Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 534
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Dampfmesser für amerikanische Städteheizung. Die Gesellschaft Holly, welche sich mit der Versorgung amerikanischer Städte durch Dampf zu Heizungs- und anderen Zwecken befaſst, hat neuerdings, wie im Génie civil, 1885 Bd. 7 * S. 111 mitgetheilt wird, folgenden Meſsapparat eingeführt, mittels dessen der Dampfverbrauch der einzelnen Abnehmer bestimmt wird: Ein cylindrisches Gehäuse ist durch 3 senkrecht zur Achse stehende Scheidewände in 4 Abtheilungen getrennt; auf dem Deckel des Gehäuses befindet sich ein Räderzählwerk behufs Angabe der Zahl der Umdrehungen, welche in einer bestimmten Zeit eine im Gehäuse gelagerte Welle gemacht hat. In der ersten Abtheilung unter dem Deckel ist ein Räderwerk angebracht, welches die Umdrehungen einer die erwähnte Welle umgebenden Hohlwelle auf erstere, jedoch bedeutend vermindert überträgt; in die nächste Abtheilung mündet tangirend an den Gehäuseumfang das Dampfzufluſsrohr, in welchem eine Klappe pendelnd aufgehängt ist, die dem Drucke des zuströmenden Dampfes entsprechend den Eintrittsquerschnitt ändert. Der Dampf strömt dann in der genannten Abtheilung gegen die mit Flügeln versehenen Arme eines Rades, das fest auf der Hohlwelle sitzt, und tritt dann durch eine die letztere umgebende Oeffnung abwärts in die nächste Abtheilung, in welche die zu den Verbrauchsstellen führende Dampfleitung mündet. Die unterste Abtheilung enthält noch ein Flügelrad, das sich in dem diesen Raum stets füllenden Niederschlagswasser dreht und damit als ein Widerstandsregulator wirkt. Die einer bestimmten, durch den Apparat gegangenen Dampfmenge entsprechende Umdrehungszahl der Radwelle wird zuerst durch Versuche ermittelt. Die Gesellschaft Holly hatte vorher andere Dampfmesser verwendet (vgl. 1879 234 * 276), hat jedoch neuerdings den vorbeschriebenen eingeführt. Verfahren zur Nachahmung eingelegter Holzarbeiten. Nach dem Verfahren von J. Ritzdorff in Berlin (D. R. P. Kl. 38 Nr. 32448 vom 6. December 1884) werden die zu verzierenden Holzflächen nach erfolgter Glättung getränkt mit einer Lösung von l/3 gekochtem Leinöl und ⅔ Terpentin mit Benzin gemischt. Ist diese Lösung eingetrocknet und das Holz mit Sandpapier abgerieben, so wird dasselbe durch die aus Papier, Staniol o. dgl. geschnittene Lehre eine ziemlich gesättigte Lösung von Schellack und einem durchsichtigen dünn gelösten Farbstoffe aufgepinselt. Ist die Lösung getrocknet, so wird eine zweite Lösung von Cerosin und Benzin als zweite Schicht aufgetragen. Um besser sehen zu können, ob alle Theile der Zeichnung gedeckt sind, kann man die Lösung durch Asphaltlack bräunen, weil Cerosin allein farblos ist. Ist die Lehre in dieser Weise gleichmäſsig durchgearbeitet, so wird sie von der Fläche entfernt und kann nach einigen Minuten die Beizung vorgenommen werden. Nachdem die Fläche mit Wasserbeize in dem gewünschten Farbentone gleichmäſsig gebeizt und diese getrocknet, ist die Zeichnung mit derselben fast vollständig bedeckt. Mittels Benzin wird dann die Fläche mit einem weichen Lappen abgerieben, worauf die Zeichnung klar hervortritt. Nun findet eine nochmalige Abreibung mit feinkörnigem Glaspapiere statt und wird die Zeichnung „retouchirt“. Zum Schlusse wird die ganze Fläche mit einer leichten weiſsen oder gelben Schellacklösung eingepinselt, nachdem diese getrocknet, wieder leicht abgeschliffen, mit Wachs eingerieben oder blank polirt. In dieser Weise kann die nachgeahmte Zeichnungseinlage in zwei und mehrfarbigen Holzarten hergestellt werden; auch können dieselben schattirt oder mit einem Glühstifte gebrannt werden. Nach dem Vorschlage von S. Stelzenmüller in München (D. R. P. Kl. 38 Nr. 32665 vom 18. Februar 1885) wird die zu verzierende Fläche wie bei allen holzartig zu malenden Anstrichen grundirt bezieh. nur vorgerichtet, wenn man die Einlage oder den Grund in der Naturfarbe des zu verzierenden Holzes halten will; hierbei wird der Grundton zum hellen Holze beobachtet. Die zuerst herzustellende helle Holzart wird mit Wasserlasur angelegt und getrocknet. Darauf malt man mit einer Lösung von Schellack in Weingeist mit Elemiharz in Terpentinöl – etwa ⅓ Schellack in 2 Th. Weingeist und 0,1 Elemiharz in entsprechender Menge Terpentinöl – die Zeichnung bezieh. den Hintergrund derselben, je nachdem die erstere oder der letztere hell bleiben soll. Nach dem Trocknen wäscht man mit Wasser und etwas kaustischer Soda die ganze Fläche ab, wodurch nur die mit der Schellack-Gummilösung behandelte Zeichnung bezieh. der Hintergrund die erste Holzmaser behält, während dieselbe von der übrigen Fläche vollständig entfernt ist. Nach dieser Abwaschung trocknet man dieselbe gut mit Waschleder ab und legt alsdann die zweite (dunklere) Holzart mit Wasserlasur darauf, ohne Rücksicht auf die zuerst gemachte Zeichnung. Nach dem Trocknen wird mit der oben angegebenen Schellack-Gummilösung der in der zweiten Holzart gewünschte Theil der Einige aufgetragen und mit der Abwaschung wie oben verfahren. Bei mehrfarbiger Einlage wird ebenfalls die hellste Holzart, Elfenbein o. dgl. zuerst angelegt, die Figur darauf gezeichnet oder gepaust und fixirt, die einzelnen Partien in der zu malenden Holzart über den Rand hinaus mit Wasserlasur angelegt, mit der erwähnten Schellack-Gummilösung bis an die betreffenden Figurränder übermalt und die übrigen Lasuren abgewaschen u.s.w. Ist die Zeichnung fertig gestellt und vollständig trocken, so kann die Fläche matt oder glänzend lackirt oder auch polirt werden. Die elektrische Straſsenbeleuchtung in Triberg (Baden). Triberg, Fabrikationsort Schwarzwälder Uhren, mit 2450 Einwohnern, liegt nahezu 750m hoch am Ende des Gutachthales. Die Gutach flieſst über Granitfelsen steil nieder und bildet den berühmten Wasserfall. Es werden durch die Fabrikanlagen wohl nicht 10 Procent der ganzen Wasserkraft vom höchsten Punkte des Falles bis zur Eisenbahn verwendet. Der Fremdenbesuch machte eine Verbesserung der spärlichen Erdölbeleuchtung wünschenswerth; die Ausdehnung derselben wäre zwar rücksichtlich des Kapitalaufwandes am billigsten gewesen, nicht aber bezüglich des Betriebes. Ein Gaswerk würde sich in Anlage und Betrieb ungleich höher gestellt haben; die bequeme Vertheilbarkeit des Gaslichtes war aus örtlichen Gründen nicht von besonderem Werthe und die Verwendung des Gases als motorische Kraft durch die Wasserfälle ausgeschlossen. Die vorhandene Wasserkraft sprach sehr für Einrichtung elektrischer Beleuchtung und man entschied sich für Bogenlicht. Ausschlaggebend war der Umstand, daſs das Bogenlicht bei gleichem Kraftaufwande etwa 10 mal so viel Licht liefert als das Glühlicht, während in der Kapitalsanlage bei beiden Lichtarten ein wesentlicher Unterschied nicht besteht und auf die Bildung einer gröſseren Anzahl schwächerer Lichtpunkte kein groſses Gewicht gelegt wurde. Die Einrichtung wurde, wie Meidinger in der Badischen Gewerbezeitung, 1884 S. 419 berichtet, der Firma Weil und Neumann in Freiburg übertragen. Dieselbe hat ein eigenes Lampensystem und ihre Dynamomaschine stimmt mit der Gramme'schen nahe überein. Es wurde die Einrichtung für 12 Lampen getroffen, je 6 in einem Stromkreise mit einer besonderen Maschine. Als Triebkraft für die Maschine dient ein oberschlägiges Wasserrad, ziemlich in der Mitte der Hauptstraſse, welches am Tage eine Mühle treibt; für eine bestimmte Jahressumme ist dasselbe an das städtische Unternehmen vermiethet. Vorerst sind nur 9 Lampen in Betrieb genommen; 6 davon befinden sich in fast gerader Richtung in der Hauptstraſse, 3 in den Seitenstraſsen. Für die 3 noch übrig bleibenden Lampen scheint die Triebkraft nicht ganz ausreichend zu sein. Das Nutzgefälle ist 4m; an Wasser fehlt es nicht. Das Rad ist etwas klein für die Aufnahme des gesammten Wasservorrathes; im Falle des Bedarfes könnte durch einen anderen Wassermotor sicher geholfen werden. Die Anlage ist bereits in regelmaſsigem Betriebe. Das von den Lampen ausgesendete Licht ist, abgesehen von dem durch die scheinbar nicht ganz zu beseitigenden Mängel der Kohle auftretenden seltenen Zucken, vollkommen stät; der Mechanismus, der Lampen arbeitet durchaus befriedigend. Die Anlage stellt sich auf etwa 15000 M..; im Falle der Beschaffung eines besonderen Motors mit eigenem Gebäude würde sie entsprechend höher gekommen sein. Die jährlichen Auslagen für die Gesammtheit des Betriebes, Verzinsung und Tilgung werden sich um die Hälfte etwa höher stellen wie für die frühere Erdölbeleuchtung; dafür erhält man aber mindestens das 10fache Licht. Einfluſs der Gewitter auf unterirdische Telegraphenleitungen. Als man mit dem Legen der langen unterirdischen Telegraphenlinien begann, welche jetzt in Deutschland und Frankreich eine groſse Anzahl bedeutender Städte unter einander verbinden, glaubte man, daſs diese Leitungen dem Einflüsse der Gewitter nicht unterworfen sein würden, weil sie innerhalb einer Schutzhülle aus Eisendrähten liegen oder von einem guſseisernen Rohre umgeben sind und bekanntlich Körper, welche sich im Inneren einer mit der Erde in Verbindung stehenden Metallhülle befinden, im neutralen Zustande bleiben, welches auch der elektrische Zustand in ihrer Umgebung sei. Dennoch haben sich in den Telegraphenämtern auch aus den unterirdischen Leitungen elektrische Entladungen gezeigt, welche theils das Ueberspringen von Funken, theils das Schmelzen der feinen Drähte in den Blitzableitern veranlaſsten. Ueber die Beobachtung derartiger Erscheinungen an den deutschen Kabeln hat Geh. Oberpostrath Ludewig schon am 28. December 1880 im Elektrotechnischen Vereine in Berlin Mittheilung gemacht (vgl. Elektrotechnische Zeitschrift, 1881 S. 7), woran sich theoretische Erörterungen über die Ursachen dieser Erscheinungen geknüpft haben. Kürzlich hat Blavier der Pariser Akademie über ähnliche Erscheinungen an den französischen unterirdischen Telegraphenleitungen berichtet (vgl. Comptes rendus, 1885 Bd. 100 S. 1534). Hiernach ist in Frankreich die Beeinflussung der unterirdischen Leitungen durch die Gewitter seltener und minder heftig als die der oberirdischen Leitungen; auch scheint dieselbe das Telegraphiren nicht zu stören. Die Beeinflussung erfolgt stets durch Gewitter, welche auf dem Lande losbrechen, in einer mehr oder weniger groſsen Entfernung von den Städten, in denen ja die unterirdischen Telegraphendrähte durch das Netz der Wasser- oder Gasleitungen geschützt sind, unter welchen sie liegen. So traten am 9. März d. J. als Folge eines in der Mitte der unterirdischen Linie Belfort-Besançon auftretenden Gewitters an den beiden Endorten Funken auf, während man in diesen Städten kaum eine Störung im elektrischen Zustande der Atmosphäre vermuthete. Diese der Theorie der statischen Elektricität scheinbar widersprechende Erscheinung läſst sich, wie es scheint, als eine Wirkung elektrodynamischer oder elektrostatischer Induction erklären. Wenn das Kabel in geringer Tiefe in einem schlecht leitenden Boden liegt, wie dies häufig vorkommt, nimmt die Schutzhülle, während der in ihrem Inneren liegende Leitungsdraht im neutralen Zustande verharrt, durch die Gewitterwolken eine mehr oder weniger starke Ladung an. Diese Ladung wird in dem Augenblicke, wo ein Blitz niederfährt, plötzlich frei, wenigstens theilweise, und flieſst entlang der Schutzhülle nach zwei entgegengesetzten Richtungen in den Erdboden ab. In dem inneren Leiter müssen sich daher zunächst zwei Inductionsströme von entgegengesetzter Richtung entwickeln; doch wirkt nur der Unterschied beider auf die Apparate der Endämter. Immerhin muſs die auftretende Wirkung ziemlich schwach sein, um so mehr, als die freie Elektricität rasch in den Erdboden abflieſst und daher die Induction nur eine sehr beschränkte sein kann. Eine zweite Wirkung muſs daraus entspringen, daſs die Entladung der Hülle zwar nicht eine augenblickliche ist, ihr elektrisches Potential aber während eines wenn auch noch so kurzen Augenblickes sehr rasch abnimmt. Die freie Elektricität wirkt auf den Leiter im Inneren, welcher sich plötzlich mit entgegengesetzter Elektricität von den mit der Erde in Verbindung stehenden Enden der Leitung her ladet, d.h. durch die Blitzableiter und Apparate der Endämter, und somit Anlaſs zu den bereits angedeuteten Erscheinungen gibt. Wenn dann die äuſsere Ladung abflieſst, so erzeugt sie in dem Leiter eine elektrische Bewegung von entgegengesetztem Sinne, welche sehr rasch auf die erste folgt, sich in der Mehrzahl der Fälle mit ihr vermengt und sie sowie ihre Wirkung aufhebt. In der That läſst sich der Einfluſs der Gewitter auf die unterirdischen Leitungen nur ausnahmsweise feststellen. Flammenschutzmittel. Vendt und Herard (Génie civil, 1885 Bd. 6 S. 227) wollen Holz mit einer Lösung von 12 Th. Alaun, 2,5 Th. Natriumhyposulfit, 5 Th. Borax, 10 Th. schwefelsaures Kalium und 70,5 Th. Wasser tränken, um dasselbe unentflammbar zu machen. Gewebe u. dgl. sollen getränkt werden mit einer Lösung von 8 Th. Chlorammonium, 2,25 Th. Natriumhyposulfit, 10 Th. schwefelsaures Ammonium, 4,5 Th. Borax und 75,25 Th. Wasser. (Vgl. 1882 245 38.) T. v. Trotha in Gänsefurth (Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl. 61 vom 5. September 1884) will in das zum Feuerlöschen bestimmte Wasser Patronen werfen, welche in gesonderten Abtheilungen 12 Th. Natronalaun und 3 Th. schwefligsaures Natrium enthalten. Ueber die Zusammensetzung des Vlieſses einiger Schafe. W. Chludsinsky (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 * S. 115) hat den Feuchtigkeitsgehalt sowie die Menge der im Wasser und im Schwefelkohlenstoff löslichen Bestandtheile der Durchschnittsproben von Vlieſsen verschiedener Schafarten bestimmt: Race und Charakteristik des Musters Feuchtigkeit Verlust imWasser Verlust inSchwefel-kohlenstoff Reine Woll-substanz Procent Merino-Schafe. Negretti-Bock aus Konska-Wola 15,42 47,28 21,61 15,69        „          „        „        „          „ 14,48 40,77 24,53 20,22        „          „        „        „          „ 14,74 44,23 24,21 16,82        „          „        „        „          „ 10,15 48,21 19,49 22,15        „          „        „        „          „ 11,72 54,73 13,33 20,22 Negretti-Schaf,  „        „         „ 11,81 44,54 26,10 17,55        „          „ 10,96 51,39 13,39 24,26 Merino, Australisches 13,23 33,57 13,24 39,96 Rambouillet-Block, Karlower Schafstall 11,45 46,95 14,83 26,77 Southdown'sche Schafe Von einem Bocke aus Polen 8,18 62,41 4,61 24,30    „        „           „       „      „ 10,63 51,53 8,83 29,01    „        „           „       „      „ 10,62 58,03 6,39 24,96    „        „           „       „      „ 13,12 57,64 4,06 25,18 Von einem Bocke aus England 11,90 39,21 9,73 39,16 Oxfordshiredown'sche Schafe. Von einem Bocke aus Polen 10,86 41,27 4,83 43,04    „        „           „       „      „ 12,9 37,59 5,02 44,49    „        „           „       „      „ 11,46 45,37 5,49 37,78 Holsteinische Schafe Von einem Bocke aus Polen 8,04 51,02 8,25 32,69    „        „           „       „      „ 10,81 47,48 1,04 40,67    „        „           „       „      „ 17,15 48,37 1,90 32,58    „        „           „       „      „ 15,83 25,14 0,95 58,08    „        „           „       „      „ 13,58 43,66 2,16 40,60 Amerikanische Wolle aus Buenos-Aires 11,87 16,10 4,91 67,12 Gemeine kurzschwanzige Schafe. Schwarze Wolle eines Bockes aus Podolien 12,23 5,66 1,82 80,29 Desgl. aus dem Kijew'schen Gouvernement 11,59 3,61 0,88 83,92 Desgl. aus dem Wolhynischen Gouvernement 10,60 6,35 2,45 80,60 Weiſse Wolle a. d. Radom'schen Gouvernement 10,74 7,4 0,65 81,21 Ueber das Schwefelbergwerk Swoszowice. Nach einem Vortrage von Göbel in den Vereinsmittheilungen, Beilage zur Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1885 S. 14 ist das Schwefelbergwerk Swoszowice in völliger Auflassung begriffen, da die jetzigen Schwefelpreise eine Weiterführung des Betriebes nicht mehr gestatten. Das 2km südlich von Krakau gelegene Bergwerk wird schon im J. 1422 erwähnt. Das Grundgebirge gehört zur Juraformation. Auf den gebänderten Liegendmergel folgt das sogenannte untere Schwefelerzlager, ein dunkelgrauer Thonmergel mit Körnern metallischen Schwefels von 5 bis 30mm Durchmesser. Dann kommen Schichten von Fasergyps im Ganzen 6 bis 12m mächtig. Nun stöſst man auf das obere Schwefelerzlager, dunkelgrauer Thonmergel, welcher aber den Schwefel nur in mohngroſsen Körnern eingesprengt enthält; vielfach ist dieses Lager von Fasergyps durchwachsen. Das Hangende bildet eine thonige Petrefakten führende Schicht mit Einschlussen von Schwefelkugeln bis zu 1k,5 Gewicht. Die Gesammtmächtigkeit der Schichten vom Liegenden bis zu Tage beträgt etwa 60m. Das Erzvorkommen ist im Ganzen ziemlich einfach und beträgt der Gehalt im groſsen Durchschnitte 10 Proc. Man unterscheidet bei der Gewinnung den Schwefelmergel und den erdigen Schwefel (die Schwefelkugeln). Zur Verhüttung verwendet man die sogen. Galeerenöfen und schafft damit das erste Product, den Rohschwefel. Das Ausbringen beträgt durchschnittlich 6,5 Proc. Es fehlte nicht an Versuchen, eine höhere Ausbeute zu erzielen, und zwar durch Ausziehen mit Schwefelkohlenstoff (vgl. 1878 227 289. 228 366) und durch Aussaigern mit überhitztem Dampfe. Beide Methoden erwiesen sich als gut, erfordern aber reichere Erze. Seit einigen Jahren verarbeitet man an Ort und Stelle den gewonnenen Schwefel zu Schwefelkohlenstoff, welcher in gröſserer Menge zur Bekämpfung der Phylloxera in allen weinbauenden Gegenden Oesterreich-Ungarns und anfangs auch zu industriellen Zwecken verwendet ward. Nachdem die Reblaus weniger schädlich geworden und der Begehr an Schwefelkohlenstoff nachgelassen hat, ist dessen Production ins Stocken gerathen. Verfahren zur Darstellung von Thonerde. G. Rosenthal in München (D. R. P. Kl. 75 Nr. 31357 vom 27. Mai 1884) hat gefunden, daſs Aluminiumsulfat beim Eindampfen mit Chlormagnesiumlösung schwefelsaures Magnesium und Salzsäure liefert: Al2(SO4)3 + 3MgCl2 + 3H2O = Al2O3 + 3MgSO4 + 6HCl. Hat die Entwicklung der Salzsäure aufgehört, so mischt man die zurückbleibende Masse mit wenig Aetzkalk und leitet überhitzten Wasserdampf bei etwa 3000 hindurch. Nach dem Auslaugen des schwefelsauren Magnesiums bleibt Thonerde zurück, gleichzeitig aber auch alles Eisen als Oxyd. Da Eisenoxyd ein viel höheres spezifisches Gewicht als Thonerde hat, so läſst sich die Trennung durch Schlemmen bewerkstelligen. Wenn man das Eisen vor der Behandlung mit Chlormagnesium in das Oxyduloxydsalz übergeführt hat, so kann man es nachher auch durch einen Magnet oder Elektromagnet von der Thonerde trennen. Von der Zersetzbarkeit des Carnallits durch schwefelsaure Thonerde ist bisher technisch keine Anwendung gemacht worden und dieselbe wäre auch nicht von Bedeutung, wenn nicht die daraus sich ergebenden Lösungen bei der Darstellung von Thonerde und Salzsäure nutzbar zu machen wären. Laugen, welche schon viel Chlormagnesium und wenig Chlorkalium enthalten, die also für die ökonomische Darstellung von Kalisalzen nicht mehr verwendbar sind, können von Chlorkalium befreit werden, wenn man sie mit einer heiſsen concentrirten Lösung von schwefelsaurer Thonerde versetzt, oder auch letztere in fester Form einträgt und bis zur Lösung zum Kochen erhitzt. Es bildet sich alsdann Kalialaun, welcher auskrystallisirt, und die Lauge enthält nun hauptsächlich Chlormagnesium und etwas Chloraluminium, das aber die nachfolgende Verwendung des Chlormagnesiums zu dem beschriebenen Verfahren nicht beeinträchtigt. Verfahren zur Darstellung von Ferrocyanverbindungen. Nach A. Sternberg in Breslau (D. R. P. Kl. 12 Nr. 32892 vom 30. Oktober 1884) gibt die Rhodangruppe CNS ihren Schwefel leicht an ein Metall ab, wenn es gleichzeitig Ferrocyanverbindungen bilden kann. Man bringt das zu verarbeitende Rhodansalz in wässeriger Lösung gemengt mit dem doppelten Gewichte der zur Bildung von Schwefeleisen als nöthig berechneten Eisenfeile, sowie mit der doppelten Menge des zur Bildung von Ferrocyan notwendigen frisch gefällten Eisenoxydulhydrates in einen womöglich mit Rührwerk versehenen Druckkessel. Derselbe wird verschlossen und unter zeitweiligem Umrühren einer Temperatur von 110 bis 120° ausgesetzt. Je concentrirter die Lösung des Rhodansalzes ist, desto schneller geht die Reaction vor sich. Nach 12 Stunden sind etwa 80 Procent des Rhodansalzes in Berlinerblau und Ferrocyansalz übergegangen. Die wässerige Lösung, in welcher noch etwa 10 Proc. Rhodan- und Ferrocyansalz enthalten ist, wird abfiltrirt und tritt bei einer neuen Verarbeitung von Rhodansalz als Lösungsmittel an Stelle des Wassers, um so noch einmal verarbeitet zu werden. Die nach dem Filtriren zurückgebliebene Masse, welche aus einem Gemenge von Eisen, Eisenoxydverbindungen, Schwefeleisen und Berlinerblau besteht, ist in ihrer Zusammensetzung einer in Bezug auf Berlinerblau sehr hochprocentigen ausgenutzten Gasreinigungsmasse gleich. Gasreinigungsmasse kann man mit etwas Eisenfeile mengen und mit einer wässerigen Lösung von Eisenvitriol begieſsen. Beim Ausbreiten und Umschaufeln an der Luft findet dann die Umsetzung des Rhodansalzes und des Eisenvitriols in schwefelsaures Salz und Berlinerblau statt und ist in einigen Tagen vollendet. Hat man Gasreinigungsmasse so behandelt, so kann dieselbe wieder zur Gasreinigung benutzt und das Verfahren so oft wiederholt werden, bis der Gehalt an Berlinerblau genügt, um die Masse nach den bekannten Verfahren auf Ferrocyanverbindungen zu verarbeiten. Erhitzt man ferner Rhodansalzlösungen mit sehr fein vertheiltem Eisen mehrere Stunden auf 120 bis 140°, so geht ein groſser Theil der Rhodanverbindungen in unlösliche Cyaneisenverbindungen über. Nachdem die unveränderte Rhodansalzlösung abfiltrirt ist, wird der Niederschlag, welcher aus Eisen, Schwefeleisen und Cyaneisen besteht, mit Potasche gekocht. Das Cyaneisen wird dadurch in Blutlaugensalz übergeführt und abfiltrirt. Verfahren zur Darstellung von Vanillin. Nach M. Ulrich in Genf (D. R. P. Kl. 53 Nr. 32914 vom 27. November 1884) wird zur Herstellung von m-Methoxy-p-Nitrobenzaldehyd 1 Th. m-Methoxyzimmtsäuremethyläther in 5 Th. Salpetersäure von 1,46 sp. G. bei 0° eingetragen. Wird der beim Verdünnen mit Eiswasser ausgeschiedene Niederschlag in der 10fachen Menge heiſsen Alkoholes gelöst, so krystallisirt beim Erkalten der m-Methoxy-p-Nitrozimmtsäuremethyläther in weiſsen, flachen, bei 163° schmelzenden Nadeln. Die Verseifung des Aethers gelingt leicht durch Erwärmung desselben mit 0,5procentiger Kalilauge. Die m-Methoxy-p-Nitrozimmtsäure ist in Alkohol schwer löslich und krystallisirt daraus in feinen weiſsen Nadeln; sie fängt bei 218° an, unter Zersetzung zu schmelzen. Die bei der Verseifung des m-Methoxy-p-Nitrozimmtsäuremethyläthers entstehende Lösung des Kaliumsalzes der m-Methoxy-p-Nitrozimmtsäure wird so weit mit Wasser verdünnt, daſs auf 1 Th. Säure 100 Th. Wasser vorhanden sind. Dann wird eine kalte 1procentige Lösung von Kaliumpermanganat nach und nach zugesetzt, bis im Filtrate keine Zimmtsäure mehr nachzuweisen ist. Der entstandene Aldehyd ist theils mit dem Manganniederschlage in weiſsen Nadeln ausgefallen, theils ist er in der Lösung vorhanden. Die Mischung wird auf dem Wasserbade auf 750 erwärmt und dem Filtrate der Aldehyd durch Aether entzogen. Der vor dem Erwärmen ausgeschiedene Aldehyd krystallisirt beim Erkalten des Filtrates in haarfeinen Nädelchen wieder aus; er schmilzt bei 62°, ist löslich in Wasser, Alkohol, Benzol o. dgl. und gibt mit Aceton und Natronlauge zunächst eine farblose Lösung., aus welcher nach einiger Zeit ein Haufwerk feiner Nadeln krystallisirt. Der Schmelzpunkt dieses Condensationsproductes ist 84°. Zur Darstellung von Ferulasäure wird das Ammoniaksalz der m-Methoxy-p-Nitrozimmtsäure in viel Wasser gelöst, die zur Reduction nöthige Menge Eisenvitriol eingetragen und darauf Ammoniakwasser bis zur alkalischen Reaction hinzugegossen. Nachdem etwa 20 Minuten auf dem Wasserbade digerirt worden ist, fällt aus der vom Eisenoxydniederschlage abfiltrirten Lösung durch Essigsäure nach einiger Zeit die m-Methoxy-p-Amidozimmtsäure in gelben Nädelchen, deren Schmelzpunkt bei 158° liegt. Durch Diazotirung mittels Natriumnitrit und Erwärmen des Diazokörpers mit Wasser wird das salzsaure Salz der m-Methoxy-p-Amidozimmtsäure in Ferulasäure umgewandelt. m-Methoxy-p-Nitrobenzaldehyd und die Ferulasäure sind in bekannter Weise in Vanillin überzuführen. Synthetische Darstellung von Benzolabkömmlingen. R. Nietzki (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 1883) erhielt durch Einwirkung von Kohlenoxyd auf Kalium das sogen. Kohlenoxydkalium, welches beim Liegen an der Luft sehr explosiv wird. Dasselbe ist als Hexaoxybenzolkalium, C6O6K, anzusehen, da es mit verdünnter Salzsäure Hexaoxybenzol gibt.