Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 295, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 191
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Kugellager-Möbelrolle. Textabbildung Bd. 295, S. 191 Die bekannte gewöhnliche Möbelrolle, ein von einer lenkbaren Fassung gehaltenes Rädchen aus Metall, Holz oder Hörn, ist in Folge der seitlichen Lage des letzteren zum Fusse des Möbels leicht Zerstörungen durch Verbiegen oder Bruch ausgesetzt; oder es lockert sich, aus demselben Grunde, die Verbindung zwischen Vorrichtung und Möbelfuss. Da die Beweglichkeit der Rolle mitunter versagt, wird ferner beim Verschieben schwerer Möbel der Fussboden oder Teppich beschädigt. Vor einigen Jahren aufgekommene Möbelrollen mit Kugellager suchen diese Nachtheile auszuschliessen; eine derartige Construction wird durch beistehende Abbildung veranschaulicht. Die in den Fuss des Möbels einzudrehende Holzschraube trägt eine starke Metallhülse, aus deren nach unten offenem, verjüngtem Theile die als Rolle dienende grosse Kugel hervorsteht; sie ist aus Glas gefertigt. Den Raum zwischen der letzteren und dem oberen Winkel der Hülse füllt ein Kranz von kleinen Stahlkugeln aus (Kugellager), wodurch sich die Rolle beim Verschieben des Möbels nach allen Richtungen hin gleich gut und ohne erhebliche Reibung drehen kann. Schwächeren Möbelfüssen wird unten eine profilirte Metallfassung gegeben, um sie gegen Zerspringen zu schützen; durch ein Loch in deren Mitte wird die Schraube der Rolle hindurchgeführt. Eine grösste Nummer der Möbelrolle wird durch Anschrauben oder Aufnageln des vorstehenden Randes der Hülse noch besonders befestigt. Da die Last des Möbelstückes in centraler Richtung auf die Vorrichtung einwirkt, so dürfte eine Zerstörung derselben nicht so leicht eintreten, wie bei den alten Möbelrollen. Ein Bedenken kann auch nicht darin erblickt werden, dass die eigentliche Rolle aus Glas besteht; in Kugelgestalt bietet dieses an sich sehr harte Material grossen Widerstand gegen mechanische Zerstörung; gegen Einflüsse von Feuchtigkeit und Luft ist es unempfindlich. Die Firma C. Th. Spitz in Barmen, welche die beschriebene Kugellager-Möbelrolle herstellt, liefert dieselbe im Satz zu 4 Stück in folgenden Grössen (Durchmesser) und Preisen, wobei die den drei ersten Nummern zugehörenden Ringe inbegriffen sind: 25 mm zu 1,85 M., 30 mm zu 2,20 M., 35 mm zu 2,50 M., 50 mm zu 2,50 M. (Badische Gewerbezeitung.) Directe Nutzbarmachung der chemischen Energie von Brenngasen zur Stromerzeugung. In der Sitzung des württembergischen Zweigvereins für angewandte Chemie vom 11. Januar 1895 berichtete Prof. Häussermann über die Publicationen von Borchers, welche die directe Nutzbarmachung der chemischen Energie von Brenngasen zur Stromerzeugung zum Gegenstand haben (vgl. 1895 295 95). Im Anschluss hieran theilt der Redner mit, dass er die Borchers'schen Versuche in seinem Laboratorium in Gemeinschaft mit Barnes und Vesenmeyer wiederholt, dabei aber zu ganz anderen Resultaten als Borchers gekommen ist. Sowohl bei Verwendung von salzsaurer als auch von ammoniakalischer Kupferchlorürlösung gingen auch bei abgehaltenem Luftzutritt nennenswerthe Mengen des Kupfers der Kathode in Lösung, und es liess sich das Auftreten eines Stromes sehr deutlich nachweisen, bevor Kohlenoxyd und Luft in den Elektrolyten eingeleitet wurden. Sobald man Gase einzuleiten begann, nahm der Strom bemerkenswerther Weise an Stärke erheblich ab. Um die Wirkung der kupfernen Kathode zu eliminiren, wurde dann in Glasgefässen gearbeitet und als Elektroden nur Kohlen platten benutzt. Unter diesen Bedingungen konnte ein Strom durch Einleiten von Kohlenoxyd und Luft in die Kupferchlorürlösung überhaupt nicht hervorgerufen werden. Hieraus geht unzweideutig hervor, dass bei der Borchers'schen Versuchsanordnung das Material der Kathode eine sehr wesentliche Rolle spielt, wie dieses übrigens Borchers selbst ausdrücklich hervorgehoben hat. Weiterhin wurde dann versucht, an Stelle von Salzsäure oder von Ammoniak ein indifferentes Lösungsmittel für Kupferchlorür zu verwenden. Als solches bot sich zunächst eine gesättigte Chlornatriumlösung dar, in welcher sich Kupferchlorür reichlich (1 : 10) löst. Die Lösung absorbirt Kohlenoxyd ebenso gut, wie die salzsaure oder ammoniakalische Lösung, und dürfte sich deshalb bei gasanalytischen Arbeiten die Benutzung derselben empfehlen. Dagegen erwies sich die kupferchlorürhaltende Chlornatriumlösung im vorliegenden Fall nicht brauchbar, da sich ergab, dass sie metallisches Kupfer stark angreift. Ein in die Lösung eingestelltes Kupferblech hatte nach etwa 24 Stunden einen Gewichtsverlust von mehreren Procenten erlitten, wobei noch zu bemerken ist, dass jede Bewegung und Temperaturerhöhung vermieden worden war. In den Lösungen anderer Chlormetalle, wie z.B. Chlorkalium und Chlormagnesium, ist Kupferchlorür sehr viel weniger löslich als in Kochsalzlauge, und wurden deshalb diese Chlormetalle nicht weiter berücksichtigt. Der Redner gibt schliesslich der Ueberzeugung Ausdruck, dass die Frage „der kalten Verbrennung“ der Generatorgase vorläufig noch als eine vollständig offene angesehen werden müsse und dass die beschriebene Gasbatterie noch sehr weitgehender Verbesserungen bedürfe, bevor sie als ein zur directen Erzeugung von Elektricität aus Brenngasen geeigneter Apparat angesehen werden könne. Mehle's künstliche Sandsteine. Aus einer Mischung von Sand, Sandsteinabfällen, Hochofenschlacke und Cement mit geringem Wasserzusatz stellt die Gesellschaft m. b. H. Mehle's Bau-Patente in Frankfurt a. M. einen künstlichen Sandstein her, welcher nach den Angaben der Fabrik durch Einstampfen in Formen, welche den benöthigten Werksteinen entsprechend gearbeitet sind, gewonnen wird und nach 2 Tagen nach dem Einstampfen sich mit den leichtesten Werkzeugen, sowie auch auf der Drehbank bearbeiten lässt. Nach völliger Austrocknung wird die Masse so hart, dass sie nur noch mit den üblichen Steinmetzwerkzeugen bearbeitet werden kann. Der künstliche Sandstein wird in allen Farben von weiss bis gelb, roth und grau hergestellt und hat bei ungefähr gleichem specifischen Gewicht eine grössere Widerstandsfähigkeit wie der natürliche Sandstein. Die Sandsteinmasse wird in gemischtem und trockenem Zustand wie Cement in Fässern oder Säcken ab Fabrik zum Preise von 8 M. für 100 k versandt und erst auf der Baustelle verarbeitet. Die Verwendung erfolgt so, dass nur die sichtbare Fläche des anzufertigenden Werksteines eine Lage der Patentmasse von etwa 20 mm Dicke erhält, während der übrige Theil des Steines aus der üblichen Betonmasse hergestellt wird. 1 cbm Patentmasse reicht für ungefähr 10 cbm Steine. (Deutsche Bauzeitung vom 9. Februar 1895.) Schwarzfärben des Holzes. Um das werthvolle, seines dichten Gefüges und der tiefschwarzen Farbe wegen geschätzte Ebenholz wenigstens dem Aussehen nach nachzuahmen, werden entweder künstliche Compositionen angewandt, auf deren Zusammensetzung hier nicht näher eingegangen werden kann, oder es werden ordinäre Hölzer, die jedoch möglichst feine Textur besitzen sollen, mit schwarzfärbenden Beizen behandelt. Ein gebräuchliches Mittel besteht in der Anwendung von salzsaurem Anilin, aufgelöst in gleichen Gewichtsmengen Weingeist; die Flüssigkeit wird auf das Holz aufgestrichen, nachdem man dessen Oberfläche erst mit einer 1procentigen Kupfervitriollösung getränkt und dann wieder getrocknet hatte. – Ein sehr schönes und haltbares Schwarz auf Holz, das demjenigen des Ebenholzes wohl am nächsten kommt, erhält man in einfacher Weise dadurch, dass man das Arbeitsstück mit verdünnter Schwefelsäure (1 Raumtheil auf 20 Wasser) benetzt und dann erhitzt. Es genügt hierzu eine Wärme von 60 bis 90°, in wenigen Minuten ist die erwünschte Schwarzfärbung eingetreten. Von einer Reihe von Hölzern, die wir versuchsweise in der erwähnten Art behandelten, färbten sich am vortheilhaftesten Buche, Linde, Taxus, nach Wiederholung des Verfahrens auch Kirschbaum, Kastanie, Birke; weniger schön fielen die Beizungen von Eiche und Esche aus; nicht gut die von Apfelbaum, Kiefer, Fichte und Tanne, bei welch letzteren auch die Jahresringe durch ungleiche Färbung störend sind. – Die Wirkung der Beize ist dahin zu erklären, dass beim Trocknen des getränkten Holzes die Schwefelsäure durch Wasser Verdampfung concentrirt wird, in welchem Zustande sie Holzfaser verkohlt. Um die Säure aus dem Holze wieder zu entfernen, erscheint es geboten, dasselbe nachträglich mit verdünnter Sodalösung und reinem Wasser auszulaugen. – Das Verfahren dürfte nur für kleinere Gegenstände anwendbar sein wegen der Gefahr des Springens des Holzes bei der nothwendigen Erwärmung. (Pf. in der Badischen Gewerbezeitung vom 9. Februar 1895.) Einsetzen der Wasserstandsgläser. Das Einsetzen eines neuen Wasserstandsglases ist oft mit grossen Schwierigkeiten verknüpft, und manchmal zerspringen erst zwei, drei Gläser, ehe eins wieder gut hält. Das Zerspringen hat seinen Grund meist darin, dass beim Anziehen der Stoffbüchsen das Glas Spannung erhält. Kommt hierzu noch die durch Erwärmung bedingte Ausdehnung, so kann das Glas dem nicht mehr Stand halten und zerspringt. Eine Anordnung, welche zwar nicht neu, jedoch neuerdings vielfach angewendet wird, und bei der das Wasserstandsglas nicht mit einer Stopfbüchse fest eingespannt, aber doch gut abgedichtet wird, ist folgende: Die beiden Stutzen, welche zur Aufnahme des Glases dienen, sind reichlich gross, etwa 1,5mal dem äusseren Durchmesser des Glases, ausgebohrt. Auf das Glas wird an den Enden je ein Gummiring gesteckt, der eine konische, runde Bohrung und auf dem weiten Ende noch einen besonderen Kragen hat, der sich gegen die Endflächen des Stutzens legt. Der engere Theil des Gummiringes tritt um etwa 10 bis 15 mm in die Bohrung des Stutzens hinein und umschliesst hier passend das Wasserstandsglas, während derselbe in dem Stutzen selbst noch Luft hat. Mittels einer Ueberwurfmutter, die mit Gewinde auf den Stutzen geschraubt wird, wird der Kragen des Gummiringes auf der Endfläche des Stutzens festgehalten. Durch diese Anordnung ist das Wasserstandsglas zwanglos und spannungsfrei gehalten und trotzdem dicht. Der Wasser- bezieh. Dampfdruck presst nämlich den konischen Theil des Gummiringes selbsthätig gegen die Glasröhre an und bewirkt hierdurch eine vorzügliche Abdichtung. Wird bei der Anordnung mittels Stopfbüchsen diese nicht fest angezogen oder nicht von Zeit zu Zeit nachgezogen, so bleiben sehr oft kleine Undichtigkeiten, die zu gefährlichen Täuschungen über die Höhe des Wasserstandes im Kessel Veranlassung geben können. Dies ist bei der oben beschriebenen Anordnung ausgeschlossen, da der natürlichen Spannung des Gummis noch der Dampf- bezieh. Wasserdruck zu Hilfe kommt. (Gewerbe-Hygiene durch Papierzeitung.) Neuer Schornstein. Der neue Schornstein der Zuckerfabrik in Kojaaka (Provinz Kiew, Russland) ist nicht nur wegen seiner schnellen Errichtung auf schwierigem Baugrunde, als auch wegen des Umstandes interessant, dass er unmittelbar nach seiner Fertigstellung, noch bevor er mit einem Blitzableiter versehen und in Gebrauch genommen werden konnte, von einem Blitzschläge einseitig in seiner vollen Länge aufgerissen worden ist. Die genannte Zuckerfabrik hat während der Campagne 1893/94 in 54 Tagen 21887 t Rüben verarbeitet, also in 24 Stunden im Mittel 405 t. Die Menge der Zuckererzeugung beziffert sich auf 2622868 k, so dass 11,98 k weisser Krystallzucker aus 100 k Rüben gezogen wurden. Die Fabrik besitzt zehn Dampfkessel von zusammen 1145 qm Heizfläche. Für dieselben war ein runder eiserner Schornstein von 1,5 m Durchmesser und 29 m Höhe, sowie ein rechteckiger gemauerter Schornstein von 32 m Höhe und 0,8 m Seitenlänge vorhanden. Bei der Hinzufügung eines neuen Kessels musste der schon unzulängliche Zug verbessert werden, so dass sich die Fabrik zur Errichtung eines neuen Schornsteines als Ersatz für die vorhandenen entschloss. Der neue Schornstein musste des ungünstigen, von einer Wasserader durchzogenen Baugrundes wegen auf einem Rost gegründet werden, welcher aus 100 Pfählen von 7 bis 8 m Länge und 0,35 m Durchmesser und einem Abstande von je 0,8 m errichtet wurde. Der Rost hatte bei 8 m Seitenlänge somit 64 qm Grundfläche. Der Rost wurde bei Tag- und Nachtarbeit in 120 Stunden fertig gestellt. Auf den Rostkopf wurde eine Betonschicht von 1 m Dicke aufgetragen und darauf das Fundament von 3 m und der Schornsteinfuss von 10 m Höhe gebracht. Hierzu wurden gewöhnliche Kiewer Ziegelsteine benutzt. Der Schornstein wurde dann in einer weiteren Höhe von 55 m aus gelochten Formsteinen hergestellt, welche aus Chemnitz bezogen waren. Das Gesammtgewicht des Mauerwerkes betrug 850000 k, so dass jeder Rostpfahl mit 10,5 k auf 1 qc belastet war. Die Arbeiten, welche am 21. Mai 1894 begannen, wurden am 30. Juni beendet, also in der kurzen Zeit von 75 Tagen. Am 2. Juli Nachts traf den somit eben fertig gestellten Schornstein ein Blitzschlag, welcher eine bis zu 1,26 m breite Gasse von der Spitze des Schornsteines bis zu seinem Fusse riss. Zertrümmerte und sogar ganze Mauersteine wurden bis auf 80 m Entfernung fortgeschleudert. Ein Unfall für Menschen ist nicht eingetreten. Der Blitz hatte sich den Weg gesucht, welchen die im Innern des Schornsteins vorgesehenen Steigeisen vorgeschrieben haben. Es geht somit die Lehre aus diesem Ereigniss hervor, selbst beim Bau der Schornsteine ständig für einen den obersten Theil überragenden Blitzableiter zu sorgen. Die sofort begonnene Ausbesserung des Schadens wurde in 20 Tagen, am 24. Juli, beendet. Man stellte nunmehr zuerst einen Blitzableiter auf. Die Baukosten dieses Schornsteins gibt unsere Quelle – Le genie civil – zu folgenden Ziffern an: Fundirung 108,41 Rubel 120 Roststäbe 1069,02 Grundung des Rostes 1392,72 103320 k Granitsteinschlag und    Sand 568,75 73000 Ziegel aus Kiew21156 k Cement21976 k gelöschter Kalk 3244,95 Arbeitslohn 761,01 Transportkosten 333,08 Lohn für Chemnitzer Arbeiter 604,75 14000 Specialsteine aus Chemnitz 6454,24 Transport derselben 2824,88 Blitzableiter 334,05 ––––––––––––––– insgesammt 17695,86 Rubel oder 56526,46 Mark. Mg. Reinigung der Wolle mit Naphta. In neuerer Zeit wird zum Reinigen der Wolle mit Erfolg Naphta als Reinigungsmittel angewandt. Durch eine Pumpe wird das Naphta wiederholt durch die Wolle getrieben und zieht dabei alles natürliche Fett heraus. Es wird besonders gerühmt, dass das Naphta die Wollfaser nicht angreift, wie alkalische Reinigungsmittel, auch soll das Fliess in besserer Verfassung bleiben als bei irgend einem anderen Säuberungsprocess. Ein weiterer Vortheil der Methode ist, dass das für medicinische Zwecke oder zum Gebrauch für feinste Seifen werthvolle Wollfett aus dem Naphta in reinem Zustande zurückgewonnen werden kann. – Eine derartige Einrichtung soll 500000 Pfund Wolle reinigen mit einem Nebenproduct von 80000 Pfund reinem Wollfett. (Scientific American.) -x.