Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 158
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Robey's schnell laufende Dampfmaschine. Auf der Liverpooler Industrie-Ausstellung 1886 führten Robey und Comp. in Lincoln eine schnell laufende liegende Dampfmaschine vor, welche nach dem Engineering, 1886 Bd. 42 * S. 80 besonders für elektrische Beleuchtungszwecke auf Schiffen u. dgl. ausgeführt wird. Die Maschine macht bis 350 Umdrehungen in der Minute und zeichnet sich namentlich durch die Schmiereinrichtungen aus. Die Grundplatte ist ausgehöhlt und bildet eine Mulde für das Schmieröl, aus welcher die bei jedem Umgange eintauchende Pleuelstange das Oel umherspritzt und den Kreuzkopfgleitflächen und allen Lagern mittheilt; deshalb ist das bajonettartige Gestell, an welchem der Cylinder frei hängt, ganz geschlossen und nur durch einen besonderen schweren Deckel zugänglich. Die Maschine besitzt sehr groſse Lagerflächen; die beiden Lager der gekröpften Kurbelwelle, welche 89mm Durchmesser haben, sind 178mm lang, der Kurbelzapfen besitzt 83mm Durchmesser und 100mm Länge. Die Maschine leistet etwa 6 Pferd und ist mit der Dynamomaschine auf einer Grundplatte befestigt und zwar die Dynamomaschine in Führungen mit Hilfe von Schrauben zwischen festen Nasen verstellbar, so daſs selbst während des Ganges durch Verrückung der Dynamomaschine der Antriebsriemen gespannt werden kann. Amerikanische Leitspindeldrehbank. Die Muller Machine Tool Company in Cincinnati, Ohio, baut nach dem American Machinist, 1886 Nr. 37 * S. 1 Drehbänke mit ∧-förmiger Prismaführung für den Support, welcher bloſs aus dem Längsschlitten, mit Schilden auf beiden Seiten, und einem recht schmalen Querschlitten mit dem drehbaren Meiſselhalter besteht. Die stählerne Drehbankspindel ist durchbohrt; das Vorderlager derselben hat 62mm Durchmesser bei 115mm Länge. Beim Glattdrehen erfolgt der Vorschub durch Reibungsräder und Zahnstangengetrieb von der Längsnuth der Leitspindel aus. W. Collier's Bohrmaschine für Krempeltrommeln. Der Engineer, 1886 Bd. 62 * S. 387 bringt das Schaubild einer Maschine von W. Collier und Comp. in Manchester mit zwanzig in einer Reihe angeordneten wagerechten Bohrspindeln, mittels welcher die Löcher für das Befestigen des Kratzenbeschlages auf den guſseisernen Haupttrommeln reihenweise auf einmal gebohrt werden. Die Bohrspindeln liegen zwischen Schienen gehalten in einer Platte, welche auf zwei kleinen Führungsbacken verschiebbar aufliegt. In dieser Platte liegt eine stählerne Schraubenspindel, welche mit den einzelnen auf jeder Bohrspindel aufgekeilten Schneckenrädchen im Eingriffe steht und so den Umlauf der Bohrer veranlaſst. Diese Schneckenspindel trägt an ihrem freien Ende eine Fest- und Losscheibe, während das andere Ende kammzapfenartig ausgebildet ist, um den Achsendruck besser aufnehmen zu können. Indem nun diese ganze Vorrichtung gegen die festgestellte Trommel angeschoben wird, erfolgt die Schaltung der Bohrer. Dieser Vorschub wird von der Hauptschneckenspindel auf die Schraubenspindeln in den Führungsböcken durch bekannte Mechanismen übertragen, während die Rückwärtsbewegung von Hand vorgenommen wird. Es ist auch eine Einrichtung vorgesehen, um die Entfernung der Bohrspindeln gleichmäſsig ändern zu können. Die Trommel liegt mit ihren eigenen Zapfen in zwei Lagerböcken eingespannt und wird durch ein aufgestecktes Rad, welches zugleich die Eintheilung ermöglicht, durch einen Einleghebel in der entsprechenden Stellung erhalten. An jedem Lagerbocke ist auſserdem ein Arm angegossen, auf welchem sich je eine kleine Bohrmaschine verschiebt, die zur Herstellung der Löcher am Trommelrande dient. Durch diese Maschine ist die Frage der Verwendbarkeit der vielfachen Bohrmaschinen zu besonderen Arbeiten sehr hübsch gelöst; auch die Ausführung derselben in constructiver Beziehung läſst sich als musterhaft bezeichnen. Gröſste Tiefbohrung. Die gröſste Tiefe, in welche man bis jetzt überhaupt bei einer Bohrung vorgedrungen ist, wurde bei dem Betriebe des Bohrloches zu Schladebach bei Dürrenberg südlich von Halle mit 1748m,4 im Juli 1886 erreicht. Der Weiterbetrieb des Bohrloches (vor Ort nur noch 31mm,5 weit)., welches zur Aufsuchung des älteren Steinkohlengebirges angesetzt worden war, wurde in Folge technischer Schwierigkeiten eingestellt. Die im Bohrlochstiefsten gemessenen Temperaturen betrugen nach der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1886 Bd. 34 S. 341 bei 1596m Teufe 54,5° und bei 1716m Teufe 56,6°. Neuerungen an Sandblaseapparaten. Um die Kraft des Sandstrahles (vgl. Tilghman 1874 212 * 14. 1884 252 * 58) dem Härtegrade der verschiedenen zu mattirenden Gegenstände anpassen zu können, wie es bei Bearbeitung von Metallflächen nothwendig ist, haben B. J. Round und W. Wham in Birmingham (* D. R. P. Kl. 32 Nr. 33362 vom 25. April 1885) folgende Einrichtung zur Regelung der Stahlstärke getroffen: Die Luft wird aus einer verschlossenen Arbeitskammer durch eine Luftpumpe oder ein Sauggebläse abgezogen, so daſs die äuſsere Luft den Sand durch eine Düse senkrecht nach aufwärts gerichtet in die luftverdünnte Kammer treibt. In derselben werden die Gegenstände von den Händen des Arbeiters, welche durch in den Kammeröffnungen angebrachte Gummistulpen abgedichtet sind, gehalten und geführt. Je nach dem Grade der Luftverdünnung in der Arbeitskammer wird der Sandstrahl stärker oder schwächer, weshalb in der Wand der Arbeitskammer eine vom Arbeiter mittels Drehschieber verstellbare Oeffnung angeordnet wird, durch welche beliebig die äuſsere Luft in die Kammer treten und die gewünschte Luftverdünnung erzeugen kann. J. Mathewson in Sheffield (* D. R. P. Kl. 32 Nr. 34154 vom 20. März 1885) wirft den Sand durch einen Dampfstrahl gegen die zu bearbeitende Fläche. Um hierbei eine Erwärmung des Arbeitstückes und ein Feuchtwerden des Sandes zu vermeiden, was ein Springen der Gläser und eine unreine Wiedergabe der Zeichnungen zur Folge haben kann, wird der Sand-Dampfstrahl mittels eines Luftstromes erst gekühlt und getrocknet. Ueber die Luftbefeuchtung in Spinnereien und Webereien. Um in den Fabriksälen der Spinnereien und Webereien die zur Erzeugung gleichmäſsiger Waare nothwendige Feuchtigkeit der Luft zu erhalten, haben Chaudet und Nandin vorgeschlagen (vgl. 1885 255 490), ein Gemisch von Luft und Wasserdampf in die Säle einzublasen. Eine ähnliche Einrichtung hat, nach der Revue industrielle, 1885 S. 403, J. Bertrand angegeben und der Société industrielle du Nord de la France zur Prüfung vorgelegt; die erzielten Versuchsergebnisse sollen befriedigend sein. Bertrand läſst in ein cylindrisches Gefäſs durch eine Düse Dampf und durch eine zweite, die erstere umgebende Düse Wasser treten; ferner schlieſst an das Gefäſs eine Luftzuleitung an, durch welche frische oder aus dem Saale selbst entnommene Luft mittels eines Bläsers getrieben wird. Das im Gefäſse entstehende Gemisch tritt durch anschlieſsende gelochte Röhren in den Saal. Je nach Einstellung der an den Zuleitungen von Dampf, Wasser und Luft angebrachten Regelungsvorrichtungen kann der Flüssigkeitsgehalt und die Temperatur des in den Saal tretenden Gemisches dem Bedarfe entsprechend geregelt werden. Mit der Luftbefeuchtung in Spinn- und Websälen beschäftigt sich auch eine gröſsere, im Bulletin de Mulhouse, 1886 * S. 5 bezieh. im Bulletin de Rouen, 1885 * S. 395 veröffentlichte Preisabhandlung von E. Deny. Darin wird empfohlen, die Heizung bezieh. Kühlung der Fabriksäle getrennt von einer besonderen Lüftung anzuordnen; erstere haben nur die Wärmeüberführung durch die Auſsenwände auszugleichen; die Lüftung soll dann in den Fabriksälen zugleich die nothwendige Temperatur und den nöthigen Feuchtigkeitsgehalt durch Zuführung entsprechend vorbereiteter Frischluft und Entfernung der verbrauchten Luft schaffen. Es wäre somit die Aufgabe zu lösen, die von auſsen entnommene Luft entsprechend vorzubereiten. Unter Benutzung zeichnerischer Darstellungen wird nun ausgeführt, daſs die Aufgabe, Auſsenluft, deren Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt stets wechselt, auf gleichbleibende bestimmte Temperatur und gleichbleibenden Feuchtigkeitsgehalt zu bringen, durch einfaches Einblasen von Dampf oder durch Verdunstung von Wasser nicht gelöst werden kann. Es muſs vielmehr zuerst die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt und dabei auf solche Temperatur gebracht werden, bei der die gesättigte Luft diejenige Wasserdampfmenge enthält, welche dasselbe Luftgewicht bei dem in den Fabriksälen gewünschten Feuchtigkeitsgrad und der verlangten Temperatur hat; hierauf ist diese gesättigte Luft auf die gewünschte Temperatur zu bringen. Wenn letztere zu 18° und ein Feuchtigkeitsgrad von 0,8 angenommen wird, so ergibt sich nach der Berechnung Deny's eine Temperatur von 13,8° für die gesättigte Luft, welche zuerst erzeugt werden soll. Hierzu wird der Apparat von Nézeraux und Garlandat (vgl. 1883 248 * 61) vorgeschlagen, bei welchem die Luft mittels eines Schleuderbläsers durch auf einer gelochten Platte flieſsendes Wasser getrieben wird, dessen Temperatur eine bestimmte sein muſs, wenn die Menge stets die gleiche bleiben soll (vgl. auch Howarth 1886 260 * 552). Es wird dann z.B. berechnet, daſs, um 1000cbm Auſsenluft von – 10° und 0,6 Feuchtigkeitsgrad auf + 13,8° zu erwärmen und zugleich mit Feuchtigkeit zu sättigen, 200k Wasser von 94° Temperatur durch den Apparat geleitet werden müssen; hierbei ist jedoch vorausgesetzt, daſs Wasser und Luft durch die erzielte innige Berührung ihre Wärme vollständig austauschen, was nicht eintreten wird. Die wechselnde Erwärmung der durch den Apparat flieſsenden Wassermenge soll nach Angabe eines in den ausziehenden Luftstrom gehängten Thermometers durch Dampfröhren geschehen, welche von dem Wasser umspült werden, ehe es in den Apparat tritt. Steigt die Auſsentemperatur über 14°, so ergibt die Rechnung, daſs eine Kühlung der Luft eintreten muſs, wozu das Wasser vorher durch einen mit Eis gefüllten Behälter ziehen soll. Um hierbei wieder Wasser von verschiedener Temperatur zu erhalten, soll eine Mischung des gekühlten mit ungekühltem Wasser angeordnet werden; hierfür enthält die Abhandlung praktische Vorschläge. Da während der heiſsen Tage zur Kühlung der Luft sehr bedeutende Mengen Eiswasser nothwendig würden, so schlägt der Verfasser vor, während dieser Tage eine Innentemperatur der Fabriksäle von 24° zu gestatten. In allen Fällen wäre aber die aus dem Apparate strömende Luft noch zu erwärmen, so daſs der Feuchtigkeitsgrad auf den gewünschten Betrag von 0,8 sinkt; hierzu könnte Dampf- oder Wasserheizung mittels Oefen beliebiger Form verwendet werden. Diese so vorbereitete Frischluft wäre dann in die Arbeitssäle zu leiten, wofür Deny empfiehlt, unter der Decke derselben Kanäle anzuordnen, welche an einigen zur Grundfläche gleichmäſsig vertheilten Punkten etwa 2 bis 2m,5 über dem Boden münden. Die Abluftkanäle sollen in den Auſsenwänden hochführen und dicht über dem Boden münden, sowie zur Regelung der Lüftung an den Ausmündungen der Zuluft- und Abluftkanäle entsprechende Vorrichtungen angebracht werden. Im zweiten Theile der Abhandlung erläutert der Verfasser den Apparat von de Dietrich und Comp. (vgl. 1885 255 * 69). Mittels desselben soll die Luft der Fabriksäle selbst befeuchtet und selbstthätig der Feuchtigkeitsgrad auf stets gleicher Höhe erhalten werden. Deny gibt eine Berechnung dieser selbstthätigen Regelungsvorrichtung, ohne jedoch über die nothwendigen Abmessungen des Apparates selbst Angaben zu machen. C. de Lacroix, welcher in der Mülhauser Gesellschaft über Deny's Abhandlung Bericht erstattete, betonte, daſs in derselben wohl die theoretische Seite der Frage der Luftbefeuchtung sehr eingehend erörtert, die praktische Seite. jedoch nicht genügend berücksichtigt sei. Der Vorschlag Deny's, die Auſsenluft zuerst auf eine bestimmte Temperatur zu bringen, sei für die heiſse Jahreszeit unzweckmäſsig, da dann zuerst die Auſsenluft gekühlt werden muſs, um sie nachher wieder zu erwärmen. Noch sei bemerkt, daſs der Vorschlag, die Luft bei niedrigerer Temperatur mit Feuchtigkeit zu sättigen und hierauf zu erwärmen, nicht neu ist, sondern bereits von Prof. Herrn. Fischer im Handbuch der Architektur, Theil 3 Bd. 4 S. 85 und später in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884 S. 734 empfohlen worden ist. Delune's Entwässerungsröhren aus Cement-Beton. Delune und Comp. in Paris verwenden nach der Revue industrielle, 1886 * S. 76 zur Trockenlegung von Boden Entwässerungsröhren von 1 bis 1m,2 Baulänge, welche aus zwei Theilen von verschieden zusammengesetztem Materiale bestehen, aber unter sich während ihrer Herstellung fest verbunden bleiben. Der untere Theil a ist aus festem wasserdichtem Beton mit vollständig glatter Innenfläche hergestellt und dient als Rinne für den Wasserablauf, während der obere Theil oder die Decke b aus einem sehr durchlässigen, aus 8 bis 10 Th. Schotter auf 1 Th. Cement hergestellten Beton besteht. Der für die Decke zur Anwendung gelangende Cement muſs von besonderer Güte sein, damit der Schotter gut gebunden wird, im Uebrigen aber dem Beton vollkommene Durchlässigkeit erhalten bleibt, welche unter gewöhnlichen Herstellungsbedingungen für die Zwischenräume 0,4 des Betonkörpergewichtes freiläſst. Eine Muffenverbindung c, welche innerhalb der Rohrwände liegt, gestattet das ununterbrochene Aneinanderfügen der einzelnen Rohrstücke. Textabbildung Bd. 263, S. 161 Gegenüber den zur Zeit im Gebrauche befindlichen Methoden der Röhrenentwässerung und Wasserfassung sollen diese Rohren nachfolgende Vortheile bieten: 1) Es ist möglich, dieselben auf der Baustelle oder in unmittelbarer Nähe derselben mit dem dort etwa vorhandenen Materiale herzustellen. Je nach dem vorgesteckten Ziele oder den verfügbaren Mitteln kann man Schotter von sehr verschiedener Gröſse verwenden: sehr grobkörnigen Sand (Kies), geschlegelten Schotter. Hammerschlag, Schlacken. Puzzollan u. dgl. 2) Die Herstellung wird billig zufolge der geringen Zahl von Verbindungen und der Entbehrlichkeil von Muffen. 3) Das Verlegen läſst sich sehr rasch bewerkstelligen. 4) Die Rohrstränge erhalten eine gröſsere Widerstandsfähigkeit als Thonrohren. 5) Die durchlassende Fläche für die Trockenlegung wird vergröſsert. 6) Der Wasserabfluſs ist erleichtert und Verstopfungen können vermieden werden. Werden diese Röhren zu Wasserfassungsanlagen verwendet, so dienen sie gleichzeitig als Filter, indem sie die Verunreinigungen zurückhalten. Da man die Röhren so herstellen kann, daſs sie einer Pressung von 2at widerstehen, so vermag man für den Fall. daſs nach längerem Gebrauche der Röhren in unreinem Wasser die Poren des Betons vollständig verstopft würden, von eigens zu diesem Zwecke angelegten Brunnen aus im Inneren derselben Pressungen bis zu 2at zu erzeugen, was genügen würde, um das Filter zu reinigen und das Wasser zu zwingen, die obere poröse Betonwand von innen nach auſsen zu durchdringen. Solche Röhren eignen sich auch für kleinere Entwässerungen, wobei die Wandstärken entsprechend der Lichtweite geringer werden. Die mit solchen Röhren angestellten Versuche sollen die besten Erfolge geliefert und die Ingenieure der Stadt Paris aufmerksam gemacht haben, diese Röhren bei den zur Nutzbarmachung der Pariser Kanalabwässer eingeleiteten Versuchen zu verwenden. Wilson's elektrischer Polizeitelegraph. In Amerika wird es auf verschiedene Weise ermöglicht, daſs die Polizeimannschaft auf ihren Rundgängen durch telegraphische Signale ihre Anwesenheit an bestimmten, von ihr zu besuchenden Punkten nach dem Polizeiamte meldet; von diesen Punkten aus können auch, unabhängig von den Feuertelegraphen, mittels eines Telephons Feuermeldungen u. dgl. im Nothfalle nach dem Polizeiamte erfolgen. Soll dies Alles auf demselben Empfangsapparate aufgenommen werden, so muſs derselbe beständig beobachtet und überwacht werden. Zur Behebung dieses Uebelstandes hat John C. Wilson einen Polizeitelegraph angegeben, mit welchem ein Theil von Boston ausgerüstet worden ist. Der Empfänger besteht aus einem Tische, worauf links ein Schreibtelegraph aufgestellt ist, der die Zeiten aufzeichnet, zu welchen die Wachmannschaften auf ihren Rundgängen jede Meldestelle besuchen, während auf der rechten Seite des Tisches ein Schreibapparat steht, welcher die von Polizeioffizieren oder von Bürgern in Nothfällen gemachten Meldungen aufnimmt. Beim Einlangen einer solchen Meldung ertönt aber zugleich eine Klingel. In der Mitte des Tisches stellen Telephone, andere Telegraphenapparate, Districtsbotentelegraphen u.s.w. zum Gebrauche bereit. Mit dem Polizeiamte sind durch einen einzigen Leitungsdraht zahlreiche Meldekästen aus Guſseisen verbunden. Die Thür an der Vorderseite derselben hat zwei Schlüssellöcher; das eine für numerirte und in eine Liste eingetragene Schlüssel, welche gewissen Bürgern ausgehändigt werden, das andere für den Polizeigebrauch. Wenn ein Polizeioffizier auf seinem Rundgange an einem Meldekasten vorbeigeht, so öffnet er diesen, drückt einen Hebel nieder und sendet so die Meldung nach dem links auf dem Tische im Amte stehenden Schreibapparate. Will er dem Amte eine Mittheilung machen, so stellt er einen Zeiger auf einem mit verschiedenen Wörtern („Feuer,“ „Wache,“ „Wagen,“ „Telephon“ o. dgl.) beschriebenen Zifferblatte und drückt einen Hebel. Hört er beim Oeffnen eine Klingel ertönen, so weiſs er, daſs das Amt auf dem Telephon mit ihm sprechen will. Wird der Schlüssel eines Bürgers in das Schlüsselloch gesteckt und umgedreht, so meldet er – aber in anderer sich im Amte deutlich kennzeichnenden Weise als bei einer Offiziersmeldung – das Verlangen nach einem „Wagen“; dieser Schlüssel kann aber nicht aus dem Schlüsselloche herausgezogen werden, bevor er durch einen Polizeischlüssel wieder frei gemacht worden ist. Der „Wagen“ wird für augenblicklichen Gebrauch bereit gehalten und kann ein Dutzend oder mehr Mann aufnehmen: er ist mit einem Kasten mit wundärztlichen Instrumenten, Verbandzeug u. dgl., einer zusammenklappbaren Tragbahre u.s.w. für den Fall des Bedarfes ausgerüstet. Die Meldungen werden durch Contacträder mit verschieden angeordneten Contactstellen für Morseschrift gegeben: die Rundgangsignale und die Nothfallsignale erfolgen auf denselben Leitungen, mit denselben Batterien, setzen aber nur den betreffenden Schreibapparat in Thätigkeit. Die Nothfallsignale werden in der allen amerikanischen Feuertelegraphen gemeinschaftlichen Weise durch Stromunterbrechung gegeben, während die Rundgangsignale durch Einschaltung bestimmter Widerstände in den Stromkreis und Ausschaltung derselben entsendet werden; in dem Polizeiamte vertheilen Relais diese Signale unter die beiden vorhandenen Schreibapparate. (Nach Engineering, 1886 Bd. 42 S. 90.) Elektrischer Lärmapparat zum Anzeigen von Leitungsundichtheilen u. dgl. Um dem Schaden vorzubeugen, welcher durch ausrinnende Flüssigkeiten aus undichten Stellen von Leitungen und Behältern, durch Ueberlaufen der letzteren o. dgl. angerichtet wird, empfiehlt Leop. Weil in New-York (* D. R. P. Kl. 74 Nr. 36650 vom 16. Februar 1886) einen elektrischen Lärmapparat das Rassel- oder Läutewerk desselben kann beliebig eingerichtet sein, nur muſs es durch Schliessung eines elektrischen Stromes in Thätigkeit gesetzt werden. Diese Schlieſsung des elektrischen Stromes bei Wasserablaut wird erreicht, indem man die gefahrdrohendsten Stellen umhüllt. Die benutzte Hülle besteht aus zwei Elektricitätsleitern, welche durch eine zwischenliegende, Flüssigkeiten leicht aufsaugende, in trockenem Zustande aber nicht leitende Schicht getrennt sind. Wird diese Schicht durch die ausrinnende Flüssigkeit leitend gemacht. so erfolgt Stromschluſs und der Lärmapparat ertönt. Untersuchung von Natronfeldspath aus Krageroe, Norwegen. C. Bischof theilt in der Thonindustriezeitung. 1887 S. 13 die Untersuchung eines Natronfeldspathes aus Krageroe mit; derselbe ist von gleichmäſsig bräunlicher Farbe, ohne sichtliche fremdartige Einsprengungen, zeigt die Blätterung und zwar in lebhaftem Perlmutterglanz recht schön. Gemahlen erwies sich der Feldspath als schmelzbarer wie in Stücken. In 100 Th. des bei 100° getrockneten Materials wurden gefunden: Kieselsäure 65,35 Thonerde 21,66 Eisenoxyd    0,64 Kalk    1,79 Magnesia    0,16 Kali    0,52 Natron    9,88 Wasser    0,25 –––––– 100,25. Der Feldspath ist also in der That Natron haltig, mit einem bemerkenswerthen Kalkgehalte. Neben einer reichen Menge Thonerde ist die des Eisens gleich geling wie bei dem bestbekannten Kalifeldspath aus Norwegen. Das Material empfiehlt sich gemäſs der pyrometrischen Prüfung durch seine gröſsere Schmelzbarkeit: es schmilzt leichter als der Kalifeldspath. Conservirung von Kupfergefäſsen zum Eindampfen von Natron- oder Kalilauge. Weitere Versuche zur Conservirung der Kupfergefäſse beim Eindampfen oder beim Betriebe der Natrondampfkessel sollen nach M. Honigmann in Grevenberg (D. R. P. Kl. 75 Zusatz Nr. 37916. vom 21. Mai 1886, vgl. 1886 261 550) ergeben haben, daſs die Zuführung des Eisens, anstatt in Gestalt von Drahtbündeln o. dgl. auch in Form von Salzen. z.B. als Eisenvitriol u. dgl. geschehen kann. Verfahren, um Gewebe durch theilweise Zusammenziehung ihrer Fäden zu mustern. P. und Ch. Depoully in Paris sowie C. Garnier und Fr. Voland in Lyon (D. R. P. Kl. 8 Nr. 30966 vom 14. Juni 1884) haben sich für das Verfahren, um mittels chemischer Agentien Gewebe zu mustern (vgl. W. Spindler 1884 253 133), bestimmte Vorschriften geschützt; derartig behandelte Gewebe werden wegen ihrer erhabenen Musterung bossirte Gewebe genannt. Das Verfahren stützt sich auf die bekannte Thatsache. daſs verschiedene Gespinnstfasern unter dem Einflusse geeigneter chemischer Mittel ihre Länge in beträchtlicher Weise ändern. Es können sowohl Gewebe, welche aus gemischten Fasern, also z.B. aus Seide und Baumwolle bestehen, wie auch solche aus nur einer Art Faser in Verwendung genommen werden. Gewebe der ersten Art werden der Einwirkung concentrirter alkalischer Lösungen ausgesetzt und dadurch eine Zusammenziehung der Baumwollfaser bis zu 50 Procent ihrer ursprünglichen Länge erzielt. Die Seidenfäden hingegen erleiden diese Zusammenziehung nicht. sie krümmen sich nur und bilden Wellenlinien, welche der Oberfläche des Gewebes den Eindruck bossirter Arbeit verleihen. Durch verschiedene Vertheilung der beiden Gespinnstfasern können die Unebenheiten. welche dem behandelten Gewebe einen ganz neuen Charakter verleihen, beliebig angeordnet werden. Gewebe aus durchaus gleicher Faser können nicht unmittelbar auf die beschriebene Weise behandelt werden, da sonst das Gewebe nur eine gleichmäßige Zusammenziehung erleiden, aber keine Unebenheiten sich bilden würden. Man trägt deshalb auf solche Gewebe einen Schutzpapp (sogen. Reservage) nach Maſsgabe der Musterung auf. Bei der dann folgenden Behandlung mit concentrirten alkalischen Lösungen erfahren nur die nicht mit Schutzpapp bedeckten Gewebetheile eine Zusammenziehung, während die damit bedeckten unverändert bleiben. Die Bossirung laſst sich sowohl in der Kette, wie im Schusse in beliebiger Stärke erzeugen, wodurch auf dünnen Geweben wirksame Gegensätze von matten und durchscheinenden Stellen entstehen. Als Schutzpapp werden gummi- oder gallertartige Körper, auch harzige Lösungen, sowie Kautschuk und Guttapercha in Vorschlag gebracht. Die alkalischen Lösungen wendet man am besten als Natronlauge in einer Stärke von 15 bis 32° B. an, je nach dem Grade der zu erreichenden Zusammenziehung. Die Behandlung läſst sich leicht und schnell durchführen, denn die chemische Wirkung tritt rasch ein. Man zieht das Gewebe durch das alkalische Bad und bringt es hierauf sogleich in einen Spülbottich mit flieſsendem Wasser bezieh. in schwach saures Wasser, um weitergehenden Veränderungen vorzubeugen. Auch concentrirte Schwefelsäure kann an Stelle der alkalischen Bäder als zusammenziehendes Mittel verwendet werden. Neuerdings haben die Erfinder einige Verbesserungen an ihrem Verfahren vorgenommen (Zusatzpatent Nr. 37658 vom 13. December 1885). Beim Behandeln der gemischten Gewebe sowohl mit Natronlauge, wie mit Schwefelsäure hat es sich als vortheilhaft herausgestellt, die Temperatur möglichst auf 0° zu halten, um die Zeit des Untertauchens der Gewebe auf 5 bis 10 Minuten verlängern und dadurch eine vollkommenere Wirkung ohne Nachtheil für die Festigkeit der Gewebe erzielen zu können. Die mit Schwefelsäure erzielte Wirkung ist ganz verschieden, je nach dem Concentrationsgrade der verwendeten Säure und der Dauer der Einwirkung. Wenn man z.B. ein ganz aus Baumwolle bestehendes, mit Schutzpapp bedrucktes Gewebe bei sehr niedriger Temperatur mit Schwefelsäure von 49 bis 51° B. behandelt, so kann man das Gewebe 5 bis 10 Minuten in der Säure liegen lassen und dadurch ein starkes Zusammenziehen der Faser hervorrufen, ohne eine Zerstörung des Gewebes befürchten zu müssen. Der der Einwirkung der Säure ausgesetzt gewesene Theil des Gewebes bleibt geschmeidig. Wird hingegen eine Schwefelsaure von 52 bis 53° oder gar bis 66° benutzt, so muſs sehr schnell gearbeitet werden, um eine Beschädigung des Stoffes zu verhindern. Der der starken Saure ausgesetzte Theil des Gewebes ist dann mehr oder weniger gehärtet und macht den Eindruck, wie wenn der Stoff an dieser Stelle appretirt wäre, wogegen der geschützte Theil vollkommen geschmeidig bleibt. Das Verfahren ist nicht nur auf Gewebe, sondern auch für Garn, Litzen. Tressen, Chenille. Besatzschnüre u. dgl. anwendbar. Darstellung bleichend wirkender Thonerdeverbindungen. Die Wilson'sche Bleichflüssigkeit wird deshalb sehr gern zum Bleichen benutzt, weil sie die Faser viel weniger angreift als Chlorkalk und den Bleichprozeſs wesentlich beschleunigt. Man erhält diese Flüssigkeit, wenn man eine Lösung von Thonerdesulfat mit einem wässerigen Auszuge von Chlorkalk fällt, wobei sich schwefelsaurer Kalk ausscheidet und unterchlorigsaure Thonerde in Lösung verbleibt. R. Weiß in Charlottenburg (D. R. P. Kl. 8 Nr. 38084 vom 30. April 1886) hat nun gefunden, daſs man noch stärker bleichend wirkende Verbindungen der Thonerde erhalten kann, wenn man gasförmiges Chlor auf Aluminate, besonders Natrium-, Calcium- und Magnesiumaluminat einwirken läſst. Die bleichenden Thonerdeverbindungen können in Form einer Lösung, wie auch in festem Zustande dargestellt werden. Im ersten Falle leitet man Chlor in eine zweckmäſsig verdünnte Lösung von Natriumaluminat bezieh. in Wasser, in welchem Calciumaluminat oder Magnesiumaluminat oder beide zugleich fein vertheilt sind. Im zweiten Falle läſst man das Chlor auf die festen Aluminate einwirken, wobei man die bleichende Verbindung in einer dem Chlorkalk ähnlichen Form erhält. Man läſst das Chlor so lange auf die gelösten bezieh. vertheilten oder die festen Aluminate einwirken, als noch eine sichtlich lebhafte Aufnahme desselben stattfindet, wobei alle Vorsichtsmaſsregeln, welche für die Darstellung von flüssigem und festem Bleichkalk gelten (Vermeidung einer zu starken Temperaturerhöhung u.s.w.), beobachtet werden. Sobald das Chlor in gröſserer Menge dem Apparate entweicht, ist die Umsetzung erfolgt und die Verbindung hat den höchsten Gehalt an wirksamem Chlor erreicht. Bei fortgesetzter Einwirkung des Chlores tritt unter Abgabe von Sauerstoff Zersetzung ein und es nimmt dann der Gehalt an gesammtem Chlor zu, dagegen der an wirksamem Chlor ab. Diese Abspaltung von Sauerstoff macht sich, wenn die Aluminate in Wasser gelöst oder vertheilt angewendet werden, durch eine sehr lebhafte Gasentwickelung unter starkem Schäumen bemerkbar. Die nach diesen Verfahren hergestellten Thonerdeverbindungen wirken in Folge Abgabe von ozonisirtem Sauerstoff auſserordentlich schnell bleichend und zwar gelingt es nach Weiß' Angabe, wie im Groſsen angestellte Versuche ergeben haben sollen, leicht, Gespinnste, Gewebe, Papiermasse u.s.w. in wenigen Tagen, ohne Auslegen, völlig weiſs zu bleichen, wobei auch die bei Anwendung von Chlorkalk den Chlorbädern folgenden Säurebäder wegfallen; wichtig wäre es ferner, daſs die nach diesem Verfahren hergestellten bleichenden Thonerdeverbindungen die Faser weit weniger angreifen als Chlorkalk.