Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 120
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Elektrische Hochbahn in Liverpool. Am 4. Februar d. J. ist die elektrische Hochbahn in Liverpool entlang den Docks eröffnet worden. Sie ist in gleicher Richtung mit dem Mersey angelegt und verfolgt ungefähr denselben Weg, wie die bisherige Dockpferdebahn. Die elektrische Bahn liegt auf einem eisernen Viadukt von 9½ km Länge, der 582 Oeffnungen hat. Sie ist zweigleisig, vollspurig und hat 14 Stationen. Auf den Zwischenstationen sind die Geleise durch eine einfache Weichenverbindung, in den Endstationen durch ein Weichenkreuz verbunden. Die grösste Entfernung der Stationen beträgt 1100, die geringste 275 m. Die gesammte Triebkraft ist so berechnet, dass eine Zugfolge von 3 Minuten auf jedem Geleise erreicht werden kann. Die Fahrzeit von einem Ende bis zum andern beträgt 30 Minuten; der Aufenthalt der Züge auf den Stationen ist zu 30 Secunden angenommen. Die grösste Fahrgeschwindigkeit wird 40 km in der Stunde betragen. Die Züge bestehen aus zwei Wagen, die durchlaufend verbunden sind. Jeder ruht auf zwei vierräderigen Drehgestellen. Die Länge der Wagen beträgt 13,7 m, die Breite 2,6 m. Jeder Wagen fasst 57 Personen, 16 erster und 41 zweiter Klasse. Der Strom wird von einer stählernen Mittelschiene abgenommen, von denen in jedem Geleis eine angeordnet ist. Da wo die Weichenverbindungen abzweigen, erleiden die Schienen eine Unterbrechung. Sie sind hier nach Art der Flügelschienen bei Herzstücken umgebogen und neben der abzweigenden Schiene etwas verlängert. Ueber die Mittelschienen schleifen vom Zuge herabhängende Schlitten, die so breit sind, dass sie an den Unterbrechungen beide Schienen, diesseits und jenseits der abzweigenden Weichenschiene, gleichzeitig fassen. Die Triebwerke sitzen an den vorderen und hinteren Achsen der Züge. An jedem Ende des Zuges befindet sich ein Führerhaus. Auf der Endstation begibt sich der Führer an das andere Ende des Zuges. Die Wagen haben Westinghouse'sche Luftdruckbremsen. Die unter den Wagen liegenden Luftbehälter werden an den Endstationen mit Druckluft gefällt. Ausserdem sind Spindelbremsen vorgesehen, die von Hand bedient werden. Ingenieure der Linien sind Douglas Fox und J. B. Greathead, der Erbauer der City- und Südlondonbahn. Es ist in Aussicht genommen, die Linie an jedem Ende um 2½ km zu verlängern, so dass sich die Gesammtlänge der Bahn auf 14,5 km stellen wird. (Centralblatt der Bauzeitung.) Ein neues Füllmaterial für Zwischenböden. Die Korkfabrik von C. Kammandel in Geisa stellt aus Korkabfällen ein Mehl her, das mit Kalkmilch oder angerührtem Lehm vermischt ein gutes Füllmaterial für Zwischenböden abgibt. Die Masse trocknet, auf Querbretter der Balkenlager aufgetragen, schnell, belastet nur in geringem Grade und leitet Schall und Wärme schlecht. Das Material eignet sich auch zur Herstellung von Zwischenwänden und soll in hygienischer Beziehung allen gerechten Anforderungen genügen. (Nach Deutsche Med.-Ztg. durch Pharmaceutische Centralhalle, 1893 Bd. 34, S. 71.) Rostschutzmittel „Mannocitin“. Ueber das von der Firma Ed. Müller und Mann in Charlottenburg hergestellte Rostschutzmittel „Mannocitin“ macht die Badische Gewerbezeitung nachstehende Mittheilungen: Eine Probe des Präparates riecht ätherisch, ist bei mittlerer Temperatur flüssig und besteht in einer Auflösung thierischen Fettes in Terpentinöl. Zu seiner Anwendung wird das Mannocitin mittels eines Borstenpinsels auf die zu schützenden Metallgegenstände in dünner Schicht aufgetragen; nach wenigen Minuten hat sich das Oel verflüchtigt, und es hinterbleibt eine dünne, zusammenhängende Fettschicht, wie solche durch Einreiben der Metallflächen mit Fett, dem allgemein üblichen Verfahren, wohl nicht in gleich vollkommenem Grade zu erreichen ist. Vergleichende Versuche mit Mannocitin und anderen Fettschmieren haben eine günstige Wirkungsweise des ersteren erkennen lassen. Wir bestrichen metallisch reines Eisenblech in einzelnen Streifen mit 1) Schweinefett, 2) Mineralfett, 3) Maschinenöl, 4) Mannocitin. In 1proc. Kochsalzlösung eingelegt zeigten alle fettfreien Stellen schon nach wenigen Tagen starke Rostbildung. Die Eisentafel blieb jetzt während 4 Monaten an der Luft liegen; dabei überzogen sich die mit Maschinenöl gestrichenen Stellen allmählich völlig mit Rost; gut hielten sich die mit Mineralschmiere und Schweinefett behandelten Flächen, wenn auch der Rost der benachbarten fettfreien Stellen allmählich über die Ränder hinweg in die gefetteten Theile hineinwuchs. Mannocitin hatte den vollkommensten Rostschatz gewährt; die damit gestrichene Fläche blieb rostfrei und grenzte sich auffallend scharf von den ungefetteten und stark verrosteten Partien ab. – Wir glauben daher, dass dem Mittel gegenüber den gewöhnlichen Fettschmieren als Rostschutz ein Vorzug einzuräumen sei, der schon in der bequemen Verwendungsweise des Mannocitins gerechtfertigt erscheint. Auch die bisher damit in der Praxis gemachten Erfahrungen sprechen sich zu dessen Gunsten aus; von den grossherzoglich badischen Staatseisenbahnen wird das Mittel seit Kurzem in allgemeine Anwendung gebracht. (Bei einem unsererseits angestellten Versuche, eine der Einwirkung von Feuchtigkeit ausgesetzte und schnell rostende Maschine durch Mannocitin zu schützen, hat sich das Schutzmittel gut bewährt. D. R.) Fussbodenanstrich mit Wasserglas. Um Fussböden mit einem Wasserglasanstrich zu versehen, müssen dieselben erst gut gereinigt und alle Fugen und Risse derselben mit einem steifen Brei aus Kreidepulver und Wasserglas verkittet werden. Alsdann gibt man zunächst einen einfachen Anstrich mit 66grädigem Wasserglas. Soll der Boden einen farbigen Ueberzug erhalten, so trägt man einen weiteren Anstrich mit einer Wasserglasfarbe auf. Muss letztere selbst bereitet werden – dieselbe ist jetzt auch strichfertig käuflich zubekommen – so ist zu berücksichtigen, dass wegen des Alkalis des Wasserglases nur Erdfarben verwendet werden dürfen, sowie auch, dass man die Farbe lichter als den beabsichtigten Farbenton bereitet, da die Wasserglasfarben beim Trocknen bedeutend nachdunkeln. Zur Erzielung eines schönen Glanzes müssen die Farbanstriche wiederholt aufgetragen werden, was nicht allzuviel Zeit beansprucht, da die Anstriche ziemlich rasch trocknen, etwa innerhalb einer Stunde. Nach dem letzten Anstrich lässt man den Boden mehrere Stunden unbetreten, bis das Wasserglas vollkommen erhärtet ist. Derartige Anstriche sind dauerhaft, sollen durch starkes Begehen kaum, durch Nässe gar nicht angegriffen werden, und sind mittels eines nassen Tuches leicht von Schmutz und Staub zu reinigen. Da der Wasserglasüberzug das Holz auch gegen Feuer (Funken) schützt, so dürften die Wasserglasanstriche empfehlenswerth sein für Fussböden in Arbeitssälen, Werkstätten, Gängen, öffentlichen Localen u.s.w. (Nach Polytechnisches Notizblatt, 1893 Bd. 48 S. 30.) Antonit als weisse Farbe für Glanzpapier. Das in Kalifornien vorkommende Mineral Antonit wird in Amerika als weisse Farbe für Glanzpapier verwendet. Wegen seiner ursprünglichen, bald grauen, bald gelben Färbung wird es für seine Verwendung in Buntpapierfabrikation erst mit verdünnter Salzsäure ausgekocht und mit Wasser ausgewaschen. Dann wird der weissen Masse mit Gummi oder einem vegetabilischen Leim die nöthige Consistenz gegeben, und der erhaltene Teig mit 150 Proc. Wasser angerührt, um wie andere Teigfarben auf das Papier gestrichen zu werden, welches dadurch beim Glätten einen schönen Seidenglanz erhält. (Nach L'ind. text. durch Färberzeitung, 1892/93 S. 91.) E. A. Le Sueur's Albuminscheidewand für elektrolytische Zellen. Unterm 3. December 1891 ist in Klasse 21 für Oesterreich-Ungarn eine von Ernest Arthur le Sueur in Ottava, Canada, angegebene Albuminscheidewand patentirt worden, welche für elektrolytische Zellen, namentlich solche, die zur Zersetzung von Chlormetallen, insbesondere Chloralkalien bestimmt sind, verwendet werden soll und bei sehr geringem elektrischen Widerstand einen sehr starken Widerstand gegen chemische Einflüsse besitzt. Dieselbe ist entweder ausschliesslich aus coagulirtem Albumin gebildet, oder aus coagulirtem Albumin in Verbindung mit Materialien wie: Papier, Löschpapier, animalisches oder vegetabilisches Pergament, gewebte oder filzartige Zeuge, Asbestblätter u. dgl., welche indess nur als Verstärkungslagen für erster es dienen. Zur Herstellung dieser Scheidewände wird 1 Gew.-Th. Albumin, am zweckmässigsten das vom Handel gelieferte Bluteiweiss, in 2 Gew.-Th. Wasser gelöst, dessen Temperatur die Coagulirungstemperatur des Albumins nicht erreichen darf; mit Vorzug ist Wasser von etwa 38° C. zu verwenden. Die erhaltene Flüssigkeit hat die Dichte eines dicken Syrups und wird zweckmässig behufs Reinigung von Klümpchen und fremden Stoffen durch ein grobes Baumwolltuch geseiht. Soll die Scheidewand ausschliesslich aus Albumin bestehen, so breitet man die obige Lösung auf einer geölten Glasplatte aus, deckt eine geölte Glasplatte darauf und coagulirt das Albumin zwischen den Platten durch Erwärmen mit trockenem Dampf in einem Trockenschrank, wonach man die Platten wieder wegnimmt. Soll die Scheidewand mit einer Verstärkungslage versehen werden, so bringt man die obige Albuminlösung auf Papier oder eines seiner genannten Ersatzmittel auf, indem man das Papier o. dgl. in die Lösung taucht bezieh. durch dieselbe zieht, oder indem man die Lösung mittels Pinsels, Bürste oder Walze auf das Papier o. dgl. aufstreicht. Zur Coagulirung des Albumins wird dann die Scheidewand im feuchten Zustande, oder nachdem man sie zuvor hat trocken werden lassen, wie oben, mit trockenem Dampf, oder in der bekannten Weise mit Metallsalzlösungen behandelt. Die Verstärkungslage kann auf einer oder auf beiden Seiten mit dem Albumin bedeckt werden; man kann auch zwei Verstärkungslagen je auf einer Seite mit dem Albumin bedecken und dann beide Stücke mit der Albuminseite aufeinander legen, so dass die Scheidewand aus einer inneren Albuminlage und zwei äusseren Verstärkungslagen zusammengesetzt ist. –––––––––– Berichtigung: S. 72 liess Picon anstatt Picon.