Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 371
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Das Klima von Bosnien und der Herzegowina. Bis noch vor wenigen Jahren war die Balkanhalbinsel, namentlich der nördliche Theil derselben, in klimatologischer Beziehung noch völlig unbekannt, indem die Ländergebiete Rumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien und Herzegowina so gut wie nicht erforscht waren. Dem Reichs-Kriegsministerium in Wien gebührt das Verdienst, in Gemeinschaft mit der Centralanstalt für Meteorologie nach Vollendung der Besetzung der Balkanprovinzen durch Oesterreich einige Stationen errichtet zu haben, auf deren Beobachtungsdaten gestützt, man nach Jahren im Stande sein wird, einen Ueberblick über das Klima der Balkanhalbinsel überhaupt zu gewinnen, nachdem die Regierungen der genannten Nachbarländer bereits den Bestrebungen Oesterreichs gefolgt sind und meteorologische Institute gründen. Das Interesse, welches insbesondere der Bautechniker an den herrschenden Witterungsverhältnissen eines Landes zu nehmen gezwungen ist, mag es rechtfertigen, auf eine Abhandlung von Direktor Hann in den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. 88 (vgl. Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1885 S. 140) einzugehen. Wegen des Vergleiches mit bekannten Verhältnissen sind der nachfolgenden Tabelle auch die Mittelwerthe Wiens beigefügt: Ermittelte Seehöhe Temperatur Winter Frühling Sommer Herbst Jahr Wien   194m – 0,6   9,8 19,7   9,9 9,70 Banjaluka 170    0,0 11,5 20,6 10,9 10,8 Travnik 500 – 1,0   9,7 19,2 10,0 9,5 Sarajewo 544 – 0,4   9,0 18,6   9,4 9,2 Sofia 520 – 2,7 10,3 20,2   9,8 9,4 Knin 354    4,0 12,9 22,0 12,8 12,9 Mostar   51    6,5 14,5 25,9 16,5 15,9 Lesina   19    9,2 14,3 24,1 17,4 16,2 Diese Tabelle, welche allerdings wegen der kurzen Beobachtungszeit noch keine ganz sicherstehenden Mittelwerthe gibt, drückt aus, daſs im bosnischen Gebirgslande in einer Seehöhe von 500m die mittlere Temperatur jener von Wien gleicht; da aber Mittelwerthe für den Charakter des Klimas weniger maſsgebend sind als die täglichen und monatlichen Wärmeschwankungen, so sei noch die mittlere Schwankung der täglichen Wärmegrenzen angeführt; dieselbe beträgt für: Winter Frühling Sommer Herbst Jahr Wien 5,2   9,2   9,9   7,6   8,0 Travnik 7,8 13,0 17,0 10,7 12,1 Sarajewo 8,4 11,7 15,2   9,9 11,3 Mostar 7,7 10,0 12,6   9,1    9,9, woraus hervorgeht, daſs die Wärmegrenzen im bosnischen Gebirge weiter aus einander liegen als in Wien, d.h. daſs das Klima daselbst schroffere Wechsel erfährt. In der Seehöhe von 500m kommen Schneefälle und Fröste noch regelmäſsig bis gegen Mitte Mai vor. Innerhalb 4 Jahren trat in Sarajewo der letzte Frost am 18. April, der letzte Schneefall am 18. Mai ein und brachte der 28. Oktober schon wieder Schnee. Bezüglich der Regenvertheilung liegen diese Länder in einem Uebergangsgebiete. Während die dalmatinische Küste bei trockenem Sommer vorzüglich Herbstregen empfängt und der Regenmangel des Sommers nach Süden hin zunimmt, gibt es im Inneren der Balkanhalbinsel bei trockenem Winter vielfach feuchte Sommer. Es beträgt die mittlere Zahl der Regentage: Sarajewo Mostar Lesina Im Winter 13,2   23,1 22,4 Frühling 28,8   28,0 24,2 Sommer 25,9   19,4   9,8 Herbst 24,5   31,8 25,3 Jahr 92,4 101,8 81,7. Die übrigen Elemente gestatten wegen der kurzen Dauer der Beobachtungsperiode weder die Ableitung von Mittelwerthen, noch die Feststellung der Schwankungen. Drake's Handsäge mit Sägebock. Besonders für die Zerkleinerung von Brennholz hat G. Drake in Philadelphia (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 30522 vom 25. Juni 1884) die in Fig. 14 Taf. 22 skizzirte Handsäge angegeben. In den Bügel a der Säge ist das aufgebogene Ende einer Schraubenfeder F lose eingeschoben, welche beim Rückzuge der Säge gespannt werden soll, um dann beim Schneiden der Säge den Vorschub derselben zu unterstützen. Geht die Säge tiefer in das Holz, so gleitet die Feder F durch den Bügelschlitz entsprechend weit nach oben. Die Feder F kann der Stärke des zu schneidenden Holzes gemäſs mit ihrer Hülse E beliebig am Sägebockschenkel befestigt werden. Eine an F angeschlossene wagerechte Blattfeder M wird im Querstück o des Bockes geführt; dieselbe soll einestheils die Wirkung der Feder F unterstützen, anderentheils zur Führung dienen. J. Sinclair's Verbindung der Siebtuchenden für Papiermaschinen. Um Unregelmäſsigkeiten in der Bildung des Papierblattes auf der Verbindungsstelle möglichst zu vermeiden und die Verbindung selbst dauerhaft zumachen, werden bei dem von J. Sinclair in Holyoke (Nordamerikanisches Patent Nr. 309658 nach der Papierzeitung, 1885 S. 648) angegebenen Verfahren zum Verbinden der Siebtuchenden dieselben zuerst im Feuer verlöthet und dann soviel von der Löthstelle abgeschnitten, daſs noch einer oder zwei der letzten Querdrähte mit den Längsdrähten fest verlöthet bleiben. Die Enden werden dann einfach mit einem Draht zusammengenäht. Textabbildung Bd. 256, S. 372 Herstellung von braunem, hellgetöntem und weiſsem Holzstoff. Während die auf Grund früherer Vorschläge von Ed. Rasch in Hudikswall und E. Kirchner in Frankfurt a. M. (vgl. 1882 245 520) arbeitenden Holzstoff- und Pappenfabriken ergeben haben sollen, daſs sich nach dem betreffenden Verfahren unter vorgesehenen Kraft-, Arbeitslohn- und Spesenersparnissen harte Deckel, Buchbinderpappen und Glanzcartons sowie Papiere erzeugen lassen, erwies es sich als schwieriger und unsicherer, den Pappen, Cartons und Papieren die häufig ganz besonders verlangte Langfaserigkeit und Zähigkeit zu verleihen. Es hat sich demnach, wie Rasch und Kirchner (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 31164 vom 29. Mai 1884, 2. Zusatz zu Nr. 18447) neuerdings angeben, als zweckmäſsig herausgestellt, folgendes vervollkommnete Verfahren anzuwenden: Das Holz wird auf einer Hackmaschine vor oder nach dem Dämpfen oder Kochen in Wasser gespalten, dann auf Quetschwalzen oder Stampfwerken in nassem Zustande vorgequetscht oder erweicht, darauf auf Kollergängen vorzerfasert und schlieſslich auf Centrifugalholländern, Feinmühlen oder Holländern fertig zerfasert. Verwerthung von Papierabfällen. Nach E. A. D. Guichard in Paris (D. R. P. Kl. 55 Nr. 31171 vom 19. September 1884) wird beschriebenes oder bedrucktes Papier zur Wiedergewinnung von entfärbtem und reinem Papierstoff mit einer Mischung aus Terpentinöl, Javelle'schem Bleichwasser und Seifenwasser in einer innen mit Erhöhungen besetzten Trommel behandelt, innerhalb welcher bei deren Drehung Kollersteine o. dgl. eine reibende und quetschende Wirkung ausüben. G. W. Browne's Sicherheits-Gasbrenner. Um das Ausströmen von Gas aus einem Brenner zu verhüten, wenn die Flamme verlöscht wird, ohne daſs der Hahn geschlossen ist, ordnet nach dem Scientific American, 1885 Bd. 52 * S. 178 G. W. Browne in Brooklyn neben dem eigentlichen Brenner einen kleinen Bunsenbrenner an, welcher in einer den Hauptbrenner umgebenden Schutzkapsel ausmündet und hier von einem schraubenförmigen Drahte aus weichem schwammigem Platin umgeben ist. Die Flamme des Bunsenbrenners brennt zu einer kleinen Oeffnung der Schutzkapsel heraus. Sollte nun die Hauptflamme auch durch einen starken Luftzug oder durch Ausblasen verlöscht werden, so wird in den meisten Fällen die durch die Kapsel geschützte Bunsenflamme fortbrennen und die Hauptflamme wieder entzünden. Wird jedoch auch im schlimmsten Falle die Bunsenflamme gelöscht und auch die Platinspirale aus dem hellen Glühen kommen, so wird letztere das von dem Bunsenbrenner ausströmende Gas auf ihrer Oberfläche verdichten, hierdurch sich wieder bis zur hellen Rothglut erwärmen und die Flamme des Bunsenbrenners – gleich wie beim Döbbereiner'schen Feuerzeuge den Gasstrahl – aufs Neue entzünden. Durch die Bunsenflamme theilt sich dann die Entzündung auch der Flamme des Hauptbrenners mit. Verfahren, Kohlensäure in mit Holzkohle gefüllten Behältern zusammenzupressen. Um Kohlensäure bequem versenden zu können, will dieselbe G. Stange in Heide (D. R. P. Kl. 64 Nr. 30849 vom 2. September 1884) in mit Holzkohle gefüllte Behälter pressen. Die Wiedergewinnung der von der Holzkohle aufgesaugten Kohlensäure, um dieselbe beim Ausschank, Heben und Conserviren des Bieres zu benutzen, geschieht durch Entlastung. Da die Holzkohle unter mehreren Atmosphären Ueberdruck gesättigt ist, so läſst sie die diesem Drucke entsprechende Menge Kohlensäure in gasförmigem Zustande wieder austreten, wenn der Druck verringert wird. Man braucht also bloſs den an dem Behälter befindlichen Auslaſshahn mit der Leitung zu dem Windkessel der gewöhnlichen Bierdruckapparate zu verbinden, um diesen mit Kohlensäure von dem gewünschten Ueberdrucke zu füllen. Die dabei in der Holzkohle zurückbleibende Kohlensäure kann durch Auspumpen auch noch gewonnen werden, wird aber zweckmäſsiger darin gelassen, um beim nächsten Füllen wieder mit verwendet zu werden. Zur Werthbestimmung der Preſshefe. Gilt es verschiedene Hefesorten in Bezug auf ihre Wirksamkeit zu vergleichen, so genügen nach W. Gintl (Berichte der österreichischen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 2) mit gleichen Mengen der Hefenproben unter gleichen Verhältnissen vorgenommene Gährversuche mit Bestimmung der entwickelten Kohlensäure oder des gebildeten Alkoholes. Handelt es sich aber um eine absolute Werthbestimmung einer Hefe, so erscheint es richtiger, die Bestimmung in der Weise zu führen, daſs nach Vornahme der qualitativen und der mikroskopischen Untersuchung, durch welche die Abwesenheit fremdartiger Beimengungen (auſser Stärkemehl) und eine normale Beschaffenheit der Hefezellen festgestellt wurde, in eine Bestimmung des Verhältnisses eingegangen wird, in welchem der Gehalt an Stärkemehl zu dem Gehalte an eigentlicher Hefesubstanz steht. Eingehende Prüfung ergibt aber, daſs die Bestimmung des Gehaltes an reiner Hefesubstanz für die Beurtheilung einer Preſshefe überhaupt unbrauchbar ist. Während man nämlich meinen möchte, daſs die reinste Preſshefe auch den höchsten Gehalt an reiner Hefesubstanz zeigen und mit dem wachsenden Gehalte an Stärkemehl der Gehalt an reiner Hefesubstanz proportional abnehmen muſs, ist dies keineswegs der Fall; vielmehr wächst mit zunehmendem Stärkegehalte, bis zu einer leicht bestimmbaren Grenze, auch der Gehalt an reiner Hefesubstanz, so daſs einer verhältniſsmäſsig sehr stark mit Stärkemehl versetzten Preſshefe ein gröſserer Procentgehalt an reiner Hefesubstanz entspricht als einer völlig reinen Hefe. So ergaben z.B. drei Proben folgende Gehalte: I II III Stärke   1,89 13,47 17,41 Proc. Asche   2,296   1,506   1,288 Reine Hefe 22,02 23,45 25,61 Wasser 73,80 61,52 55,70 Daſs die letzte Probe neben der meisten Stärke auch die meiste Hefe enthält, erklärt sich daraus, daſs das Bindungsvermögen für Wasser bei Hefezellen gröſser ist als bei Stärke, so daſs letztere das Bindevermögen für Wasser herabsetzt. Auch die Gährkraft wird durch die Stärke vermindert. So betrug die Kohlensäure-Entwicklung in den ersten 24 Stunden für Probe I 13g,97, für II 11g,27 und für III nur 10g,78. Dies erklärt sich daraus, daſs nicht die Menge der reinen Hefesubstanz, sondern der Grad der Entwicklung der Hefezellen entscheidend für das Maſs der Gährungs erregenden Wirkung ist. Nun hat man es in einer mit Stärkemehl versetzten Hefe zweifellos mit einer solchen zu thun, bei welcher eine wenigstens theilweise Wasserentziehung der Hefezellen erfolgt ist und schon die mikroskopische Untersuchung solcher Hefe läſst erkennen, daſs stets eine ziemliche Zahl verschrumpfter und verfallener Hefezellen sich neben den vollen und prallen, das Bild einer völlig gesunden Beschaffenheit darbietenden Zellen vorfindet. Wenn nun auch nicht angenommen werden kann, daſs derartige verschrumpfte Zellen bereits völlig abgestorben sind, so ist es doch zweifellos, daſs ihre Lebensthätigkeit keine normale und somit die von dieser zu gewärtigende Wirkung nicht jener gleich sein wird, welche von völlig gesunden Hefezellen in Hinsicht der Gährungserregung geliefert werden kann. Wenigstens wird dies im Anfange des Gährungsprozesses zweifellos der Fall sein. Dagegen läſst sich denken, daſs bei dem längeren Verweilen in einer gährungsfähigen Lösung sich die ursprünglich vorhandenen, nicht normalen Zellen allmählich wieder erholen und dann gleichfalls an der Gährungserregung mitwirken, was soviel bedeuten würde, als daſs eine an Stärkemehl reichere Hefe anfangs schwächer wirkt als reine Hefe, in längerer Berührung mit der Gährungsflüssigkeit aber kräftiger wirken kann. Versuche mit obigen Hefeproben bestätigten denn auch ein Anwachsen der Gährkraft der anfangs schwächer wirkenden Hefen im Verlaufe des Gährungsprozesses. Wenn gewisse Hefematerialien sich nicht unmittelbar auf Preſshefe verarbeiten lassen, ohne einen Stärkezusatz zu erhalten, so kann gegen die Anwendung des Stärkezusatzes, welcher hier gewissermaſsen nur zur Verbesserung der Beschaffenheit dient, nichts eingewendet werden. Wo jedoch ein Stärkezusatz in der Absicht einer Erhöhung der Ausbeute gemacht werden will, erscheint dies gänzlich verfehlt; denn ein solches Verfahren bedeutet nichts anderes als den Ersatz eines Antheiles von Wasser durch die jedenfalls viel kostspieligere Stärke, während zugleich der Werth des Productes herabgesetzt wird. Ueber den Anbau von Zuckerrüben. Wrede bespricht in der Hannoverschen Land- und Forstwirthschaftlichen Zeitung, 1884 S. 1085 die Kosten für den Anbau der Zuckerrüben in der Provinz Hannover. Für 1ha betragen dieselben im Durchschnitte für Arbeiten 240, Düngung 300, Einsaat 24, allgemeine Wirthschaftskosten 64, Pacht 120 und Zinsen vom Betriebskapitale 24, zusammen 774 M., oder bei einer Durchschnittsernte von 310 Doppelcentner (zu 100k) 2,50 M. für den Doppelcentner, einschlieſslich Blätter und Schnitzel. Wie viel von den gefundenen Gewinnungskosten für Blätter und Schnitzel in Abzug zu bringen ist, hängt von der Verwerthung derselben ab. Die der ersteren ist im höchsten Grade abhängig von dem Wetter während der Rodezeit. Ob ein frostfreier Herbst die Fütterung der Blätter bis Ende November gestattet, oder ob ein früh eintretender Frost dieselbe vielleicht schon Mitte oder Ende Oktober unmöglich macht, oder wenigstens auf Ochsen und Hammeln beschränkt, ob trockenes oder nasses Wetter vorherrschend ist, macht selbstverständlich einen groſsen Unterschied. Für das südliche Mähren ergeben sich nach einer Mittheilung im Organ für Rübenzucker-Industrie, 1884 S. 171 für 1ha bei 250 Doppelcentner Rübenertrag 232 Gulden Betriebskosten. B. Lach (daselbst 1885 S. 133) zeigt, daſs beschattete Rüben den unbeschatteten erheblich nachstehen. Auf neun verschiedenen Gütern ausgeführte Anbauversuche ergaben nach M. Maercker (Neue Zeitschrift für Rübenzucker-Industrie, 1885 Bd. 14 S. 85) im Mittel den höchsten Zuckergehalt der Rübe (14,9 Proc.) für Gebrüder Dippe's verbesserte weiſse, die höchsten Zuckererträge für Klein-Wanzlebener Original und Vilmorin Klein-Wanzlebener Kreuzung. Wie wesentlich es ist, zur Züchtung nur möglichst Zucker reiche Rüben zu verwenden, zeigen folgende Versuchsergebnisse: Nachzucht vonZucker reichenMutterrüben Nachzucht vonZucker armenMutterrüben Unterschied zuGunsten der Abkunftvon Zucker reichenMutterrüben Ertrag für den Morgen (2553qm)   184 192 – 8,0 Ctr. Zucker in der Rübe 14,3 12,5   + 1,8 Proc. Brix Grad 18,5 16,8   + 1,7 Proc. Zucker im Saft 15,9 14,0   + 1,9 Proc. Quotient 85,9 83,3   + 2,6 Proc. Zucker für den Morgen   26,31 24,0   + 2,31 Ctr. Anleitung zur Herstellung von Kefyr. Ch. Haccius in Genf (Milchzeitung, 1885 S. 219) gibt folgende Anleitung zur Herstellung des rasch beliebt gewordenen Kefyrs: Man legt 50g Kefyrpilze in 1l Wasser von 30 bis 35°. Nach etwa ½ Stunde ersetzt man das gelblich gewordene, eigenthümlich riechende Wasser durch frisches und läſst 24 Stunden bei 20° stehen. Man legt die Pilze dann in 1l frischer Milch von 200 und wechselt dieselbe alle 24 Stunden. Die Milch mit den Pilzen muſs wiederholt des Tages geschüttelt werden. Beim jedesmaligen Wechsel der Pilze von einer Milch zur anderen müssen die Pilze sorgfältig in kaltem Wasser gewaschen werden und von etwa anhaftenden Kaseïntheilchen gereinigt werden. Nach 3 bis 4 Tagen bemerkt man, daſs die Pilze Neigung haben, an die Oberfläche der Milch zu steigen, und gewahrt beim Schütteln ein eigenartiges Knistern (Kohlensäure), ein Zeichen, daſs die Pilze arbeiten, oder daſs Gährung stattfindet. Zur Bereitung des Kefyrs sind die Pilze aber erst nach 10 bis 12 Tagen gut; sie steigen dann viel schneller an die Oberfläche der Milch und das Knistern läſst sich beim Schütteln bereits nach einigen Stunden deutlich hören. Läſst man sie 24 Stunden in der Milch, so gerinnt dieselbe dann bereits in lockeren Gerinseln. Man gibt nun ein Glas dieser frischen Pilze in einen Glaspokal mit breiter Oeffnung, gieſst darüber 4 bis 6 Glas Milch, bedeckt die Oeffnung mit Mull, um Staub und sonstige Unreinlichkeiten fern zu halten, stellt den Pokal in einen hellen Raum mit guter Luft bei einer Temperatur von 16 bis 180 und schüttelt den Inhalt stündlich. In 20 bis 24 Stunden ist unter diesen Umständen gewöhnlich die „Sakwaska“, wie es die Kaukasier nennen, oder die Milchhefe gut, sie ist Rahm ähnlich, von angenehm süſssäuerlichem Geschmacke. Mittels eines Siebes trennt man die Pilze von der Milch und wäscht erstere gut ab, um sie von Neuem zu gebrauchen. Die Hefemilch kann dann so, wie sie ist, auf starkwandige Flaschen gefüllt werden; besser ist es jedoch, diese Milch nur als Ansäuerungsmittel zu benutzen und sie mit der doppelten Menge abgerahmter Milch in starke Flaschen zu geben, welche jedoch nicht ganz gefüllt werden dürfen. Diese Flaschen korkt man zu, legt sie bei einer Temperatur von 14 bis 15° und schüttelt alle paar Stunden tüchtig durch. Nach 24 Stunden erhält man schwachen, nach 48 Stunden mittleren und später starken Kefyr. Will man die Gährung einstellen, so braucht man die Flaschen nur auf Eis zu legen. Man kann den Kefyr dann 8 bis 10 Tage bei beliebiger Stärke erhalten. Ist der Schaum beim Schütteln der Flasche fest, so ist es Zeit, den Kefyr zu genieſsen. Nimmt man als Ansäuerungsmaterial mehr als 1/3 Hefemilch, so tritt der Zeitpunkt der Reife des Kefyrs schneller ein, ebenso wenn die Temperatur höher ist, als ⅓ angegeben. Je mehr Hefemilch verwendet wird und je höher die Temperatur, um so schneller, aber nicht um so besser wird der Kefyr. Hat man groſse Mengen Kefyr zu bereiten, so kann man auch ⅕ einer Flasche guten Kefyrs nehmen und den Rest der Flasche mit abgerahmter Milch nachfüllen. Man erhält so ebenfalls recht guten Kefyr. Will man keinen Kefyr mehr machen, so wäscht man die Pilze sorgfältig und läſst sie an der Sonne gut austrocknen; behält man die Pilze dann an einem trockenen Orte bei Luftabschluſs, so kann man dieselben nach 1 Jahr noch gut verwenden. Verfahren zur Darstellung von Carbonaphtolsäuren. Behandelt man nach R. Schmitt in Dresden (D. R. P. Kl. 12 Nr. 31240 vom 19. September 1884) die trockenen Alkalisalze des α- oder β-Naphtols mit trockener Kohlensäure bei gewöhnlicher Temperatur, so bilden sich die Alkalisalze des sauren kohlensauren Naphtolesters, z.B.: C10H7ONa + CO2 = C10H7O.CO.ONa. Werden diese Salze auf 120 bis 140° in einem luftdicht geschlossenen Kochtopfe einige Stunden erhitzt, so setzen sich dieselben molekular in die einfachen Alkalisalze der α- und β-Carbonaphtolsäure um. Als Beispiel dieses Prozesses sei die Gleichung angeführt, nach welcher sich die Umlagerung des Natriumnaphtylcarbonates in das betreffende carbonaphtolsaure Natrium vollzieht: C10H7O.CO.ONa = C10H6.CO.ONa.OH. Beim Oeffnen des Gefäſses ist kein Ueberdruck vorhanden; die absolut trockenen, staubförmigen Salze werden in Wasser gelöst, die freien Säuren durch Mineralsäure gefällt und auf gewöhnliche Weise durch Umkrystallisiren gereinigt. Man kann auch die Alkalisalze des α- und β-Naphtols scharf trocknen, in einen Druckkessel füllen und hierauf so lange trockene Kohlensäure einpumpen, als zur Bildung des Alkalinaphtylcarbonates nöthig ist. Der Druckkessel wird dann geschlossen, während die Kohlensäure noch nicht vollständig absorbirt und noch Ueberdruck vorhanden ist. Hierauf läſst man die Masse einige Stunden unter mehrmaligem Umrühren stehen, um die vollständige Umwandlung der Naphtolsalze in naphtylkohlensaure Salze zu ermöglichen. Man erhitzt dann auf 120 bis 140°, um die Umsetzung in einfache α–bezieh. β-carbonaphtolsaure Salze zu bewirken. Nach einem dritten Verfahren werden Alkalinaphtolsalze in einen Druckkessel gefüllt, dann wird so viel feste Kohlensäure eingeschüttet, als zur Bildung der naphtylkohlensauren Alkalisalze nöthig ist. Hierauf wird der Apparat schnell geschlossen und weiter wie oben verfahren. Ueber krystallisirtes Methylviolett. In den Werkstätten der Gesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin wird neuerdings ein violetter Farbstoff gewonnen, welcher nach A. W. Hofmann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 767) an Krystallisationsfähigkeit alle Anilinfarbstoffe übertrifft. Der Farbstoff wird durch Behandlung von Dimethylanilin mit gechlortem Ameisensäuremethyläther gewonnen; letzteren hat man durch die Einwirkung von Chlor sowohl auf Ameisensäuremethyläther, als auch auf Chlorkohlensäuremethyläther erhalten. Auf die eine oder andere Art dargestellt, wirkt der gechlorte Aether in Gegenwart von Aluminiumchlorid – Zinkchlorid hat sich minder vortheilhaft erwiesen – auf Dimethylanilin energisch ein. Aus dem Reactionsproducte wird, entweder unmittelbar oder nach vorhergegangenem Aussalzen des Farbstoffes, ein Chlorid in schönen Krystallen gewonnen. Die untersuchten Krystalle sind undurchsichtig und zeigen im reflectirten Lichte einen eigenthümlich grünlich braunen Metallglanz; sie sind in Wasser und Alkohol mit tief violett blauer Farbe löslich. Aus Wasser lassen sie sich leicht, aus Alkohol nur schwierig umkrystallisiren. Die Krystalle, welche sich beim langsamen Erkalten der heiſs gesättigten Lösung ausschieden, hatten bis zu 4mm im Durchmesser und gehören dem hexagonalen Systeme an. Die Analyse führte auf das salzsaure Salz eines 6fachen methylirten Pararosanilins: C19H12(CH3)6N3Cl. Mit Schwefelammonium bei 120° behandelt, bildet sich die Leukobase: C19H13(CH3)6N3. Der Farbstoff ist identisch mit dem von der Badischen Anilin- und Sodafabrik (1884 254 389) durch Einwirkung von Phosgen auf Dimethylanilin gewonnenen, dessen Bildung durch folgende Gleichungen erläutert wird: C6H5N(CH3)2 + COCl2 = C6H4N(CH3)2COCl + HCl. C6H4N(CH3)2COCl + C6H5N(CH3)2 = [C6H4N(CH3)2]2CO + HCl [C6H4N(CH3)2]2CO + COCl2 = [C6H4N(CH3)2]2CCl2 + CO2. C6H4N(CH3)2]2CCl2 + C6H5N(CH3)2 = [C6H4N(CH3)9]3CCl + HCl.