Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 310, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 119
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Der gegenwärtige Stand der Accumulatorentechnik. In der am 25. v. M. abgehaltenen Sitzung des Vereines deutscher Maschineningenieure sprach Civilingenieur Dr. Müllendorf über den gegenwärtigen Stand der Accumulatorentechnik – ein Thema, das gerade jetzt, wo die Einführung der Accumulatoren in das Strassenbahnwesen im erfreulichsten Aufschwünge begriffen ist, das allgemeine Interesse in Anspruch nimmt. Die Feinde der elektrochemischen Accumulatoren sind: 1) unvorschriftsmässige Behandlung seitens des Bedienungspersonals; 2) fremde Beimischungen in der Füllflüssigkeit; 3) starke Stromstösse; 4) mechanische Erschütterungen. Gegen die beiden erstgenannten Feinde geht man prophylaktisch vor und zwar in der Weise, dass gedruckte Bedienungsvorschriften ausgegeben und des öfteren controlirt werden, sowie ferner dadurch, dass die Bedienungsmannschaft in die Lage gebracht wird, jede neue Lieferung von Wasser oder Säure vor ihrer Verwendung leicht und bequem auf ihre Reinheit, insbesondere auf das Vorhandensein von Chlor zu prüfen. Die Accumulatorenfabrik-Actiengesellschaft Hagen i. W. hat zu diesem Zweck einen kleinen handlichen Reagenzkasten zusammengestellt. Die Lebensdauer einer Accumulatorenbatterie ist nicht allein von ihrer Construction, sowie von ihrer Behandlung abhängig; sie ist vielmehr in hervorragendstem Maasse durch die Stromstärke bedingt, mit welcher die Batterie entladen zu werden pflegt. Je kleiner bei der Entladung die specifische Stromdichte, d. i. die Stromstärke für 1 qdm Oberfläche der positiven Platte ist, um so grösser ist die Lebensdauer der Platte. Von den unter diesem Gesichtspunkte ersonnenen Platteneinrichtungen bezw. von den verschiedenen, in die Praxis eingeführten Rippenanordnungen und den zur Erzielung der Rippen angewandten Verfahren sind zu nennen: die Erfindungen von Dr. Wilh. Majert in Grünau und Fedor Berg in Berlin (D. R. P. Nr. 94654), der Accumulatorenfabrik-Actiengesellschaft Hagen i. W. und der Accumulatoren- und Elektricitätswerke Actiengesellschaft vorm. W. A. Boese und Co. in Berlin. Bei diesen neuesten Constructionen überschreitet die abgewickelte Oberfläche den 15fachen Betrag der scheinbaren, und auf 1 qdm abgewickelter Oberfläche entfallen noch nicht. 30 g Plattengewicht. Die positiven Platten werden im Säurebade unter der Einwirkung des elektrischen Stromes mit einem feinen Ueberzuge von Bleisuperoxyd versehen. Die Beanspruchung solcher Elektroden kann ohne irgend welche Bedenken einen ziemlich hohen Betrag erreichen. Als negative Platten werden allgemein gegossene Bleigitter, deren Hohlräume mit einer Sauerstoffverbindung des Bleis, Bleiglätte oder Mennige, gefüllt werden, verwendet. Die mechanischen Erschütterungen rufen in besonders hohem Maasse das Ablösen activer Masse hervor. In den in Berlin cursirenden elektrischen Strassenbahnwagen mit gemischtem Betriebe sind je 200 Accumulatorenzellen untergebracht und in Reihe geschaltet. Nach Zurücklegung von 12000 Wagenkilometern muss der Bodensatz entfernt werden, was für jeden Wagen 5 bis 6 Stunden beansprucht. Um die Stösse thunlichst zu mildern, sind die Platten in Kästen aus Hartgummi eingebaut, die gegen einander noch durch Puffer aus Weichgummi weich gelagert sind. Eine Batterie von 200 Zellen wiegt über 2,5 t; das Gewicht eines mit 40 Fahrgästen und 2 Bedienungsmannschaften besetzten Wagens beträgt an 20 t. Die Geschwindigkeit der Wagen mit Batteriestrom beträgt über 20 km, die der Wagen mit Netzstrom etwa 80 km in der Stunde. Eine grosse Schwierigkeit beim gemischten Betriebe bildet die Isolirung der Batterie. Diese Isolirung wird erschwert durch den Austritt der Säure aus den Gefässen, eine Folge der Gasentwickelung. Nach dieser Richtung sind in der letzten Zeit jedoch erhebliche Fortschritte zu verzeichnen, so dass auch der in den Wagen häufig bemerkbare unangenehme Geruch bald verschwinden dürfte. Ueberhaupt ist die Accumulatorentechnik aus dem Stadium der reinen Empirie herausgetreten und befindet sich gegenwärtig auf der Bahn methodischen Fortschrittes und auf wissenschaftlicher Grundlage. Hohlspiegel für objective Spiegelablesung. Dr. F. F. Martens beschreibt in der E. T. Z. vom 28. Juli 1898 einen von der Firma Schmidt und Haensch in Berlin hergestellten neuen Ablesehohlspiegel und macht über denselben nachstehende Mittheilungen: 1) Um von einer Lichtquelle auf einer transparenten Scala ein reelles Bild zu entwerfen, benutzt man zweckmässiger als Sammellinse und Ableseplanspiegel einen Ablesehohlspiegel. Solche Hohlspiegel sind bisher nur in der Form angewandt, welche Fig. 1 darstellt (die versilberte Fläche ist stark gezeichnet). Billiger und besser herzustellen sind die in Fig. 2 gezeichneten Spiegel. Ist n der Brechungsindex des für diese Spiegel gewählten Glases, so ist das 2 n-fache der Brennweite gleich dem Krümmungsradius der hinteren versilberten Fläche. Textabbildung Bd. 310, S. 120 Fig. 1. Textabbildung Bd. 310, S. 120 Fig. 2. 2) Sei q der Flächeninhalt der gleichmässig hellen, die Form eines schmalen Rechtecks besitzenden Lichtquelle, i die Intensität der Lichtquelle, A der Flächeninhalt des Ablesespiegels, r die Entfernung der Lichtquelle vom Ablesespiegel, dann ist in erster Annäherung die auf den Spiegel fallende, zum Bilde der Lichtquelle gelangende Lichtmenge M=\frac{i\,q\,A}{r^2}. Q sei der Flächeninhalt des auf der Scala entworfenen reellen Bildes von q, R die Entfernung der Scala vom Spiegel, dann ist \frac{q}{Q}=\frac{r^2}{R^2}, daher M=\frac{i\,Q\,A}{R^2}. Die Grössen Q, A, R sind durch die Rücksicht auf die Empfindlichkeit der Spiegelablesung bestimmt. Damit die Lichtmenge M möglichst gross werde, müssen wir Lichtquellen mit möglichst grosser Intensität i wählen. Eine solche Lichtquelle ist der Faden einer Glühlampe. Die Entfernung des Glühfadens vom Spiegel muss so gewählt werden, dass die Grösse Q des auf der Scala entworfenen Bildes eine passende ist. Soll die Ablesung von einzelnen Personen vorgenommen werden, so stellt man am besten eine Glühlampe mit ⋂-förmigem Faden und die Scala gleich weit vom Ablesespiegel in einer Entfernung gleich der doppelten Brennweite des Spiegels auf. Für die Ablesung durch eine Anzahl von Personen, in einem Hörsaal z.B., gibt man dem Ablesespiegel zweckmässig eine kleinere Brennweite von z.B. 10 cm und stellt eine kleine, bei 6 Volt brennende Glühlampe mit einem geraden Faden, z.B. 10,5 cm vom Spiegel entfernt, auf. Bei einem Scalenabstand von z.B. 210 cm ist das Bild des Glühfadens etwa 20mal vergrössert und so hell, dass es von allen Punkten eines grösseren Hörsaales gut zu sehen ist. 3) Bei der Ablesung durch einzelne Personen verwendet man in der Regel Scalen, welche in Intervalle von 1 oder 2 mm getheilt sind; bei der Ablesung durch viele Personen haben die Scalen Intervalle von mehreren Centimetern. Befindet sich der Ablesende zwischen Scala und Spiegel, so verwendet man zweckmässig Scalen, die auf weissem Papier oder besser auf Milchglas getheilt sind; blickt der Ablesende ungefähr in der Richtung auf den Spiegel auf die Scala, so sind Scalen aus transparentem Papier oder besser Glasscalen mit einer mattirten Fläche geeignet. -h. Autographische Comptoirschnellpresse. Ein Fortschritt auf dem Gebiete der autographischen Vervielfältigung von Handschriften, Noten, Zeichnungen u.s.w. soll neuerdings durch eine von Dr. Lunze in Dresden erfundene kleine autographische Comptoirschnellpresse erzielt worden sein. Auf Grund einer vom Erfinder in Dresden veranstalteten Vorführung berichten Dresdener und andere sächsische Tagesblätter, dass dieser Apparat in Bezug auf Anzahl und Schärfe der Abzüge, sowie auf Schnelligkeit, Sicherheit und Bequemlichkeit der Handhabung alles weit hinter sich lässt, was bisher durch die verschiedensten Copirapparate, autographischen Pressen u.s.w. geboten wurde. Der Hauptvortheil liegt darin, dass alles sonst erforderliche, so zeitraubende und lästige fortwährende Neueinfärben, Feuchten und Abwischen der Platten wegfällt, indem hier die Maschine alle diese Arbeiten selbsthätig ausführt und der sie Benutzende nichts weiter zu thun hat, als eine Kurbel zu drehen und mit der linken Hand den neu zu bedruckenden Bogen anzulegen. Dadurch wird es einer einzigen Person (und zwar ohne Motor) möglich, in der Minute etwa 20 und in etwa 1 Stunde 1000 Stück 1- bis 2seitige tadellose autographische Abzüge herzustellen. Die kleine, kaum die Hälfte eines gewöhnlichen Tisches einnehmende Maschine soll ebenso viel bezw. mehr leisten als die complicirte und meistens einen Motor erfordernde lithographische Schnellpresse. Sie bedeutet daher für die möglichst rasche und bequeme Herstellung von Autographien eine höchst werthvolle Neuerung nicht bloss für Behörden und kaufmännische Comptoire, sondern selbst für Druckereien. Die Herstellung und Uebertragung des zu vervielfältigenden Originals kann in der gewöhnlichen, bei Stein- und Zinkdruck üblichen Manier, aber auch nach einem bequemeren, Dr. Lunze'schen Special verfahren erfolgen, wodurch die Autographie für viele benutzbar werden dürfte. -h. Bücherschau. Meyer's Kleines Conversationslexikon. Sechste, gänzlich umgearbeitete und vermehrte Auflage. Leipzig und Wien. Verlag des Bibliographischen Instituts. Der erste Band der neuen Auflage dieses von uns geschätzten Nachschlagebuchs ist soeben erschienen. Der stattliche Band, der auf den ersten Blick seine nahe Verwandtschaft mit dem bekannten grossen Stammwerke verräth, umfasst auf etwa 900 Seiten Text die Stichworte „A“ bis „Golther“. Der bildlichen Erläuterung des Wortes dienen, mit vollendeter Technik und allen Hilfsmitteln der heutigen graphischen Kunst ausgeführt, 7 Tafeln in Farbendruck, 39 Holzschnittafeln, 26 Karten und 41 Textbeilagen. Schönere Schrift, scharfer, deutlicher Druck und eine Vermehrung der Beilagen (das vollständige Werk wird allein 26 Farbendrucktafeln aufweisen) sind das äussere Merkmal der durchgreifenden Umarbeitung, während die genauere Prüfung ergeben hat, wie sehr es bei tiefergehender Behandlung zugleich durch eine erhebliche Erweiterung des Stoffes, durch grössere Präcision in den Erklärungen und planmässige Durchführung der Nachweise gewonnen. Besondere Berücksichtigung erfuhren die gegenwärtigen Zustände im Staats- und Culturleben, die Fortschritte der Technik, der landwirthschaftlichen Gewerbe, der Naturwissenschaften, der Heilkunde und Gesundheitspflege, die Ergebnisse der Forschungsreisen wie die Bewegungen auf den Gebieten der Socialpolitik und Colonien, die militärischen Fortschritte der Hauptstaaten in Heer und Marine, die Ergebnisse der letzten Volkszählungen u.s.w. Die Gewerbeordnung für das Deutsche Reich in ihrer Gestaltung nach dem Erlass vom 24 Juli 1897 von Ministerialdirector v. Schicker. Vierte Auflage. Erste Lieferung. Stuttgart. Verlag von Kohlhammer. 369 S. In dieser ersten Lieferung haben die §§ 1 bis 80 der Gewerbeordnung eine Neubearbeitung erfahren, wobei sie mit Erläuterungen und Anmerkungen versehen wurden, welche namentlich dem Praktiker von grossem Werthe sein können. Distribution de l'énergie par courants polyphasés par J. Rodet. Paris. Gauthier-Villars. 338 S. Lehrbuch der anorganischen Chemie von Prof. Dr. H. Erdmann. Braunschweig. Verlag von Vieweg und Sohn. 756 S. 276 Abbildungen und 4 Tafeln. Dieses von der Verlagsbuchhandlung würdig ausgestattete Buch kann als eine neue Auflage des bekannten Goruss-Besanez'schen Werkes bezeichnet werden, welche eine dem veränderten Stand der Wissenschaft Rechnung tragende gründliche Umarbeitung erfahren hatte. Ein besonderer Werth ist dem Buch zuzusprechen, dass in demselben versucht wird, das Vorkommen der Stoffe auf geologischer Grundlage dem Verständniss näher zu bringen, die mannigfaltigen Anwendungen derselben im täglichen Leben besprochen werden, die Productions- und Preisverhältnisse eine Berücksichtigung erfahren und in demselben auch die historische Entwickelung berührt wird.