Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 283, Jahrgang 1892, Miszellen, S. 187
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Bedarf an Kohle für den Eisenbahnbetrieb. Nach dem Finanz-Herold ist der Bedarf der preussischen Staatseisenbahnverwaltung für 1892/93 an Kohlen für die Beförderung der Züge auf 321 Millionen Locomotivkilometer, und zwar für je 1000 Locomotivkilometer mit 9,795 t Kohlen und 0,174 t Koks veranschlagt. Das sind im Ganzen 3144195 t Kohlen und 55854 t Koks. Die Tonne Kohlen ist mit 13,17 M., die Tonne Koks mit 21,62 M. und das Gesammterforderniss demnach mit 42616000 M. eingestellt. Dazu tritt noch der Bedarf für sonstige Heizungszwecke, Feuerung der stehenden Dampfkessel u. dgl. Ventilationsanlage auf der Steinkohlenzeche Prosper I bei Berge-Borbek. Auf der Steinkohlenzeche Prosper I wurde nach einer Mittheilung der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. 38, in der neuesten Zeit behufs Verstärkung der Ventilation neben einem 12 m-Guibal ein neuer Ventilator nach Patent Capell aufgestellt und durch Ingenieur Herbst auf seine Leistungsfähigkeit untersucht. Der von der Maschinenfabrik R. W. Dinnendahl gelieferte Capell-Ventilator hat ein Flügelrad von 3,75 m äusserem Durchmesser und 2 m Breite; die beiderseits angeordneten Saugöffnungen haben je 2,1 m Durchmesser. Zum Betriebe dient eine Zwillingsmaschine mit Ridersteuerung von 520 mm Kolbendurchmesser und 800 mm Hub. Die Füllung wird während des Betriebes bei jedem Cylinder selbsthätig von je einem Regulator eingestellt. Der Antrieb des Flügelrades erfolgt bei einem Umsetzungsverhältnisse von 1 : 4 durch einen 650 mm breiten Kameelharriemen. Bei 72 minutlichen Umdrehungen der Maschinenwelle, also bei 288 Umdrehungen des Flügelrades, wurde eine Depression von 186 mm W-S beobachtet. Die mittlere Geschwindigkeit der Luft im Wetterkanale wurde mittels zweier Flügelradanemometer mit 546 m in der Minute bestimmt. Bei einem Querschnitte von 5,474 qm des Wetterkanales an der Messtelle beträgt sonach die minutlich angesaugte Wettermenge 2989 cbm. Unter Berücksichtigung der lebendigen Kraft der zuströmenden Luft berechnet sich die Nutzleistung des Ventilators mit 119,29 . Die indicirte Arbeit der Maschine wurde 229,2 gefunden, wonach sich der Wirkungsgrad mit 0,52 ergibt. Nach den gleichzeitig durchgeführten Wettermessungen in einem Ueberhauen der 234 m-Sohle wurden wegen Undichtigkeit des Wetterscheiders nur 76,3 Proc. der von dem Ventilator gelieferten Leistung für die Grube nutzbar gemacht. Mit demselben Ventilator wurden noch weitere Versuche bei 80 und 87,5 Umdrehungen der Maschinenwelle vorgenommen, wobei eine Depression von 223 und 269 mm W-S beobachtet wurden. Wettermessungen im Wetterkanale konnten hierbei wegen des starken Luftzuges nicht ausgeführt werden. Zur Schmierung der Ventilatorlager wird fein zerbröckeltes rohes Nierenfett verwendet, auf das beständig ein dünner Wasserstrahl geleitet wird. Die gewöhnliche Schmierung mit Oel oder Talg war unzureichend. In Anbetracht der grossen Leistung dieses Ventilators ist der gefundene Wirkungsgrad von 52 Proc. durchaus nicht als sehr gross anzusehen und dürfte unter gleichen Verhältnissen auch durch andere Ventilatoren wohl zu erreichen sein. (Nach der Oesterreichischen Zeitschrift, 1891 S. 199.) Freitreppe. Unter dem Namen „Columbus-Treppe“ (D. R. P. Nr. 56228) führt Rudolf Hermanns in Elberfeld eine Treppenconstruction (Fig. 13) ein, auf deren Wangen aus ⊓-Eisen, die nach dem Steigungsverhältniss verlegt sind, Tragschemel S einfach durch Einstecken der Nasen S1 in die Langlöcher des ⊓-Eisens befestigt werden. Die Tragschemel haben auf der Oberseite zwei Leisten, von denen die hintere u hakenförmig ausgebildet ist. Wird nun zwischen die Leisten ein die Setzstufe darstellendes Profileisen, z.B. ein I-Eisen, eingelegt und von Oberkante der einen Setzstufe bis zur Unterkante der nächsten Stufe Hinterfüllungserde eingebracht, so bewirkt der Druck der Hinterfüllung selbst einen festen Schluss aller Theile gegen einander. Da Kleineisenzeug vollständig vermieden ist, so kann das Verlegen auch von Leuten, die in Eisenarbeiten ungeübt sind (z.B. Gärtnern), vorgenommen werden. Die Treppen werden von der Firma Richard Hermanns und Co. in Elberfeld zum Preise von 6 bis 7 Mark für je ein Meter Stufenlänge bei Treppenbreiten von Walzlänge bis herab zu 1,5 m geliefert. Hierbei ist ein Steigungsverhältniss von 15 zu 37 cm vorausgesetzt. Geländer, welche eine kleine Abweichung in der Form der Schemel bedingen, werden besonders berechnet. (Centralblatt der Bau-Verwaltung 1891, S. 476.) Textabbildung Bd. 283, S. 187 Hinterfüllung gewachsenen Boden. A. H. Cowles' Silberbronze. Nach dem Telegraphic Journal, 1891 Bd. 29 S. 447, hat sich seit einiger Zeit A. H. Cowles bemüht, eine billigere und bessere Legirung als Ersatz für Neusilber herzustellen. Er hat gefunden, dass ein Zusatz von 1,25 Proc. Aluminium die Manganbronze minder strengflüssig macht und weniger dem Rosten aussetzt. Seine mit dem Namen Silberbronze belegte, besonders für Stangen, Blech und Draht bestimmte Legirung hat folgende Zusammensetzung: Mangan   18,00 Aluminium     1,20 Silicium     5,00 Zink   13,00 Kupfer   67,55 ––––– 104,70. Der elektrische Widerstand der Silberbronze ist höher als der des Neusilbers, und diese Bronze dürfte sich daher besser zu künstlichen Widerständen eignen als das Neusilber. Kabel und Drähte mit Papier und mit Cellulose als Isolator. Die Norwich Insulated Wire Company in New York fabricirt Kabel für hochgespannte Lichtströme und für Telephonnetze und verwendet in denselben als Isolator Papier. Diese Kabel sollen allen Anforderungen entsprechen, und die Gesellschaft hat daher sehr viele Auftrage. Die Fabrikation dieser Kabel ist sehr einfach, erfordert aber viel Sorgfalt und Aufsicht. Nach dem Journal télégraphique, Bd. 15 S. 248, wird das Papier der Gesellschaft besonders von einer der grössten Papierfabriken geliefert. Das in Rollen von einer halben bis fünf Meilen angefertigte Papier wird zuerst mittels Kreissägen in Streifen geschnitten. Die Streifen werden auf Maschinen mit 60 bis 500 Umdrehungen in der Minute spiralförmig auf den Leiter gewickelt. Da das Kabel nach dem Aufbringen jeder Spirale durch eine sehr enge Form geht, so ist der Ueberzug sehr hart, dicht, fest und biegsam, schwer zu beschädigen und zu entfernen; die verschiedenen Lagen weiden in entgegengesetztem Sinne gewickelt; der Durchmesser ist äusserst gleichmässig. Hat die Hülle die erforderliche Dicke, so wird das Kabel auf Eisenspulen gewickelt und in Oefen bei 250° F. vollständig getrocknet; darauf kommt es in eine 270 bis 280° warme Mischung auf eine von der Dicke der Isolirschicht und anderen elektrischen Bedingungen abhängige Zeit. Die Bestandtheile dieser Mischung sind ein strenges Geheimniss. Aus den Behältern kommt es gleich in die hydraulische Presse, welche ihm die Bleihülle gibt; diese Maschine ist von dem Ingenieur der Gesellschaft entworfen und ihm patentirt. Darauf wird das Kabel geprüft, nach Erfordern mit einer Spannung von 2500 Volt. Die Isolirung beträgt stets mehr als 2000 Megohm bei 75° F. 1000 Fuss lange Stücke solcher Kabel hat man zu zerstören versucht. Bei einer Spannung von 10000 Volt sind sie unversehrt geblieben. Dann hat man sie 48 Stunden in kochendes Wasser gelegt und noch im Behälter widerstanden sie einer Spannung von 8000 Volt, bevor sie nachgaben. Ein grosser Vorzug dieser Kabel ist, dass der Leiter selbst bei der schlechtesten Behandlung des Kabels, bei der Zerstörung des Bleies und der Verletzung der Isolirung doch völlig in der Mitte bleibt. Die Isolirung ist ja ringsum überall ganz gleich. Die Gesellschaft hat auch eine grosse Menge Telephonkabel geliefert. In New York allein liegen mehr als 5000 Meilen davon. Die Capacität derselben ist im letzten Jahre von 0,22 auf weniger als 0,08 Mikrofarad für 1 Meile herabgebracht worden. Perci und Schacherer in Budapest sowie Hungaria isoliren ihren Draht mit Cellulose; sie geben ihm nach der Revue Industrielle vom 1. August 1891 S. 312 vier Isolirschichten; zwei derselben sind aus Cellulose in Form von Papier, zwei aus einer mit einem isolirenden Stoffe getränkten Baumwolle. Diese Drähte sind billig und besitzen eine hohe Isolation, welche theils von dem Stoffe an sich, theils von der grossen Dichte der in Form von Papier verwendeten Cellulose herrührt; die Dicke der Schichten und deshalb der äussere Durchmesser des Drahtes ist sehr klein; ihr Widerstand gegen Abnutzung ist gross und äussere Einflüsse können ihnen nicht schaden. Eine von der elektrotechnischen Versuchsanstalt des technologischen Gewerbemuseums in Wien untersuchte Probe besass eine 1,2 mm dicke Isolirschicht, während diese bei Wachsdraht 2 mm dick war. Gleichwohl war der Celluloseisolator widerstandsfähiger gegen äussere Einflüsse. 100 m Cellulosedraht und 74 m Wachsdraht wogen 1 k. Beide Sorten hatten gleichen Preis. Gleich günstig fielen andere in Wien, Budapest und München vorgenommene Prüfungen aus. (Vgl. hierüber auch den Elektrotechniker, 1889 Bd. 8 S. 301.) Der mit Wachs überzogene und mit Längsbaumwollstreifen bedeckte Telegraphen- und Telephondraht besitzt eine verhältnissmässig geringe Isolation; zudem bedecken die Bandstreifen den Draht manchmal nur unvollständig, was weder bei der Herstellung, noch am fertigen Drahte leicht zu erkennen ist. Nicht selten enthält das Wachs eine Säure, welche den Draht angreift, ebenso oxydirt eine der Farbe des gewöhnlich farbigen Kattuns beigesetzte Säure den Draht, wo er schlecht isolirt ist. besonders bei feuchtem und regnerischem Wetter. Fernphotographie von Miethe. Nach einer Mittheilung der Papierzeitung Nr. 1031891 ist mittels einer von Dr. Adolf Miethe angegebenen Linsencombination die photographische Fernaufnahme gelungen und sind von dem Erfinder Bilder fern liegender Gegenstände mit grosser Schärfe dargestellt. Die genannte Quelle gibt eine landschaftliche Aufnahme, und aus derselben eine kleine, durch ein Rechteck markirte Aufnahme, welche von demselben Standpunkte aus nach Umtausch der Objective erhalten ist. Wir werden auf diese werthvolle Bereicherung der photographischen Kunst noch zurückkommen. Verfahren zur Herstellung von gemusterten Platten aus Cement von W. Carius in Taucha. Um scharf begrenzte Muster zu erhalten, wird der Bodenplatte eine solche Gestalt gegeben, dass die Formplatte in sie eingelegt werden kann, derart, dass beide oberen Plattenflächen in eine Ebene zu liegen kommen. Man hebt die Formplatte aus der Bodenplatte heraus, bestreut dieselbe mit einem Gemisch von Farbe und Cement und setzt dieselbe wieder in die Bodenplatte ein. Nun wird die letztere mit. einem Cementgemisch, welches die Grundfarbe bilden soll, bestreut, und schliesslich mit gewöhnlichem Cementgemisch aufgefüllt. Man erhält so zwei farbige, gemusterte Platten, bei welchen die Schärfe der Abgrenzung der Farben nach Angabe des Erfinders nichts zu wünschen übrig lässt. Bücher-Anzeigen. Ausführliches Handbuch der Eisenhüttenkunde von Dr. H. Wedding. Zweite vollkommen umgearbeitete Auflage von des Verfassers Bearbeitung von Perci's Metallurgy of iron and steel. Erster Band. Allgemeine Eisenhüttenkunde. Erste Lieferung. Braunschweig, Fr. Vieweg und Sohn. 586 S. 16 M. Die ungemein raschen Fortschritte, welche das Eisenhüttenwesen zur Zeit des Erscheinens der ersten Auflage des vorliegenden Werkes (1864) machte, liessen dasselbe schon vor dem Abschlusse als veraltet erscheinen, und wenn auch in Nachtragsbänden den Fortschritten Rechnung getragen wurde, so wird doch das Erscheinen der neuen Bearbeitung von der gesammten Eisenhüttenindustrie mit Freude begrüsst werden. Die vielen wissenschaftlichen und praktischen Untersuchungen bedürfen in der That die ordnende und sichtende Hand eines mitten in den Bestrebungen des Eisenhüttenwesens stehenden Mannes, wie wir ihn in dem Verfasser verehren. Die vorliegende Lieferung, welche mit der nächstfolgenden den in sich abgeschlossenen ersten Band, die allgemeine Eisenhüttenkunde, bilden wird, enthält im ersten Bache die Lehre von den Eigenschaften des Eisens, seine Benennung, seine Verbindungen mit Kohlenstoff, den Einfluss des Siliciums, des Mangans, des Phosphors und der anderen öfter vorkommenden Beimengungen oder Legirungen auf die Eigenschaften des kohlenstoffhaltigen Eisens. Sehr bemerkenswerthe Abschnitte sind diejenigen über Eisen und Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenoxyd und Kohlensäure. Das zweite Buch enthält die physikalische Prüfung des Eisens, ihre Hilfsmittel und Methoden, sowie die praktische Ausführung der Prüfungsmethoden. Der Verfasser hat sich bekanntlich um die Untersuchung des Kleingefüges und den Einfluss der chemischen und physikalischen Eigenschaften auf dasselbe sehr viel bemüht. Auch diese Untersuchungen sind in dem Werke ausführlich behandelt und durch eine grosse Anzahl vorzüglicher Abbildungen dargestellt. Dieser Theil wird besonders denjenigen Lesern zu empfehlen sein, welche sich bisher der mikroskopischen Untersuchung des Eisens gegenüber ablehnend verhielten. Wir hoffen, dass alle Fachleute die Vortheile, welche diese vollständig neue Bearbeitung bietet, sich nicht werden entgehen lassen. Dem Verfasser, seinem verehrten Lehrer, spricht Ref. noch insbesondere seinen Dank aus. Hlbg. Das Reinigen von Speisewasser für Dampfkessel nach einem Vortrage, gehalten im Gewerbemuseum Winterthur für Einführung der Reinigung des Dampfkesselwassers mittels Soda von Prof. Dr. Rössel. Winterthur bei M. Kniesche. 24 S. Der Verfasser gibt eine Uebersicht über die bisher üblichen Reinigungsverfahren und eine eingehendere Anleitung zur Ausführung des von ihm bevorzugten Verfahrens mittels Soda.