Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 216
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Briquettirung der Sägespäne. Auf die Briquettirung der Sägespäne ohne Beimischung von Zusatzbindemitteln ist W. Heimsoth in Hannover das D. R. P. Nr. 74511 vom 5. August 1892 ertheilt worden. Das Bestreben, Sägespäne zu einem transportfähigen Feuerungsmaterial in feste Form zu bringen, scheiterte bisher stets an der zu kostspieligen Verwendung der erforderlichen Zusatzbindemittel und am Fehlen geeigneter Pressvorrichtungen. Es beschränkte sich daher die Benutzung der Sägespäne lediglich auf die örtliche Verwendung. Ferner ist das Verbrennen derselben nur in grossen Feuerungen und auch dann nur schwer erreichbar, da die Sägespäne rasch verfliegen, auch in kleinen Feuerungen überhaupt nicht Verwendung finden können, weil die für die Kohlenfeuerung übliche continuirliche Beschickung hier nicht anzubringen ist. – Andererseits hat das Holz als Brennmaterial gegenüber den mineralischen Brennstoffen unstreitig den Vorzug des gutartigen Aschengehaltes und der Reinheit der Flamme von sogen. Flugasche und schwefliger Säure, auch ist das Wärmestrahlungsvermögen des Holzes beträchtlich, so dass also auch die Erhitzung der Holzfeuerung eine intensive ist. Die Verbrennungswärme der hauptsächlichsten Heizstoffe ist etwa folgende: Material Kohlen-stoff Wasser-stoff Stick-stoff Sauer-stoff Asche Ver-brennungs-wärme 1 kin W.-E. 100 Theile Ruhrkohle 85,63   4,65   5,93 1,71   2,09 77,42 Deisterkohle 69,83   4,72   7,47 18,00 Braunkohle 50,79 18,67 24,95   5,59 32,15 Wasserfreies Holz 50,31   6,20 43,08 0,04   0,37 50,35 Hiernach liegt die Verbrennungswärme des lufttrockenen Holzes im Mittel zwischen der Ruhrkohle und der Braunkohle. Es lag deshalb nahe, auf die Benutzung der bisher bedeutungslosen Holzabfälle zu sinnen. Zur vollen Verwerthung der Sägespäne dient das nachstehende Verfahren, wodurch dieselben in eine feste Form, z.B. die der Briquettes, gebracht werden, um so das Versenden überhaupt möglich zu machen. Das Verfahren besteht darin, die Sägespäne zu erhitzen und sie vom Wasser soweit zu befreien, als es für den dann folgenden Bindeprocess nöthig ist. Dieser besteht darin, die heissen Sägespäne, in welchen sich Harz und ähnliche Klebestoffe befinden und die bei der hohen Temperatur mehr oder weniger weichkleberig, ja auch dickflüssig werden, zusammen zu pressen und so die Holz- und flüssigen Harztheile mit einander zu verbinden. Die so gefertigten Formen sind nach der Erkaltung hart und transportfähig. Der Patentanspruch lautet: „Verfahren zur Herstellung von Briquettes aus Sägespänen, um dieselben brenn- und transportfähig zu machen, dadurch gekennzeichnet, dass man die Späne soweit erhitzt, dass die harzigen Bestandtheile weich werden, und sie darauf in diesem Zustande ohne irgendwelche Beimischung in Formen zusammenpresst.“ Zur Herstellung dient die unten näher beschriebene, ebenfalls patentirte Pressmaschine, die von der Firma Fr. Arnold in Magdeburg-Neustadt hergestellt wird. Es genügt bei dem Verfahren lediglich die Anwendung von Hitze und Druck, um die Sägespäne auf den kleinsten Raum zusammenzudrängen und transportfähig zu machen. Die so gewonnenen, äusserst sauberen und reinlichen Briquettes entsprechen allen Anforderungen, welche an ein gutes Brennmaterial zu stellen sind, denn sie erzielen bei leichter Entzündbarkeit mit lebhafter Flamme und leichtem grauen Rauch, ohne im Feuer zu zerfallen, eine intensive Hitze, mit Hinterlassung von etwa 0,4 Proc. Asche. Das Herstellungsverfahren erfordert nur geringe Kosten und nur hierdurch ist die Möglichkeit gegeben, eine derartige Anlage mit Erfolg einzurichten. Die Presse erfordert zu ihrem Betriebe etwa 2 sie besitzt ein doppeltes Vorgelege mit Los- und Festscheibe. Zur Erhitzung der Sägespäne ist oberhalb der Presse ein Apparat in der Weise angebracht, dass die Späne auf denselben vorne auffallen und von hier aus durch senkrecht angeordnete Schaufeln über ein geheiztes Blech (Pfanne) dem Fülltrichter zugeführt werden. Beim Rückgange des Kolbens fällt eine bestimmte Menge Späne vor denselben und wird nun beim Vorschub des Kolbens in die Presskammer eingeführt. Die Presskammer ist geheizt und so gross bemessen, dass 40 Briquettes in Stärke von je 30 mm Platz finden können; hierdurch werden die Briquettes unter hohem Druck der Hitze längere Zeit ausgesetzt und bilden sich in Folge dessen zu gefälligen brauchbaren Briquettes aus. Die Pressen werden in der Weise gebaut, dass die Heizung des Erwärmungsapparates sowohl, als auch der Presskammer mit Dampf oder directem Feuer vorgenommen werden kann. In der Regel kann Abdampf der bez. Dampfmaschine des Werkes, wo dieser nicht genügt, directer Kesseldampf verwendet werden. Es ist die Einrichtung so getroffen, dass der Dampf durch eine 30 mm i. L. weite Rohrleitung zwischen den beiden Trockenplatten der Trockenvorrichtung durchstreicht, von hier aus den oberen und unteren Kanal der Presskammer passirt, und aus dem unteren Kanal austritt. Der Dampfverbrauch ist kaum merkbar, so dass die Erhitzung der Späne fast kostenlos ist. Die Leistungsfähigkeit der Presse beträgt im Durchschnitt 9000 Stück Briquettes täglich im Gewicht von etwa 54 Ctr. bei 10stündiger Arbeitszeit. Zur Bedienung der Presse genügt 1 Mann. Wie vorhin angedeutet, kann die Erhitzung der Späne auch mit offenem Feuer bewerkstelligt werden; diese letztere Einrichtung, welche übrigens sehr empfehlenswerth ist, ist hauptsächlich deshalb getroffen worden, damit auch denjenigen Werken, welche lediglich Wasserkraft verwenden, die Briquettirung ihrer Sägespäne ermöglicht ist. Für die einschlägigen Holzindustrien bietet die künstliche Herstellung des besprochenen Brennmaterials ein hohes Interesse, da sie ihre bisher werthlosen Producte nunmehr mit Vortheil verwenden können. Elektrische Bahn Sarajevo. Die im Betriebe der bosnisch-herzegowinischen Staatsbahnen stehende elektrische Bahn in Sarajevo wurde am 1. Mai 1895 eröffnet. Sie wurde von der Firma Siemens und Halske in Wien – welche auch das gleichzeitig eröffnete städtische Elektricitätswerk für Licht- und Bahnbetrieb erbaute – nach deren System mit oberirdischer Stromzuführung ausgerüstet. Die Bahn hat drei eingleisige Linien: 1) Bosnabahnhof–Tabakfabrik, 2) Tabakfabrik–Stadtbahnhof, 3) Tabakfabrik–Quai (Lateinerbrücke). Bei der Tabakfabrik befindet sich eine Ausweiche. Länge der Bahn etwa 5,6 km, Spurweite 760 mm, Zahl der Motorwagen 5 zu je 20 , Zahl der Anhängewagen 8, elektrische Locomotive 1 zu 40 , kleinster Curvenradius 30 m, grösste Steigung 15‰, mittlere Geschwindigkeit in der Stunde für die Personenwagen 12 bis 18 km, für die Locomotive 8 bis 12 km. Die durchschnittliche Tagesfrequenz beträgt bis jetzt 2500 Personen, maximal 5500 Personen. Am 1. September 1895 wurde auf den Linien Bosnabahnhof-Tabakfabrik-Stadtbahnhof der früher durch Pferde besorgte Gütertransport mittels der elektrischen Locomotive aufgenommen, womit dieselbe zum ersten Male in Europa als ein vollgültiges Betriebsmittel im Bahnverkehr erscheint. Bei den im August unter Beisein der Behörde durchgeführten Probefahrten der elektrischen Locomotive wurden zwei Lastwagen (Vierachser) mit 40 t brutto über 15‰ Steigung mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 bis 12 km in der Stunde befördert; die Normalleistung ist jedoch nur auf 26 t brutto berechnet und wurde die elektrische Locomotive dementsprechend mit zwei Motoren zu je 20 ausgerüstet. (Zeitschrift für Transportwesen und Strassenbau, 1895 S. 494.) -r.