Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 256
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Dampfmaschinen-Maſse der Phoenix Iron Company. Wie im Genie civil, 1885 Bd. 7 S. 95 berichtet wird, hat die Phoenix Iron Company, eine der bedeutendsten Gesellschaften der Vereinigten Staaten von Nordamerika, für ihre Dampfmaschinen die folgenden englischen Maſsverhältnisse aufgestellt. Bezeichnet D den Cylinderdurchmesser, so ist: Durchmesser der Welle D/2 des Kurbelzapfens D/4 des Kreuzkopfzapfens D/5,4 der Kolbenstange D/6,5 bis D/6 Breite der Gleitschuhe D bis D Länge des Kurbelzapfens D/4 des Kreuzkopfzapfens           D/4,8 Dicke des Cylinders D/15 + 0,15 = t der Cylinderflanschen 7/6t der Cylinderböden t Höhe der Kolbenringe D/4. Die Gesellschaft baut Maschinen von 0m,225 bis 0m,800 Cylinderdurchmesser. Kolbenstangen, Kurbel- und Kreuzkopfzapfen werden aus Stahl gefertigt. (Vgl. Radinger's Tabelle über amerikanische Dampfmaschinen 1878 229 311.) A. McQuarrie's Seilüberspinnmaschine. Bei der von A. McQuarrie in Buffalo nach dem Scientific American, 1884 Bd. 51 S. 354 wiedergegebenen Seilüberspinnmaschine wird das Seil durch den nebenstehend skizzirten, auf einem Wagen befindlichen Apparat gesteckt und gerade ausgespannt. Der unter dem ausgespannten Seile auf Schienen laufende Wagen hat ein von der rechten Hand des Arbeiters mittels einer Kurbel und Räderübersetzung getriebenes groſses Zahnrad, welches in das Zahnrad B, durch dessen Bohrung das ausgespannte Seil L geht, greift. Mit dem Rade B ist ein rundes, auf der einen Seite mit einem Ausschnitte für das Seil L versehenes Holzstück verbunden, welches in zwei Armen die mit dem zur Umwickelung dienenden Garne gefüllte Spule S trägt. Das durch eine Führungsöse F abgezogene Garn geht erst einmal um den Holzcylinder H, ehe es sich auf das Seil wickelt, und erhält dadurch die nöthige Spannung. Bei der Umwickelung schiebt sich der Wagen A mit dem Apparate von selbst durch die Schraubenganglage des Garnes nach vorwärts und hat der Arbeiter dabei nur etwas nachzuhelfen, wozu an dem Wagen ein Griff für seine linke Hand angeordnet ist. Zur leichten Einführung des Seiles L in das Rad B ist dasselbe zweitheilig und der Holzcylinder H nach Entfernung des Vorsteckstiftes C seines. Zapfens leicht wegzunehmen. Das Seil L wird von dem Wagen durch Rollen R gestützt. Textabbildung Bd. 257, S. 256 T. Tregea's selbstthätige mechanische Signalstellung für Eisenbahnkreuzungen. T. H. A. Tregea in Pontiac, Mich., will nach dem Scientific American, 1885 Bd. 52 * S. 51 ein Flügelsignal in folgender Weise selbstthätig betreiben: Zu Folge seines Gewichtes stellt sich der Flügel lothrecht nach unten. Durch ein über Rollen laufendes Seil ist der Flügel mit dem Ende eines unter dem Bahnkörper liegenden einarmigen Hebels verbunden; der Hebel wird durch eine Spiralfeder nach oben gedrückt und stellt dann den Flügel wagerecht, auf Halt. Wird der Hebel niedergedrückt – und dies besorgt die am Signale vorüberfahrende Locomotive, indem der Räumer (cow-catcher) auf eine Rolle wirkt, diese dreht und mittels eines Kurbelzapfens an ihrer Achse und einer Lenkstange den Hebel nach unten drückt –, so wird das Seil schlaff und der Flügel senkt sich. Der niedergedrückte Hebel aber schnappt unter der Nase einer Sperrklinke ein, die durch eine Feder vorwärts gegen den Hebel hin gedrückt wird. In 200m Entfernung zu beiden Seiten vom Signalmaste sind noch zwei Rollen angebracht, aufweiche die Locomotive wirkt; auf der Achse dieser Rollen sitzt eine Klauenkuppelung, so daſs bei der einen Fahrtrichtung der Locomotive – vom Signale hinweg – die Rolle sich allein drehen kann, bei der Fahrt der Locomotive nach dem Signale hin dagegen eine Seilscheibe mit umdreht, deren Seil den Sperrkegel zurückzieht und den Hebel frei macht, so daſs dieser empor gehen und das Signal auf Halt stellen kann. Mag der Zug in der einen oder der anderen Richtung fahren, so werden sich folgende Vorgänge abspielen: Zunächst fährt die Locomotive über die vor dem Signale liegende Rolle, bewegt diese und mittels der Kuppelung zugleich ihre Seilscheibe, zieht daher die Sperrklinke vom Hebel und dieser stellt den Signalflügel wagerecht. Darauf geht die Locomotive über die beim Signalmaste befindliche Rolle hinweg, drückt durch dieselbe den Hebel nieder und gestattet, daſs der Signalflügel sich lothrecht, auf Frei, stellt. Endlich gelangt der Zug zu der hinter dem Signale angebrachten Rolle, welche sich indessen allein dreht und daher den Hebel von der Sperrklinke nicht befreit, weshalb der Flügel auf Frei stehen bleibt. Verdunkelungsapparat für elektrische Bogenlampen bei Beleuchtung von Theater-Zuschauerräumen. Bei der elektrischen Beleuchtung des Thaliatheaters in Chemnitz sind für den Zuschauerraum 2 Bogenlampen benutzt, welche mit vier anderen zur Erhellung der vor dem Theater befindlichen Gartenanlagen dienenden Bogenlampen in einem Stromkreise liegen. Wenn zur Verdunkelung des Zuschauerraumes während des Spieles auf der Bühne die beiden Bogenlampen im Theater ausgeschlossen würden, so würde dies nicht ohne Einfluſs auf die 4 anderen Bogenlampen in den Gartenanlagen geschehen können; ferner soll auch der Zuschauerraum nicht ganz dunkel werden. Aus diesen Gründen ist von der Chemnitzer Telegraphenbauanstalt H. Pöge in Chemnitz, welche die Einrichtung ausführte, ein Verdunkelungsapparat für die Bogenlampen des Zuschauerraumes angebracht worden. Diese Lampen werden von einem mit orangefarbener Leinwand überzogenen Gestelle umschlossen, welche einen aus einzelnen Theilen zusammengesetzten, sich öffnenden Boden besitzt. Vor dem Beginne der Vorstellung befinden sich die Lampen auſserhalb der Umhüllung und werden dann zur Verdunkelung mittels einer auf der Bühne angebrachten Aufzugsvorrichtung in die Höhe durch den sich dann öffnenden Boden in die Umhüllungen gebogen. Das durch die farbige Leinwand dringende Licht ergibt eine genügende Helligkeit, um noch den Theaterzettel lesen zu können. Gould's Bogenlampe. R. H. Gould in Peckkam, England (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 31066 vom 2. August 1884) stellt in seiner Bogenlampe die Kohlen beide mit den Spitzen nach unten, jedoch so, daſs die Achsen der Kohlen nicht in einer Ebene liegen, daſs vielmehr zwei durch die Achsen gelegte Ebenen sich einige Centimeter unter den Kohlenspitzen schneiden. Die Kohlen gehen an einander vorbei, ohne einander an den unteren Enden zu berühren; sie werden jede von einem metallenen Rohre getragen und gehen in demselben in dem Maſse, als sie abbrennen, durch das eigene Gewicht herab. Jedes der beiden Rohre geht durch ein Führungsrohr hindurch, die beiden Führungsrohre aber sind an einem festen, flachen Rahmen befestigt, auf den beiden lothrechten Flächen desselben und um Zapfen drehbar. So lange kein Strom durch die Lampe geht, bringt eine Feder die beiden Kohlen an ihren unteren Enden mit einander in seitliche Berührung. Geht ein hinreichend kräftiger Strom durch den Elektromagnet der Lampe, so trennt letzterer die Kohlen von einander. Von jedem Führungsrohre läuft noch ein gekrümmter Arm aus, welcher an seinem unteren Ende in einem geeigneten Träger einen stellbaren Anschlag aus Marmor oder einem anderen feuerfesten Materiale trägt, gegen den die Kohle nahe an ihrem unteren Ende von der Seite her stöſst und dann auf demselben ruht. Die Spule des Elektromagnetes kann eine Differentialbewickelung bekommen. Ueber Holzbeizen. L. E. Andés empfiehlt in den Mittheilungen des Technologischen Gewerbemuseums Wien, Section für Holzindustrie, 1885 S. 65 die Aufstellung einer Normal-Farbenskala für das Beizen verschiedener Hölzer zur Erzielung einer gleichmäſsigen und auch später bei Nachbestellungen wieder erzielbaren Färbung von Möbeln und sonstigen Holzgegenständen. Jede Beize gibt jeder Holzart einen charakteristischen Farbenton, welcher nahezu unveränderlich ist, auch wenn die Textur, die Dichte und chemische Zusammensetzung derselben Holzart verschieden sind; der Farbenton wird stets fast genau derselbe sein und nur seine Tiefe ist von der Dichte des Holzes – von der gröſseren oder geringeren Aufsaugungsfähigkeit – und der Mengenverschiedenheit der chemischen Bestandtheile abhängig. Durch entsprechende Verdünnung oder Concentrirung der Normalbeize, durch Veränderung der Mengenverhältnisse ihrer Zusammensetzung entsprechend dem Holze lassen sich die Wirkungen dieser Umstände beseitigen. Sobald nur oberflächlich aufzubringende Färbemittel, wie Brunoleïn, Theer, Asphaltlack u. dgl., nicht aber, mit der Holzfaser eine Verbindung eingehende wirkliche Beizen verwendet werden, fällt die chemische Zusammensetzung des Holzes völlig auſser Betracht und man hat nur je nach der Dichte des Holzes jene verdünnter oder concentrirter anzuwenden. 1) Zur Farbenskala darf nur Holz, nicht aber, wie vorgeschlagen wurde, Papier benutzt werden, da auf letzterem die verschiedene, je nach der Holzart eigenthümliche Wirkung nicht zu Tage tritt. 2) Die Farbenskala besteht nur aus: Fichten- (Tannen-), Buchen-, lichtem sowie dunklem Nuſsbaum- und Eichenholz, ist aus Brettchen von 25cm Länge, 9cm Breite anzufertigen, zu welchen selbstverständlich nur schönes, splintfreies Holz verwendet werden darf. 3) Die Brettchen sind zuerst mit Bimsstein und Wasser gut zu schleifen, um auch bei Anwendung solcher Beizen, welche sonst die Fasern des Holzes aufziehen, eine ebene und vollkommen glatte Fläche zu erzielen. 4) Zum Färben haben in Anwendung zu kommen: Für Eichenholz: a) übermangansaures Kali, b) doppeltchromsaures Kali, c) Casselerbraun und Potasche, d) Nuſsschalen, e) doppeltchromsaures Kali – Catechu, f) Pyrogallussäure – Aetzkali, g) Alizarin – Ammoniak, h) Ammoniak, i) Theer – Wachs – Terpentinöl, k) Asphalt – Wachs – Terpentinöl, l) Körnerbeize, m) farbloses Brunoleïn, n) gefärbtes Brunoleïn, o) Grommn's Holzimprägnirung, p) Wheeler's Holzfüller. Für Nußbaum- und für Buchenholz: a) übermangansaures Kali, b) doppeltchromsaures Kali, c) Casselerbraun – Potasche, d) Nuſsschalen – Potasche, e) doppeltchromsaures Kali – Catechu, f) Aetzkali – Pyrogallussäure, g) Körnerbeize, h) Alizarin – Ammoniak, i) Theer – Wachs – Terpentinöl, k) Asphalt – Wachs – Terpentinöl, l) farbloses Brunoleïn, m) farbiges Brunoleïn, n) Gromann's Holzimprägnirung, o) Wheeler's Holzfüller. Für weiches Holz: a) übermangansaures Kali, b) Casselerbraun – Potasche, c) Nuſsschalen – Potasche, d) doppeltchromsaures Kali – Catechu, e) Aetzkali – Pyrogallussäure, f) Körnerbeize, g) Theer – Wachs – Terpentinöl, h) farbloses Brunoleïn, i) farbiges Brunoleïn, k) Gromann's Holzimprägnirung, l) Wheeler's Holzfüller. 5) Die genannten Färbemittel und Beizen sind kalt in je vier verschiedenen Concentrationsgraden auf die Hölzer aufzubringen, gut zu trocknen und hierauf mit: 1) Wachs und Terpentinöl, 2) Leinöl, 3) Politur einzureiben, so daſs ein matter Glanz entsteht. 6) Die gebeizten Brettchen sind mit fortlaufenden Nummern, welche den angewendeten Färbemitteln entsprechen, zu versehen. 7) Diese Brettchen bilden nunmehr die einzuführende Normal-Farbenskala für Beizen, welche in der nöthigen Anzahl, mit fortlaufenden Nummern versehenen Stücken angefertigt und an sämmtliche k. k. österreichische Fachschulen für Holzindustrie nebst den obigen Nummern entsprechenden Färbevorschriften hinausgegeben wird, während ein Satz der Skala am Technologischen Gewerbemuseum zu Wien zu verbleiben hätte. 8) Allen Fachschulen ist eine und dieselbe Bezugsquelle für die zum Färben nöthigen Stoffe namhaft zu machen und entfällt damit der von einer Seite angegebene Umstand, es sei die Beschaffung der Mittel an vielen Orten unmöglich und in Folge dessen die Auswahl der Beizen eine beschränkte und die erzielten Beizfarben seien sehr verschieden. 9) Auf Grund dieser Normalfarben-Skala und der beigegebenen Färbevorschriften werden nunmehr an den verschiedenen Schulen stets gleiche oder doch nur sehr wenig von einander verschiedene Färbungen erzielt und es genügt der Beisatz im Facturenbuche: „Gebeizt mit Nr. .. der Normal-Farbenskala“, um auch in späterer Zeit neue Stücke von gleicher Färbung wie früher herzustellen. Ueber das Vorkommen von Kautschuk in deutschen Pflanzen. Bekanntlich enthalten viele bei uns wachsende Pflanzen Milchsaft und in diesem kommt Kautschuk vor. Nach G. Kaßner (Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S. 481) enthält nun die als Unkraut überall vorkommende Gänsedistel, Sonchus oleraceus, in ihrem Safte Kautschuk und liefert auſserdem eine an Potasche sehr reiche Asche, Um den Kautschuk zu gewinnen, wurde die trockene Pflanze mit Schwefelkohlenstoff ausgezogen, der Abdampfrückstand desselben mit Alkohol ausgekocht. Der ungelöst gebliebene Rückstand, vom Verfasser „Rohkautschuk“ genannt, wurde sodann mit alkoholischer Kalilauge erwärmt und wiederholt mit verdünntem heiſsem Alkohol ausgewaschen. Durch letztere Behandlung wurden noch anhaftende Fett- bez. Wachsarten, sowie auch das Chlorophyll dem Rückstande entzogen; dieser bestand aus elastischem, noch etwas dunkel gefärbtem Kautschuk, welcher in Schwefelkohlenstoff und Chloroform völlig, in Aether zum Theile löslich war. Es wurden so 4,13 Proc. Extract und daraus 0,41 Proc. Rohkautschuk bezieh. 0,16 Proc. Reinkautschuk erhalten. Ferner wurde eine Probe des getrockneten Krautes erst mit Alkohol ausgezogen und dann der Rückstand mit Benzin. Der Alkohol entzog 13,59 Proc. von denen 6,58 Proc. in Wasser löslich und 7,01 Proc. darin unlöslich waren; es bestand dieser Theil gröſstentheils aus Chlorophyll u. dgl. Der von der Erschöpfung mit Alkohol gebliebene Rückstand wurde nun mit Benzin behandelt und ergab 0,92 Proc. Extract, welcher, mit Alkohol ausgekocht, 0,272 Procent eines schon recht reinen, nur etwas grünlich gefärbten Kautschuks hinterlieſs. Zur Werthbestimmung von Ozokerit. Zur Beurtheilung von Ozokerit werden nach B. Lach (Chemikerzeitung, 1885 S. 905) in einer tarirten Schale 100g Erdwachs mit 20g rauchender Schwefelsäure so lange unter Umrühren auf 170 bis 180° erwärmt, bis keine Schwefligsäure mehr entweicht. Durch Zurückwiegen findet man den Verlust durch Verflüchtigung. Nun werden 10g bei 140° getrocknete Blutlaugenrückstände eingerührt, nach dem Erkalten wird 0,1 der Gesammtmenge in einem getrockneten gewogenen Filter in einen Extractionsapparat gebracht und mit bei 60 bis 80° siedendem Benzin ausgezogen. Das Ausbringen an gebleichtem Wachs findet man durch Zurückwiegen des getrockneten Filters, oder durch Verdunsten des Benzins und Wägen des gelösten Wachses. Je nachdem man nun auf gelb, weiſs oder extrafein arbeitet, kann man den Zusatz an rauchender Schwefelsäure dem Groſsbetriebe anpassen. Die Untersuchung erfordert etwa 4 Stunden Zeit, einmal im Gange, jedoch nur geringe Aufmerksamkeit. Bestimmt man nebenbei noch den Schmelzpunkt, so hat man genügende Anhaltspunkte zur Beurtheilung. Die gefundenen Zahlen stimmten in der Ausbeute an gebleichter Waare stets bis auf 1 Proc. überein, natürlich bei entsprechend vorsichtiger Handhabung. Verfahren zur Herstellung von Chlor aus Chlorcalcium. Um bei der Darstellung von Chlor aus Chlorcalcium mittels Kieselsäure und Thonerde die erforderliche Zersetzungstemperatur besser erhalten zu können, versetzen Solray und Comp. in Brüssel (D. R. P. Kl. 12 Nr. 32331 vom 3. December 1884, vgl. 1885 255 307) das Reactionsgemisch mit Ziegelstücken, Porzellanbrocken, Kiesel oder Kalk, welche beim Heruntersinken die aufsteigende Luft vorwärmen. Diese Zusätze werden von den Reactionsrückständen getrennt und oben wieder in den Ofen gebracht, so daſs sie ununterbrochen als Regenerator dienen. Man hat bereits vorgeschlagen, das Chlorammonim der Ammoniaksodafabriken nach der Hauptreaction in fester Gestalt zu gewinnen durch Eindampfen der filtrirten und vom Ammoniumbicarbonat befreiten Flüssigkeit. Dieses trockene Chlorammonium kann nun in seinem festen Zustande mit Hilfe der genannten Rückstände zerlegt werden, indem man diese zermahlen innig darunter mischt und das Gemisch erhitzt. Es bilden sich freies Ammoniak und Chlorcalcium, welches das urprüngliche Reactionsgemisch wiederherstellt. Verfahren zur Darstellung der Nitrosonaphtole. Setzt man nach R. Henriques und M. Ilinski (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 704) zu einer siedenden Lösung von 1 Th. käuflichem β-Naphtol und 0,75 Th. Chlorzink in 6 Th. Spiritus eine concentrirte Lösung von 0,5 Th. Natriumnitrit, so färbt sich die Flüssigkeit roth und nach kurzem Kochen scheidet sich das rothbraune Zinksalz des Nitrosonaphtols aus. Man läſst über Nacht stehen, filtrirt das ausgeschiedene Salz ab und wäscht mit wenig Alkohol nach. Das Salz wird mit etwa 10 Th. Wasser angerührt und mit einer Lösung von 0,8 bis 1 Th. Natron kurze Zeit digerirt, bis sich alles in das grüne krystallinische Natriumsalz verwandelt hat, während das Zink in Lösung gegangen ist. Nach dem Erkalten wird das Natriumsalz abfiltrirt, mit wenig Wasser gewaschen und dann unmittelbar mit nicht zu verdünnter Salzsäure in der Kälte zersetzt. Man erhält so nach dem Filtriren und Waschen fast chemisch reines Nitrosonaphtol, welches für die meisten Zwecke einer weiteren Reinigung nicht mehr bedarf. Wird eine solche beliebt, so braucht man nur das Product in Soda zu lösen und nach dem Filtriren mit Schwefelsäure zu fällen. Die Ausbeute beträgt 110. bis 115 Procent des angewendeten Naphtols. Zur Gewinnung von α-Nitrosonaphtol versetzt man eine siedende Lösung von 1 Th. käuflichem α-Naphtol und 1 Th. Chlorzink in 6 Th. Alkohol mit einer wässerigen Lösung von 0,5 Th. Natriumnitrit, kocht 2 bis 3 Stunden lang und läſst stehen. Das ausgeschiedene rothe Zinksalz des β-Nitroso-α-Naphtols ist durch und durch mit feinen gelblichen Nadeln des freien α-Nitroso-α-Naphtols durchsetzt, dessen Zinksalz durch Kochen mit Alkohol sich zersetzt. Man saugt ab, wäscht mit wenig kaltem Alkohol nach (Filtrat A) und trennt die beiden im Rückstande vorhandenen Nitrosonaphtole mit alkoholischem Kali. Das alkoholische Filtrat (A) enthält neben α-Nitroso-α-Naphtol das unzersetzte Naphtol. Versetzt man es mit 3 bis 4 Th. Wasser, so fällt sofort nur das erstere aus, während das Naphtol erst allmählich auskrystallisirt. Saugt man deshalb sogleich ab und wäscht mit Wasser nach, so erhält man das Nitrosonaphtol fast so rein wie das aus dem Rückstande gewonnene. Von etwas färbenden Verunreinigungen und von etwaigen Spuren von Naphtol kann man es durch Waschen mit Benzol befreien, indem das Nitrosonaphtol in der Kälte nur schwer löslich ist. Im Ganzen wurden aus 100g Naphtol 50g gelbes (β) und 40g weiſses (α-) Nitrosonaphtol erhalten. Ueber Chlorabkömmlinge des Orthoxylols. Leitet man nach A. Claus (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 1367) in reines Orthoxylol von 141 bis 1430 Siedepunkt, welchem 10 Proc. Jod zugesetzt sind, unter gutem Abkühlen einen Strom von trockenem Chlorgas, so erstarrt die ganze Masse nach einiger Zeit zu einem krystallinischen Breie, welcher eine ganze Reihe der verschiedensten Substitutionsproducte enthält, und zwar werden stets, auch wenn man noch so vorsichtig jede Erwärmung bei dem Chlorirungsprozesse vermieden hat, nicht unbeträchtliche Mengen von in den Methylgruppen chlorirte Verbindungen gebildet. Um aus diesem Gemische reine Verbindungen trennen zu können, ist es nöthig, zuerst die letztere Art von Verbindungen, welche sich beim Destilliren für sich sowohl, wie beim Destilliren mit Wasserdampf ununterbrochen zersetzen, zu entfernen, was am besten durch Kochen mit alkoholischer Kalilauge geschieht. Bei der fractionirten Destillation des zurückbleibenden Gemenges aus Mono-, Di-, Tri- und Tetrachlororthoxylol mit Wasserdampf geht zuerst das unveränderte Xylol über, dann folgen Mono-, Di- und Trichlorxylol in der Reihenfolge ihres steigenden Chlorgehaltes, während das Tetrachlorxylol mit Wasserdampf überhaupt nicht mehr flüchtig ist. Monochlororthoxylol, C6H3Cl(CH3)2, siedet bei 205°. Es zeigte sich, daſs die drei ersten Chlorxylole im Gegensatze zum unchlorirten Orthoxylol auffallend leicht und glatt durch verdünnte Salpetersäure in die entsprechenden gechlorten Phtalsäuren übergeführt werden, daſs also, während im Orthoxylol die benachbart stehenden Seitenketten durch Salpetersäure nicht zur Bildung von Phtalsäure oxydirt werden können, durch Einführung von Chloratomen in den Benzolkern die Oxydationsverhältnisse der in Orthostellung stehenden Methylgruppen ganz wesentlich verändert werden.