Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 302, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 71
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Die Gülcher'schen Thermosäulen mit Gasheizung. Ingenieur Gülcher hat sich seit Jahren bemüht, für die sogen. Thermosäule eine solche Ausbildung zu schaffen, dass sie zur Erzeugung von galvanischem Strom in der Industrie brauchbar ist. Die Thermosäule besteht aus einzelnen Elementen, die aus zwei verschiedenen an einander gelötheten Metallen gebildet sind, die, wenn erhitzt, einen galvanischen Strom geben. Die Thermosäule war lange Zeit hindurch wohl ein interessanter physikalischer Apparat, aber nicht praktisch brauchbar. Die auf der Berliner Gewerbeausstellung vertretene Firma Jul. Pintsch sagt über den Apparat Folgendes: Die neue Thermosäule zeichnet sich vor allen bisherigen Thermosäulen durch ausserordentlich grosse Dauerhaftigkeit, hohe Leistung, billigen Betrieb und bequeme Handhabung aus. Sie ist überdies nach langen praktischen Proben von allen ihr im Anfang noch anhaftenden Mängeln befreit worden und stellt jetzt einen Apparat von technisch vollendeter Construction dar. Vor allem ist bemerkenswerth, dass die Säule in ihrer jetzigen Ausführung selbst bei plötzlich steigendem Gasdruck niemals überhitzt, somit durch Ueberhitzung nicht mehr zerstört werden kann. In Folge dessen ist der bei der älteren Construction erforderlich gewesene Gasdruckregulator jetzt überflüssig und die Dauerhaftigkeit der Säule eine fast unbegrenzte geworden. Die bei galvanischen Elementen so störend wirkende Polarisation tritt selbst bei stärkster Stromentnahme nicht auf. Sogar ein Kurzschluss von beliebig langer Zeitdauer hat nicht den geringsten schädlichen Einfluss auf die Säule. Leistung und Gasverbrauch. Die neue Thermosäule wird in drei Grössen angefertigt. Bei mittlerem Gasdruck liefert Säule Nr. 1, aus 26 Elementen bestehend, eine elektromotorische Kraft von 1,5 Volt, Säule Nr. 2, aus 50 Elementen bestehend, 3,0 Volt, Säule Nr. 3, aus 66 Elementen bestehend, 4,0 Volt. Der innere Widerstand beträgt bei Nr. 1 etwa 0,25, bei Nr. 2 etwa 0,50 und bei Nr. 3 etwa 0,65 Ohm, so dass (bei gleich grossem äusserem Widerstand) jede der drei Grössen eine Stromstärke von annähernd 3 Ampère liefert. Nr. 1 wird meist nur zu Demonstrationszwecken in Schulen, zum Betriebe kleiner Inductionsapparate u. dgl. benutzt. – Nr. 2 dient zu elektrolytischen und galvanoplastischen Arbeiten in chemischen und physikalischen Laboratorien u.s.w. – Nr. 3 eignet sich am besten zum Laden von Accumulatoren, zum Betriebe von elektro-medicinischen und zahnärztlichen Apparaten, für Telegraphenzwecke u.s.w. Der Gasverbrauch beträgt durchschnittlich bei der Säule Nr. 1:   70 l/Std. Säule Nr. 2: 130 l/Std. Säule Nr. 3: 170 l/Std. Den Berliner Gaspreis zu Grunde gelegt, stellen sich mithin die Betriebskosten bezieh. auf etwa 1, 2 und 2½ Pfg. für die Säule und Stunde. Hiernach berechnet sich die totale elektrische Energie der Gülcher'schen Säule auf 70 Volt-Ampère für 1 cbm stündlichen Gasverbrauch, während die besten der bisher bekannten Thermosäulen nur ungefähr 24 Volt-Ampère für 1 cbm Gasverbrauch stündlich zu erzeugen vermochten. Demnach gibt die Gülcher'sche Säule einen dreimal so hohen Nutzeffect gegenüber allen anderen Thermosäulen. Die Verbrennung des Gases in einer Gülcher'schen Thermosäule ist eine ebenso vollkommene wie bei einer normalen Bunsen-Flamme. Die entweichenden Verbrennungsgase erzeugen keinen lästigen Geruch, so dass die Aufstellung einer Säule selbst in einem Wohnraume erfolgen kann. Die Aufstellung und Inbetriebsetzung der Säule ist äusserst einfach. Zunächst setzt man kleine Schornsteine auf sämmtliche Elemente auf, indem man sie mit Glimmerröhrchen in die oberen Oeffnungen der Elemente steckt und sie soweit in dieselben hineindrückt, bis sie mit ihren unteren Flächen auf den Elementen dicht aufliegen, in welcher Weise sie verbleiben. Sodann verbindet man die an der Säule befindliche Schlauchtülle wie bei einem Bunsen-Brenner oder einem Gaskochapparat durch einen Gummischlauch mit einem Schlauchhahn der Gasleitung. Hierauf öffnet man den Hahn, lässt die Zeit von ungefähr ½ Minute verstreichen, damit die Luft aus dem Schlauch und dem Apparat entweiche, und zündet dann das aus den Elementen strömende Gas oberhalb der Schornsteine an. Man überzeuge sich davon, dass sämmtliche Flämmchen brennen, damit nicht nur die Säule ihre volle Wirkung erlangt, sondern auch Gasausströmungen verhütet werden. Alsdann ist die Säule betriebsfertig und bedarf keiner weiteren Wartung. Nach 8 bis 10 Minuten ist die Säule genügend erwärmt und gibt von da ab eine constante elektromotorische Kraft. Bei dem oben angegebenen Gasverbrauch ist ein Gasdruck angenommen, welcher während des Betriebes der Säule unmittelbar vor der Einströmungsdüse etwa 30 mm Wassersäule beträgt. Vor dem Versandt wird jede Thermosäule sorgfältig geprüft und die Einströmungsdüse derselben bei dem höchsten noch zulässigen Gasdruck von 50 mm Wassersäule genau adjustirt. Der hierbei resultirende maximale Gasverbrauch, welcher niemals überschritten werden darf, wird durch Einschlagen der Zahl, welche diese Gasmenge in Litern für die Stunde angibt, auf der Düse vermerkt. Soll eine Säule ausser Betrieb gesetzt werden, so braucht man nur den Gashahn zu schliessen. Damit die Metalltheile der Thermosäule nicht durch Oxydation leiden, empfiehlt es sich, sie in einem trockenen und vor allem von Säuredämpfen freien Raum aufzustellen. Zur Aufstellung der Säulen dient am besten ein wagerechtes Wandbrett, das man in Mannshöhe anbringt, um die Säulen gegen äussere Beschädigung zu schützen; doch genügt hierzu auch ein gewöhnlicher Tisch. Preise der Thermosäulen sind 85 M., 160 M. bezieh. 190 M. Hieraus ergibt sich, dass für 1 von 7 bis 800 Volt-Ampère etwa 11 cbm Gas in der Stunde erforderlich sind, ausserdem etwa 70 grosse Säulen im Preise von zusammen 13000 M. Die Gasmaschine verbraucht für 1 600 bis 800 l, also etwa den 15. Theil. Von Elektricitätswerken wird die elektrische Pferdekraft für 15 bis 20 Pf. geliefert. Als Kraftquelle ist daher die Thermosäule noch immer 10- bis 15mal so theuer wie andere Kraftquellen. Die Firma glaubt aber, die Thermosäule empfehlen zu können für chemische Laboratorien und physikalische Cabinette, für ärztliche und zahnärztliche Zwecke, Telegraphie und Galvanostegie, insbesondere 1) für galvanische Versilberung, Verkupferung, Vernickelung und Vergoldung: eine oder mehrere Thermosäulen Nr. 3 in Parallelschaltung mit einem Accumulator von entsprechender Capacität und dem betreffenden Bade, und zwar: a) für Bäder bis zu 100 l Inhalt: 1 Thermosäule und 1 Accumulator von 75 bis 100 Ampère-Stunden Capacität; b) für Bäder über 100 bis 200 l Inhalt: 2 parallel geschaltete Thermosäulen und 1 Accumulator von 150 bis 200 Ampère-Stunden Capacität; c) für Bäder über 200 bis 300 l Inhalt: 3 parallel geschaltete Thermosäulen und 1 Accumulator von 225 bis 300 Ampère-Stunden Capacität; d) für Bäder über 300 bis 400 l Inhalt: 4 parallel geschaltete Thermosäulen und 1 Accumulator von 300 bis 400 Ampère-Stunden Capacität u.s.f. 2) Für galvanische Messing- und andere Bäder, welche eine Spannung von mehr als 2 Volt (2,5 bis 4 Volt) benöthigen: eine oder mehrere unter sich hinter einander geschaltete Paare von Thermosäulen Nr. 3, welche mit zwei ebenfalls unter sich hinter einander geschalteten Accumulatoren und mit dem betreffenden Bade parallel geschaltet sind. Für solche Bäder werden demnach doppelt so viele Thermosäulen und Accumulatoren benöthigt, als für die unter 1) angeführten Bäder, welche eine Spannung von höchstens 2 Volt erfordern, z.B.: a) für Bäder bis zu 100 l Inhalt: 2 Thermosäulen und 2 Accumulatoren von je 75 bis 100 Ampère-Stunden Capacität; b) für Bäder über 100 bis 120 l Inhalt: 4 Thermosäulen und 2 Accumulatoren von je 150 bis 200 Ampère-Stunden Capacität. Für Galvanoplastik (starke Kupferniederschläge zur Herstellung von Clichés u. dgl.): je nach der geforderten Leistung eine oder mehrere Thermosäulen Nr. 3, deren zwei Elementenreihen mit einander parallel geschaltet sind, so dass eine solche Säule bei günstiger Leistung eine Klemmenspannung von 1 Volt und eine Stromstärke von 6 bis 8 Ampère gibt. Für kleine galvanoplastische Arbeiten reicht auch schon eine Thermosäule Nr. 1 aus, deren Nutzleistung 3 bis 4 Ampère bei 0,75 Volt Klemmenspannung beträgt. Für Schulen und Demonstrationszwecke. Für elektrische Glühlichtbeleuchtung in kleinem Umfange und von kurzem oder zeitweiligem Betrieb: In Verbindung mit einem besonderen automatischen Umschalter und 8 Accumulatoren von je 30 Ampère-Stunden Capacität reicht eine Thermosäule Nr. 3 aus, um täglich zu betreiben:   1 5-kerzige Lampe 15 Stunden lang   2 Lampen   7½   3   5   4   3¾   5   3   6   2½ 12   1¼ (Eisenzeitung.) Elektrisches Thürschloss mit abstellbarer Drückerwirkung. Von der Firma Bergner und Weiser in Pössneck (Thüringen) ist ein elektrisches Thürschloss mit abstellbarer Drückerwirkung construirt worden, dessen Eigenart darin besteht, dass das Schloss im gewöhnlichen Gebrauch sowohl mittels des Innen- und des Aussendrückers, als auch elektrisch geöffnet werden kann. Durch eine einfache Schlüsseldrehung kann die Wirkung eines der beiden Drücker aufgehoben werden, so dass das Schloss alsdann nur noch auf elektrischem Wege zu öffnen ist. Die Construction des Schlosses unterscheidet sich äusserlich nicht von einem gewöhnlichen Thürschlosse. Zur Ausübung der elektrischen Wirkung genügen drei Fleischer-Elemente. (Deutsche Bauzeitung.) Ueber ein Mittel, die kleinsten Aenderungen im Gang astronomischer Uhren zu erkennen, von G. Bigourdan. Auch die besten astronomischen Uhren zeigen, selbst wenn sie auf constanter Temperatur gehalten werden und in einem hinlänglich evacuirten Raum stehen, keinen so gleichförmigen Gang, dass nicht noch eine Verbesserung desselben zur Erzielung genauerer astronomischer Resultate wünschenswerth wäre. Den Grund sucht Verfasser mit Recht in dem Räderwerke, welches bei aller Präcision, mit der es gearbeitet ist, doch im Verlaufe mehrerer Stunden den Gang des Pendels nicht immer in ganz gleichem Maasse beeinflusst. Verfasser schlägt daher vor, die astronomischen Uhren durch ein in constanter Temperatur und in nahezu evacuirtem Gehäuse frei schwingendes Pendel zu controliren. Ein Pendel, welches nahezu Secunden schwinge, behalte, wenn man ihm zu Anfang eine Amplitude von 60 bis 80 Bogenminuten gegeben habe, in einem Raum von etwa 10 mm Barometerstand während 24 Stunden gut beobachtbare Schwingungen bei. Nehme der Barometerstand in den 24 Stunden um 2 bis 3 mm zu, so werde durch die Reduction auf den luftleeren Raum der tägliche Gang immer noch um weniger als 0,01 Secunde falsch gefunden. Die durch Verminderung der Amplitude erfolgende Aenderung des Ganges lasse sich absolut scharf durch Rechnung berücksichtigen. Einer Temperaturdifferenz von 0,1° entspreche eine Aenderung des täglichen Ganges eines Secundenpendels aus Messing um 0,08 Secunden. Es dürfe also nicht schwer halten, den aus mangelhafter Berücksichtigung einer etwaigen geringen Temperaturänderung hervorgehenden Fehler innerhalb 0,02 Secunden zu halten; noch mehr lasse er sich herabdrücken, wenn das Pendel statt aus Messing aus Platin oder Glas hergestellt würde, da deren Ausdehnungscoëfficienten nur die Hälfte von dem des Messings sind. Zur Vergleichung der zu den astronomischen Beobachtungen benutzten Uhren mit dem Pendel sei die Methode der Coïncidenzen anzuwenden, wobei man nach einiger Uebung einen Fehler von höchstens 2 bis 3 tausendstel Secunden mache. Es sei so gewiss möglich, die Unregelmässigkeiten im Gang einer astronomischen Uhr zu entdecken und ihrer Grösse nach zu bestimmen mit einer Unsicherheit, die im Laufe eines Tages auf höchstens 0,03 Secunden ansteigen würde. (Nach Zeitschrift für Instrumentenkunde.) Bücher-Anzeigen. Kostenberechnungen für Bauingenieure von G. Osthoff. Dritte gänzlich umgearbeitete Auflage. Leipzig. J. J. Arnd'sche Verlagsbuchhandlung. 549 S. 12 M. Das Werk hat in der vorigen Auflage sich dem Referenten als ein praktisch sehr brauchbares Hilfsmittel erwiesen und wird sich auch in der neuen Auflage bewähren. Der Inhalt zerfallt in folgende Theile: I. Tabellen, Gewichte und Preise der Materialien. II. Kosten der Transporte. III. Kostenermittelung der Bauarbeiten. IV. Kostenentwickelung für Ueberschläge. Ein ausführliches Inhaltsverzeichniss erleichtert das rasche Auffinden. Illustrirtes Preisverzeichniss der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft. Das neue, bedeutend erweiterte und reich illustrirte Preisverzeichniss von 1896, enthaltend die Listen Nr. 74 bis 92, soll die Listen Nr. 1 bis 73 ersetzen und erstreckt sich über alle Zweige der Fabrikation. Das Aufschlagen der einzelnen Abtheilungen ist durch Ausschnitte aus dem Rande mit Inhaltsangabe erleichtert, so dass ein wirklich praktisches Hilfsmittel entstanden ist. Schäden an Dampfkesseln. Heft II. Schäden an Stabilkesseln. Herausgegeben vom Oesterr. Ingenieur- und Architekten verein. Verlag des Vereins-Sekretariats (Wien I, Eschenbachgasse 9). Preis 5 M. (3 fl. ö. W.). Das Heft bietet, wie der vorhergehende Theil, eine Fülle bemerkenswerther Mittheilungen, die beachtenswerth sind für jeden, der mit dem Dampfkesselbetrieb in Berührung kommt. Ein weiteres Heft wird die Schiffskessel behandeln. Das Gebrauchsmustergesetz in der Praxis von C. Gronert, Patentanwalt. Berlin NW. 6. Selbstverlag. 92 S. 1 M. Bei der stets wachsenden Bedeutung der Gebrauchsmuster wird diese auf praktische Erfahrung gestützte Abhandlung denjenigen willkommen sein, die den Musterschutz anzurufen beabsichtigen; sie enthält manche bemerkenswerthe Fingerzeige, sowie die neueste einschlägige Rechtsprechung. Kurzes Handbuch der Maschinenkundevon E. v. Hoyer. 9. Lieferung. Bogen 49 bis 54. München. Th. Ackermann. Enthält Fortsetzung der Transportmaschinen (Winden, Aufzüge, Krahne, Fabrikwaagen, Pumpen). Tafel für Treibriemen von O. May. Verlag von J. Springer und R. Oldenbourg. Tabellen für die Berechnung von Treibriemenbetrieben und Anleitung zum Gebrauch dieser Tabellen, auf zusammenklappbare steife Pappdeckel gebracht. Der Preis (1,20 M.) übersteigt weit den reellen Werth dieser zwei Druckseiten.