Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 255, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 43
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Sturm als Ursache eines Eisenbahn-Unfalles. Der am Morgen des 10. December in Wien und Umgebung tobende Orkan hatte auf der Wien-Aspang-Eisenbahn einen ernsten Unfall zur Folge. Der um ½7 Uhr früh von Wien abgegangene Personenzug, welcher aus 9 Wagen bestand, befand sich um 8 Uhr, also nachdem er in 1½ Stunden kaum mehr als 18km zurückgelegt hatte, nächst der Station Biedermannsdorf, als ein heftiger Windstoſs die 4 letzten Wagen, welche nur schwach oder gar nicht besetzt waren, aus dem Geleise hob und über den etwa 5m hohen Damm hinabwarf. Zum Glücke riſs dabei die Kuppelungskette und blieben die vorderen Wagen, welche stark besetzt waren, auf dem Geleise stehen. In den abgestürzten Wagen befanden sich 5 Fahrgäste, von welchen zwei schwer verletzt wurden; auſserdem erlitt auch der Zugschaffner eine lebensgefährliche Verletzung. Man kann aus diesem Unfälle ungefähr auf die Stärke des Sturmes zurückschlieſsen.Vgl. Sturmgeschwindigkeit bezieh. Winddruck 1881 241 73. 242 227. Die abgestürzten Wagen, welche der Raab-Oedenburger-Bahn gehörten, waren 3 Personenwagen (Coupewagen) und ein leerer Lastwagen. Die nur mit höchstens 2 bis 3 Personen besetzten Personenwagen haben ein Gewicht von durchschnittlich je 8500k, der Lastwagen wiegt 6000k; die dem Winde dargebotene Fläche beträgt bei einem Personenwagen ungefähr 15qm, beim Lastwagen etwa 16qm,5. Der Hebelsarm des Winddruckes kann zu 2m,0 angenommen werden. Hiernach ergibt sich aus dem Umwerfen eines Personenwagens ein Winddruck von (8500 × 0,75) : (2 × 15) = 211k auf 1qm, während für das Umwerfen des Lastwagens, wenn auf die Kuppelung keine Rücksicht genommen wird, schon ein Druck von (6000 × 0,75) : (2 × 16,5) = 136 k/qm ausgereicht hat. Der Winddruck dürfte sonach thatsächlich eine zwischen den beiden Ziffern liegende Stärke gehabt haben. Die meteorologische Reichsanstalt gibt an, daſs der Sturm eine maximale Geschwindigkeit von 130km in der Stunde (36m secundlich) erreicht hat; dies würde nach der Formel w = 0,13v2 einem Drucke von etwa 168 k/qm entsprechen. Der Sturm gehörte zu den stärksten Orkanen, welche seit Jahren in der Wiener Gegend beobachtet wurden. (Nach dem Wochenblatt des Oesterreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1884 S. 336.) Amerikanische Oelkanne mit Lampe. Aehnlich wie Will. Roberts bezieh. E. Girouard (vgl. 1876 220 * 127) Oelkannen mit Lämpchen verbunden haben, um das Schmieren schwierig zugänglich und ungünstig beleuchteter Zapfenlager zu erleichtern, so ist nachstehend veranschaulichte Einrichtung eigens für Locomotivführer bestimmt, welche beim Gebrauche dieser Oelkanne im Dunkeln eine Hand zum Oeffnen der Schmierdeckel u. dgl. frei behalten. Durch ein stark convexes Glas werden die Lichtstrahlen nach der Ausfluſsstelle des Oeles hin concentrirt. Im Uebrigen kann die Kanne selbst eine beliebige Einrichtung erhalten; hier ist z.B. die bekannte Ventilregelung für den Ausfluſs beim Oelen angebracht, um Oelverluste möglichst zu verhüten. Textabbildung Bd. 255, S. 44 Elektrischer Betrieb von Lüftungsapparaten. Der Betrieb von Sauggebläsen, welche bei Lüftungsanlagen zum Zwecke der künstlichen Entfernung verbrauchter Luft angewendet werden, macht gewöhnlich gröſse Schwierigkeiten, wenn diese Sauger hoch gelegen, also z.B. im Dachraume aufgestellt sind und wenn diese Apparate in gröſserer Zahl im Gebäude an verschiedenen Stellen desselben sich befinden. Für diese Fälle gibt die Uebertragung von der Betriebsmaschine durch Treibseile, wie solches gebräuchlich ist, oft eine sehr umständliche Anlage, wogegen in der elektrischen Energieübertragung ein Mittel vorhanden ist, die Betriebseinrichtung in den genannten Fällen sehr einfach zu gestalten. Wie nun in den Annales industrielles, 1884 Bd. 2 S. 514 und 641 bezieh. der Revue industrielle, 1884 S. 435 berichtet wird, ist eine solche Anlage von der Compagnie électrique für das Pariser Stadthaus mit Erfolg ausgeführt worden. Hierbei wird der elektrische Strom durch zwei von zwei Dampfmaschinen getriebene Gramme'sche Dynamomaschinen erzeugt, von welchen jede zum Betriebe 4e braucht. Diese Dynamomaschinen laufen mit 1250 Umdrehungen in der Minute; ihre Stromstärke beträgt je 50 Ampere bei einer Potentialdifferenz an den Klemmen von 110 Volt. Es werden 35 in verschiedenen Sälen des Gebäudes angeordnete Sauger getrieben, indem jeder derselben mit einem Elektromotor nach Gramme'schem System versehen ist; diese Maschinen laufen mit 1450 bis 1750 Umdrehungen in der Minute und die Entfernung der Elektromotoren von den Dynamomaschinen beträgt 130 bis 155m. Eine ähnliche Anlage wird von der genannten Gesellschaft auch für die Lüftung der Säle der neuen Centralschule für Kunst und Gewerbe in Paris ausgeführt. Ausbreitung der elektrischen Beleuchtungsanlagen. Nach einer Veröffentlichung der Deutschen Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität in Berlin sind bis zum 15. November 1884 bereits 128 Anlagen mit Edison'scher Glühlichtbeleuchtung versehen worden, mit 169 Dynamomaschinen, welche beiläufig einen Aufwand von 2500e erfordern und nahezu 22000 Glühlampen speisen. (Es sind in diesen Ziffern die von den Licenzträgern ausgeführten Anlagen nicht inbegriffen.) An der Spitze der Industrien, welche in der Einführung des elektrischen Lichtes einen groſsen Fortschritt erblicken, weil es die Fabrikation erleichtert, verbessert, gegen Feuersgefahr sicherstellt und die Kosten derselben ermäſsigt, steht die Textil-Industrie mit nicht weniger als 2837 Glühlampen, welche in 21 Fabriken vertheilt sind. An Lampenzahl der vorigen überlegen, erreicht die Ziffer der mit elektrischem Glühlicht beleuchteten Zuckerfabriken (17 Anlagen mit 3520 Lampen) nicht ganz die gleiche Höhe, obgleich diesen Fabriken, welche den Abdampf der Maschinen vortheihaft verwerthen, ebenfalls billige motorische Kräfte zur Verfügung stehen. Aus noch einem anderen Grunde eignet sich das elektrische Glühlicht auch besonders für Mühlen, in denen die leichte Entzündlichkeit des Mehlstaubes zur Anwendung umfassender Vorsichtsmaſsregeln zwingt und für welche daher die Feuerversicherungs-Gesellschaften den Besitzern die Einführung des Glühlichtes empfehlen. Schnellen Eingang hat sich endlich das Glühlicht in Gastwirthschaften, Vereinshäusern, Theatern und in allen Räumen verschafft, in denen sich die bisherige Gasbeleuchtung wegen ihrer groſsen Wärmeentwickelung und Erzeugung gesundheitsschädlicher Gase als besonders unzuträglich erwiesen hatte. Zur Beleuchtung von Straſsen und Plätzen, groſsen und hohen Fabrikräumen verwendet die genannte Gesellschaft ausschlieſslich die Bogenlichteinrichtungen von Siemens und Halske, von welchen bereits auch eine beträchtliche Anzahl ausgeführt worden ist. Die groſsen Berliner Centralstellen, von denen Jedermann elektrischen Strom – gerade wie das Gas – beziehen kann, werden ohne Zweifel die elektrische Beleuchtung noch populärer als die isolirten, den Blicken des Publikums meist entzogenen Anlagen machen und damit zu der allgemeineren Einführung wesentlich beitragen. Nach anderen Mittheilungen sind in den letzten 6 Jahren in Deutschland 6000 Dynamomaschinen im Werthe von etwa 14 Mill. Mark erzeugt worden. Zu denselben gehören etwa 20000 Bogenlichtlampen im Werthe von 5 Mill. Mark. Die Gesammterzeugung der elektro-technischen Industrie Deutschlands wird auf nahezu 24 Mill. Mark geschätzt. Hauptsitz derselben ist Berlin, wo etwa 1200 Arbeiter beschäftigt sind. Nächst Berlin kommen Nürnberg, dann Köln, Stuttgart, Magdeburg, München, Hamburg u.s.w. Roussy's Regulator für Glühlampen. Zur Regulirung der Lichtstärke jedes unter einer gröſseren Anzahl (Edison'scher) Glühlichter verwendet E. L. Roussy in Vevey in seinen Mühlen nach L'Ingenieur Conseil, 1884 * S. 86 einfach stark zusammengedrücktes Kohlenpulver (nach anderen Mittheilungen eine Mischung von Kohlenpulver mit Quecksilber), welches in eine cylindrische Höhlung im Inneren des Lampenträgers eingestopft ist und mittels einer Preſsschraube mehr oder weniger kräftig zusammengepreſst werden kann, wodurch nach Ausweis sorgfältiger Versuche der Widerstand für den Strom in der Lampe und somit die Lichtstärke verändert werden kann, während durch die Erwärmung des Pulvers der Widerstand sich nicht ändert. – In ähnlicher Weise ist früher schon im Stanley'schen Regulator eine Anzahl über einander gelegter Kohlenplatten benutzt worden, welche mehr oder weniger stark zusammengepreſst wurden, wobei jedoch die zu Folge der Erwärmung eintretende Ausdehnung der Platten in der Achsenrichtung und die daraus entspringende Zusammendrückung derselben sich als störend erwies und den Regulator sehr unzuverlässig machte. Hochhausen's Regulirung dynamo-elektrischer Maschinen. Die je nach der Stromstärke der Maschine erforderlich werdende Aus- oder Einschaltung einzelner Windungen der erregenden Magnete, durch welche die Stärke des magnetischen Feldes verändert wird, bewirkt A. Hochhausen in New-York (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 27673 vom 17. Juni 1883, abhängig von Maxim * D. R. P. Nr. 20465, vgl. 1884 253 * 491) durch einen mittels einer eigenen Schaltvorrichtung einzuschaltenden besonderen Elektromotor, dessen Ankerachse einen auf 2 Contactreihen schleifenden Contactarm trägt. Von den Contacten führen Drähte nach den einzelnen Spulen der erregenden Elektromagnete der Maschine. Ueber die Aufbewahrung angefrorener Kartoffeln. Angefrorene Kartoffeln, welche gedämpft und dann in Silos aufbewahrt wurden, verloren nach Fittbogen's Mittheilung in der Milchzeitung, 1884 S. 807 ganz erheblich an Nährwerth, da durch das Lagern von den vorhandenen Bestandtheilen der Kartoffeln zerfielen: In 50 Tagen 76 Tagen 140 Tagen Eiweiſs 22,2 Proc. 35,0 Proc. 34,6 Proc. Nichteiweiſs 29,8 94,3 Stickstoff haltige Substanz in Summe 15,8 34,7 42,5 Kohlehydrate von der Formel des Stärke-    mehles 17,4 18,4 25,0 Zellstoff 28,0 26,9 Fett 57,1 59,1 87,0 Nichtbest, Stickstoff freie Extractstoffe   3,5   3,8 Organische Gesammttrockensubstanz 13,4 18,3 22,4 Sonach verhütet das Einmachen in Silos zwar das gänzliche Verderben der gefrorenen Kartoffeln, ist aber von sehr empfindlichen Verlusten an Nährstoffen begleitet. Verwerthung der Maikäfer zur Düngung. Nach einem Vorschlage von F. A. Wolf in Heilbronn werden die trocken gesammelten Maikäfer in ein Faſs gefüllt, mit etwa 30g Schwefelkohlenstoff übergossen und dieses sofort mit einem Deckel möglichst luftdicht bedeckt. Nach 10 bis 20 Minuten sind die Thiere getödtet. In der Fabrik werden die Maikäfer in möglichst frischem Zustande in die Darre gebracht und 5 Stunden lang einer Hitze von 60° ausgesetzt- dieselben haben in der Zeit etwa 65 Procent ihres Gewichtes durch das abgedampfte Wasser verloren und können in diesem Zustande jahrelang aufbewahrt werden, ohne daſs die organischen Substanzen sich zersetzen und ein Ammoniakverlust entsteht. Das Maikäfermehl als Düngmittel wird mit einem Gehalte von 11 bis 12 Proc. Stickstoff, 1 bis 2 Proc. Phosphorsäure und 1 bis 2 Proc. Kali, als Futtermittel mit etwa 38 Proc. verdaulichem Eiweiſs und 10 Proc. verdaulichem Fett in den Handel gebracht. Von der Gewinnung des Maikäferfettes muſste vorerst Abstand denommen werden, weil ein Nutzen nicht vorauszusehen war. (Vgl. 1868 188 343). Ueber die Bildung des Zuckers in den Rüben. Versuche von A. Girard (Comptes rendus, 1884 Bd. 99 S. 808) bestätigen, daſs die Saccharose in den Blättern der Zuckerrüben unter der Einwirkung der Lichtstrahlen gebildet wird und dann erst nach der Wurzel wandert. Im September 1884 hatten z.B. Blätter von 4 benachbarten Rüben, halb am 24. um 4 Uhr Nachmittags, der Rest am 25. um 4 Uhr Morgens untersucht, folgende Zusammensetzung: Tag Nacht Tag Nacht Tag Nacht Tag Nacht Saccharose 1,42 0,45 2,10 0,29 0,45 0,12 1,13 0,67 Reducirender Zucker 2,91 2,40 2,33 1,33 1,68 1,17 2,73 2,25 Saccharose auf 100 Glucose 48 18 90 21 26 10 41 30. Ein fernerer Versuch wurde in der Weise angestellt, daſs von 10 Rüben desselben Feldes je 3 kräftige Blätter Nachmittags um 4 Uhr und Morgens um 4 Uhr untersucht, auſserdem aber je 3 Blätter derselben Rüben einen Tag über in einem mit Wasser von geringem Salzgehalte gefüllten Gefäſse den Sonnenstrahlen ausgesetzt und dann ebenfalls Nachmittags um 4 Uhr analysirt wurden; auch im letzteren Falle hatte eine reichliche Zuckerbildung stattgefunden, obwohl die Blätter vom Stamme entfernt waren. Zur Kenntniſs des Safrans. Durch Destillation von mit Wasser übergossenem Safran im Kohlensäurestrome und Ausschütteln des Destillates mit Aether, welcher dann ebenfalls im Kohlensäurestrome verflüchtigt wurde, erhielt R. Kayser (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 2230) ein gelbliches ätherisches Safranöl, welches leicht Sauerstoff aus der Luft aufnimmt und dessen Zusammensetzung der Formel C10H16 entspricht. Zur Gewinnung des Safranfarbstoffes, Crocin, wurde der mit Aether erschöpfte Safran bei gewöhnlicher Temperatur mit Wasser ausgezogen, dieser Auszug dann mit Knochenkohle, welche mit Salzsäure und Weingeist gereinigt war, geschüttelt, wobei der Farbstoff fast vollständig von der Kohle aufgenommen wird. Hierauf wurde filtrirt und die Farbstoff haltige Kohle ausgewaschen, bei mäſsiger Wärme getrocknet, darauf mit 90 procentigem Weingeist ausgekocht und filtrirt. Nach Entfernung des Weingeistes hinterbleibt eine spröde gelblichbraune Masse, welche ein rein gelbes Pulver liefert. Das so erhaltene Crocin ist leicht löslich in Wasser und verdünntem Weingeist, wenig in absolutem Alkohol, nur spurweise in Aether. Concentrirte Schwefelsäure gibt eine tiefblaue Lösung, welche nach kurzer Zeit violett, hierauf kirschroth und schlieſslich braun wird. Salpetersäure (von 1,4 sp. G.) gibt gleichfalls zuerst eine tiefblaue Lösung, welche jedoch fast augenblicklich wieder verschwindet und in braun übergeht. Salzsäure (von 1,120 sp. G.) gibt eine gelbe Lösung ohne Farbenveränderung. Bleiessig, Kalkwasser und Barytwasser geben bei gewöhnlicher Temperatur in einer wässerigen Crocinlösung keine Fällung, welche jedoch sofort beim Erwärmen eintritt, unter gleichzeitiger Zersetzung des Crocins in Crocetin und Zucker. Die Zusammensetzung des bei 100° getrockneten Crocins entspricht der Formel C44H70O28. Behandelt man eine wässerige Crocinlösung mit Salzsäure im Kohlensäurestrome, so entfärbt sich die Lösung unter Ausscheidung orangefarbener Flocken von Crocetin, C34H46O9. Es bildet nach dem Trocknen ein hochrothes Pulver, welches in Wasser nur spurenweise, leicht in Alkohol und Aether löslich ist. Diese Spaltung des Crocins in Crocetin und Zucker, Crocose genannt, geschieht somit nach der Gleichung: 2C44H70O28 + 7H2O = C34H46O9 + 9C6H12O6. Bei längere Zeit fortgesetzter Behandlung des getrockneten Safrans mit reinem Aether im Extractionsapparate treten allmählich in dem Aetherkölbchen reichliche krystallinische Ausscheidungen auf; dieselben werden durch Filtration von dem Fette und ätherisches Oel enthaltenden Aether befreit, dann nach dem Auswaschen mit reinem Aether mit dem Filter zerrieben, nochmals in den Aetherextractionsapparat gebracht und wieder längere Zeit mit demselben Aether behandelt. Es scheiden sich alsdann in dem Aetherkölbchen allmählich schöne farblose Krystalle aus, welche durch Abgieſsen von Aether befreit und über Schwefelsäure getrocknet werden. Die so erhaltenen prismatischen Krystalle besitzen einen bitteren, charakteristischen Geschmack, welcher lange auf der Zunge haften bleibt. Das Safranbitter löst sich sehr leicht in Wasser und Weingeist, weniger leicht in Chloroform, wenig in Aether. Die Krystalle schmelzen bei 75° linzersetzt zu einer wasserhellen Flüssigkeit. Die Zusammensetzung dieses Picrocrocins entspricht der Formel C38O66Ol7. Beim Erwärmen mit Bleiessig, Kalkwasser oder Säuren zerfällt es unter Bildung von Safranöl nach der Gleichung: C38H66O17 + H2O = 3C6H12O6 + 2C10H16. Zur Untersuchung von Cacao. Zur Nachweisung von Cacaoschalen in Chocoladen und Cacao ist die mikroskopische Auffindung von Spiralgefäſsen keineswegs ausreichend, da nach L. Legler (Repertorium für analytische Chemie, 1884 S. 345) auch die Bohnen Spiralgefäſse enthalten. In ähnlicher Weise bietet auch die Holzfaserbestimmung Unsicherheiten, so lange es sich um Nachweis verhältniſsmäſsig geringer Mengen vom Schalenzusatz handelt, ein Umstand, der sowohl durch die nicht unbedeutenden Unterschiede im Cellulosegehalte der einzelnen Cacaosorten, als auch durch die verschiedenen angewendeten Holzfaser-Bestimmungsmethoden unter Benutzung bereits vorhandener Analysenwerthe bedingt wird. Holzfaserbestimmungen nach der von Henneberg und Stohmann angegebenen Methode, welche ein ½stündiges Kochen der entfetteten Masse mit 1,25 procentiger Schwefelsäure, hierauf ein solches mit 1,25 procentiger Kalilauge und Auswaschen mit Alkohol und Aether vorschreibt, ergaben für Schalen 10,23 bis 16,16 Proc., ungeröstete Bohnen 2,14 bis 3,09 Proc. Zellstoff. Neuerung im Färben von aus Baumwolle und Seide gemischten und anderen Fabrikaten. Im Journal of the Society of Chemical Industry, 1884 S. 568 ist ein Verfahren von W. Clarke und H. T. Tansley in Nottingham (Englisches Patent, 1884 Nr. 7869) beschrieben, um Baumwolle und Seide mit einander gemischt ebenso gleichmäſsig zu färben wie jede der beiden Fasern im vereinzelten Zustande. Die Waare wird in einer Seifenlösung gekocht, wie diese sonst beim Färben der Seide allein angewendet wird. Hierauf zieht man dieselbe heraus und neutralisirt das Bad derart mit einer Säure, daſs es noch schwach alkalisch bleibt. Würde die Flotte sauer gemacht, so würde die Baumwolle beim nachherigen Färben unverändert bleiben. Man fährt nun wiederum mit der Waare ins Bad bei Siedehitze und fügt den Farbstoff nach und nach zu, indem man vor jeder Zugabe die Gewebe zurückzieht. Die Seide nimmt eine dunklere Färbung an wie die Baumwolle, so daſs das Muster sich auf dunklem oder hellem Grunde abhebt; je nachdem die Seide oder die Baumwolle den Grund bildet. – Das Ganze kommt also auf eine „Animalisation“ der Baumwolle durch Fettsäure heraus; die Zahl der bloſs durch fette Säure in angegebener Weise, ohne Zuzug einer anderen Beize, fixirbaren Farbstoffe wird jedoch eine beschränkte sein und die Befestigung auſserdem auf groſse Beständigkeit nicht Anspruch machen können. Das von O. Breuer angegebene Verfahren (1884 251 560) zur Erreichung desselben Zweckes ist jedenfalls vorzuziehen. Verfahren, um Gewebe wasserdicht zu machen. F. Worth in London (Englisches Patent, 1883 Nr. 4921) will Gewebe, Leder u. dgl., um sie wasserdicht zu machen, mit einer Lösung von Aluminiumpalmitat oder -Oleat in Erdölbenzin tränken. (Vgl. Lieber 1882 246 155.) Ueber die Herstellung der Brillantlacke. Zur Herstellung der durchscheinenden farbigen, sogen. Brillantlacke, welche fast immer Theerfarbstoffe enthalten, muſs man nach R. Kayser (Mittheilungen des Bayrischen Gewerbemuseums, 1884 S. 161) möglichst hellen Schellack verwenden, bei blauen Lacken auch wohl gebleichten Schellack. Die zu benutzenden spritlöslichen Theerfarbstoffe dürfen nicht mit Dextrin, Zucker u. dgl. verfälscht sein, da diese Stoffe nicht in Spiritus löslich sind. Die concentrirte Farbstofflösung läſst man an einem dunkeln und kühlen Orte 1 bis 2 Wochen stehen und filtrirt dann nochmals, da sich während dieser Zeit stets noch Verunreinigungen abscheiden, welche den Glanz des Lackes beeinträchtigen würden. Von der concentrirten weingeistigen Farblösung setzt man nun zu der Schellacklösung so viel hinzu, bis ein Probeanstrich die gewünschte Farbstärke zeigt. Ueber Eisenanstriche. Die Verwaltung der Niederländischen Staatsbahnen hat nach dem Wochenblatt für Architekten und Ingenieure, 1884 S. 477 16 Stück Eisenbleche mit Salzsäure gebeizt, in warmem Wasser abgewaschen, getrocknet und, während sie noch warm waren, geölt. Ferner wurden 16 andere Eisenbleche durch Abkratzen und Bürsten so lange gereinigt, bis das oxydreine Metall freigelegt war. Von diesen so gereinigten Eisenblechplatten strich man 4 Platten von jeder Sorte mit Englischroth, 4 mit einem mit A bezeichneten Eisenoxyd, 4 mit einem mit B bezeichneten Oxyde und schlieſslich 4 mit Mennige an. 3 Jahre hindurch waren sämmtliche Eisenplatten dem Einflüsse der atmosphärischen Luft ausgesetzt. Auf den abgekratzten Flächen war dann der Anstrich mit Englischroth vollständig verschwunden, aber auch auf den gebeizten Blechen ergab der Englischrothanstrich ungünstigere Ergebnisse, wie alle anderen Anstriche. Das Eisenoxyd A lieferte ungünstigere Ergebnisse auf den abgebürsteten Blechen wie das Eisenoxyd B und der Mennigeanstrich. Besser erhalten hatte sich das Eisenoxyd A auf den gebeizten Blechen. Der Anstrich mit dem Oxyde B war besser als der mit dem Oxyde A, stand aber dem Mennigeanstrich nach. Der Mennigeanstrich ergab die günstigsten Ergebnisse auf beiden Blechsorten. Aus diesen Versuchen darf man wohl den Schluſs ziehen, daſs das Reinigen der Metallbleche durch Beizen dem Reinigen derselben durch Abkratzen und Bürsten vorzuziehen ist. Die Mennige verbindet sich am innigsten mit dem Oele und bildet deshalb auch vor allen anderen Farbenzusammenstellungen die widerstandsfähigste Farbenmischung; in derselben vereinigt sich eine bedeutende Adhäsion mit Cohäsion und Elasticität. Versuche auf der Cincinnati Southern Eisenbahn mit mehreren Kilometer eisernen Brücken ergaben ebenfalls die Vorzüge des Mennigeanstriches. Eisenoxydfarben schützen nur dann, wenn dieselben oft erneuert werden.