Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 264, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 515
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Bau und Betrieb der schmalspurigen Kreis-Eisenbahn Flensburg-Kappeln. Eine gleich betitelte DruckschriftMit 4 lithographirten Tafeln. Verlag von A. Westphalen in Flensburg 1887.von Eisenbahndirektor Kuhrt in Flensburg enthält die interessante und äuſserst lehrreich geschriebene Geschichte der Entstehung, Erbauung und Leitung einer Nebenbahn von Im Spur, welche die Hafenstadt Flensburg in Schleswig an der Ostsee mit den Hauptorten Glücksburg und Kappein verbindet und eine Länge von 51km,5 hat. Dieselbe ist Eigenthum des Kreises Flensburg, welcher ein Anlehen von 1230000 M. aufnahm und unter der Leitung des späteren Betriebsdirektors Kuhrt die Linie in eigener Verwaltung herstellte. Die gesammten Bau- und Einrichtungskosten entsprechen in ihrer Summe genau dem Voranschlage und ergaben als Gesammtauslagen für 1km den Betrag von 23880 M. Am 1. Juli 1886 konnte die ganze Strecke dem Betriebe übergeben werden, nachdem ein kleinerer Theil derselben 1 Jahr früher in Betrieb gesetzt war. Der Oberbau, welcher fast nur aus abwechselnden Steigungen und Gefällen von wiederholt 25 auf Tausend besteht und zahlreiche Curven bis herab zu 70m Halbmesser enthält, ist aus Vignole-Schienen mit Querschwellen aus Eichenholz hergestellt. Die Schiene, aus Bessemerstahl, hat 85mm Höhe, 40mm Kopf- und 70mm Fuſsbreite; das Gewicht beträgt 15k,2 auf das Meter, der Abstand der Schwellenmittel 843mm. Der gröſste Raddruck der Locomotive erreicht 2500k, woraus sich die geringe Anspruchnahme der Schiene von nur 6,1k/qmm berechnet. Die Errichtung von Stationsgebäuden wurde durchaus den Anwohnern überlassen, da die Bahn nur dort Haltestellen einrichtete, wo ihr die erforderlichen Gebäude beigestellt wurden, und hierdurch die Gemeinden, Gutsbesitzer und besonders die Gastwirthe zu Neu- oder Umbauten angeregt wurden. Sogar die Wasserstation wurde der Bahn umsonst beigestellt von einem unternehmenden Gastwirthe, welcher den nothwendig längeren Aufenthalt der Locomotive in seine Rechnung einbezog. In gleich praktischer Weise wurde das Betriebspersonal möglichst beschränkt. Auf sämmtlichen 22 Zwischenstationen wird der Bahnhofsdienst als Nebenamt durch die Besitzer der Gasthöfe besorgt, welche jeden Abend die Tageseinnahme und Abrechnung an das Hauptamt in Flensburg senden und damit jeder umständlichen Verrechnung enthoben sind. Für die Bewachung der Uebergänge ist kein Personal erforderlich, da die Zuggeschwindigkeit 20km in der Stunde nicht übersteigt. Die Zugbegleitungsmannschaft besteht aus dem Locomotivführer, dem Heizer und dem Zugführer; die beiden letzteren müssen an den Zwischenstationen den Stationsverwalter in der Verladung der Güter unterstützen; Bremser sind nicht erforderlich, da die Heberlein'sche continuirliche Bremse eingeführt ist. Zur Beaufsichtigung der Geleise und zur Bahnbewachung sind 3 Bahnmeister angestellt mit je 6 Arbeitern. Als Betriebsmittel dienen 6 Tenderlocomotiven, 16 Personenwagen 2. und 3. Klasse, 2 Gepäckwagen, 20 bedeckte und 12 offene Güterwagen und 2 Langholzwagen; die Gesammtkosten betrugen 254000 M., d. s. 4932 M. für 1km. Die Untergestelle sämmtlicher Wagen sind aus Formeisen hergestellt; die Personenwagen bestehen aus 4 Abtheilungen von je 6 Sitzen und zeichnen sich durch besonderer Ausstattung aus; dieselben haben einen Mittelgang, Bühnen an beiden Enden und Verbindungsbrücken von Wagen zu Wagen. Die Locomotiven sind von der Schweizerischen Locomotivfabrik in Winterthur geliefert, haben drei gekuppelte Achsen, 1800mm Radstand, 15t Dienstgewicht und 12t,5 Leergewicht. Heizfläche 25qm, Rostfläche 0qm,45, Dampfspannung 14at, Cylinder 240mm × 350mm, Raddurchmesser 750mm auſsen, Wasservorrath 1600l; sie sind nach dem bekannten Brown'schen Systeme gebaut mit oben liegendem Cylinder, dessen Triebkraft mittels eines Balancier und einer zweiten Treibstange auf die vordere Kuppelachse übertragen wird. Von der unteren Treibstange wird die Steuerung abgeleitet, gleichfalls nach System Brown. In Folge dieser Anordnungen sind alle 3 Achsen der Maschine vollständig übereinstimmend, was für den Betrieb ein groſser Vorzug ist. Zum Schlusse wird in dem Berichte das Ergebniſs des ersten halben Betriebsjahres ausgewiesen, woraus hervorgeht, daſs sich jetzt schon die vollen 4 procentigen Zinsen des Baukapitals mit dem Reinertrage decken lassen, ein Erfolg, welcher erst nach einer längeren Reihe von Jahren erwartet worden war. MM. Schwere Schienen für verstärkten Eisenbahnoberbau. Im Stahlwerke der Société Cockerill in Seraing fand kürzlich das feierliche Probewalzen der Stahlschienen von 52k,7 auf das Meter statt, welche in das stark befahrene Hauptgeleise Antwerpen-Brüssel verlegt werden. Bei diesem Probewalzen waren mehrere in- und ausländische Techniker, wie Belpaire, Goffin, Sandberg, Post, Came u.a., versammelt, welche sich in den letzten Jahren um Verstärkung des Oberbaues bemüht haben. Nach Glaser's Annalen, 1887 Bd. 20 * S. 189 zeigt nebenstehende Figur 1 die Hauptabmessungen des „Goliath“ getauften Schienenquerschnittes. Die Schienen sind 9m lang und wurden in 2 Längen gewalzt. Trotzdem der Guſsblock somit etwa 1t wog, bot das Walzen keine Schwierigkeit. Es macht der Oberbau mit diesen Schienen einen mächtigen Eindruck, namentlich derjenige auf den 70k schweren fluſseisernen Querschwellen mit unmittelbar eingewalzter Neigung und Verstärkung, welche gegenwärtig auf den belgischen Linien verlegt werden. Fig. 1., Bd. 264, S. 516 Fig. 2., Bd. 264, S. 516 Es sei hier noch erwähnt, daſs die niederländische Staatsbahn schon Anfang 1886 das Schienengewicht von 33k,7 auf 40k für 1m erhöhte. Kürzlich wurden 26km Geleise mit Schienen dieses Profils (Fig. 2) dem Betriebe übergeben; weitere 30km sind in Angriff genommen. Diese Schienen sind theils 9m lang, theils 12m (480k Gewicht das Stück). Sicherheitsverschluſs für Putzlöcher bei Wasserröhrenkesseln. Einen recht einfachen und zweckmäſsigen selbstdichtenden Verschluſs für die an Wasserrohrkesseln in so groſser Anzahl vorkommenden Putzlöcher führt die Firma Süddeutscher Röhrendampfkesselbau von Simonis und Lanz zu Frankfurt a. M. aus. Derselbe besteht nach Jos. Simonis' deutschem Reichspatent Kl. 47 * Nr. 30407 vom 18. Juni 1884 (vgl. auch H. Fraissinet in Berlin * D. R. P. Kl. 47 Nr. 38563 vom 30. Juli 1886) aus einem einfachen kegelförmigen Deckel A, welcher sich in die entsprechend kegelförmige ausgebohrte Oeffnung B von auſsen her so einsetzen läſst, daſs er durch den Dampf selbst angedrückt wird. Textabbildung Bd. 264, S. 516 Zu diesem Zwecke ist, wie die Figur zeigt, der Deckel an zwei einander gegenüber liegenden Stellen a bis auf die halbe Dicke abgeschrägt, während im Sitze zwei Vertiefungen b ausgefeilt sind, welche sich ebenfalls bis zur halben Breite der Sitzfläche erstrecken. Es ist nun leicht erkennbar, wie der Deckel sich in der gezeichneten Stellung in seinen Sitz einführen läſst; nachdem man aber den Deckel um 90° gedreht hat, findet seine Sitzfläche überall Anlage und der dampfdichte Verschluſs ist hergestellt. Eine Schraube mit Bügel hält den Deckel fest an seiner Stelle. Cobb's Befestigung für Röhrenden bei Oberflächencondensatoren. Zur Befestigung der Rohrenden in den Stirnwänden der Oberflächencondensatoren bedienen sich nach dem Techniker, 1886 * S. 163 die South Brooklyn Steam Engine Works in Brooklyn der in Fig. 1 und 2 dargestellten, von Cobb angegebenen Verfahren. Fig. 1 zeigt die Befestigungsart bei einer messingenen, Fig. 2 bei einer stärkeren guſseisernen Wand. In beiden Fällen werden zur Abdichtung anstatt der üblichen Papierhülsen Papierringe verwendet, weil diese sich einzeln nach und nach packen lassen, erstere jedoch im Ganzen gepreſst werden müssen, um Dichtung zu erzielen. Bei guſseisernen Rohrwänden werden die Rohre, nachdem die Packung eingebracht ist, an den vorstehenden Enden ausgeweitet (Fig. 2). Fig. 1., Bd. 264, S. 517 Fig. 2., Bd. 264, S. 517 Bei messingenen Rohrwänden jedoch wird ein Preſsring und weniger Packungsmaterial verwendet. Die Bohrung des Preſsringes ist am äuſseren Ende kegelförmig verengt, um das Herausgleiten der Röhren durch deren Ausdehnung und Zusammenziehung zu verhindern. Demselben Zwecke dient auch die Ausweitung der Röhren im ersteren Falle. Beide Verfahren sollen den bisher üblichen überlegen sein, da sie keine hervorspringenden Theile (als Stifte, scharfe Abstufungen u.s.w.) bedingen, an welchen Unreinigkeiten des Kühlwassers hängen bleiben und Verstopfungen verursachen könnten. Ferner kann keine unmittelbare Beschädigung der Röhren vorkommen, was der Fall ist, wenn etwa die aus der Rohrwand hervorstehenden Enden mehrfach geschlitzt und umgebogen werden. Letzteres Verfahren hat oft ein Abbrechen der so hergestellten umgebogenen Lappen und demnach Entwerthung des ganzen Rohres zur Folge, wenn es aus irgend einem Grunde herausgenommen werden muſs, während selbst bei Ausweitung der Rohrenden kein Schaden verursacht wird, da die Enden durch passende Werkzeuge wieder verengt werden können. Zwei gewaltige Guſsstücke. Nach dem Engineer, 1887 Bd. 63 * S. 279 hat vor Kurzem die Hyde Park Foundry Company zu Glasgow zwei gewaltige Guſsstücke hergestellt. Es sind dies die beiden Cylinder einer sogen. „Diagonal“-Compound-Schiffsmaschine und auf Bestellung der Fairfield Shipbuilding and Engineering Company, John Eider and Comp. angefertigt. Jeder Cylinder erforderte 40t,6 geschmolzenes Eisen zum Gusse; mit Ausnahme der Cylinder für den Holyhead-Postdampfer Ireland (vgl. 1886 259 379) sollen dies die schwersten je angefertigten Stücke sein. In diese Cylinder, welche nur den äuſseren Mantel darstellen, wird noch ein Futter eingesetzt, dessen Bohrung 2m,847 beträgt; der Hub ist 1m,828. Der fertige Cylinder mit Futter, Deckeln u. dgl. wird ungefähr 43t wiegen. Der Schieber hat ein Gewicht von 3000k. Einrichtungen zur mechanischen Veränderung von Schaufenster-Auslagen. Die tägliche Erfahrung lehrt, daſs die Kauflust mit der Erregung der Schaulust wächst und bewegte Gegenstände in den Schaufenstern das Auge der Vorübergehenden stärker fesseln als ruhende Schaustücke; dies mag zur Einrichtung von mechanisch sich beständig ändernden Auslagen für Schaufenster geführt haben. Am einfachsten erscheint hierzu die Anordnung von endlosen umlaufenden Ketten, an deren Gliedern die Tafeln für das Tragen der Auslagstücke hängen. Eine solche Einrichtung hat J. H. Helberger in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Kl. 54 Nr. 34544 vom 24. Juni 1885) getroffen. Zwei Paar endlose Gliederketten werden über je zwei Achsen so geführt, daſs die Gegenstände auf den zwischen den Ketten eingehängten Tafeln oder Kasten im Schaufenster etwas nach hinten geneigt aufwärts steigen, dann an der Decke des Ladens entlang laufen, an der Hinterwand desselben absteigen und unter dem Fuſsboden oder dem Ladentische wieder nach vorn in das Schaufenster zurückkehren. Im letzteren Falle hat man, wenn der Ladentisch mit einer Deckplatte aus Glas ausgeführt wird, noch die Möglichkeit, im Laden selbst eine Auswahl zwischen den unter dem Ladentische hingeführten Gegenständen zu treffen. Als Betriebskraft für die Ketten werden kleine Gas- oder Wassermotoren empfohlen, welche wenig Aufsicht benöthigen. Die Gegenstände kehren bei der von Helberger ausgeführten Anlage alle 12 Minuten wieder. Bei dieser Einrichtung muſs das Auge behufs näherer Prüfung den bewegten Auslagstücken folgen. Um zum Betrachten etwas Zeit zu lassen, wendet Br. Meinert in Berlin (* D. R. P. Kl. 54 Nr. 35627 vom 13. Oktober 1885) das ganze Schaufenster füllende Kasten an, welche nach einer bestimmten Zeit schnell aufwärts steigen, worauf dahinter sofort ein neuer Kasten erscheint. Der Kreislauf der Kasten kann daher nicht wie bei Helberger durch ein Kettenpaar erfolgen, sondern es sind hierzu 4 Kettenpaare erforderlich; zwei wagerecht laufende Kettenpaare am Boden und an der Decke des Ladens oder in einem darüber liegenden Raume, welche langsam angetrieben werden und die Zu- und Abführung der Kasten vermitteln, und zwei senkrecht laufende Kettenpaare mit schneller Bewegung, welche die Kasten am Schaufenster von dem unteren Kettenpaare nach dem oberen befördern und hinten im Laden umgekehrt die Kasten wieder niederlassen. Diese Einrichtung erfordert allerdings viel Platz und dürfte daher nur bei Neuanlagen von Verkaufsläden oder Kaufhallen auszuführen sein. Füllmaterial für Zwischendecken. Die von Chr. Nußbaum in München (D. R. P. Kl. 80 Nr. 39335 vom 18. April 1886) angegebene Wärmeschutzmasse soll unempfindlich gegen Feuer sein und den Schall nicht leiten, daher sich für Zwischendeckmaterial, für Ziegeln zur Herstellung von Zwischenwänden und als Wärmeschutzmasse empfehlen. Zu baulichen Zwecken ist das genannte Material deswegen wohl geeignet, weil es so leicht ist wie Korkziegeln (vgl. 1881 241 319). Die Wärmeschutzmasse besteht aus Moostorf, welcher entweder pulverisirt, oder in kleinen Stücken mit Kalkmilch durchtränkt und dann an der Luft getrocknet wird. Durch die Kalkmilch wird das Ammoniak ausgetrieben, die Masse unverbrennlich gemacht, d.h. sie glimmt nur noch in der Flamme, ohne Feuer zu fangen bez. zu verbreiten. Als Beispiele der Mischung für Ziegeln werden empfohlen: 1 Th. Weiſskalk und 3 Th. Moostorf, oder 1 Th. Kalk und 4 Th. Torf, oder 1 Th. Gyps, 2 Th. Kalk und 10 Th. Torf; für Füllmasse: 1 Th. Kalk und 6 Th. Moostorf; der Torf kann in kleinen Stücken oder pulverisirt beigemischt werden. G. Maneuvrier's Entzündung des elektrischen Lichtbogens, ohne vorherige Berührung der Elektroden, durch Aenderung der Luftdichte. Zur Entzündung eines elektrischen Lichtbogens ohne vorausgegangene Berührung der beiden Elektroden stehen bisher zwei Verfahrungsweisen zur Verfügung, welche im Wesentlichen darauf hinauskommen, daſs eine leitende Brücke gebildet wird: Entweder man bringt die Flamme einer Kerze zwischen die Elektroden, oder man läſst eine Reihe von Entladungen einer kräftigen elektrostatischen Batterie und noch besser eine Reihe von Funken eines Rühmkorff'schen Inductors zwischen den Elektrodenspitzen überschlagen. Ein neues Mittel dazu theilt G. Maneuvrier in den Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S. 967 mit. Derselbe bringt auf Entfernungen zwischen 5 und 30mm den Lichtbogen zur Entzündung, indem er die Elektroden in einer luftdicht schlieſsenden Glasglocke unterbringt, welche mit einem Dreiwegehahne versehen ist, mittels dessen die Luft in der Glocke verdünnt wird, worauf beim Wiederzulassen von Luft sich der Bogen entzündet. Die Glocke hat bei 6mm dicken Kohlen die Gröſse eines elektrischen Eies, bei Kohlen von 1mm die Gröſse einer Edison-Lampe. Die Elektroden werden durch eingeschmolzene Drähte mit den Polen einer Wechselstromquelle in Verbindung gesetzt und beim erstmaligen Entzünden der Luftdruck auf 5 bis 6mm Quecksilber herabgebracht; später wenn die Kohlen und die Luft erst warm geworden sind, genügt eine Verdünnung bis auf 50mm. Nach erfolgter Verdünnung tritt ein violettes Licht auf und beim Zulassen einiger Luftblasen in die Glocke (bis zu 30 bis 150mm Druck) verdichtet sich das Licht plötzlich und der Lichtbogen entzündet sich sofort. Dreibasischphosphorsaures Natron als Kesselsteinmittel. Wie W. J. Williams im Engineering and Mining Journal, 1887 Bd. 43 S. 326 berichtet, wird von der Keystone Chemical Company in Philadelphia das dreibasischphosphorsaure Natron als Kesselsteinmittel in den Handel gebracht. Der durch dasselbe aus den Sulfaten und Carbonaten von Kalk und Magnesia gebildete Niederschlag von phosphorsaurem Kalk bezieh. Magnesia soll wegen seiner Leichtigkeit während des Siedens völlig vertheilt bleiben und sich auch nach dem Abkühlen des Wassers nicht als Kruste an die Wände ansetzen. (Vgl. Rückverweisung 1887 263 397.) Specifisches Gewicht von Kalkwasser. Nach J. A. Wanklyn (Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 217) sind in 1l Kalkwasser 1g,344 CaO gelöst und das specifische Gewicht bei 13° beträgt 1,00235. Es findet also bei dem Lösen des Aetzkalkes eine beträchtliche Volumenverminderung statt, welche ungefähr das 3 fache des Rauminhaltes von dem angewendeten Calciumoxyd beträgt. Nimmt man das Volumen der 1g,344 CaO zu 0cc,5 an, so beanspruchen diese 1001cc Wasser zur Bildung von 1l Kalkwasser von 1,00235 sp. G. (Vgl. auch 1885 258 143. Lunge 1883 250 464. Lamy 1878 230 285.) Zusammensetzung eines sogen. „metallischen“ Cementes. Im Génie civil, 1886/87 Bd. 10 S. 399 ist die Zusammensetzung eines sogen. metallischen Cementes angegeben, welcher bei verschiedenen hervorragenden Instandhaltungsbauten mit Erfolg verwendet worden ist. Der feste Bestandtheil des Cementes ist ein Gemenge von 2 G.-Th. Zinkoxyd, 2 Th. gemahlenem Kalkstein und 1 Th. zerstoſsenem Sandstein. Die zum Anmachen zur Anwendung kommende Flüssigkeit besteht aus einer Lösung von 6 Th. Zink in käuflicher Salzsäure, mit 1 Th. Salmiak gemengt; diese Flüssigkeit wird mit ⅔ ihres Volumens Wasser verdünnt. Zum Gebrauche wird 1 Th. des Pulvers mit 0,3 Th. der Flüssigkeit zusammengeknetet. Die Zugfestigkeit der erstarrten Kittmasse beträgt nach 48 Stunden 10, nach 4 Monaten 48k/qc, die Druckfestigkeit nach ½ Jahre 280k/qc. Künstliche Herstellung von Spinell. In einen Graphittiegel, dessen Innenseite mit fein gemahlener Magnesia bekleidet ist, bringt man ein Gemenge von Chloraluminium und Kryolith, beide möglichst rein und fein gepulvert. Der Tiegel wird mit Thonerde und überschüssiger Magnesia aufgefüllt, sodann 5 bis 6 Stunden im Feuer erhalten und hierauf langsamer Abkühlung überlassen. Nachdem man die Schmelze zerschlagen, findet man, wie St. Meunier in den Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S. 1111 berichtet, in Hohlräumen kleine Krystalle von Spinell, welche in Härte, Farbe, Glanz u.s.w. dem natürlichen Minerale nicht nachstehen. Durch Zusatz von wenig Kaliumbichromat erhält man rosenrothen Rubinspinell. Wahrscheinlicher Einfluſs der Bodenzusammensetzung auf das Portkommen der Reblaus. Auf Grund zahlreicher statistischer Erhebungen über die Verbreitung der Reblaus im Departement du Gard und der hierbei gemachten Beobachtung, daſs die französischen Reben in gewissen Gegenden dem Vordringen der Reblaus mehr Widerstand leisteten als anderswo, kam Al. Cam. Dejardin nach den Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S. 1249 auf den Gedanken, die geologischen Verhältnisse der einzelnen Rebenanlagen zu untersuchen. Er fand so, daſs im Granit, Dolomit, Trias, Keuper die Widerstandsfähigkeit eine gröſsere als z.B. im Grünsandstein, Neokom und anderen Formationen sei. Bei Versuchen mit amerikanischen Reben, welche bekanntlich für widerstandsfähig gehalten werden, zeigte sich diese Widerstandsfähigkeit ebenfalls abhängig von der Bodenzusammensetzung, so daſs dort, wo die französische Rebe mit mehr Erfolg aushält, die amerikanische Rebe sich auch besonders günstig entwickelt. Die sich hieran knüpfende Frage, durch welche Bestandtheile der verschiedenen Formationen die Widerstandskraft der Reben begünstigt wird, beantwortet Verfasser mit der Angabe, daſs der Gehalt an Stickstoff, Magnesia, Kali, Eisen, Mangan und Phosphorsäure des günstigeren Bodens ein sehr verschiedener ist von dem des ungünstigen. Besonders scheint die Magnesia eine groſse Bedeutung zu haben, indem sich zeigte, daſs in allen Anlagen, wo die französische Rebe Widerstand zu leisten vermag, der Magnesiagehalt des Bodens ein sehr bedeutender ist. Ferner ist der Procentgehalt an Magnesia in der Asche der amerikanischen Reben ein höherer. Auch aus dem Umstände, daſs in der Asche der Wurzeln stets Magnesia vorhanden ist, glaubt Dejardin schlieſsen zu können, daſs durch die Magnesia die Rebe befähigter wird, den Angriffen der Reblaus zu widerstehen. Zersetzung der Nitrate bei Gegenwart von Superphosphaten. Häufig werden Superphosphate mit Salpeter gemengt als Düngemittel unter dem Namen zusammengesetzte Dünger besonders in Nordfrankreich und Belgien in den Handel gebracht. Nach Untersuchungen von A. Andouard (Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S. 583) soll indessen ein solches Gemenge sehr wenig vortheilhaft bezüglich seines Stickstoffgehaltes sein, indem durch die Wirkung der freien Phosphorsäure bezieh. Schwefelsäure die Salpetersäure allmählich verdrängt wird und unverwerthet entweicht. So sank der Stickstoffgehalt eines derartigen Düngemittels von 6 Proc. Stickstoff in 5 bis 6 Wochen auf 3,78 Proc., bei einem anderen von 2 auf 0,72 Proc. nach 3 Wochen und Versuche im Kleinen, bei einer Temperatur von 25° ausgeführt, ergaben sogar einen Rückgang des Stickstoffgehaltes von 20 auf 14 Proc. Dieser Mittheilung wird in der Chemiker-Zeitung, 1887 Bd. 11 S. 538 mit dem Hinweise entgegengetreten, daſs nach Petermann eine Zersetzung des Chilisalpeters nur durch freie Schwefelsäure und groſsen Gehalt an Eisensulfat und organischer Substanz stattfinden kann, freie Phosphorsäure aber die Salpetersäure selbst bei Wasserbadtemperatur niemals in Freiheit setzt. Nur an Eisen reiche und schlecht bereitete Superphosphate können deshalb in inniger Mischung mit Chilisalpeter zersetzend auf diesen wirken unter Entwicklung von Salpetrigsäuredämpfen. Auch O. Güssefeld (a. a. O. S. 591) ist zu den gleichen Ergebnissen wie Petermann gelangt. Er konnte weder bei Einwirkung von trockenem, noch von feuchtem Malden-Superphosphat auf Chilisalpeter einen Stickstoffverlust beobachten und ist geneigt, die Andouard'schen Beobachtungen einem Gehalte des betreffenden Superphosphates an freier Schwefelsäure zuzuschreiben. Zur Frage des Bestehens der Ueberbromsäure. Nach Untersuchungen von R. W. Emerson Mac Ivor (Chemical News, 1876 Bd. 33 S. 35) bestätigen sich die Angaben von Kämmerer (Journal für praktische Chemie, 1863 Bd. 90 S. 190) und von M. M. P. Muir (Journal of the Chemical Society, 1874 Bd. 27 S. 324) über die Bildung der Ueberbromsäure durch Einwirkung von Brom auf Ueberchlorsäure nicht. Nachdem Muir im J. 1876 (a. a. O. Bd. 30 S. 469) seine früheren Angaben widerrufen hatte, berichtet Mac Ivor neuerdings, daſs seine seit der Zeit in dieser Richtung angestellten Versuche stets ohne Erfolg gewesen sind, und faſst seine Untersuchungsergebnisse dahin zusammen, daſs Brom weder auf wässerige, noch auf wasserfreie Ueberchlorsäure, noch auf Silberperchlorat, selbst nicht beim Erhitzen in zugeschmolzenen Röhren, einwirkt. (Nach der Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 203.) Nachweisung von Alkohol in Citronenöl. Im Polytechnischen Notizblatt, 1887 Bd. 42 S. 76 wird nach der Seifensieder-Zeitung ein leicht auszuführendes, von T. Salzer angegebenes Verfahren zum qualitativen Nachweise von Alkohol in Citronenöl mitgetheilt, welches sich übrigens auch bei anderen Oelen benutzen lassen dürfte. Man gibt etwas des zu prüfenden Citronenöles in ein trockenes Proberöhrchen, bestäubt dann die innere Glaswandung über dem Oele mit einer geringen Menge pulverisirtem Fuchsin und erhitzt das Oel zum Sieden. Bei von Alkohol freiem Oel wird keine Veränderung des Fuchsins wahrzunehmen sein; enthält das Oel jedoch nur 0,1 Proc. Weingeist, so ist nach kurzer Zeit jedes Fuchsinstäubchen mit einem in Folge der lösenden Wirkung des Weingeistes erzeugten rothen Kranze umgeben. (Vgl. Carles 1886 260 480.)