Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 235
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Das städtische Wasserwerk zu Remscheid. In der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 * S. 2 ist ein bemerkenswerther Aufsatz von L. Disselhoff über das von ihm gebaute städtische Wasserwerk zu Remscheid enthalten. Die Einwohnerzahl Remscheids nach der Volkszählung vom 1. December 1880 betrug 21237 Seelen. Dieselben gebrauchen nach Schätzung und unter Zugrundelegung von Städten mit ähnlichen Verhältnissen in 24 Stunden 1000cbm, in 1 Secunde 111,5. Nimmt man nun während 25 Jahren einen stetigen Bevölkerungszuwachs an, so muſs die Stammanlage so gebaut werden, daſs ihre zukünftige Leistungsfähigkeit bis auf 2000cbm in 24 Stunden gesteigert werden kann; letzteren Zahlen entsprechend sind die Rohrquerschnitte gewählt worden. Das Wasser wird dem Eschbachthale entnommen. In dem käuflich erworbenen Grund und Boden unterhalb der Mebusmühle werden theils durch offene Einschnitte, theils durch unterirdische Strecken, welche bis auf den festen, undurchlässigen Schieferboden herunter gebracht sind, die Geröllschichten und die zerknickten Schichtenköpfe in einer Länge von etwa 800m aufgeschlossen. Die erschrotenen Grundwasserfäden werden mittels guſseisernen Muffenröhren von 250mm lichter Weite, welche auf der oberen Hälfte durchlöchert und deren Muffen mit heiſs eingegossenem und verstemmtem Blei gedichtet sind, aufgesammelt und thalwärts abgeführt. Eine Reihe von Brunnenschächten, welche während des Baues zum Gegenortsbetriebe gedient haben, vermittelt die Zugänglichkeit der Anlagen, in der Nähe des untersten Brunnenschachtes, mit diesem durch ein Rohr von 500mm lichter Weite verbunden, ist ein 3m weiter Pumpbrunnen angelegt, aus welchem die Pumpen das Wasser entnehmen. Um nun aber auch einen Theil des Wassers aus der nassen Jahreszeit für die trockene aufbewahren zu können, sind an passenden Stellen Vorrichtungen zum unterirdischen Aufstaue des Wassers angelegt. Die Brunnen haben hier Flügelmauern erhalten, welche in gröſserer oder geringerer Länge dicht an das Schiefergebirge anschlieſsen; das Abfluſsrohr im Brunnen ist mit einem Absperrschieber versehen. Wird dieser geschlossen, so muſs sich das Grundwasser oberhalb in den porösen Gesteinschichten ansammeln und aufstauen, so daſs eine treppenförmige Anordnung der Grundwasserspiegel entsteht. Durch langsames Abzapfen werden diese angesammelten Wasservorräthe bei eintretendem Bedarfe nutzbar gemacht. Bei der groſsen und lang anhaltenden Dürre des Sommers 1884 haben die Wassergewinnungsanlagen stets ausreichendes Wasser geliefert. Behufs späterer Vergröſserung der Wassergewinnungsanlagen sind die erforderlichen Grunderwerbungen geschehen und die angestellten Untersuchungen haben ergeben, daſs eine für lange Zeit ausreichende Wassermenge dort zur Verfügung steht. Die Beschaffenheit des Wassers ist eine vorzügliche. Das Grundstück im Eschbachthale, in welchem sich der Pumpbrunnen befindet, liegt in einer Höhe von 206m, die Sohle desselben 200m, der mittlere Wasserstand im Hochbehälter, wie weiter unten angegeben ist, 380m über dem Amsterdamer Pegel. Die Gesammtförderhöhe, vom niedrigsten Wasserstande im Brunnen an gerechnet, ist somit 180m, wovon 174m als Druckhöhe und 6m als Saughöhe zu rechnen sind. Die Maschinenanlage besteht aus zwei getrennt arbeitenden Hochdruckdampfmaschinen, versehen mit vom Regulator beeinfluſster Expansionssteuerung nach Rider's Systeme und mit abstellbarer Condensation. Jede der beiden Maschinen ist im Stande, 1000cbm Wasser in 20 Stunden bei 5at Dampfüberdruck im Schieberkasten und ⅛ Cylinderfüllung auf die angegebene Höhe zu fördern. Die Dampfcylinder haben 500mm Durchmesser, die doppeltwirkenden Plungerpumpen, unmittelbar hinter den Dampfcylindern liegend, 135mm Plungerdurchmesser und beträgt der gemeinschaftliche Hub 750mm. Die Kolbengeschwindigkeit kann bis Im in der Secunde gesteigert werden, wobei der Gang der Maschinen ein ruhiger ist. Die Dampfcylinder und deren Deckel sind mit angegossenen Dampfmänteln versehen und diese durch Holz- und Blechmäntel mit Filzhinterfüllung vor Wärmeausstrahlung geschützt, Der abgehende Dampf wird von den Cylindern zum Condensator durch einen unter Flur liegenden Kupferröhrenvorwärmer geleitet und das von der Kesselspeisepumpe aus dem Ausguſskasten der Luftpumpe angesaugte Speisewasser durch diesen zur Erwärmung hindurchgedrückt. Auſserdem kann die Speisung der Kessel auch aus der Druckrohrleitung erfolgen. Das Einspritzwasser für die Condensation wird unmittelbar aus dem Sammelbrunnen entnommen. Bei etwa eintretendem Wassermangel wird die Condensation abgestellt und mit Volldruck gearbeitet. Die Hochdruckpumpen sind mit Ringventilen mit Lederstulpdichtung versehen, welche bei einer freien Durchströmungsöffnung vom 1,66 fachen Querschnitte des Plungers einen Hub von nicht mehr als 10mm haben. Jede Maschine hat ihre besondere Saugrohrleitung mit Windkessel, jedes Druckventil einen kleinen guſseisernen Windkessel und beide Pumpmaschinen einen gemeinsamen gröſseren schmiedeisernen Windkessel mit der nöthigen Ausrüstung (Vacuummeter, Manometer, Wasserstandsglas u.s.w.). Dem Hauptwindkessel wird mittels eines Luftfüllapparates gepreſste Luft von jeder Maschine aus zugeführt. Die Kesselanlage besteht aus 2 Cornwallkesseln für 6at Ueberdruck mit einseitig angeordneten Feuerrohren von Wellblech nach der Bauart von Schulz, Knaudt und Comp. in Essen (vgl. 1881 239 * 256. 1883 250 * 72). Der Mantel hat 1800mm im Lichten und eine Blechstärke von 14mm bei 8m Länge. Die aus einem Stücke hergestellten 18mm starken Kopfplatten sind mit dem Mantel vorn durch auſsen liegenden Winkelring, hinten durch Umkrempeln verbunden und mit je 3 Eckversteifungen versehen. Das gewellte Feuerrohr hat 1100mm gröſsten Durchmesser und 11mm Wandstärke; es ist gegen Auftrieb durch eine in der Mitte der Länge desselben angebrachte Stütze gesichert. Sämmtliche Längsnähte sind doppelt genietet. Der Dampfdom hat 750mm Durchmesser, 900mm Höhe bei 11mm Wandstärke im Mantel und 13mm im Boden; in letzterem ist das Mannloch angebracht. Die Maschinen und Pumpen sind von der Friedrich-Wilhelmshütte zu Mülheim a. d. Ruhr erbaut. Das Kessel- und Maschinenhaus ist in Ziegelsteinrohbau ausgeführt und mit Falzziegeln gedeckt. Mit der Verwaltungskanzlei ist die Pumpstation telegraphisch verbunden. Durch Berechnung wurde festgestellt, daſs die Kosten für die Steigrohrleitung sich am niedrigsten gestalten, wenn der Durchmesser 250mm gewählt wird. Die Leitung hat von der Pumpstation bis zum Hochbehälter eine Länge von etwa 3700m. Entsprechend dem nach oben abnehmenden Drucke betragen die Wandstärken der Rohre: für den Druck 18at bis 14at 18mm 14 11 16 11   8 14   8 und weniger 12 Um die Festigkeit der Muffendichtungen zu erhöhen und um ein etwaiges Heraustreiben des eingestemmten Bleiringes zu verhindern, erhielten die Muffen eine conische Form, so daſs die Bleifuge vorn 8mm, hinten 11mm breit wurde. Da die Leitung abwechselnd ansteigt und fällt, so ist an den hohen Punkten ein Luftventil, an den tiefen eine Entleerungsvorrichtung angebracht. Durch 4 Absperrschieber wird die Leitung in 4 Abschnitte getheilt, von denen jeder für sich abgesperrt und entleert werden kann. Auſserdem sind an den betreffenden Stellen Sicherheitsventile und Manometer angebracht und sind diese Apparate in 4 Schächten angeordnet. Der Druckrohrstrang endet in dem auf dem höchsten Punkte der Stadt angelegten Hochbehälter, dessen mittlerer Wasserstand 380m über dem Amsterdamer Pegel liegt, damit auch die höchst gelegenen Stadttheile in den obersten Stockwerken noch mit Wasser versehen werden können. Der Wasserthurm ist nach Prof. Intze's System gebaut (vgl. 1883 249 * 485). Die Rohrleitungen sind in folgender Weise angeordnet: Das Druckrohr, welchem eine eingeschaltete Stopfbüchse kleine Bewegungen gestattet, mündet in der Behältersohle ein. Am Fuſse des Thurmes, im Kellergeschosse, befindet sich im Druckrohre ein Absperrschieber nebst Sicherheitsventil. Mit dem bis zum höchsten Wasserstande geführten Ueberlaufrohre verbindet sich, durch einen Schieber getrennt, das Entleerungsrohr; letzteres kann auch mit dem Druckrohre mittels eines Schiebers in Verbindung gebracht werden, damit, wenn der Behälter entleert werden muſs und das Wasser von den Pumpen unmittelbar in die Stadt gehoben wird, der unterhalb des Behälters liegende Theil des Druckrohres als Standrohr wirken kann. Ein elektrischer Wasserstandszeiger von Siemens und Halske zeigt den Wasserstand in der Pumpstation an. Der Behälter selbst faſst 400cbm und hat im cylindrischen Theile, welcher 7m,80 hoch ist, einen Durchmesser von 7m,50; der sich unten an den cylindrischen Theil ansetzende kegelförmige Theil ist 2m,60 hoch und unten 2m,30 im Durchmesser. Der sechsseitige Mauerpfeiler, auf welchem der Behälter ruht, hat einen inneren Durchmesser von 1m,60 oben, von 1m,27 unten und eine obere Wandstärke von 0m,64, eine untere von 1m,03. Der Pfeiler ist 8m,90 über dem Boden hoch. Das Stadtrohrnetz besteht aus folgenden Rohren: Durchmesser 250mm Länge   3926,40m Absperrschieber   1 125   4202,00   6 100   1807,90   5   90   1086,95   2   80 15765,45 61 mit 166 Wasserpfosten. Die Rohre sind sämmtlich von der Friedrich-Wilhelmshütte in Mülheim an der Ruhr. Die Zuleitungen zu den Häusern sind von geschwefelten Bleiröhren hergestellt mit Wandstärken von 6mm,5 bis 4mm. Die Gesammtlänge derselben betrug bei etwa 800 Anschlüssen am 1. April 1884 9743m,9. Die Baukosten der ganzen Anlage betragen 609754,93 M. Das Wasserwerk ist nach 5/4 jähriger Bauzeit am 1. März 1883 dem Betriebe übergeben worden. Die Zutheilung von Wasser an Private geschieht nur mittels Wassermesser. De Dietrich's Kühlapparat für Wohnräume. Zur Abkühlung von Wohn-, Versammlungs- und Arbeitsräumen während der heiſsen Jahreszeit haben De Dietrich und Comp. in Niederbronn, Elsaſs (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 29274 vom 22. April 1884) einen Apparat angegeben, welcher innerhalb oder auſserhalb des betreffenden Raumes aufgestellt werden kann. In beiden Fällen besteht der Apparat aus einem mit Eisstücken zu füllenden Behälter, von dessen Boden ein weites Rohrstück abwärts führt, in das unten wagerechte Rohrleitungen münden, welche den abzukühlenden Raum durchziehen und an ihren anderen Enden durch aufsteigende Röhren mit dem Eisbehälter in Verbindung stehen. Der ganze Gefäſsapparat wird mit Wasser gefüllt. Werden dann Eisstücke in den Behälter gelegt, so sinkt die Temperatur des Wassers in demselben auf 0°, das abgekühlte Wasser sinkt aber seiner gröſseren Dichtigkeit wegen abwärts und es entsteht in dem Apparate ein Umlauf des Wassers, wobei das in den eigentlichen (als Rippenrohre gebildeten) Kühlröhren flieſsende Wasser sich durch Umspülung der warmen Raumluft wieder erwärmt und somit auch das Bestreben hat, aufwärts durch die Rückleitung nach dem Eisbehälter zu steigen. Wenn der Apparat auſserhalb des abzukühlenden Raumes aufgestellt wird, muſs dies an einem höher gelegenen Orte geschehen und wird derselbe dann mit einem Holzkasten umgeben, welcher einerseits mit der äuſseren Luft, andererseits mit der des betreffenden Raumes durch Kanäle in Verbindung gebracht wird. Die Auſsenluft wird sich an den Kühlröhren abkühlen und nach dem tiefer liegenden Raume in Folge ihrer gröſseren Dichtigkeit sinken. Die Anordnung des Kühlapparates ist nichts anderes als eine Umkehrung der Warmwasserheizung und ist im Prinzipe nicht neu; so sind bei Gelegenheit der Preisbewerbung für die Heizungs- und Lüftungsanlage des neuen Reichstagsgebäudes mehrere Einrichtungen zur Abkühlung der im Sommer einzuführenden Frischluft vorgeschlagen worden, welche dem vorbeschriebenen Kühlapparate sehr ähnlich sind. Mittheilungen über diese theilweise sehr bemerkenswerthen Vorschläge finden sich in Herm. Fischer's Besprechung der zur genannten Preisbewerbung eingesendeten Entwürfe in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884 * S. 717 ff. Zur Theorie des Telephons. Im Centralblatt für Elektrotechnik, 1884 * S. 790 veröffentlicht V. Wietlisbach in Bern einen Beitrag zur Theorie des Telephons. Im Anschlusse an die früher von H. Helmholtz bezieh. H. Aron in Wiedemann's Annetten, 1878 Bd. 5 S. 448 bezieh. 1879 Bd. 6 S. 403 für den Fall der Verwendung eines magnetelektrischen Telephons als Geber oder eines Mikrophons in dem nämlichen Schlieſsungskreise mit dem empfangenden Telephon gefundenen Formeln, nach denen im ersteren Falle die hohen Töne, im zweiten die tiefen Töne den anderen gegenüber verstärkt wiedergegeben werden, entwickelt Verfasser zunächst die Formeln für die Annahme, daſs das Mikrophon und das Telephon in zwei verschiedenen, durch eine Inductionsspule mit einander verbundenen Stromkreisen liegen, und findet, daſs dabei je nach den Verhältnissen entweder die tiefen, oder die hohen Töne verstärkt werden können. Er erörtert dann den Einfluſs der Constructionsverhältnisse des Telephons auf das magnetische Feld und die Veränderungen der Intensität desselben durch die Bewegungen der Membran vor dem Pole bezieh. den Polen des Magnetes und findet, daſs es besser sei, wenn die Membran annular magnetisch, als wenn dieselbe transversal magnetisch wird. Richtige Abmessung des Magnetismus des Eisenkernes genügt bei den einfachen. Büschen Telephonen, diesen Zweck zu erreichen. Man wendet aber auch verschiedene künstliche Mittel an; Ader belegt zu diesem Zwecke den Rand der Membran mit einem massigen Eisenringe (der „surexcitatrice“); d'Arsonval bildet – wie dies vor ihm auch schon Werner Siemens gethan hat – den Magnet hufeisenförmig, den zweiten Pol ringförmig und legt denselben auf den Rand der Membran; Fein begnügt sich, den zweiten Pol in die Nähe des Randes der Membran zu bringen. Ein sehr häufig benutztes Mittel, die Entwickelung eines Transversalmagnetes zu verhindern, ist die Anwendung eines hufeisenförmigen Magnetes, dessen beide Pole der Membran symmetrisch gegenüber gestellt werden. Man erhält alsdann entsprechend den zwei Polen des Magnetes zwei solche, aber von entgegengesetzten Zeichen in der Membran. Es ergeben sich dadurch zwei Angriffspunkte der Kraft, welche aber excentrisch angreifen. Dieser letztere Umstand hat noch einen wesentlichen Nachtheil. Bekanntlich kann eine Membran eine ganze Reihe von Tönen geben, welche durch verschiedene Knotenlinien charakterisirt sind. Es ist nun vorauszusehen, daſs in vorliegendem Falle, wo die Membran unter dem Einflüsse von zwei excentrisch angreifenden Kräften schwingt, diejenigen Töne hervorgerufen werden, deren Bäuche durch jene Angriffspunkte hindurchgehen. Eine solche Membran wird deshalb auſser den erzwungenen noch freie Schwingungen ausführen, welche jenen Bäuchen entsprechen, und die Klangfarbe dadurch geändert werden. In der That geben die Telephone mit Hufeisenmagneten die Klangfarbe nie ganz rein wieder, sondern immer mehr oder weniger entstellt und selten so, daſs der Sprechende sofort erkannt werden könnte; sie eignen sich hauptsächlich als Sender, wo die freien Schwingungen der Membran durch die Luftschwingungen vernichtet oder wenigstens stark gedämpft werden. Ein anderer wichtiger Umstand ist der remanente Magnetismus der Membran. Es ist klar, daſs, je mehr remanenten Magnetismus die Platte aufnimmt, sie um so weniger empfindlich gegen die kleinen Schwankungen des Kraftfeldes wird, in welchem die Platte sich befindet. Die Membranen sind daher aus möglichst weichem Eisenbleche herzustellen. Die nöthige Elasticität läſst sich denselben leicht durch Hämmern ertheilen. Wietlisbach theilt dann noch eine Reihe von Versuchen mit, deren Zahlenergebnisse eine Bestätigung der von ihm angestellten theoretischen Untersuchungen liefern und die sich dahin zusammenfassen lassen, daſs die zweipoligen Membranen am meisten Kraftlinien absorbiren und daſs mit der Zunahme der Masse der Platten die Absorptionsfähigkeit derselben nur langsam wächst. Es ist also im Allgemeinen vortheilhafter, nicht groſse Membranen zu verwenden, besonders bei einpoligen Telephonen; auch ein zu starker Magnet nutzt nichts. Zu einer vollständigen Beurtheilung des Telephons fehlt nun bloſs noch die Berücksichtigung der Biegsamkeit der Membran. Französische Bronzen. Nach S. Périssé (Genie civil, 1884/5 Bd. 6 S. 380) haben die in den Bronzegieſsereien von Gebrüder Keller (I) und Barbedienne (II) verwendeten Bronzen folgende Zusammensetzung: I II Kupfer 91,0 90,0 Zink   5,5   6,5 Zinn   2,0   3,5 Blei   1,5 Diese Legirungen lassen sich leicht gieſsen und ciseliren. Vielfach im Handel vorkommende Bronzen mit 35 bis 40 Proc. Zink lassen sich zwar leicht bearbeiten, sind aber wenig widerstandsfähig. Verfahren zum Färben von Zink. Nach R. Kayser (Mittheilungen des Bayerischen Gewerbemuseums, 1885 S. 62) löst man zum Färben von Gegenständen aus Zink 50g weinsaures Kalinatron (sogen. Seignettesalz), 30g schwefelsaures Kupfer, 30g Glycerin und 60g Aetznatron in 1l Wasser. In diese vorher mäſsig erwärmte Lösung werden die sorgfältig gereinigten Gegenstände gebracht. Je nach der Temperatur und der Dauer der Einwirkung erzielt man violette, blaue, rothe, gelbe Färbungen, welche man nach dem Abwischen mit Wasser und Trocknen mit einem leichten Schellacküberzuge versieht. Verfahren zur Herstellung von Milchglas. Nach A. Tedesco in Mügeln bei Pirna i. S. (D. R. P. Kl. 32 Nr. 31112 vom 4. November 1883) wird zur Herstellung von Milchglas Alkalifluorid verwendet, wodurch namentlich erreicht werden soll, daſs der Gehalt des Glassatzes an Thonerde besser zu regeln ist als bei Verwendung von Kryolith. Die Alkalifluoride sollen durch unvollständige Sättigung von kohlensauren oder ätzenden Alkalien und Eindampfen der alkalisch reagirenden Masse erhalten werden. Oder es werden Alkalialuminate mit Fluſssäure bis zur Sättigung des Alkalis behandelt, so daſs Thonerdehydrat ausfällt, Gewöhnlich verwendet man zu Milchglas ein Gemenge von 25 Th. Kryolith, 25 Th. Soda, 10 Th. Kreide und 170 Th. Sand. Hat man nun ein Natriumfluorid im Gehalte von 90 Proc. Fluorid und 10 Proc. Soda, so wird man mit nachstehendem Mischungsverhältnisse ein Glas von der gleichen Beschaffenheit erzielen wie mit obiger Kryolithmischung: 33 Th. Natriumfluorid von obiger Zusammensetzung, 5 Th. Soda, 15 Th. China Clay, 10 Th. Kreide, 156 Th. Sand. Der Zusatz von sogen. China Clay in dem angegebenen Verhältnisse hat lediglich den Zweck, bei diesem Beispiele ein dem Kryolithglase völlig gleiches Glas zu erzielen. In gleicher Weise wie zur Erzeugung des Emaille- oder Milchglases kann das Alkalifluorid zur Herstellung der Email dienen, mit welcher Metallgefäſse glasirt werden sollen. Verfahren zur Herstellung von Korkteppichen. Nach J. B. Barton in Rixdorf bei Berlin (D. R. P. Kl. 8 Nr. 30776 vom 15. August 1884) werden zur Herstellung von Korkteppichen oder Linoleum Korkmehl und oxydirtes Leinöl, ehe man sie auf das Gewebe bringt und mit letzterem vereinigt, zwischen zwei wagerecht angeordnete, fast dicht an einander liegende Walzen hindurchgeführt und dadurch in schmale, dünne Streifen ausgewalzt. Diese werden dann, wie dies bisher mit den Kügelchen der Fall war, auf dem Gewebe befestigt. Verwendung des Kaliumtetraoxalates für die Analyse. Nach R. Ulbricht (Pharmaceutische Centralhalle, 1885 S. 198) eignet sich das Kaliumtetraoxalat, KHC2O4.H2C2O4.2H2O, sehr gut zur Herstellung von Normallösungen für die Titerstellung der Permanganatlösung und sonstige maſsanalytische Zwecke. Man erhält es, wenn man die gesättigte Lösung eines Kaliumoxalates mit der berechneten Menge einer gesättigten Oxalsäurelösung versetzt, wobei man vorsichtiger Weise von letzterer einen kleinen Ueberschuſs nimmt. Das Salz fällt beim Erkalten heraus. Schlieſslich krystallisirt man es mehrmals um, durch Auflösen in heiſsem Wasser und nachheriges rasches Abkühlen. Gut ist es, die Abkühlung unter fortwährendem Schütteln oder Rühren vorzunehmen, um möglichst kleine Krystalle, welche keine Mutterlauge einschlieſsen, zu erhalten. Die Trocknung des Salzes muſs durch Absaugen und einfaches Liegen an der Luft erfolgen. Bleichverfahren für pflanzliche Faserstoffe. J. B. Thompson und J. P. Rickman in New-Croſs (D. R. P. Kl. 8 Zusatz Nr. 30830 vom 27. April 1884, vgl. 1884 253 * 428) haben gefunden, daſs das Bleichen von pflanzlichen Faserstoffen auch dadurch erreicht werden kann, daſs man dieselben abwechselnd mit einer dünnen Chlorkalklösung tränkt und dann der Einwirkung eines Gemenges aus atmosphärischer Luft und ihrem gewöhnlichen oder gröſserem Kohlensäuregehalte aussetzt. Dies kann auch in offenen Behältern ausgeführt werden. Zur Bildung von Anthracen. Bei der Verarbeitung der hochsiedenden Antheile der rohen Carbolsäure, der sogen. Cresylsäure, wurde von H. Köhler (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 859) ein guſseiserner Kessel mit den von etwa 205° an aufwärts siedenden Rückständen beschickt. Das verwendete Product war völlig frei von Kohlenwasserstoffen. Bei der Destillation gingen etwa ⅔ desselben ohne auffällige Erscheinungen als schwach gelb gefärbtes Oel über. Dann aber stieg das im Helm des Kessels angebrachte Thermometer plötzlich Ms über 300° und aus dem Kühler wurden mit Heftigkeit dicke, weiſse Dämpfe ausgestoſsen, während das Destillat in der Vorlage eine butterartige Beschaffenheit annahm. Die Entfernung des Feuers vermochte den Verlauf der Reaction nicht mehr zu mäſsigen. Beim Oeffnen des Kessels fand sich derselbe bis fast zur Hälfte angefüllt mit einer schwammigen, aufgeblähten Kohle. Das Destillat, welches während der heftigen Reaction erhalten worden war, bestand aus einem Krystallbreie, welchem durch Behandeln mit Natronlauge leicht der flüssige Antheil (Phenole) entzogen werden konnte. Der feste Antheil erinnerte in seinem Aeuſseren lebhaft an das Rohanthracen, wie es in Theerdestillationen gewonnen wird, und enthielt 35 Proc. reines Anthracen. Danach wird man nicht fehl gehen, wenn man die anderen Bestandtheile desselben ohne weiteres als die Kohlenwasserstoffe des Rohanthracens: Methylanthracen, Phenanthren u.s.w., anspricht, was auch durch ihr Verhalten im Allgemeinen bestätigt wird. Bei späteren Destillationen desselben Productes im gleichen Kessel ist diese Erscheinung nie mehr beobachtet worden und Köhler ist geneigt, die Ursache der Zersetzung einer örtlichen Ueberhitzung des Kessels zuzuschreiben. Jedenfalls ergibt diese Beobachtung, daſs aus phenolartigen Verbindungen des Steinkohlentheeres, welche sich schon in den leichter siedenden Antheilen desselben vorfinden, unter geeigneten Umständen Anthracen gebildet werden kann. Von verschiedenen Chemikern wird die Ansicht vertreten, daſs die Hauptmenge des aus dem Steinkohlentheere dargestellten Anthracens während der Destillation des Theeres gebildet wird, weil man gefunden haben will, daſs die Ausbeuten wesentlich verschieden sind, je nachdem die Flamme die Destillationsblase ganz oder nur zum Theile umspült. Diese Ansicht wird durch die genannte Beobachtung unterstützt.