Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 310, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 60
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Der deutsche Aussenhandel 1897. Von der amtlichen Statistik über den deutschen Aussenhandel im J. 1897 ist vor Kurzem die Uebersicht über den Verkehr mit den einzelnen Ländern erschienen, aus der sich manche bemerkenswerthe Verschiebung in unserem Handelsverkehr entnehmen lässt. Die Gesammteinfuhr stellte sich 1897 auf 401623169 Doppelcentner im Werthe von 4864644000 M., die Gesammtausfuhr auf 280199486 Doppelcentner im Werthe von 3786241000 M. Auf die einzelnen Erdtheile entfällt hiervon folgender Antheil: Einfuhr Ausfuhr 100 k 1000 M. 100 k 1000 M. Europa 338379986 3251799 260814584 2960613 Afrika      2300685      91223      1208816      60943 Asien      9168513    352131      3294602    138180 Amerika    50453087 1080098    13857524    593081 Australien      1212057      87554      1002666      32594 Nicht ermittelt(seewärts)        108841        2349          21294          830 Diese Uebersicht bestätigt die bekannte Thatsache, dass der Waarenverkehr sich nicht nach der Grösse der Gebiete berechnet, sondern nach dem Stande ihrer Cultur. Trotz der Pflege des überseeischen Handels nimmt Europa noch über ein Drittel unserer Ausfuhr auf. Nach Europa kommt selbstverständlich Amerika, während Afrika und Australien stark zurücktreten. Dieselbe Erscheinung tritt uns auch im Antheil der einzelnen Länder entgegen. Russland ist diesmal in die erste Stelle der Einfuhr eingerückt, während Grossbritannien noch immer den ersten Platz unter den Abnehmern deutscher Waaren behauptet, obgleich sein verhältnissmässiger Antheil seit Jahren zurückgeht. Die hauptsächlichsten Einfuhrländer und ihr Antheil an unserer Einfuhr gibt folgende Uebersicht. Einfuhr in 1000 M. von: 1897 1896 1895 1894 Russland 708319 634671 568795 543938 Grossbritannien 661532 647365 578362 608640 Vereinigte Staaten 657995 584434 511703 532939 Oesterreich-Ungarn 600293 578032 525430 581749 Frankreich 248844 233587 229922 214049 Ostindien 204617 171163 162128 164130 Belgien 186512 175702 179194 171628 Niederlande 185234 162632 164331 199179 Schweiz 158613 146343 144516 136228 Italien 152981 137484 145942 141436 Argentinien 109313 108816 118437 103940 Brasilien 100375 100140 114824   91273 In Proc. des Gesammtwerthes 1897 1896 1895 1894 Russland 14,6 13,9 13,4 12,7 Grossbritannien 13,6 14,2 13,6 14,2 Vereinigte Staaten 13,5 12,8 12,1 12,4 Oesterreich-Ungarn 12,3 12,7 12,4 13,6 Frankreich   5,1   5,1   5,4   5,0 Ostindien   4,2   3,8   3,8   3,8 Belgien   3,8   3,9   4,2   4,0 Niederlande   3,8   3,6   3,9   4,7 Schweiz   3,3   3,2   3,4   3,2 Italien   3,1   3,0   3,4   3,3 Argentinien   2,2   2,4   2,8   2,4 Brasilien   2,1   2,2   2,7   2,1 Der Antheil der übrigen Länder beträgt unter 100 Millionen und unter 2 Proc.; es folgen Schweden mit einer Einfuhr von 87,5 Millionen in 1897 und einem Antheil von 1,8 Proc. von der Gesammteinfuhr, Britisch Australien (85,7 und 1,8), Chile (81,6 und 1,7), Niederländisch Indien (67,3 und 1,4), Dänemark (60,4 und 1,2), China (57,4 und 1,2), Rumänien (52,6 und 1,1), Spanien (42,1 und 0,9) u.s.w. Die Veränderungen in der Einfuhr nach Ländern sind nicht unerheblich. Der Antheil Russlands stieg um 0,7 Proc., während der Antheil Englands wieder um 0,6 gesunken ist, die er 1896 gewonnen hatte. Auchder Antheil Oesterreich-Ungarns ist um 0,4 Proc. zurückgegangen, während der Werth der Einfuhr aus diesen Ländern seit Jahren zunimmt. Zurückgegangen ist die Einfuhr aus Britisch Australien und zwar von 103,2 Millionen in 1896 auf 85,6 Millionen, ferner die Einfuhr aus Rumänien (von 69,2 auf 52,5). Die Entwickelung des Waarenmarktes nach Mittel- und Südamerika bietet ein ziemlich auffälliges Bild, wie folgende Zahlen zeigen. Einfuhr Ausfuhr von und nach: 1897 1896 1897 1896 Argentinien 109,3 108,8 35,8 44,1 Mill. M. Brasilien 100,4 100,1 50,2 60,3 Chile   81,6   79,3 27,0 34,6 Centralam. Republiken   35,8   38,7   7,6 10,7 Venezuela   10,9   16,0   5,5   6,4 Mexiko   12,7   13,1 17,5 15,0 Uruguay   10,8   10,5   5,6   9,6 Columbien     7,8     8,6   8,7   6,9 Ecuador     7,5     5,8   2,9   2,7 Peru     3,8     3,8   6,4   7,8 Bolivien     2,9     1,1   1,7   2,1 Der Import aus den meisten Staaten ist 1897 gesunken, Argentinien und Brasilien haben sich knapp auf ihrer Höhe erhalten und nur Chile weist eine erwähnenswerthe Zunahme auf. Die deutsche Ausfuhr nach diesen Staaten hat sich indessen noch schlechter gehalten; sie ist gerade in den Hauptgebieten stark zurückgegangen mit Ausnahme von Mexiko, Columbien und Ecuador, Wir haben mit einem verstärkten Wettbewerb auch in diesen Gebieten zu rechnen. Die Hauptdaten unserer Ausfuhr nach den verschiedenen Ländern sind folgende: Ausfuhr in 1000 M. nach: 1897 1896 1895 1894 Grossbritannien 701675 715109 678131 634350 Oesterreich-Ungarn 435131 477324 435766 401653 Vereinigte Staaten 397491 383710 368699 271115 Russland 372064 364142 220881 194806 Niederlande 263862 262265 245133 244017 Schweiz 254393 243953 219029 188334 Frankreich 210410 201553 202769 188130 Belgien 189619 168000 159186 149888 Dänemark 107387   97417 100877   83387 Schweden   92915   78890   76593   73119 Italien   90255   85630   83375   82470 In Proc. des Gesammtwerthes 1897 1896 1895 1894 Grossbritannien 18,5 19,0 19,8 20,8 Oesterreich-Ungarn 11,5 12,7 12,7 13,2 Vereinigte Staaten 10,5 10,2 10,8   8,9 Russland   9,8   9,7   6,4   6,4 Niederlande   7,0   7,0   7,2   8,0 Schweiz   6,7   6,5   6,4   6,2 Frankreich   5,6   5,4   5,9   6,2 Belgien   5,0   4,5   4,6   4,9 Dänemark   2,8   2,6   2,9   2,7 Schweden   2,5   2,1   2,2   2,4 Italien   2,4   2,3   2,4   2,7 Der Antheil der übrigen Länder bewegt sich unter 2 Proc. Es folgen zunächst die Freihäfen (Hamburg, Cuxhaven) mit 58,6 Millionen Ausfuhr in 1897 und 1,5 Proc. Antheil, dann Norwegen (55,5 und 1,5), Brasilien (50,2 und 1,3), Ostindien (47 und 1,2) u.s.w. Die Entwickelung unserer Ausfuhr war in den letzten 5 Jahren besonders nach den Vereinigten Staaten und nach Russland erfreulich, da sie nicht nur absolut, sondern auch relativ gewachsen ist und zwar von 8,9 auf 10,5 und von 6,4 auf 9,8 Proc. Die Ausfuhr nach England ist zurückgegangen. Die Ausfuhr nach Spanien sank von 39,4 auf 29,9 Millionen. Nach Asien und Afrika entwickelte sich die Ausfuhr wie folgt (in 1000 M.): 1897 1896 1895 1894 Britisch-Ostindien 48271 49179 44661 39169 Japan 39247 35612 26077 17076 China 32334 45281 35412 28155 Britisch-Südafrika 13691 15635 13032 11767 Transvaal 12053 13689   9259   5543 Aegypten 10534   9901   5819   6998 Deutsch-Westafrika   6756   4022   2653   2770 Deutsch-Ostafrika   1652   1240   1739   1640 Die Hoffnungen auf die Entwickelung unserer Ausfuhr nach China haben sich hiernach nicht erfüllt; dem Aufschwung von 1896 ist ein jäher Absturz gefolgt. Dagegen hat sich die Ausfuhr nach Japaj und Transvaal, sowie nach Deutsch-Westafrika ständig gehoben, während der ostafrikanische Colonialbesitz sich auch in dieser Richtung als ziemlich bedeutungslos erweist. Eine beachtenswerte Entscheidung des Reichsgerichts. Ueber eine Klage auf Unterlassung der übermässigen Zuführung von Asche und Russ durch den Betrieb der zu einem genehmigten Dampfkessel gehörigen Feuerungsanlage – Reichsgewerbeordnung §§ 24, 26 – berichtet die Frankfurter Zeitung wie folgt: Eine Zuckerraffinerie war von den Eigenthümern der Nachbargrundstücke verklagt worden, weil von ihr auf das benachbarte Feld Flugasche und Russ in übermässiger Menge eindringen und die Früchte sowie die Aecker selbst beschädigen. Die Klage war auf Unterlassung der Störung gerichtet und demgemäss war die Zuckerraffinerie auch verurtheilt worden, bei Vermeidung einer Strafe von 50 M. für jeden Tag des Zuwiderhandelns, das übermässige Eindringen von Russ und Flugasche aus ihrer Fabrik auf die Nachbargrundstücke zu beseitigen. Hiergegen hatte die Zuckerraffinerie das Reichsgericht angerufen, und sich hierbei wesentlich auf den § 26 der Gewerbeordnung gestützt, wonach bei genehmigten Anlagen nur noch Klagen auf Anbringung von Schutzvorrichtungen, nicht dagegen auf Unterlassung der Störungen zulässig sind. Das Reichsgericht hat indessen diese Ausführung als unberechtigt zurückgewiesen. Nach den Gründen liegt der Entscheidung des Reichsgerichts folgender Gedankengang zu Grunde: Der erwähnte § 26 der Gewerbeordnung ist bloss auf die mit obrigkeitlicher Genehmigung errichteten Anlagen anwendbar. Dazu gehört die Zuckerraffinerie nicht. Wohl gehört dazu die nach § 24 der gewerblichen Genehmigung bedürftige Anlegung und Betreibung von Dampfkesseln. Allein damit ist nur ein bestimmter Theil der Gewerbeanlage genehmigungspflichtig geworden, nicht die ganze Gewerbeanlage. Nun hat die Zuckerraffinerie allerdings mehrere Dampfkessel mit Genehmigung angelegt, und soweit diese in Frage kommen, kann eine Klage auf Unterlassung von Störung nicht mehr angestellt werden. Das Eindringen von Flugasche und Russ resultirt aber nicht aus der Anlage der Dampfkessel, sondern der ganzen Fabrikanlage. Deshalb bezieht sich die in dem § 26 der Gewerbeordnung enthaltene Einschränkung nicht auf die hier vorliegende Störung. Die Klage auf Unterlassung der Störung ist deshalb hier unbedingt zulässig. Die Arbeiterbewegung. Unter dieser Benennung erscheint seit Anfang dieses Monats in Berlin im Verlag von Moritz Warschauer eine Wochenschrift, welche sich zur Aufgabe macht, die deutschen Industriellen über die Arbeiterbewegung aller Branchen zu informiren. Bücherschau. Die Schiffsmaschine, ihre Bauart, Wirkungsweise und Bedienung. Ein Hand- und Nachschlagebuch für Ingenieure, Officiere der Kriegs- und Handelsmarine u.s.w. von Carl Busley. Dritte vollständig umgearbeitete und bedeutend vermehrte Auflage. II. Abtheilung. Textbogen 20 bis 47. Atlastafel 9 bis 45. Kiel. Verlag von Lipsius und Fischer. Nach einer längeren Unterbrechung (1891 281 48) erscheint die vorliegende zweite Abtheilung, welcher die Verlagshandlung den wenig umfangreichen Schlusstheil noch im Laufe des Jahres hofft nachfolgen zu lassen. Die in der ersten Abtheilung begonnenen, vorwiegend theoretischen Erörterungen über Wärmetheorie, Wasserdampf, Vorgänge in den Dampfcylindern und die Wirthschaftlichkeit werden in der vorliegenden Abtheilung vervollständigt, indem die Verhältnisse des Kesselspeise- und Kühlwassers, die Ermittelung der Maschinenstärke, die Wahl des Maschinensystems im Allgemeinen besprochen werden. – Der Verfasser wendet sich dann im zweiten Theil den Schiffskesseln zu, die er nach ihrem System, ihrer Wirkungsweise, Ausrüstung und ihrem Einbau eingehend schildert. Eine werthvolle Zugabe bilden die Tafeln, die in vollendeter farbiger Ausführung die verschiedensten Formen der Kesselanordnungen darstellen, und so ein anschauliches Bild des gegenwärtigen Standes der Schiffskesseltechnik liefern. Der textliche Theil ist ebenfalls mit grosser Sorgfalt behandelt.