Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 285, Jahrgang 1892, Miszellen, S. 71
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Holzzeugmasse als Lagermaterial. Wie Uhland's praktischer Maschinenconstructeur mittheilt, benutzt man in England seit einiger Zeit Holzzeugmasse zur Fütterung der Lager. Die ersten Lager, welche daraus bereitet wurden, hatte man unter Wasser gesetzt oder durch einen Strahl von Wasser bespritzen lassen. Die Versuche erwiesen, dass die Lager keinerlei Oelzufuhr bedürfen und sie gaben den Anlass, ähnliche Lager für andere Zwecke zu verwenden. Jedoch bewährten sich die letzteren nicht und erst, als man Graphit zusetzte, fand man, dass sie sich ebenfalls hielten. Man verwendete in der Folge Lager aus Holzzeugmasse bei Dynamo, Baumwollspinnspindeln, Calanderwalzen, welche nach einem kleinen Zusatz von Graphit 3 bis 4 Monate lang ununterbrochen im Betriebe blieben, ohne eines einzigen Tropfens Oel zu bedürfen. Die Abnutzung soll sehr gering sein und die Reibung sich um 30 bis 33⅓ Proc. verringern. G. Barthel's Benzin- und Spiritusbrenner. Benzinbrenner. Der Benzinbrenner (Fig. 1) besteht aus einem mit seitlicher Einfüllschraube versehenen Behälter und darauf sitzenden Brennertheil. Letzterer setzt sich aus zwei Röhren zusammen und ist mittels Konus und Uebermutter auf dem Behälter festgeschraubt. Das festgeschraubte Rohr ist zur Aufnahme eines Volldochtes bestimmt, das andere dient als Brennrohr und enthält oben ein Drahtnetz. Das seitlich durch das Brennrohr hindurchgehende und in das Dochtrohr führende Röhrchen hat eine feine, nach oben in das Brennrohr mündende Oeffnung und ist zum Zwecke der Regulirung des Gasaustrittes mit einem Spindelhahn versehen. Eine kleine Rinne dient zur Aufnahme von etwas Spiritus zum Anheizen des Brennertheils. Sämmtliche Theile des Brenners sind aus Metall angefertigt und sind Asbest- und Lederdichtungen völlig vermieden. Durch die Anordnung des Brennrohres neben dem Dochtrohr, sowie durch Herausverlegung des Verdampf räum es aus dem Behälter wird eine leichte und vollständige Vergasung des Brennstoffes erzielt; ein Glühendwerden des Brennrohres tritt niemals ein, wodurch eine zu starke Erhitzung des Behälters ausgeschlossen ist. Die Flamme brennt mit wenig Geräusch, sie ist rein blau und die Verbrennung so vollkommen, dass keinerlei übelriechende Gase entweichen. Eine Füllung von etwa 200 g Benzin reicht bei voller, 15 bis 16 cm hoher Flamme ungefähr 2½ Stunden. Bei halbgeöffnetem Regulirhahn entspricht die Flamme derjenigen eines Bunsengasbrenners; bei ganz geöffnetem Hahn beträgt die Temperatur der vollen Flamme 1300 bis 1400° C, so dass Metalle wie Kupfer, Silber, Gold mit Leichtigkeit schmelzen. Die leichte und sichere Regulirung des neuen Benzinbrenners gestattet, ihn an Stelle des Bunsenbrenners zu verwenden. Textabbildung Bd. 285, S. 71Fig. 1.Barthel's Benzinbrenner. Eine Ausführungsform, bei der der Behälter zwischen zwei Füssen beweglich ist, ist wie Fig. 5 angeordnet. SpirituslöthlampeVulkan. Wenn die Benzinlöthlampen mit ihren unverkennbaren Vorzügen die alte Spirituslöthlampe noch nicht zu verdrängen vermocht haben, so liegt der Grund in erster Linie in der geringen Feuergefährlichkeit des Brennspiritus gegenüber dem Benzin, zum andern ist Spiritus überall zu haben, Benzin dagegen nicht. Barthel's Vulkan-Spirituslöthlampe (Fig. 2) sucht die Vorzüge der Benzinlöthlampe mit denen der alten Spirituslöthlampe zu vereinigen, ohne die Nachtheile beider Systeme, insbesondere die Explosionsgefährlichkeit der Benzinlampen mit in Kauf zu nehmen. (D. R. P. Nr. 53429.) Textabbildung Bd. 285, S. 72Fig. 2.Barthel's Spirituslöthlampe. Die Löthlampe hat folgende Einrichtung: Unter einem mit Henkel und Einfüllschraube mit Sicherheitsventil versehenen Behälter ist am Boden ein Brennrohr angebracht, in welches die aus dem Behälter durch ein mit Düse versehenes Röhrchen tretenden Spiritusdämpfe ausblasen, sich mit Luft mischen und in Form einer sehr heissen, kräftigen, völlig blauen Stichflamme herausbrennen. Durch diese Anordnung wird ohne Zuhilfenahme einer zweiten Flamme eine fortgesetzte Verdampfung des Spiritus in dem über dem Brennrohr liegenden Behälter erzielt. Das mit Docht im Brennrohr versehene kleine Dampfrohr mündet auf der entgegengesetzten Seite dicht unter dem Einfüllverschluss aus, um eine Haltung der Lampe schräg nach unten oder oben zu ermöglichen, ohne ein Ausspritzen von Spiritus in flüssiger Form befürchten zu müssen. Die intensive Flamme schmilzt Kupferdraht von 5 mm Stärke ab. Die Lampe brennt ohne Docht und ohne zweite Heizflamme, eine Explosionsgefahr ist ausgeschlossen. Eine zweite Ausführungsform ist aus Fig. 3 ersichtlich. Der aus dem Behälter mittels des Volldochtes angesaugte Spiritus wird durch Anwärmen des Dochtrohres mit einem besonderen Anzünder verdampft, die entwickelten Spiritusdämpfe strömen aus dem Düsenröhrchen unter Mitreissen von Luft nach vorn, entzünden sich und liefern eine intensive, gegen Luftzug beständige Stichflamme. Textabbildung Bd. 285, S. 72Fig. 3.Barthel's Spirituslöthlampe. Ein Sicherheitsventil ist entbehrlich, weil die Spannung in der Lampe niemals 1/10 at übersteigt. Wenn aus irgend einem Grunde die Spannung im Inneren der Lampe sich erhöht, so bläst sich die Flamme selbst aus! Ein Verstopfen der Düsenöffnung tritt erfahrungsgemäss nicht ein. Selbst nach längerer Brenndauer erhitzt sich der Behälter niemals so, dass man denselben nicht mehr anfassen könnte. Eine Bewickelung des Handgriffes ist deshalb überflüssig. Mit einer Flammenlänge von 13 cm lässt sich Kupferdraht von 5 mm Stärke abschmelzen. Ein Glühendwerden des Brennrohres tritt niemals ein. Eine Füllung von 125 g Spiritus brennt bei Entwickelung einer 13 bis 14 cm langen Flamme etwa ½ Stunde. Zu der, nach längerem Gebrauch erforderlichen Dochterneuerung wird jeder Lampe ein Volldocht beigegeben, welcher sich nach Abschrauben der das Dochtrohr festhaltenden Uebermutter leicht in dasselbe einschieben lässt. Der am Dochtrohr sitzende Konus ist eingeschliffen und macht jede Dichtung entbehrlich. Mittels des Anzünders lässt sich die Lampe innerhalb ¼ bis ½ Minute zur vollen Wirkung entwickeln. Die Lampe lässt sich in jeder Lage gebrauchen, wodurch auch eine Löthung an sonst schwierig erreichbaren Stellen bewirkt werden kann. Eine Ausführung, welche mit dem Benzinbrenner in Fig. 1 Aehnlichkeit hat, ist in Fig. 4 bezieh. Fig. 5 dargestellt und nach dem Vorhergehenden wohl ohne weiteres verständlich. Im Inneren des Brennrohres befindet sich ein oben mit Drahtnetz versehenes zweites Rohrstück, welches zum Reguliren der Flammengrösse mit Hilfe eines Knopfes auf und ab geschoben werden kann. Wegen der in allen seinen Theilen leichten Zugänglichkeit gestattet der Barthel'sche Spiritusbrenner, die Dochterneuerung in höchst einfacher Weise zu bewerkstelligen, und liefert eine völlig blaue, nicht russende Flamme, welche sich von der gewöhnlichen Bunsenbrennerflamme nur durch eine höhere Temperatur unterscheidet! Eine Verdunstung von Spiritus findet nicht statt! Textabbildung Bd. 285, S. 72Barthel's Spiritusbrenner. Die Heizwirkung des neuen Barthel'schen Spiritusbrenners ergibt sich am besten aus nachfolgender Zusammenstellung: Um 1 l Wasser von 15° C. auf 100° C. zu erhitzen, braucht die Berzeliuslampe 10½ Min. mit 31 g Spiritus = 1,24 Pf. der amerikanische Sternbrenner 19,0 29 g = 1,16  „ der sogen. Rapidkocher 11,0 35 g = 1,40  „ ein zweiflammiger Petroleumkocher 24,0 33 g Petroleum = 1,00  „ der Huff'sche Blaubrenner 22,0 16 g Benzin = 1,60  „ ein Bunsengasbrenner 14,0 – g = –  „ Barthel's neuer Spiritusbrenner   8¾ 26 g Spiritus = 1,04  „ Neues Galvanisirverfahren. Die London Metallurgical Company braucht zum Galvanisiren nicht Zink (wie gewöhnlich), sondern eine Bleilegirung. Wie das Zink ist die Legirung schwach elektropositiv gegen Eisen, so dass nicht (wie beim Verzinnen) dieses angegriffen wird, wenn eine undichte Stelle zwischen ihm und seiner Schutzhülle entsteht. Der zu galvanisirende Gegenstand wird gereinigt, dann in eine das Anhaften des Ueberzugs befördernde Flüssigkeit eingetaucht und darauf in das Legirungsbad bei regulirter Temperatur eingetaucht; nach kurzem Eintauchen besitzt er einen stetigen Ueberzug, welcher neu wie Zink aussieht, angelaufen mehr bleifarbig.