Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 254, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 43
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. J. Bischoff's biegsame Ventilplatten aus Geweben. Biegsame Ventilklappen, welche die üblichen Kautschukplatten in vielen Fällen zu ersetzen bestimmt sind, werden nach J. Bischof in Hamburg (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 27047 vom 20. April 1883) derart hergestellt, daſs zwei kreisrunde Stücke Stoff von gleicher Gröſse am Rande zusammengenäht werden und der so entstandene Sack durch eines der in der Mitte zum Durchlasse der Ventilstange eingeschnittenen Löcher umgekehrt wird. Durch Einschieben von Stoffscheiben, deren Durchmesser sich von Lage zu Lage verringert, und nachfolgendes Vereinigen derselben durch concentrische Nähte sollen dauerhafte und elastische Ventilteller erhalten werden, welche auch durch Einlage eines starken Schnurringes mit verstärktem Rande hergestellt werden können. Ueber Festigkeit von Schornsteinen. Im Aachener Bezirksvereine deutscher Ingenieure berichtete Lütgen-Borgmann über einige neuerdings eingestürzte Schornsteine (vgl. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884 * S. 584), von denen fünf (Nr. 1 bis 5) mit rundem Querschnitte aus Formsteinen und einer (Nr. 6) mit viereckigem Querschnitte aus Ziegelsteinen hergestellt waren. Die Maſse derselben in Meter waren folgende: Höhe überdem Sockel Lichte Weite Wandstärke Höhe der Bruchstelleüber dem Sockel unten oben unten oben 1) 34 1,10 0,79 0,45 0,15 24 und 14 2) 33 1,30 0,65 0,40 0,15 14 3) 29 1,20 1,00 0,35 0,13 17 4) 27 1,04 0,65 0,31 0,15 10 5)    17,8 0,90 0,52 0,25 0,14       4,3 6) 20 0,60 0,50 0,38 0,25 –. Nr. 1 und 3 waren aus glatten, Nr. 2, 4 und 5 aus verzahnten Formsteinen gebaut. Der Bruch fand, wie ersichtlich, immer an einer mittleren Stelle, nur bei Nr. 5 etwa in ¼ der Höhe statt. Bei Nr. 1 traten gleichzeitig zwei Bruchstellen auf; das obere Stück wurde herabgeschleudert, das mittlere Stück verschoben, so daſs es nur noch mit ¾ seiner Grundfläche aufruhte. Mit Rücksicht darauf, daſs brauchbare, bewährte und einfache Formeln zur Berechnung von Schornsteinsäulen bislang noch fehlen, liefern die obigen Angaben sehr schätzbare Anhaltspunkte. Die Wandstärke war offenbar bei allen jenen eingestürzten Schornsteinen viel zu gering. Zur Statistik der Papierfabrikation. Nach dem Adreßbuch der Maschinen-Papier- und Pappenfabriken, sowie der Holzstoff-, Strohstoff- und Cellulose-Fabriken des Deutschen Reiches, Oesterreich-Ungarns und der Schweiz, zusammengestellt von Güntter-Staib in Biberach 10. Auflage, 1884/85 gibt es jetzt in: Papier- Strohstoff- Holzzellstoff- Fabriken Maschinen Holzschleifereien fabriken fabriken Deutschland 620 (+ 31) 826 (+ 38) 437 (+ 40) 42 39 (+ 18) Oesterreich-Ungarn 193 (+   6) 273 (+   9) 150 (+   9) 10 (+ 2) 17 (+   4) Schweiz   33 (+   2)   43 (+   2)     9   1   6 (+   5) Luxemburg     2     2     2   –   – Die eingeklammerten Zahlen bedeuten die Zunahme gegen die Ziffern der 9. Auflage (1883). Die Heizungsanlage der Bühne des Eden-Theaters in Paris. Nach den Annales industrielles, 1883 Bd. 2 * S. 426 erfolgt die Erwärmung der Bühne des (inzwischen abgebrannten) Edentheaters durch Dampfheizung, indem im Bühnenkeller 10 Oefen aufgestellt sind, von welchen die 4 an der Rückwand befindlichen je 3, die anderen seitlich angeordneten je 2 Körting'sche Rippenheizkörper enthalten; jeder der letzteren enthält 24qm Heizfläche, der Rauminhalt der Bühne beträgt 16000cbm. Die zu einem Ofen vereinigten Heizkörper sind von einem Blechmantel umgeben; kalte Luft tritt von unten aus dem Keller zu und verläſst nach ihrer Erwärmung durch die im Bühnenfuſsboden liegende gegitterte Ofendecke den Heizraum. Die Hauptdampfzuleitung mündet in einen an den Wänden des Bühnenkellers entlang laufenden Rundstrang, aus welchem die einzelnen Zweigleitungen zu den Oefen führen; das Niederschlagwasser sammelt sich in einem zweiten Rundstrang, welcher nach zwei Brunnen führt. Der Druck des Heizdampfes beträgt 0at,75. Die Heizung des Zuschauerraumes sowie der übrigen Räume des Theaters erfolgt durch erwärmte Luft. Pfannkuche's Feder-Magnetometer. Zur Bestimmung der magnetischen Kraft magnetischer Körper hat der Ingenieur Pfannkuche in London ein Magnetometer (Zeitschrift für Elektrotechnik, 1884 * S. 22) angegeben, worin er einen dickeren Weicheisenkern mit längerem angedrehtem Zapfen benutzt. Der Zapfen liegt innerhalb einer wagerechten Spindel, welche an dem nach dem Kerne hin liegenden Ende zu einer Scheibe verstärkt ist und einen Zeiger trägt, der durch einen Schlitz des Gehäuses vorsteht Eine die Spindel umgebende Spiralfeder stemmt sich mittels einer Hülse an dem einen Ende gegen die Scheibe, an dem anderen Ende mittels einer zweiten Hülse und einer Unterlegscheibe gegen einen durch den Zapfen gesteckten Bolzen. Mittels einer Mutter verschiebt man die Spindel zunächst so weit, daſs sie die Spiralfeder so stark zusammenpreſst und spannt, daſs der von auſsen an dem Deckel des Gehäuses der Endfläche des Eisenkernes gegenüber gebrachte Magnet die Kraft der Feder nicht zu überwinden und den Kern nicht an sich heran zu ziehen vermag. Dann dreht man langsam die Mutter in entgegengesetzter Richtung und vermindert so allmählich die Spannung der Spiralfeder, bis endlich der Magnet den Kern anzuziehen vermag- in diesem Augenblicke liest man die Stellung des Zeigers auf der Skala ab und schlägt in einer Tabelle die zugehörige Kraft des Magnetes auf. Steht dabei der Zeiger zwischen zwei Theilstrichen, so gibt die Tabelle die Kraft nicht an. Man ändert dann die Entfernung, aus welcher der Magnet auf den Kern wirken muſs, indem man den Deckel der Endfläche des Kernes gegenüber verstellt. Dazu ist dieser Deckel an das Gehäuse des Instrumentes angeschraubt und ein zweiter Zeiger am Gehäuse gibt über die jeweilige Stellung des Deckels Aufschluſs. Für diesen Zeiger sind am Deckel Theilstriche vorhanden, so daſs sich der Versuch in vier verschiedenen genauen und in den Tabellen berücksichtigten Stellungen des Deckels wiederholen läſst. Schoefs' elektrischer Wasserstands-Melder. C. Schoefs in Brüssel (* Oesterr.-Ungarisches Patent Kl. 74 vom 1. Mai 1884) hat einen Meldeapparat angegeben, welcher auf einem elektrischen Läutewerke oder einer verwandten Signaleinrichtung ein Zeichen gibt, wenn der Spiegel einer Flüssigkeit in einem Behälter einen gewissen höchsten oder niedrigsten Stand erreicht hat. Die Stromschlieſsung nach dem Läutewerke vermittelt ein Metallkegel, indem derselbe sich zwischen zwei federnde Contactschienen hinein drängt, die in Form eines ausspringenden Winkels nahe genug an einander herantreten. Auf der Flüssigkeit befindet sich ein Schwimmer, von welchem ein Stab nach dem Gehäuse des Signalapparates empor geht und mit einem zweiten Stabe verbunden ist, auf dem in entsprechender Entfernung von einander zwei Metallkegel aufgeschraubt werden, so daſs der eine gerade beim tiefsten, der andere beim höchsten Stande der Flüssigkeit in der Gegend der beiden Winkel die beiden Contactfedern leitend verbindet. Am oberen Ende des die beiden Kegel tragenden Stabes ist in geeigneter Weise eine Spiralfeder angebracht, deren Spannung für eine bestimmte Stellung des Stabes und der beiden Kegel das Gewicht der Stäbe und des Schwimmers ausgleicht. (Vgl. auch * D. R. P. Kl. 13 Nr. 29072 vom 9. Februar 1884.) Wilson's Isolirmittel für elektrische Leitungen. W. V. Wilson in Mile End, England (Oesterreich-Ungarisches Patent Kl. 21 vom 3. April 1884) bereitet eine Isolirmasse aus Holztheer mittels Nitrocellulose, deren Nitrirung jenen Punkt nicht überschritten hat, bei welchem dieselbe ihren gröſsten Löslichkeitsgrad erreicht. Holztheer und Nitrocellulose sind bekanntlich äuſserst schlechte Elektricitätsleiter. Eine unter Zuhilfenahme eines Lösungsmittels der Nitrocellulose, z.B. von Methyl- oder Aethylalkohol und Naphta, hergestelltes inniges Gemenge jener Stoffe liefert daher ein Material von hoher Isolirfähigkeit. 200 Th. Holztheer werden auf etwa 90° erhitzt und dann 100 Th. Nitrocellulose hinzugefügt, welche vorher durch eine oder mehrere der genannten Lösungsmittel aufgeweicht wurde. Die Mischung wird innig umgerührt, dann in eine Knetmaschine oder ein Mischwalzwerk gebracht und kann, sobald dieselbe vollständig gleichartig ist, als Isolirungsmittel zur Verwendung kommen, indem es in üblicher Weise auf elektrische Leitungsdrähte aufgetragen wird. Die Mischung kommt entweder rein zur Anwendung, oder mit einem dieselbe feuerbeständiger machenden Zusätze aus einem oder mehreren nachgenannter Stoffe, z.B. Bariumsulfat, Kreide, Talg, Calciumsulfat, Thonerde, Magnesia, Kieselsäure, Zinkoxyd. Copirtinte. Nach R. Kayser (Mittheilungen des Bayerischen Gewerbemuseums, 1884 S. 113) sind zur Herstellung einer guten Schreib- oder Copirtinte Auflösungen von Blauholzextract weniger geeignet als frisch bereitete Abkochungen von Blauholz. Man kocht daher Blauholz wiederholt mit weichem Wasser aus und dunstet die Abkochung ein, bis dieselbe erkaltet 1,028 specifisches Gewicht zeigt. Man löst hierauf 10g Kaliumbichromat in 1l Wasser auf, fügt dieser Lösung 100g krystallisirte schwefelsaure Thonerde, 200g Glycerin und 100g Kandiszucker hinzu und erwärmt ½ Stunde bis zum Sieden- die letztere Lösung wird nach dem Erkalten zu 10l der Blauholzabkochung gefügt, hierauf noch 100g 50procentiger Essigsäure hinzugefügt. Die tüchtig durchgeschüttelte Mischung läſst man 1 Woche absetzen und gieſst dieselbe klar ab. Die Tinte flieſst braunroth aus der Feder, wird in kurzer Zeit violettschwarz und besitzt ein gutes Copirvermögen. Eine neue Kautschukpflanze. Eine in den Wäldern von Cochinchina heimische, zu den Apocyneen gehörende Pflanze, Prameria glandulifera wird nach Pierre im südlichen Indien angebaut, weil sie bedeutende Mengen Kautschuk liefert (vgl. Bulletin de la Société d'Encouragement, 1884 Bd. 11 S. 152). Pinnoit, ein neues Borat aus Staſsfurt. Auſser dem Boracit hat man in dem Staſsfurter Salzlager früher als Seltenheit Hydroboracit und Eisenstaſsfurtit gefunden, welche aber seit Jahren nicht mehr beobachtet sind. Jetzt hat man in den höheren Schichten des Kainites ein neues Bormineral aufgefunden, welches H. Staute (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 1584) nach dem Oberbergrath Pinno „Pinnoit“ nennt. Gewöhnlich ist der Pinnoit mit weiſsem, erdigem Boracit verwachsen, welcher mikroskopisch und chemisch mit dem in den Kalisalzen vorkommenden Minerale ganz übereinstimmt; seltener wurde es frei davon, dann aber mit Kainit innig durchsetzt, gefunden. Die einzelnen Knollen des Pinnoit zeigen beim Zerschlagen einen ziemlich ebenen, schwach schimmernden Bruch und ein oft etwas verstecktes Fasergefüge. Am deutlichsten tritt diese Faserstruktur in dünnen, plattenförmigen Massen auf, welche sich in den Boracit hinein erstrecken und beim Abwaschen desselben ein Maschen werk darstellen. Unter der Lupe erscheint das Mineral feinkörnig bis dicht; seine Farbe ist meist schwefel- bis strohgelb, zuweilen pistaziengrün und mitunter finden sich auch röthliche und graue Töne. Die Härte des Minerals ist 3 bis 4, sein specifisches Gewicht 2,27. Die chemische Untersuchung ausgesuchter reiner Stücke von verschiedenen Fundpunkten ergab, daſs dem Minerale, seiner procentischen Zusammensetzung nach, die Formel MgB2O4.3H2O zukommt, daſs somit eine gesättigte Verbindung der Monohydroxyborsäure vorliegt. Ueber die Verflüssigung von Wasserstoff. Nach Versuchen von S. v. Wroblewski (Comptes rendus, 1884 Bd. 98 S. 304 und Bd. 99 S. 213) konnte Wasserstoff unter einem Drucke von 100at in einem mit flüssigem Sauerstoffe gekühlten Rohre verflüssigt werden. Die Dichte des Wasserstoffes wurde zu 0,033 berechnet, eine Gröſse, welche gasförmiger Wasserstoff bei niedriger Temperatur und unter hohem Drucke ebenfalls erreicht (vgl. 1884 252 87). K. Olszewski (daselbst Bd. 98 S. 913) kühlte auf 160at gepreſsten Wasserstoff durch flüssigen, im Vacuum verdampfenden Stickstoff ab und ermäſsigte dann den Druck auf 40at, wodurch der zurückbleibende Wasserstoff verflüssigt wurde, aber so rasch verdampfte, daſs der Stickstoff theilweise fest wurde. Der Stickstoff war verflüssigt unter einem Drucke von 60at und Abkühlung auf – 142° durch Aethylen (vgl. 1884 252 87). An eine technische Verwendung von flüssigem Wasserstoff ist daher leider nicht zu denken. Verfahren zur Herstellung von Natriumchlorat. Nach E. K. Muspratt in Seaforth Hall und G. Eschellmann in Widnes, Lancaster (D. R. P. Kl. 12 Nr. 27729 vom 6. November 1883) wird zur Herstellung von chlorsaurem Natrium Magnesia mit Wasser angerührt und unter Umrühren mit Chlor gesättigt, so daſs auf 1 Aeq. Magnesiumchlorat 5 bis 5,5 Aeq. Magnesiumchlorid in Lösung gehen. Diese Lösung kann man zunächst auf 35 bis 400 B. eindampfen, so daſs sich beim Erkalten ein Theil des Chlormagnesiums ausscheidet. Die verbleibende Lösung, welche nur noch 4 Aeq. Chlorid auf 1 Aeq. Chlorat enthält, oder, wenn man es vorzieht, die ursprüngliche Lösung, wird nun entweder mit kaustischem Natron oder mit Natriumcarbonat oder mit einem Gemische beider versetzt. In Folge der eintretenden Umsetzung fällt hierbei Magnesia oder Magnesiumcarbonat oder ein Gemisch beider aus, während Natriumchlorat und Natriumchlorid in Lösung gehen. Die abdecantirte Lösung von Natriumchlorat und Natriumchlorid wird zunächst zur Abscheidung von Natriumchlorid auf 48 bis 50° B. eingedampft und dann erkalten gelassen, wobei Natriumchlorat auskrystallisirt. Die Krystalle werden auf bekannte Weise von der Mutterlauge getrennt. Der Decantationsrückstand wird gewaschen und, falls er aus Magnesia besteht, direkt, oder wenn er ganz oder zum Theile aus Magnesiumcarbonat besteht, erst gebrannt und dann wieder zur Chlorabsorption in einer neuen Behandlung benutzt. Das beschriebene Verfahren der Darstellung von Natriumchlorat bietet den Vortheil, daſs die zum Absorbiren des gasförmigen Chlores angewendete Magnesia immer wieder in den Kreislauf zurückgeführt wird. Zur Herstellung von Schwefelsäure. Nach Angaben der Manufacture de Javel in Paris (Englisches Patent, 1882 Nr. 1752) kann sich beim ausschlieſslichen Einlassen der nitrosen Verbindungen in die erste Schwefelsäurekammer die Temperatur hier so erhöhen, daſs eine Reduction der Stickstoffsäuren zu Stickoxydul und selbst zu Stickstoff eintritt, während in den folgenden Kammern die zur Schwefelsäurebildung erforderliche Temperatur nur schwer zu erreichen ist. Es soll daher Nitrose nicht nur in die erste Kammer, sondern auch in die folgenden Kammern, ja selbst in den Gay-Lussac'schen Thurm in solchen Mengen eingeführt werden, daſs weder Schwefligsäure, noch Stickstoffsauerstoffverbindungen aus letzterem entweichen. Darstellung von Rhodanverbindungen aus Gasreinigungsmasse. Zur möglichst vollständigen Verwerthung der Ferrocyanverbindungen in Gasreinigungsmassen auf Rhodansalze werden nach S. Marasse in Berlin (D. R. P. Kl. 12 Nr. 28137 vom 23. November 1883) diese Massen nach dem Auslaugen der löslichen Ammoniaksalze mit Kalk und Wasser in einem geschlossenen Gefäſse über 100° erhitzt. Dabei bilden sich zunächst Ferrocyancalcium und Schwefelcalcium; letzteres wirkt dann auf ersteres ein und es entstehen dadurch Rhodancalcium und Schwefeleisen. Die Umsetzung geht vollständig vor sich und wird der von dem überschüssigen Kalke etwa aufgenommene Schwefel durch Zusatz von Eisenvitriol abgeschieden. Die auf diese Weise dargestellte Lösung von Rhodancalcium wird auf bekannte Art gereinigt bezieh. in andere Rhodansalze übergeführt. An Stelle von Kalk können auch andere Basen, z.B. Kali, Natron u. dgl., genommen werden. Das Neue und Wesentliche dieses Verfahrens besteht somit darin, daſs in geschlossenem Gefäſse mit erhöhter Temperatur gearbeitet wird. Verfahren zur Herstellung von Kaliummagnesiumsulfat. Die Consolidirten Alkaliwerke in Westeregeln (D. R. P. Kl. 75 Nr. 27404 vom 28. August 1883) verarbeiten das Rohsalz zunächst auf künstlichen Carnallit, welcher dann durch Behandlung mit Schönitmutterlauge zersetzt wird. Dadurch wird der Chlorkaliumgehalt verdoppelt, während die Mutterlauge entsprechend reicher an Chlormagnesium geworden ist. Die Masse wird dann mit Magnesiumsulfatlauge in entsprechendem Verhältnisse unter Umrühren angewärmt. Es scheidet sich beim Erkalten Schönit ab, welcher ungefähr 65 bis 70 Procent des angewendeten Chlorkaliums ausmacht, während das Uebrige in der Lauge gelöst bleibt. Diese Mutterlauge wird dazu benutzt, den oben erwähnten künstlichen Carnallit zu zersetzen. Die dabei entstehende Lauge kann verdampft werden, so daſs wieder künstlicher Carnallit auskrystallisirt, oder dieselbe wird als Löselauge für Rohsalze verwendet. Zur Bestimmung der Halogene in den Seitenketten aromatischer Verbindungen. Erhitzt man nach K. E. Schulze (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 1675) Benzylchlorid, Benzalchlorid, β-Naphtylchlorid und Bromid mit einer alkoholischen Lösung von Silbernitrat zum Sieden, so scheidet sich Halogensilber quantitativ ab. Zur Ausführung der Analyse übergieſst man in einem Kölbchen die Probe mit einem Ueberschusse von heiſs gesättigter alkoholischer Silbernitratlösung, verbindet das Kölbchen mit einem Rückfluſskühler, doch mit der Vorsicht, daſs das Rohr tief genug in den Kolbenhals reicht, um die Dämpfe am Erreichen des Stopfens zu hindern, und erhitzt nun während 5 Minuten zum Sieden. Noch zweckmäſsiger dürfte die Anwendung einer kleinen Druckflasche mit gut ein geschliffenem Stopfen sein. Vorher hat man einen Platintiegel mit fein durchlochtem Boden, über den man nach bekanntem Verfahren eine dünne Asbestschicht ausgebreitet hat, geglüht und gewogen. Man befestigt nun den Tiegel mittels Gummikappe in einem Trichter, der seinerseits auf einer Saugflasche sitzt. Während man die Pumpe saugen läſst, befeuchtet man den Asbest mit Alkohol und spült dann den Kölbcheninhalt in den Tiegel. Das Halogensilber wäscht man mehrfach mit Alkohol aus, um die gebildeten wasserunlöslichen Nebenprodukte zu entfernen, darauf mit heiſsem etwas Salpetersäure haltigem Wasser und schlieſslich wieder mit Alkohol, wodurch man es so trocken erhält, daſs man nach wenig Minuten dauerndem Anwärmen über freier Flamme sofort zum gelinden Glühen erhitzen kann. Die Ausführung der ganzen Analyse nimmt höchstens eine halbe Stunde in Anspruch. Diese Form der Halogenbestimmung hat den Vortheil, daſs die am aromatischen Kerne gebundenen Halogene nicht in Wirkung treten, was bei der Werthbestimmung von Benzyl- und Benzalchlorid von Wichtigkeit ist, Auſserdem wird das Halogensilber nicht durch Nitroverbindungen verunreinigt, wie bei dem Verfahren von Carius. Ueber Oxycellulose und Lignosin. Nach C. F. Cross und E. J. Bevan (Chemical News, 1884 Bd. 49 S. 257) werden Oxycellulosen mit einer Lösung von salzsaurem Phenylhydrazin erwärmt tiefgelb, während Lignose nur undeutlich gelb gefärbt wird. (Vgl. 1884 251 497. 254 42.)