Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 247, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 44
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Maschine zur Bearbeitung der Steine. Das schon vor 1853 von Wilson und Talbot vorgeschlagene Verfahren zur Steinbearbeitung mittels Kreismeiſsel (vgl. 1877 225 * 133) wurde im J. 1878 auf der Pariser Ausstellung (vgl. 1878 230 * 5) von Brunton und Trier in vervollkommneter Gestalt gezeigt. Textabbildung Bd. 247, S. 44 F. G. Keller und C. G. Wetzstein in Krippen (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 18690 vom 11. September 1881) haben dieses Arbeitsverfahren nahezu vollständig beibehalten, aber abweichende Formen für die Werk zeuge und das Maschinengestell gewählt. Zunächst ist zu bemerken, daſs die Kreismeiſsel keine selbstständige Drehung haben, vielmehr durch die Reibung ihrer Schneidkante an dem zu bearbeitenden Stein gedreht werden. Hierdurch wird die betreffende Maschine allerdings wesentlich vereinfacht; es dürfte aber auch ihre Wirksamkeit geringer sein. Eine Bestätigung dieser Ansicht liegt gewissermaſsen in dem Vorschlage der Patentinhaber, statt der glattrandigen Kreismeiſsel solche mit zackigem Rande zu verwenden. Die Lagerung, welche für die Zapfen der Kreismeiſsel gewählt worden ist, dürfte eine rasche Abnutzung derselben herbeiführen. Rammversuche mittels Dynamit. Der Oberlieutenant v. Prodanovic hat nach den Mittheilungen des k. k. technischen und administrativen Militär-Comité in Wien (Heft 7) die Prüfung gerammter Pfähle auf ihre Tragfähigkeit bezieh. das Nachpilotiren derselben mittels Dynamit versucht. Der Pfahlkopf wurde mit einer schmiedeisernen Kappe von 110mm Höhe bei 380mm Durchmesser und einem Gewicht von etwa 95k bedeckt und auf die Kappe die Patrone centrisch aufgelegt, welche aus Dynamit von 1k,4 Gewicht auf 1l laborirt worden war und aus einer Scheibe von 150mm Durchmesser, 21mm Höhe mit Pergamentpapierhülle bestand. Nach dem Einsetzen eines elektrischen oder Zeit-Zünders wurde die Patrone mit Sand oder Lehm überdeckt und schlieſslich entzündet. Es ergab sich bei diesen Versuchen, daſs zwei Ladungen von je 0k,5 Dynamit die gleiche Wirkung ausübten wie beiläufig 10 Schläge eines 750k schweren Rammbärs bei 3m Fallhöhe. Die auf den Pfahlkopf aufgesetzten schmiedeisernen Kappen hielten 20 bis 24 Schüsse aus. Die durch das Nachpilotiren jedes Pfahles verursachten Kosten betrugen in österreichischer Währung: 0k,5 Dynamit, in Patronen bezogen am Platz fl. 0,70 1 Sprengkapsel mit 1m Zündschnur 0,025 Herrichtung der Ladung 0,02 Herrichten des Pfahles und Auflegen der Kappe 0,675 Aufsatzkappen u. dgl., Regie 2,14 –––––––––– Für 1 Pfahl zusammen fl. 3,56. Hiernach stellt sich das Nachpilotiren mittels Dynamit billiger und es läſst sich zugleich schneller ausführen, als wenn eine Kunstramme zur Verwendung gelangt. Martignoni's Schraubennuthen-Fräsvorrichtung für Drehbänke. Um auf einer gewöhnlichen Drehbank Schraubennuthen fräsen zu können, bringt J. Martignoni in Bockenheim (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 20007 vom 28. Januar 1882) die Bewegung des oberen Supportschlittens, in welchem das Werkstück eingespannt ist, durch Uebertragung der Bewegung des unteren Supportschlittens (ein Kreuzsupport ist vorausgesetzt) mittels einer mit diesem verbundenen Zahnstange hervor. In letztere greift ein Stirnrad ein, welches am oberen Supportschlitten sitzt. Wird der obere Schlitten nun bewegt, so verschiebt das Getriebe auch den anderen Schlitten, während gleichzeitig durch Kegelräder, welche auf der Achse des Stirnrades sitzen, das zwischen Spitzen im Support eingespannte Arbeitstück nach rechts oder links umgedreht und vor dem Fräser vorbeigeführt wird. Oriolle's selbstthätige Feuerlöschvorrichtung. Ausbrechenden Bränden will P. Oriolle in Nantes, Frankreich (* D. R. P. KL 61 Nr. 18450 vom 18. September 1881) dadurch in selbstwirkender Weise entgegentreten, daſs er in dem zu schützenden Gebäude Wasserstandrohre a mit Brausenköpfen i anbringt, deren Verschluſskappen b durch den Bügel c und den Haken e niedergehalten sind; letzterer ist aus einer leicht schmelzbaren Legirung hergestellt und mit einer Durchbohrung f versehen, in welcher ein die Wärme gut leitender Stift steckt. Erreicht nach Abbruch eines Brandes die Temperatur eine gewisse Höhe, so reiſst der Haken e in der Nähe der Bohrung f, die Kappe b wird abgeschleudert und das Wasser tritt durch den Brausenkopf i ungehindert aus. Textabbildung Bd. 247, S. 45 Der Vorschlag erinnert an jenen, in Theatern zwischen den Sofitten Schnüre anzubringen, welche durch Gewichte gespannt sind und mit Wasserhähnen derart in Verbindung stehen, daſs beim Reiſsen der sich entzündenden Schnur das fallende Gewicht das Oeffnen des Hahnes bewirkt. Eine groſse praktische Bedeutung ist solchen Vorschlägen nicht beizumessen. Elektrische Grubenbahn. Die auf S. 367 Bd. 246 gegebenen Mittheilungen über die von Siemens und Halske ausgeführte elektrische Eisenbahn in den kgl. sächsischen Steinkohlengruben in Zaukeroda bei Dresden wurden von Oberingenieur C. Frischen in einem Vortrage im Verein für Eisenbahnkunde am 14. November 1882 in folgender Weise ergänzt: Die 700m lange Bahn hat zwei Geleise von je 566mm Spurweite. Die Locomotive, welche 8000 bis 10000k Bruttolast mit einer Geschwindigkeit von 12km in der Stunde befördert, ist nur 800mm breit; ihr Radstand ist 450mm, der Durchmesser der Triebräder 340mm; ihre Länge zwischen den Buffern 2430mm; ihre Höhe beträgt von Schienenoberkante bis Mitte Buffer 765 und bis Oberkante des Verdecks 1040mm. Da die Locomotive nicht gedreht werden soll, ist an beiden Enden ein Sitz für den Locomotivführer angebracht. Die Dynamomaschine mit etwa 900 Umdrehungen in der Minute führt den Strom durch ein Kabel in den Schacht und durch eine ähnliche Rückleitung wieder heraus. (Deutsche Bauzeitung, 1882 S. 573.) Photo-elektrische Batterie. J. J. Borgmann (Chemisches Centralblatt, 1882 S. 738) verwendet mehrere in einem geschwärzten Kasten mit verschiebbaren Wänden befindliche ∪-Röhren, welche mit 2procentiger Schwefelsäure gefüllt und deren nach einer Seite liegenden Schenkel dauernd vor Licht geschützt sind. In die Säure tauchen silberne, auf elektrolytischem Wege oberflächlich jodirte Platten. Durch Einwirkung des Lichtes entsteht ein elektrischer Strom. Zur Elektrolyse von Salzlösungen. Um zu untersuchen, ob bei der Elektrolyse von Salzlösungen das Salz oder das Wasser allein, oder aber beide gleichzeitig eine Zersetzung erleiden, führte G. Janecek (Chemisches Centralblatt, 1882 S. 737) Zersetzungen wässeriger Chlorkaliumlösungen aus, wobei sich ergab, daſs die Menge des in der Zelle ausgeschiedenen Kaliums geringer ist als die des Silbers aus geschmolzenem Silbernitrat in Voltameter, was unter Berücksichtigung des Faraday'schen Gesetzes nur dann möglich ist, wenn auch das Lösungsmittel primär zersetzt wird. Ueber die Gewinnung der Metalle aus Erzen durch Elektrolyse. Blas und Miest (Chemical News, 1882 Bd. 46 S. 121) machen den Vorschlag, die Schwefel, Arsen und Antimon haltigen Erze derb oder gepreſst als Anoden in betreffende Metallsalzlösungen zu hängen. Die Metalle schlagen sich am negativen Pole nieder, Schwefel, Arsen, Antimon und Gangart bleiben an der Anode zurück (vgl. 1882 246 327). Ueber den Einfluſs der Kulturmethoden auf Menge und Güte der Rübenernte. G. Marek hat Versuche darüber angestellt, wie die einzelnen, einerseits dem Handbetrieb und dem kleineren Wirthe angepaſsten und andererseits auf gröſseren Flächen mit Benutzung von Maschinen und Spanngeräthen zur Anwendung gelangenden Kulturmethoden unter möglichst gleichen Verhältnissen sich in Hinsicht auf Erntemenge und Beschaffenheit der Rüben verhalten. Die im J. 1879 ausgeführten Versuche ergaben folgende Resultate: Kulturverfahren Mittel-gewicht1 Rübe Sp. Gew. Trocken-substanz Polarisa-tion Nicht-zuckergehalt Reinheits-quotient Stammer'sWerthzahl Ernte für 1ha Zuckerfür 1ha Wurzel BlätterundKöpfe g k k k DrillkulturMit besonderer Verwendung der Hackmaschine. 599,6 1,060 14,666 12,55 2,116 85,572 10,9 61868 40340 6744 Maschinen-   kammkultur 632,7 1,063 15,371 13,24 2,131 86,136 11,4 66000 33050 7484 Dibbelkultur 1305,7 1,060 14,666 12,55 2,116 85,572 10,9 57669 29704 6286 Drillkultur 950,7 1,063 15,371 12,24 3,131 79,630 9,5 61939 38333 5884 Handkammsaat 981,7 1,062 15,139 12,60 2,539 83,228 10,4 62349 31485 6484 Handflachsaat 1070,7 1,059 14,428 12,42 2,008 86,082 10,6 61219 32397 6481 Im J. 1880 wurden 16 Flach- und 16 Kammkulturversuche, im J. 1881 je 14 solcher Versuche ausgeführt. Dieselben ergaben im Mittel: 1880 1881 Polarisation Stammer'sWerthzahl Polarisation Stammer'sWerthzahl Bei Kammkulturen 11,43 9,5 12,07 9,8 Bei Flachkulturen 11,06 9,1 11,56 9,1 Bei 63 innerhalb 3 Jahren ausgeführten Versuchen ergab sich demnach gleichmäſsig, daſs die Kammkultur süſsere Rüben und werthvollere Ernten lieferte. (Nach den Mittheilungen des landwirthschaftlichen Institutes der Universität Königsberg, 1882 S. 208.) Verfahren zur Herstellung von Berliner Weiſsbier. F. W. Reichenkron in Charlottenburg (D. R. P. Kl. 6 Nr. 19558 vom 11. September 1881) will die im Vacuum condensirte Weiſsbierwürze in wenig heiſsem Wasser lösen, mit der passenden Menge kalten Wassers mischen und mit Weiſsbierhefe versetzen. Dem Product setzt man eine kleine Menge in kochendem Wasser gelöster Würze zu, die mit einem Drittel der aus der ersten Operation gewonnenen frischen Hefe in Gährung versetzt ist. Ueber Eigelb. Frisches Hühnereigelb hatte nach P. Carles im Durchschnitt folgende Zusammensetzung: Wasser 52,45 Oel, löslich in Aether 31,50 Sonstige organische Stoffe 14,39 Salze     1,66 –––––– 100,00. Bei dem in Weingeschäften und Albuminfabriken in Fässern gesammelten, für Weißgerbereien bestimmten Eigelb kommt es nicht darauf an, ob dasselbe frisch oder bereits in Fäulniſs begriffen ist, wohl aber auf seine Gleichartigkeit und seinen Fettgehalt. Zur Bestimmung des letzteren wird eine Probe bei 100° eingetrocknet und mit Aether ausgezogen. Zur Conservirung etwa zugesetzte Salze (Chlornatrium, Alaun, schwefligsaures Natrium u. dgl.) lassen sich leicht in wässerigem Auszuge nachweisen. (Nach dem Journal de Pharmacie et de Chimie, 1882 Bd. 6 S. 26.) Ueber die Entstehung der Diamanten. A. B. Griffiths (Chemical News, 1882 Bd. 46 S. 105) meint, die natürlichen Diamanten seien durch Einwirkung von überhitztem Wasserdampf auf die organischen Reste in den sedimentären Schichten entstanden. Kältemischung. Zur Erzeugung niedriger Temperaturen empfiehlt J. Moritz (Chemikerzeitung, 1882 S. 1374) Schnee mit Spiritus zu mischen. Bei Anwendung gleicher Theile Schnee und gewöhnlichem Brennspiritus wurde eine Temperaturerniedrigung auf – 20° beobachtet. Verfahren zur Herstellung dauerhafter Ledersohlen. Um Ledersohlen möglichst dauerhaft zu machen, werden sie nach Heller und Atzler in Potschappel (D. R. P. Kl. 22 Nr. 20130 vom 11. December 1881) mit einer Mischung von 50 Th. Leinölfirniſs, 10 Th. Wasserglas und 40 Th. Naxosschmirgel bestrichen. Zur Herstellung von Blutdünger. P. Marguerite-Delacharlonny empfiehlt in den Comptes rendus, 1882 Bd. 95 S. 841 zur Herstellung von Blutdünger das saure Eisensulfat Fe2O3.4SO3. Dasselbe wird als Lösung von 45° B. verwendet, indem man 45cc derselben zu 1l Blut setzt und nach einiger Zeit die ausgeschiedene Flüssigkeit abpreſst. Zur Herstellung von Aluminium. J. Morris in Uddingston (Englisches Patent Nr. 1058 vom J. 1882) will über ein glühendes Gemisch von Thonerde und Kohle Kohlensäure leiten, um durch das gebildete Kohlenoxyd die Thonerde zu reduciren. – Ob auf diese Weise wirklich Aluminium gewonnen werden kann, erscheint zweifelhaft und dürfte die Verwendung der Elektricität zu diesem Zweck doch vortheilhafter sein (vgl. 1882 246 29. 327). Abscheidung des Asparagins aus Flüssigkeiten. Um Asparagin auch aus solchen Flüssigkeiten zu gewinnen, aus denen es wegen Gegenwart groſser Mengen von Kohlehydraten u. dgl. nicht krystallisirt, kann es nach E. Schulze durch Fällen mit salpetersaurem Quecksilberoxyd und Behandeln des Niederschlages mit Schwefelwasserstoff abgeschieden werden. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 2855.) Ueber Flavanilin. Zur Herstellung des neuen Farbstoffes Flavanilin, welcher sich durch eine besonders auf der Seidenfaser schön hervortretende moosgrüne Fluorescenz auszeichnet, erhitzt man nach O. Fischer und Ch. Rudolph (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1500) Acetanilid mit Chlorzink auf 250 bis 270°, kocht die Schmelze mit Salzsäure aus und scheidet den Farbstoff aus der Lösung durch Aussalzen unter Zusatz von etwas essigsaurem Natron ab. Der durch Umkrystallisiren gereinigte Farbstoff besteht aus den einfachsauren Salzen einer starken zweisäurigen Base, welche auf Zusatz von Ammoniak oder Alkali aus der verdünnten wässerigen Lösung der Salze zuerst als milchiger Niederschlag abgeschieden wird. Nach kurzer Zeit bilden sich in der Flüssigkeit lange farblose Nadeln, die in Wasser sehr schwer löslich, leicht dagegen in Alkohol löslich sind. Aus Benzol umkrystallisirt bildet die Base 25mm lange, weiſse Prismen, welche bei 97° schmelzen. Die Bildung des Flavanilins aus Acetanilid läſst sich durch die folgende Gleichung ausdrücken: 2 C8H9NO = C16H14N2 + 2 H2O. Erhitzt man Flavanilin in alkoholischer Lösung mit Jodäthyl auf 110°, so scheiden sich rothe Nadeln von jodwasserstoffsaurem Monäthylflavanilin, C16H13N2(C2H5)HJ ab. Versetzt man die wässerige Lösung des Salzes mit Ammoniak, so wird das Aethylflavanilin als farblose, harzige Masse abgeschieden. Die Salze dieser Base haben einen mehr rothen Ton als Flavanilin und färben Seide orange. Wird Flavanilin mit überschüssigem Anilin und etwas Benzoesaure auf 170° erhitzt, so entsteht Phenylflavanilin, welches schön krystallisirt, jedoch ebenfalls nur gelbgefärbte Salze bildet. Um Flavenol, C16H13NO, zu erhalten, wird die Lösung des Flavanilins in concentrirter Salzsäure oder in überschüssiger Schwefelsäure stark mit Wasser verdünnt, durch Eis sorgfältig abgekühlt und nun mit einem geringen Ueberschuſs von Natriumnitritlösung versetzt. Die Flüssigkeit wird dabei rasch hell. Man leitet dann einen kräftigen Luft- oder Kohlensäurestrom durch die Lösung, um die Spuren unverbrauchter Salpetrigsäure abzutreiben, und kocht rasch auf. Alsbald entweicht Stickstoff unter Dunkelrothfärbung der Flüssigkeit. Wenn die Gasentwickelung aufhört, wird noch heiſs mit Ammoniak versetzt und der voluminöse Niederschlag ausgewaschen. Durch Umkrystallisiren als Alkohol erhält man das Flavenol in farblosen Blättchen; es zeigt sowohl sauren, wie basischen Charakter. Mit Zinkstaub erhitzt bildet es Flavolin, C16H13N. Das Flavanilin scheint die Monoamidoverbindung des Flavolins zu sein.