Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 276, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 597
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Auſserordentliche Regenmengen im Jahre 1889, die in verschiedenen Ländern der Erde beobachtet worden sind und deren Kenntniſs für die Wasserbaukunst von hervorragender Bedeutung ist, sind im Decemberheft des Jahrgangs 1889 der Meteorologischen Zeitschrift zusammengestellt. Danach fielen in Norddeutschland bei dem Gewitter vom 15. Mai 1889 im Kreise Oschersleben in 1¾ Stunden 75mm, in 5 Stunden 153mm. In Bayern (Partenkirchen) wurde am 9. Juli ein Regenfall von 21mm,6 in 8 Minuten, in Lausanne während eines Gewitters ein solcher von 56mm,5 in 65 Minuten gemessen. Im südlichen und östlichen Belgien gingen im Juni 1889 auſserordentlich starke Gewitterregen nieder (bis 75mm in 1⅓ Stunde), während der westliche Theil des Landes in dieser Zeit durch Trockenheit litt. In England fielen am 13. Juli während eines Gewittersturmes in 65 Minuten 92mm,7, und in einer Gegend, wo der gesammte jährliche Regenfall nur 610mm beträgt, in 8¼ Stunde 115mm,6. Die gröſsten Regenfälle wurden in Hongkong bei einem verheerenden Gewitter in der Nacht vom 29. zum 30. Mai 1889 beobachtet. Es fielen in 38 Stunden 866mm, in 6 Stunden 390mm, während die gröſste stündliche Regenmenge 85mm,1 betrug! (Centralblatt der Bauverwaltung vom 2. April 1890.) Russische Kriegsschiffe. Die für die kaiserl. russische Regierung bei Schichau in Elbing bestellten 3 Schiffe haben in diesen Tagen bei ihren Probefahrten alle Anforderungen glänzend erfüllt. Der Torpedokreuzer Lieutenant Kassarski hat 58m Länge und 7m,5 Breite, ist mit Schichau'schen Dreifach-Expansionsmaschinen von 3500 indic. , und 2 Locomotivkesseln für 12at Arbeitsdruck versehen, welche mit Schichau'scher Patentfeuerung arbeiten. Auf der dreistündigen ununterbrochenen Probe, welche mit vollen Kohlenbunkern (95t) und mit completer Ausrüstung an Bord abgehalten wurde, erreichte der Kreuzer bequem die vorgeschriebene mittlere Geschwindigkeit von 21 Knoten in der Stunde. Das Torpedoboot Anakreon ist 39m lang und 5m breit und unterscheidet sich von den früher der russischen Marine von Schichau gelieferten Booten in der Hauptsache nur durch stärkere Maschinen und dementsprechend gröſsere Geschwindigkeit. Während bei den früheren Booten eine Geschwindigkeit von 19 Knoten in der Stunde bedungen war, betrug sie diesmal 21 Knoten, welche Geschwindigkeit bei der Probe mit Leichtigkeit innegehalten wurde. Das Torpedo-Eclaireurboot Adler gehört einer neuen, von Schichau eingeführten Art an; es ist ein Doppelschraubenschiff von 46m,5 Länge und 5m,2 Breite und ist mit 2 Maschinen von zusammen 2200 versehen. Die bedungene Geschwindigkeit betrug 26,5 Knoten in der Stunde während einer zweistündigen ununterbrochenen Fahrt. Selbst in den bestunterrichteten Marinekreisen herrschte die Meinung, daſs es unmöglich sein werde, diese Leistung inne zu halten. Die Proben haben gezeigt, mit welcher Sicherheit die Firma Schichau die von ihr übernommenen Garantien zu erfüllen versteht. Die mittlere Geschwindigkeit des Schiffes betrug 26,55 Knoten, während die gröſste Geschwindigkeit sich bis zu 27,4 Knoten erhob. Die russische Marine besitzt in diesem Fahrzeuge wohl den schnellsten Dampfer der Welt. Die in anderen Marinen gemachten Versuche, sehr hohe Geschwindigkeiten zu erreichen, sind meist traurig gescheitert; so hat z.B. das vor seiner Vollendung so ungemein gerühmte französische Torpedoboot Ouragon, für mindestens 25 Knoten Geschwindigkeit bestimmt, bei seinen Abnehme-Probefahrten nur 17 Knoten geleistet. Das für die französische Marine bestimmte Boot Coureur, mit 25 Knoten garantirt, hat es auf den Proben nicht über 23 Knoten bringen können. Das amerikanische Boot Cushing, gebaut von der Herreshoff Co., sollte alles Dagewesene weit übertreffen und mindestens 30 Knoten laufen; nachdem es jetzt ein Jahr lang Proben abgehalten und dabei die Kessel gewechselt hat, beträgt das schlieſsliche Resultat etwas über 20 Knoten in der Stunde. Der Nichterfolg des Ouragon hat seinen Erbauern die kleine Summe von 250000 Frcs. nur als Strafe gekostet. (Nach der Industriellen Beilage der Petersburger Zeitung vom 30. Mai 1890.) Durchlöcherte Fensterscheiben. Um einen lebhaften Luftwechsel zu erzielen, wenden Gebr. Appert in Clichy siebartig durchlöcherte Glastafeln an, von denen je zwei oder drei für ein Zimmer an Stelle der gewöhnlichen Fensterscheiben eingesetzt, eine unmerkliche Zuführung frischer Luft ermöglichen, ohne durch unschöne Wirkung und Beeinträchtigung des Lichtzutritts zu stören. Die durchlochten Glasscheiben unterscheiden sich nur in geringem Maſse von gewöhnlichen Fensterscheiben und können daher in dem elegantesten Raume angebracht werden. Diese Tafeln werden wie Kathedralglas mit Hilfe von Maschinen hergestellt, wobei die Platte oder der Preſstisch mit vielen in dichten Reihen sich erhebenden Stiften versehen ist, um welche sich die welche Glasmasse schlieſst, um nach der Pressung eine Tafel mit vielen kleinen Oeffnungen darzustellen. Durch die gleichmäſsige zugfreie Lufterneuerung empfehlen sich die durchlöcherten Scheiben für Wohn-, Kranken- und Schulzimmer, für Fabriken und für den Privatgebrauch, namentlich da, wo wegen des Zusammenseins vieler Personen auf fortwährenden und dabei nicht empfindlich berührenden Luftwechsel Bedacht genommen werden muſs. Der japanische Lack. Nach Industries hat die japanische Regierung ihre sämmtlichen Kriegsschiffe mit japanischem Lack streichen lassen, der sich glänzend bewährt hat. Der Kapitän eines russischen Dampfers, welcher Japan besuchte, hat einen Versuch mit japanischem Lack gemacht, wobei sich herausstellte, daſs derselbe auf Eisen so fest haftet, daſs es nur durch mühsames Abschaben gelang, ihn zu entfernen; auf Zink haftet der Lack wenig oder gar nicht. Sollten weitere Versuche die vorstehenden Erfahrungen bestätigen, so wäre der langgesuchte Schutz eiserner Schiffe vor den Wirkungen des Seewassers gefunden. Wirant's selbsthätiger Verschluss für die Schlauchmundstücke der Gasleitungen. In Fabriken, Laboratorien u. dgl. kommt es leicht vor, daſs beim Abziehen des Kautschukschlauches vom Gasausfluſsrohre (Schlauchmundstück) das vorherige Abdrehen des Hahnes vergessen wird, wie es in Wirklichkeit in den Werkstätten, in denen der Erfinder des nachstellenden selbsthätigen Verschlusses beschäftigt ist, häufig stattfand. Der zur Vermeidung dieses Uebelstandes von Wirant construirte Verschluſs verdient in weiteren Kreisen bekannt zu werden. Textabbildung Bd. 276, S. 598 Das Schlauchmundstück wird mit einem Kegelventil d ausgerüstet, das einerseits durch eine elastische Feder f gegen die abgeschrägte Wand des Mundstücks gedrückt wird, anderseits an einer kleinen Kolbenstange eine mit sechs concentrisch angeordneten Löchern versehene Platte e vom äuſseren Durchmesser des Mundstückes trägt. Beim Anstecken des Kautschukschlauches an das Mundstück wird die Platte sammt Kegelventil einwärts gedrückt und dem Gase der Ausfluſs ermöglicht. Beim Abziehen des Schlauches dagegen wird die Platte mitgenommen, und die Feder drückt den Ventilkegel gegen sein Lager, so daſs ein Ausströmen auch bei offen gelassenem Hahne a nicht möglich ist. Dieser Verschluſs der Schlauchmundstücke hat sich in den Werkstätten der Ringhoffer'schen Fabrik sehr gut bewährt. (Technische Blätter). Reinigung der Luft in Arbeitsräumen. Zum Beginn der heiſsen Jahreszeit bringt die Papierzeitung (1890 S. 952) die Anwendung des Fichtennadelduftes zur Reinigung der Luft in Erinnerung, und empfiehlt, da sich die Verwendung theurer Essenzen von selbst verbietet, zu diesem Zwecke das Terpentinöl in nachstehender Weise zu verwenden: „Auf eine Literflasche Brunnenwasser wird ein schwacher Eſslöffel Terpentinöl genommen, das Ganze gehörig durchgeschüttelt, bis die Flüssigkeit milchig getrübt ist, und mittels eines Zerstäubers im Saale vertheilt. Wenn ein Zerstäuber fehlt, hilft man sich durch öfteres Herumspritzen. Immer jedoch ist darauf zu achten, daſs das Oel im Wasser vertheilt ist, was sich am milchig getrübten Aussehen am besten erkennen läſst. Durch das flüchtige Terpentinöl werden eine Menge der in der Luft enthaltenen niederen Organismen getödtet und unschädlich gemacht, sowie auch eine Menge der in derselben enthaltenen riechenden Stoffe umgewandelt. Irgend welchen nachtheiligen Einfluſs übt das Terpentinöl auf den Organismus nicht aus, wenn die angegebene Verdünnung eingehalten wird.“ Wir haben seit langer Zeit dies Mittel mit Erfolg verwendet, halten es aber für viel einfacher das Terpentinöl in unvermischter Form mit einem Zerstäuber, wie er beispielsweise zum Fixiren von Zeichnungen mittels Schellacklösung gebraucht wird, in die zu reinigenden Räume zu blasen. Die erfrischende Wirkung des sich rasch im ganzen Raume vertheilenden Duftes ist geradezu überraschend. Reversirmaschine zum Walzen von Panzerplatten. Eine kräftige Maschine zum Betriebe eines Panzerplattenwalzwerkes wurde nach Stahl und Eisen vor Kurzem der Firma Friedr. Krupp in Essen geliefert. Die Maschine wurde von der Märkischen Maschinenbauanstalt in Wetter hergestellt und hat folgende Hauptabmessungen: Durchmesser der beiden Dampfcylinder 1m,300 Hub in denselben 1m,250. Der Dampfdruck beträgt 5at effectiv. Die Uebertragung der Kraft von der Kurbelwelle auf die Betriebswelle des Walzwerks geschieht mittels zweier Stirnräder mit Winkelzähnen im Verhältnis von 1 : 2,5. (Durchmesser 1m,5 und 3m,75.) Die Maschine ist so construirt, daſs sie mit Leichtigkeit eine Geschwindigkeit von 120 Umdrehungen in der Minute annehmen, das Walzwerk also mit 48 Umdrehungen in der Minute antreiben kann. Es dürfte diese Geschwindigkeit, welche der bedeutenden Kolbengeschwindigkeit von 5m in der Secunde entspricht, nur in dem Falle zur Anwendung kommen, wenn das Walzwerk zur Anfertigung dünner, langer Panzerplatten verwandt wird, dagegen dürfte bei groſsen Blöcken und geringer Geschwindigkeit der nutzbare Druck in den Cylindern dem Dampfdruck in den Kesseln nahezu gleich kommen. Die Steuerung ist mittels Kolbenschiebers und gerader Coulisse bewerkstelligt; die Verstellung der Coulisse wird mittels Dampfcylinders mit Gegencataract bewirkt. Die Aufhängung der Coulissen ist so angeordnet, daſs sowohl beim Vorwärts- als Rückwärtsgang ein möglichst ruhiger Gang und möglichste Genauigkeit erzielt wird. In Anbetracht der sehr bedeutenden Inanspruchnahme ist die Maschine ganz besonders stark construirt. Zu den Kolbenstangen, den Zugstangen, Kreuzköpfen, Zapfen und Wellen sind die besten Materialien verwandt, welche die Firma Friedr. Krupp anfertigen läſst. Ebenso ist das kleine Stirnrad und der Ring des groſsen aus bestem Stahl gegossen, während das Armkreuz des letzteren aus Guſseisen hergestellt ist. Die Bedienung der Maschine geschieht von einer quer über derselben angeordneten Steuerbühne aus, welche dem Maschinisten eine bequeme Uebersicht über die Maschine und über das Walzwerk gestattet. Von dieser Bühne aus wird die Maschine gesteuert, das Absperrventil regulirt, und können von hier aus auch die Ablaſshähne der beiden Dampfcylinder gehandhabt werden. Unter Annahme gewöhnlicher Verhältnisse berechnet sich die Leistung dieser Maschine auf 4000 bis 4500 . Bücher-Anzeigen. Die Verunreinigung der Gewässer. Eine Denkschrift im Auftrage der Fluſscommission zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands, bearbeitet von Dr. K. W. Jurisch. Berlin. Gaertner's Verlag. 118 S. Die vom Vereine zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands im Jahre 1886 gewählte Commission für die Angelegenheit der Fabrikabwässer hat von allen Seiten her durch Rundfragen und aus Berichten das einschlägige Material gesammelt und ist dasselbe unter dem vorstehenden Titel zusammengestellt. Die Reichhaltigkeit ist sowohl hinsichtlich des neuen Materiales als in Bezug auf Literaturangaben anzuerkennen. Die einzelnen Kapitel des Inhaltes sind: 1) Beschreibung der Abwässer, 2) Schädlichkeit und 3) Reinigung derselben, 4) über die deutschen Flüsse, 5) verunreinigtes Fluſswasser, 6) und 7) Fischerei und deren Bedeutung, 8) Beurtheilung und 9) Behandlung der Abwasserfrage, 10) Einfluſs der Abwasser auf die Gesundheit, 11) Schluſswort, Alphabetisches Register. Lehrbuch der Gotischen Constructionen von G. Ungewitter. III. Auflage, neu bearbeitet von Prof. K. Mohrmann. Leipzig. T. O. Weigel (C. H. Tauchnitz). Das Werk ist durch die früheren Ausgaben in den Fachkreisen so weit und vortheilhaft bekannt, daſs wir über den anerkannten Werth keine Worte verlieren wollen. In der Neubearbeitung sind einzelne Theile bedeutend erweitert, an anderen Stellen sind, wenn auch nur geringe, Kürzungen vorgenommen. Eine groſse Annehmlichkeit der neuen Auflage ist die, daſs die sehr sauber gezeichneten Tafeln in gleichem Formate mit dem Texte ausgeführt und an passender Stelle eingeschoben sind, also nicht geknifft werden müssen und beim Lesen sofort zur Hand sind. Die Ausgabe soll planmäſsig in 8 Lieferungen zu 3 Mark erscheinen. Die vorliegenden 3 Lieferungen enthalten I. die Gewölbe und zwar: Entwickelung der Wölbkunst, Construction der Gewölbe, Kreuzgang, Rippensystem, Aufriſs der Gewölbe, Rippenprofil, Schluſsstein, Gewölbeanfänge und Kappengemäuer, II. Form und Stärke der Widerlager, deren Gestalt, Widerlagsdruck, Stützlinie, Stärke der Wand-, Strebe- und Mittelpfeiler, Dachlast und Winddruck, III. Pfeiler, Säulen und Auskragungen, Gliederung der Pfeiler, die Kapitale, Sockel, Gewölbepfeiler im Ziegelbau, Deckenschafte und freistehende Ständer. Der Inhalt vertheilt sich auf 240 Seiten Text, 56 Tafeln mit 632 Figuren, von denen ein Theil Textfiguren sind. Handwörterbuch der öffentlichen und privaten Gesundheitspflege. Herausgegeben von Dr. O. Dammer. Erste Lieferung. Stuttgart. F. Enke. Das Werk soll nach dem Prospect in 10 bis 12 Lieferungen zu 2 Mark erscheinen und ist für Medicinalbeamte, Aerzte, Apotheker, Chemiker, Verwaltungs- und Versicherungs-Beamte, Fabrikbesitzer, -Inspectoren, Nationalöconomen, Landwirthe, Ingenieure und Architecten bestimmt. Die vorliegende erste Lieferung läſst eine tüchtige Leistung erwarten, die den praktischen Bedürfnissen in anerkennenswerther Weise entspricht. Für die Gediegenheit bieten die namhaft gemachten Mitarbeiter wohl hinreichend Gewähr.