Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 254, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 137
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Füllvorrichtung für Flüssigkeitsheber. Um jede Gefahr, welche mit dem Ansaugen eines Hebers für ätzende oder giftige Flüssigkeiten auch beim Vorhandensein einer längeren seitlichen Ansaugröhre immer noch verbunden sein kann, gänzlich zu umgehen, wird von Jaime Puig y Moré in Barcelona (* D. R. P. Kl. 64 Nr. 28721 vom 28. März 1884) vorgeschlagen, ein Rohr in den Heberschenkel nahe der Mündung so einzuführen, daſs durch das Durchblasen von Luft eine Saugwirkung im Heber eintritt. Hierbei ist natürlich jede Möglichkeit ausgeschlossen, etwas von der Flüssigkeit in den Mund zu bekommen, während bei einem gewöhnlichen Heber der sich desselben bedienende Arbeiter, wenigstens bei wiederholter Benutzung, mindestens die Dämpfe der zu hebenden Flüssigkeit einathmet. Auch braucht bei der vorgeschlagenen Anordnung die Mündung des Hebers beim Füllen nicht zugehalten zu werden. Es erscheint jedoch fraglich, ob die Kraft der menschlichen Lunge ausreicht, einen einigermaſsen groſsen Heber aus diese Weise anzusaugen; in diesem Falle würde man doch zu einer umständlicheren mechanischen Füllvorrichtung zu greifen haben, wie deren schon mehrere beschrieben wurden (vgl. H. Brandes und Deleuze 1879 234 * 443. J. Singer 1880 235 * 426. Alisch 1880 236 429). Neuerungen an Sengmaschinen für Gewebe. Anstatt bei Sengmaschinen für Gewebe, wo ein Gas- und Luftgemenge als Brenngas benutzt wird, den Brennern das Gas und die gepreſste Luft in besonderen Röhren zuzuführen (vgl. Blanche 1874 213 * 386), wird bei der Sengmaschine von M. Jahr in Gera (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 23037 vom 3. Januar 1883) in die Brenner die vorher mit dem Gase gemischte Luft eingeblasen. Einem Roots-Gebläse wird entweder Gas und Luft gleichzeitig zugeführt und dasselbe preſst das Gemenge in die Brenner, oder es wird die Luft in den durch das Gebläse erzeugten Gasstrom vor dem Eintritte in die Brenner eingeleitet. In beiden Fällen wird also das Gas angesaugt, wodurch eine innige Mischung desselben mit der Luft und eine hohe Gleichmäſsigkeit und Stärke der Flammen erzielt wird. Der Luftzutritt erfolgt durch die hohle messingene Sengwelle, wodurch dieselbe beständig kühl gehalten wird. Die von der Zittauer Maschinenfabrik and Eisengießerei in Zittau (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 27406 vom 6. September 1883) angegebene Neuerung an Gassengmaschinen betrifft die Tulpin'sche Maschine (vgl. 1869 191 * 354, ferner G. Lindemann 1863 168 * 113) und besteht in einer Vorrichtung zum schnellen Abstellen der Sengwellen von den Flammen, so daſs das Gewebe schnell von den Flammen entfernt wird. Die Sengwellenlager sind durch Stangen mit den Zapfen einer Kurbelscheibe verbunden, wodurch eine halbe Vor- oder Rückwärtsdrehung der letzteren das An- und Abstellen ausführt. Ueber japanische Bronzen. Das Bayerische Gewerbemuseum in Nürnberg (vgl. dessen Mittheilungen, 1884 S. 121) besitzt 18 Platten japanischer Bronzen aus Kioto, welche sich durch mannigfaltige Oberflächenbehandlung und Schönheit der Metallfärbung auszeichnen. Nach G. Marquard bestehen diese Platten aus 5 verschiedenen Legirungen, welche durch ein gleichartiges Merkzeichen auf der Stirnseite kenntlich gemacht sind. Die Legirungen besitzen nach ihrem Farbenübergange vom Messing zum reinen Kupfer geordnet folgende Zusammensetzung: Kupfer Zinn Blei Zink Eisen Arsen 1) Messing 73,28   0,79 25,71 Spur Spur 2)3)4)     ◯ ◯ MarkederLegirung 72,6075,4382,17 4,03,183,96 11,7415,0713,34 11,48  5,64  0,28 0,210,450,24 5) Kupfer (Spuren von Blei und Eisen enthaltend). Der hohe Bleigehalt der Legirungen wird theils die mechanische Bearbeitung des Gusses, theils aber auch die Färbung mit chemischen Mitteln erleichtern. Herstellung von Broschen, Knöpfen u. dgl. aus Kartoffelfaser. Zur Herstellung von Knöpfen, Schmuckgegenständen u. dgl. benutzt neuerdings P. Fließbach in Curow (* D. R. P. Kl. 39 Zusatz Nr. 28356 vom 22. November 1883, vgl. 1884 251 482) nicht bloſs reine Kartoffelfaser, sondern vermengt dieselbe noch mit verschiedenen thierischen, pflanzlichen oder mineralischen Stoffen; auch wird die Erhitzung derselben viel weiter nämlich bis auf 150°, anstatt auf 80°, getrieben, sowie eine vorherige Entwässerung in bis zu 150° erwärmten Trockenstuben vorgenommen. Gaillard's Neuerung an Gaslampen für Eisenbahnwagen. Behufs Gasersparniſs bei Eisenbahnwagenlampen ist von Mich. L. Gaillard in Paris (* D. R. P. Kl. 26 Nr. 28293 vom 16. Oktober 1883) eine Einrichtung angegeben, welche wie die der Société internationale d'éclairage (vgl. 1884 253 * 405) bezweckt, bei völligem Schlüsse des Lampenschleiers die Gaszuführung so weit abzusperren, daſs die Flamme nur eben noch unterhalten wird. Nur sind hier die beiden Hähne, welche den Gasdurchgang bei jener Anordnung vermitteln, durch einen Hahn mit zwei in einander liegenden Küken ersetzt und ist auch die Anwendung jeder Verzahnung durch geeignete Hebelverbindungen umgangen. Elektrisches Glühlicht im Hochgebirge. Als Beispiel einer Glühlichtanlage an einem Orte, wo dieselbe von den Verhältnissen geradezu gefordert werde, theilt die Zeitschrift für Elektrotechnik, 1884 S. 500 mit dem Hinweise darauf, daſs man an vielen anderen Orten noch unter ähnlich liegenden Verhältnissen mit gleichem Vortheile elektrische Beleuchtung werde einrichten können, mit, daſs am oberen Ende des Rauristhales (Salzburg) eine kleine Ansiedelung, Kolm-Saigurn, Eigenthum eines Goldwäschers Rojacher, welche nur aus Wohnhaus, Pochwerk und einigen Scheunen besteht, bereits seit 2 Jahren mit elektrischem Glühlichte beleuchtet werde. Mit der Probelampe neben der Dynamomaschine sind nur 14 Edison'sche B-Lampen vorhanden, von denen 10 gleichzeitig brennen können. Die Kröttlinger'sche Dynamomaschine besitzt bei 1350 Umdrehungen in der Minute eine Klemmenspannung von 55 Volt und wird durch eine von Rojacher selbst construirte Turbine getrieben, welche bei 280 Umdrehungen in der Minute etwa le leistet. Das Wasser kommt von dem Goldberggletscher und hat auſser dieser Turbine noch das Pochwerk und eine Drahtseilbahn zu treiben. Die Turbine hat 41cm Durchmesser, 15cm Breite und steht unter dem Drucke einer Wassersäule von 6m Höhe und 45qc Querschnitt Die Kosten dieser Beleuchtung stellen sich weit niedriger als die Kosten irgend einer anderen Beleuchtungsart, um so mehr als für Kolm die schwierige Zufuhr der Leuchtmaterialien diese nicht unwesentlich vertheuert. Zur Verwerthung der Melasseentznckerungslaugen. Nach H. Propfe in Hildesheim (D. R. P. Kl. 75 Nr. 28838 vom 18. März 1884) werden die bei der Melasseentzuckerung erhaltenen Laugen mit zerkleinertem Torf versetzt und dann mit Steinkohlentheer oder Steinkohlentheeröl gemischt, bis das Ganze ein gleichartiges Gemenge ergibt; dasselbe wird in thönernen oder eisernen Retorten oder auch in guſseisernen Kesseln destillirt. Am Schlüsse der Destillation wird durch ein in den Destillationsapparat geführtes Rohr zum Uebertreiben Dampf eingelassen. Es ergeben sich auſser Methyl- und Ammoniakverbindungen und viel Wasser flüssige und feste Kohlenwasserstoffe, welche gereinigt und weiter verarbeitet werden. Der Rückstand ist eine poröse Koke, welche die Alkalisalze durch Auslaugen hergibt. Sollen statt kohlensaurer Alkalien kaustische Alkalien gewonnen werden, so wird der Masse von vorn herein Calciumhydrat zugesetzt. Darstellung von Schwefelsäureanhydrid aus Nitrosulfosäure. O. v. Gruber in Vienenburg (D. R. P. Kl. 12 Nr. 27726 vom 19. Oktober 1883) will zur Herstellung von Schwefelsäureanhydrid, statt von der bereits fertigen Schwefelsäure, von den billigeren sogen. Kammerkrystallen ausgehen. Zur Gewinnung derselben bringt man zwischen Gloverthurm und Kammersystem eine Reihe kleiner Kammern an. Diese enthalten, wenn die sämmtliche Salpetersäure dem Systeme durch den Gloverthurm zugeführt und die Nitrosensäure nicht unter 58° B. auf denselben gegeben wird, die Gase in dem zur Bildung der aus 2SO3.N2O3.H2O bestehenden Verbindung nöthigen Verhältnisse. Noch reiner erhält man dieselbe Verbindung vor den Gay-Lussac'schen Thürmen, wenn man mit einer möglichst dampffreien Hinterkammer arbeitet, also schlieſslich wenig Wasserdampf bei einem Ueberschusse von Salpetrigsäure für die letzte Schwefligsäure bezieh. zuletzt zu bildende Schwefelsäure hat. In gleicher oder ähnlicher Weise kann man diese Verbindung auch in eigens für diesen Zweck erbauten kleinen Kammern darstellen, welche mit aus Schwefel erzeugter Schwefligsäure oder durch in groſsen Flugstaubkammern gereinigtem Gas von Pyriten und aus Salpeter direkt erzeugter gasförmiger Salpetersäure gespeist werden. Kleine Kammern zu nehmen und diese zur Ausschaltung mit gut absperrenden Glockenventilen zu versehen, ist deshalb gerathen, weil die Entnahme der Krystalle oder des Krystallbreies wegen ihrer hygroskopischen Eigenschaften sehr rasch und mit möglichstem Schütze der Arbeiter gegen die Stickstoffverbindungen geschehen muſs. Die gewonnenen Krystalle werden in säurefesten Retorten durch Erwärmen und Durchleiten von trockener Luft oder Sauerstoff und Schwefligsäure von der Salpetrigsäure, überhaupt den Stickstoffverbindungen befreit. Je nach der Trockenheit der angewendeten Krystalle entsteht alsdann mehr oder weniger Wasser haltiges, flüssiges, im besten Falle auch festes Schwefelsäureanhydrid, dessen Gehalt an Monohydrat geringer, an Anhydrid also höher als der des bisherigen Productes ist. Die frei werdenden Stickstoff Verbindungen werden entweder dem Kammerprozesse zugeführt, oder in einem Gay-Lussac'schen Thurme wiedergewonnen. Ueber die Bestimmung des Mangans. Bei der Titrirung des Mangans in alkalischer Lösung mit Kaliumpermanganat scheint nach C. Anger (Stahl und Eisen, 1884 S. 159) der Eisengehalt der Lösung die normale Reaction zu stören, indem vielleicht das Eisenhydrat selbst Manganoxydul mit niederreiſst und so an seiner Wirkung auf das Permanganat hindert; denn je mehr Eisen mit zu fällen ist, desto weniger Eisenlösung wird zur Entfärbung verbraucht, desto höher erscheinen die Mangangehalte. Vielleicht läſst sich jede Bestimmung mit dem gleichen Coëfficienten durchführen, wenn man den Wirkungswerth der Permanganatlösung für einen bestimmten Eisengehalt ermittelt und durch Zufügen von reiner Eisenchloridlösung zu den Manganlösungen immer auf nahezu denselben bringt, für welchen der Coëfficient berechnet ist. Ueber Fluoresceïne der Maleïnsäure. Durch Schmelzen von 1 Mol. Maleïnsäureanhydrid mit 2 Mol. Resorcin während 2 Stunden bei 150° erhält man nach G. Lunge und R. Burkhardt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 1598) ein braunes, sich in Alkalien mit gelbgrüner Farbe lösendes Harz. Mit Wasser ausgekocht, fiel beim Erkalten aus der Lösung ein gelbrother Niederschlag, dessen Zusammensetzung der Formel C16H12O6 entspricht. Danach scheint diese dem wasserfreien Hämateïn isomere Verbindung nach folgender Gleichung zu entstehen: C2H2O(CO)2 + 2C6H4(OH)2 = C16H12O6 + H2O. Dieses Resorcin-Fluoresceïn der Maleïnsäure ist schon in Wasser, aber ziemlich schwer, besser in Alkohol und den meisten anderen indifferenten Lösungsmitteln löslich. Seine Lösung in Alkohol ist gelbröthlich mit grünlicher Fluorescenz; mit Natronlauge oder Ammoniak versetzt, entsteht eine prachtvoll fuchsinrothe Farbe mit stark grüner Fluorescenz. Durch Bleiacetat erhielt man einen rothbraunen Niederschlag, welcher mit warmem Wasser sehr lange ausgewaschen wurde. Bis zum Verschwinden der Bleireaction in den Waschwässern kann man es nicht bringen, da das Bleisalz des Fluoresceïns in Wasser nicht ganz unlöslich ist; krystallisirt konnte dasselbe nicht erhalten werden. Der Bleigehalt entspricht der Formel PbC16H8O5. Es ist also bei der Bildung des Bleisalzes 1 Mol. Wasser ausgetreten. Es wurde versucht, aus dem Bleisalze durch Schwefelwasserstoff das Fluoresceïn zu regeneriren, doch ohne Erfolg, da es sich dabei groſsentheils zersetzte. Dabei scheint nicht etwa ein Fluorescin zu entstehen; wenigstens konnte man durch Behandlung der Lösung mit den verschiedensten Oxydationsmitteln kein Fluoresceïn regeneriren. Auch ein Barytsalz erhält man als Niederschlag mittels Bariumacetats, aber ebenfalls unkrystallisirbar. Ein Silbersalz war durch Silbernitrat nicht zu erhalten, indem dabei die Substanz zersetzt wurde. Thonerdesalze geben einen rosarothen, Eisenoxydsalze einen braunrothen Lack. Brom in Eisessig gelöst und zu der Lösung der Verbindung in Eisessig gesetzt, gibt damit ein Product, welches beim Eingieſsen in Wasser sich ausscheidet. Mit α-Naphtol ohne Condensationsmittel geschmolzen, scheint Maleïnsäureanhydrid, kein Fluoresceïn zu geben. Mit Chlorzink oder Schwefelsäure geschmolzen, entsteht eine wasserlösliche Verbindung, deren alkoholische Lösung hellgelb mit dunkelgelber Fluorescenz ist. β-Naphtol gibt ein Fluorescein, dessen alkalische Lösung braun mit grünblauer Fluorescenz ist, Orcin eine braune Lösung mit moosgrüner Fluorescenz. Zur Herstellung der Sulfosäuren des Methylviolett. Um die Sulfosäuren des Methylviolett (Violet de Paris) zu erhalten, verwendet man einen Ueberschuſs von Schwefelsäure, sättigt mit Kalkmilch und verdampft die Farbstofflösung, welche aber dabei theilweise zerstört wird. Nach Angabe der Société anonyme des matières colorantes et produits chimiques de St. Denis in Paris (D. R. P. Kl. 22 Nr. 28884 vom 14. December 1883) wird dagegen die überschüssige Säure ganz oder theilweise in lösliche Sulfate umgewandelt, z.B. Kalium-, Natrium-, Ammonium-, Magnesium- oder Zinksulfat. Alsdann wird zu dem Farbstoffe nur so viel Wasser zugegeben, als gerade nothwendig ist, um einen Teig von passender Zähigkeit zu bilden. Auf diese Weise erreicht man den doppelten Vortheil, daſs man den Farbstoff nicht verändert und gleich in einem solchen Zustande erhält, welcher der leichten Löslichkeit wegen die sofortige Verwendung desselben gestattet.