Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 248, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 469
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Wasser- und Dampfkraft in Nordamerika. In der Revue industrielle, 1883 S. 187 finden sich folgende interessante Zusammenstellungen über die in den einzelnen Industrien Nordamerikas benutzte Wasser- und Dampfkraft. Man verwendete im Jahre: 1880 1870 GesammteDampf- undWasserkraftin Pferdest. DavonWasserkraftin Proc. Wasserkraftin Proc. Holzsägereien 821928 33,91 50,93 Getreide- und Mehlindustrie 771201 60,94 70,74 Eisen- und Stahlindustrie 397247   4,16   9,72 Baumwollindustrie 275504 53,99 67,84 Papierfabriken 123912 70,70 78,25 Tuchfabriken 106507 50,33 62,17 Wollenindustrie   16437 38,34 57,81 Seidenindustrie     8810 17,73 41,29 Die Zählung ergab im J. 1880 85923 gewerbliche Anlagen, welche zusammen 55404 hydraulische Motoren mit 1225379e, sowie 72304 Dampfkessel und 56483 Dampfmaschinen mit 2185458e in Benutzung hatten. Die verwendete Wasserkraft betrug demnach nur noch 36 Procent von der Summe der Wasser- und Dampfkraft, während noch im J. 1870 in den meisten Industrien der Betrieb mit Wasserkraft überwog. Daſs trotz der mächtigen Wasserläufe der Dampfbetrieb gegenüber dem Wasserkraftbetriebe so bedeutend an Ausdehnung zunimmt, ist nur dadurch erklärlich, daſs Amerika auch auſserordentlich reich an Brennstoffen (bituminöser Kohle, Anthracit und auch noch an Holz) ist. Der Holz verbrauch in den Vereinigten Staaten ist, namentlich in den Hauswirthschaften, noch sehr groſs, wie aus folgender Zusammenstellung hervorgeht. Es verbrauchten (im J. 1880?): Hauswirthschaften 140537439 Klafter1 Klafter = 4 × 4 × 8 Fuſs engl. = 1m,20 × 1m,20 × 2m,40 = 3cbm,456. Eisenbahnen 1971813 Dampfschiffe 787862 Edelmetallminen 358074 Andere Minen 266771 Ziegelbrennereien 1157522 Salinen 540448 Wollenindustrie 158208 ––––––––––––––––– 145778137 Klafter. Der Gesammtwerth des in einem Jahre verbrannten Holzes beläuft sich auf 1610 Millionen Franken, ohne die Holzkohlen zu rechnen, von denen die Hauswirthschaften und die Hüttenwerke jährlich nahe an 800000t verbrauchten. Selbstthätige Förderung für Menschen. Eine selbstthätige Förderung für Menschen bei Schachttiefen von 40 bis 50m, wie sie in australischen Goldminen mehrfach im Gebrauche steht, ist in den Annales des Mines, 1882 * S. 402 von Haton de la Goupillière beschrieben; sie erinnert an das Prinzip der Köpe'schen Förderung (1878 230 * 117). Um einen über dem Schachte stehenden Haspel ist in mehrfachen Windungen ein Sei geschlungen, welches an jedem Ende einen Haken trägt. Ein zweites Seil kann mit. diesem verbunden werden, wodurch dann ein Seil ohne Ende entsteht, dessen eines Trum das andere ausbalancirt. Vor dem Einfahren läſst der Bergmann an dem einen Seiltrume ein Gewicht von 50k (Sack mit Sand oder Gestein) in den Schacht hinab und bildet dann aus dem Ende des Seiles durch Einlegen des Hakens in einen Knoten eine Schleife, in welche er sich hineinsetzt und den Haken des zweiten Seiles unter sich in die Schleife hakt. Das andere Ende dieses Seiles ist an dem Gegengewichte befestigt. Beim Fahren hat dann der Mann das zweite Seiltrum zwischen den Beinen und kann durch Bremsen mit der Hand die Geschwindigkeit reguliren. Das Ausfahren geschieht auf dieselbe Weise, wobei der Bergmann nur die halbe Differenz zwischen dem eigenen und dem Gewichte des Backes durch Ziehen am anderen Seiltrume zu heben hat. Fahren ganze Belegschaften ein, so hat natürlich nur der letzte Mann sich selbst hinab zu fördern, die übrigen werden von den Kameraden mittels des Haspels heruntergelassen bezieh. vom zuerst Ausgefahrenen wieder zu Tage gefördert. Winkelschere von H. Chr. Schmidt in Bielefeld. Bei der von H. Chr. Schmidt in Bielefeld (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 20609 vom 24. März 1882) angegebenen Winkelschere ist das Winkelmesser W (Fig. 5 Taf. 31) um die Bolzen b gegen die am Gestelle befestigten Untermesser W1 beweglich. Ueber den Rahmen und Untermessern liegen Maſsstäbe m in solchem Abstande, daſs zwischen Rahmen und Maſsstäben das zu schneidende Blech eingeführt werden kann. Um die Schenkel der Winkelausschnitte auf beliebige Länge einzustellen, sind Anschläge u vorhanden, welche sich auf den Maſsstäben durch Klemmschrauben verstellen lassen. Dürholz's Herstellung von Façonhobeleisen. Bisher wurden Façonhobeleisen meist durch Feilen oder Fräsen des Profils hergestellt. Abgesehen von der Kostspieligkeit dieses Verfahrens, haftet ihm auch noch der Mangel an, daſs die Hobeleisen ganz aus Stahl hergestellt werden muſsten, da bei den gewöhnlichen verstählten Messern an den tieferen Stellen des Profils die dünne aufgeschweiſste Stahlplatte weggenommen wird. In den meisten Fällen sind aber verstählte Eisen den ganz aus Stahl gefertigten Messern und zwar nicht nur des Kostenpunktes wegen vorzuziehen. Daher schweiſst F. W. Dürholz in Buscherhof bei Lüttringhausen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 20529 vom 7. April 1882) zunächst eine dünne Stahlplatte auf das Eisen und gibt diesem dann das verlangte Profil durch kräftige Gesenkpressen. Hierbei wird sich der Stahl, ohne seinen Zusammenhang zu verlieren, in das Profil hineinziehen und soll dann das Hobeleisen durch einfaches Anschleifen seine richtige Schneide aufweisen. Lichtthürme für Bogenlampen. Einfache Pyramidenskelete aus Gasröhren als Träger für elektrische Bogenlampen scheinen besonders im Westen von Amerika in Städten, in denen man sich mit der Beleuchtung der Hauptstraſsen und Plätze begnügt, schnell beliebt zu werden. Die Höhe der Thürme hängt natürlich von der Zahl der Lampen ab; 50 bis 75m scheint indeſs gebräuchliche Höhe zu sein. Eine solche Höhe kann sich nur für Gegenden mit durchschnittlich klarer Luft empfehlen, da Nebel einen bedeutenden Theil des Lichtes absorbiren. Für die neblige Luft Englands wäre es nach Versuchen nicht rathsam, auch Lampen von 5000 Kerzen Stärke höher als 18m zu befestigen. In dieser Höhe hängen z.B. die 5 Lampen zu 6000 Kerzen in Holyhead-Hafen, ebenso die Lampen in den Albert-Docks zu Woolwich und die 5000 Kerzen-Lampen vor dem Mansion-House (Amtswohnung des Lord Mayor in London) werden bald von 24m Höhe auf 15m gesenkt. (Elektrotechnische Zeitschrift, 1883 S. 231.) M. Deprez's Dynamomaschine. In einer Dynamomaschine, auf welche sich M. Deprez, in Paris ein englisches Patent (Nr. 4376 vom J. 1883) hat ertheilen lassen, sind nach Engineering, 1883 Bd. 35 * S. 409 zwei Stromkreise aus Draht von verschiedener Dicke vorhanden. Die inducirende Bewickelung aus feinem Drahte ist hinter oder parallel geschaltet zu dem inducirten Ringe aus feinem Drahte, welcher mit der Leitung (Linie) verbunden ist; die inducirende Bewickelung aus dickem Drahte und der inducirte Ring aus dickem Drahte sind mit einander verbunden. Zu Anfang der Uebertragung durchläuft der Linienstrom den Stromkreis aus feinem Drahte und die Maschine kommt in Gang unter Erzeugung eines Stromes, welcher den Stromkreis aus dickem Drahte durchläuft und die Erregung der Elektromagnete vollendet. Der inducirende Stromkreis aus feinem Drahte wird darauf ausgeschaltet, wenn parallel geschaltet, oder durch Herstellung des Ringstromkreises beseitigt, wenn hinter einander geschaltet, und zwar mittels eines Centrifugalausschalters, und nun arbeitet die Maschine weiter, indem sie vom dicken Drahte erregt wird. Analysen von Manganerzen. Rohe Manganerze aus der Bukowina, und zwar aus Ober-Arschitza (I), Unter-Arschitza (II), von den Gruben Theresia (III) und Sahara (IV) hatten nach den von M. Lill und L. Schneider im Laboratorium des Generalprobiramtes in Wien ausgeführten, im Berg- und Hüttenmännischen Jahrbuch, 1883 S 185 mitgetheilten Analysen folgende Zusammensetzung: I II III IV Manganoxydul    0,82    1,94   0,67 1,49 Manganoxyd    8,20    7,60   8,79 7,01 Mangansuperoxyd 54,27 39,58 52,52   47,14 Eisenoxydul    0,77    0,65   0,30 0,51 Eisenoxyd 16,71 27,34 16,27   12,78 Thonerde    0,46    1,73   2,02 0,85 Kalk    1,08    1,03   1,80 3,50 Magnesia    0,47    0,28   0,30 0,57 Baryt Spur Spur Kupferoxyd Spur     0,004 Spur   0,006 Kobalt Spur Spur Spur Alkalien    0,48    0,38   0,30 0,41 Kieselsäure 10,95 13,00 10,90   18,10 Schwefelsäure Spur     0,094   0,08 Spur Phosphorsäure     0,842     1,111   0,53   0,653 Kohlensäure Spuren 0,18 Wasser    5,25    5,55   5,25 6,50 ––––––––––––––––––––––––––––––– 100,302 100,289 99,73 99,699. Verfahren zum Härten von Gyps und Alabaster. Nach Angabe der Société Anonyme de Certaldo in Paris (D. R. P. Kl. 80 Zusatz Nr. 22289 vom 2. August 1881) werden die aus Rohgyps geschnittenen Gegenstände in ein Bad getaucht, welches auſser Alaun noch Oxalsäure oder Oxalsäure Salze enthält (vgl. Habild 1882 243 497), wieder getrocknet und dann in die Färbeflüssigkeit getaucht. Die hier angewendete Härtungsflüssigkeit gestattet aber auch, die Färbung mit der Härtung zu vereinigen, indem man dem ersten Bade den Farbstoff, Fuchsin o. dgl., beimischt. Emaillirte Pappe. Nach einer Angabe in der Papierzeitung, 1883 S. 772 mischt man 10 Th. in Alkohol gelösten Schellack mit 10 Th. Leinöl und setzt für je 1l der Flüssigkeit 5 bis 10g Chlorzink hinzu. Die Masse wird mit Pinsel auf die Pappe gestrichen oder letztere hineingetaucht. Die Pappe muſs dann trocknen, bis sie hart ist, nöthigenfalls künstlich bei Ofenwärme. Die Oberfläche wird dann mit Sandpapier oder Bimsstein geglättet und ist in geeignetem Zustande, um den Ueberzug von Lack oder Schmelz zu empfangen. Herstellung eines gelb gefaserten Papieres. Nach E. Musil in Neusiedl bei Wien (D. R. P. Kl. 55 Nr. 22573 vom 27. September 1882) setzt man dem gewöhnlichen, fast fertig gemahlenen Papierstoffe mit Salpetersäure behandelte und dadurch gelb gewordene Eiweiſs haltige Fasern, wie Wolle, Seide, Federn u. dgl., zu und verarbeitet dann den Stoff in gewöhnlicher Weise zu Papier. Das so erhaltene Papier soll sich für Werthpapiere eignen. Herstellung farbloser Gespinnstfasern. Nach E. Fremy und V. Urbain in Paris (D. R. P. Kl. 29 Nr. 22370 vom 13. September 1882) werden die Faserstoffe zur Erzielung einer reinen, weiſsen oder seidenglänzenden Gespinnstfaser mit heiſsen Lösungen von kohlensauren Alkalien, erforderlichen Falles unter Zusatz von Kalk oder nur von kochendem Wasser, mit oder ohne Anwendung von Druck behandelt. Ueber die Diffusion alkoholischer Flüssigkeiten durch poröse Stoffe. Nach Versuchen von H. Gal (Comptes rendus, 1882 Bd. 95 S. 844. 1883 Bd. 96 S. 338) tritt beim Aufbewahren von Alkohol in thierischen Blasen in warmer, trockener Luft sehr starke Verdunstung ein; gleichzeitig nimmt die Concentration zu. In feuchter Luft nimmt die Concentration ab. Eine Blase mit 1l 68procentigem Alkohol enthielt z.B. nach 37 Tagen nur noch 360cc Alkohol von 25 Proc. Die Temperatur übt keinen Einfluſs auf diese Erscheinung aus; auch ist es gleichgültig, ob die thierische Membran mit der alkoholischen Flüssigkeit in unmittelbare Berührung kommt oder nur der Dampf derselben. Die Dicke der Membran beeinfluſst nur die Schnelligkeit der Verdunstung, nicht aber das Verhältniſs zwischen Wasser und Alkohol. Vergleichung der Saccharometer von Balling und Long. In England, wo nunmehr statt des Saccharometers gesetzlich das Densimeter eingeführt ist, wurde, wie G. Holzner in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1883 S. 114 ausführt, früher das specifische Gewicht des trockenen Extractes zu 13/8 angenommen, d.h. das Gewicht von 1/10 Gallon (454cc,35) Extract wurde zu 13/8 Pfund engl. angenommen, während 1/10 Gallon Wasser bei 60° Fahrenheit 1 Pfund (453g,6) wiegt. Das Extract wiegt also um ⅝ des Gewichtes mehr als das gleiche Volumen Wasser. Um die Concentration der Würze auszudrücken, wurde angegeben, wie viele Pfand 1 Barrel (36 Gallonen = 163l,6) Würze mehr wiegt als 1 Barrel Wasser (360 Pfund). Demnach bedeutet 20 Pfund Long, daſs 1 Barrel Würze 360 + 20, also 380 Pfund wiegt; 18 Pfund Long bezeichnet eine Würze, von welcher 1 Barrel 378 Pfund wiegt; mit n Pfund Long ist ausgedrückt, daſs 1 Barrel Würze (360 + n) Pfund wiegt. Nach dieser Annahme wird das specifische Gewicht der Würze (S) ausgedrückt durch S = (360 + n) : 360 = 1 + n : 360. Will man Angaben nach Balling (e) in Long umwandeln, so erhält man e = 260 n : (360 + n) und n = 360 e : (260 – e). 20 Pfund Long sind demnach = 13,68° Balling und 12° Balling = 17,42 Pfund Long. Da bei der Auflösung des Extractes im Wasser eine Contraction entsteht, so sind die englischen Angaben überhaupt unrichtig und können nur durch Näherungswerthe in Balling'schen Procenten ausgedrückt werden. Zur Kenntniſs des Invertins. Nach Versuchen von Bourquelot (Journal de Pharmacie et de Chimie, 1883 Bd. 7 S. 131) wird Maltose direkt und ohne vorherige Spaltung durch Bierhefe in Gährung versetzt, so daſs also das Invertin keine Einwirkung auf Maltose ausübt. Auch Stärke wird durch Invertin nicht gespalten bezieh. verzuckert.