Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 292, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 120
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Verwendung von Flusspath im Eisenhüttenwesen. Flusspath findet im Giessereibetriebe eigentlich noch viel zu wenig Anwendung. Die Duisburger Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Bechern und Keetman, welche Flusspath regelmässig gebraucht, schreibt darüber: „Wir verwenden den Flusspath schon seit einer Reihe von Jahren bei unserem Cupolofenbetrieb als Schmelzzuschlag an Stelle von Kalkstein und haben dabei folgende Vorzüge feststellen können: Wesentliche Förderung des Schmelzprocesses und reinere Abscheidung des Metalles durch Auftreten einer äusserst dünnflüssigen Schlacke. Grössere Schonung der Oefen und daraus sich ergebende geringere Kosten für Aushauen und Reparatur, wodurch der Preisunterschied gegenüber dem billigeren Kalkstein mehr als ausgeglichen werden dürfte. Wir können deshalb die Verwendung des Flusspathes zu Giessereizwecken aus Ueberzeugung empfehlen.“ In ähnlicher Weise äussert sich die Firma B. E. Sturm in Eisenach, welche den Verkauf des Flusspathes der Flusspathgrube „Gottes Gabe“ bei Bad Liebenstein betreibt; sie schreibt über die Verwendung des Flusspathes Folgendes: Beim Hochofenbetrieb und bei der Darstellung des Roheisens dient Flusspath als rasches Lösemittel bei Versetzung, zur Förderung des Schmelzprocesses und zur Erzielung besserer Qualitäten durch reinere Abscheidung. Bei den Stahlerzeugungsmethoden bewirkt der Flusspath wegen seiner leichtflüssigen Schlacke ein besseres Ausbringen des Metalls. Beim Giessereibetrieb genügt oft ein Zusatz von ½ bis 2 k Flusspath auf 100 k Eisen. Auch Flusspath, vermengt mit Kalkstein, ergibt recht befriedigende Resultate. (Nach Eisenzeitung vom 22. März 1894.) Verminderung des Rauches. Mit Recht ist mehrfach auf den entscheidenden Einfluss des Heizers auf die Kesselfeuerung und insbesondere auf die Beseitigung des Rauches hingewiesen worden. Die Schwierigkeit lag bisher darin, schreibt die Eisenzeitung, den einzelnen Heizer zu veranlassen, dass er stets bemüht ist, rauchfrei zu feuern. Diese Sachlage ist von der Polytechnischen Gesellschaft in Leipzig in Rücksicht gezogen worden und hat zu folgendem einfachen System geführt: Die Heizer werden bei ihrer Heizerthätigkeit das ganze Jahr hindurch beobachtet, und zwar wird in kurzen Zwischenräumen festgestellt, welche Art Rauch der oberen Schornsteinmündung entsteigt. Die Raucharten, nämlich sehr leichter, heller, dünner, dunkler, dickwolkiger Rauch werden mit Zahlen 1, 2, 3, 4 bezeichnet, bei jeder Beobachtung aufgeschrieben und von Zeit zu Zeit die Zahlen zusammengestellt, um schliesslich durch eine Hauptmittelzahl für ein Beobachtungsjahr das Gesammtbild der einzelnen Heizerleistungen zu gewinnen. Um jedoch den Heizern aufzugeben, auf welche Weise rauchfreies Heizen herbeizuführen ist, enthält jeder derselben, sofern der betreffende Schornstein durch den Fabrikbesitzer zur Beobachtung angemeldet und eingeschrieben wurde, einfache, leicht verständliche und leicht zu befolgende Heiz Vorschriften. Am Ende des Jahres werden die Beobachtungsergebnisse zusammengestellt, um hierdurch die Reihenfolge der beobachteten Heizer nach Güte ihrer Heizarbeit zu ordnen und alsdann die Belohnung der Jahresheizarbeit ins Werk zu setzen. Es werden für beste Leistungen Diplome nebst 25 M., für gute Leistungen Zeugnisse mit 20 M., für anerkennenswerthe Leistungen ebenfalls Zeugnisse mit 15 M. und für beachtenswerthe Fortschritte Bescheinigungen mit 10 M. gegeben. Die Beiträge für die Belohnungen werden erhalten durch Anmeldegebühren, welche jeder Schornsteinbesitzer in Höhe von 20 M. fürs Jahr zu zahlen hat. Diese geringe Gebühr wird durch das sorgfältigere Heizen und die hierdurch herbeigeführte wesentliche Kohlenersparniss reichlich aufgewogen. Schon im ersten Versuchsjahr stellte sich heraus, dass der schlechteste Heizer der beobachteten Schornsteine noch besser war als der beste Heizer derjenigen Schornsteine, die zwar beobachtet wurden, aber nicht zur Beobachtung eingeschrieben waren; in Folge dessen wurden schon im ersten Jahre sämmtliche eingeschriebene Heizer als belohnungswürdig erkannt. Während im ersten Jahre schon günstige Ergebnisse erzielt wurden, haben sich diese im zweiten Jahre noch ganz erheblich verbessert. Im ersten Jahre war die schlechteste Mittelzahl 2,73, im zweiten fiel sie trotz schärferer Beobachtung auf 2,162. Im ersten Jahre gab es vier Heizer mit Mittelzahlen über 2,00, im zweiten Jahre deren nur zwei; für die Behauptung, dass die Rostconstruction wenig Einfluss auf die Rauchbildung hat, spricht der Umstand, dass bei 15 Planrosten, welche sich unter Beobachtung befanden, unter diesen sowohl die schlechteste als auch die beste Mittelzahl sich vorfand. Das System beruht, ganz allgemein gesagt, darauf, dass der Heizer während des ganzen Jahres bei seiner Heizerthätigkeit beobachtet wird, dass ihm durch Heizvorschriften Anleitung zum rauchfreien Feuern gegeben ist, und dass ihm am Schluss eines Jahres mit Hilfe der vom Schornsteinbesitzer gegebenen Einschreibegebühr von Seiten einer unparteiischen Körperschaft Belohnungen in Gestalt von Diplomen und Geldbeträgen zu Theil werden. Die zweijährige Durchführung des genannten Systems hat die Nützlichkeit desselben auf das schlagendste erwiesen, und ist nur zu wünschen, dass dieselbe in recht vielen Städten des Deutschen Reiches ebenfalls zur Einführung gebracht wird, zumal dies ohne nennenswerthe Kosten mit geringer Mühe ins Werk gesetzt werden kann. Die Polytechnische Gesellschaft, Gewerbeverein für Leipzig, ist gern bereit, die zur Durchführung erforderliche genaue Anleitung nebst dazu gehörigen Unterlagen gegen Einsendung von 00 Pf. an Behörden oder Vereine postfrei zu übermitteln. (Zum fleissigen Gebrauche dieser Anerbietung möchten wir hiermit anregen. D. R.) Verwendung des Kaolins zum Ausbessern der Giessereiöfen. In der Zeitschrift Stahl und Eisen theilt Director Haedicke in Remscheid günstige Ergebnisse mit, die er bei Ausbessern der Cupolöfen mittels Kaolin erreicht hat, und regt zur Klärung die Frage an, ob anderwärts vielleicht gegentheilige Erfahrungen gemacht worden sind. Er sagt u.a.: Unter den Körpern, welche für die gewöhnlichen Hüttenzwecke als feuerfest gelten, stehen bekanntlich die Kieselsäure (reiner Quarz) und die chemisch reine kieselsaure Thonerde (Porzellanerde oder Kaolin) obenan; je reiner dieser Körper ist, desto grösseren Widerstand leistet er der Schmelzhitze. Treten andere Körper, welche Basen enthalten, hinzu, wie namentlich die Metalloxyde, so bilden sich Doppel- und mehrfache Silicate, denen die Eigenschaft der Schmelzbarkeit nicht zukommt. Glücklicher Weise sind derartige Beimengungen meist an der Farbe zu erkennen. Je weisser also der Thon ist, desto sicherer sind wir seiner Schwerflüssigkeit. Reine Porzellanerde ist rein weiss. – Hieraus darf man folgern, dass die ungünstigen Ergebnisse, welche an anderen Orten mit Kaolin erhalten worden sind, sich wahrscheinlich nicht auf reines, weisses Kaolin beziehen, wie auch eine von dem betreffenden Lieferanten abgegebene zweite Sendung, sowie verschiedene andere vorgelegte Proben sich als vollständig werthlos erwiesen, die ihre Güte sofort an der Farbe erkennen liessen. Angefeuchtet gibt das Kaolin einen weichen, leicht haftenden Körper, der zwischen den Fingern kein Korn fühlen lassen darf. Der Referent hat es sowohl in dieser Form als auch halb und halb mit Kokspulver gemengt zum Ausbessern des Cupolofens verwendet und namentlich mit der letztgenannten Mischung recht gute Resultate erzielt, bessere als mit der bis dahin verwendeten Chamotte. Eine weitere Verwendung kann das Kaolin zum Beimischen von Formsand finden. Formsand soll ebenfalls einigermaassen feuerbeständig sein. Das Vollkommenste in letzterer Beziehung würde feiner Quarzsand bilden. Derselbe hat indessen keine Bindung und ist aus diesem Grunde unbrauchbar. Formsand besteht aus Sand und Thon, je mehr Thon, desto fetter, bündiger ist derselbe. Kaolin ist nun ein geeignetes Mittel, um mageren Formsand bündiger zu machen. Auch hier dürfte es wünschenswerth sein, wenn die Fachgenossen sich über ihre diesbezüglichen Erfahrungen äussern wollten. Bücher-Anzeigen. Deutsch-Spanisch-Französisch-Englisches Wörterbuch der Berg- und Hüttenkunde sowie deren Hilfswissenschaften. Von Max Venator, Bergwerksdirector. Leipzig. Verlag von A. Twietmeyer. 108 S. Geb. 4,80 M. Wer mit dem Auslande in einem Zweige der Technik eingehend zu verkehren hat, überzeugt sich gar bald von der Unzulänglichkeit der gebräuchlichen Wörterbücher, die insbesondere bei Fachausdrücken selten den gesuchten Aufschluss gewähren. Diesem Uebelstande hilft für den angegebenen Kreis das vorliegende Hilfsmittel in gründlicher Weise ab, da es sich ausser den speciellen Fächern Bergbau und Hüttenkunde mit der Aufbereitung, dem Probirwesen, der Chemie, der Physik, der Mechanik, dem Maschinenwesen, der Geologie und Mineralogie, der Elektrotechnik und dem bergmännischen Bauwesen befasst. – Zwar setzt das Wörterbuch nur die deutsche Sprache in die erste Reihe, jedoch lassen sich mit etwas Combinationsgabe die gesuchten fremdländischen Ausdrücke wohl auffinden. Dem deutschen Worte ist vielfach die chemische Formel hinzugefügt. Der Elektromagnet von Silvanus P. Thompson. Deutsche Uebersetzung von C. Grawinkel. Heft 1. Halle a. S. Verlag von W. Knapp. 80 S. Die erste Lieferung des auf 5 Hefte zu 3 Mark geplanten Werkes enthält eine geschichtliche Einleitung, Allgemeines über Elektromagnete und Eigenschaften des Eisens. Preisausschreiben des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen. Nach einem Beschlusse des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen sollen alle 4 Jahre Preise im Gesammtbetrage von 30000 M. für wichtige Erfindungen und Verbesserungen im Eisenbahnwesen ausgeschrieben werden, und zwar: A. für Erfindungen und Verbesserungen in den baulichen und mechanischen Einrichtungen der Eisenbahnen ein erster Preis von 7500 M., ein zweiter Preis von 3000 M.,  ein dritter Preis von 1500 M. B. für Erfindungen und Verbesserungen an den Betriebsmitteln bezieh. in der Unterhaltung derselben ein erster Preis von 7500 M., ein zweiter Preis von 3000 M., ein dritter Preis von 1500 M. C. für Erfindungen und Verbesserungen in Bezug auf die Verwaltung und den Betrieb der Eisenbahnen und die Eisenbahnstatistik, sowie für hervorragende schriftstellerische Arbeiten über Eisenbahnwesen ein erster Preis von 3000 M. und zwei Preise von je 1500 M. Ohne die Preisbewerbung wegen anderer Erfindungen und Verbesserungen im Eisenbahnwesen einzuschränken und ohne andererseits den Preisausschuss in seinen Entscheidungen zu binden, wird die Bearbeitung folgender Aufgaben als erwünscht bezeichnet: a) Verbesserungen in der Bauart der Locomotivkessel, insbesondere solche, durch welche ohne erhebliche Vermehrung des Eigengewichts grössere Sicherheit gegen Explosionsgefahr oder bessere Ausnutzung des Brennstoffes, Verhütung des Funkenfluges und Verminderung der Unterhaltungskosten erzielt wird. b) Herstellung eines dauerhaften Kuppelungsschlauches für Dampf-, Wasser und Luftleitungen an Fahrbetriebsmitteln. c) Eine Einrichtung, durch welche die Verbindung von Wagen mit selbsthätiger amerikanischer Kuppelung und solcher mit Vereinskuppelung sicher und gefahrlos vorgenommen werden kann. d) Herstellung einer zweckmässigen und billigen Rangirbremse für Güterwagen. e) Selbsthätige Sicherung der Fahrstrasse beim Durchfahren eines Zuges gegen verfrühte Umstellung der Weichen. f) Eine einfache Vorrichtung, welche anzeigt, dass der einfahrende Zug das Markirzeichen der Weiche ungetheilt, d.h. sammt dem Schlusswagen, passirt hat. g) Eine Wägevorrichtung, mittels welcher einzelne rollende oder lose gekuppelte Wagen eines ganzen Zuges mit hinreichender Genauigkeit abgewogen werden können. h) Vorschlag und Begründung einer Vereinfachung der Wagenmiethe-Abrechnung. Ausgeschrieben werden die Preise für den 8jährigen Zeitabschnitt vom 16. Juli 1887 bis 15. Juli 1895. Die Bewerbungen müssen während des Zeitraumes vom 1. Januar bis 15. Juli 1895 postfrei an die geschäftsführende Verwaltung des Vereins, Kranold, Berlin SW., Bahnhofstrasse 3, von wo auch weitere Auskunft ertheilt wird, eingereicht werden.