Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 287, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 216
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Lemp's Dynamoschaltung fürs Schweissverfahren. Beim elektrischen Schweissverfahren muss der Strom anfänglich hinreichend kräftig sein, gegen Ende des Schweissens aber schwächer werden, damit das zu schweissende Metall nicht überhitzt werde. Wenn nun die Erregung der Feldmagnete der Wechselstrommaschine durch eine besondere erregende Dynamo oder durch eine mit Stromwender versehene einzelne Spule des Ankers der Wechselstromdynamo erfolgt, so muss dem die Schweissung überwachenden Arbeiter noch eine Regulirung des Widerstandes im erregenden Stromkreise bezieh. eine Verstellung der Bürsten zugewiesen werden. Um dies zu vermeiden, wendet Lemp in seinen fürs Schweissen bestimmten Dynamo nach L'Industrie Electrique, 1892 * S. 79, eine doppelte Stromquelle zur Erregung des Feldes an, nämlich eine im Hauptstromkreise des Ankers und eine zweite durch eine Hilfsspule, welche im Nebenschluss zu den Feldmagneten liegt und auf der Ankerwelle gewickelt ist. An Stelle einer besonderen Hilfsspule kann auch eine ebenso wie jene wirkende besondere Erregungsmaschine verwendet werden. Bei einer noch anderen Anordnung kommt bloss in den Stromkreis der Hilfsspule ein veränderlicher Widerstand, der Strom des Ankers aber geht unabhängig durch den Stromumsetzer und in Parallelschaltung mit dem Strome der Hilfsspule durch das Feld. O. May's Leitungsbauzange. Ein Seitenstück zu der 1887 266 * 498 beschriebenen Bauzange von Grief bildet die anbei abgebildete zum Bau elektrischer Leitungen bestimmte Zange von O. May in Frankfurt a. M. Sie besitzt bei a zwei Schneidzangen für Drähte bis zu 5 mm, bei b, c einen Locher, bei d eine Schneidplatte, mit welcher man sehr leicht die Isolirung und die Bleihülle von Kabeln, zwei Schabeisen f, f zum Entblössen der Drähte, eine runde Schere g, g am Ende der flachen Schere k, k. Das Werkzeug hat eine Länge von 21 cm und wiegt 330 g. Textabbildung Bd. 287, S. 216 H. L. Callender's elektrisches Thermometer. In dem unter Nr. 5342 vom 25. März 1891 in England patentirten elektrischen Thermometer von H. L. Callender in London dient eine Wheatstone'sche Brücke zum Messen des Widerstandes und dadurch der Temperatur des Pyrometerdrahtes. Zwei Arme der Brücke sind gleich; der dritte und vierte enthalten das Pyrometer und dessen Zuführungsdrähte, die Rollen eines Messwiderstandes und einen Ausgleicher. Der letztere besteht aus zwei ganz gleichen Zuführungen und alle vier Zuführungen sind in der das Pyrometer enthaltenden Röhre untergebracht, so dass der Widerstand des Ausgleichers stets dem der Zuführungen des Pyrometers ganz nahezu gleicht. Die Ausgleichung wird durch einen Schieber hergestellt, nach dessen Stellung man auf einer Scala gleich die Temperatur des Pyrometers selbst abliest. Verwendung von Schreibmaschinen im Telegraphendienste. Wie auch schon in einem längeren Aufsatze in der am 9. December erschienenen Nr. 21 (* S. 263) des 1. Jahrganges der Electricity mitgetheilt worden ist, hat sich in Amerika die Anwendung von SchreibmaschinenVgl. 1891 281 * 228. beim Aufnehmen von Telegrammen sehr rasch ausgebreitet. Sie ist zuerst etwa 1884 von der Associated Press versucht worden und seit 1890 wird die Schreibmaschine in allen Aemtern der United Press und der Associated Press ausschliesslich benutzt. Vor Einführung der Schreibmaschine umfasste der „Nachtbericht“ etwa 8000 Wörter für jede Leitung und das ganze Tagewerk etwa 18000, jetzt ersterer etwa 14000, letzterer etwa 30000 Wörter. Während ein Arbeiter erster Klasse etwa 40 Wörter in der Minute zu geben vermag, kann man erfahrungsgemäss mehrere Stunden hindurch schwer mehr als 30 oder 35 mit der Feder oder einem Stifte nachschreiben. Der Dienst der Pressvereinigung in New York verlangt 20 bis 30 Abschriften, welche früher mittels eines Eisen- oder Achatgriffels und zwischengelegten Farbeblättern auf Seidenpapier hergestellt wurden. Der angestrengte Dienst machte dabei die Telegraphisten bald krank und dienstunfähig. Mittels der Schreibmaschine vermag man leicht 70 Wörter in der Minute zu schreiben und bei einer kleinen Abänderung kann die Maschine leicht 30 Abdrücke liefern. Bei einer Gelegenheit sandte die United Press eine wichtige besondere Nachricht mit 3500 Wörtern in 55 Minuten an alle ihre Kunden. Auch die Commercial Cable Company liefert ihren Beamten Schreibmaschinen; ebenso benutzt sie die Postal Telegraph-Cable Company und zahlte ihren Beamten 1 Doll. wöchentlich mehr, wenn sie auf der Schreibmaschine arbeiteten. Beim Heberschreiber wurde auf dem atlantischen Kabel der Commercial Cable Company Ende 1891 die Schreibmaschine benutzt, auf Kabeln anderer Gesellschaften wurde sie noch nicht verwendet, wohl aber auf den Kabeln mit Morsebetrieb einiger anderer Gesellschaften. Man hat es in Amerika verstanden, die Schreibmaschine in bequemer und zweckmässiger Weise neben den Telegraphenapparaten aufzustellen. Beim Geben kommt sie unter das einen Schlitten bildende Pult oder sie wird unter einen Deckel am Pulte verborgen. Um die Zeichen besser vernehmbar zu machen neben dem Klappern der Schreibmaschine, wird noch ein zweiter Klopfer aufgestellt, links von der Schreibmaschine. Es haben sich besonders die Remington-Schreibmaschinen und die Caligraph-Schreibmaschine bewährt. Die Postal Telegraph-Cable Company macht nach dem New Yorker Electrical Engineer, 1892 Bd. 13 * S. 534, die Zeichen des Klopfers gegenüber dem Rasseln der Tasten der Schreibmaschine ohne Mehraufwand von Kraft dadurch besser vernehmbar, dass sie die Rolle des Klopfers vergrössert. F. W. Jones dagegen hat einen Resonator in Vorschlag gebracht, welcher mit seinem Fusse auf den Tisch gestellt wird, links neben dem empfangenden Telegraphisten; der Klopfer kommt in den Resonator und dieser wird so gestellt, dass der volle Ton nach dem links neben dem gebenden Telegraphisten sitzenden empfangenden hingeworfen wird, so dass beide ihn hören können, während der Ton von allen anderen Richtungen durch einen Schirm getrennt ist. Kalkseife und Dampfkesselexplosionen. Zur Klarlegung der Ansicht, dass die Speisung der Dampfkessel mit einem Gemisch von kalkhaltigem und Condensationswasser die Bildung eines kalkhaltigen seifenartigen Körpers bedinge, welcher Veranlassung zu Explosionen geben könne, indem die entstandenen Absätze einen isolirenden Ueberzug bildeten, der zur Ueberhitzung der Kesselwandung führe, untersuchte A. Vivien seit einer langen Reihe von Jahren derartige Niederschläge. Er fand jedoch in diesen Massen, die sich allerdings fettig anfühlen, entweder gar keine oder nur Spuren von Fetten. Die Bildung dieser eigentümlichen Abscheidungen beruht auf der Beschaffenheit der angewandten Speisewässer, nicht aber auf der Gegenwart von Fettkörpern. Vermieden werden diese unangenehmen Absätze durch Reinigung des Wassers und dadurch, dass man kalkhaltiges kaltes Wasser nicht mit warmem, destillirtem Wasser (Condensationswasser) vermischt. (Nach Comptes rendus, 1892 115 S. 318, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium Bd. 16 S. 269.) Anstrichmasse für Eisen. Die Actiengesellschaft für Asphaltirung und Dachbedeckung vorm. Johannes Jesserich in Berlin stellt eine Anstrichmasse für Eisen her durch Vermischen von Fettgas-Theerproducten mit Goudron oder Schwefel. Die Masse soll gegenüber anderen ähnlichen Anstrichen gegen atmosphärische Einflüsse widerstandsfähiger und als Anstrich für Eisen wegen ihrer ausserordentlichen Durchdringlichkeit besonders werthvoll sein, indem sie leicht in Oeffnungen und Poren eindringe und, auf Rost gebracht, denselben leicht durchdringe, lockere und löse. (D. R. P. Nr. 65239 Kl. 22 vom 10. November 1891.) Celluloidspiegel. Das zu den mannigfachsten Gegenständen verarbeitete Celluloid wird neuerdings auch zur Herstellung von Spiegeln benutzt. Ch. H. Koyl in Easton, Pennsylvania, Nordamerika, fertigt diese Spiegel in der Weise, dass er durchsichtige Celluloidplatten auf der Rückseite mit Silber oder einem anderen Metallüberzug versieht und als Rückwand einen nochmaligen Ueberzug von undurchsichtigem Celluloid anbringt. Diese neuen Spiegel haben gegenüber den gewöhnlichen Glasspiegeln den Vorzug, dass sie nicht so leicht zerbrechen, gegenüber den Metallspiegeln den, dass sie stets blank bleiben. Es dürften daher die Celluloidspiegel als Reflectoren empfehlenswerth sein. (Nach Ackermann's Wien. Gew.-Ztg., durch Polytechnisches Notizblatt, 1892 Bd. 47 S. 281.)