Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 260, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 185
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Amerikanische Urtheile über Wasserdruckproben für Dampfkessel. Im Engineer, 1885 Bd. 60 S. 383 ist der wesentliche Inhalt des Berichtes mitgetheilt, welchen der Ausschuſs der United States Master Mechanics' Association über die Wasserdruckproben für Dampfkessel erstattet hat. Derselbe hatte ein Rundschreiben versendet, um sich über anderweite mit der Wasserdruckprobe zu verbindende Kesselproben zu unterrichten; auf 240 ausgeschickte Anfragen an ebenso viele Mitglieder sind nur 13 Antworten eingegangen. Von diesen 13 Antworten sind 3 gegen jede Wasserdruckprobe, welche in einer derselben geradezu als ein „Unrecht gegen einen Kessel“ bezeichnet wird; in einer anderen wird dargethan, daſs ein Kessel bei 8at,2 Wasserdruck in allen Nähten leckte, während er bei gleichem Dampfdrucke völlig dicht blieb. Die 10 Mitglieder, welche sich zu Gunsten der Druckprobe aussprachen, geben sämmtlich heiſsem Wasser entschieden den Vorzug vor kaltem, da dasselbe den Kesseltheilen richtige Ausdehnung gebe, und stimmen dafür, den Kessel mit heiſsem Wasser anstatt mit kaltem Wasser zu füllen und dann anzufeuern, da der Mangel an Strömung in letzterem Falle leicht ungleiche Ausdehnung herbeiführen könne; während einzelne Mitglieder für häufige Druckproben sprechen, andere dagegen sie nur nach Hauptausbesserungen für nöthig erachten, betonen alle eine sorgfältige Besichtigung der Kessel zur Entdeckung von Löchern und Rinnen sowie Anschlagen mit dem Hammer zur Erkennung von schadhaften Stehbolzen und Ankern. Der Ueberschuſs des Probedruckes gegen den Arbeitsdruck schwankt bei den verschiedenen Berichterstattern zwischen 1at,7 und 2at,7; während zugegeben wird, daſs eine Wasserdruckprobe nicht unter allen Verhältnissen für die vollständige Sicherheit des Kessels entscheidend sei, wird meist dafür gehalten, daſs die Druckprobe ebenso viel Beweiskraft besitze, wie überhaupt irgend eine Probe unter solchen Verhältnissen haben könne. Lawson, von der Lawson Non-explosive Boiler-Company, schreibt: „Ich betrachte Wasserdruckproben als wünschenswerth zum Zwecke der Entdeckung von Lecken und schwachen Stellen, welche dem Auge entgehen können und zwar so oft, als Grund zu der Vermuthung vorhanden ist, daſs Theile des Kessels durch Verrosten oder aus anderen Gründen schwach geworden seien; ich glaube, daſs ein Probedruck, welcher ⅕ der Zugfestigkeit des Materials nicht überschreitet, den Vernietungen keinen Schaden thut.“ Johann, von der Wabash, St. Louis und Pacific Eisenbahn, bekennt sich als entschiedener Gegner der kalten Wasserdruckprobe; Barnett, von der Grand Trank Eisenbahn, befürwortet sorgfältige Messungen des Kessels unter Druck und nach Aufhören desselben, um festzustellen, ob irgend eine Formänderung oder eine bleibende Dehnung nach Wegnahme des Druckes eintritt. Der oben genannte Ausschuſs empfiehlt auf Grundlage der erhaltenen Berichte und eigener Erfahrungen, alle neuen Kessel, welche unter gewöhnlichen Dampfdruckverhältnissen arbeiten sollen, unter einem Drucke von 12at,3. durch eingeführtes heiſses Wasser zu prüfen; nach eingetretener Erwärmung des Kessels und gleichmäſsiger Ausdehnung soll der Druck gegeben und sorgfältig beobachtet werden, ob irgend eine Formveränderung eintritt, welche auf Schwäche des Materials oder schlechte Ausführung irgend eines Theiles hinweist; nach Auf hören der Pressung sollen Stehbolzen und Anker nachgesehen werden, um etwaige schwache Stellen oder zu stark angestrengte Theile zu entdecken; denn der Ausschuſs ist der Meinung, daſs ein Kessel, welcher im neuen Zustande eine solche Probe ohne Nachgeben oder Ueberanstrengung einzelner Theile nicht aushält, keine vollständige Sicherheit für das Aushalten der Anstrengungen im regelmäſsigen Betriebe bietet. Für alle späteren Kesselproben, welchen sorgfältige Prüfung, namentlich auch der Stehbolzen mit dem Hammer, vorauszugehen hat, wird eine Druckprobe mit heiſsem Wasser empfohlen, wobei die Pressung nicht den Betrag von 1at,7 über die regelmäſsige Betriebsspannung überschreiten soll. Eine Druckprobe wird als die allein vollständige bezeichnet, da nur sie jeden Theil des Kessels erreicht und jede schwache Stelle darlegt, auch solche, welche durch Unaufmerksamkeit oder versteckte Lage bei anderen Proben übersehen werden können. Der Ausschuſs hält heiſses Wasser für hinreichend elastisch, um den Druck überall auszugleichen, und da es ein Leck leichter sichtbar macht als Dampf (?), mit weniger Kosten und mit gröſserer Reinlichkeit sich anwenden läſst, so empfiehlt sich sein Gebrauch als das geeignetste Prüfungsmittel. Schlieſslich, wenn auch mit einigem Bangen, berührt der Ausschuſs die Frage der Häufigkeit der Druckproben und empfiehlt, da die Wirksamkeit jeder Prüfungsweise von deren richtiger Anwendung abhänge, eine zeitweise Kesseldurchsicht und Druckprobe alle 12 Monate in den ersten 2 Jahren nach der Legung des Kessels und alle 6 Monate in der Folgezeit für alle in Betrieb befindlichen Dampfkessel. Der Ausschuſs schlieſst hieran, als einen Theil seines Berichtes, noch die Kesselprüfungsvorschriften der Pennsylvania Eisenbahn, welche seiner Ansicht nach zu den besten bestehenden gehören. Locomotivkessel: Die Kessel neuer Locomotiven sind mit 1,75k/qc über ihren Betriebsdruck durch Preſswasser zu prüfen und zwar in den ersten 2 Jahren jährlich einmal, sodann alle 6 Monate. Bei Kesselproben hat der Aufseher des Maschinenhauses, welchem die Locomotivausbesserungen unterstellt sind, persönlich den Kessel von auſsen zu besichtigen, während ein Hilfsmann die Feuerbüchse von innen beobachtet. Vor Beginn der Druckprobe ist der Kessel nahezu bis zum Siedepunkte des Wassers anzuheizen. Die Stehbolzen sind wenigstens jede Woche zu untersuchen, indem sie ein besonders hierauf eingeübter Mann mit dem Hammer anschlägt; diese Probe geschieht entweder bei etwa 2at Druck im Kessel, wobei sich die Bruchflächen etwa gerissener Bolzen schon von einander trennen, oder, wenn möglich, bei völlig entleertem Kessel, was vorzuziehen ist. Mit Rücksicht auf die Lage der sorgfältig anzuzeichnenden gebrochenen Stehbolzen hat der Maschinenmeister zu entscheiden, ob die Locomotive auſser Dienst zu stellen ist. Keine Locomotive darf weiter benutzt werden, wenn auch nur ein Bolzen in der obersten Reihe gebrochen ist. Feststehende Dampfkessel: Solche Kessel mit 6at,8 Dampfdruck sind wie die Locomotivkessel zu prüfen, einschlieſslich der Untersuchung der Stehbolzen. Ist der Arbeitsdruck geringer, so beträgt der Probedruck jedesmal um die Hälfte mehr als der Betriebsdruck; die Probe findet alle 6 Monate statt. Vor und nach derselben werden die Stehbolzen, wie oben angegeben., nachgesehen. Festliegende Kessel von besonderer Art. wie z.B. die über Schweifsöfen, werden ganz in gleicher Art geprüft und mit Rücksicht auf ihre besondere Einrichtung untersucht. Vorstehende Regeln beziehen sich auf alle Dampfkessel, mögen sie nun in den Werkstätten oder auſserhalb derselben liegen; sie sind sämmtlich dem Maschinenmeister, in dessen Bezirk sie liegen, unmittelbar unterstellt. Vorzüge des Eisendrahtes und des Kupferdrahtes zu Telegraphenleitungen. Der Elektriker W. H. Preece des General Post Office in London hat in einem zu Aberdeen am 11. September 1885 vor der British Association gehaltenen Vortrage über Versuche berichtet, welche in England über die wechselseitige elektrische Beschaffenheit der Telegraphendrähte aus Eisen und aus Kupfer und über ihr wechselseitiges Leistungsvermögen angestellt worden sind. Es wurde dabei eine Leitung mitbenutzt, welche die Telegraphenabtheilung der englischen Reichspost neuerdings aus Kupferdraht Nr. 14 (2mm,01 Durchmesser und im Gewichte von 28k,2 für 1km) auf der ganzen Entfernung zwischen London und Newcastle von 447km,7 Lange gebaut hat. Die erste Versuchsreihe wurde in zwei Gruppen getheilt, von denen die eine aus den Messungen von Bishop-Auckland nach Teams in der Nähe von Newcastle, eine Entfernung von 48km,68 nach Norden hin, und nach Pierce Bridge, eine Entfernung von 14km,77 nach Süden hin bestand, während die andere Gruppe die Messungen auf einem Theile der Leitung zwischen Pierce Bridge und Baldersby Croſs Roads von 42km,99 Länge umfaſste. Die Säulen trugen 10 Drähte. Die Messungen wurden bei trockenem, günstigem Wetter von Kempe und Eden ausgeführt und lieferten das Ergebniſs, daſs der mittlere Werth der elektrostatischen Capacität der Leitung aus Kupfer auf den Strecken Bishop-Auckland-Teams und Pierce Bridge-Baldersby Croſs Roads um 9,1 Proc., auf der Strecke Bishop-Auckland-Pierce Bridge aber um 9,7 Proc. geringer ist als der der Eisenleitung. Es stimmt dies mit dem nach der Formel log (4h : d), worin h die Höhe des Drahtes über der Erde und d seinen Durchmesser bedeutet, sehr nahe überein. Die durchschnittliche Höhe des Kupferdrahtes auf dem Theile zwischen Bishop-Auckland und Teams und zwischen Pierce Bridge und Baldersby Croſs Roads beträgt nämlich 7m,01 und die Höhe des Eisendrahtes auf einem tieferen Querarme der Säule 6m,71, auf der anderen Strecke bezieh. 6m,4 und 6m,1. Die Durchmesser der Drähte sind bezieh. 2mm,01 und 4mm,24. Bei den Messungen der Induction zwischen Draht und Draht erwiesen sich die gefundenen Wirkungen als sehr gering, obgleich ihr thatsächlicher Werth mit entsprechend groſser Genauigkeit festgestellt wurde. Die zweite Reihe von Versuchen über das telegraphische Leistungsvermögen des Kupferdrahtes im Vergleiche mit der des Eisendrahtes wurden zwischen London und Newcastle angestellt. Die Versuche wurden von Chapman und Eden geleitet. Die Ergebnisse der zahlreichen Versuche über die Telegraphirgeschwindigkeit bei Anwendung von verschiedenen Arten von Apparaten ergaben, daſs das Kupfer eine sehr entschiedene Ueberlegenheit über das Eisen besitzt, da die Geschwindigkeiten sich folgendermaſsen stellten: bei einfachem Telegraphiren für Kupfer 414, für Eisen 345 Wörter, beim Gegensprechen für Kupfer 270, für Eisen 237 Wörter in einer Minute; die mittlere Mehrleistung beim Kupfer beträgt also 12,9 Proc. Bemerkenswerth ist indessen, daſs diese Versuche augenscheinlich beweisen, daſs das Kupfer seine Ueberlegenheit nicht einfach seiner geringeren Capacität und seinem geringeren Widerstände verdankt, sondern daſs es auch empfänglicher für schnelle Wechsel im elektrischen Strome ist als das Eisen; denn wenn der Widerstand und die Capacität der Kupfer- und Eisendrähte durch Einschaltung von Widerstandsrollen und Condensatoren gleich gemacht wurden, so wurde die Geschwindigkeit auf den ersteren dadurch nicht verringert. Möglicher Weise ist die Empfänglichkeit des Eisens gegen Magnetismus (magnetic suceptibility) die Ursache davon; die Magnetisirung des Eisens wirkt wie eine Art Hemmschuh auf die Ströme. Es ist bekannt, daſs Telephone immer besser auf Kupfer- als auf Eisendrähten arbeiten, zweifellos aus demselben Grunde. Diese Versuche zeigen auch noch den hohen Grad von Geschwindigkeit, welcher mit den Wheatstone'schen selbstthätigen Apparaten im Laufe der Jahre erreicht wurde. In den J. 1877 bis 1884 stieg nämlich die Telegraphirgeschwindigkeit nach und nach von 80 Wörtern in der Minute auf 100, 130, 170, 190, 200, 250 und 350 Wörter, im J. 1885 aber auf 450 Wörter. Zipernowsky und Déri's Regulirung von elektrischen Wechselströmen. Wenn bei Wechselstrommaschinen der Widerstand in dem Arbeitsstromkreise gröſser oder kleiner wird, so ändert sich auch die Stromstärke in diesem Kreise und auch die Spannung (Potentialdifferenz) zwischen gewissen Punkten des Schlieſsungskreises. Carl Zipernowsky und Max Déri in Budapest (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 34649 vom 18. Februar 1885) wollen bei solchen Maschinen eine Selbstregulirung der Stromstärke bezieh. Spannung durch Anwendung eines Inductors herbeiführen, dessen primäre Rolle in den Arbeitsstromkreis eingeschaltet wird, während seine secundäre Rolle in den Erregerstromkreis zur Einschaltung gelangt. Wird dabei die secundäre Rolle in letztgenanntem Stromkreise so eingeschaltet, daſs die Inductionswechselströme, welche der die primäre Rolle durchlaufende Arbeitsstrom in ihr erzeugt, sich zu dem Erregerstrome addiren, so wird sich die Magnetisirung der erregenden Elektromagnete in gleichem Sinne ändern wie die Stärke des Hauptstromes; dies führt zu einer selbstthätigen Regulirung der Stromspannung. Wirken dagegen die in der secundären Rolle vom Hauptstrome inducirten Ströme dem Erregerstrome entgegen, so ändert sich die Magnetisirung im entgegengesetzten Sinne wie die Stärke des Hauptstromes und dies eignet sich zur Regulirung der Stromstärke. Die Verhältnisse des Inductors sind so zu wählen, daſs für die zwei Grenzen der veränderlichen elektrischen Gröſse die Constanz der Potentialdifferenz oder der Stromstärke vorhanden ist: nach Befinden wird eine Verschiebbarkeit des Eisenkernes im Inductor zur Herstellung der richtigen Verhältnisse mit benutzt. Das eine der in der Patentschrift durchgeführten Beispiele betrifft eine Wechselstrommaschine, bei welcher die Elektromagnete umlaufen und die den Arbeitsstrom liefernden Ankerdrähte fest liegen. Eine der Ankerdrahtspulen ab ist von den anderen getrennt und liefert den Erregerstrom, welcher natürlich durch einen Commutator c in einen gleichgerichteten Strom verwandelt wird. Der Erregerstrom geht von a durch die secundäre Rolle de des Inductors durch den Commutator c, durchläuft als Gleichstrom die Erregerspulen, kommt zum Commutator c zurück und gelangt endlich nach b. Es soll nun z.B. die Potentialdifferenz zwischen zwei Punkten M und N des Arbeitsstromkreises unverändert erhalten werden. Die Anordnung wird alsdann folgendermaſsen getroffen: Bei der kleinsten Stromstärke in der Hauptleitung stellt man zwischen M und N die gewünschte Spannung her, wobei die Umdrehungsgeschwindigkeit der Maschine und die Widerstände im Magnetisirungsstromkreise ein für allemal festgestellt werden. Bei einer anderen Stromstärke in der Hauptleitung, z.B. bei der normalen oder bei der zulässig gröſsten Stromstärke, wird alsdann ein Strom in dem Secundärinductor auftreten, welcher in demselben Sinne wie der ursprüngliche Erregerstrom zur Magnetisirung mitwirkt. Es ist also unschwer, durch richtig gewählte Windungsabmessungen, durch entsprechende Schaltungen und endlich durch Zuhilfenahme von Rheostaten die Induction im Secundärgenerator, d.h. in de gerade so zu richten, daſs in Folge der jetzt verstärkten Magnetisirung bei unveränderter Umlaufzahl und bei unveränderten inneren Verhältnissen der Maschine ihre elektromotorische Kraft gerade um so viel zunehmen muſs, daſs zwischen M und N auch jetzt die nämliche Spannung auftritt, wie im ersten Falle. Dieselbe Spannung wird dann ziemlich genau auch bei den verschiedenen Stromstärken im Hauptstromkreise eintreffen, welche zwischen der verwendeten kleinsten und gröſsten Stromstärke fallen. Zur Herstellung von künstlichen Steinmassen. Zernikow in Oderberg i. d. Mark (D. R. P. Kl. 80 Nr. 34862 vom 25. Juli 1885) will bei der Herstellung künstlicher Steine die Ausdehnung des Kalkpulvers beim Löschen dazu benutzen, innerhalb der in Formen eingeschlossenen Masse einen starken Druck zu erzeugen und so möglichst feste Steine herzustellen. Es wird auf diesem Wege aus Aetzkalkpulver oder Mischungen desselben mit staubförmigem gelöschtem Kalk Kunstkalkstein bereitet, indem man die Mischling in Formen eindrückt und vor dem Schlieſsen der Form entweder schnell Wasser hinzugibt, oder durch die Fugen oder kleinen Oeffnungen der Form Wasser oder noch besser gespannten Wasserdampf eintreten läſst. In gleicher Weise wird Kunstsandstein aus Mischungen von Sand oder anderen Kieselerde enthaltenden Pulvern und Aetzkalkpulvern oder auch unter Zufügung von Kalkhydratpulver hergestellt. Hierbei werden die Steine stets nach der Bildung des dichten Kalkhydrates noch mit hoch gespanntem Wasserdampf behandelt, um eine weitere Härtung durch Bildung von Calciumsilicat zu erzielen. Zur Herstellung poröser Cementstücke, welche zur Filtration ätzender Flüssigkeiten dienen sollen, wird nach E. Matthes und Weber in Duisburg (D. R. P. Kl. 80 Nr. 34888 vom 27. Mai 1885) der Cement mit concentrirten Lösungen von Salzen der Alkalien, alkalischen Erden und Metalle, besonders von Chlornatrium und Chlorkalium, oder auch mit solchen Säuren angerührt, welche mit den Basen des Cementes lösliche Verbindungen bilden, z.B. mit Salzsäure, Salpetersäure oder Essigsäure. Beim Abbinden des Cementes entzieht derselbe den hinzugesetzten oder aus den Säuren entstandenen Salzlösungen das Wasser, wobei sich die Salze in fester Form fein vertheilt im Cementkörper ausscheiden. Nach dem Trocknen und Auslaugen zeigt der Cementkörper eine gleichmäſsige Porosität. Ueber Lederschmiermittel. C. Siegelkow (Gerberzeitung, 1885 S. 196) hat bei Verwendung von blankem Thran als Lederschmiermittel durchweg gute Erfolge erzielt. Nur bei geschwärztem Blankleder stellte sich zuweilen ein Ausschwitzen des Thranes in Form sogen. Harzpuppen ein. Bewährt hat sich das Verfahren, die geschwärzten Leder auf der Fleischseite mit Talg und blankem Thran, auf der Narbenseite mit Vaselin zu schmieren. Nach H. Matthias (daselbst S. 231) tritt das Ausharzen fast nur bei unvollständig gegerbtem Leder auf. A. Eberz (daselbst S. 206 und 260) soll der verwendete Talg möglichst wenig Wasser enthalten und frei von Schwefelsäure und Oelsäure sein. Beim Dégras ist zu berücksichtigen, daſs der sogen. französische Dégras durch Auspressen der Felle gewonnen wird und werthvoller ist als der sogen. rheinische, zu dessen Darstellung die mit Thran gewalkten Felle mit Sodalauge behandelt würden. Dégras soll höchstens 20 Proc. Wasser enthalten (vgl. Sünn 1869 192 343). Nach W. Eitner (Der Gerber, 1885 S. 217) zeigt sich das Ausharzen bei jungen hellen Thranen leichter als bei alten dunkeln. Eine gute Eigenschaft, welche dem echten Dégras zukommt, ist die, daſs sich das Fett ähnlich wie bei der Sämischgerberei leicht und in gröſseren Mengen an die Faser wirklich bindet und sich nicht, wie dies andere Fette anfänglich thun, nur in das Lederfasergewebe einlagern und später erst sich binden. Durch dieses Binden des Fettes an die Faser wird der äuſsere Erfolg der Einfettung groſsentheils verwischt, d.h. man fühlt wohl die Wirkung des Fettens in Milde, Griff und Gewicht des Leders, kann aber dieselbe durch fettiges Anfühlen des Leders oder Dunkelung der Farbe nicht wahrnehmen. Eine Farbenänderung der Leder tritt nur insoferne ein, als die Narbe der geschmierten Leder durch einen Stoff, welcher sich bei Veränderung des Thranes bildet und der ein bedeutendes Färbevermögen hat, einen orange-gelblichen Ton annimmt. Endlich hat das Dégras die den Fetten nicht zukommende Eigenschaft, sich ohne Vermittelung mit einem gewissen Procentsatze Wasser zu einer ganz gleichartigen Masse abmischen zu lassen, wodurch die ganze Fettmasse in einzelne mikroskopisch kleine Kügelchen vertheilt wird. In dieser äuſserst feinen Vertheilung dringt das Fett viel leichter in das feine Ledergewebe ein als in dichten Massen und kann dasselbe auch nicht so leicht verschmieren. In jüngster Zeit wird von der Firma Pollak und Benda in Podbaba bei Prag unter dem Namen Normallederfett ein Product in den Handel gebracht, welches mit Naturdégras in der Wirkung groſse Aehnlichkeit hat, da die Fette, welche das Normalfett zusammensetzen, in ähnlicher Weise wie das Naturdégras verändert werden. Das Normalfett besteht nicht lediglich aus verändertem Thran, sondern es enthält auch festere Fette, welche aber ebenfalls einen Fettgerbeprozeſs mitgemacht und dadurch verändert wurden. Dem zu Folge verhält sich das Normalfett in seiner Verwendung ebenso wie Naturdégras: es dringt leichter und in gröſserer Menge als die unveränderten Fette in das Leder ein, macht es sehr mild und weich und verleiht demselben bei heller Farbe gutes Gewicht. Die Dichtheit des Normalfettes ist die einer weich gehaltenen Schmiere, sein Schmelzpunkt liegt bei 250 und es wird entweder rein oder mit Zusatz von Talg verwendet. Erhöhung der Leuchtkraft von Kohlengas durch Kohlenwasserstoffe. Wenn in den Gasfabriken Leuchtgas von hoher Leuchtkraft erzeugt werden soll, so gibt man der zur Destillation benutzten Kohle einen Zusatz von Cannelkohle. Ein Stoff, welcher zum Erhöhen der Leuchtkraft von Kohlengas verwendet werden soll, darf also nicht höher zu stehen kommen als Cannelkohle. Hiernach haben Benzol und Gasolin wenig Aussicht. Nach Versuchen von G. E. Davis (Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 S. 2) gehören die in gewöhnlichem Kohlengase vorhandenen Kohlenwasserstoffe mehr der aromatischen Reihe, die im Cannelkohlengas der Fettreihe an. Dies scheint darauf hinzudeuten, daſs zur Erhöhung der Leuchtkraft namentlich auch Kohlenwasserstoffe der Fettreihe benutzt werden müssen. Davis fand, daſs 283cbm Gas bei 20° etwa 15l Naphta und 35l Benzol aufnehmen. Bei diesen Versuchen zeigte es sich, daſs beim Durchleiten des Gases höher siedende Kohlenwasserstoffe, wie Toluol und Xylol, in der Flüssigkeit abgeschieden und dagegen leicht flüchtigeres Benzol und Naphta vom Gase aufgenommen wurde. Nach Versuchen von Davis ist die Leuchtkraft von Naphtadampf geringer als die von einem gleichen Volumen Benzoldampf. Die sogen. Albo-Carbon-Brenner mit Naphtalin (vgl. 1882 245 131) sind nach Erfahrung von Davis vortheilhaft. Er verwendet dieselben für das Kohlengas, aus welchem er mit seinem jetzt in der Gasfabrik zu Rockingham arbeitenden Prozeſs (vgl. 1884 252 41) die Kohlenwasserstoffe gewonnen hat. Mit dem Albo-Carbon-Verfahren ist es möglich, dem Gase wieder eine Leuchtkraft von 20 Kerzen zu geben. Nach der Ansicht von Davis ist es bei den jetzigen sehr niedrigen Theerpreisen für die Gasfabriken vortheilhafter, den Theer, statt zu verkaufen, zum Erhöhen der Leuchtkraft des Kohlengases an Stelle von Cannelkohle zu benutzen. Zu gleicher Zeit würde dann die Theergewinnung geringer, so daſs ein Theil des erzeugten Theeres auch durch Verkauf vortheilhafter verwendet werden könnte. Der Theer enthält hauptsächlich drei Bestandtheile, welche bei der Vergasung desselben nur schaden können, nämlich Naphtalin, Anthracen und Pech. Dieselben liefern fast kein Gas und verursachen Verstopfungen der Apparate und andere Unannehmlichkeiten. Um dieselben bei der Vergasung des Theeres wegzuschaffen, destillirt Davis den Theer in gewöhnlichen Blasen, leitet die Dämpfe durch glühende Retorten und mischt das gewonnene reiche Gas im Gasometer mit dem Kohlengase. Die flüchtigen Kohlenwasserstoffe des Theeres geben bei Rothglut ein Gas, welches dem Cannelkohlengase sehr ähnlich ist: für 1t Theer erhält man etwa 470cbm Gas von 50 Kerzen. Nach Davis' Berechnung erhält man bei Verwendung alles Theeres zur Vergasung ein Leuchtgas von etwa 18,4 Kerzen. Von 100t Kohle gewinnt man etwa 7t Theer, welche nach diesem Verfahren verwendet mindestens 10t Cannelkohle ersetzen werden. Ueber die Untersuchung von Oelen. Zur Bestimmung des specifischen Gewichtes von Oelen und Fetten wendet A. Allen (Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 S. 65) die Westphal'sche Wage (vgl. 1880 236 * 214) an. Er nimmt alle seine Bestimmungen bei der Temperatur des siedenden Wassers vor. Verfasser hat die Ausdehnungscoefficienten verschiedener Oele bestimmt. Alle bei gewöhnlicher Temperatur flüssigen Oele, mit Ausnahme von Wallfischöl, dehnen sich beinahe gleich aus. Die Ausdehnung von geschmolzenen Fetten und Wachs ist dagegen bedeutend höher. Zur schnellen Bestimmung der sogen. Viscosität von Oelen verwendet Allen einen Apparat, bei welchem ein Rädchen durch ein sinkendes Gewicht im Oele gedreht wird. Die Secundenzahl, welche zum Herabsinken des Gewichtes nothwendig ist, gibt das Maſs für den Flüssigkeitsgrad. Allen hat mit der Essigsäureprobe für Oele von Valenta (1884 252 296) Versuche angestellt; seine Ergebnisse sind aber von denen Valenta's sehr verschieden, was nur daher rühren kann, daſs verschiedene Proben der gleichen Art Oel sich bei der Untersuchung nach Valenta's Verfahren verschieden verhalten. Zur Untersuchung von Butter. Nach Th. Taylor (Milchzeitung, 1885 * S. 744) gelingt es bei 500facher Vergröſserung unter dem Mikroskope Butter von sogen. Kunstbutter zu unterscheiden. J. Horsley (Chemical News, 1885 Bd. 51 S. 114) will dies dadurch erreichen, daſs er je ein Haselnuſs groſses Stück Butter und der Probe in zwei gleiche Proberöhren bringt und diese in die Hand nimmt; Kunstbutter schmilzt viel rascher als Naturbutter. Eine Lösung der letzteren in Aether gibt durch Zusatz von etwas Weingeist eine weiſse Fällung, die Lösung von Kunstbutter bleibt klar. Liebschütz (Journal of the American Chemical Society, 1885 Bd. 7 S. 134) verseift die Probe mit Barythydrat, versetzt das erhaltene unreine Glycerin mit starkem Alkohol, filtrirt, verdunstet bei 100° und wiegt. Reine Butter gibt 3,75 Proc. Glycerin, Kunstbutter 7 Proc. Nach R. W. Moore (daselbst S. 188) wird Kokusnuſsöl von Butter durch das Reichert'sche Verfahren erkannt. Nach A. Mayer (Milchzeitung, 1885 S. 145) bringt man 0g,6 der Probe in ein Proberohr, worin sich 12cc mit 2 Tropfen 2procentiger Natronlauge oder 6procentiger Ammoniakflüssigkeit alkalisch gemachtes Wasser befinden. Man legt den Daumen auf und schüttelt kräftig um, legt dann das Reagierglas in ein Wasserbad, welches auf einer Temperatur von 37° erhalten wird. Hat der Inhalt des Reagierglases die Temperatur des Wasserbades erreicht, so schüttelt man bei aufgelegtem Daumen noch einige Mal kräftig um und gieſst dann die darin enthaltene Emulsion in einen gewöhnlichen Glastrichter, welcher von unten mit Kautschukschlauch und Klemmschraube verschlossen ist, und spült mehrere Mal mit Wasser von 37° nach. Dann öffnet man die Klemmschraube ein wenig, so daſs ein tüchtiger Wasserstrahl aus dem Trichter abläuft, sorgt aber gleichzeitig durch Nachspülen mit warmem Wasser von der angegebenen Temperatur dafür, daſs der Trichter niemals leer läuft. Sobald das Wasser klar abläuft, schlieſst man die Klemmschraube so, daſs die letzten Theile Wasser langsam wegsinken. Ist nun die behandelte Butter echte Butter gewesen, dann wird man nach Beendigung dieser Schlemmarbeit und nach Abkühlung der Trichterwände an diesen letzteren nur eine fein vertheilte käsige Masse finden, während auch nur die Beimengung von ¼ Kunstbutter sich durch Fetttröpfchen verräth, welche man auch in diesem Falle schon während des Spülens bemerken konnte. Künstliche Färbung ist danach leicht zu erkennen, indem aus ungefärbter Butter niemals auch nur die leichteste Spur Färbung an den Alkohol übergeht, Kunstfarbe aber sich ziemlich gleichmäſsig auf Alkohol und das unter diesem befindliche geschmolzene Fett vertheilt. Selbst bei Mengung von gefärbter und ungefärbter Butter ist die Erscheinung noch so charakteristisch, daſs sie eine Schätzung der Mengungsverhältnisse erlaubt. Verfahren zur Untersuchung von Bleisuperoxyd. Durch Destilliren von 0g,5 Bleisuperoxyd mit Salzsäure, Auffangen des Chlores in Jodkaliumlösung und Titriren mit Hyposulfit erhielt P. Ebell (Repertorium für analytische Chemie, 1886 S. 142) einen Gehalt von 95,8 Proc. PbO2. Um die lästige Destillation zu vermeiden, wurden 0g,5 Bleisuperoxyd mit Wasser übergossen, dann wurde concentrirte Salzsäure im Ueberschusse zugefügt und unter Umschwenken mäſsig erwärmt. Das Bleisuperoxyd löste sich zu Tetrachlorid, PbCl4; nur Spuren von Chlor gelangten in die vorgelegte Jodkaliumlösung. Man läſst nun die Jodkaliumlösung aus der Vorlage, nachdem das erstere in etwas kaltem Wasser gekühlt, in das Kölbchen zurückflieſsen. Es scheidet sich Jod ab und läſst sich dieses, nachdem etwa auf 300cc im Becherglase verdünnt, mit Hyposulfit titriren. 0g,5 Bleisuperoxyd erforderten 40cc Hyposulfit, entsprechend 95,6 Proc. Bleisuperoxyd. 1g Bleisuperoxyd wurde mit 50cc Fünftel-Oxalsäure übergossen und 25cc concentrirte Salpetersäure zugefügt, bei mäſsiger Wärme bis zur Auflösung gerührt und mit Zehntel-Chamäleon austitrirt; gefunden 96,7 Proc. PbO2. Die Lösung erfordert viel Zeit; will man sie aber durch Erwärmen über 40° beschleunigen, so findet leicht Zersetzung der Oxalsäure statt. Bringt man in eine überschüssige saure Lösung von Wasserstoffsuperoxyd gepulvertes Bleisuperoxyd, so findet Zersetzung nach folgender Gleichung statt: H2O2 + PbO2 + 2HNO3 = Pb(NO3)2 + 2H2O+ O2, während der Ueberschuſs des Wasserstoffsuperoxydes unverändert bleibt. Da letzterer mit Chamäleon leicht zu messen ist, so bietet sich eine Grundlage, um auf den Gehalt des Bleisuperoxydes zurückzurechnen. 2cc Wasserstoffsuperoxydlösung erforderten z.B. 35cc,1 Zehntel-Chamäleon. 4cc mit Salpetersäure gut angesäuert und mit etwa 50cc Wasser verdünnt, wurden in der Kälte mit 0g,5 Bleisuperoxyd behandelt, nachdem alles Bleisuperoxyd gelöst, mit Chamäleon austitrirt; es waren erforderlich 30cc Zehntel-Chamäleon, entsprechend 96,08 Proc. PbO2. Zur gasometrischen Bestimmung werden 0g,5 Superoxyd in einem 50cc-Fläschchen mit verdünnter Salpetersäure übergössen; dann wird ein einseitig geschlossenes Röhrchen, gefüllt mit etwa 6cc Wasserstoffsuperoxyd (3 Proc.) und etwa 2 bis 3cc Salpetersäure, derart eingesenkt, daſs von dieser Mischung nichts auf das Bleisuperoxyd laufen kann und das Aufsetzen eines durchbohrten Gummikorkes nicht verhindert wird. Das im Gummipfropfen steckende Glasröhrchen wird mit dem Lunge'schen Nitrometer (1884 258 * 361) verbunden, bei entsprechender Hahnstellung und nachdem vorher der Kolbeninhalt genau Zimmertemperatur angenommen. Durch Neigung des Kölbchens läſst sich der Röhreninhalt (H2O2 + HNO3) allmählich über das Bleisuperoxyd vertheilen und der entweichende Sauerstoff im Nitrometerrohre auffangen, um dann nach längerer Zeit gemessen zu werden. 0g,5 Bleisuperoxyd lieferten 45cc,2 Sauerstoff bei 14° und 775mm Barometerstand = 43cc,9 von 0° und 760mm, entsprechend 93,8 Proc. Bleisuperoxyd. Verfahren zum Bleichen von Knochenfett. H. Krätzer (Gewerbeblatt aus Württemberg, 1886 S. 91) mischt 500k auf 70 bis 75° erwärmtes Knochenfett mit 5k 30grädiger Sodalauge, welcher man 2k,5 Salz beigemischt hat, und läſst 6 bis 8 Stunden oder über Nacht ruhig stehen. Das klar abgesetzte Fett läſst man bis auf 40° erkalten und setzt dazu eine Lösung von 2k,5 Kaliumdichromat, dann 7,5 bis 10k 22grädige rauchende Salzsäure und mischt. Das Oel wird ununterbrochen tüchtig durchgekrückt, bis sich schlieſslich nur noch ein grüner Schein mit weiſsem Schaume zeigt, welcher angibt, daſs das Oel gebleicht ist. Ist das Oel schön gebleicht, so übergieſst. man dasselbe mittels einer Gieſskanne mit 100l etwa 75° heiſsen Wassers, deckt das Ganze gut zu und läſst absetzen. Steht Dampf zur Verfügung, so läſst man diesen 10 bis 15 Minuten lang einströmen. Durch dieses Auswaschen mit heiſsem Wasser oder Dampf wird die etwa noch in dem Knochenfette enthaltene Säure zu Boden gerissen. Ein so gebleichtes Knochenfett ist bei gewöhnlicher Temperatur weich und von schmalzartiger Beschaffenheit; es zeigt eine rein weiſse oder schwach gelbliche Farbe und zeichnet sich namentlich dadurch aus, daſs es an der Luft nur sehr langsam ranzig wird.