Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 300, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 301
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Pressen von Metall. Bekanntlich kann man cylindrische Metallkörper dadurch anfertigen, dass man den teigigen Stoff durch eine dem gewünschten Querschnitt entsprechende Oeffnung hindurchpresst. Bei der Fabrikation von Bleirohren ist dies Verfahren in ausgedehntem Maasse in Gebrauch. Ausserordentliche Schwierigkeiten jedoch entstehen, sobald die Erwärmung des Presscylinders einigermaassen hoch sein muss. A. Dick fand, als er versuchte, Stäbe aus Deltametall mittels Hindurchpressens durch eine Oeffnung herzustellen, die erforderliche Temperatur etwa 538°; dabei aber bekamen die gewöhnlichen Presscylinder, ob sie nun aus Stahl, aus Schmiede- oder aus Gusseisen waren, Risse. Schliesslich ist es nach den Mittheilungen, die Terry F. Nursey auf der letzten Versammlung des Iron and Steel Institute machte, gelungen, diese Schwierigkeiten zu überwinden. Der Presscylinder wird aus einzelnen concentrischen Stahlrohren gebildet, deren ringförmige Zwischenräume mit einem schlechten Wärmeleiter – und zwar hat sich eine Mischung von zerkleinertem Granit mit einer geringen Menge Borax am besten bewährt – ausgefüllt werden. Auf diese Weise wird der ungünstige Einfluss von ungleichmässiger Erwärmung, welche bei starken Wandungen schwer zu vermeiden ist, hintangehalten. Der Durchmesser des gusstählernen Einsatzes im Presscylinder beträgt 127 bis 203 mm, seine Länge rund 610 mm. Die Wandstärke der Stahlrohre ist rund 19 mm. Die ganze Vorrichtung kann um Zapfen mittels eines Schneckenradtriebes gedreht werden, um sie aufrichten zu können, wenn sie gefüllt werden soll. Die Verlängerung des Stempels trägt einen Tauchkolben von 457 mm Durchmesser, der durch Wasserdruck von rund 140 k/qc bewegt wird. Der Stempel und sein Cylinder werden beim Beginn der Tagesschicht mittels Bunsen-Brenner erhitzt; dann aber ist keine besondere Erwärmung mehr erforderlich. Anfangs füllte man die Vorrichtung mit flüssigem Deltametall; jetzt hat man gefunden, dass es genügt, Blöcke einzuschieben, die durch Erhitzung in teigigen Zustand übergeführt sind. Dadurch wird so viel Zeit erspart, dass sich die Zahl der Füllungen an einem zehnstündigen Arbeitstag, welche vorher 25 betrug, verdoppelt hat. Die dargestellte Vorrichtung ist auf dem Werk der Deutschen Deltametall-Gesellschaft in Düsseldorf und in den Delta Metal Works in London im Betriebe und soll sich gut bewährt haben. Was die Festigkeit des gepressten Deltametalls betrifft, so soll sich bei Versuchen im Arsenal zu Woolwich ergeben haben, dass seine Zugfestigkeit rund 3360 k/qc bei 32,5 Proc. Dehnung betrug, während das gleiche Material ausgewalzt rund 2660 k/qc Zugfestigkeit und 20 Proc. Dehnung zeigte. Augenblicklich sollen Versuche im Gange sein, das beschriebene Verfahren auch für Eisen und Stahl zu verwenden. Eisenbahnen der Welt. Der Umfang der Eisenbahnen der Erde stellte sich, wie wir dem vor kurzem erschienenen Mai-Junihefte des Archivs für Eisenbahnwesen entnehmen, zu Anfang des Jahres 1895 auf 687550 km. Auf Amerika entfallen 364975 km (auf die Vereinigten Staaten allein 288460 km), auf Europa 245300 km, Asien 41970 km, Australien 22202 km, Afrika 13103 km. Seit dem Jahre 1890 können wir eine andauernde Verlangsamung in dem Ausbau des Eisenbahnnetzes beobachten. Es liegt dies hauptsächlich daran, dass der Eisenbahnbau in den Vereinigten Staaten von Amerika so bedeutend nachgelassen hat. Man ist sich dort endlich darüber klar geworden, dass die Entwickelung des Verkehrs mit einem so beschleunigten Tempo im Bau, wie es bis vor wenigen Jahren beliebt wurde, nicht Schritt halten kann. Auch in Südamerika haben die seit Jahren andauernden geldlichen Schwierigkeiten die Entwickelung des Eisenbahnbaues beeinträchtigt. In Asien dagegen macht sich der Bau der grossen Sibirischen Bahn (Ende 1894: 1618 km) und der Ausbau des kleinasiatischen Eisenbahnnetzes bemerklich. Die europäischen Länder schreiten regelmässig und langsam vorwärts. Die meisten Eisenbahnen besitzt das Deutsche Reich mit 45462 km, es folgt Frankreich mit 39979 km, Russland mit 35560 km, Grossbritannien mit 33641 km (im J. 1893 nahm in Europa Grossbritannien noch die dritte und Russland die vierte Stelle ein, sie haben jetzt die Plätze gewechselt), Oesterreich-Ungarn mit 30038 km, Italien mit 14626 km, Spanien mit 12147 km; die Länge der Eisenbahnen der übrigen europäischen Länder bleibt unter 10000 km. In Australien finden wir auch einen etwas langsameren Fortschritt als in früheren Jahren. In Afrika befindet sich der Eisenbahnbau immer noch in seinen ersten Anfängen. Nur Aegypten, die französischen Colonieen, Tunis und die Capcolonie haben ein einigermaassen ausgebildetes Eisenbahnnetz. (Centralblatt der Bauverwaltung.) Ventilator Mortier. Der von der Maschinenfabrik und Eisengiesserei Emil Wolff in Essen-Ruhr bereits für eine grosse Anzahl Firmen seit dem Jahre 1892 ausgeführte Ventilator wird mit liegender Dampfmaschine bis zu 6000 cbm Leistung in der Minute, und mit stehender Dampfmaschine bis zu 2000 cbm Leistung in der Minute geliefert. Ein transportabler Ventilator für Separatventilation wirkt saugend oder blasend mit Maschine für Dampf- oder Druckluftbetrieb, oder auch mit elektrischem oder hydraulischem Motor gekuppelt von 60 bis 240 cbm Leistung in der Minute. Auch ist der Ventilator für Handbetrieb eingerichtet und mit einem Peltonrade combinirt. Eine ausführliche Beschreibung der Maschine befindet sich Glückauf 1896. (Berg- und hüttenmännische Zeitung.) Bücher-Anzeigen. Tolkmitt, G.,Leitfaden für das Entwerfen und die Berechnung gewölbter Brücken. Berlin 1895. In dieser 90 Seiten umfassenden Schrift gibt der Verfasser eine klare Darstellung dessen, was bei der Formgebung und üblichen Berechnung von Brückengewölben zu wissen am nöthigsten ist. Sechs kurze Abschnitte betreffen: Das Gleichgewicht der äusseren und inneren Kräfte, die Form der Brückengewölbe, die Stärke derselben, Belastungen und Pressungen, Moniergewölbe, Pfeiler und Widerlager, worauf einige Tabellen zur Erleichterung der Berechnung und ein Anhang, die Herstellung der Gewölbe bei den Brückenbauten in Cöpenick, folgen. Siebzehn Beispiele erläutern die vorgetragenen Methoden. Die Elasticitätstheorie der Tonnengewölbe, welche in Folge der Versuchsresultate des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins zweifellos mehr als bisher in den Vordergrund treten wird, behandelt der Verfasser nicht. Indessen wird diese wohl zweckmässiger im Anschluss an die Untersuchung elastischer Bogenträger erledigt, während auch bei ihrer Verwendung das einfachere Verfahren zur Formbestimmung und vorläufigen Berechnung dienen muss. Einige Worte wären wohl den neuerdings Eingang findenden Gewölben mit drei Gelenken (Bleieinlagen, Stahlgelenken) zu widmen gewesen, da dieselben sich bis jetzt bewährt haben. Allerdings hebt der Verfasser ausdrücklich hervor, dass er kein vollständiges Lehrbuch für den Bau gewölbter Brücken geben will. Zur Belehrung auf dem von ihm behandelten Gebiete kann das in erster Linie für den praktischen Gebrauch des Bauingenieurs bestimmte Schriftchen mit vollem Recht empfohlen werden. Wh. Das Maschinen-Zeichnen. Begründung und Veranschaulichung der sachlich nothwendigen zeichnerischen Darstellungen und ihres Zusammenhanges mit der praktischen Ausführung. Von A. Riedler, Professor an der königl. technischen Hochschule zu Berlin. Mit 256 Textfiguren. Berlin. Verlag von Jul. Springer. 129 S. geb. 6 M. Die Sprache des Technikers ist das technische Zeichnen. Wie allgemein bekannt auch dieser Ausspruch ist, so wenig findet man Techniker, die dieser Sprache vollständig mächtig und in dem Gebrauch derselben vollständig geübt sind. Diesem Uebelstand will der Verfasser abhelfen und das ist ihm in vorzüglicher Weise gelungen. Dem in die Praxis eintretenden Techniker ist dringend anzurathen, sich in das Studium dieses Werkchens zu vertiefen, er wird mit seiner Hilfe an mancher Klippe vorbeisteuern, die ihm Verdruss und Verlust droht. Auch der erfahrene Techniker wird manche Anregung in dem Werke finden. Mit pädagogischem Takte bespricht und zeigt der Verfasser: wie es nicht gemacht werden soll, und in einer entsprechenden Parallelfigur: wie es gemacht wird und gemacht werden muss. Viel unnöthige Arbeit zu ersparen lehren die „abgekürzten Darstellungen“; die Worte über Skizzen, Stil, äussere Form werden manchem willkommen sein. Den Schluss des empfehlenswerthen Werkes bilden zwei Kapitel über Lichtcopirverfahren und über Zeichenmaterial. Lehrbuch der Experimentalphysik. Von Adolph Wüllner. Fünfte, vielfach umgearbeitete und verbesserte Auflage. II. Band: „Die Lehre von der Wärme.“ Mit 131 in den Text gedruckten Abbildungen und Figuren. Leipzig 1896. Verlag von B. G. Teubner. Der zweite Band (vgl. 1895 295 216) enthält: 1) Die Thermometrie und die Ausdehnung der Körper durch die Wärme; 2) die Fortpflanzung der Wärme durch Strahlung und Leitung; 3) die mechanische Theorie der Wärme; 4) die specifische Wärme; 5) die Veränderung des Aggregatzustandes der Körper durch die Wärme und 6) die Entwickelung der Wärme durch den Verbrennungsprocess und andere chemische Vorgänge. Da hervorragende Fortschritte auf dem Gebiete der vorstehend angeführten Zweige nicht zu verzeichnen sind, so beschränkt sich der Verfasser, abgesehen von kleinen Erweiterungen, im Wesentlichen auf Ergänzungen über die Anwendung der Thermoelemente auf die Wärmemessung, die Anwendung des Joly-Bunsen'schen Dampfcalorimeters und die Pfaundler'sche Methode zur Bestimmung der specifischen Wärme des galvanischen Stromes. Die gute Meinung, die wir a. a. O. über den ersten Band geäussert haben, können wir für den zweiten nur wiederholen. Ueber die gegenseitigen Beeinflussungen der Fernsprechleitungen nach Müller's Theorie von Arthur Wilke. Leipzig. Verlag von O. Leiner. 69 S. 1 M. Die vorliegende Studie erläutert kurz die Uebergänge der Elektricität an und über verschiedene Materialien, Müller's Störungstheorie, die unsymmetrischen Beeinflussungen und deren Beseitigung, sowie die Einwände gegen die Müller'sche Theorie.