Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 519
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Elektrisches Bogenlicht und Glühlicht in Parallelschaltung. Die Verschiedenheiten und wechselseitigen Vorzüge des Glühlichtes und des Bogenlichtes in Bezug auf ihre Eigenschaften und vortheilhafteste Erzeugungsweise (vgl. auch 1885 256 531) machen es oft wünschenswerth, beide Arten des elektrischen Lichtes in einer und derselben Anlage gleichzeitig zu benutzen, wie dies u.a. im Eldorado in Paris geschehen ist (vgl. 1886 259 * 170), und von derselben Maschine zu speisen. R. Gülcher hat zuerst mit Erfolg Bogenlicht und Glühlicht von derselben Maschine aus gespeist und zwar durch Parallelschaltung der Glühlampen und der Bogenlampen bezieh. Gruppen derselben. Da zum gleichmäſsigen Brennen von Bogenlampen ungefähr 40 bis 50 Volt erforderlich sind, so lassen sich Glühlampen von 50 Volt Spannung mit einzelnen Bogenlampen parallel schalten 5 Paare von 2 Bogenlampen hinter einander dagegen lassen sich parallel zu Glühlampen von 100 Volt schalten. Es geschieht das letztere namentlich bei den in D. p. J. 1885 256 533 Anmerkung 2 erwähnten, von der Deutschen Edison-Gesellschaft eingeführten kleinen Bogenlampen (H. Pieper * D. R. P. Kl. 21 Nr. 34231 vom 19. December 1884), deren Helligkeit sich mit der Stromstärke und dem entsprechend mit dem Kraftaufwande in weiten Grenzen regeln läſst.Diese Lampen werden vorläufig in zwei Gröſsen ausgeführt, die eine für 300 bis 400 N-K Lichtstärke bei einem Stromverbrauche von 3,5 bis 4,5 Ampère, die andere von 800 bis 1000 Kerzen bei 8 bis 9 Ampère. Da immer zwei gleich gröſse Bogenlampen oder auch eine gröſsere mit je zwei kleineren Lampen hinter einander und dann parallel mit den Glühlampen in den Stromkreis geschaltet werden, so kann jedes Bogenlichtpaar unabhängig von den anderen durch Umschalter entzündet oder gelöscht werden; bei Anlagen mit einer gröſseren Zahl Bogenlampen ist sogar die In- und Auſserbetriebsetzung einer einzelnen Lampe ausführbar. Demnach vermag man mit dem von etwa drei 16 kerzigen Glühlampen verbrauchten Strome eine Bogenlampe zu speisen, also ein 8 mal stärkeres Licht lediglich durch Mehraufwand der aus den Kohlenstäben entstehenden Kosten zu erzielen. Diese betragen bei dem jetzigen Preise der Kohlenstäbe etwa 3 bis 4 Pf. in der Stunde bei den kleinen und etwa 5 bis 6 Pf. bei den groſsen Lampen. Eine gröſsere Anzahl von Bogenlampen lassen sich praktisch nicht parallel schalten, wenn der Widerstand der brennenden Lampe von dem der nicht brennenden stark verschieden ist, weil dabei zu befürchten steht, daſs die Stromstärke in einer einzelnen Lampe gelegentlich weit über die normale Gröſse anwächst. Dem begegnet man durch Vorschalten von geeigneten Widerständen vor die Bogenlampen, allerdings unter gleichzeitiger Vergröſserung der elektromotorischen Kraft der Maschine und unter Verlust eines ziemlichen Theiles der Energie, welcher nicht in Licht, sondern nutzlos in Wärme umgesetzt wird. Wie R. Rühlmann in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 S. 879 mittheilt, thut man am besten, wenn man für gleichzeitigen Betrieb von Bogen- und Glühlicht bei reiner Parallelschaltung eine Maschinenspannung von ungefähr 65 Volt wählt und somit ungefähr 20 Volt Spannung in den Zuleitungen zu den Bogenlampen oder in vorgeschaltetem Widerstand verbraucht; dabei wird man am besten Glühlampen von 65 Volt anwenden. Ueber die Gröſse der vorzuschaltenden Widerstände geben nachstehende Tabellen Auskunft. Die erste derselben bezieht sich auf das System Gülcher (vgl. 1885 256 532); derselbe wendet durchaus reine Parallelschaltung an und läſst seine für Gleichstrom eingerichteten Dynamomaschinen mit einer Klemmenspannung von 65 Volt arbeiten: Stromstärke derBogenlampe Helligkeit VorzuschaltenderWiderstand 15 bis 16 Ampère 2500 N-K 1 Ohm   7,5   8 1100          2   3,5   4   500          4   2   2,5   200          8 Die Bogenlampen für Parallelschaltung von Siemens und Halske (1885 256 499), welche sich zufolge ihres äuſserst niedrigen Oberbaues auszeichnen, daher auch in verhältniſsmäſsig niedrigen Räumen verwendet werden können, werden entweder in reiner Parallelschaltung neben Glühlampen von 65 Volt benutzt, oder es werden Gruppen von je zwei hinter einander geschalteten derartigen Lampen mit Glühlampen von 120 Volt parallel geschaltet. Die dabei vorzuschaltenden Widerstände betragen: StromstärkederBogenlampen Helligkeit Für jeden 1 Lampeenthaltenden Zweigbei 65 VoltMaschinenspannung Für jeden 2 Lampenenthaltenden Zweigbei 120 VoltMaschinenspannung 3 Amp.   300 N-K 7 Ohm 12 Ohm       4,5   500             4,5              7       6   900             3,2              4,7       9 1400             2              2,7 Nach diesen Tabellen bietet die Parallelschaltung den groſsen Vortheil, Bogenlampen von beliebiger Helligkeit neben Glühlampen von verschiedener Stromstärke verwenden und die Leuchtkraft der Lichtquelle dem jeweiligen Bedürfnisse vollständig anpassen zu können. Die gröſsere Kostspieligkeit der Leitungen bei der Parallelschaltung kann dadurch ausgeglichen werden, daſs man für die Zuleitungen zu den Bogenlampen statt der Kupferdrähte die sehr viel billigeren Eisendrähte Wählt und auf diese Weise zugleich den vorzuschaltenden Widerstand einführt. Die Parallelschaltung gestattet ferner, zumal bei Gebrauch von Maschinen mit gemischter Schaltung für constante Klemmenspannung, daſs jeder einzelne Beleuchtungskörper beliebig aus- oder eingeschaltet werden kann, ohne daſs dadurch die Helligkeit der noch brennenden Lampen beeinfluſst oder Ersatzwiderstände erforderlich wären und daſs der Kraftbedarf der elektrischen Maschine sich nahezu proportional der jeweiligen Leistung ändert. Die Stärke der Telephonströme. Prof. Ch. R. Cross in Boston und J. Page haben versucht, die Stärke der Telephonströme in fünf verschiedenen Telephonen zu messen. Sie machten die Messungen, über welche sie der American Academy of Arts and Sciences am 14. Oktober 1885 Mittheilung gemacht haben, mit den 4 Vocalen a, o, u und i bei der Tonhöhe B (480 Schwingungen in der Secunde) und mit dem Tone C4 (512 Schwingungen in der Secunde). Die Messungen wurden mit einem Unifilar-Elektrodynamometer von Kohlrausch gemacht, das dazu durch Entfernung der beweglichen Spule und Ersetzung derselben durch eine an einem 399mm langen Kupferdrahte Nr. 36 (unter 0mm,2 dick) aufgehängte und aus demselben Drahte gewickelte, leichte Spule von 166 Ohm Widerstand geeignet gemacht wurde. Der Widerstand des Instrumentes war 206 Ohm und es wurde in den secundären Stromkreis einer kleinen Inductionsrolle von 800 Ohm Widerstand eingeschaltet. Die Geber waren in den Stromkreis der primären Rollen eingeschaltet mit 2 parallel geschalteten Grenet-Elementen. Die gefundenen Stromstärken betrugen nach dem Telegraphic Journal, 1885 Bd. 17 S. 413 in Ampère: Geber von: a o u i Orgelpfeife     Hunnings 0,000737 0,000787 0,000503 0,000213 0,000550     Fitch 0,000450 0,000548 0,000442 0,000264 0,000361     Blake 0,000123 0,000144 0,000114 0,000132     Edison 0,000088 0,000123 0,000144 0,000072 0,000072 Bell's Magnettelephon 0,000123 0,000260 0,000238 0,000103 0,000114 Borns' Maschine zum Zusammenrollen und Umwickeln von Zeitschriften zur Versendung. Um für die Postversendung bestimmte Zeitschriften und Tagesblätter mit der Adressenhülle fest zusammen zu rollen und die Hülle bei fest gehaltener Rolle verkleben zu können, hat G. M. Borns in London (* D. R. P. Kl. 54 Nr. 35106 vom 2. Juli 1885) eine selbstthätig arbeitende Maschine angegeben, deren Leistungsfähigkeit nicht unbedeutend sein dürfte. Bei derselben wird das Druckheft mit seiner Adressenhülle auf einem Tische ausgebreitet und, indem der Tisch hierauf eine Bewegung ausführt, das eine Ende der Papierlage von einer gespaltenen Spindel erfaſst, welche dann bei Anpressung an eine feste Trommel umgedreht wird, wobei eine dichte Wickelung des Heftes erfolgt. Die fertige Rolle wird dann kurze Zeit mit vorstehendem Hüllenrande festgehalten und, nachdem dieser Rand mit Klebstoff versehen, die Papierrolle nochmals an der Trommelwand abgerollt. Wenn die Rolle dann wieder stillsteht, wird die gespaltene Wickelspindel zur Seite herausgezogen. Um eine ununterbrochene Bedienung der Maschine zu erzielen, sind zwei Wickelspindeln in absetzend gedrehten Scheiben gelagert, so daſs bei jeder Ruhelage derselben gleichzeitig ein neues Druckheft vorgelegt werden kann, während das bereits gewickelte mit Klebstoff versehen wird. Holbach und Moeller's Laubsägebogen. Der Bügel des von Holbach und Moeller in Hagen i. W. (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 33438 vom 10. März 1885) angegebenen Laubsägebogens besteht aus zwei durch einen Gelenkstift beweglich verbundenen Theilen, von denen der eine den anderen mittels eines Anschlages so umfaſst, daſs die beiden Hälften durch eine zwischen dieselben eingeklemmte, leicht auszuwechselnde oder zu ersetzende Feder nicht über ihre parallele Lage hinaus gespreizt werden können. Die am Rücken des Bügels eingelegte Feder hält die beiden beweglichen Bügelhälften gespreizt, gestattet jedoch eine Annäherung derselben gegen einander, indem die Feder dann mehr zusammengedrückt wird. Diese Einrichtung hat den Zweck, kürzere Sägeblätter, besonders solche, welche schon einmal abgebrochen gewesen sind, wieder benutzen zu können. Rothbart's Maschine zur Bereitung von Torfstreu. Eine einfache, leicht herzustellende Maschine zur Zertheilung von gegrabenem Torf behufs Bereitung von Torfstreu bringt Rothbart in Gifhorn in der Allgemeinen Zeitung für Land- und Forstwirthe zur Kenntniſs. Auf einem runden Holzstamme werden abgelegte Sägeblätter aus Schneidemühlen in einer Entfernung von etwa 25mm von einander befestigt. Ueber die so erhaltene Zahnwalze wird ein einfacher Holztrichter gesetzt und die Walze mit einem Göpel verbunden, daſs dieselbe bei einem Durchmesser von 0m,5 etwa 200 Umgänge in der Minute macht. Eine solche Maschine soll mit einem Betriebe durch ein Paar Pferde 10 bis 15t Torf täglich zerreiſsen. Die Entstaubung des zerrissenen Materials wird in einem einfachen, langsam umgedrehten Siebcylinder vorgenommen. Lüftung von Fabrikräumen. In der Baumwollspinnerei von M. May und Comp. in M.-Gladbach sind zur Lüftung der Arbeitssäle die Tragsäulen in folgender Weise benutzt: Die über einander stehenden hohlen Säulen sind mit einander derart verbunden, daſs sie vom Fuſsboden durch die Stockwerke hindurch bis zum Dache eine durchgehende Röhre bilden, welche über das Dach noch ein Stück hinausgeführt und mit einem Windhut bekrönt ist. In jedem Stockwerke nahe an der Decke ist ein Theil der Säulen mit je einem runden Loche versehen, das durch einen Schieber mittels einer Stange geschlossen werden kann, so daſs jede durchgehende Säule aus einem Stockwerke die Abluft aufnimmt und über Dach leitet. Der Textile Manufacturer hat neuerdings diese allerdings sehr einfache Lüftungseinrichtung wieder empfohlen und deutsche Zeitschriften haben gleichfalls lobend auf diese Anordnung aufmerksam gemacht. Gegen diese Empfehlung wendet sich Prof. G. Recknagel im Bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1885 S. 385, indem er ausführt, daſs die Wirkung einer Vorrichtung, welche nur den zufälligen Temperaturunterschied zwischen dem Gebäude und seiner Umgebung zu Lüftungszwecken ausnutzt, nicht genügend sein kann, um so mehr, als bei der erwähnten Einrichtung nur eine Luftabführung eingeleitet wird. Es wird dann der Ersatz für die abgeführte Abluft durch Zuströmen der Luft aus einem unteren Stockwerke in das darüber liegende durch die in Fabriken meist dünne Zwischendecke eintreten, also die schlechte Luft der unteren Stockwerke in die oberen gelangen und nur im Erdgeschosse ein vermehrtes Eintreten von Keller- oder Grundluft entstehen, was auch nicht wünschenswerth ist. Recknagel empfiehlt daher, die Lüftung durch Bläser oder Sauger einzuleiten, deren Betrieb in Fabriken keine Schwierigkeit macht. Bleichverfahren für Papierstoff mit Chlorkalk und Chlornatrium. H. Vessier und A. Wilbaux in Paris (D. R. P. Kl. 55 Nr. 34704 vom 24. December 1884) behaupten, daſs beim Bleichen von Faserstoffen mit Chlorkalk dieselben stark angegriffen würden, daſs dabei eigenthümliche Temperatur- und Elektricitätsentwickelungen auftreten. Dies soll dadurch vermieden werden, daſs dem Bleichbade Kochsalz zugesetzt wird. 15 bis 50 Th. Chlorkalk, mit 85 bis 50 Th. Chlornatrium gemischt, sollen besser wirken als 100 Th. Chlorkalk. – Bestätigung bleibt abzuwarten. Zur Herstellung von Leder (Patentklasse 28). Nach L. Starck in Mainz (D. R. P. Nr. 32504 vom 21. November 1884) werden die zur Herstellung von Stiefelschäften, Helmen u. dgl. bestimmten Hautstücke vor der Gerbung entsprechend geformt und dann mit den Formen zusammen in bekannter Weise gegerbt. L. Jellinek in Prag (D. R. P. Nr. 32510 vom 8. Januar 1885) läſst zur Herstellung einer Beize für Handschuhleder Knochenmehl zunächst mit lauem Wasser mehrmals auswaschen und dann mit einem Zusätze von Weizenmehl, Soda und Wasser 3 Monate lang stehen, während welchen Zeitraumes täglich ein kürzeres Umrühren zu geschehen hat. Die so erhaltene Masse wird an Stelle der Excremente von Hunden, Tauben u. dgl. verwendet. Nach C. Kästner in Magdeburg (D. R. P. Nr. 32282 vom 20. December 1884) wird die in gewöhnlicher Weise vorbereitete Haut in einer Lösung von Alaun und Kochsalz alaungar gegerbt, dann getrocknet und gereckt. Durch das Trocknen muſs das Wasser möglichst aus dem Leder entfernt werden. Hierauf wird das Leder in einer Lösung von Gerbstoff in absolutem Alkohol fertig gegerbt, wobei man sich drehbarer Trommeln bedient. Man wäscht dann das Leder im Walkfasse mit warmem Wasser aus, wobei der Alaun und das Kochsalz ausgewaschen werden, tönt durch eine Lösung von Fichtenlohe in Wasser und richtet das Leder in gewöhnlicher Weise zu. Zur Herstellung von Champagnerbier. Nach A. Erhard (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1885 S. 485) ist das Bier in Frankreich meist schlecht, arm an Kohlensäure und liegt wie Blei im Magen. Er empfiehlt nun die Herstellung von sogen. ChampagnerbierW. Teltscher in Breslau (Erl. D. R. P. Kl. 6 Nr. 25195 vom 6. Mai 1883) hat hierzu den Vorschlag gemacht, untergähriges, lagerreifes und Kräusenbier zu mischen.: Helles gutes Bier wird bis auf etwa 1° abgekühlt, damit sich Glutin und ähnliche Stoffe ausscheiden; dann wird für je 1l Bier 0,8 bis 1g reiner Zucker zugesetzt, um den Geschmack zu verbessern und die Schaumhaltung zu vergröſsern; nun wird unter einem Drucke von 3 bis 3at,5 mit Kohlensäure gesättigt (am besten flüssige Kohlensäure von Kunheim und Comp. in Berlin), in bekannter Weise auf Flaschen gefüllt, diese gut verkorkt und verschnürt etwa 8 Tage liegend in einem kalten Keller aufbewahrt und kann dann wie Champagner getrunken werden. Zur Verwendung der Salicylsäure in der Brauerei. Die Frage, ob Salicylsäure in der Brauerei verwendet werden darf, wird noch immer sehr verschieden beurtheilt (vgl. 1885 256 423). Nach Willemer (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1885 S. 90) kann ihre Verwendung in den Bierbrauereien Bayerns lediglich vom Standpunkte des Malzaufschlaggesetzes aus beanstandet werden. H. Vogel (daselbst S. 197) unterscheidet, ob Bier mit Salicylsäure versetzt ist, damit es gesund bleibt, oder ob bereits krankes Bier nothdürftig durch Salicylsäure zum Genüsse hergerichtet wird. Nur im letzteren Falle liegt eine gewinnsüchtige Täuschung des Publicums vor. Nach E. Prior (Denkschrift betreffend die Verwendung der Salicylsäure in der bayerischen Bierbrauerei. Würzburg 1886) ist es nachgewiesen, daſs die Salicylsäure in der Mälzerei, dem Sudverfahren, zur Conservirung der Hefe, zur Regelung der Gährung und Haltbarmachung der Biere für das Brauwesen ein willkommenes Hilfsmittel bietet. Namentlich für die Erhaltung leichter und billiger Biere, sowie zur Haltbarmachung der für den überseeischen Transport (vgl. 1885 256 424) bestimmten Biere soll Salicylsäure durchaus unentbehrlich sein. Die dem Getreide beim Mälzen zugegebene Salicylsäure wird gröſsentheils mit dem Weichwasser ausgewaschen, der Rest verflüchtigt sich beim Darren. Die der Würze zugesetzte Salicylsäure wird gröſstentheils bei der Gährung abgeschieden. Vorkommen von Vanillin im Spargel. E. O. v. Lippmann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 3335) hat im Spargel Vanillin und Coniferin aufgefunden. Diese Stoffe scheinen also im Pflanzenreiche allgemeiner verbreitet zu sein, als man meist annimmt. Verfahren zum Reinigen von Paraffinöl. Nach G. T. Beilby in Midcalder (Englisches Patent 1885 Nr. 13446) wird das Paraffinöl mit Schwefelsäure, dann mit Natronlauge behandelt und schlieſslich mit einer Lösung von Natriumhydrat in Aethyl- oder Methylalkohol in geschlossenen Gefäſsen gemischt. Aus dem sich oben abscheidenden Oele sowie aus der die Verunreinigungen aufgenommenen Lauge wird nach geschehener Trennung der Alkohol durch Destillation wiedergewonnen. (Vgl. S. 191 d. Bd.) Zur Verwendung von Kürbis in Spiritusbrennereien. R. Ulbricht (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 S. 231) fand für sogen. Herrenkürbis im Mittel folgende Zusammensetzung: Bestandtheile Frucht-schalen Frucht-fleisch Samen-gehäuse Samen-schalen Samen-inneres GanzeFrucht Wasser 83,5 89,0 90,6 32,6 24,7 86,75 Proteïnstoffe   2,0   1,1   1,7 11,7 27,3 1,8 Fett   0,6   0,1   0,2   1,1 38,9 0,8 Stickstoff freie Nährstoffe 10,5   7,7   5,2 14,4   4,2   7,95 Rohfaser   2,6   1,3   1,0 39,6   1,4 1,8 Mineralstoffe   0,8   0,8   1,3   0,6   3,5 0,9 100 Th. Saft des Fruchtfleisches verschiedener Kürbissorten enthalten 3,8 bis 8 Proc. Zucker. Es wurden nun 185k Fruchtfleisch verschiedener besserer Kürbissorten zerrieben, zu 396l verdünnt, mit Hefe angestellt und nach der Gährung destillirt, wobei 610 Literprocent Alkohol erhalten wurden. Es wurden ferner 570k Fruchtfleisch verschiedener im botanischen Garten der Akademie zu Ung.-Altenburg erbauter Kürbissorten verarbeitet. Der Rohstoff wurde im Dämpffasse gedampft, dann mit Leichtigkeit auf einer Kartoffelquetsche in Brei verwandelt, dieser zu 624l verdünnt und mit Preishefe angestellt. Die während der Gährung stark verdickte Maische gab bei der nach 42 Stunden vorgenommenen Destillation 1182 Literprocent Alkohol oder 207 Literprocent für 100k frisches Fruchtfleisch mit 10,6 Proc. Trockensubstanz und 1954 Literprocent für 100k Trockensubstanz. Vor der Hand hat der Kürbis nur dadurch eine gewisse wirthschaftliche Bedeutung, daſs er ohne erhebliche Erzeugungskosten groſse Mengen eines bei geeigneter Verwendung wahrscheinlich beachtenswerthen Nahrungs- und Futtermittels liefert. Wenn und wo der Anbau des Kürbis für diese Zwecke oder – wenn weiter veredelt – als Material für den Brennereibetrieb angezeigt ist, dann gewinnt er durch den Oelgehalt seiner Samen noch weitere Bedeutung. In dieser Beziehung wäre es erwünscht, die Oelgewinnung durch Einführung einer Samenschälmaschine und durch fabrikmäſsige Verarbeitung mittels hydraulischer Pressen oder durch Extraction auf eine bessere Grundlage zu stellen und durch die Rückstände von der Oelbereitung die Gewinnung eines höchst werthvollen Kraftfuttermittels anzustreben. 100k entschälte Samen liefern 30 bis 35k eines trocknenden Oeles, welches frisch als Speiseöl verwendet wird. Ueber Umsetzung von Ammoniumchloridlösungen mit Calciumcarbonat. Wie Fr. Teed im Journal of the Society of Chemical Industry, 1885 S. 709 mittheilt, läſst sich aus verdünnten Chlorammoniumlösungen durch längeres Kochen mit Calciumcarbonat alles Ammoniak austreiben. Bei concentrirten Chlorammoniumlösungen ist dies aber, selbst wenn das Kochen 2 Tage lang fortgesetzt wird, nicht möglich. Verfasser fand, daſs, wenn man Ammoniumchloridlösung langsam durch einen mit Kalksteinstücken gefüllten Thurm flieſsen läſst, in welchen man unten Dampf einführt, alles Ammoniak als Gas entweicht. Dieser Prozeſs würde sich im Groſsen aber kaum bezahlen, da die Chlorammoniumlösungen sehr verdünnt sein müssen. In vielen Ammoniaksodafabriken läſst man die Chlorammoniumlaugen vor der Destillation mit Kalk zur Austreibung des freien und an Kohlensäure gebundenen Ammoniaks durch einen Thurm flieſsen, in welchen man Dampf einströmen läſst. Teed schlägt vor, diesen Thurm mit Kalksteinstücken anstatt, wie es gewöhnlich geschieht, mit unangreifbaren Stoffen zu füllen; dabei würde jedenfalls schon ein bedeutender Theil des an Salzsäure gebundenen Ammoniaks in Freiheit gesetzt. Man würde sich dadurch theilweise das Brennen des Kalkes und das Pumpen der Kohlensäure ersparen. Zur Bromirung und Jodirung organischer Stoffe. Nach Versuchen von A. Scheufelen (Liebig's Annalen, 1885 Bd. 231 S. 152) können Eisenbromür, Eisenbromid und Eisenchlorid als Bromüberträger empfohlen werden. Läſst man Brom auf Nitrobenzol und Eisenchlorid einwirken, so bildet sich Nitrobrombenzol, Eisenbromid, Bromwasserstoff und Chlorwasserstoff. In gleicher Weise verläuft die Reaction mit Benzol. Nach L. Meyer (daselbst S. 195) eignet sich Eisenchlorid auch sehr gut, um Jod auf aromatische Verbindungen zu übertragen. Wird Benzol, Jod und Eisenchlorid im zugeschmolzenen Rohre auf 100° erhitzt, so erhält man Jodbenzol nach der Gleichung: 3C6H6 + 3J2 + FeCl3 = 3C6H5J + 3HCl + FeJ2 + J. Zur Herstellung von Rosanilinfarbstoffen. Nach Angabe der Farbwerke, vormals Meister, Lucius und Brüning in Höchst a. M. (D. R. P. Kl. 22 Nr. 34607 vom 9. April 1884) erhält man Farbstoffe der Rosanilinreihe, wenn man Perchlorameisensäuremethyläther, CClO.OCCl3, in Gegenwart condensirender Mittel auf tertiäre aromatische Amine einwirken läſst. Bei Anwendung der tertiären Methyl-, Aethyl-, Isobutyl-, Amyl- und Benzylabkömmlinge vom Anilin, Orthotoluidin, α-Naphtylamin, β-Naphtylamin, Metaphenylendiamin, Orthoanisidin, Diphenylamin, Phenyl-α-Naphtylamin und α-Dinaphtylamin erhält man violette bis blaue Farbstoffe; beispielsweise liefert Dimethylanilin, Hexamethylviolett, Methyldiphenylamin einen sehr schönen blauen Farbstoff, dessen Basis das Triphenyltrimethylrosanilin ist. In einem für Abkühlung und Heizung eingerichteten Gefäſse werden z.B. 25k Dimethylanilin mit 5k,5 Perchlorameisensäuremethyläther gemischt und dazu allmählich 12k Chlorzink eingetragen. Nach einiger Zeit wird die krystallinisch erstarrte Masse mit kaltem Wasser vom Chlorzink befreit und der Rückstand mit überschüssigem Alkali behandelt. Die abgeschiedene Farbstoffbase wird nach dem Waschen mit Wasser in Salzsäure gelöst und schlieſslich aus der filtrirten Lösung der Farbstoff mit Kochsalz gefällt. Herstellung von Bronzefarben zum Zeugdruck. Um nach Fr. Dietze in Mittweida (D. R. P. Kl. 8 Nr. 34532 vom 19. April 1885) Gewebe, Stoffe, Garn u. dgl. waschecht mit einer metallisch glänzenden Farbe zu bedrucken, wird ein Gemenge aus gekochtem Leinöl und Bronzepulver unter Zusatz eines Verdickungsmittels (Weizenstärke o. dgl.) benutzt.