Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 268, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 381
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Vorwärmer mit Kesselsteinabsonderung. Die Wirkung des Vorwärmers mit Kesselsteinabsonderung von R. Reichling in Dortmund (* D.R.P. Nr. 41341 vom 19. Mai 1887) beruht darauf, daſs die doppeltkohlensauren Salze des Speisewassers bei Erhitzung desselben auf 100° C. einfach kohlensauer und deshalb unlöslich werden und daſs sie dann bei heftiger Schüttelung sich ausscheiden und absetzen. Der Apparat besteht aus zwei Haupttheilen, dem Heizraum und dem Ausscheideraum. Der erstere besteht aus dem Behälter a (Fig. 25 Taf. 21), in dem das Wasser vorgewärmt, und dem Behälter c, in dem es auf 100° erhitzt und geschüttelt wird der letztere aus dem eigentlichen Ausscheideraume f und einem Filter. Das zu reinigende Wasser tritt durch die Wirbeldüsen i, welche unter dem Blechkranze p liegen, fein zerstäubt in den obersten Behälter ein, läuft von diesem durch ein nach unten führendes Rohr, das Ventil v und das Brauserohr b in einen zweiten Behälter und fällt in demselben über mehrere eingesetzte Bleche nach unten. Der Dampf gelangt durch das Rohr r in den Raum c und kommt in sehr heftige Berührung mit dem in feinen Strahlen herabrieselnden Wasser. So weit er sich hier nicht schon condensirt, tritt er darauf in den Kasten g und aus diesem durch die Rohre m in den Vorwärmer a gegen die Haube n. Das Wasser, das aus dem unteren Behälter mitgerissen wurde, wird theils bei dem Passiren des Kastens g in diesen, theils bei dem Anstoſsen an die Haube n in den Vorwärmer abgeworfen. Nachdem der Dampf die Haube verlassen hat, trifft er auf das aus den Wirbeldüsen strömende Wasser, condensirt sich weiter und gibt seine Wärme ab. Der Blechkranz p verhindert dabei ein Hinauswerfen der Flüssigkeit, was allerdings auch deswegen schon theilweise ausgeschlossen ist, weil die Geschwindigkeit des Dampfes in Follge der Vergröſserung der Querschnitte und der Condensation bereits sehr abgenommen hat. Wenn das Wasser durch das Ventil v und das Brauserohr b den Behälter c gelangt, besitzt es eine Temperatur von ungefähr 80°. Wie bereits erwähnt, kommt es jetzt mit dem durch r einströmenden Dampfe in sehr heftige Berührung. Es erhitzt sich auf ungefähr 100° und scheidet, da es zugleich stark durchschüttelt wird, unlöslichen, einfach kohlensauren Kalk aus. Wird eine entsprechende Menge Soda zugefügt, so zersetzt sich auch der schwefelsaure Kalk des Wassers und zwar in einfach kohlensauren Kalk, wie oben, und in schwefelsaures Natron, welch letzteres stets im Wasser gelöst bleibt und deshalb nicht zur Kesselsteinbildung Anlaſs geben kann. Das so erhaltene Gemisch fällt entweder direkt aus dem Behälter c durch das Rohr d oder aus dem Kasten g durch das Rohr h und dann erst durch das Rohr d in den Ausscheideraum f. In dem fast ruhig stehenden Wasser des Ausscheideraumes bildet sich sehr bald ein Bodensatz, der seitlich herausgeschafft werden kann. Die leichteren Theile durchstreichen nun das Filter, auf welchem sie sich ausscheiden; das Wasser sammelt sich schlieſslich in dem Bassin k und flieſst von hier aus durch das Rohr w ab. Die Regelung des Ventiles v, durch welches das Wasser aus dem Behälter a in das Brauserohr b tritt, erfolgt durch den Schwimmer s und in Folge dessen entsprechend dem Wasserspiegel in dem Bassin k. Durch diese Einrichtung wird jede Stauung und Unruhe in dem Raume f vermieden, wie es unbedingt nothwendig ist, wenn die Ausscheidung vollkommen werden soll. Um das sich auf der Oberfläche des Wassers sammelnde Oel abzuhalten, nach der Speisepumpe des Dampfkessels abzuflieſsen, besteht die Verbindung zwischen dem Bassin k und dem Nachbarbassin nur in einer unten angebrachten Oeffnung, während das Rohr w über dieselbe bis zur Linie xx hinausragt. Sobald der Wasserspiegel unter die Linie gesunken ist, vermag kein Wasser mehr in das Rohr zu treten und es kann deshalb auch das Oel nicht in das Bassin k gelangen. Durch Niederdrücken des Schwimmers läſst sich der Wasserstand in dem Ausscheideraume heben und die Oelschicht durch eine Oeffnung entfernen. Was die Gröſsenverhältnisse des Reichling'schen Vorwärmers anlangt, so sind dieselben so bemessen, daſs das obere Bassin das gesammte nöthige Speisewasser für eine Stunde aufnehmen kann und der Ausscheideraum die 2- bis 3fache Menge faſst. Die Gröſse des letzteren Raumes richtet sich nach der chemischen Zusammensetzung des Wassers, in der Weise, daſs die Zeit, welche das Wasser gebraucht, um nach oben zu kommen, für ein vollkommenes Absetzen der ausgeschiedenen Stoffe genügen muſs. Stahlhalter für Stoſsmaschinen. Von J.T. Hawkins wird im American Machinist, 1888 Bd. 11 * Nr. 6, ein Stahlhalter angegeben, dessen Bauart trotz ihres Alters bemerkenswerth ist. In einem achtflächig prismatischen Stabe schwingt in einer Aussparung ein Messergehäuse um einen Querbolzen, welcher durch den durchgehenden Hackenstahl gehalten wird. Eine kleine Spiralfeder drückt das Messergehäuse nach beendetem Rücklauf in die richtige Einstellung. Um einen Seitenschub zu verhindern, soll die Schneidfläche des Stahles möglichst mit der Achsenebene des Drehbolzens zusammenfallen. Als Vorzug des achtflächigen Stabes, im Vergleich zu einem solchen von kreisrundem Querschnitt wird angegeben, daſs die Befestigung des ersteren am Stoſsschlitten weitaus sicherer ist. Textabbildung Bd. 268, S. 382 Einfache Methode, Glas- und Metallflächen zu verzieren. Ein neues Verfahren, um Glas- oder Metallplatten, emaillirte Flächen zu atzen oder zu graviren, welches Aehnlichkeit mit dem Sandblaseverfahren hat (1887 263 159) und allerdings nur beschränktere Anwendung finden kann, beschreibt Scientific American. Man gebraucht hierzu 1 Pfund Schmirgel, 1 Pfund Bleischrot, eine passende Holzschachtel und einige Papierschablonen. Eine Wand der Schachtel trägt einige Führungsklammern, welche die zu gravirende Platte festhalten. Der Schachteldeckel ist mit einem Streifen Tuch oder Filz bekleidet, damit ein verstreuen des Schmirgels verhindert wird. Die zu verzierende Platte wird zuerst sorgfältig gereinigt und womöglich auch gut polirt. Eine Papierschablone in gewünschter Zeichnung wird auf die Platte mittels Gummi-Arabicum befestigt. Die Schablonen sollen aus dickem Schreibpapier gefertigt sein und beim Aufkleben überall gleichmäſsig aufliegen. Der an den Rändern des Papiers hervortretende Gummi ist mit einem feuchten Schwämme zu entfernen. Die entblöſsten Stellen der Platte müssen vollkommen rein und frei von Streifen und Rissen sein, da sich dieselben sonst in der fertigen Arbeit bemerkbar machen. Sind Metallplatten zu graviren, so sollen dieselben vorher gut polirt werden. Dicke Schablonen und gröbere Arbeit bedingen gröſseren Bleischrot und gröberen Schmirgel. Nachdem die zu behandelnden Platten in der Schachtel befestigt sind, wird der Bleischrot nebst Schmirgel eingefüllt und die geschlossene Schachtel heftig auf und ab bewegt, wodurch Schrot und Schmirgel abwechselnd gegen die an den beiden einander gegenüber liegenden Wänden befestigten Platten geschleudert werden. Die Schrotkörner, welche den Schmirgel gegen die Platten treiben, überziehen sich bald mit einer Schicht Schmirgel, welche sehr fest auf dem Schrot haftet. Diese mit Schmirgel besetzten Schrotkörner und der lose Schmirgel schleifen durch das Schütteln der Schachtel rasch jene Stellen der Platte ab, welche durch die Papierschablone nicht geschützt sind, und bringen eine matte Oberfläche hervor. Nachdem dies geschehen, wird das Papier mit Wasser abgelöst und die Platte abgetrocknet; Metallplatten werden dann noch lackirt. Wird nur eine sehr leichte Gravirung gewünscht, so kann auch ein Anstrich die Stelle der Patrone vertreten. Auf diese Weise können Zeichnungen aller Art dauernd auf Glas- oder Metallobjekte aufgetragen werden. Die elektrische Beleuchtung der Groſsen Oper in Paris. Die Einrichtung des elektrischen Lichtes in der Groſsen Oper zu Paris ist im Laufe des Jahres 1887 vollendet worden. Nach der Technischen Rundschau, 1888 * S. 25, ersetzen 6500 Edison-Lampen 7500 Gasflammen. 1881 war mit der Compagnie Continentale Edison in Ivry ein erster Vertrag auf 10 Jahre für die elektrische Beleuchtung des groſsen Foyers, der Haupttreppe und des Theatersaales durch etwa 1800 Lampen abgeschlossen worden. Nachdem diese Probe auſserordentlich günstig ausgefallen war, unterzeichnete der Direktor der Oper einen zweiten Vertrag mit der genannten Gesellschaft im Juli 1886, nach welchem nunmehr das ganze Theater mit elektrischem Lichte versehen wurde. Für die in Aussicht genommenen 5023 Lampen zu 10 Kerzen und 1108 Lampen zu 16 Kerzen sollten 6 Dampfkessel, 9 Dampfmaschinen und 14 Dynamomaschinen aufgestellt werden; letztere sollten 538000 Voltampère in gleichgerichtetem Strom bei 120 Volt und 10000 Voltampère in Wechselstromen bei 200 Volt liefern. Die erste Dampfmaschine wurde 1884 aufgestellt, eine zweicylindrige horizontale Corliß-Maschine mit Condensation, welche mittels geeigneter Transmission 5 Edison-Dynamomaschinen für je 500 Lampen bei einer Umlaufszahl von 700 und auſserdem eine Gramme'sche Wechselstrommaschine für 24 Jablochkoff'sche Lampen betreibt. Eine zweite Maschine zur Aushilfe liefert mit zwei Edison-Dynamomaschinen Licht für 400 Lampen. Die Wasserwerke konnten für die Condensationszwecke nicht die genügende Menge Wasser liefern, aus welchem Grunde ein 39m tiefer Brunnen angelegt wurde, der jetzt im Stande ist, eine Wassermenge von 60cbm in der Stunde zu fördern, und zwar durch ein kleines, von einer Edison'schen Dynamomaschine betriebenes Pumpwerk. Die Aufstellung dieser Maschinen war in etwa zwei Jahren vollendet. Jetzt sah man sich durch den Raummangel genöthigt, vier vertikale Compoundmaschinen mit getrennten Condensatoren aufzustellen, deren jede ein Dynamo (125 Volt, 800 Ampère bei 350 Umläufen in der Minute) für 1000 Edison-Lampen treiben sollte. Der Motor für die Condensatoren erhielt seine Lage neben den Luftpumpen. Eine besondere Umschaltvorrichtung mit 34 Handhaben neben dem Souffleurkasten gestattet das Reguliren der Lichtwirkungen auf der Bühne. Es genügt hier ein einzelner Mann, um alle denkbaren Lichteffecte auf der Bühne hervorzurufen, vom hellsten Tageslichte bis zur Dunkelheit. Die Beleuchtung der Bühne kann mittels passend angeordneter Stromunterbrecher durch 800 bis 1700 Lampen erfolgen, und es sind geeignete Unterbrechungsapparate hinter der Scene vorgesehen. Bücher-Anzeigen. Theorie der Gasmotoren von Otto Köhler. Baumgärtner. Leipzig. 50 S. 2 Mk. Der Verfasser entwickelt zunächst kurz und gut die den Gasmotoren zu Grunde liegenden physikalischen Begriffe und Gesetze, bespricht dann unter stetiger Bezugnahme auf diese Grundlage A) die Explosionsmaschinen und zwar solche ohne vorherige und mit vorheriger Compression des Gasgemisches, und B) die Gaskraftmaschinen mit langsamer Verbrennung für 2 und 3 Cylinder. Von der Ueberzeugung geleitet, daſs den letzteren Maschinen wegen ihres, in der Abhandlung nachgewiesenen geringen Verbrauchsbedarfes, besonders bei gröſserer Kraftleistung die Zukunft gehöre, hat der Verfasser dieselben ausführlich besprochen, und empfehlen wir das Studium und die Uebertragung der erläuterten Grundsätze auf die Praxis den Maschinenfabrikanten aufs angelegentlichste, sowie im einzelnen die Vorschläge des Verfassers, das Viertaktsystem durch Verwendung einer höheren Expansion, erreicht durch Schlieſsung der Eintrittsorgane vor Ende des Saughubes, zu verbessern. Vademecum für Elektrotechniker. Herausgegeben von E. Rohrbeck (unter Mitwirkung von F. Grünwald). Fünfter Jahrgang des Kalenders für Elektrotechniker. 1888. Halle a.d. Saale. Das Vademecum hat in diesem Jahre keine so durchgreifenden Aenderungen wie im vorigen Jahre erfahren. Durch die im Vorwort ausgesprochene Bitte veranlaſst, möchten wir zur Berücksichtigung beim nächsten Jahrgang einigen Wünschen Ausdruck geben: Bei Besprechung der oberirdischen Leitungen (S. 190 ff.) möchten die Leitungen aus Siliciumbronze berücksichtigt werden (vgl. D.p.J. 1887 266 497). In der Haustelegraphie möchte die „Schaltung für Fortschellklingel“, sei es durch die Skizze (S. 213), sei es im Text, soweit deutlich gemacht werden, daſs man ihr Wesen nicht bloſs errathen muſs. In dem Abschnitte XIII, Eisenbahntelegraphie, hat das so wichtige Eisenbahn-Signalwesen bis jetzt so gut wie keine Berücksichtigung gefunden, dies dürfte nachzuholen sein; und dabei könnte der XIII. Abschnitt, Eisenbahnwesen, räumlich näher gerückt werden. Das angefügte „Adreſsbuch“ bedarf einer Prüfung; S. 3 ist z.B. bei C. Bohmeyer (vgl. D.p.J. 1887 266 542) noch „Staſsfurt“ anstatt „Halle a.S.“ angegeben. Haus-Specialitäten. Von Ph. Mr. Adolf Vomácka. A. Hartleben. Wien. (Chemisch-technische Bibliothek Bd. 159.) 15 Bogen. 3 Mk. Das Werkchen „enthält eine Anzahl von Vorschriften für Artikel, durch deren Darstellung und Vertrieb sich Jemand einen reellen Erwerb schaffen kann“. Irgend einen wissenschaftlichen Werth hat dasselbe nicht.