Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 312, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 109
Download: XML
Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Messrädchen von Oberst Richard Jakob. Die Erfindung, mittels eines Rädchens die Entfernungen auf Situationsplänen und in topographischen Karten aufzusuchen, ist schon ziemlich alt und führt auf den Gedanken, dass direktes Feldmessen mittels Rades vorausgegangen sein müsse. Schon Vitruvius, des Kaisers Augustus berühmter Baumeister, erwähnt der Radlängenmessungen auf geradlinigen und gekurvten Strassen in seiner Architectura und gibt ausser solchen Messfahrzeugen dort in Lib. X Cap. XIV sogar eine Anweisung, „wie man durch künstliche Machination auf einem Wagen oder Schiff den gefahrenen Weg messen soll“. Der berühmte Mathematiker Jakob Leupold gibt uns in seinem vortrefflichen Werke: Theatrum Arithmetico-Geometricum, 2 Teile, Leipzig 1727 und 1739, unter Beifügung vortrefflicher Kupfertafeln in II. Kap. 3 S. 12 ff. den Weg zu messen, insonderheit von den Schrittzählern, eine grosse Anzahl von Radinstrumenten an. Derselbe spricht von Levinus Hulsius, 1600, der einen Wegzähler konstruierte, welchen man zu Fuss, zu Pferd und bei Kutschen gebrauchte, beschreibt dann dreierlei Arten Wageninstrumente, Viatoria, welche durch den Umlauf der gewöhnlichen Räder den Weg in ¼, ½ und ganzen Meilen anzeigten. Hierauf folgen: Ein Spazierstab mit einem Schrittzähler; ein Schrittzähler von besonderer Einrichtung, da ein einziger Zeiger nicht nur an der äusseren Abteilung (Zähne) die Schritte bis auf 100, sondern auch an der inneren Abteilung (Zahnübertragung) dieselben von 100 bis 10000 weist; Anselmi de Boetii Reiseinstrument, beschrieben in der Historia Gemmarum und Lapidum, Lib. II S. 469; mittels der Boussole einen Weg zu messen und in Grund zu legen; Wageninstrument, wie viel geometrische Schritte man mit dem Karren fortgefahren; besonderes Instrument, das keines Zuges bedarf, sondern wo die Räder mittels eines schweren Penduli ihre Bewegung erhalten u.s.w. Es ist auch sicher, dass die auf hoher Kulturstufe gestandenen ältesten Völker, wie z.B. die Aegypter, die Wege, auf denen Quader von ungewöhnlichen Dimensionen und andere Baumaterialien transportiert werden sollten, mittels Rädern gemessen und dass dieselben auf Plänen, deren Herstellung nachgewiesen ist, Messungen vornahmen, selbstverständlich auf der Idee beruhend, hier kleine Messrädchen zu gebrauchen. Und auch unser heute zu besprechendes Messrädchen ist im Grunde genommen nicht mehr neu, nur durch Originalität seiner Konstruktion zeichnet sich dasselbe aus. Man vergleiche unsere Aufsätze über den Heller'schen KilometerzirkelD. p. J. 1895 295 225., über den Kurvigraphen des Geniekapitäns BonnefonIbid. 1894 294 * 110. u.s.w. Man wird uns diese kleine Einleitung um so mehr verzeihen, als wir der Meinung sind, dass Hinweise auf alte und neue Litteratur doch wohl immer wünschenswert erscheinen. So darf auch eines Instrumentes nicht vergessen werden, das ebenfalls zum Abgreifen der Weglängen in Karten und Plänen dient; dasselbe ist in Clemens Riefler's Fabrik mathematischer Instrumente in Nesselwang und München ausgeführt worden und fand seine Beschreibung und Abbildung durch Ingenieur Paul BeckS. Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1898 S. 227. unter dem Titel: Kartenzirkel mit umstellbarer, durch Schutzhülse bedeckter Spitzenplatte. Textabbildung Bd. 312, S. 110 Das Messrädchen von Oberst Richard Jakob, das nunmehr seine Beschreibung nebst Gebrauchsanweisung erhalten soll, ist uns durch den Verlag von F. Soennecken in Bonn (Fabrik in Poppeisdorf bei Bonn) zugekommen und kann von da um den Preis von 4 M. (ohne Lupe, mit Ring zum Anhängen) unter Nr. 46 und für 6 M. (mit Lupe zum bequemeren Lesen der Kartenschrift) unter Nr. 99 bezogen werden. In der Figur ist das Instrument im geöffneten Zustande, zum Gebrauch fertig, dargestellt; bei a befindet sich eine Drehachse mit Hebel, um welche der Tragarm des Rädchens in das aus zwei Parallelplatten bestehende Gehäuse zurückgedreht werden kann. Am anderen Ende hat der Dreharm eine Millimeterteilung auf Kreisausschnitt. Die Länge des Apparates in geöffnetem Zustande (ohne Ring) beträgt 9 cm. Das Messrädchen dient zum Messen von Entfernungen auf Situationsplänen, sowie auf oro-, hydro- und besonders topographischen Karten u.s.w. Dasselbe macht allerdings den Gebrauch des Zirkels überflüssig, wir möchten aber dadurch den von uns in oben citierter Abhandlung beschriebenen Kilometerzirkel des königl. bayerischen Majors Heller nicht zurückgedrängt sehen, denn dieser gibt direkt für die uns so wichtigen Massstäbe von 1 : 75000, 1 : 80000, 1 : 100000 und 1 : 126000 bezw. der Generalstabskarten von Oesterreich, Frankreich und Dänemark, dann: Deutschland, Schweden, Norwegen, Italien und Schweiz, sowie endlich von Russland, die Entfernungen an und kann ebenso, wie das Jakob'sche Rädchen von Offizieren zu Pferde gebraucht werden. Dass ein gut konstruiertes Rädchen nicht bloss für Offiziere, sondern auch für Ingenieure des Bau-, Vermessungs- und Kulturfaches, sowie für Reisende und Radfahrer und überhaupt für jedermann, der schnell Entfernungen auf Plänen oder Karten feststellen will, von grossem Werte ist, setzen wir als selbstverständlich voraus. Die scharfen Zähne des vorliegenden Rades sind 4 mm voneinander entfernt, die Spitzen der vorhin genannten Endung 1 mm. Die letzteren messen zusammen 5 mm, die Radspitzen nach einmaliger Umdrehung 10 × 4 = 40 mm. Bei jedem Massstab entspricht 1 mm der Karte \frac{1}{1000} des Kartenmassstabes in Metern, z.B. bei 1 : 5000 ist 1 mm der Karte =\frac{5000}{1000}=5\mbox{ m} der Wirklichkeit; bei 1 : 25000 ist 1\mbox{ mm}=\frac{25000}{1000}=25\mbox{ m} der wirklichen Grösse. Will man nun irgend eine Entfernung, meist eine gekrümmte oder gebrochene Linie auf einer Karte messen, die Entfernung eines Fixpunktes in einer kleineren Ortschaft bis zu einem Signale auf der Wegstrecke, so setzt man das Rädchen mit einer Endspitze fest auf den Ausgangspunkt der Messung, indem man das Gehäuse und. den Radarm senkrecht zur Kartenfläche hält, derart, dass der Hemmstift h anstösst und das Rädchen sich in der gewünschten Richtung bewegen kann. Nachdem 11 Punkte (= 10 Abständen zu je 4 mm = 40 mm) auf der zu messenden Linie eingestochen sind, hat das Rädchen eine Umdrehung vollzogen und stösst mit dem Hemmstift h an. Das Instrument wird nun um seine Achse gedreht, wobei die letzte Radspitze fest steht und nun fährt man in gleicher Weise mit der Absteckung von wieder 40 mm fort. Die letzte Spitze wird im allgemeinen mit dem Endpunkte der Messung, von uns oben als ein Signal angenommen, nicht zusammentreffen, man misst dann den Rest mit der bereits erwähnten Millimeterteilung m. Auf diese Weise erhält man also die gewünschte Länge auf der Karte in Millimetern. Ist beispielsweise der Kartenmassstab 1 : 100000, so ist 1 mm der Karte =\frac{100000}{100}=100\mbox{ m}; hat man 93 mm gemessen, so ergibt dies 93\,\times\,100=9300\mbox{ m} oder 9 km 300 m oder, da 80 m = 100 Schritt: \frac{9300}{80}=116,25 Schritte. Major Freiherr v. Schimmelmann betont in seiner dem Messrädchen beigegebenen Beschreibung noch den Wert des Instrumentchens beim Vergrössern und Verkleinern von Massstäben, sowie bei der Herstellung von Netzen zum Abzeichnen von Karten u.s.w. Wir möchten hier nur darauf hingewiesen haben, indem wir dem Zirkel in einem Falle und dem prismatischen Massstabe im zweiten Falle das Vorrecht gewahrt wissen wollen. Viel wichtiger erscheint uns die folgende Anwendung des Rädchens, welcher der Erfinder vielleicht noch nicht nahe getreten sein dürfte. Um nämlich in einer durch äquidistante NiveaukurvenS. unsere Schrift: „Die Geschichte, Theorie und Praxis der äquidistanten Niveaukurven“. Aarau 1869, Sauerländer. (Horizontalkurven) dargestellten Karte zwischen zwei festen, gegebenen Punkten, eine Kurve (Mittellinie eines Weges oder einer Strasse) von gegebener Steigung aufzufinden bezw. abzustecken, tritt an uns die Aufgabe heran, zwischen zwei aufeinander folgenden Niveaukurven immer ein gleiches Längenstück aufzutragen; dieses Stück wird nur bei sehr steilem Terrain, also bei sehr nahe aneinander liegenden Niveaukurven als Gerade auftreten, in den meisten Fällen aber als Kurve; alle diese Kurvenstücke werden aber dazu noch von der verschiedensten Krümmung sein. Man ist nun gezwungen, Zwischenhorizontalen einzuschalten. Arrangiert oder berechnet man dieselben dann so, dass die 4 mm-Teilung des Rädchens ihnen entspricht, so ist es ein Leichtes, mit dem Rädchen den besten der vielen Wege, welche den obigen Bedingungen entsprechen, in die Karte einzutragen. Nachdem wir auf diese, uns höchst wichtig erscheinende Anwendung des Jakob'schen Messrädchens aufmerksam gemacht haben, erübrigt uns nur noch, zu erwähnen, dass das vorliegende Instrument in seiner äusserst exakten und eleganten Ausführung jedem Interessenten auf das Beste zu empfehlen ist. München, 7. März 1899. Ernst Fischer. Rotierende Pumpe (System Lehmann) mit Druckentlastung und SpannungsausgleichD. p. J. 1898 308 59.. Die Fig. 1 bis 3 stellen das von der Wilhelmshütte in Waldenburg i. Schlesien gebaute Kapselwerk, System Lehmann, in der Ausführung als Pumpe dar, sowohl zum Fördern von dünnen wie von dicken Flüssigkeiten. Die Figuren zeigen die Pumpe während des Arbeitsganges mit den entsprechenden Kolbenstellungen. Die Pumpe ist nach jeder Seite umlaufend zu verwenden, d.h. es kann sowohl S Saugseite, D Druckseite, als auch D Saugseite, S Druckseite sein, entsprechend einer Rechts- → oder Links- ← Drehung des Arbeitskolbens Z. Unter der Annahme, dass S Saugseite, stellt Fig. 2 die Pumpe beim Beginn des Saugens dar. Der Kolben ZI tritt aus der Kammer des unteren sogen. Steuerkolbens und saugt bei seiner Weiterbewegung, ebenso wie ZIV, aus S Flüssigkeit an, so lange, bis die Kolben in Stellungen wie Fig. 1 bis 3 gelangt sind, in denen der Kolben ZI die Saugseite abgeschlossen hat, und nun die zwischen den Kolben befindliche Flüssigkeit nach der Druckseite gefördert wird, ein Vorgang, der sich bei jeder Umdrehung, entsprechend der Kolbenzahl, wiederholt; Ist D als Saugseite gewählt, so findet der entsprechende umgekehrte Vorgang statt. Textabbildung Bd. 312, S. 111 Fig. 1. Textabbildung Bd. 312, S. 111 Fig. 2. Textabbildung Bd. 312, S. 111 Fig. 3. Textabbildung Bd. 312, S. 111 Fig. 4. Das Wesentliche und Eigentümliche der Pumpen System Lehmann sind die Umströmkanäle oder -Aussparungen Y und YI, durch die sich die Konstruktion bedeutend von allen anderen unterscheidet. Denkt man sich in den Figuren die Kanäle als nicht vorhanden, so ergibt eine Betrachtung nachstehendes: Beim Ein- und Austreten der Kolben Z aus den Kammern K muss die in der Kammer enthaltene Flüssigkeit durch die Oeffnung X austreten bezw. durch diese Oeffnung die Kammer sich füllen. Da nun gerade bei der grössten eintretenden Kolbenmasse diese Oeffnung X ein Minimum ist, so wird die in der Kammer enthaltene Flüssigkeit komprimiert bezw. mit grosser Beschleunigung aus der Kammer herausgepresst und damit die ganze Druckflüssigkeitssäule beschleunigt werden. Auf der Saugseite muss die Flüssigkeit mit bedeutend grösserer Geschwindigkeit die Kammer anfüllen und wird einen Rückstoss auf die Saugflüssigkeitssäule ausüben. Da nun die Zeit des vollständigen Ein- oder Austretens eines Kolbens höchstens 1/30 bis 1/12 Sekunde beträgt, so wird ein bedeutender Stoss entstehen. Bei der nun rasch aufeinander folgenden Zahl der Erschütterungen wird sich ausser frühzeitiger Abnutzung ein beträchtlicher Kraftverbrauch ergeben, denn jeder Stoss in einer Maschine bedingt einen unnützen Kraftverbrauch. Bei allen rotierenden Pumpen sind nun diese Stösse vorhanden und bedingen neben raschem Verschleiss der Kolben, Wellen, Lager und Stopfbüchsen u.s.w. und geringer Betriebssicherheit, den ungünstigsten Wirkungsgrad. – Das Diagramm Fig. 4 zeigt die Grösse der Stösse bei allen Pumpen ohne Spannungsausgleich. Bei der Lehmann-Pumpe, mit Druckentlastung und Spannungsausgleich, sollen nun durch die Umströmkanäle oder -Aussparungen Y und YI alle vorher erwähnten Uebelstände vermieden sein. Eine Beschleunigung oder Verzögerung der Flüssigkeitssäulen, durch die eine Erschütterung (Stoss) bedingt wäre, kann nicht stattfinden, da die Querschnitte sowohl für die aus der Kammer zu verdrängende, als auch dieselbe füllende Flüssigkeit hinreichend grosse sind. Die Lehmann – Pumpe besitzt demnach gegenüber allen anderen Systemen neben grösster Betriebssicherheit und geringster Abnutzung aller beanspruchten Teile den günstigsten Wirkungsgrad. Im Diagramm (Fig. 4) zeigt die mit L bezeichnete Kurve die Maximalbeschleunigung bei Lehmann-Pumpen. Die Umströmvorrichtung hat noch einen weiteren bedeutenden Vorteil. Wenn die Kammer gegen die Druckseite abgeschlossen ist (Fig. 1), befindet sich in derselben Flüssigkeit mit Druckspannung. Bei allen anderen rotierenden Pumpen kommt nun die druckgefüllte Kammer plötzlich mit der Saugseite in Verbindung. Dadurch wird, zumal bei grösserer Saughöhe, die Saugleistung der Pumpe erheblich vermindert und damit der manometrische Nutzeffekt. Je grösser der Druck, um so bedeutender und schneller sinkt der Nutzeffekt. Durch die Umströmkanäle wird nun nachstehendes erzielt. Ist die Kammer K (Fig. 1) mit dem Raum zwischen ZIII bis ZIV in Verbindung, so gleicht sich die Spannung beider Räume aus, und zwar entsteht in ZIII bis ZIV eine Spannung, die nahezu so gross wie die auf der Druckseite vorhandene ist, da in dem Raume schon zum Teil Spannung enthalten ist, wie aus nachstehendem hervorgeht. Kommt nun Raum ZI bis ZIV mit der Druckseite in Verbindung, so vereinigen sich Flüssigkeiten gleichen Druckes, es kann kein Stoss entstehen. Hat nun der Steuerkolben den Kanal Y abgeschlossen, wie in Fig. 3, so findet ein abermaliger Druckausgleich zwischen der Kammer und dem Raum ZI bis ZIV statt, so dass, wenn die Kammer mit der Saugseite in Verbindung kommt, überhaupt keine Spannungsunterschiede vorhanden sind. Der manometrische oder Raumnutzeffekt ist daher der allergünstigste. Ausserdem ist der Steuerkolben von dem auf demselben lastenden Drucke durch entsprechende Vorrichtung entlastet, so dass schädliche Reibungen an der Gehäusewand nicht entstehen können. Da nun diese Vorrichtung in geeigneter Stellung ebenfalls die Kammer mit Flüssigkeit von Druckspannung füllt, so kommt auch bei der Verbindung der Steuerkolbenkammern mit der Druckseite keine Spannungsdifferenz zusammen, so dass Stösse ebenfalls vermieden sind. Die Fig. 1 bis 3 zeigen diesen Vorgang durch entsprechende Schraffierung. Die neue Lehmann-Pumpe besitzt demnach grosse Vorzüge gegenüber anderen Konstruktionen, und dürfte dementsprechend der volumetrische Nutzeffekt, sowie auch der mechanische Wirkungsgrad bedeutend grösser sein als bei allen anderen Systemen. Die einzelnen Konstruktionseigentümlichkeiten wie die besondere Dichtungsart sollen hier nur flüchtig berührt werden. Indem die Flüssigkeit in den hohlen Kolben Z eintritt und in entsprechenden Nuten am äusseren und inneren Umfange durch die Geschwindigkeit auf hohen Druck gebracht wird, wirkt dieselbe dichtend. Diese Dichtungsart soll sich als vortrefflich erwiesen haben. Alle Konstruktionsteile sind im übrigen dem Verwendungszwecke entsprechend ausgebildet. Kondenswasserableiter von Rudolph Barthel in Chemnitz. Bei jeder Dampfleitung, jedem Dampfapparat u.s.w. muss das Kondenswasser, welches sich aus dem Dampf bildet, unter Vermeidung jedweden Dampfverlustes abgeführt werden. Dieses automatische Ausscheiden wird bewirkt durch Kondenswasserableiter oder, wie man kurz zu sagen pflegt, Kondenstöpfe. Von den Kondenstöpfen unterscheidet man zwei Arten: 1. solche mit geschlossenem Schwimmer, 2. solche mit offenem Schwimmer. Die erstere Art mit geschlossenem Schwimmer findet von Tag zu Tag weniger Anwendung und höchstens für niedrige Dampfspannung. Der Grund ist darin zu suchen, dass der Schwimmer an den Lötstellen leicht undicht wird, oder vom Dampfdruck, der nur von aussen wirkt, bei höherer Spannung zusammengedrückt werden kann. Die unter 2. benannten Töpfe mit offenem Schwimmer sind es, die heute am meisten und mit bestem Erfolge angewendet werden. Die bei vorerwähnten Töpfen genannten Uebelstände sind hier beseitigt, da der Drück gegen den Schwimmer von beiden Seiten gleich ist und auch, weil es infolge besonderer Einrichtung möglich geworden ist, den Schwimmer aus einem Stück, also ohne jede Lötnaht, herzustellen. Textabbildung Bd. 312, S. 112 Fig. 1. Ein guter Kondenstopf muss bei möglichst kleiner Form eine grosse Leistungsfähigkeit besitzen und ausserdem das Wasser ohne Dampfverlust ausscheiden. Um die Leistungsfähigkeit eines Topfes zu erhöhen, hat man an demselben ein sogen. Doppelventil konstruiert, derart, dass zunächst beim Beginnen ein kleines Ventil und mit diesem ein zweites grosses geöffnet wird. Bei den Töpfen mit offenem Schwimmer wird die Verschiedenheit des spezifischen Gewichtes von Dampf und Wasser zum Oeffnen und Schliessen des Ventiles benutzt. Für die Grösse ist die Menge des abzuführenden Wassers massgebend. Das abfliessende Kondenswasser kann bis auf eine der Dampfspannung entsprechenden Höhe gedrückt werden, um es eventuell für andere Zwecke zu verwenden. Es ist aber dann hinter dem Topf ein Rückschlagventil einzuschalten, damit das Wasser nicht zurückfliesst. Wenn das Wasser frei abfliessen kann, so steigert dies die Leistungsfähigkeit, ebenso wie sie bei höherem Drucke eine grössere wird. Die Töpfe werden geliefert mit Schlamm sieb, um das Innere vor Unreinigkeiten zu schützen, und mit Gegenflanschen, also fertig zum Einsetzen in die Leitung. Die Apparate sind zu verwenden für Dampfspannungen von 1 bis 10 at, arbeiten aber auch bei Abdampf; nur muss dann beachtet werden, dass der Topf mindestens 1 m tiefer steht, als der niedrigste Punkt der Heizung. Das Verbindungsrohr darf nicht unter 1 Zoll 1. W. sein, und ausserdem muss das Kondenswasser frei abfliessen können, darf also nicht hochgeführt werden. Genau wie die Töpfe mit geschlossenem Schwimmer, aber viel sicherer, arbeitet der in Fig. 1 dargestellte Kondenswasserableiter. An diesem Ableiter ist eine Skala, nach Atmosphären eingeteilt, angebracht, ebenso wird ein Schlüssel beigegeben, um den Apparat beliebig einstellen zu können. Die Wirkungsweise der Töpfe mit offenem Schwimmer (Fig. 2) ist folgende: Textabbildung Bd. 312, S. 112 Fig. 2. Durch den eintretenden Dampf wird alle Luft aus der Leitung getrieben. Das von dem Dampf mitgeführte Wasser hebt den Kupferschwimmer in die Höhe, so dass letzterer das Bodenventil im Schwimmer schliesst. Das sich sammelnde Wasser steigt nun in dem Topfe, bis es über den Rand des Schwimmers in denselben stürzt und ihn füllt. Infolge der Schwere des Wassers sinkt der Schwimmer und öffnet so das Bodenventil, bis der nachströmende Dampf den leergewordenen Schwimmer hebt und dadurch das Ventil wieder schliesst. Hat sich abermals genügend Wasser angesammelt, so wiederholt sich der Vorgang aufs neue und ohne Unterbrechung. Fig. 3 stellt einen Kondenstopf mit selbstthätiger Entlüftevorrichtung (D. R. G. M. Nr. 42445) dar. Bei vorerwähnter Konstruktion muss, für den Fall sich Luft in der Leitung angesammelt hat und der Topf infolgedessen versagt, um denselben wieder in Gang zu bringen, das Umgangsventil geöffnet werden, damit alle Luft entweichen kann. Bei dieser Art ist das nicht nötig. Die Wirkung der selbstthätigen Entlüftevorrichtung beruht auf Ausdehnung durch Wärme. Ist der Topf kalt, so ist das Entlüftungsventil geöffnet. Kommt die Leitung aber in Betrieb, so drückt der einströmende Dampf die Luft vor sich her und durch das geöffnete Ventil hinaus. Ist der Topf nun mit Dampf gefüllt, so dehnt sich durch die Wärme die Entlüftestange aus und schliesst das Ventil ab. Jetzt kann der Topf arbeiten und auch kein Dampf entweichen, da durch die anhaltende Wärme das Entlüftungsventil geschlossen bleibt. Kommt die Heizung ausser Betrieb, so erkaltet die Stange und öffnet das Ventil, um bei Inbetriebnahme die Luft entweichen zu lassen. Textabbildung Bd. 312, S. 112 Fig. 3. Das Nachsehen und Prüfen der Apparate wird in einer besonderen „Probierstation“ unter Benutzung eines für Probier zwecke aufgestellten Dampfkessels für 12 at besorgt. Eine ganze Anzahl Apparate arbeitet ständig an der Dampfleitung, so dass durch die dauernde Beobachtung selbst die kleinsten Mängel beseitigt worden sind. Erwähnt sei noch, dass die Töpfe in Massen hergestellt werden; so kommen z.B. von den gangbarsten Grössen nicht unter je 500 Stück zur Vorgabe. Bücherschau. Die Eisenbahntechnik der Gegenwart. Herausgegeben von Blum, Geheimer Oberbaurat in Berlin, von Borries, Regierungs- und Baurat in Hannover, von Barkhausen, Geheimer Regierungsrat und Professor an der Technischen Hochschule zu Hannover. Zweiter Band: Der Eisenbahnbau. Dritter Abschnitt: Bahnhofsanlagen. Bearbeitet von Berndt-Darmstadt; Beyer-Posen; Ebert-München; Fränkel-Berlin; Groeschel-München; Himbeck-Nauen; Jäger-München; Laistner-Stuttgart; Lehner-Kassel; Leissner-Kassel; Sommerguth-Königsberg; Wehrenfennig-Wien; Zehme-Nürnberg. Mit 616 Abbildungen im Texte und 7 lithographierten Tafeln. Wiesbaden. C. W. Kreidel's Verlag 1899. 868 S. Preis 24 M. Vereinfachtes Warenverzeichnis zum Zolltarif, Handbuch für die zollamtliche, zoll- und handelsstatistische Deklarierung, Abfertigung und statistische Behandlung von Waren, zum Gebrauch für Zoll- und Steuerbehörden, Beamte, Kaufleute u.s.w., bearbeitet und herausgegeben von Hermann Frantz, Zollamtsassistent I. Kl. im zollstatistischen Bureau zu Hamburg. Zweite unverbesserte Auflage. Leipzig. Verlag von Hachmeister und Thal.