) hat durch Einwirkung von wenig Wasser auf eine gesättigte Lösung von Chlorcalcium in Buttersäure die Verbindung CaCl2.2C4H8O2.2H2O, durch Verdunstung einer solchen Lösung: CaCl2.Ca(C4H7O2)2.4C4H8O2 und durch Trocknen der ersten Verbindung: CaCl2.C4H8O2 erhalten. Diese Verbindungen sind wohl nur als moleculare aufzufassen. Butylirung des Anilins. Durch Erhitzen von salzsaurem Anilin mit Isobutylalkohol auf 230° erhielt A. Studer (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 1472) Amidobutylbenzol. Beim Behandeln des salzsauren oder schwefelsauren Amidobutylbenzols mit Natriumnitrit und darauf folgendem Kochen mit Wasser wurde Butylphenol, C6H4.C4H9.OH, erhalten, welches bei 99° schmilzt und bei 231° siedet. Butylphenol wurde nun in Eisessig gelöst und unter Abkühlen rauchende Salpetersäure zugefügt. Nach erfolgter Einwirkung wurde in viel Wasser gegossen und der Niederschlag aus Alkohol umkrystallisirt. Es wurden so lange gelbe Nadeln von Dinitrobutylphenol, C6H2(NO2)2C4H9.OH, erhalten, welche bei 93° schmelzen. Es ist eine kräftige Säure, liefert ein gut krystallisirtes Ammoniaksalz und hat die Eigenschaften eines gelben Farbstoffes. Zur Kenntniſs des Resorcins. Durch längeres Erhitzen von Resorcin mit Citronensäure und Schwefelsäure auf 180° erhielt M. Wittenberg (Journal für praktische Chemie, 1881 Bd. 24 S. 125) schwach gelb gefärbte Nadeln von der Zusammensetzung C21H18O6. Wegen der schön blauen Fluorescens der farblosen alkalischen Lösung dieser neuen Verbindung nennt sie Wittenberg Resocyanin. M. Nencki (Daselbst Bd. 23 S. 147) erhielt schon früher in entsprechender Weise Verbindungen des Resorcins mit ein- und zweibasischen Fettsäuren.