Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 293, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 288
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Verfahren um Spiralbohrer zu härten. Ein praktisches Verfahren, Spiralbohrer so zu härten, dass eine möglichst grosse Haltbarkeit erzielt wird, besteht in Folgendem: Nachdem die Spiralbohrer vollständig fertig hergestellt sind, werden dieselben mit ihrem Spiraltheile in geschmolzenes Blei, welches bis zur Rothglut in einem eisernen oder irdenen Tiegel erwärmt worden ist, eingetaucht. Hierin werden sie so lange gehalten, bis sie ebenfalls rothglühend werden (bei Bohrer von 4 bis 8 mm Durchmesser etwa 1 Minute). Dann wird der Bohrer herausgezogen und schnell in Wasser abgekühlt. Den richtigen Wärmegrad des Bleies kann man sehr leicht daran erkennen, dass beim Herausziehen des Bohrers keine Bleitheile an demselben haften bleiben. Sind die Bohrer in Wasser abgekühlt, so werden sie zunächst wieder blank gemacht und nun angelassen. Das Anlassen (oder Anlaufenlassen) geschieht am besten auf einer Blechplatte, unter der sich ein Holzkohlenfeuer befindet. Die Bohrer werden in Parthien von 10 bis 12 Stück auf einmal auf die Blechplatte gelegt und immer etwas hin und her gerollt, um eine möglichst gleichmässige Erwärmung zu erzielen. Sind die Bohrer bis auf dunkelgelb angelaufen, so werden sie wieder in reinem kaltem Wasser abgekühlt und sind nunmehr zum Gebrauch fertig. Der Vortheil, den das erstmalige Erwärmen in geschmolzenem Blei gegenüber dem Erwärmen im directen Feuer bietet, besteht einestheils darin, dass die Schneidkanten dem directen Feuer nicht ausgesetzt werden, also nicht verbrennen, ehe der Kern des Bohrers überhaupt warm wird, und anderenteils, dass man in der Lage ist, die Erwärmung genau abzugrenzen. Dadurch, dass man nur den Spiraltheil in das Blei eintaucht, wird auch dieser Theil des Bohrers nur hart und man ist nachher in der Lage, den Kopf beliebig schwächer oder konisch zu drehen. (Eisenzeitung, Nr. 33.) Werktischamboss. Der im Bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1894 Bd. 26 S. 220, beschriebene Amboss ist aus Amerika eingeführt und erscheint für leichtere Arbeiten als brauchbares, vielseitig verwendbares Werkzeug. Der Amboss besteht aus einer rechtwinklig gekröpften Platte P, mit welcher er auf dem Werktisch befestigt wird. An P ist an der wagerechten Kröpfung ein viereckiger Stahlamboss A angegossen und an der senkrechten Kröpfung ein starker Zapfen eingesetzt, um den sich eine Buchse B drehen lässt, die mittels einer an P befindlichen Nase und dreier an der Buchse befindlichen Aussparungen in drei um 120° aus einander liegenden Lagen festgestellt werden kann. Entsprechend den Aussparungen sind an die Buchse B drei Rohrstutzen C aufgesetzt, in welche ein gewöhnlicher Amboss D, ein Steckholz E aus Buchsbaumholz und ein Kautschukblock F eingesetzt sind. Der Amboss D lässt sich wiederum durch Nase und Aussparungen in vier verschiedenen Stellungen gebrauchen; das Steckholz ist für den gewöhnlichen Gebrauch (Feilen besonders geformter Stücke) bestimmt, und der Kautschukblock F soll als Unterlage für zu polirende oder zu schleifende Gegenstände dienen, gewissermaassen als Ersatz der häufig benutzten Korkstücke. Textabbildung Bd. 293, S. 288 Die Einrichtung dürfte bei geringer Beanspruchung gute Dienste leisten, für schwerere Arbeit erscheint sie nicht geeignet, da in diesem Falle die Achse, die Führungen der einzelnen Einsätze und die Nasen und Aussparungen zu sehr abgenutzt werden. Säurefester Anstrich. Reiner, äusserst fein gepulverter Asbest wird mit wenig syrupdicker Lösung von Natronwasserglas innig zusammengerieben und der so erhaltene Teig mit Wasserglaslösung verdünnt. Das Wasserglas muss möglichst wenig freies Alkali enthalten. Oberflächen von Cement u.s.w., welche zwei- oder dreimal mit dieser Lösung bestrichen sind, werden von sauren Flüssigkeiten und Grasen nicht angegriffen. Wenn man glasirte Steingutkacheln mit dem Teig zusammenkittet, erhält man ein Mauerwerk, welches auch den concentrirtesten Säuren widersteht. (Französisches Patent Nr. 231550 von M. Carre.) (Papierztg. Nr. 12 1894.) Dauer eiserner Brücken. Seitens mancher Fachleute wird das Alter eiserner Brücken auf etwa 40 Jahre geschätzt, indess fehlt es nicht an Beispielen, dass diese Zeitdauer viel höher gegriffen werden kann. So hatte der Erbauer der Forthbrücke, Arrol, wie das Centralblatt für Bauverwaltung berichtet, die alte Hammersmith-Brücke in London gekauft, um sie bei der Aufstellung der Forthbrücke als Gerüst zu benutzen. Obgleich erstere 62 Jahre im Betriebe gewesen war und viele unzugängliche Theile enthielt, die seit der Erbauung nie wieder angestrichen waren, fand Arrol alles „so gut erhalten wie neu“. Er schreibt dies dem Umstände zu, dass man zum Anstrich reines Bleiweiss verwendet hat. Eine andere, von Arrol neuerdings umgebaute Brücke (Bonar-Brücke) ist 80 Jahre im Gebrauch gewesen und zeigte vollkommen gut erhaltenes Eisenwerk. Festigkeitsversuche scheint Arrol mit den ausgewechselten alten Eisentheilen leider nicht angestellt zu haben. Näheren Aufschluss wird wohl der Versuch geben, den man nach dem Armee- und Marine-Anzeiger mit einer Brücke über die Neisse anzustellen beabsichtigt. Es wird dort eine neue 180 m lange Brücke für die Linie Halle-Sorau-Guben gebaut. Die alte Brücke, über die sich jetzt der ganze Verkehr bewegt, soll nach Fertigstellung der neuen so stark belastet werden, bis sie zusammenbricht, um festzustellen, welche Tragfähigkeit die Brücke noch besass. Der Bau der genannten Bahnlinie wurde 1869 von Strousberg begonnen und die Bahn ist seit 1872 dem Betrieb übergeben, so dass die Brücke etwa 22 Jahre lang befahren wurde. Auf die Ergebnisse dieses Versuchs darf man gespannt sein. Drahtbürste für Dynamomaschinen. Eine neue Drahtbürste für Dynamo wird von der Firma C. Schniewindt in Neuenrade i. Westf. auf den Markt gebracht. Sie stellt durch ein neues maschinelles Verfahren aus den feinsten herstellbaren Drähten (bis zu 13000 Fäden auf 1 qc) so feste und dichte Bürsten her, dass diese gleichwie aus einem Guss erscheinen. Die einzelnen Drähte liegen sämmtlich nur in der Stromrichtung, wodurch das bei allen Gewebebürsten sehr nachtheilige Ausfasern beseitigt ist. Bücher-Anzeigen. Mechanische Wehstühle. Anleitung zur Kenntniss, Wahl, Aufstellung und Behandlung dieser Maschinen. Handbuch für Webschüler, Werkführer, Ingenieure, Webfabrikanten und technische Lehranstalten von E. R. Lembcke, Ingenieur und Director der Königlichen Webe-, Färberei- und Appreturschule zu Crefeld. Verlag von Fr. Vieweg und Sohn. Braunschweig. Von dem Werke sind bis jetzt fünf Theile erschienen und zwar Theil I bis IV (mit je 12 Tafeln) zu 10 M. Theil V (mit 24 Tafeln) zu 12 M.; ausserdem mag bemerkt werden, dass Theil I etwas erweitert (15 Tafeln) bereits in 2. Auflage erschienen ist. In Anbetracht der Wichtigkeit des Werkes lassen wir den Inhalt folgen: Theil I. Schaftstühle für Herstellung glatter Waare mit zwei Tritt. Der Kurbelwebstuhl mit positivem Regulator, äusserer Geschirrbewegung, festem Riet und Mittelschlag (Hodgson-Stuhl). Theil II Forts. 1. Schaftstühle für Herstellung glatter Waare mit zwei Tritt. Der Kurbelwebstuhl mit positivem Regulator, innerer Geschirrbewegung, fliegendem Riet und Mittelschlag. – Der Kurbelwebstuhl mit negativem Regulator, Trommel-Geschirrbewegung, festem Riet und Unterschlag. – Der Kurbelwebstuhl mit selbsthätiger Differentialkettenspannung, positivem Regulator, innerer Trittvorrichtung, festem Riet und Unterschlag. – Der Excenterwebstuhl mit positivem oder negativem Regulator, äusserer Trittvorrichtung, festem Riet und Federschlag. – Mechanische Webstühle für die Herstellung sehr schwerer Gewebe. – Der stets webende Webstuhl. – Der Lyall-Webstuhl. Theil III Forts. 2. Schaftstühle für Herstellung glatter Waare mit zwei Tritt. Webstühle für seidene und halbseidene Stoffe. – Falladenwebstühle. – Stehladenwebstühle. – Halbmechanische Webstühle. – Mechanische Webstühle. – Webstühle zur Herstellung von zweimal Waare. – Die Gewebe liegen hinter einander, neben einander, über einander, schlauchförmig zu einander. – Webstühle zur Herstellung von gazeartigen Stoffen und Gazen. – Webstuhl für die Herstellung von Drehern. – Webstühle für die Herstellung von Gazen. Theil IV Forts. 3. Schaftstühle für Herstellung glatter Waare mit zwei Tritt. Abänderungen und Verbesserungen. – Betrieb mechanischer Seidenwebstühle durch Kleinmotore. – Allgemeines. – Antrieb der Webstühle u.s.w. – Motore. – Webstühle und hergestellte Gewebe. – Versuche. Theil V Forts. 4. Schaftstühle zur Herstellung mehrbindiger und kleingemusterter Gewebe. – Trittexcenterwebstühle. – Geschirrbewegungen mit Gegenzügen. – Unabhängig arbeitende Geschirrbewegungen. – Bundradwebstühle. – Allgemeine Anordnungen der Apparate. – Daumentrommeln. – Nuthenscheibentrommeln. – Webstuhlfabrikanten. – Doppel-Sammetwebstühle. Bei klarer Darstellung ist der Verfasser mit Erfolg bemüht gewesen, den Bedürfnissen der Praxis Rechnung zu tragen. Deshalb kommt neben der Beschreibung der einzelnen Einrichtung auch die Betriebsweise (etwaige Fehler und deren Abstellung) zur Erörterung. Sehr unterstützt wird das Verständniss durch die beifolgenden lithographirten Tafeln, die jeden einzelnen Theil in leicht lesbaren Zeichnungen darstellen. Das Werk kann sowohl für den Unterricht als auch für das Privatstudium empfohlen werden. Soweit aus der Vorrede zu ersehen, sind die Theile auch einzeln käuflich.