Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 261, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 401
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Ergänzungsruder für Schiffe zur Fahrt durch den Suezkanal. Die bekannte Thatsache, daſs groſse Schiffe schlecht steuern, wenn sie enge Kanäle durchfahren, in denen die Wassertiefe ihren Tiefgang nicht wesentlich übersteigt, hat im Suezkanale mehrfach zu Unzuträglichkeiten und zu Beschädigungen geführt. Unter den mancherlei Mitteln zur Abhilfe dieses Uebelstandes ist eines: die Vergrößerung der Ruderfläche. Auf diese Thatsache gründet sich ein von Decerfz in Port Said vorgeschlagenes Ergänzungsruder. Dasselbe besteht nach dem Genie civil, 1885/86 Bd. 8 * S. 90 in einem Ansatzstücke, welches in der Längenrichtung des Schiffes an der Hinterseite des Ruders durch Bolzen und Schienen befestigt wird. Das Ergänzungsruder wird angebracht, bevor das Schiff in den Kanal einläuft und abgenommen, wenn dasselbe aus dem Kanäle wieder austritt. Die Schiffe der Peninsular and Oriental Company verwenden dieses Ergänzungsruder seit dem J. 1876 mit gutem Erfolge. Das Gewicht der aus Eisen- oder Stahlblech hergestellten Vorrichtung stellt sich für ein groſses Schiff auf etwa 70k, der Preis auf 80 M. Bekleidung von Kettenscheiben mit Stahl oder Hartguſs. Die vieleckigen Bewegungsscheiben bei mit Gefäſsen ausgerüsteten Förderketten (vgl. C. Hall 1884 252 * 228) sind groſser Abnutzung ausgesetzt. Dieselbe wird nach Angabe der Maschinenbau-Anstalt Humboldt in Kalk bei Köln (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 35789 vom 25. Oktober 1885) vermindert, indem in die Vielecksflächen der Scheiben mittels Schwalbenschwanz Stahl- oder Hartguſsplatten eingeschoben und dann durch eine Schraube gehalten werden. Diese Einlagen können, ohne daſs die Förderkette abgenommen wird, ausgewechselt werden. J. Lang's Plandrehbank. Eine hübsche, durch groſse Standfestigkeit sich besonders auszeichnende Plandrehbank haben J. Lang und Söhne in Johnstone entworfen. Bei derselben umfaſst ein schweres verschraubtes Bett rahmenartig die Planscheibe, gewährt dem Spindelstocke Auflage, der verschiebbaren Wange für den Support und Reitstock die nöthige Führung und dadurch auch den Supporten beim Plan- und Umfangdrehen groſser Theile gute Unterstützung. Der Spindelstock ist nach Engineering, 1886 Bd. 41 * S. 128 1830mm lang und 1950mm an der Auflage im Bette breit. Das Vorderlager hat 260mm Bohrung und ist 390mm lang. Die Stahlspindel trägt die Planscheibe von 2745mm Durchmesser. Die Grube sowie der Bettrahmen gestatten die Bearbeitung von Werkstücken bis 4500mm Durchmesser bei 1200mm Höhe. Die verschiebbare Hauptwange ist überdies noch durch selbstständige Bocke geführt; die Wange ist 6000mm lang, 1200mm breit und 570mm hoch und kann zwischen 312 bis 1950mm von der Planscheibe aus verschoben werden. Die Schaltbewegung des Hauptsupportes ist selbstthätig und zum Schraubenschneiden eingerichtet. Die stählerne Leitspindel hat 120mm Durchmesser und ist mit Whitworth'schem Normalgewinde versehen. Für Werkstücke unter 3000mm Durchmesser erfolgt der Antrieb der Leitspindel durch eine die Bettplatte kreuzende Welle, bei gröſseren Arbeitstücken wird aber diese Welle zurückgezogen, um die Grube frei zu machen; dafür muſs nun die Leitspindel durch Wellen angetrieben werden, welche die Bettrahmen mittels Winkelräder seitlich umgehen. Die auch innen vollständig ausgedrehte Stufenscheibe hat Scheibendurchmesser von 570 bis 1070mm. Sämmtliche Stirnräder sind aus dem Vollen gefräst, die Arme haben I-förmigen Querschnitt, wodurch dieselben eine starre Verbindung zwischen Nabe und Kranz ergeben. Der Zahnkranz für die Planscheibe ist an dieselbe angegossen, die Zähne mit innerem Eingriff sind mittels Formmaschine hergestellt. Diese sorgfältige Ausführung der Zahneingriffe gewährt einen sehr ruhigen Gang. Eine Ausführung dieser Drehbank wiegt beiläufig 44t und ist dieselbe von Glienfield in Kilmarnock gebaut. Schutz der Schmirgelräder gegen Verschmieren durch das Lageröl. Textabbildung Bd. 261, S. 402 Um zu verhindern, daſs das Oel der Schleifwelle D sich dem Steine S mittheilen kann, wodurch dessen Leistungsfähigkeit beschränkt wird, setze man nach der Zeitschrift für Instrumentenkunde eine tellerförmige Schutzscheibe TT1 seitlich von dem Steine fest auf die Welle. Diese Schutzscheibe kann aus gestanztem Blech (obere Hälfte T) oder Guſseisen (untere Hälfte T1) bestehen. Sollte sich ein Tropfen Oel auf der Schutzscheibe ansammeln, so wird derselbe vermöge der Centrifugalkraft an den von der Schmirgelscheibe abstehenden Tellerrand getrieben und von da weggeschleudert. H. Lindley's Antrieb für Dynamomaschinen. Zum unmittelbaren Antriebe der Ankerachse von Dynamomaschinen ohne Riemen u. dgl. bringt Herbert Lindley in Manchester (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 35356 vom 20. September 1885) Triebstockräder mit innerer Verzahnung in Vorschlag. Die vom Motor angetriebene Achse erhält das groſse innen verzahnte Rad, bei welchem, da der Trieb auf der Ankerachse der Dynamomaschine genau den halben Theilkreisdurchmesser des groſsen Rades besitzt, die Zahnflanken gerade und radial gerichtet ausfallen. Es wird also eine Uebersetzung ins Doppelte erreicht. Da dieser Trieb, um ruhig und sicher zu arbeiten, eine genau gleichbleibende Entfernung der beiden Radachsen verlangt, ist die Grundplatte der Dynamomaschine auf der Antriebsseite mit einem Lagerbügel an die getriebene Achse gehängt und ist, um Abnutzungen des Lagers nachgeben zu können, die Grundplatte auf der anderen Seite um einen wagerechten Zapfen drehbar; die Grundplatte ist also gewissermaſsen pendelnd aufgehängt. J. C. Pürthner's Apparat zur Erzeugung gleichgerichteter inducirter Ströme. Um die Zeitverluste zu umgehen, welche bei Erzeugung inducirter elektrischer Ströme daraus entstehen, daſs eine meſsbare Zeit vergeht, bevor nach Schlieſsen oder Oeffnen der primären Leitung der Eisenkern den Magnetismus ganz angenommen oder verloren hat, will J. C. Pürthner in Wien (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 36116 vom 14. August 1885) zwei primäre Spulen anwenden, welche der primäre Strom abwechselnd durchflieſst. Erfolgt die Unterbrechung des Stromes in der einen gleichzeitig mit dem Schlieſsen in der anderen, so gleichen sich die Extraströme aus. Diese beiden Spulen wirken entweder auf eine gemeinsame Inductionsspule, oder jede auf zwei zu ihren beiden Seiten angebrachte Inductionsspulen und im letzteren Falle werden diese zwei Spulen so verbunden, daſs sich der Oeffnungsstrom in der einen dem gleichzeitigen Schlieſsungsstrome in der anderen summirt. Die Patentschrift führt mehrere sich drehende oder oscillirende Umschalter zur Durchführung des Gedankens vor. Verwerthung von Lederabfällen. J. Roth in Avandale (Englisches Patent 1885 Nr. 1835) will Lederabfälle u. dgl. in einem mit Siebboden versehenen Gefäſse mit überhitztem Dampfe behandeln, das mit dem Dampfe entweichende Ammoniak in entsprechender Weise gewinnen, etwaiges Fett, welches sich unter dem Siebboden sammelt, verwerthen, die Rückstände selbst aber mahlen und als Dünger verwenden. Gasöfen zum Schmelzen von Bernstein für Lackbereitung. Ueber das Schmelzen des Rohbernsteins ist bereits in diesem Journal 1880 236 * 395 und 1883 249 * 373 ausführlicher berichtet worden. Die Firma Stantien und Becker in Königsberg i. Pr. hat bereits 6 Gasöfen im Betriebe, mit welchen täglich 1000 bis 1500k kleiner Bernsteinstücke geschmolzen und gereinigt werden, so daſs das Product gleich dem besten Zanzibarcopal verwendet werden kann. Zur Untersuchung von Zink. Versuche von E. Schlösser und G. Hamkop (Zeitschrift für analytische Chemie, 1886 S. 170) bestätigen, daſs beim Umschmelzen von Blei haltigem Zink die untere Schicht mehr Blei enthält als die obere. Bei einem mittleren Bleigehalte von 1,65 Proc. enthielt z.B. nach dem Erkalten die untere 5,34 Proc., der obere Theil 1,0 Proc. Blei. Man wird daher den mittleren Bleigehalt einer gröſseren Anzahl von Zinkplatten überhaupt nicht sicher feststellen können. Selbst wenn sämmtliches Zink einer Hütte und einem Gusse entstammt, wird man nicht berechtigt sein, das Mittel der gefundenen Zahlen als mittleren Bleigehalt des ganzen Vorrathes zu bezeichnen. Unzulässig ist es, die Proben einzuschmelzen, zu körnen und einen beliebigen Theil der Körner zu untersuchen; besser ist es schon, dem eingeschmolzenen Metalle nach heftigem Umrühren eine Schöpfprobe zu entnehmen und diese ganz zur Analyse zu verwenden. Versetzt man nach G. Lösekann und Th. Meyer (Chemikerzeitung, 1886 S. 729) eine mit Ammoniak genau neutralisirte Lösung von Zink in Salzsäure oder Schwefelsäure mit einer genügenden Menge Binatriumphosphat, so entsteht ein voluminöser weiſser Niederschlag von Zinkammonphosphat, Zn.NH4.PO4, welcher jedoch beim Erhitzen zum Sieden körnig krystallinisch wird und beim Glühen Zinkpyrophosphat, Zn2P2O7, bildet. Die Fällung geschieht am besten nach Zusatz von überschüssigem Ammoniak und Binatriumphosphat durch Zutröpfeln von Salzsäure oder Schwefelsäure bis zur neutralen Reaction, d.h. bis rothes Lackmus schwach gebläut, blaues schwach geröthet wird. Ein nur schwaches Vorwalten der einen oder anderen Reaction wird übrigens durch das überschüssige Binatriumphosphat unschädlich gemacht. Die Flüssigkeit mit dem Niederschlage wird dann zum Sieden erhitzt, nach einigen Stunden abfiltrirt und mit heiſsem Wasser ausgewaschen, bis eine Probe des Waschwassers mit Molybdänlösung keine Phosphorsäure mehr anzeigt. Es empfiehlt sich, eine höchstens 0g,3 Zink enthaltende Menge Substanz für eine Fällung in Anwendung zu bringen. Die Menge der hinzuzufügenden Binatriumphosphatlösung (1 : 10) soll nicht mehr als 50cc betragen, weil ein zu groſser Ueberschuſs davon leicht etwas zu hohe Werthe ergibt, oder wenigstens ein längeres Auswaschen erforderlich macht. Da das geschmolzene pyrophosphorsaure Zink beim Abkühlen und Wägen häufig zerspringt und nach allen Seiten aus einander stäubt, so ist dabei Vorsicht nothwendig und das Wägen nur im bedeckten Tiegel vorzunehmen. Zur Bestimmung des Glycerins im Weine. Nach R. Bensemann (Repertorium der analytischen Chemie, 1886 S. 250) werden zur Bestimmung des Glycerin haltigen Extractes 10cc Wein in einem Kochkolben auf dem Wasserbade zum Syrup eingedampft, dann im Trockenschranke 1 Stunde lang auf 95 bis 100° erwärmt und nach dem Abkühlen gewogen. Darauf trocknet man unter sonst gleichen Umständen ½ Stunde und wägt. So fährt man fort, bis die Gewichtsabnahme nach ½ stündigem Trocknen nicht mehr als höchstens 2mg beträgt. Der Sicherheit halber trocknet man so lange, bis man 3 Wägungen hat, welche unter einander um höchstens 2mg verschieden sind. Das letzte Gewicht, bei welchem noch eine höhere Gewichtsabnahme als 2mg zu verzeichnen war, nimmt man als richtig. In eine kleine, flache Porzellanschale bringt man 10cc Wein, dampft zuerst auf dem Wasserbade bis zum steifen Syrup ein, trocknet dann in einem auf 110° gehaltenen Lufttrockenschrank 1 Stunde, läſst 10 bis 15 Minuten im Exsiccator erkalten und wägt; alsdann trocknet man unter sonst gleichen Umständen ½ Stunde und wägt. So fährt man fort, bis nach ½ stündigem Trocknen keine Gewichtsabnahme mehr erfolgt. Man erhält so die Menge des von Glycerin freien Extractes. Zur Bestimmung des Glycerins dampft man 100cc Wein und 5g Calciumhydrat in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade bis zum dicken Breie ein und setzt dann soviel gebrannten Gyps hinzu, als zur Herstellung eines steifen Teiges erforderlich ist, wozu 5 bis höchstens 10g ausreichen müssen. Den Teig läſst man unter öfterem Zerdrücken mit einem Spatel an einem maſsig (etwa 30°) warmen Orte so lange stehen, bis er in eine fast trockene, zerreibliche Masse verwandelt ist; letztere bringt man in einen gewöhnlichen Extractionsapparat, dessen Kolben man mit 50cc 90 procentigem Alkohol derart beschickt, daſs man den Alkohol zunächst zum Nachspülen der Porzellanschale benutzt und dann durch die Masse hindurch in den Kolben gieſst. Nach 2 bis 3 Stunden dampft man die Lösung, in dem Extractionskolben selbst, auf dem Wasserbade bis zum steifen Syrup ein. Den Abdampfrückstand löst man in 90 procentigem Alkohol; die alkoholische Lösung bringt man in einen 50cc haltenden und in Cubikcentimeter getheilten Cylinder mit Glasstopfen und stellt sie mit 90 procentigem Alkohol auf 20cc ein, gibt darauf Aether hinzu und stellt mit demselben auf 50cc ein. Nach erfolgter Klärung nimmt man mit der Pipette 25cc von der ätherisch-alkoholischen Lösung, entsprechend 50cc Wein, bringt sie in einen Kolben, verdampft, trocknet bei 90° und wägt. Das Gewicht des Trockenrückstandes ist das Gewicht des Glycerins, von welchem noch der Aschengehalt abzuziehen ist, den man durch Einäschern des Trockenrückstandes bestimmt. Zusatz von Glycerin beim Bleichen mit Chlorkalk- und Sodalösung. Die Neuerung bei dem Bleichverfahren von H. Wächter in Bielefeld (D. R. P. Kl. 8 Nr. 36752 vom 29. Januar 1886) besteht in einem Glycerinzusatze zur Lösung, wodurch die zu bleichenden Stoffe eine höhere Weiſse erhalten und auch die Fasern des Stoffes bedeutend geschont werden sollen. Man nimmt auf 200l Wasser (gekocht) eine Mischung von 12k Chlorkalk, 0k,25 Soda und einen Zusatz von 0l,5 Glycerin; letzteres wird erst nach 12 Stunden hinzugefügt und dann die ganze Mischung nach deren Lösung einfach regelrecht umgerührt. Bei dem Bleichen mit dieser Flüssigkeit soll ein Entfernen des Chlorkalkes aus den Stoffen, wie dies bisher mit verdünnter Salzsäure oder Schwefelsäure geschieht, nicht mehr erforderlich sein; die Mischung kann mit kaltem Wasser aus den gebleichten Stoffen ausgespült werden und nachher ist nur mit warmem Wasser nachzuspülen, um jede Nachwirkung der Mischung auszuschlieſsen.