Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 248, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 217
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. R. Rikli's Ventil mit Sitz aus Blei o. dgl. Um die namentlich bei Dampfleitungen beobachtete ungleichmäſsige Abnutzung der gewöhnlich aus Legirungen hergestellten Ventile und Ventilsitze zu umgehen, schlägt R. Rikli jun. in Wangen a. d. Aar, Schweiz (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 21364 vom 25. Februar 1882) vor, den Ventilsitz aus einem einfachen weichen Metalle (z.B. Blei) herzustellen. In diesem soll sich dann der stählerne Ventilteller mit zwei concentrischen Schneiden eindrücken. Da bei einem solchen Ventile eine längere Dauer des guten Schlusses natürlich noch weniger zu erwarten ist als bei der gewöhnlichen Anordnung, so hat Rikli sich gleichzeitig einen Apparat patentiren lassen, um den leicht zu erneuernden Ventilsitz an Ort und Stelle abdrehen zu können, ohne daſs es in den meisten Fällen nöthig ist, das Ventilgehäuse aus der Leitung zu nehmen. Cordes' Vorrichtung zum Ablassen des Leckwassers aus Schiffen. Um das Leckwasser aus Schiffen ohne besondere Pumpen o. dgl. herauszuschaffen, gibt H. Cordes in Hoboken, Nordamerika (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 21853 vom 12. September 1882) folgende Einrichtung an: Ein Pfropfen öffnet oder schlieſst eine in dem Schiffsboden nächst dem Kiele angebrachte Oeffnung, in welche ein halbcylindrisches, mit einem Boden versehenes Gehäuse – mit seiner offenen Seite nach dem Heck hin gerichtet – eingesetzt ist. Bei gehobenem Pfropfen und niedergelassenem Gehäuse entsteht nun an dessen Oeffnung unter Voraussetzung einer angemessenen Geschwindigkeit des Schiffes eine Saugwirkung, welche nach Meinung des Erfinders hinreichen soll, das Leckwasser aus dem Schiffsräume herauszusaugen. Die ganze Vorrichtung ist gegen den Kielraum hin durch ein Schutzsieb abgeschlossen. Pfropfen und Halbcylinder werden durch Zahnstangengetriebe derart von einander abhängig bewegt, daſs beide die Oeffnung im Schiffsboden gleichzeitig öffnen oder schlieſsen. Mittels Sperrklinken wird dann die jeweilige Stellung gesichert. Stellvorrichtung für Fensterflügel; von C. Hämmerling in Aachen. Eine recht einfache, selbstschlieſsende Stellvorrichtung für Fensterflügel wurde von C. Hämmerling in Aachen (* D. R. P. Kl. 37 Nr. 19021 vom 4. Januar 1882) in der aus nebenstehender Figur ersichtlichen Form hergestellt. Sie besteht aus einer Falle b, welche um den im Gestellwinkel a eingepaſsten Zapfen c schwingt. Wird der Fensterflügel geöffnet, so drückt er die Falle b in horizontaler Lage und gleitet über dieselbe hinweg, bis der an ihm angebrachte Schutzwinkel d die Falle überschritten hat; letztere fällt dann in ihre ursprüngliche Lage zurück und stellt dadurch den Fensterflügel fest. Textabbildung Bd. 248, S. 217 Treppenstufen aus Draht. J. Graftiaux in Semphéropol, Ruſsland (* D. R. P. Kl. 37 Nr. 19174 vom 25. Februar 1882) stellt Treppenstufen in der Weise her, daſs einzelne Drähte um cylindrische, zwischen hölzernen oder eisernen Wangen befestigte Querstäbe gewunden werden. Die Trittflächen der rostförmigen Drahtstufen können mit Holzplatten belegt werden. Arnoldi's Manometer mit elektrischem Alarm. Als weiteres Sicherheitsmittel für Dampfkessel bringt Arnoldi nach Engineering, 1883 Bd. 35 * S. 319 an Manometern eine elektrische Alarmklingel an. An einem Bourdon'schen Manometer z.B. ist dazu nur die Anbringung einer Contactfeder an der sich ausdehnenden Röhre erforderlich und die Einsetzung einer isolirten Contactschraube in das Gehäuse, welche so regulirt wird, daſs sie von der Contactfeder berührt und der elektrische Strom durch die Klingel geschlossen wird, wenn der Druck im Manometer die Höhe erreicht hat, welche nicht überschritten werden soll. Die zweite Zuführungsschraube des Stromes kann beliebig am Gehäuse, der Röhre oder dem Kessel angebracht werden. Duggan's Kabelröhren. Um ein bequemeres und schonenderes Einziehen der unterirdisch zu verlegenden Kabel in Eisenröhren zu ermöglichen und die Ansammlung von Wasser in den Röhren zu verhüten, will P. J. Duggan in Boston nach dem Scientific American, 1883 Bd. 48 * S. 134 die der Lange nach zweitheiligen Röhren zwischen je zwei Einführungslöchern nicht wagerecht, sondern mit einer Neigung nach der Mitte hinlegen, so daſs die Einführungslöcher ganz nahe unter die Bodenfläche zu liegen kommen, an den tiefsten Stellen aber ein Röhrchen angebracht wird, durch welches das Wasser auslaufen oder ausgepumpt werden kann. Stein's Taschen-Inductionsapparat für ärztliche Zwecke. Der von Dr. S. Th. Stein in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Kl. 30 Nr. 20933 Tom 2. Juli 1882) angegebene Tascheninductionsapparat für ärztliche Zwecke enthält in der einen Elektrode ein kleines Zink-Kohlen-Element, in der anderen den Inductor. Beide Elektroden sind durch ein 3drähtiges Kabel verbunden; in der ersten Elektrode schlieſsen sich 2 Drähte an das Zink und die Kohle des Elementes an, der drittedrittte an den Knopf, womit die Elektrode auf den menschlichen Körper aufgesetzt wird; in der zweiten Elektrode treten die 3 Drähte an 3 Klemmen, welche so mit den Enden der primären und secundären Rolle und mit der Elektrode selbst verbunden sind, daſs man, durch bloſse Verlegung des einen Drahtes, nach Belieben sowohl den Inductionsstrom, als den Batteriestrom mittels der zwei Elektroden durch den Körper führen kann. Den Kern (Eisendrahtbündel) des Inductors umgibt als Dämpfer eine Metallhülse, welche mittels eines Knopfes herausgezogen und eingeschoben wird, wenn man sogen, an- und abschwellende Inductionsströme erzeugen will. Referent fürchtet, daſs die Unterbringung des Elementes und des Inductors im Inneren der Elektroden die freie Verwendbarkeit der letzteren beschränkt und würde zur Umschaltung auf Batteriestrom oder Inductionsstrom, anstatt des Herausnehmens des einen Drahtes aus einer Klemme und dessen Wiedereinsteckens in eine andere Klemme, lieber einen selbstthätigen Umschalter verwendet sehen und zwar in der Batterie-Elektrode, wo sich die Umschaltung in der einfachsten Weise vollziehen läſst. E–e. Zur Ermittelung des Traubenzuckers in Leder. Das vielfach beobachtete Verfahren, Leder, dessen wässeriger Auszug Fehling'sche Lösung reducirt, als mit Traubenzucker beschwert zu bezeichnen, ist nach W. Eitner (Gerber, 1883 S. 31) falsch. Nach seinen Untersuchungen ist in den Gerbmitteln, namentlich in Fichtenrinde, und dem damit gegerbten Leder ein Stoff enthalten, welcher Kupferlösung reducirt, so daſs sich also auf diese Weise eine Beschwerung mit Traubenzucker nicht nachweisen läſst. Klärmittel für Wein, Bier und Spirituosen. Zum Klären von Wein, Bier und Spirituosen empfiehlt R. Jacobsen in Berlin (D. R. P. Kl. 6 Nr. 21591 vom 22. Juli 1882) ungeleimtes Papier, Zellstoff u. dgl., welche mit Eiweiſs, Hausenblase, Gelatine oder Tannin getränkt sind. Dabei kann ein bestimmtes Format des Papieres einer bestimmten Menge zu klärender Flüssigkeit entsprechen. Zur Bekämpfung der Rübennematoden. Nach einem Berichte von J. Kühn in der Zeitschrift des deutschen Vereins für Rübenzucker-Industrie, 1883 S. 96 über die im J. 1882 ausgeführten Versuche zur Bekämpfung der Rübennematoden hat sich die Anwendung der Fangpflanzen (vgl. 1882 246 295) völlig bewährt. Es wurden für jede Hektar 38k Sommerrübsen gesäet und, sobald die mikroskopische Untersuchung zeigte, daſs die Larven ihre volle birnenförmige Anschwellung erreicht hatten, was nach 18 bis 20 Tagen der Fall war, die Pflanzen mit einer Drillhacke ausgehoben und am nächsten Tage möglichst tief untergepflügt. Dieses Verfahren wurde 4 mal wiederholt und war das Feld dann fast völlig frei von Nematoden. Gleichzeitig wurde beobachtet, daſs die Larven von benachbarten Feldern 18m weit wanderten. Der Umstand, daſs auf einem mit Nematoden auſsergewöhnlich reich besetzten Felde es gelang, mittels Zerstörung von Fangpflanzen auf dem Felde selbst die Nematoden dergestalt zu vermindern, daſs in der 4. Fangpflanzensaat nur noch sehr selten vereinzelt vorkommende Larven wahrgenommen wurden, läſst hoffen, es werde in der That gelingen, im J. 1883 auf diesem Felde eine normale Rübenernte zu erzeugen. Es würde damit die Wirksamkeit eines Nematodenvertilgungsverfahrens erwiesen sein, das auch in der groſsen Praxis bei ausgedehntesten Flächen jederzeit und ohne alle Schwierigkeit Anwendung finden könnte. Nachweis von Reismehl in Buchweizenmehl. Erwärmt man nach A. Lehn (Pharmaceutische Centralhalle, 1883 S. 130) 1g Mehl mit 2cc concentrirter Kalilauge und Wasser bis zur Kleisterbildung, so ist der Kleister von Reismehl gelblich und wird auf Zusatz von Salzsäure weiſs. Der Kleister von Buchweizenmehl ist dunkelgrün und wird durch Salzsäure roth. Mit Salzsäure haltigem Spiritus Uebergossen, bleibt bei Reismehl die Flüssigkeit farblos, bei Buchweizenmehl wird sie bräunlich (vgl. 1881 239 86). Unter dem Mikroskope ergibt sich kein Unterschied der betreffenden Stärkekörner. Italienische Rothweine. 3 Sorten Rothweine aus dem Chianta-Thale in Toskana, bekannt als Chiantiweine, und zwar Stra vecchio von 1878 (A), Vecchio von 1880 (B) und Vino nuovo von 1881 (C) enthielten nach R. Kayser in 100cc: A B C Alkohol 9,5cc 11,6cc 11,7cc Extract   2,15g   2,52g   2,50g Mineralstoffe   0,21   0,21   0,24 Säure, auf Weinsteinsäure berechnet   0,532   0,600   0,63 Traubensäure   0,024   0,027   0,029 Weinsteinsäure   0   0   0 Schwefelsäure   0,014   0,013   0,014 Phosphorsäure   0,028   0,030   0,031 Kalk   0,007   0,008   0,008 Magnesia   0,022   0,020   0,022 Kali   0,087   0,084   0,090 Zucker   0,105   0,240   0,200 Glycerin   1,00   1,20   1,40 Charakteristisch für italienische Weine ist das Fehlen der Weinsäure, welche durch Traubensäure ersetzt erscheint. (Nach den Mittheilungen des Bayerischen Gewerbemuseums, 1883 S. 51.) Bestimmung der Gesammtweinsäure im rohen Weinstein. Nach Goldenberg (Zeitschrift für analytische Chemie, 1883 S. 270) werden 3g der gepulverten Substanz in einem kleinen Becherglase mit 30 bis 40cc Wasser und 2 bis 2g,5 kohlensaurem Kalium 10 bis 20 Minuten lang unter öfterem Umrühren gekocht. Das Ganze wird dann auf 100cc verdünnt und nach einigem Stehen durch ein trockenes Filter in einen trockenen Kolben filtrirt. Hierauf dampft man 50cc des Filtrates auf etwa 10cc ein, versetzt zur Bildung von Weinstein mit 2cc Eisessig und fügt 100 bis 120cc mindestens 95 procentigen Alkohols zu. Um den Weinstein vollständig abzuscheiden, rührt man einige Zeit lang stark um und filtrirt nach kurzem Stehen ab. Der Rückstand wird mit 95 procentigem Alkohol ausgewaschen, bis die ablaufende Waschflüssigkeit nach dem Verdünnen mit Wasser keine saure Reaction mehr zeigt. Der noch feuchte Niederschlag wird sammt dem Filter in die Schale zurückgebracht und unter Umrühren mit Wasser bis zum Kochen erhitzt. Man titrirt nun diese Flüssigkeit mit Normalnatronlauge wie bei einer gewöhnlichen Weinsteintitrirung. Ueber Dinitroanthrachinon. Im weiteren Verfolge der Untersuchungen über die Einwirkung der concentrirten Schwefelsäure auf Dinitroanthrachinon (vgl. 1883 247 130) hat sich nach C. Liebermann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 54) gezeigt, daſs in concentrirter Schwefelsäure gelöstes Anthrachinon bei weitem schwerer, als bisher angenommen, in Dinitroanthrachinon übergeht und von schwächerer Salpetersäure sogar groſsentheils in Mononitroverbindungen verwandelt wird. Letzteres ist z.B. der Fall, wenn 1 Th. Anthrachinon in 6 Th. concentrirter Schwefelsäure mit 2 Th. Salpetersäure von 1,22 sp. G. etwa 1 Stunde auf 100° erwärmt wird. Auch bei 2 bis 3 stündigem Erhitzen mit obigem Nitrirungsgemische auf 150° enthält das Product neben dem Binitroanthrachinon noch recht beträchtliche Mengen Mononitroanthrachinon. Es ist daher nicht ausgeschlossen, daſs die durch concentrirte Schwefelsäure aus diesem Materiale erzeugten Farbstoffe zum Theile vom Mononitroanthrachinon abstammen. Zur Herstellung von Oelanstrichen. F. A. Q. van Gelder in Delft (D. R. P. Kl. 22 Nr. 21911 vom 19. August 1882) will eine Lösung von essigsaurem Zink mit Wasserglaslösung fällen, das ausgewaschene, noch etwas feuchte kieselsaure Zink erst mit Leinöl, dann mit Zinkweiſs und Terpentinöl zusammenreiben. Verfahren zur Herstellung von Farbstoffen. Nach Angabe der Farbwerke vormals Meister, Lucius und Brüning in Höchst a. M. (D. R. P. Kl. 22 Zusatz Nr. 21 682 vom 6. April 1882) erhält man in derselben Weise wie aus dem Acetanilid durch Erhitzen mit Chlorzink aus acetylirten Amidobenzoesäuren Flavanilin (vgl. 1883 247 48. 174). Zur Herstellung bordeaurother Tetrazofarbstoffe wird nach dem Zusatzpatente der Farbwerke (D. R. P. Kl. 22 Nr. 22 010 vom 2. September 1882) Diazoazoxylol mit dem R-Salz und dem G-Salz der β-Naphtoldisulfosäuren combinirt (vgl. 1879 232 544). Verfahren zur Herstellung von Bleiglätte und Mennige. Nach G. T. Lewis in Philadelphia (D. R. P. Kl. 22 Nr. 21296 vom 18. Juli 1882) wird der aus Bleiglanzen entwickelte Bleirauch mit Soda oder Aetznatron gemischt und dann geröstet. Durch Auswaschen des Röstproductes werden Natriumsulfat und Sulfit sowie die Arsen und Antimon haltigen Natriumverbindungen abgeschieden. Die Bleiverbindungen sind in Bleioxyd übergeführt. Der Bleirauch kann auch mit Soda- oder Aetznatronlösung gekocht werden, wobei sich Bleicarbonat und Bleihydroxyd bilden, während Arsen und Antimon sich auflösen. Der ausgewaschene Niederschlag wird geröstet. Bei Gegenwart von Zinkverbindungen werden diese zunächst durch Kochen mit Schwefelsäure entfernt. Ist Bleisulfid vorhanden, so geht ein Kochen mit Chlorkalklösung voraus. Aus den Lösungen wird nach Abscheidung des Arsens und Antimons Natriumsulfat gewonnen. Polychromlack für Weiſsblech. Nach C. Puscher (Kunst und Gewerbe, 1883 S. 59) zerreibt man 30g krystallisirtes essigsaures Kupfer zu feinem Pulver, läſst es ausgebreitet einige Tage an einem mäſsig warmen Orte stehen, bis Krystallwasser und ein groſser Theil der Essigsäure verdunstet sind, worauf man das hellbraune Pulver, mit 100g auf 75° erwärmten fetten Kopallack verreibt. Hat sich nach ¼ Stunde das Pulver gröſstentheils gelöst, so füllt man den Lack in eine Flasche und läſst einige Tage an einem warmen Orte unter öfterem Umschütteln stehen. Das nicht gelöste essigsaure Kupfer wird bei der nächsten Bereitung verwendet. Der dunkelgrüne Lack gibt auf Weiſsblech erst beim 4. oder 5. Anstrich eine schöne, grüne, beständige Lüsterfarbe; es genügen aber schon 2 Anstriche, um durch Erhitzen in einem Trockenschrank die verschiedensten Goldfarben zu erzeugen. Je nach Temperatur und Dauer der Erwärmung erhält man in Folge der Reduction des gelösten Kupferoxydes zu Kupferoxydul grünliche, gelbe oder dunkelgelbe Goldfarben, dann orange, schlieſslich rothbraune. Die Farben übertreffen an Feuer die mit englischem Goldlack hergestellten Bleche und haben noch den Vorzug der Lichtbeständigkeit.