Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 240
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Elektrisch bewegte Straſsenwalze. Nach einer der Société des Ingénieurs civils gemachten, in dem Compte rendu des Vereins 1885 S. 17 abgedruckten Mittheilung hat der Bauunternehmer E. Gellerat seit Ende 1883 versucht, auf den macadamisirten Straſsen in Paris eine Straſsenwalze zu verwenden, welche durch Elektricität getrieben wird. Es kam dabei darauf an, eine hinreichend schwere Walze nach Bedarf durch Elektricität vor- und rückwärts zu bewegen und zugleich elektrisch zu steuern. Als Elektricitätsquelle wurden Faure'sche Accumulatoren (vgl. 1882 244 201) gewählt, deren Gewicht hier das wirksame Gewicht der Walze vermehrte; galvanische Batterien erschienen zu theuer. Als Dynamomaschine wählte man Siemens'sche, als die einfachsten und in verschiedenen Anwendungen bewährt. Zur Zeitersparniſs nahm Gellerat von einer seiner kleinsten Dampfstraſsenwalzen den Rahmen und lieſs denselben auf der Walze; bloſs der Kessel, die Wasserkästen, die Dampfmaschine und das Triebwerk wurden abgenommen. So blieb ein Tragrahmen von etwa 5m,5 Länge und 2m Breite, über zwei Guſseisenwalzen von 1m,20 Durchmesser und 1m,40 Länge, im Gewichte von nahezu 10 bis 11t; derselbe wurde umschlossen durch eine Einfassung von Blech und erhielt Blechdach, das von Eisenstangen getragen wurde; zwischen Dach und der Bodenplatte wurden in gleichen Abständen noch zwei Platten an den Stangen angebracht und so in drei Gruppen über einander 104 Faure'sche Accumulatoren von je etwa 60k Gewicht aufgestellt, was einen Belastungszuwachs von 6000 bis 6500k ergab. Hinten war an der rechten Seite ein Platz für den Maschinisten beschafft worden, der die Commutatoren, die Widerstände und die Meſsapparate zu Händen hatte. Die Dynamomaschine und das Triebwerk konnten etwa 1t wiegen. Nach der Fertigstellung wog das Ganze einschlieſslich der Accumulatoren 18500k. Die zum Betriebe der Walze dienende Zwillingsdampfmaschine hatte eine Leistung von normal 10 bis 15e; dieselbe konnte aber ausnahmsweise weit mehr leisten. Dem entsprechend wählte Gellerat zwei Siemens'sche Dynamomaschinen, Typus D2, welche bei 800 bis 1000 Umdrehungen je 6e liefern, während sie bei erhöhter Geschwindigkeit merklich mehr leisten können; sie wirken auf eine gemeinschaftliche Triebwelle. Zur Lenkung wurde eine kleine Dynamomaschine (Typus D4) von normal 1e,25 angebracht. Die beiden Dynamomaschinen D2 wurden auf einen besonderen wagrechten Rahmen parallel und symmetrisch zu beiden Seiten der Triebwelle gestellt; jede trug am Ende ihrer Achse ein Getriebe; beide Getriebe griffen in ein und dasselbe Rad auf der wagrechten Trieb welle ein. Durch weitere Räder- und Kettenübertragung wurde die Bewegung auf die Walzen übertragen, welche lose auf ihrer Achse sitzen; das eine Ende der Triebwelle kann sich in wagerechter Richtung bewegen, das andere mit einem kugelförmigen Ansätze versehene Ende dient dabei als Drehpunkt und liegt in der Mitte des Kettenrades. Die Lenkung wurde wie bei der Dampfwalze durch geneigte Stellung der Walzen gegen den Mittelpunkt der zu durchlaufenden Curve bewirkt und diese Stellung durch Vor- oder Rückwärtsbewegung der freien Enden der Walzen herbeigeführt. Diese freien Enden sind mit Zugstangen verbunden, welche von zwei Muttern auf einer wagrechten, an ihren beiden Enden mit entgegengesetztem Gewinde versehenen Spindel bewegt werden; die Spindel wird bei der Dampfwalze durch ein Kegelräderpaar mittels eines Handrades auf lothrechter Achse in Umdrehung versetzt; bei der elektrischen Walze ist das Handrad durch ein Kegelrad ersetzt, das mit einem zweiten auf der Achse der Dynamomaschine D4 im Eingriffe steht. Die Maschinen D2 und D4 besitzen jede 4 Bürsten zum Zwecke beliebigen Wechsels der Bewegungsrichtung. Dieser Wechsel kann mittels eines Hebels augenblicklich und ohne Unterbrechung des Stromes bewirkt werden; behufs Verhütung von Funken und Beschädigungen der Dynamomaschine ist es besser, vor jedem Wechsel erst den Strom zu unterbrechen. Jeder der 104 Accumulatoren hat angenähert 2 Volt; 17 derselben sind für den Wechsel der Bewegungsrichtung im Dienste, die übrigen alle oder zum Theile für die Fortbewegung der Walze bestimmt. Auf festem Boden reichen 50 aus, bei 30 bis 40 Ampère Stromstärke, was (2 × 50 × 35) : 10 = 350mk oder 4 bis 5e ausmacht. Mit diesem schwachen Kraftaufwands erreichte man aber nur etwa 2km Geschwindigkeit in der Stunde, was für die Praxis ungenügend ist. Nach mehreren befriedigenden Vorversuchen in einem Hofe wurde die Walze auf eine 20 bis 25cm dicke Aufschüttung aus im Steinbruche gewalzten Kieselschotter gefahren; derselbe befand sich auf thoniger Unterlage auf der Wölbdecke eines frisch ausgeführten Kanales; die Bahn hatte 2 bis 3cm Steigung auf Im. Sobald die Maschine auf dem Steinschlage war, wurden die 104 Accumulatoren in Thätigkeit gesetzt, die Walze begann mit 3 bis 4km in der Stunde zu laufen und diese Geschwindigkeit wurde etwa 3 Stunden fortgesetzt, mit derselben Leichtigkeit, wie wenn die Walze mit Dampf getrieben worden wäre. Der Aufwand von Elektricität richtete sich nach dem Widerstände auf der Bahn. Die Stromstärke maſs im Mittel 35 Ampère, erreichte aber an einer besonders schwierigen Stelle 75 Ampère, was für die 104 Accumulatoren einer Leistung von (2 × 100 × 75) : (10 × 75) = 20e entspricht. Die Accumulatoren waren 4 Stunden in Thätigkeit gewesen und noch nicht halb entladen, denn jeder besaſs noch mehr als 1 Volt; doch würden sie wahrscheinlich nicht mehr lange haben arbeiten können, wenn der Versuch noch länger fortgesetzt worden wäre. Das Wiederladen der 5000 bis 6000k Accumulatoren aller 4 Stunden würde seine Schwierigkeiten haben. Daher würden Accumulatoren von längerer Dauer oder eine wirksame und billige galvanische Batterie zu wünschen bleiben. Reithmann's elektrischer Zünder für Gasmaschinen. Textabbildung Bd. 259, S. 241 Da es sich herausgestellt hat, daſs an elektrischen Zündern bei Gaskraftmaschinen durch die sich auf ihnen ablagernden Niederschläge aus den Explosionsrückständen ein den Strom ableitender Nebenschluſs gebildet wird, hat C. Reithmann in München (* D. R. P. Kl. 46 Nr. 32332 vom 6. December 1884) den Körper a des Zünders aus Porzellan hergestellt und an der Austrittstelle der Drähte eine Scheidewand b angeordnet; letztere soll verhindern, daſs die Ablagerungen eine Verbindung zwischen beiden Drähten herbeiführen. Locomotiv-Signallaterne für Nebenbahnen. Auf der Landesausstellung in Budapest 1885 zeigte die Oesterreichisch-Ungarische Staatsbahngesellschaft eine Kopflaterne für Locomotiven für Nebenbahnen, welche die Strecke auf etwa 100m vor der Locomotive beleuchtet. Die Laternenkörper, der Erdölbehälter und die hintere rechteckige Thür sind aus Weiſsblech, der Rahmen der vorderen Thür sowie alle Gelenke aus Messingblech gefertigt. Der aus vier Theilen zusammengesetzte parabolische Reflector ist aus Alpakablech und die vordere Glasscheibe, wie der Lampencylinder aus Siemens'schem Hartglas. Die Lampe hat zwei Flachdochte von je 26mm Breite, welche aus dem 2l fassenden Oelbehälter gespeist werden. Die Leuchtkraft der Lampe beträgt 25 Normalkerzen und das Gewicht der ganzen Laterne 17k. O'Neil's Druckcylinder für Baumwollspinnmaschinen. Die jetzt benutzten Druckcylinder der Streckwerke von Baumwollspinnmaschinen besitzen einen eisernen Kern, auf welchen Kalbleder mit der Haarseite nach auſsen aufgezogen ist. O'Neil in Ontario, Canada, stellt nun nach dem Textile Manufacturer, 1886 * S. 49, um die immer wiederkehrende Erneuerung des Lederbezuges zu umgehen, die Druckcylinder aus Lederscheiben her, welche auf einem Bolzen aufgeschoben und zusammengepreſst sind. Obwohl anzunehmen wäre, daſs durch die entstehende rauhe Lederoberfläche solche Cylinder schlecht arbeiten, indem der darunter laufende lose Faden sowie Fasern desselben leicht gefangen werden, so soll sich dies bei Versuchen nicht gezeigt haben. Solche neue Druckcylinder bringt A. Shofield in Manchester in den Handel. Verfahren, Guſseisen zum Verzinnen geeignet zu machen. Damit Guſseisen das Zinn mit dem Löthkolben oder im Zinnbade ebenso leicht als Schmiedeisen und Eisenblech annimmt, empfehlen Gebrüder Glöckner in Tschirndorf bei Haibau (D. R. P. Kl. 48 Nr. 33629 vom 31. März 1885) entweder dem flüssigen Guſseisen einen Zusatz von etwa 1,5 Proc. Zinn zu geben, oder das Guſseisen mit etwa 10 Proc. Stahl zusammen zu schmelzen. Der mit diesem Eisen hergestellte Guſs, von der Guſshaut befreit, soll die verlangte Eigenschaft besitzen. Bestimmung des Phosphors in Roheisen und Stahl. Nach Versuchen von W. Kalmann (Monatshefte für Chemie, 1885 S. 818) oxydirt sich der Phosphor beim Glühen von Eisen mit Magnesia und Alkalicarbonat völlig zu Phosphorsäure; das entstandene Phosphat ist in Citronensäure löslich und kann dann als Ammonium-Magnesiumphosphat gefällt werden. Bei Ausführung der Analyse mischt man die Probe im Platintiegel mit der 1 bis 2fachen Menge eines Gemisches aus 2 Th. gebrannter Magnesia und 1 Th. kohlensauren Natronkalis, erhitzt auf einem Bunsenbrenner zuerst im geschlossenen, sodann im schief gelegten offenen Tiegel durch 1 Stunde und rührt hierbei mehrere Male mit einem Platinspatel um. Nach dem Erkalten bringt man die pulverige Masse aus dem Tiegel in ein Becherglas und laugt mit Citronensäurelösung unter Erwärmen aus. Man muſs soviel Citronensäure nehmen, daſs die Flüssigkeit auch nach dem Erwärmen eine saure Reaction zeigt. Man filtrirt nun ab und wäscht zuerst durch Abgieſsen, dann auf dem Filter mit einer etwa 1procentigen Citronensäurelösung aus, bis eine Probe des Filtrates mit Chlorammonium und Ammoniak auch nach einigem Stehen keine Trübung mehr zeigt. Der allererste Theil des Filtrates geht gewöhnlich etwas trübe durch das Filter, weshalb man denselben nochmals aufgieſsen muſs. Der Niederschlag wäscht sich leicht aus und es filtrirt die Flüssigkeit ziemlich rasch. Nach dem Auswaschen versetzt man das Filtrat mit Chlorammoniumlösung, sodann mit etwa ¼ des Volumens concentrirter Ammoniakflüssigkeit und rührt einige Zeit mit dem Glasstabe um, wobei der Niederschlag von phosphorsaurer Ammonmagnesia ausfällt. Man läſst nun so lange stehen, bis sich der Niederschlag klar abgesetzt hat, gieſst die klare Flüssigkeit möglichst sorgfältig von dem Niederschlage durch ein Filter ab, löst letzteren in Salzsäure und fällt neuerdings mit Ammoniak. Es fällt hierbei die phosphorsaure Ammonmagnesia grobkrystallinisch und kann schon nach ½ bis 1 Stunde abfiltrirt werden. Man unterlasse nicht die Vorsichtsmaſsregel, den ersten Niederschlag nochmals zu lösen und auszufällen, da man sonst häufig zu hohe Werthe erhält. Der Niederschlag von NH4MgPO4 wird nun auf bekannte Art weiter behandelt und sodann die Phosphorsäure in Form von pyrophosphorsaurer Magnesia gewogen. Zur Erkennung einer leichten Vergoldung. Nach R. Kayser (Mittheilungen des bayerischen Gewerbemuseums, 1885 S. 165) ist das von Finkener (1884 254 270) angegebene Verfahren zur Erkennung einer leichten Vergoldung empfehlenswerth; nur ist an Stelle der Behandlung mit Aether eine solche mit Chloroform in manchen Fällen nöthig, da die Entfernung etwaiger Firniſsüberzüge mittels Weingeist und Aether nicht immer erreicht wird, in welchen Fällen die von der Säure nicht angegriffene Firniſsschicht leicht Veranlassung zu Irrthümern geben kann. Wendet man nach Weingeist und Aether noch Chloroform zum Reinigen der Gegenstände an, so gibt es keinen Firniſs, der hierdurch nicht entfernt wird. Nach völliger Lösung des Gegenstandes in Salpetersäure filtrirt man nach dem Verdünnen mit Wasser durch ein kleines Filter, wäscht aus, trocknet und glüht. Den Glührückstand behandelt man in der Wärme mit etwas Königswasser, gieſst ab oder filtrirt, wenn nöthig, und verdunstet das Filtrat bei mäſsiger Wärme zur Trockne. Bei Vorhandensein von Gold wird man oft schon eine schwache glänzende Goldausscheidung an den Wandungen des Verdunstungsgefäſses beobachten. Den Verdunstungsrückstand nimmt man mit wenig Wasser auf und prüft in bekannter Weise mit Zinnchlorid, Eisenvitriol oder Wasserstoffsuperoxyd. Verfahren zur Verarbeitung von Gasreinigungsmasse. Nach M. Hempel und A. Sternberg in Berlin (D. R. P. Kl. 12 Nr. 33936 vom 21. November 1884) soll man zur Gewinnung von Ferrocyanverbindungen aus alten Gasreinigungsmassen dieselben zunächst mit Wasser von 60° auslaugen, um Ammonium- und Rhodanverbindungen zu entfernen. Darauf bringt man das 3- bis 5fache der theoretisch nothwendigen Menge wässerigen (etwa 10 bis 12 Proc. starken) Ammoniaks bei gewöhnlicher Temperatur zur Masse und läſst unter Umrühren das Ammoniak 10 bis 15 Minuten einwirken. Das in der Masse ursprünglich vorhandene, in Wasser unlösliche Berlinerblau geht durch die Behandlung mit wässerigem Ammoniak in eine wässerige Lösung von Ferrocyanammonium über. Diese Lösung wird von der Reinigungsmasse abfiltrirt und letztere mit warmem Wasser von etwa 60° nachgewaschen. Das auf diese Weise gewonnene Ferrocyanammonium kann in bekannter Weise durch Fällen mit Eisenvitriol und nachherige Oxydation des Niederschlages auf Berlinerblau verarbeitet werden. Soll dagegen Blutlaugensalz dargestellt werden, so wird das Ferrocyanammonium in Apparaten, wie sie bei der Gaswasserverarbeitung gebräuchlich sind, mit Kalk einer Destillation unterworfen, bei welcher man die entweichenden Ammoniakdämpfe in Wasser oder Schwefelsäure auffängt und wobei in der Destillationsblase Ferrocyancalcium zurückbleibt, welches schlieſslich in bekannter Weise mittels Potasche in Blutlaugensalz übergeführt wird. Ueber das Einsäuern von Futterkräutern. Versuche von O. Kellner (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 S. 57) über das Einsäuern von Runkelrübenblättern, Klee u. dgl. in Mieten ergaben in wasserdichten Gefäſsen einen Verlust von 22 Proc. Protein. Frei in der Miete eingelagerte Blätter erlitten folgende Verluste durch Gährung und Abflieſsen von Saft: Eingelagert Im fertigenSauerfutter Verlust Verlust in %der eingelag.Bestandth. RohproteïnFettRohfaserStickstoff freie Extractst.AscheTrockensubstanz   28,54    3,19  19,06  33,28  15,93100,00 10,40  3,1315,6620,81  4,2354,23 18,14  0,06  3,4012,4711,7045,77 63,56  1,8817,8437,4774,0745,77 Gesammt-StickstoffNicht-Eiweiſs-Stickstoff       4,566      1,711    1,664   0,716     2,902    0,955 63,5655,81 Diese Gährung der Pflanzen, welche in ihren Hauptzügen als eine Milchsäuregährung zu betrachten ist, wird wesentlich begünstigt durch die Selbsterwärmung. Trägt man dafür Sorge, daſs die in Folge der beginnenden Gährung auftretende Wärme abgeleitet wird, so verlaufen die chemischen Veränderungen weniger stark; die Zerstörung von Trockensubstanz und die Zersetzung von Eiweiſs nehmen einen geringeren Umfang an. Es empfiehlt sich deshalb, gemauerten Mieten eine möglichst groſse Wandfläche zu geben, d. i. dieselben schmal und tief zu machen. Bei der Gährung wasserreicher Pflanzen unter Luftabschluſs findet kein merkbarer Stickstoffverlust statt. Die bisher hierbei beobachtete, oft sehr beträchtliche Verminderung des gebundenen Stickstoffes beruht auf einem Beobachtungsfehler. Staubexplosion in einer Zuckerraffinerie. Nach Mittheilung von E. O. v. Lippmann in der Deutschen Zuckerindustrie, 1885 S. 1214 werden in einer Zuckerraffinerie gröſsere Mengen gemahlener Raffinade mittels einer sogen. Excelsiormühle hergestellt und in einer Siebtrommel nach den verschiedenen Körnungen sortirt; die gröberen Sorten gelangen, sobald die Säcke fertig gefüllt sind, in das Zuckermagazin, während der feine Staub (Puder), welcher besonders beim Mahlen feinerer Körnungen in gröſserer Menge entsteht und nur selten in seiner Gesammtmenge mit Vortheil verkäuflich ist, durch ein Becherwerk in ein höheres Stockwerk gehoben wird und daselbst anderweitige Verwendung zu Fabrikationszwecken findet. Behufs einer Ausbesserung war die hölzerne Verkleidung dieses Aufzuges losgenommen und vorerst noch nicht wieder eingesetzt worden, so daſs der ganze Raum in eine dichte Wolke feinsten Staubes gehüllt war, der sich selbst während der kurzen Arbeitstillstände nur langsam und unvollkommen zu Boden setzte. Als nun gegen Abend bei vollem Betriebe die dem Aufzuge zunächst liegende Gasflamme von dem hierzu beauftragten Lampenputzer wie gewöhnlich (mittels einer kleinen tragbaren Lampe) angezündet wurde, entstand im selben Augenblicke eine heftige Explosion, welche die Fenster zertrümmerte, an Decke und Fuſsboden erhebliche Zerstörung anrichtete und die Arbeiter, welche übrigens nur an Haut und Haaren versengt wurden, zu Boden warf. (Vgl. 1881 241 469. 1885 257 339.) Ueber Kampferöle. Nach P. Macewan (Pharmaceutical Journal, 1885 Nr. 782 S. 1045) dient das in den Stämmen von Dryobalanops aromatica und Camphora officinarum neben dem festen Kampfer vorkommende Oel, eine Lösung von Kampfer in verschiedenen Kohlenwasserstoffen der Terpengruppe, in Japan als Leuchtmittel für die niederen Volksklassen, sowie zur Herstellung von Lacken und des Ruſses für chinesische Tusche. Wenn man einige Tropfen des japanesischen Kampferöles mit 2cc concentrirter Salpetersäure übergieſst und nach einer Minute 2cc Wasser zusetzt, so färbt sich das Gemenge roth. Kampferöl von Formosa zeigt diese Reaction nicht. Verfahren zur Darstellung gelber Farbstoffe. Die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen (D. R. P. Kl. 22 Nr. 34294 vom 18. Juni 1885) erhält eine neue Reihe von Farbstoffen durch Einwirkung von Dioxyweinsäure oder Carboxytartronsäure auf Hydrazine. Zunächst verbinden sich gleiche Moleküle der Dioxyweinsäure und des Hydrazins unter Bildung von Condensationsproducten mit wenig ausgesprochenem Farbstoffcharakter; dann vereinigen sich dieselben mit einem ferneren Molekül einer Hydrazinverbindung. Praktisch brauchbar sind Phenylhydrazin und seine Homologen, Naphtylhydrazine und deren Sulfosäuren. Es werden z.B. 10 Th. dioxyweinsaures Natron in 30 Th. Wasser vertheilt und mit 35 Th. Salzsäure von 20° B. versetzt. Zu der so entstandenen klaren Lösung setzt man dann eine Lösung von 12,8 Th. Phenylhydrazinchlorhydrat in 100 Th. Wasser und erwärmt gelinde. Es scheidet sich ein gelber voluminöser Niederschlag aus; nach 12stündigem Stehen wird dieser auf einem Filter gesammelt und getrocknet. Der so erhaltene lichtgelbe Farbstoff ist in Alkalien und Alkohol leicht und vollständig, in Wasser schwer und unvollständig löslich. Nach einer zweiten Vorschrift werden 10 Th. dioxyweinsaures Natron mit 16 Th. Wasser angerührt und auf etwa 400 erwärmt; bei dieser Temperatur werden die zur Lösung des Salzes erforderlichen 13 Th. Salzsäure zugegeben. Die Lösung wird filtrirt und mit einer klaren Lösung von 20 Th. Phenylhydrazinsulfosäure (aus Sulfanilsäure) in 60 Th. Wasser und 10 Th. 30procentiger Natronlauge gemischt. Man erwärmt eine Zeit lang auf etwa 80°. Nach dem. Erkalten wird der ausgeschiedene gelbe Farbstoff filtrirt, gepreſst und getroftnet; derselbe ist leicht in Wasser löslich, unlöslich in Alkohol und gibt ein reines lichtbeständiges Gelb auf thierischer Faser. Verwendet man in vorstehender Vorschrift zunächst nur die Hälfte der angegebenen Menge von Phenylhydrazinsulfosäure und setzt dann nach erfolgter Ausscheidung des hellgelben krystallinischen Condensationsproductes 1 Mol. Phenylhydrazinchlorhydrat (6,4 Th.) hinzu, so entsteht ein gelber Farbstoff, der sowohl in Alkohol, als auch in Wasser löslich ist. Die in derselben Weise dargestellten Verbindungen von Dioxyweinsäure mit den Tolyl- und Xylylhydrazinen und deren Sulfosäuren sind gelbe Farbstoffe; α- und β-Naphtylhydrazin und deren Sulfosäuren liefern orange bis orangerothe Condensationsproducte.