Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 303, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 72
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Neue Entwürfe für Untergrundbahnen in London. Dass in verkehrsreichen Stadtgebieten, wo die Verhältnisse den Bau von Hochbahnen nicht zulassen, schliesslich wohl oder übel an die Herstellung tiefliegender Verkehrslinien herangegangen werden muss, zeigen die Londoner Vorgänge. Zu der grossen Zahl der in Bau und in Bauvorbereitung befindlichen und vorgeschlagenen Tiefbahnen, die alle nach Art der City- und Südlondon-Bahn ausgeführt werden sollen, sind wiederum einige neue getreten. Unter den neuesten Vorschlägen steht in erster Linie der der District-Eisenbahngesellschaft, unter ihrer bestehenden Tunnelbahn noch eine zweite anzulegen. Die Districtbahngesellschaft theilt sich bekanntlich mit der Metropolitangesellschaft in den Besitz und den Betrieb der altehrwürdigen Untergrundbahn, die London als geschlossener Ring – inner circle – durchzieht. An den Ring sind namentlich nach Westen hin zahlreiche Vorortsstrecken angeschlossen, die in dem bedeutenden Knotenpunkte Earls Court zusammengefasst und an den Ring angeknüpft sind. Die Einleitung zahlreicher Zweiglinien in eine einzige, mitten in das dichte Verkehrsgebiet der Innenstadt geführte Verkehrsader, die mindestens die Summe dessen zu leisten hat, was alle Zweiglinien im Einzelnen leisten, hat seine Uebelstände. Der Verkehr der Zweige findet im Wesentlichen schon seine Grenze, wenn die Stammlinie bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit beansprucht ist, wenn auch die ersteren dann bei weitem noch nicht ausgenutzt sind. In dieser Erkenntniss hat sich die Districtbahngesellschaft zu einer Verdoppelung ihrer Stammlinie entschlossen. Die bestehende Tunnellinie, in der zwischen gemauerten Wandungen mit Dampflocomotiven betriebene Züge verkehren, wird entlastet werden durch ein darunter anzulegendes doppeltes, eisernes Rohr, in dem elektrisch fortbewegte Wagenzüge nach beiden Richtungen verkehren. Die neue Linie, die von Earls Court nach Mansion House führen wird, soll nur Schnellzüge aufnehmen und aus diesem Grunde nur eine Zwischenstation in Charing Cross erhalten. Ausser diesem Entwurf ist noch ein anderer zu erwähnen, der auf die Verbindung südlicher Vororte Londons, Brixton u.a., mit dem westlichen Stadtgebiet von Charing Cross gerichtet ist. Diese Bahn würde die Linien der Districtbahngesellschaft kreuzen und durch das neue Unternehmen der letzteren in eine erhebliche Tiefe hinabgedrückt werden; an der Kreuzungsstelle würden drei Tunnellinien über einander liegen. Eine derartige Vervielfältigung ist auch in London neu, bisher hat man es dort erst bis zur Anlage zweier über einander liegender Tunnels gebracht, indem man auf der nördlichen Hälfte der inneren Ringbahn die Gleise der sogen. erweiterten Linien unter der ersteren hindurchführte. (Centralblatt der Bauverwaltung, 1896 S. 531.) r. Aluminium bei Kriegsschiffen. Versuche der kaiserlichen Werft in Wilhelmshafen haben ergeben, dass reines Aluminium beim Kriegsschiff bau wenig oder gar keine Anwendung finden kann, dagegen Aluminiumbronze, sowie eine Legirung von 94 bis 96 Al und 6 bis 4 Cu für bestimmte Zwecke sich wohl geeignet erwiesen hat. Bei Prüfungen auf Anwendbarkeit des Al bei einzelnen Schiffstheilen hat sich Nachstehendes ergeben: Die Aluminiumbronze ist vollständig unverwendbar für Metallager wegen Weichheit des Al, letzteres hat sich nicht bewährt bei Ventilen, Ventilkasten, Stopfbüchsen, Ausgüssen, weil dieselben sich bald abnutzen, dagegen ist dasselbe bewährt befunden bei den Regalen für die Speisekammer, für Munitionskasten, Werkzeugkasten, Spinden, Waschtoiletten, Kolbenschieber der Maschine und das Fundament für die Dynamomaschinen. Möbel aus Al zeigten eine zu geringe Widerstandsfähigkeit gegen Biegungen und verlangten eine häufige Erneuerung des Anstriches. Gänzlich ausgeschlossen erscheint die Benutzung des Al zu Schiffswänden wegen sehr geringen Widerstandes gegen Seewasser (seit Jahren laufen Aluminiumboote auf Flüssen und Süsswasserseen ohne Bedenken), dagegen ist es nicht ausgeschlossen, dass 10proc. Aluminiumbronze, die annähernd dem Gusstahle gleich und wetterfester als dieser ist, denselben einmal verdrängt, wenn der Preis des Al dem des Stahles sich etwas mehr genähert haben wird. (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1896 S. 356.) Eingesandt. Ausstellung in Wien. Eine internationale Ausstellung neuer Erfindungen soll im Englischen Garten in Wien vom Mai bis October 1897 stattfinden. Den Verkehr zwischen Ausstellern und Besuchern wird die Ausstellungsleitung vermitteln und den Erfindern regelmässige Berichte zukommen lassen. Anmeldungen werden bis 15. März 1897 entgegengenommen. Nähere Auskunft ertheilt die Direction des Englischen Gartens in Wien. Aufforderung, Spiritusmotoren zur Prüfung anzumelden. Dem „Verein der Spiritusfabrikanten in Deutschland“ ist behufs Erweiterung des Absatzes von Spiritus seitens der Reichsfinanzverwaltung eine Summe überwiesen worden zur Förderung der Spiritusmotorenfrage. Zu dem Zwecke will der Verein die bestehenden Motoren durch seine Ingenieure untersuchen lassen, um festzustellen, ob der Spiritusmotor erfolgreich mit dem Erdöl-, Benzin- und Gasmotor in Wettbewerb treten kann. Die Prüfung der Motoren soll in den Werkstätten der Fabrikanten vorgenommen werden, und zwar auf Kosten des Vereins. Die Fabrikanten haben also lediglich die Motoren und die Messvorrichtungen (Bremsen) zur Verfügung zu stellen und ihrerseits die Versuche durch ihre Sachkenntniss zu fördern. Die Versuchsergebnisse sollen in geeigneter Form veröffentlicht werden. Die Constructeure und Fabrikanten von Spiritusmotoren werden gebeten, ihre Maschinen zur Prüfung bei dem „Verein der Spiritusfabrikanten in Deutschland“, Berlin N., Invalidenstrasse 42, zu Händen des Ingenieurs Goslich, anzumelden, der weitere Auskunft ertheilt.