Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 293, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 264
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Die Sammleranlagen im Dampfkesselbetriebe. In dem bergischen Dampfkessel-Revisionsvereine hat nach der Zeitschrift des Internationalen Ueberwachungsvereines vom 1. Mai 1894 der Oberingenieur Vogt einen bemerkenswerthen Vortrag über Sammleranlagen gehalten, über den wir Nachstehendes mittheilen: In den letzten 10 bis 12 Jahren sind im hiesigen Bezirke so vielfach Sammleranlagen, theils als Dampfsammler, theils als Speisesammler ausgeführt worden, dass es wohl am Platze sein dürfte, die Vortheile solcher Sammleranlagen etwas näher zu betrachten, ohne die Nachtheile derselben zu verschweigen, falls solche vorhanden sein sollten. Wie schon erwähnt, können wir zwei Arten von Sammleranlagen unterscheiden, Dampfsammler- und Speisesammleranlagen. Beide haben den gemeinsamen Zweck, die Rohrleitungen zu vereinfachen, zu verbessern, insofern, als hierdurch die Undichtigkeiten an den Flanschen vermieden werden sollen, und ferner die Leitungen übersichtlicher und klarer zu gestalten, so dass selbst der Neuling in der Anlage sich sofort mit den Rohrleitungen zurechtfinden kann. Aus diesem Zwecke der Sammleranlagen ergibt sich, dass sie nur da am Platze sein können, wo entweder von mehreren Dampfkesseln der Dampf nach verschiedenen Arbeitsräumen hin geleitet werden muss oder wo verschiedene Speisevorrichtungen zur Speisung der Dampfkessel dienen bezieh. diese von verschiedenen Stellen das Speisewasser herholen sollen. Bei den Speisesammlern können wir somit wiederum zwei Arten unterscheiden, die Sammler für die Druckleitungen und für die Saugleitungen, die einzeln und beide zusammen je nach den örtlichen Betriebsverhältnissen Verwendung finden. Wollen wir nun ein Bild gewinnen über den Vortheil, den Sammleranlagen und ganz besonders die Dampfsammleranlagen bieten, so müssen wir von der Dampfkesselanlage ausgehend, die Dampfrohrleitung eines grösseren Fabrikwesens mit getrennt liegenden Arbeitsräumen ansehen. Vom Dampfdome eines jeden Kessels führen wenigstens 3 bis 4, durch Ventile absperrbare Rohrleitungen ab, die, soweit sie zusammengehören, auch unter einander in Verbindung stehen müssen, damit jeder Kessel Dampf in die verschiedenen Leitungen abliefern kann. Dazu sind beispielsweise erforderlich bei 4 Kesseln und 4 Rohrleitungen nicht weniger als 16 Absperrventile, ungefähr 15 einfache und doppelte T-Stücke und 3 Krümmer mit in Summa rund 60 bis 70 Flanschdichtungen; da aber vielleicht 6 bis 8 Hauptverwendungsstellen da sind, so ist eine nochmalige Abzweigung einer jeden Rohrleitung erforderlich, um mit dem Dampf in die einzelnen Arbeitsräume zu gelangen, von wo aus dann die weitere Vertheilung nach den einzelnen Arbeitsmaschinen erfolgt. Wir werden also annehmen dürfen, dass für die Rohrleitungen vom Kessel bis in die 6 bis 8 Arbeitsräume rund 20 Ventile, 20 einfache und doppelte ⊤-Stücke und 80 Dichtungsflanschen, – abgesehen von etwa erforderlichen Reductionsstücken – vorhanden sind. Da alle Rohrleitungen vom Kesselhause aus zu bedienen sein müssen, dazu meistens kreuz und quer, unter und über einander laufen, so ist auf einem verhältnissmässig kleinen Raume oben auf dem Kessel ein ganzer Knäuel von Rohren, ⊤- und Façonstücken, Krümmern und Reductionsmuffen, dick und dünn, dicht und undicht vorhanden. Vergegenwärtigt man sich nun noch, wie sich diese Rohrstränge gegenseitig gern schieben und drücken, wenn sie bald kalt, bald warm werden, so findet sich sofort die Erklärung für die nicht selten an solchen Rohrleitungen angehängten Blechgefässe zum Auffangen des Leckwassers aus den undichten Flanschen. Ebenso leicht ist einzusehen, dass eine solche Rohrleitung sich nicht ordnungsmässig und dauerhaft einhüllen lässt, so dass jahraus jahrein ganz nennenswerthe Beträge für Dampfverluste, Packungsmaterial und Arbeitslohn für Dichtungsarbeiten aufzuwenden sind. Ist dagegen ein Sammler vorhanden, je nach den örtlichen Betriebsverhältnissen, quer oder der Länge nach über diese vier Kessel gelagert, so bedarf es eben nur der Verbindung eines jeden Kessels mit dem Sammler durch ein Rohr und des Anschlusses eines jeden der für die 6 bis 8 Arbeitsräume bestimmten Rohrstränge mit dem Sammler, um allen Anforderungen zu genügen. Es bedarf kaum des Nachweises, dass sich eine solche Rohrleitungsanlage in Bezug auf Einfachheit und Uebersichtlichkeit nicht minder vor der vorhin beschriebenen auszeichnet, wie auch durch leichte Anbringung einer wirksamen Umhüllung aller Wärme ausstrahlenden Theile derselben, sowie durch die Erleichterung bezüglich ordnungsgemässer Instandhaltung aller Dichtungsflächen. Zahlenmässig lassen sich die Vortheile, die mit Umänderung mancher verzwickten Rohrleitung in Dampfsammler verbunden sind, nicht festlegen, und ich will auch eingestehen, dass manche Anlage letzterer Art allein schon durch die mit der grösseren Abkühlungsfläche eines genügend grossen Sammlers verbundenen Verluste, die man allerdings auf ein bescheidenes Maass zurückschrauben kann, rechnerisch immer noch zurückstehen muss gegen die vorhandene; aber es ist zu bedenken, dass sich rechnerisch nicht alles so feststellen lässt, was sich in Wirklichkeit im praktischen Fabrikbetriebe doch nach jeder Richtung hin bewährt. Abgesehen von dem bis jetzt hier behandelten Zweck der Dampfsammleranlage gibt es auch noch andere Umstände im Kesselbetriebe, die eine solche Sammleranlage sehr wünschenewerth erscheinen lassen. Beispielsweise verwenden wir mit Vorliebe den Dampfsammler gern da, wo Kessel betrieben werden, die in Folge ihrer ganzen Arbeitsweise leicht zur Erzeugung von feuchtem Dampf neigen; das sind vorwiegend solche Kesselsysteme, die ihre Wärmequelle unter oder in demjenigen Kesseltheile liegen haben, der nicht den Dampfraum des Kessels enthält, weshalb man in den letzten 10 bis 12 Jahren dazu übergegangen ist, diese Kesselsysteme mit doppelten Dampfräumen zu bauen. Ich gehe nun zu dem Dampfsammler über, der mit der Vereinfachung der Rohrleitung nichts zu thun hat, er ist ein mit dem Kessel unabsperrbar verbundener Sammler, der in der Längsachse des Kessels gelagert mit diesem am hintersten Ende desselben durch ein weites Verbindungsrohr in Verbindung steht und den Heizgasen ausgesetzt liegt. Aus letzterem Grunde wenden wir solche Sammler auch nur bei Innenfeuerungskesseln an, bei denen man eine Ueberführung der Heizgase über den Dampfraum mit vollster Ruhe anordnen kann, während uns Aussenfeuerungskessel hierfür nicht sicher genug erscheinen. Der Vortheil der Anordnung dieser Sammler über Ein- oder Zweiflammrohrkessel besteht erstens darin, dass der Dampfraum des Kessels auf die doppelte Grösse gebracht wird, der Dampf ferner an der Stelle, wo er aus dem Sammler austritt, unter allen Umständen vollständig trocken und sogar überhitzt ist, auch wenn der Wasserstand im Kessel so hoch gehalten wird, wie man ihn bei demselben Kessel ohne Sammler wegen der damit verbundenen übergrossen Feuchtigkeit des Dampfes unter keinen Umständen halten dürfte. Die Entnahme des Dampfes aus dem eigentlichen Kessel, d.h. diejenige Stelle, wo der Dampf in den Dampfsammler eintritt, liegt ganz am hintersten Ende des Kessels, also da, wo der Wasserstand am ruhigsten ist, das weit dimensionirte Verbindungsrohr gestattet dem Dampf selbst bei schärfster Beanspruchung des Kessels mit einer ganz massigen Geschwindigkeit von höchstens einem Meter in der Secunde nach dem Sammler, und wenn dort angelangt, mit einer noch geringeren Geschwindigkeit von ungefähr ein Viertel Meter in der Secunde nach der Dampfaustrittsstelle hin zu strömen, während die Heizgase den Sammler gleichzeitig in umgekehrter Richtung bestreichen, wobei sie alles etwa aus dem Kessel in den Sammler noch mit übergerissene Wasser verdampfen und so den Dampf trocken machen, ehe er dem Kessel entnommen wird. Die durch und durch gesunde Arbeitsweise dieser mit Sammler armirten Innenfeuerungskessel, der wesentlich gesichertere Betrieb derselben, weil der Wasserstand ungestraft reichlich hoch über den Flammrohren gehalten werden darf, die namentlich für Maschinenbetrieb so sehr werthvolle Qualität des producirten Dampfes rechtfertigen vollständig die grosse Beliebtheit dieser Kessel, wie auch die verhältnissmässig geringe Mehrausgabe, die der Sammler gegenüber der Anordnung eines Dampfdoms verursacht. Das neue französische Schraubensystem. In dem Bulletin de la Société d'Encouragement vom Juni 1894 S. 311 veröffentlicht Sauvage im Namen der Commission für Aufstellung einheitlicher Constructionen die von derselben gefassten Beschlüsse, und wendet sich an alle Betheiligten, um eine möglichst allgemeine Durchführung dieses Systemes, dem der Name „französisches System“ gegeben wird, zu erzielen. Die Angaben gelten nur für Schrauben von mehr als 6 mm Durchmesser, die kleineren (Uhrmacherschrauben) sind ausgeschlossen, ebenso die Gewinde von Röhren und die Schrauben zu besonderen Zwecken, wie Mikrometerschrauben. Als Form des Gewindes ist nach Sellers (siehe S. 74 Fig. 2) ein gleichseitiges Dreieck angenommen, das auf ⅛ seiner Höhe abgestumpft ist. Ferner sind folgende Verhältnisse angenommen worden: Steighöhe 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 Durchmesser1 6 10 14 18 24 30 36 42 48 56 64 Nr. 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Steighöhe 6,5 7 7,5 8 8,5 9 9,5 10 10,5 Durchmesser1 72 80 88 96 106 116 126 136 148 Nr. 11 12 13 14 15 16 17 18 19 1 Als Durchmesser gilt der äussere Durchmesser am Gewinde d1 der Figur. Für die Durchmesser D und die Steigung p gilt folgende Gleichung: D=\frac{p\,(p+8)}{1,3}-1,5 wobei die andren entfallenden Bruchtheile nach vorn abzurunden sind. Nach der vorstehenden Aufstellung ist die Auswahl in den kleineren Schrauben zu gering und die Zunahme der Durchmesser für die Praxis zu gross. Während die Scala der deutschen Normalschraube des Vereines deutscher Ingenieure (Tabelle F S. 109 d. B.) innerhalb der Schraubendurchmesser 6 bis 36 im Ganzen 17 Kerndurchmesser zeigt, hat das französische System deren nur 7. Dieser Umstand wird sich bald als eine empfindliche Lücke geltend machen, und es wird nicht zu umgehen sein, nach dieser Richtung eine Ergänzung eintreten zu lassen, die der Bericht wohl eingesteht aber nicht ausgefüllt hat. Normalien für über 50 mm Durchmesser anzugeben, hat für die Praxis nach unsern Erfahrungen nur geringen Werth. Als Schrauben für Uhrmacher und Feinmechaniker empfiehlt die Commission das System Thury (S. 76 d. B.) Wir lassen die Tabelle, die auch die am angeführten Orte nicht aufgenommenen Zwischennummern enthält, hier folgen: Aeusserer Aeusserer Nr. Durchmesser Steigung Nr. Durchmesser Steigung   0 6 1 13 1,2 0,25   1 5,3 0,9 14 1,0 0,23   2 4,7 0,81 15 0,9 0,21   3 4,1 0,73 16   0,79 0,19   4 3,6 0,66 17   0,70 0,17   5 3,2 0,59 18   0,62 0,15   6 2,8 0,53 19   0,54 0,14   7 2,5 0,48 20   0,48 0,12   8 2,2 0,43 21   0,42 0,11   9 1,9 0,39 22   0,37   0,098 10 1,7 0,35 23   0,33   0,089 11 1,5 0,31 24   0,29   0,080 12 1,3 0,28 25   0,25   0,072 Haltbare braune Farbe auf Messing. Für die Aufbringung einer braunen Färbung auf Messinggegenständen gibt es eine grosse Anzahl von Vorschriften und es kommt bei der Wahl des geeignetsten Weges auf den Farbenton an, ob derselbe roth, gelb, braun oder dunkelbraun sein soll. Auch die Grösse und Gestalt des Gegenstandes hat Einfluss auf die Wahl eines Verfahrens, und schliesslich ist auch zu berücksichtigen, welche Vorschrift am billigsten ist. Eine feuerfeste schöne Farbe in Braun erhält man auf folgendem Wege: In 1 l Wasser werden 4 g krystallisirter Grünspan und 4 g pulverisirtes Chlorammon gelöst. Man lässt die Lösung etwa vier Stunden bedeckt ruhig stehen und fügt dann noch 1½ l Wasser hinzu. Die zu bronzirenden Gegenstände werden durch Abbeizen oder auf mechanischem Wege gut gereinigt und über Kohlenfeuer erhitzt. Nachdem dieselben in der Hitze gleichmässig angelaufen sind, werden sie mit der fertiggestellten Mischung überstrichen, behutsam abgetrocknet und wiederum erwärmt und bestrichen. Soll die Farbe schön hellbraun ausfallen, so ist das Verfahren etwa 20mal zu wiederholen. Nach einem französischen Verfahren bedient man sich zum Bräunen des Schwefelammoniums und des Schwefelarsens. Die Gegenstände werden mit einer stark verdünnten Flüssigkeit von Mehrfach-Schwefelammonium überstrichen, am besten mittels eines weichen Pinsels. Nachdem der Ueberzug in leichter Wärme getrocknet ist, wird der abgeschiedene Schwefel abgebürstet und eine verdünnte Lösung von Schwefelarsen in Ammoniak aufgetragen, worauf eine goldige Farbe zum Vorschein kommt, die schliesslich nach öfterem Auftragen von Schwefelarsen, in Mehrfach-Schwefelammonium gelöst, in ein schönes Braun übergeht. Durch die Lösungen des Schwefelantimons in Schwefelammonium oder flüssigem Ammoniak wird die Färbung eine röthliche und kann man hiermit ein schönes Rosa sowohl wie tiefes Dunkelroth hervorbringen. Eine flüssige Beize zum Erzeugen der braunen Farbe besteht aus 2 Th. Grünspan, 1 Th. Salmiak und 1 Th. Essig. Hiervon wird mit 100 Th. Wasser eine Lösung bereitet, dieselbe gekocht und abgeschäumt, darauf wird dasselbe Quantum Wasser zugegeben und die Flüssigkeit sich selbst zum Absetzen überlassen. Die klare Flüssigkeit giesst man in ein anderes Gefäss und bringt sie auf etwa 70° C. In die Flüssigkeit werden die Sachen eingetaucht und verbleiben so lange darin, bis der gewünschte Farbenton vorhanden. Dieses Verfahren ist billig und eignet sich besonders für kleinere Gegenstände. Erhitzt man gereinigte Messinggegenstände bis zum Glühen und taucht sie, nachdem sie nach längerem Erhitzen schwarzbraun geworden, in eine Chlorzinklösung, in welcher man einige Zeit Kupfer gekocht hatte, so erhält man eine helle Kupferfarbe. Doch ist es erforderlich hierbei, die in der Chlorzinklösung befindlichen Sachen mit Zinkmetall in Berührung zu bringen. Die gefärbten Gegenstände werden gut abgespült und mit Leinwand, feinen Sägespänen oder auch Kleie abgetrocknet. Sie lassen sich sehr gut poliren, wobei auch etwa vorhandene dunkle Stellen verschwinden. Sz. Bücher-Anzeigen. Der praktische Geschäftsbetrieb. Lehrbuch für gewerbliche Fachschulen, sowie zum Selbstunterricht von Fr. Rücklin. Berlin, E. Goldschmidt. 98 S. geb. Das Werkchen soll eine Anleitung zur Geschäftsführung für den Kleinbetrieb sein und ist für diesen Zweck sehr zu empfehlen. Die Darstellung ist überall verständlich, hält sich fern von dem in solchen Lehrbüchern vielfach vertretenen Schematismus, ist aber überall darauf bedacht, den Lernenden in den Geist des Geschäftsbetriebes einzuführen. Eingesandt. Naturwissenschaftlich-medicinische Ausstellung in Wien. Mit der Naturforscherversammlung in Wien (vgl. 292 168) wird eine reichhaltige Ausstellung naturwissenschaftlicher und medicinischer Objecte verbunden sein, die schon am 15. September allgemein zugänglich sein wird. Sie umfasst Erfindungen auf physikalischem und chemischem Gebiete, der Elektricität, der Photographie, die Fortschritte der Geologie und der Städtehygiene. Eine historische Abtheilung wird ein Bild der naturwissenschaftlichen Forschung von den Zeiten der Alchimisten bis in unser Jahrhundert entrollen und medicinische Alterthümer, angefangen von antiken römischen ärztlichen Instrumenten bis in die Zeiten der „alten Wiener Schule“, bringen. Eine dritte Abtheilung wird den jetzigen Stand des naturwissenschaftlichen Unterrichtes an den österreichischen Mittelschulen durch eine Mustersammlung demonstriren.