Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 574
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Einfache Methode zur Erkennung von Silber bei Gegenwart von Blei. Das vor dem Löthrohr erhaltene Metallkorn wird in mäſsig verdünnter Salpetersäure gelöst, die Lösung mit kohlensaurem Natron nahezu neutralisirt und in dieselbe ein Streifen Zinkblech und ein Streifen Kupferblech eingeführt. Das Blei scheidet sich dann auf dem Zink aus, während das Silber auf dem Kupfer niedergeschlagen wird. Um dasselbe nun als Silber zu erkennen, wird der Kupferstreifen für einen Augenblick in eine mäſsig concentrirte Salpetersäure und dann in eine Kaliumchromatlösung getaucht, worauf, bei Gegenwart von Silber, sich sofort die röthlichbraune Färbung bemerkbar macht. (Nach einer Mittheilung von Alexander Johnstone in The Chemical News, 1889 Bd. 60 S. 309.) W. M. Wirkung von Thon auf industrielle Abwässer. J. de Mollins machte die Beobachtung, daſs, wenn man Thon zu Seifenwasser gibt, sich derselbe, ohne die Flüssigkeit zu klären, auf dem Boden absetzt. Ersetzt man jedoch das Seifenwasser durch eine Emulsion von Fettsäuren (etwas Seife in Wasser gelöst mit einigen Tropfen Salzsäure versetzt) und fügt dann zu der milchweiſsen Emulsion etwas Thonmilch (1 bis 2 auf 1 Mille Thon), so bildet sich unter Klärung der Flüssigkeit ein voluminöser Niederschlag. Dadurch ist der Vorgang erklärt, der sich beim Behandeln der beim Kämmen der Wolle abfallenden sauren Abwässer mit Thon vollzieht. Das Abwasser bildet eine Emulsion von 0,5 bis 0k,8 Fettkörper auf 1cbm, die sich bei Zusatz von 1g blauem Thon (mit 15 bis 20 Proc. Wasser) in Flocken mit demselben abscheiden, während die Flüssigkeit klar und goldgelb wird. Auſser dem suspendirten Fettkörper finden sich im Niederschlag viel stickstoffhaltige Körper. Er wiegt (bei 100° getrocknet) 1,5 bis 1g,7 und enthält 30 Proc. durch Schwefelkohlenstoff extrahirbare Körper. Ist diese Extraction zu beschwerlich, so lieſse sich der Niederschlag zur Leuchtgasfabrikation verwenden. Die vom Fett befreite Masse enthält noch etwa 1,19 Proc. Stickstoff, und ist es dieser, der die fäulniſsfähigen Stoffe bildet. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 Nr. 4, Repertorium S. 22.) Volumetrische Bestimmung von Gerbstoff in Weinen. L. Roos, Cusson und Giraud benutzen zum Ausfällen des Gerbstoffes im Wein eine 10proc. Weinsäurelösung, die mit Ammoniak bis zur schwach alkalischen Reaction versetzt ist, worauf sie dann eine Lösung von neutralem Bleiacetat zugeben, bis der gebildete Niederschlag sich nicht mehr in der Flüssigkeit löst. Zur Einstellung setzt man zu 25cc Tanninlösung (5g auf 1l) 4 bis 5 Tropfen Ammoniak und läſst je etwa 2cc Bleilösung zuflieſsen, bis ein Tropfen der Flüssigkeit auf ungeleimtem Papier beim Zusammentreffen mit einem Tropfen Schwefelnatriumlösung keine Braunfärbung mehr zeigt. Bei der Untersuchung des Weines verfährt man ebenso. Die im Wein vorhandenen Sulfate, Tartrate u.s.w. werden nicht mitgefällt. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14, Repertorium S. 41, nach Journ. Pharm. Chim., 1890 5. Sér. 21. 59.) Entdeckung und Bestimmung von Erdöl im Terpentinöl. W. H. Burton läſst das zu untersuchende Oel aus einem Hahntrichter zum dreifachen Volumen rauchender Salpetersäure flieſsen. Dieselbe befindet sich in einem gekühlten Kolben mit Rückfluſskühler. Nach der Reaction gibt man den Inhalt in einen Scheidetrichter, wäscht so lange mit heiſsem Wasser, bis die Oxydationsproducte der Terpene entfernt sind, trennt das unangegriffene Erdöl und wägt dasselbe. (Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft, 1890 Bd. 23 Nr. 9, Referate S. 360 nach Americ. Chem. Journ. 12. 102.) Colloidale Cellulose. Unter diesem Namen wird in der Papierzeitung, 1890 Nr. 33 S. 778, nach französischer Quelle eine Substanz beschrieben, welche man durch Tränken von getrockneter Cellulose mit Schwefelsäure von 50° B. erhält. Diese colloidale Cellulose ist eine gelatinöse, durchscheinende Masse, welche ihre Beschaffenheit unbeschränkte Zeit bewahrt, selbst bei Gegenwart eines Säureüberschusses, wenn keine Erwärmung stattfindet. Bei 100° geht die Umwandlung in Dextrin sehr rasch vor sich. Die colloidale Cellulose wird mit Wasser und Weingeist von der Säure befreit und bei niederer Temperatur getrocknet. Mit Wasser gibt sie dann eine milchähnliche Flüssigkeit, die leicht filtrirt werden kann und selbst bei mehrtägigem Stehen nichts absetzt. Durch Kochen wird die Flüssigkeit nicht verändert. Die colloidale Cellulose ist in heiſsem Wasser etwas leichter löslich als in kaltem. In durchfallendem Licht erscheint die Lösung orangegelb; in 10cm dichter Schicht dreht sie etwa ¾° nach rechts. Durch Zusatz von sehr kleinen Mengen fremder Stoffe, wie Schwefelsäure, Salpetersäure, Kochsalz, Bleiacetat und gröſserer Mengen Alkohol wird die Lösung gefällt; Kupferlösung wird durch sie nicht reducirt, durch Jod wird sie nicht gefärbt. Durch Eintrocknen der Lösung erhält man glänzende Häutchen, die in Wasser aufquellen und sich darin auflösen. Durch Eintauchen in Schwefelsäure von 60° (oder auch 55° bei längerer Einwirkung) wird die colloidale Cellulose in wenigen Augenblicken in Wasser unlöslich; gleichzeitig wird hierbei etwas Dextrin gebildet. Die gut getrocknete colloidale Cellulose verwandelt sich unter denselben Bedingungen wie gewöhnliche Cellulose in Nitrocellulose, sie bewahrt dabei fast dasselbe Aussehen und wird nur etwas weniger durchsichtig. Die Eigenschaften der colloidalen Cellulose erklären verschiedene Umstände der Pergamentpapier-Fabrikation. Gewisse dünne Pergamentpapiere geben an kochendes Wasser colloidale Cellulose ab, während die starken Sorten bei gleicher Behandlung nicht angegriffen werden; ohne Zweifel wurde bei der Bereitung der letzteren eine concentrirtere Säure verwendet, wodurch die anfänglich gebildete colloidale Cellulose in unlösliche Cellulose verwandelt wurde. Pergamentpapier stellt gewissermaſsen ein Gewebe von gewöhnlicher Cellulose dar, dessen Poren mit colloidaler Cellulose angefüllt sind. Man kann dies leicht dadurch beweisen, daſs man gewöhnliches Filtrirpapier auf beiden Seiten mit colloidaler Cellulose bestreicht, langsam trocknet und dann durk Zinkwalzen satinirt. Man erhält dann ein dem satinirten Pergamentpapier ganz ähnliches Erzeugniſs. Bücher-Anzeigen. Dr. J. Frick's Physikalische Technik speciell Anleitung zur Ausführung physikalischer Demonstrationen und zur Herstellung von physikalischen Demonstrations-Apparaten mit möglichst einfachen Mitteln. Sechste Auflage von Dr. O. Lehmann. Erster Band. Braunschweig. Verlag von Vieweg und Sohn. 725 S. 15 Mk. In der Vorrede gibt der Verfasser als Zweck des Buches an „einerseits Anleitung zur Anstellung physikalischer Versuche zu geben und alle die Umstände aufzuzählen, welche das Gelingen derselben sichern, sowie dasjenige zu erörtern, was bei Anschaffung und der Behandlung der Apparate zu berücksichtigen ist; andererseits soll Anleitung gegeben werden, die meisten Apparate auf billige und zweckmäſsige Weise herzustellen.“ Daſs dies Ziel erreicht ist, ist von den hervorragendsten Fachleuten anerkannt. Der vorliegende erste Band enthält die Behandlung der Apparate im Allgemeinen, Apparate für das Gleichgewicht der Kräfte, für die Wärme, die Dynamik und Thermodynamik. Encyklopädie des gesammten Eisenbahnwesens von Röll. II. Band. Betrieb bis Deutsche Eisenbahnen. Wien. Verlag von C. Gerold's Sohn. Das Werk schreitet in anerkennenswerther Weise fort und erfüllt die Erwartungen, die wir nach der Erscheinung des ersten Bandes (1890 275 48) hegen durften, in vollem Maſse. Von den wichtigen Schlagwörtern des vorliegenden Bandes führen wir an: Betrieb, Billet, Block, Brücke, Bremse, Dampfmaschinen, -kessel. Die Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen. Rückschau auf deren Erbauung während der Jahre 1835–1889 unter Berücksichtigung ihrer geschichtlichen, technischen und finanziellen Momente und Ergebnisse. Dargestellt von G. v. Morlock, Oberbaurath und Baudirektor in Stuttgart. Mit 55 Illustrationen und 1 Uebersichtskarte. Deutsche Verlagsanstalt 1890. 235 S. 10 Mk. Das Werk enthält eine übersichtliche Darstellung des einschlägigen Stoffes, unter Vermeidung weitschweifigen Aktenmateriales. Da dem Verfasser die amtlichen Unterlagen, insbesondere auch für den finanziellen Theil zugänglich waren, so hat das Werk den Vortheil, nur zuverlässige Angaben zu bringen. Das Werk ist als geschichtlicher Rückblick und als Anhalt für weitere Anlagen gleich empfehlenswerth.